Mittwoch, 23. Oktober 2019
But he don't love me like tequila does, nobody can
Ich hatte gestern einen sehr interessanten Abend. Mit Pietro.
Er fragte mittags, ob wir uns um neun in einer Bar treffen wollen. Zuvor hatte ich Maria gesagt, dass ich ursprünglich mit ihm verabredet wäre, aber mit in die Karaokebar kommen würde, wenn ich nichts mehr von ihm höre.
Ich stellte mich schon mental darauf ein, dass er sich nicht mehr melden würde und war absolut zufrieden mit der Tatsache, in die Karaokebar zu gehen. Dann kam seine Nachricht.
Ich wollte ursprünglich erst zur Karaokebar gehen und mich dann mit ihm treffen, aber das hätte sich zeitlich überhaupt nicht gelohnt. Also sagte ich Maria schweren Herzens ab. Ich bereitete meine Wohnung für den Fall vor, dass wir nach der Bar zu mir gehen würden, duschte und machte mich fertig. Ich nahm absichtlich die U-Bahn mit der ich ein wenig zu spät sein würde. Auf keinen Fall warte ich auf einen Kerl.
Bereits auf dem Hinweg bemerkte ich einen Grad der Nervosität, den ich schon lange nicht mehr hatte. Das letzte Mal vielleicht bei meinem dritten Treffen mit Eric. Oder bei meinen Klausuren im letzten Semester. Also versuchte ich mein Selbstbewusstsein so gut es ging vorzutäuschen.
An der Haltestelle hob ich noch Bargeld ab (in der Bar, in der ich meinen Geburtstag feierte, konnte man tatsächlich nicht mit Karte bezahlen, seit dem bin ich ein wenig vorbereiteter). Dann schlenderte ich zu „Tequlia does“ durch die nächtlichen, herbstlichen Straßen dieser wunderschönen Stadt.
Ich war noch nie in der Bar, in der er sich treffen wollte, wusste aber ungefähr wo sie war. Mit vornehmen zehn Minuten Verspätung ging ich zur Tür rein, sah mich ein wenig um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Also ging ich wieder raus und war im Begriff, ihn anzurufen, als ich ihn rechts neben mir stehen sah. Er rauchte und blickte nachdenklich in die Ferne. Ich ging auf ihn zu und begrüßte ihn, er gab mir zwei Küsschen auf meine Wangen. Ich erhaschte die Spur seines Parfums oder Aftershaves und es kam mir so bekannt vor. Später kam ich darauf: Sowohl Nihad als auch Addi schienen das selbe zu benutzen.
Er schlug direkt vor, dass wir in eine andere Bar gehen sollten, weil wir hier keinen Sitzplatz mehr bekommen würden. Ich willigte ein. Wir gingen durch die Straßen und führten ein wenig Smalltalk. Auch in den nächsten drei Bars hatten wir kein Glück. Sie waren brechend voll. In der vierten Bar hatten wir tatsächlich Glück und konnten zwei Plätze an der Bar ergattern. Er bestelle zwei Gläser Wein, obwohl ich ihm sagte, dass ich für nichts garantieren könne, wenn ich Wein trinke. Wir tranken und redeten.
Er erzählte mir, dass er aus Verona sei.
Ist das des Schicksals fucking Ernst?
Ich liebe Verona.
Wir redeten ein wenig über Italien, wo ich schon war, über seine Familie und seine Jugend. Er sagte mir, dass ich sehr unschuldig aussehen würde und fragte, ob ich jemals ein „naughty girl“ sei, während er seine Hand auf mein Knie legte.
Ich gab meinen ganzen Vergangenheits-Ichs ein Highfive. Wenn mein sechszehnjähriges oder sogar mein neunzehnjähriges Ich sehen könnten, dass ich in einer alten Bar die mit Büchern voll gestopft war mit einem sehr attraktiven Italiener Wein trank.
Las Gott etwa mein Tagebuch?
Okay, ich darf nicht übertreiben. Ich muss rational bleiben.
Um ihn ein wenig zu beschreiben: Er wirkt ein bisschen unnahbar. Bei unserer ersten Begegnung stufte ich ihn als kühl und emotionslos ein, mittlerweile würde ich ihn eher als sehr nachdenklich beschreiben. Er ist niemand, der viel lacht. Meist setzt er einen ernsten Gesichtsausdruck auf. Ab und zu verzieht er seine Lippen zu seinem Lächeln, aber die nachdenkliche Philosophermiene ist schnell wieder zur Stelle. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass er Philosophie studiert hat.
Falls man es noch nicht erraten konnte: Ich stehe sehr auf nachdenkliche, ruhige Typen.
Wir redeten und tranken unseren Wein aus. Ich dachte, wir würden noch eine weitere Runde bestellen, aber er stieg vom Barhocker runter, platzierte von hinten seine Hände auf meiner Taille und sagte:“I know a better place to be.“
Das ging ja schnell. Das sagte ich ihm auch.
Er meinte, dass wir hier weiter viel Geld für Wein ausgeben konnten oder einfach bei ihm Drinks machen konnten.
Wo er Recht hatte.
Er hatte mich überzeugt und wir zogen los. Glücklicherweise war seine Wohnung nur ein paar Straßen entfernt. Angesichts der Nähe zur Uni war ich fast ein wenig neidisch, aber als er mir dann den Mietpreis nannte, konnte ich es nicht glauben. Noch dazu war es eine WG.
Er sperrte die Haustür auf und wir gingen in den ersten Stock. Nach dem wir uns unserer Schuhe und Jacken entledigt hatten, fand er im Flur eine kleine Spielzeugpistole. Aus Spaß stellte er sich ans andere Ende des Flurs und sagte, ich solle auf ihn zielen.
Der Muchacho konnte nicht ahnen, dass ich schon öfter geschossen habe. Ich zielte und traf. Als er das gleiche probierte, landete das Geschoss auf halber Strecke auf dem Boden.
Nachdem ich ihn aufgrund dessen ein wenig aufgezogen hatte, gingen wir in die Küche. Er machte uns Gin Tonics. Wir tranken und redeten sehr viel. Ich war überrascht. Ich dachte, es würde bald zur Sache gehen, aber er machte keinerlei Anstalten und erzählte mir stattdessen von sich. Ich weiß nicht wieso, aber ich hätte ihn als nicht besonders ehrgeizig eingestuft. Ich erfuhr aber, dass er im Ingineurbereich studierte, Geschichte liebte und sich viel mit griechischer Mythologie beschäftigte. Er geht sogar alleine in Museen.
Entweder ist das eine sehr gute Masche verbunden mit einer perfekten Falle oder ein sehr verrückter Zufall. Ich war vor kurzem alleine im Stadtmuseum und es war toll, vielleicht sogar noch besser, als wenn ich in Begleitung dort gewesen wäre. Es gab wirklich jemandem in etwa meinem Alter, der das auch tat, anstatt zu Hause zu sitzen und Netflix zu schauen? Oder machen das mehrere und ich kenne einfach nur die falschen Leute?
Er erklärte mir, wie man Pasta richtig macht („I can teach you sometime if you want to“) und erzählte mir sogar Witze.
Als ich von meiner Arbeit in der Bibliothek redete, meinte er, er wolle einmal vorbeikommen, um dort böse Dinge mit mir zu tun.
Wir diskutierten über den besten Teil von Fluch der Karibik, die heißeste Schauspielerin und den heißesten Schauspieler. Wir redeten über griechische Mythologie, Schubladendenken darüber, ob meine letzte Beziehung gut oder schlecht endete. Dank des Alkohols erzählte ich es ihm.
Mittlerweile hatten wir unsere Gin Tonics geleert und waren zu Wein aus seiner Geburtsstadt übergegangen.
Erst Weißwein, dann Gin Tonic, dann Rotwein. Keine gute Kombi. Ich tat es trotzdem.
Er sagte, dass er tiefsinnige Gespräche mochte und fragte, ob es etwas gäbe, was mich belastete und worüber ich reden möchte. Ich erzählte ein wenig von meinen Zukunftsängsten.
Später wusste ich, dass das der Grund war, weshalb ich ihn plötzlich ganz nett fand.
Frauen kommunizieren, um Beziehungen zu schaffen. Frauen wollen sich verstanden fühlen.
Männer kommunizieren, um Probleme zu lösen. Männer wollen sich gebraucht fühlen.
Irgendwann kam sein Mitbewohner herein, wir redeten kurz, dann ließ er uns wieder allein.
Als ich meinen Wein austrank, fragte er mich, ob ich bleiben wollte und bot als Bestechungsmittel einen Pyjama oder ein T-Shirt sowie eine Zahnbürste an.
Ich fragte, wie vielen Mädels er das immer anbot, was er mit „No one“ beantwortete. Ich glaubte ihm nicht. So wie er aussah, nahm er wahrscheinlich jeden Abend eine Neue mit nach Hause.
Ich blieb.
Er gab mir eine Zahnbürste und ließ mich zuerst ins Badezimmer. Nachdem ich mehr oder weniger bettfertig gemacht hatte, ging ich in sein Zimmer, das hauptsächlich aus einem gigantischen Bett bestand, auf das er ein T-Shirt, das als mein Pyjama funktionieren sollte, gelegt hatte. Während er im Badezimmer war, zog ich mich um, legte meinen Schmuck ab und nahm sein Bett in Beschlag. Ich war an meinem Handy, als er wiederkam und begrüßte ihn mit den Worten:“I conquered your bed.“
Er ließ das nicht auf sich sitzen, beugte sich über mich und „kämpfte“ mit mir um sein Bett. Ich griff nach dem Kissen neben mir und schleuderte es gegen seinen (sehr schönen) Oberkörper. Er grinste leicht, beugte sich über mich und küsste mich. Wir machten rum und es ging ein wenig zur Sache, aber mehr ist auch nicht passiert. Es war ganz gut. Zwischen uns herrscht keine knisternde Anziehungskraft, wie ich es beispielsweise anfangs bei Eric hatte oder eine Chemie, wie sie zwischen Simon und mir herrschte. Vielleicht ist diese Anziehung auch nur da, wenn man Spannung aufbaut, was bei Pietro ja nicht wirklich der Fall war. Aber wir harmonierten ausgesprochen gut. Ich hatte die Oberhand nicht mehr, stattdessen begegneten wir uns – wie auch schon zuvor in unseren Gesprächen – auf Augenhöhe. Was mir glaub ich in der Hinsicht noch nie passiert ist. Er ist sehr männlich und das finde ich unglaublich attraktiv. Ganz zu schweigen von seinem schönen Gesicht. Das war das erste Mal, dass ich was mit jemandem hatte, der absolut absolut absolut mein Typ war. Highfive an mich selbst.
Dennoch muss ich vorsichtig sein. Da er so sehr mein Typ ist, tendiere ich vielleicht dazu, ihn zu verklären und sehe nur noch das, was ich sehen will. Ich muss rational bleiben.
Er ist nur noch zwei Monate in Deutschland.
Ich will keine Beziehung.
Er ist bestimmt nicht nur ein nachdenklicher Mann, sondern auch ein aufreißerisches Arschloch.
Es gibt viele andere, die zu hundert Prozent mein Typ sind.
Auch wenn wir so ganz gut verständigen können, trennt uns immer die Sprachbarriere.
Es steht in den Sternen, ob wir uns überhaupt wiedersehen.
Ich meine, ich hätte nichts dagegen. Aber würde ich ihm von mir aus schreiben? Ich kann es nicht sagen.
Vielleicht wäre es sogar besser, wenn es hier endet. Sonst bestünde die Gefahr, dass ich mich in etwas verrenne.
Andererseits...wir bereuen nur die Dinge, die wir nicht getan haben. Würde ich es bereuen, wenn ich ihm nicht schreiben würde?
Vielleicht.
Zurück zu dem was passiert ist. Wir sind kurz darauf schlafen gegangen und ich muss sagen, dass er mich sehr respektvoll behandelt hat. Bis auf ein kurzes Streicheln hat er mich nicht im Schlaf angefasst. Ich schlief ziemlich schlecht. Ich wachte immer mal wieder auf, weil ich total dehydriert war oder weil mir zu warm war. Irgendwann wachte er auf, weil auch ihm zu warm war. Er stellte fest, dass die Heizung voll aufgedreht war, drehte sie auf null und öffnete das Fenster. Die Aussieht auf seinen halb nackten Körper war sehr schön. :D Mein Wecker klingelte als ich mich gerade in einer Tiefschlafphase befand. Ich war so müde. Und verkatert. Er meinte, er hätte ebenfalls schlecht geschlafen. Er schien kein Morgenmensch zu sein, bot mir aber dennoch eine Tasse Tee an. Ich nahm sie an. Wir setzten uns in die Küche, tranken Tee und redeten noch ein wenig. Dann beschloss ich zu gehen. Ich musste arbeiten und davor noch in meine Wohnung, um mich umzuziehen und meine Sachen zu packen. Er kam noch mit raus vor die Tür, beschrieb mir den Weg zur U-Bahn und verabschiedete sich mit zwei Küssen auf die Wange.
Ich ging durch die nebeligen morgendlichen Straßen und versuchte zu verstehen, was passiert war.
Er war so was von mein Typ.
Aber war das unser letztes Treffen?
Sollte ich dafür sorgen, dass es nicht so war oder sollte ich warten, bis er sich meldet?
Ich meine, klar, er hat immer mal wieder Sachen gesagt wie „You can come over after your classes and I teach you how to cook pasta“ oder „I will come to your libary“ oder „If you need a massage you can come here“.
Aber: Mir scheint es sehr wahrscheinlich, dass er das nur so dahin gesagt hat oder mit der Intention, mir Honig ums Maul zu schmieren.
Wir haben zum Abschied nichts gesagt, ob wir uns wieder treffen oder nicht. Es ist also alles offen.
Ich fuhr heim, zog mich um und packte meine Sachen. Ich hatte keine Zeit mehr mein Makeup zu erneuern und wollte es auch gar nicht. Heute wollte nämlich ein Typ mit mir einen Kaffee trinken, den ich absolut abstoßend finde, der aber dermaßen hartnäckig und nervig war, dass er mich in die Ecke gedrängt hat und ich schließlich zusagte. Je weniger attraktiv ich an diesem Tag aussah, desto besser. Glücklicherweise hat der Typ den Kaffee wohl vergessen, weshalb ich umsonst hässlich zur Uni gegangen bin. :D
Gestern war ich wirklich ziemlich müde. Abends traf ich mich noch mit Chris. Wir gingen erst auf den Aussichtspunkt im Park, beobachten den nebeligen Sonnenuntergang über der Stadt und tranken Bier. Es war schön, mal wieder was mit ihm zu machen. Als es immer kälter wurde, beschlossen wir zu mir zu fahren. Wir tranken weiter Bier, aßen Nudeln und unterhielten uns. Gegen halb elf fuhr er heim und ich fiel einfach nur noch in mein Bett. Trotzdem stellte ich mir für morgens den Wecker. Ich ging laufen, packte meine Sachen und machte mich fertig. Nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht hatte, was ich im Hinblick auf Pietro wollte, schickte ich in der Dusche eine Bestellung ans Universum. Dann war ich mit Nadja und Julia zum Mittagessen verabredet. Es war ganz schön.
Gerade muss ich wieder arbeiten. Mich juckt es in den Fingern, ein paar Zeilen über ihn zu schreiben, aber es wäre besser, das nicht zu tun. Morgen geh ich mit Ina frühstücken, darauf freue ich mich schon.

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Dienstag, 22. Oktober 2019
I'm so clean no one believes that you were ever here
Momentan passiert ziemlich viel.
Es gibt so viel zu erzählen, so viele Dinge, die mir durch den Kopf gehen, wie etwa die Sache mit Naomi, Frauen in einer von Männer regierten Welt, Beziehungen ab einem jungen Alter, neue Musik, mein neuer Lieblingsautor, meine Fortschritte im Hinblick auf Selbstbewusstsein und Selbstreflektion und so vieles mehr.
Leider hab ich gerade nicht die Zeit, meine ganzen Gedanken zu diesen Themen nieder zuschreiben.
Also beginnen wir mit dem Einfachsten.
Zwei Tage nach dem Abend in der Karaokebar, ging die Gruppe feiern. Ich war hin- und hergerissen, ob ich mitkommen sollte oder nicht. Schließlich entschied ich mir dafür, da ich die Beginne dieser Freundschaften vertiefen möchte.
Wir trafen uns bei Fredrik zum Vorglühen. Ich war ein wenig nervös, als ich vor seinem überaus modernen Apparmentkomplex stand. Zunächst verstand ich auch das System der Klingel nicht, aber glücklicherweise ging es einem Mädchen und einem Kerl, die vor der Tür standen genau so. :D Ich rief Maria an, die mir das System erklärte. Als ich klingelte rief Guillemero (der schwule Spanier mit dem wunderschönen Gesicht) lauthals „Holaaa Chicaaaa“ durch die Anlage und ich nahm den Aufzug in den dritten Stock. Es waren weniger Leute da als ich erwartet hatte, was mir aber ganz recht war. Außer den bereits erwähnten war noch der italienische Danielle da. Ich begrüßte alle, Guillemero fing gleich an mich mit einer Art Schinken zu füttern, den es nur in Spanien gab. Zugegeben, er war ziemlich gut. Frederik mixte mir einen Drink – er betrieb so viel Aufwand, wie ich es nie für einen Drink tat (inklusive kleinem Deko-Schirmchen). Wir hörten Musik, unterhielten uns und fingen irgendwann an ein Tanzspiel auf der Konsole zu spielen. Wir müssen kurz festhalten, dass sie Abba genau so sehr lieben wie ich. :D Ich war mittlerweile bei Drink Nummer vier und hatte eine ziemlich gute Zeit. Meine anfängliche Nervosität hatte ich erfolgreich im Alkohol und der Tatsache, dass diese Menschen unglaublich nett und offen waren, ertränkt.
Man muss Dinge außerhalb seiner Komfortzone tun.
Maria erzählte mir und Fredrik von sich und Oscar und wie sie heute mit ihm keinen Sex haben könne, weil sie ihre Tage hatte.
Etwas später kamen Oskar und die israelische Tal hinzu. Kurz darauf verließen wir auch schon Fredriks Wohnung in Richtung Club. Wie immer kann ich mich an den Hinweg fast nicht mehr erinnern. Vor dem Club war eine ziemliche Schlange, also kaufte Danielle noch Bier und Pommes bei McDonalds. :D
Meine Drinks von vorhin enthielten unter anderem Tequila und der Mix mit Bier war bestimmt eine sehr gute Idee. Nicht. Aber ich war schon so gut dabei, dass es mir egal war.
Ich glaube, dass wir zuerst sogar nochmal die Schlange vor dem Club verlassen haben und in eine Bar gehen wollten, dann aber gesehen haben, dass sie zu hatte.
Ich weiß nicht wie lange wir gewartet haben, aber irgendwann kamen auch wir in den Club rein. Ich dachte, ich wäre schon einmal vor drei Jahren dort gewesen, aber alles wirkte so fremd, also musste ich mich getäuscht haben. Wir tanzten viel, die Musik war ziemlich gut. Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Ich erinnere mich, wie mir Maria von ihren Unsicherheiten bezüglich Oskar erzählte, als wir mal kurz unsere Näschen pudern waren. Ich sagte ihr ganz ehrlich meine Meinung. Oskar suchte im Club ständig ihre Nähe, aber auf eine unauffällige Art und Weise. Ihre Körper war ihm zugewandt, er ließ sie nicht aus den Augen, auch wenn es für andere so aussah, als würde er lediglich mit Tal tanzen. Er wollte sie. Sie wollte ihn.
Maria erzählte mir, dass sie ein ziemlich emotionaler Mensch sei und schnell Gefühle für jemand anderen entwickele. Oskar dagegen schien eher ein wenig kühl zu sein. Sie sollte vorsichtig sein, vielleicht noch mit einem weiteren Typ etwas anfangen, um nicht ihre ganze Energie auf Oskar zu konzentrieren. Ich sah ihr an, wie gerne sie mit ihm heimgehen würde. Ich ermutigte sie.
Bald darauf verabschiedeten sie sich. Übrig blieben Fredrik, Mary und ich. Vielleicht noch ein paar andere, ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich kann mich nicht wirklich an den Heimweg erinnern, bis auf ein paar Gespräche mit Mary, die ebenfalls meine (etwas entfernte) Nachbarin war. Und Fredrik, wie er mir von Norwegen und seinen Depressionen erzählte. Fredrik stieg an unserer Station aus, obwohl er noch eine hätte weiterfahren müssen. Wir verabschiedeten uns von Mary an der Kreuzung zu ihrer Reihe. Fredrik und ich blieben noch ein wenig stehen und redeten. Ich glaube es ging um seinen Heimweg, meine Vorlesung, die in drei Stunden beginnen würde und meinen Alkoholpegel. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er mich küssen wollte. Also vermied ich sehr auffällig JEGLICHEN Augenkontakt, umarmte ihn und ging in die Richtung meiner Wohnung. Hatte ich das richtig interpretiert?
Er ist wirklich einer der nettesten Menschen, die ich getroffen habe, aber ich will nur mit ihm befreundet sein. Außerdem dachte ich, er steht auf Maria?
Ich ging heim, schminkte mich ab und versuchte drei Stunden Schlaf zu bekommen. Ich wäre sogar wirklich in die Vorlesung gegangen. Aber ich habe vergessen meinen Wecker zu stellen und wachte um elf auf. Sehr gut. Ich war ein bisschen verkatert, was mich auch nicht überraschte. Ich aß, versuchte, mit meinem Leben klar zu kommen, packte meine Sachen und traf mich mit Toni auf einen Kaffee. Es war unglaublich schön. Ich vermisse sie. Sie ist von meinen Freundinnen diejenige mit dem größten Selbstwertgefühl. Sie ist unglaublich toll.
Was mich überraschte war die Tatsache, dass sie die Situation mit Naomi, von der ich ein ander Mal erzählen werde, sehr ähnlich sah.
Wir wechselten das Café und gingen auf eine Dachterrasse von der aus man einen wunderschönen Blick über die Stadt hatte. Wieder einmal war ich verliebt.
Noch kurz zum heißen Pietro. Er hat mir tatsächlich geschrieben und vorgeschlagen, dass wir heute Abend was trinken gehen. Bisher hat er sich aber nicht mehr gemeldet. Wenn er sich noch meldet, wir das heute ein sehr interessanter Abend. Wenn nicht, wird der Abend auch interessant, weil ich dann mit Maria und co in die Karaokebar gehen werde.
Ich habe das Gefühl, dass ich momentan mehr denn je zu mir selbst finde. Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl.
Ich habe vorgestern „Clean“ zum ersten Mal gehört und es erfüllte mich so sehr, dass ich es von den Dächern schreien wollte.
Don‘t know how I came out clean
My conscience is clean
I broke it off clean
I‘ve washed my hands of you clean
~
Made it to the other side
~
Your fingerprints
there ain‘t a sign of them on my body
But looking back now
I can‘t believe how dirty you got me
Like making me feel like I always needed you
Finding myself doing shit I never do
~
I‘m so clean no one believes that you were ever here.

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Mittwoch, 16. Oktober 2019
You don't own me, don't tie me down 'cause I'd never stay
Was ist gestern Abend passiert?
Ich hatte meinen ersten Unitag, der soweit richtig gut war. Ich hab richtig viele nette Leute wieder getroffen, am späten Nachmittag hab ich noch was mit Toni und Max gemacht. Nachdem ich noch eine Stunde gearbeitet hatte, fuhr ich heim, kochte etwas und machte mich fertig.
Ich hab vor ein paar Wochen meine Nachbarin, Maria aus Spanien kennengelernt, als sie eine Hausparty schmiss. Da unsere Gegend ansonsten von introvertierten Nerds bevölkert ist, fand ich es so cool, dass jemand eine Party veranstaltete. Also ging ich mit Ina und Vroni rüber und wir freundeten uns mir ihr an. Ich ließ mir direkt ihre Nummer geben, unter keinen Umständen würde mir dieses Mädel durch die Lappen gehen. :D
Ich schrieb sie am nächsten Tag an und wir beschlossen, dass wir uns treffen würden, sobald sie von ihrem Besuch bei ihrem Freund aus England zurück war. Gestern war es dann so weit. Wir trafen uns noch mit anderen Leuten, die Maria alle aus ihrem Sprachkurs kannte. Zuerst gingen wir in eine Bar in der Nähe. Die Leute waren so nett und ich hatte endlich mal das Gefühl auf etwas Neues zu treffen. Wir tranken Bier und unterhielten uns gut, danach gingen wir in eine Karaokebar. Ich war noch nie in einer Karaokebar, ich wusste nicht einmal, dass es in dieser Stadt eine gab.
Die Bar war wirklich cool. Die Lieder, die gesunden wurden, waren genau meine Musik und es waren Menschen aus allen Möglichen Ländern vor Ort. Später erfuhr ich dann, dass ich hier auf einer Austauschparty gelandet war und wahrscheinlich die einzige Deutsche war. :D Wir hatten eine gute Zeit. Ich sah einen Typ, den ich richtig gut fand und hatte kurz Augenkontakt mit ihm. Wir alle wissen, wie schlecht ich darin bin, Augenkontakt zu halten, weshalb wir uns alle denken können, wie kurz der Kontakt war. Mit Augenkontakt würde ich ihn nicht bekommen. Also versuchte ich es mir Shallons Tipps.
Eine gute Zeit haben. Das musste ich nicht vortäuschen. Die hatte ich. Dementsprechend war auch meine Ausstrahlung und ich lachte viel.
Dann achtete ich auf meine Körperhaltung, insbesondere auf meine Schultern.
Zuletzt hob ich mein Kinn ein Stück höher, als es mir angenehm war.
Irgendwann ging ich zur Bar und kaufte mir ein Bier. Ich stand ein wenig abseits vom Rest der Gruppe, trank mein Bier und genoss die Musik. Ich wusste nicht, was bei den anderen gerade abging, aber Maria und Frederik schilderten es mir so:
Die spanische Maria hatte auf ihrer Hausparty mit dem spanischen Oskar rumgeknutscht, weil sie sehr betrunken war. Ihre britische Freundin Sally stand aber auf Oskar, weshalb sie das nicht erfahren durfte. Maria beschloss an dem Abend in der Karaokebar erneut mit Oskar rumzumachen, „because he‘s good looking“ und Sally bemerkte es. Der norwegische Frederik, der oft der Vermittler zwischen allen war, berichtete, dass Sally ein wenig angepisst war und Oskar einen „dick“ nannte, was Frederik bestätigte. Frederik steht aber auch auf Maria, die aber weiterhin mit Oskar rummachen will, obwohl sie weiß, dass es keine gute Idee ist, da sie sehr schnell Gefühle für jemanden entwickelt. Noch dazu ist ihre Trennung von ihrem Freund, mit dem sie sogar zusammen gewohnt hatte, erst eine Woche her und sie ist noch ziemlich verletzlich. Marias Freundin aus Israel, deren Namen ich vergessen hatte, sang währenddessen „Lean on“. Es war sehr dramatisch.
Währenddessen spürte ich, wie mir jemand auf die Schulter tippte. Ich drehe mich um. Es war der Freund von dem heißen Typ.
Fuck. Der Scheiß funktioniert wirklich.
Er stellte sich mir als „Housan – half Italien, half Turkish“ vor und wir quatschten ein bisschen. Er fragte, wo meine Freunde wären. Ich erklärte ihm, dass sie kreuz und quer in der ganzen Bar verteilt waren und gab die Frage an ihn zurück. Er deutete auf seinen Freund – den heißen Typen -, der hinter ihm stand und auf seinem Handy rumtippte, und fragte, ob er mir ihm vorstellen sollte.
Hölle ja.
Wieso war das auf einmal so einfach?
Normalerweise beobachte ich Typen, die ich gut finde, nur aus der Ferne und wende schnell den Blick ab, wenn wir Augenkontakt haben. Dadurch entsteht unweigerlich der Eindruck, dass ich nicht interessiert wäre und die schönen Typen bleiben ewige Fremde für mich.
Diesmal nicht.
Wir gingen zu ihm rüber, er stellte sich mir als Pietro aus Italien vor.
Fuck.
Im Ernst?
Er war so was von mein Typ.
Wir redeten zu dritt ein wenig über dies und das und kamen plötzlich auf unanständige Themen.
Er meinte, dass die deutschen Mädels, die er bisher geküsst hatte, nicht gut küssen konnten und das konnte ich nicht glauben. Die Mädels, die ich geküsst hatte, waren nämlich Naturtalente. Es waren eher die Typen, die es nicht so drauf hatten.
Wir debattierten ein wenig darüber und schließlich schlug er vor, dass wir beide uns küssen sollten „just for science“ (bitte stellt euch dieses englisch mit einem wunderbaren italienischen Akzent vor). Mir war klar, was er wollte und erst zierte ich mich ein wenig. Aber ich wollte ihn auch und er sollte mir auf keinen Fall durch die Lappen gehen. Ich drückte Houssan meine Jacke in die Hand, stellte mein Bier ab, legte ihm eine Hand um den Nacken und küsste ihn.
Ich darf ihn nicht verklären, nur weil er mein Typ ist, also versuche ich rational zu bleiben:
Er war ganz gut, aber es war nicht der beste Kuss meines Lebens (Hust, Alex, Hust).
Als wir fertig waren, fragte er, was ich ihm auf einer Skala von eins bis zehn geben würde.
Ich wollte sein Ego nicht gleich boosten, deshalb antwortete ich:“Seven.“
Er konnte nicht glauben, dass ich ihn nicht besser bewertete, da er meine Kusstechnik mit einer „Nine“ versah.
Wir quatschten wieder viel, dann gingen wir raus, weil die beiden rauchen wollten. Mein Bier war mittlerweile geleert und ich spürte es ein wenig – da ich wieder ziemlich viel Scheiße redete. :D Aber es war wirklich lustig.
Als wir wieder reingingen, kaufte Pietro eine Runde Rum an der Bar. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, aber ich tat es trotzdem. Mir war klar, dass sie mich mehr oder weniger abfüllen wollten, um zu erreichen, dass ich mit ihnen nach Hause ging. Aber ich war vorsichtig. Pietro saß auf einem Barhocker, als er mich an sich zog, um mich erneut zu küssen. Er versuchte mich zu überreden, mit ihm nach Hause zu gehen, aber ich blieb standhaft. An einem anderen Abend bin ich das vielleicht nicht. Er fragte nach meiner Nummer, ich gab sie ihm. Wir knutschten noch ein wenig rum und ich wollte ihn wirklich. Diese ganzen schmutzigen Sachen, die er mir sagte, klangen so sexy mit seinem italienischen Akzent.
Ich hab wirklich eine Schwäche für diese Landsmänner.
Als das letzte Lied gesungen wurde, fragte ich den schwulen Spanier, dessen Namen ich ebenfalls vergessen hatte und dessen Gesicht wunderschön war, wo Maria war. Er meinte, dass sie schon gegangen wäre, weshalb ich ihn fragte, ob wir zusammen zur U-Bahn gehen wollten. Er sagte zu. Ich umarmte Houssan zum Abschied und wollte dasselbe bei Pietro machen. Er aber wehrte meine Umarmung ab und küsste mich. Ach. Er ist so männlich. :D
Es waren dann doch noch relativ viele aus unserer Gruppe da und gemeinsam gingen wir zur U-Bahn. Ich freundete mich mit einem dänischen Medizinstudenten an, der sich die ganze Zeit über mich lustig machte, aber ansonsten sehr nett war. Plötzlich tauchte auch Maria auf. Von ihr und Frederik erfuhr ich, was sich abgespielt hatte. Sie und Oskar hatten in einer dunklen Ecke rumgemacht, weshalb alle dachten, sie wäre schon gegangen.
Zusammen fuhren wir nach Hause. Frederik musste noch eine Station weiter. Ihn hab ich richtig ins Herz geschlossen. Und er hat die weichsten Haare, die ich jemals berührt habe. :D Zudem hat er mir die Erlaubnis gegeben, dass ich seine blonden Engelslocken jederzeit anfassen dürfte. Er ist mir direkt sympathisch. :D Maria und ich gingen im strömenden Regen nach Hause. Es war wirklich ein schöner Abend, auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass er so verläuft.
Ich hörte noch Musik und schminkte mich ab. So hätte ich mein Leben schon vor drei Jahren leben sollen. Es fühlt sich richtig an.

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Dienstag, 8. Oktober 2019
Everything will be alright if you keep me next to you
Dieser Blog ist seit kurzem acht Jahre alt geworden.
Unglaublich.
Wie schnell vergeht die Zeit?
Ich weiß noch, wie ich als Teenager irrational und von meinen Gefühlen geleitet meine Gedanken hier gepostet habe, nur um irgendwie damit umgehen zu können.
Es hat sich wenig und dennoch so viel verändert.
Ich kann immer noch am besten mit meinen Gedanken und Gefühlen umgehen, wenn ich sie niederschreibe. Dennoch würde ich sagen, dass ich im Laufe der Jahre ein wenig rationaler geworden bin. Manchmal geht immer noch mein Temperament mit mir durch, aber ich arbeite gerade sehr daran. Mir wurde nämlich bewusst, dass man sich nicht von seinen Gefühlen, sondern von der Logik leiten lassen sollte. Natürlich würde ich im Endeffekt immer auf mein Bauchgefühl hören. Aber wenn es darum geht wütend auf jemanden loszugehen oder sich bedacht zurückzuhalten, würde ich letzteres wählen. In der Ruhe liegt die Kraft. Reden ist Silber, schweigen ist Gold. Logik kann man nachvollziehen, Gefühle nur bedingt.
Mit meinem Blog bin auch ich um ein Jahr älter geworden.
Der Tag vor meinem Geburtstag stellte sich als wilder Ritt durch zahlreiche Emotionen heraus, da meine Erdbeerwoche an die Tür klopfte. Natürlich versuchte ich die negativen Gedanken durch simple Logik auszuhebeln, aber an manchen Tagen kommt der Kopf nur in Maßen gegen die Hormone an.
Ich saß in der Bahn, auf dem Weg in meine Wohnung und versuchte nicht enttäuscht darüber zu sein, dass mir sehr viele Leute abgesagt hatten. Ich hatte ein kleines Déjá-vu, das mich zurück in den Januar versetzte: Ich stand in der U-Bahn, blickte auf ein blondes, lächelndes Mädchen hinab und dachte:“Ich hoffe, du musst dich nie so fühlen.“
Natürlich hatten mir meine Freunde nicht aus Bosheit abgesagt. Die umgehende Grippe-/Erkältungswelle hatte auch sie mit sich gerissen und an ihre Betten gefesselt. Ich war selbst ein wenig angeschlagen.
Ich wusste, dass alles aus einem bestimmten Grund passierte. Und dass Gott es gut mit mir meint. Ich hörte „22“ und dachte mir:“Everything will be alright if you keep me next to you“. Ich sprach diese Zeile aber zu mir selbst. Alles wird gut sein, solange ich da bin. Solange ich mich liebe. Ich schrieb einen Liebesbrief an mich selbst, indem es unter anderem hieß:“So hart es klingt: Ich habe dich gehasst. Ich habe dich geliebt. Ich habe dich verloren. Ich habe dich gefunden. Aber: Ich war immer da. Ich werde immer da sein. […] Ich habe mit 16 Jahren auf dem Schulklo im Spiegelbild in deine Augen geblickt und Dämonen gesehen (You‘ve got your demons and darling they all look like me). Ich habe mit 18 Jahren in den Spiegel geschaut und pure Selbstliebe gesehen.
Es wird immer ein Auf und Ab sein. […] Du musst dir deine Fehler vergeben. Sie dürfen dich nicht jahrelang verfolgen.
Auf ein weiteres Lebensjahr. Ein weiteres Jahr gefüllt mit Segnungen. Ein weiteres Jahr gefüllt mit Liebe, Frieden und Lachen. Ein weiteres Jahr voller Gesundheit, Glück und Harmonie,
Ich verspreche dir. Dich dieses Jahr zu lieben. Und jedes darauffolgende Jahr. Vergebend, bedingungslos und ohne Grenzen und Zurückhaltung. [...]“
Ich bin mit meiner Selbstliebe schon ein ganzes Stück weiter gekommen. Mir ist es immer mehr egal, was andere Menschen denken und das ist so befreiend. Es ist immer noch Luft nach oben. Aber ich arbeite daran, Stück für Stück.
Vor ein paar Tagen wurde mir bewusst, was für ein Wunder es ist, dass ich lebe. Meine Existenz hätte im Laufe der Jahrhunderte zu Nichte gemacht werden können. Etwa im zweiten Weltkrieg, als zwei Männer ihm Einlass in ihr Zelt gewährten. Ansonsten wäre er in der Kälte der erbarmungslosen Natur erfroren. Oder ein paar Jahrzehnte später, als ihr ein großer, schwarz gekleideter Mann in den tiefen Wald folgte und bei ihrem Rückweg auf sie wartete. Wie oft bin ich schon dem Tod entkommen? Ich bin keine Person, die das Risiko und die Gefahr liebt, im Gegenteil. Aber wie oft bin ich unbewusst dem Tod entkommen? Sei es im Straßenverkehr, auf dem Nachhauseweg oder beim Joggen? Im Wald, im See oder in den Bergen? Ein dummer Zufall, eine unglückliche Aneinanderreihung von Situationen kann deine Existenz mit einem Schlag auslöschen.
Wie kann ich da mein Leben nicht lieben, wenn es so zerbrechlich ist?
Es ist ein Wunder, dass ich in dieser Form lebe.
Das sollte man schätzen. Jeden Tag.
Ich fuhr in meine Wohnung, zog mich um und machte mich fertig. Ich hörte meine Lieder-die-mich-glücklich-machen-Playlist und versuchte nicht in introvertierte Melancholie zu verfallen. Es gelang mir ganz gut, aber nicht zu hundertprozent.
Ich fuhr in die Bar, in der ich reserviert hatte. Ich war natürlich pünktlich, aber die Gäste kommen ja meist ein bisschen später. Es war irgendwann ziemlich schwierig die Plätze zu verteidigen, also zog ich mich mit einer Schildkrötenaura aber mit stolzer Körperhaltung in mich selbst zurück. Ich war ziemlich froh, als die Ersten, Ina und Vroni, ankamen. Ich fühlte mich gleich viel besser und warf meinen Schildkrötenpanzer ab. Nach und nach kamen alle anderen, sogar Max, obwohl auch er krank war. Es war wirklich eine nette Runde und ich habe so viel Liebe für sie alle übrig. Ich bin so dankbar für meine Freunde. Sie sind so unterschiedlich, aber ich liebe sie alle. Max, der Situationen immer beobachtet und kaputt analysiert, meinte, dass Toni Addi ziemlich abgecheckt hätte, als er reingekommen ist. Max steckte mir das natürlich sofort und ich spielte ein wenig Armor und fragte direkt mal bei Addi nach, was er denn von ihr hielt. Addi war auch angeschlagen und nicht wirklich in der Stimmung. Es war nicht gegen Toni persönlich. Ich habe mir schon so was in die Richtung gedacht. Toni ist eher der feste Beziehung Typ und Addi momentan eher nicht. Ich hätte nie damit gerechnet, dass Toni Addi gut finden könnte, aber objektiv betrachtet ist Addi wohl schon ein Schnittchen. :P
Wir tranken, redeten viel und fingen irgendwann an auch zu tanzen. Plötzlich sprach mich eine Blondine an und ich dachte mir schon ulala, aber dann checkte ich, dass sie nur den Wing(wo)man für ihren Freund spielte. Ich fragte sogar direkt nach, aber sie meinte, sie wäre in den Mitbewohner ihres Freundes – mit dem sie heute hier war – verliebt. Sie gehe mit seinen Freunden weg, damit er verstehe, wie toll sie ist. Das Ganze ginge schon drei Monate. Drei Monate. Ist der Typ es wirklich wert? Ich fragte nicht weiter nach, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt war. Langsam aber sicher verabschiedeten sich die Leute und ich rechnete damit, dass auch ich bald gehen würde. Dann passierte etwas ungewöhnliches: Macy wollte feiern gehen. Macy ist zur Zeit nicht wirklich motiviert, was feiern gehen angeht, aber sie sprühte vor Begeisterung. Übrigens sah sie wirklich toll aus an diesem Abend. Fabi wollte auch mitkommen, die anderen leider nicht. Wir drei blieben noch ein wenig in der Bar, tanzten, redeten mit der Blondine und ihren Freunden. Einer lud mich zum Frühstück ein – keine Ahnung warum, aber ich sagte zu. Ich weiß seinen Namen gar nicht mehr. :D
Ich hatte von meinen Freunden eine Polaroidkamera geschenkt bekommen (ja, sie sind absolut verrückt und ja, ich liebe sie wie verrückt), die ich nicht unbedingt mit in den Club schleppen wollte. Da Fabi in der Nähe des Clubs wohnte, den wir aus probieren wollten, schlug er vor, dass wir zuvor zu ihm fahren könnten und dort meine Kamera lassen könnten. Wir zogen los. In Fabis Wohnung angekommen wollte Macy noch einen Tee trinken, weshalb wir ein Tee-Rede-Kränzchen veranstalteten, das sehr lustig war. Fabi erzählte uns ganz viel Tratsch und Klatsch aus seinem Freundeskreis. Gegen halb drei gingen wir los zum Club. Wir waren alle noch nie dort gewesen. Max meinte einmal, dass der Club ein wenig alternativ wäre. Da ich Geburtstag hatte, kam ich umsonst rein. Ich merkte bereits, dass meine hohen Schuhe hier fehl am Platz waren, als wir den Schotterweg zum Haupteingang gingen. Der Außenbereich war auf merkwürdige Art und Weise cool. Überall Graffiti, dunkle Nischen, Container. Kühl, aber kreativ. Als wir das Hauptgebäude betraten kam ich mir vor wie ein normaler Mensch unter Aliens. Der Club war wie ein anderer Planet eingerichtet, die Menschen waren wie Zombies und ich hatte den Verdacht, dass hier so einiges an Drogen konsumiert wurde. Vielleicht war ich aber mittlerweile auch einfach zu nüchtern. Die Musik war überhaupt nicht meins, aber die Umgebung faszinierte mich. Wir zogen noch in den anderen Bereich des Clubs, umrandeten das Ganze von außen und beschlossen dann wieder zugehen. Keiner von uns hörte diese Musik und wir waren alle zu nüchtern.
Also gingen wir wieder zurück zu Fabi und tranken eine weitere Runde Tee. Er ist so ein Schatz. Er machte und sogar noch Nudeln – mit sehr viel Knoblauch – und überließ Macy und mir sein Bett. Wir redeten viel und aßen, danach legten wir uns hin. Macy – die übrigens eine der lustigsten Personen ist, die ich kenne – erzählte Geschichten aus ihrer Kindheit und wir schmissen uns weg vor Lachen.
Macy wurde früher in der Schule „Mülleimer“ genannt, weil sie immer die Essensreste von allen aß.
Ihre Lippen blieben mal an einem Eis am Stiel kleben, sie riss sie ab und aß das Eis mit blutigem Mund weiter.
Sie wollte ihren Schwarm in der dritten Klasse beeindrucken, indem sie ihn im Englischunterricht in der Bibliothek anrülpste.
Sie ist einfach so ein witziger Mensch. Dann schliefen wir eine Runde. Als der Wecker klingelte, machen Macy und ich uns auf den Weg zur U-Bahn. In der U-Bahn setzte sich der Mann gegenüber von uns direkt weg und ich konnte mir ungefähr denken, wie sehr wir nach Knoblauch rochen. :D
Dann fuhren wir heim. Es war wirklich ein schöner Abend. Auch wenn er so überhaupt nicht geplant war, aber manchmal muss sogar ich ein wenig spontan sein.
Auf der nach Heimfahrt fühlte ich mich seltsam frei. Ich hörte meine alten Taylor Swift Alben und sah nur mich. Es ging nur um mich.
Ich weiß, dass man jeden Tag etwas machen sollte, das man liebt. Ich war stets der Überzeugung, dass ich das tun würde. Lesen, Musik hören, die Natur genießen. Aber vielleicht ist das nicht genug. Ich höre auf damit, auf Menschen zu warten und mache es alleine. Schlösser besichtigen, in Museen gehen, lehrreiche Literatur kaufen, die Stadt erkunden, spazieren gehen. Dinge, die mich erfüllen.
Ich sehe nur mich. Und ich bin frei.

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Dienstag, 1. Oktober 2019
I forgot that you existed and I thought that it would kill me but it didn't
Dinge, die mir meine letzten Tage versüßt haben.
Die Putzfrau in der Arbeit hat mir gerade eine Birne geschenkt, weil wir uns immer unterhalten und sie mich nett findet.
Herzschmelz.
Der Wachmann, der mir Bescheid gegeben hat, dass die Richterin da ist.
Und die Richterin, die mir erzählte, wie nett sie und ihre Kollegen mich finden.
Dinge, die mich nachdenklich machen.
Mein Alkoholkonsum.
Ich hab es gestern ein wenig übertrieben und bin mir ziemlich sicher, dass ich in diesem Moment noch Restalkohol habe.
Meine Beine sind voller blauer Flecken und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich an alles richtig erinnere.
Haben sowohl Sevi als auch Fabi mir gestern eine Freundschaft Plus angeboten? Natürlich unabhängig von einander.
Hat Fabi mich gebeten ihn zu küssen, weil er ein Mädchen nicht mehr losgeworden ist?
Hab ich gestern ernsthaft einem wildfremden Typen meine Nummer gegeben?
Warum?
Sah es wirklich so aus, als würde ich was von Sevi wollen, nur weil wir uns gut unterhalten haben?
Ich erinnere mich, dass er mich gefragt hat, wo mein Freund wäre. Als ich ihm sagte, dass wir schon ewig nicht mehr zusammen wären, fragte er nach dem Grund. Ich sagte es ihm. Er konnte es nicht glauben. Dann fing er an, komische Andeutungen zu machen, an die ich mich leider nicht mehr genau erinnern kann.
Wir sind doch nur Freunde.
Man gebe mir Alkohol und es erwache meine extrovertierte, offene und scheinbar sehr flirty Seite.
Das ist ja alles schön und gut, aber sollte ich nicht ein wenig vorsichtiger sein?
Ohja, ich hab definitiv Restalkohol. Ein strahlendes Lächeln ist auf mein Gesicht gepflastert, sobald hier jemand reinkommt.
Normalerweise lächele ich etwas zurückhaltender.
Ich hab gar keine Lust auf Menschen. Ich will einfach nur schlafen. Oder vielleicht laufen gehen.
Aber leider hab ich Halsweh bekommen, weil ich gestern die Kälte, die mein Dekolleté streifte nicht bemerkte.
Ich bin sehr froh, dass ich gut nach Hause gekommen bin.

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Dienstag, 17. September 2019
So won't you slide away back to the ocean
Die Zeit nach meiner Arbeit ist doch nicht so entspannt, wie ich dachte.
Natürlich habe ich mehr Zeit und bekomme auch mehr Schlaf, aber eine richtige Erholung ist es nicht.
Das Praktikum ist ziemlich anstrengend, aber auch sehr spannend. Ich bekomme in so viele unterschiedliche Bereiche Einblicke, dafür bin ich wirklich dankbar.
Dennoch bin ich danach immer fix und fertig und habe keine Lust mehr auf Menschenmassen.
Gestern war ich nach dem Praktikum noch mit Ina und Vroni im Park. Danach waren wir noch essen. Es war wirklich schön. Wir genossen die letzten lauen Abende, schlenderten durch die beleuchtete Stadt und hatten eine gute Zeit. Wir trafen sogar kurz auf Joschua, der wohl ein bisschen überrascht war, dass ich so enthemmt war. Er hatte mich ein paar Wochen zuvor gefragt, ob ich mit ihm essen gehen wollte, aber es passte zeitlich bei mir nicht.
Na gut, vielleicht versuche ich es auch ein wenig zu vermeiden, weil ich kein Date haben will. Ich denke aber, dass er das mittlerweile gecheckt hat.
Letztens war ich mit Franzi und ein paar anderen Leuten bei einer Art Marathon mit Hindernissen. Es war so anstrengend. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich meinen Körper das letzte Mal so an seine Grenzen gebracht habe. Ich bin noch nie 16 km am Stück gejoggt. Plus Hindernisse war das echt nicht ohne. Wir waren ein Team aus sieben, drei Mädels und vier Männer. Ja, Männer. Ich frage mich immer, wo die ganzen Männer geblieben sind. Ich kann es euch sagen: Sie waren hier.
Ich weiß nicht, was es ist, aber die Kombination aus Teamwork, sportlicher Betätigung und Natur lies die Männer zu Tieren werden. Und ich fand es überaus anziehend. Ich muss auch sagen, dass die Männer aus unserem Team in guter Form waren. Und ja, es setzte mich minimal unter Druck, dass sie erst vor ein paar Wochen im Himalaya klettern/wandern waren. Wir haben uns an diesem Tag erst kennengelernt, aber nachdem wir die Ziellinie überquert hatte, fühlte es sich an, als würden wir uns schon länger kennen. Teamwork schweißt zusammen.
Ich war froh, dass wir starke, große Männer im Team hatten. Manche Hindernisse hätten wir ohne deren Hilfe nicht überwinden können. Meterhohe, glatte Wände zum Beispiel. Die Männer machten Räuberleitern, schoben uns nach oben und fingen uns auf der anderen Seite wieder auf. Sie trugen Baumstämme durch die Gegend. Einer kümmerte sich besonders gut um uns. Wir nahmen ein mehr oder weniger freiwilliges Bad im Eisbecken. Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, das Wasser fühlte sich wie tausende kleine Nadelstiche auf meiner Haut an und ich war kurz davor auszusteigen. Ich konnte aber nicht. Also tauchte ich unter der Rampe - wie vorgesehen - durch und wuchtete mich mit letzter Kraft aus dem Becken. Er gab mir die Hand und zog mich raus. Während ich immer noch versuchte, Luft in meine Lungen zu bekommen, sagte er, wir sollten uns in die Sonne stellen. Er wartete stets bei den Hindernissen auf uns, reichte uns immer die Hand und passte auf uns auf. Ich weiß nicht, was es war. Die Männlichkeit der Kerle oder meine Kraftlosigkeit am Ende. Aber ich wurde weich. Weiblich. Verletzlich. Normalerweise würde ich sie alle provozieren und behaupten, dass ich das alles ganz alleine schaffen würde. Aber im Gegensatz zu anderen Kerlen, versuchten sie gar nicht, sich mit mir zu messen. Sie kannten ihre Stärken. Und sie wussten, dass ich früher oder später auf ihre Hilfe angewiesen war. Obwohl ich es schon vorher wusste, war es mir mittlerweile umso mehr klar. Falls ich mich jemals binden sollte, brauche ich einen starken Mann.
Während des Laufs fühle ich mich wie bei einem militärischen Training. In meinen Beinen habe ich gut Kraft, die sind nicht das Problem. Aber meine Arme. Irgendwann hatte ich gar keine Kraft mehr in ihnen. Die Männer mussten mich hochziehen, weil ich mich selbst nicht mehr ziehen konnte. Ich bin ihnen wirklich sehr dankbar. Sie haben alles gegeben.
Ein Hindernis bestand aus einem 15m-hohen Klettergerüst. Wer mich nicht kennt: Ich hab Höhenangst.
Ich war kurz davor das Hindernis zu umgehen, aber Franzi überredete mich. Der eine Typ (ich hab natürlich seinen Namen vergessen), der immer besonders umschauend war, hob mich mit Hilfe einer Räuberleiter über die Rampe, damit ich zum Gerüst gelangen konnte. Meine Arme waren mittlerweile nur noch schlabbrige Spaghetti. So saß ich erst auf zwei Metern Höhe fest und versuchte irgendwie mich gut zu positionieren, um losklettern zu können. Dank meiner Kraftlosigkeit dauerte das eine Weile. Irgendwann war sogar schon der Typ neben mir. Da ich wirklich schon fertig war, versuchte ich auch nicht mehr ein Pokerface aufzusetzen. Dank meiner schnellen Atmung, meinem unsicheren Blick und wie ich ängstlich auf meiner Unterlippe herumbiss, war ihm wohl schnell klar, was Sache war.
Er:"Hast du Höhenangst?"
Ich nickte.
Er:"Ich auch. Aber wir machen das jetzt!"
Er wirkte überhaupt nicht so, als hätte er vor irgendwas Angst und auch nicht, als er neben mir hochkletterte.
Ich bat Franzi mir irgendetwas zu erzählen, damit ich abgelenkt war und nicht nach unten schauen würde. Sie erzählte mir von ihrer Arbeit, während ich übervorsichtig Schritt für Schritt nach oben kletterte.
Rückblickend kann ich es gar nicht so glauben, aber ich hab es geschafft. Verrückt. Ohne dieses Team, diesen Zusammenhalt, hätte ich mich das nie getraut.
Am letzten Hindernis fiel einer aus unserem Team hin. Ich kann mich sogar noch an seinen Namen erinnern. Marius. Er war spontan mitgekommen, war in der Nacht aber feiern und hatte noch guten Restalkohol. Nach sieben km meinte er schon, dass es ihm nicht mehr allzu gut ginge. Nach zehn km hatte er in beiden Waden Krämpfe. Am letzten Hindernis waren die Krämpfe so stark, dass er nicht mehr weiterlaufen konnte und hinfiel. Der extrem rücksichtsvolle Typ massierte ihm die Krämpfe raus. Marius legte seine Arme um die Schultern von ihm und einem anderen, und so schleppten wir uns alle ins Ziel.
Wir tranken und aßen erst mal ein bisschen. Die anderen lagen rum, während ich mich dehnte. Meine Oberschenkelmuskeln fühlten sich nach etwa zehn km nach Muskelkater an. Ich wusste, dass ich es morgen sehr bereuen würde, wenn ich mich jetzt nicht wenigstens ein bisschen dehnte.
Ich war wirklich gut fertig. Ich hatte nur wenig Schlaf, Franzi und ich sind lange Auto gefahren und dann haben wir uns so verausgabt.
Aber: Es war so cool!
Ich hab so was zuvor noch nie gemacht. Es war wirklich eine tolle Erfahrung. Und es war schön zu sehen, dass es noch richtige Männer gab.
Ich gehe ja eher mit den weiblichen Jungs in die Uni. Natürlich sind nicht alle so, aber die meisten. Selbstverständlich sind sie auch sehr lieb, aber es tut gut, Leute kennenzulernen, die komplett anders sind.
Franzi und ich wollten noch ein bisschen da bleiben, der Rest unseres Teams musste leider schon los. Wir verabschiedeten uns. Dann machen Franzi und ich uns auf zu den Duschen.
Es liefen nicht nur heiße Männer mit, sondern auch sehr heiße Frauen. Und die standen jetzt wie griechische Göttinnen unter der eiskalten Dusche. Ein sehr ästhetischer Anblick.
Nach der Dusche kauften Franzi und ich uns etwas zu essen und legten uns dann erst mal auf Franzis Picknickdecke zum Schlafen. Das tat so gut.
Danach schlenderten wir noch ein bisschen über das Gelände und fuhren dann nach Hause.
Ja, ich konnte mich am nächsten Tag noch bewegen. Aber sehr eingeschränkt. Meine Spaghettiarme tun mir heute noch weh. :D
Letzte Woche war ich ein bisschen für shoppen, was ich auch schon ewig nicht mehr gemacht habe.
Ich kaufte ein paar Klamotten, aber mein Herz ging auf, als ich im Buchladen stand.
Das war einfach meine Welt.
Und als ich durch die Bücher stöberte, wurde mir plötzlich etwas bewusst: Ich nutze jede Gelegenheit, um der Realität zu entfliehen. Musik, Geschichte, Bücher. Wenn ich tief darin eintauche, bekomme ich äußerst wenig von dem mit, was um mich herum geschieht. Es ist nicht so, dass ich die Realität nicht mag. Ich liebe mein Leben. Aber manchmal fällt es mir schwer, mit Menschenmassen umzugehen. In dieser Hinsicht hat definitiv meine Introvertiertheit die Oberhand.
Ich kaufte "Illuminati", was ich schon immer mal lesen wollte. Der Film ist ein Meisterwerk. Ich habe erst die ersten hundert Seiten des Buches gelesen und bin jetzt schon begeistert. Ich habe schon so vieles gelernt über Geschichte, Physik, Religion, Symbologie und Menschen. Die Idee und die Recherchen des Autors sind überragend.
Mal sehen, ob es "Julia" vom Thron stößt.
Heute arbeite ich, später muss ich noch ins Praktikum. Ich wollte eventuell laufen gehen, mal sehen, wie mein Körper das mitmacht.
Mit Eric hab ich mich übrigens nicht mehr getroffen. Ich schlug ihm einen Abend vor, aber als bis Mittag keine Antwort kam, hatte ich keine Lust mehr. Ich schaltete mein Handy aus, packte meine Sachen und fuhr nach Hause. Ich sitze nicht herum und warte auf einen Kerl.
Glücklicherweise wäre es bei ihm sowieso nicht gegangen, was er mir am Abend schrieb. Man stelle sich vor, ich hätte bis abends da gesessen und auf seine Nachricht gewartet. Nicht mit mir.
Dennoch schrieb er mir kurz darauf, dass ich doch nach Hamburg kommen sollte.
Ich bin im Zwiespalt. Ich war noch nie in Hamburg und würde wirklich gerne mal hin - unabhängig von ihm. Einfach um mir die Stadt anzuschauen. Aber ich will nicht für einen Kerl in eine Stadt fahren. Wenn ich mit einer Freundin fahren würde, könnte ich sie schlecht für einen Abend alleine lassen, nur weil ich mich mit ihm treffe.
Im September habe ich eh keine Zeit, weshalb ich mich nicht sofort entscheiden muss.
Wir werden sehen.

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Montag, 9. September 2019
They whisper in the hallway she's a bad bad girl
Lange ist es her.
Viel gibt es nicht zu erzählen.
Aber es gibt einiges, was mich beschäftigt.
Der Grund, wieso ich mich so lange nicht gemeldet habe, war meine Arbeit.
Es war extrem stressig. Ich bin in den letzten beiden Wochen oft erst um fünf ins Bett gegangen. In den letzten Tagen vor der Abgabe hatte ich, wenn es hoch kommt, stabile drei Stunden Schlaf pro Nacht. Als ich am Tag der Abgabe mein Wecker klingelte, dachte ich:“Ich kann nicht mehr.“
Ich war so müde. Aber ich gab die Arbeit ab und schlief erst mal fünf Stunden. Ganz wohl fühle ich mich immer noch nicht. Ich bin noch nicht bereit, mich mit der Arbeit auseinander zu setzen. Aber die Zeit wird kommen.
Am Tag der Abgabe verspürte ich auch Ohrenschmerzen. Auch mein Körper war fix und fertig. Glücklicherweise wurde ich nicht schon wieder krank.
Am Samstag war ich mit Lene feiern. Ich fuhr erst zu ihr zum Vortrinken. Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen. Wir redeten viel und dank meines nicht vorhandenen Trainings, spürte ich den Alkohol sehr schnell. Sie erzählte mir Dinge, die mich mehr als schockierten. Ich bin froh, dass sie sie mir erzählt hat. Ich denke, sie macht vielleicht oft einige Dinge mit sich selbst aus. Als ich die Tränen in ihren Augen sah, musste ich auch sofort anfangen zu weinen. Ich weiß nicht, was das zwischen uns ist. Vielleicht wurde dieses Band geknüpft, als wir uns in unserer Jugend immer am Turm trafen, über alles redeten, was uns belastete und zusammen weinten. Ich kann sie nicht weinen sehen, ohne auch weinen zu müssen. Als ich erfuhr, dass mein Ex mich betrogen hatte, konnte ich nicht weinen. Nicht mal abends alleine im Bett. Am nächsten Tag traf ich mich mit Lene und sobald ich es sagte und sie mich in den Arm nahm, flossen die Tränen. Ab da konnte ich endlich weinen.
Es brach mir das Herz sie so zu sehen. Ich war schockiert, dankbar, fassungslos, aber am meisten verspürte ich das Gefühl, unbedingt helfen zu wollen. Ich wusste nicht wie. Wahrscheinlich war ich gar nicht in der Position dafür, Deshalb fühlte ich mich so hilflos. Vielleicht ist das Einzige, was ich tun kann, für sie da zu sein, wenn sie jemanden braucht. Irgendwie fühlt sich das zu wenig an. Manchmal würde ich Menschen einfach gerne vor allem beschützen.
Das war auch eine Sache, worüber wir redeten.
Lene machte mir klar, dass ich Menschen nicht vor allem beschützen kann. Irgendwo ist mir das auch bewusst. Und irgendwo überhaupt nicht. Ich weiß, dass jeder seine Erfahrungen und Fehler machen muss. Und ich ich bin für jeden Fehler dankbar. Aber es ist so schwer für mich, jemanden auf diese Art und Weise los zulassen. Hin zu einem Menschen, der nicht mal ansatzweise gut genug ist. Der froh sein kann, dass er die selbe Luft atmen darf. Ich weiß, dass es hart klingt. Aber ich finde einfach, dass er ein Spast ist. Und dass er keine ritterlichen Intentionen hat. Kein reines Herz.
Ich versuche sie alle abzuschrecken, indem ich ihnen Angst mache. Bei ihm hatte ich leider noch nie die Gelegenheit dazu. Naja, früher oder später wird sie kommen.
Obwohl wir über zweieinhalb Stunden redeten, war es immer noch nicht genug. Wir haben uns einfach so lange nicht mehr gesehen und es gibt noch einige Themen, die wir gar nicht angesprochen haben.
Lenes Freundinnen warteten aber, weshalb wir noch Wodka und Orangensaft in einer Flasche mischten und loszogen. Lenes Wunsch war, einfach eine gute Zeit zu haben und ich gab mein Bestes, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Wir fuhren zum Club. Davor trafen wir Janina mit ein paar anderen, die auf dem Weg nach Hause waren. Unten auf der Tanzfläche war die rotzevolle Shelly. :D Sie war echt richtig betrunken. Sie hat die ganze Zeit neue Drinks bestellt. Lene meinte, ich solle sie ablenken, während sie Wasser in ihren Drink kippen wollte. Ich konnte ich daran erst wieder erinnern, als Lene mir das erzählte. :D Ja, ich war nach einigen Wodka Shots und ich glaube auch einem Wodka Bull ziemlich gut dabei. Wir tanzten, redeten mit irgendwelchen Leuten und hatten eine gute Zeit. Einmal waren Lene und ich auf einer anderen Tanzfläche und tanzten mit ein paar Schwarzen (die echt gut tanzen konnten). Dann zog Lene mich mit den Worten weg:“ Wir müssen weg hier, du weißt ganz genau, wie gern ich die mag.“ :D
Ich hab echt ein paar kleine Filmrisse, fällt mir gerade auf. :D Irgendwann hat uns Lenes Freund abgeholt und mich sogar nach Hause gefahren. Richtig lieb! Aber ich glaube, ich habe so viel scheiße im Auto geredet. :D Der Arme. :D
Ich hatte immer noch den arbeitsbedingten Schlafmangel, aber mittlerweile weiß mein Körper, wie man drei Stunden pro Nacht schläft und am nächsten Tag trotzdem total fit ist. Nach drei Stunden fuhr ich in ein Wellnesschwimmbad. Es war so angenehm. Kein Handy, keine Ablenkung. Die ganzen Probleme, Auseinandersetzungen, die ich auf nach die Abgabe schob, konnten nun Stück für Stück verarbeitet werden.
Natürlich hatte ich während der heißen Phase gar keine Zeit, mich mit mir und meiner Selbstliebe zu beschäftigen. Selbstverständlich sagte ich mir jeden Abend, dass ich mich liebe, aber mir fehlte die Zeit für mich. Die Zeit für meine Musik.
Ich hab es beispielsweise nicht geschafft, „Lover“ weiter zu hören, als bis zum 10. Lied. Ich hab es immer noch nicht geschafft, aber ich bin, während ich diesen Post schreibe, fleißig dabei. Ich finde das Album gut. Es kommt nicht an Speak Now oder 1989 heran, aber es ist definitiv besser als Reputation. Die offensichtlichen Metaphern haben ja ziemlich mit 1989 aufgehört. Die Zeit, die ich brauche, um mich in die neuen Metaphern einzuarbeiten, hatte ich bisher nicht. Aber ich bin dran. Ja, auch sonst habe ich Hobbys. :D Ich liebe Metaphern einfach.
Ein weiteres Problem, das ich vor mich hergeschoben habe, ist, dass Felix in zwei Tagen wieder eine schwere Zeit durchmachen wird. Vermute ich zumindest. So ganz lässt er es mich ja nicht wissen. Ich weiß, dass er mich genau so zurückweisen wird, wie er es die letzten Jahre getan hat. Und das ist okay. Ich werde es jedes Jahr wieder probieren. Und wenn er erst in zehn Jahren sagt, dass er darüber reden möchte. Oder in 60. Oder nie. Ich weiß, dass ich es probiert habe. Dinge, die Emotionen innehaben, muss man immer aus ihm herauskitzeln. Was mich ein wenig beruhigt hat, war die Tatsache, dass Tobi mir erzählt hat, dass Felix gaaanz selten mit ihm darüber reden würde. Er muss nicht mit mir darüber reden. Mir ist es nur wichtig, dass er nicht alles mit sich alleine ausmacht. Ich weiß, wie tödlich das sein kann. Ich habe nicht die höchste Meinung von Tobi, aber das hat mir sehr viel bedeutet.
Wir werden sehen, wie es dieses Jahr verläuft.
Ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen, Ich habe heute mit meinem Praktikum angefangen. Scheiße, ich liebe diese Stadt. Der Tag war aber ziemlich anstrengend, weil ich vier Verhandlungen am Stück ohne Pause hatte. Was bedeutet, dass ich weniger als einen halben Liter getrunken und zehn Stunden lang nichts gegessen habe. Nicht gut. Ursprünglich wollte ich danach noch in die Stadt gehen, aber ich war zu fertig, hatte Hunger und absolut keinen Bock mehr auf Menschen. Manchmal entziehen sie mir so viel Energie. Aber es war wirklich sehr interessant. Es ist nicht der Bereich, den ich machen möchte – bis jetzt zumindest – aber es ist bereichernd, einen vertiefenden Einblick in Dinge zu bekommen, die man an sich nicht so spannend findet, wie andere.
Würde ich Macy dieses Lebensupdate geben, würde sie jetzt fragen:“Uuuund? Was ist mit den Boys?“
Nun, nicht viel, würde ich wahrscheinlich antworten.
Das Schreiben mit Simon hat sich ziemlich ausgedünnt, weil ich wegen meiner Arbeit mal ein paar Tage nicht geantwortet habe. Scheinbar verkraftet das sein Ego nicht so gut. :D
Aber das ist okay. Wenn es passieren soll, wir es passieren. Wenn nicht, ist es besser so.
Ich werde keinem Mann hinterher jagen. Danke Shallon.
Was ein wenig komisch ist, ist dass ich noch mit Eric schreibe, Obwohl ich es gar nicht darauf angelegt habe, aber er schreibt mir immer mal wieder. Er fragte mich, ob ich nach meiner Abgabe nach Hamburg kommen wollte. Ich sagte ab. Mein ganzer September ist voll geplant, wie soll ich da nach Hamburg kommen? Vor ein paar Tagen meinte er, dass er nächste Woche in der Stadt ist. Ob ich Lust auf ein Bier hätte.
Muchacho. Wir haben uns doch erst vor zwei Monaten gesehen. Nicht mal.
War das schon genug Abstand?
Ich kann es nicht sagen.
Klar, ich hätte schon Lust, ihn wieder zusehen aber irgendwie auch nicht.
Wahrscheinlich habe ich gerade meine introvertierte Phase. Es liegt an diesem Wetter. Und an meiner Erdbeerwoche. Und an der verlorener Zeit mit mir, die ich nachholen muss.
Ich sagte ihm, dass es auf den Tag ankäme – was auch stimmt. Ich hab ziemlich viel vor diese Woche. Es wird Zeit, dass ich wieder ein Leben habe.

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Dienstag, 20. August 2019
So convenient for you to pull me into a room and lock the door
Ich weiß, dass ich mich lange nicht mehr gemeldet hab.
Der Grund war, dass ich mir eine fette Kehlkopfentzündung eingefangen habe. Wie? Ich hab absolut keine Ahnung.
Dadurch lag ich zwei Wochen im Bett und konnte nichts für meine Arbeit machen. Deshalb konzentriert sich jetzt meine ganze Energie auf die Fertigstellung der Arbeit.
Bis auf ein Ereignis gibt es nicht viel zu erzählen.
Ich wollte mich ja mit Simon treffen, wurde dann aber krank und musste absagen.
Am Sonntag hat Nadja ihren Geburtstag gefeiert. Wir sind bowlen gegangen.
Julia hat organisiert, dass sie, ich, Carl und Simon uns für ein Geschenk zusammen tun.
Am Sonntag schrieb sie mir, ob wir zusammen hinfahren wollten. Ich sagte zu, schaffte aber die U-Bahn nur knapp und war deshalb in einem anderen Abteil für sie.
Ich nahm noch Antibiotika und weil meine Ohren zu waren, hörte ich schlechter. Infolgedessen nahm ich alles wie durch einen leichten Schleier da.
Ich hörte "DO IT YOURSELF" in der Bahn und versuchte mich, mental darauf einzustellen, dass ich auf Simon wieder treffen würde. Ich wollte alles dafür tun, dass keine komische Situation entstehen würde.
Als ich ausstieg, musste ich zum anderen Ende des Bahnsteigs. Ich sah Julia schon von weitem, als ich näher kam stand dort auch Jakob. Und Simon. Ich war nicht darauf vorbereitet, ihn jetzt schon wieder zu sehen, aber ich nahm die Herausforderung an und ging entschlossen auf die Gruppe zu. Ich begrüßte alle mit einer Umarmung. Wir machten ein bisschen Smalltalk, wickelten die Geschenke noch ein und dann wurde ich glaub ich komisch. :D Ich weiß nicht warum, aber irgendwie konnte ich seinem Blickkontakt nicht wirklich standhalten (worin ich ja eh ziemlich schlecht bin). Um unter allen Umständen zu vermeiden, dass eine unangenehme Stille entstand, drehte ich ihm den Rücken zu und unterhielt mich mit Jakob. :D Warum bin ich so? :D Simon und Julia waren hinter uns, kurz darauf trafen wir auf Nadja und die anderen.
Zusammen gingen wir zum Bowling, wobei ich darauf achtete, dass ich im vorderen Teil der Gruppe war, während Simon im hinteren war.
Vielleicht war es mir unangenehm, weil schon ein paar Leute Bescheid wissen (Julia, Nadja, die es bestimmt Jakob erzählt hat, der es bestimmt Carl erzählt hat) und ich das Gefühl hatte, dass Nadja uns ganz genau beobachtete und analysierte.
An der Bowlingbahn angekommen, zogen wir unsere Schuhe an und bildeten zwei Gruppen. Wobei Nadja eher die Gruppen bildete und peinlichst darauf achtete, dass alle Jungs bei ihr und nicht in Julias Team waren. Dann spielten wir. Ich war anfangs ziemlich schlecht und war die Kugel immer nach links. Dann gab mir Julia den Tipp, dass ich meinen ganzen Körper drehen sollte und schwupps ging es um einiges besser. :D
Irgendwann kam auch Toni nach ein wenig Smalltalk gingen wir auf's Klo, um ungestört reden zu können.
Sie:"Und wie ist die Situation mit Simonsens (so nennt sie ihn)? Ein wenig unterkühlt oder?"
Ich:"Ja schon ein bisschen. Ich glaube, ich bin komisch."
Sie:"Schreibt ihr noch?"
Ich:"Ein bisschen."
Sie:"Er wirkt ein bisschen angepisst, weil du ihn ignorierst."
Ich:"Ich ignorier ihn gar nicht! Es ist nur irgendwie komisch, wenn so viele andere dabei sind."
Sie:"Ja, ich glaube, dass vor allem Nadja euch ganz genau beobachtet. Und ich bin mir sicher, dass sie euch immer noch verkuppeln will. Du kannst echt froh sein, dass Julia noch nichts davon weiß, die würde direkt auf den Zug aufspringen."
(Ich hab Julia bisher noch nichts erzählt, weil ich noch nicht dazu gekommen bin.)
Dann kam jemand rein und da wir beide in den Kabinen waren und nicht wussten, wer es war, mussten wir unser Gespräch beenden.
Dennoch dachte ich über das nach, was Toni gesagt hatte.
Wirkte es wirklich so, als würde ich ihn ignorieren?
Deshalb versuchte ich die Situation aufzulockern.
Als ich das nächste Mal mit bowlen dran war, war er auch gerade zufällig dran. Wir standen an diesem Kugeldings und suchten nach der perfekten Bowlingkugel. Als er nach einer griff, stieß ich spielerisch seine Hand weg und behauptete, dass das meine Kugel wäre. Haha, ich Zwerg mit einer 15kg-Kugel. :D Er lachte, nahm die Kugel und ich nahm eine leichtere.
In den nächsten Runden klatschte er manchmal, wenn ich wieder die Kugel in der Rinne versenkte. Grinsend bekam er dann von mir einen Mittelfinger geschenkt. :D
Wir spielten weiter und ich hatte richtig viel Spaß. Ich unterhielt mich gut mit den Leuten, lachte viel und war nicht mehr ganz so schlecht im Bowlen. Es schien so, dass je mehr Spaß ich hatte, desto frustrierter war Simon.
Einmal kam ich von einer Runde zurück, setzte mich wieder neben Toni, die plötzlich zu lachen anfing.
Ich:"Was?"
Sie:"Wenn du das wissen willst, komm mit was trinken."
Also standen wir beide auf und gingen zu unseren Getränken. Als ich an meinem Wasser nippte, flüsterte sie mir ins Ohr:"Als du dran warst, hat Simon dich gerade RICHTIG abgecheckt."
Ich:"Echt?"
Sie:"Ja! Aber ansonsten scheint er echt frustriert zu sein, weil du nicht mit ihm redest."
Ich:"Ich glaub nicht, dass es daran liegt. Es kann doch auch sein, dass er 'ne Nachricht von seiner Ex oder so bekommen hat."
Sie:"Ach stimmt, da war ja auch richtig Drama. Aber trotzdem."
Ich:"Ich glaub nicht, dass ich einen so großen Einfluss auf sein Gemüt habe. Aber schön, dass du mir das zutraust." :D
Wir gingen wieder zurück zu den anderen und spielten weiter.
Toni flüsterte mir die ganze Zeit ins Ohr, warum sie Simon nicht mag.
Er kommt nicht von hier, sie mag seine Haare nicht, seine Waden auch nicht, sie mag nicht, wie er redet etc.
Ich fand es sehr lustig. :D Ich liebe sie dafür.
Ich weiß, dass sie mir ihn nicht madig machen will. Sie meinte, sie stellt sich für mich einfach jemand anderes vor und hat dementsprechend hohe Ansprüche. :D
Ich finde es gut, dass sie das macht. Das hat sie auch vor über eineinhalb Jahren gemacht, als ich was mit Lukas hatte und irgendwann sah ich die Dinge genau wie sie. Und das war gut so. :)
Solche Freunde brauch ich. Keine, die Verkupplungsversuche starten.
Toni fragte mich auch, ob ich ihn heiß fände.
Nun ja ich sah ihn ja das erste Mal in vollem Licht und durch nüchterne Augen wieder und muss sagen...ich weiß es nicht. Ich schwankte von "Ich find ihn total sexy" und "Ich finde ihn gar nicht sexy". Danke Hormone. :D Manchmal erwischte er mich dabei, wie ich ihn abcheckte, aber ich wandte immer schnell den Blick ab. Hätte ich nur Alkohol trinken können, dann wäre es mir leichter gefallen, den Blickkontakt stand zu halten. Manchmal sah ich aus dem Augenwinkel, wie er mich beobachtete. Ich sah dann aber bewusst nicht hin.
Teilweise wünschte ich, wir würden uns heimlich davon stehlen und in einer dunklen Ecke rummachen, ohne dass jemand was davon mitbekam. Aber ich war mir auch Nadjas Adleraugen bewusst.
Er ist an sich nicht mein Typ, aber er konnte gut küssen, ist sehr sarkastisch und irgendwie finde ich seinen Körper anziehend. Und deswegen will ich ihn. :D
Dennoch ließ ich mich von seiner Stimmung nicht runterziehen. Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich. Ich hatte sehr viel Spaß. :D
Gegen elf beschlossen wir dann zu gehen. Draußen verabschiedeten sich alle.
Ich umarmte ihn, er behielt mich einen Augenblick länger in der Umarmung.
Dann sagte er:"Wir zwei müssen noch wegen unseren Gelübden schauen."
(Ich hatte ihm zuvor spaßhalber geschrieben, dass wir diese erst ablegen müssten, bevor wieder etwas laufen würde.)
Ich:"Ja, ich hab sogar schon meinen Ring. Wo ist deiner?"
Er:"Den musst du mir dann anstecken."
Ich verabschiedete mich von dem Rest der Gruppe. Die Jungs zogen noch los in Richtung McDonald's, Toni, Nadja und ich machen uns auf den Weg zur U-Bahn. Zum Abschied erwischte mich Simon, wie ich ihn erneut abcheckte und ich erntete ein schüchternes Lächeln dafür.
Dann fuhr ich heim.
Wir schreiben noch ein bisschen, mal sehen wohin das führt.

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