Sonntag, 27. Oktober 2019
Bitches, I don't trust them but they give me what I want for the night
Highfive mit mir selbst.

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Samstag, 26. Oktober 2019
Yeah girl I want you to be happy
Ein Thema, das mich seit einer Weile beschäftigt und hinsichtlich dessen ich eine Entscheidung getroffen habe: Naomi.
Ich kenne Naomi bereits seit ich vierzehn bin. Unsere Freundschaft hat mit einem simplen, aber ehrlichen Kompliment über ihre Jacke begonnen.
Sie war mein Fels, als ich als Einzige in einer neue Klasse kam, in der sich bereits lauter Cliquen gebildet hatten.
Sie war ganz anders als ich: Offen, selbstbewusst, provozierend, frech, rebellisch, unvernünftig.
Schon damals hörte ich, dass unter anderem Lehrer sagten, dass sie mir gut tue. Sie lockte mich ein wenig aus meiner introvertierten Reserve, auch wenn ich natürlich nach wie vor zurückhaltend blieb. Andere wiederum sagte, sie lenke mich vom Unterricht ab.
Ich erinnere mich daran, wie sie in der achten Klasse mit Stiefeletten, einer Strumpfhose voller Laufmaschen und einer so kurzen Shorts, dass man ihren Poansatz sehen konnte, in die Schule kam und unsere damalige Englischlehrerin sie zurück ins Internat geschickt hatte, um sich umzuziehen. Naomi kam mit einer langen schwarzen Hose, einer hochgeschlossenen weißen Bluse zurück und hatte sogar ihre Haare zu einem braven Zopf geflochten. Alles reine Ironie, um die Lehrerin zu provozieren, aber diese wollte entweder nicht darauf eingehen oder hat es nicht als solche empfunden.
Ich erinnere mich daran, wie sie zusammen mit Nathalie eine Ratte (Dope) als Haustier in ihrem Zimmer hielt, obwohl das laut Vorschrift verboten war. Naomi tat so ziemlich alles, was verboten war. Sie rauchte, sie kiffte, sie trank. Sie kletterte über Zäune, um mit 15 Jahren in Clubs, die ab 18 Jahren waren, zu tanzen. Sie schrieb einem Typ, mit dem sie mal was hatte, Nachrichten ins Gefängnis. Sie knutschte regelmäßig mit Nathalie im Schulflur rum, auf sehr provokante und Aufmerksamkeit erregende Weise. Sie war im Unterricht meistens auf Facebook unterwegs, wo sie sehr freizügige Bilder postete oder las Bücher.
Ich erinnere mich daran, wie ich zusammen mit ihr, Nathalie und Annalena in deren Zimmer zu "Whistle" tanzte, als es neu rauskam. Ich weiß noch, wie sie oft eifersüchtig auf Nathalie, ihre beste Freundin, war, weil diese von Jungs oft bevorzugt wurde. Ich erinnere mich an den Tag, als sie Julius im Unterricht eine Flasche an den Kopf warf. Ich erinnere mich an den Tag, als sie nicht zur Schule kam, weil ihr Opa, der wie ein Vater für sie war, gestorben war. Ich erinnere mich, wie wir unser Musikreferat auf ihren Wusch hin über Skrillex machten, der damals mehr oder weniger unbekannt war.
Ich erinnere mich, als sie die Schule wechselte und wir mehr und mehr den Kontakt verloren. Ich versuchte daran festzuhalten, aber Verlässlichkeit war noch nie Naomis Stärke. Als ich 16 Jahre alt war, hatten wir wieder ein wenig Kontakt und trafen uns in der Stadt. Wir aßen Frozen Joghurt und schlenderten durch die Einkaufsstraße. Ihr Gesundheitszeugnis, das sie für die Schule brauchte und lose in ihre Tasche gesteckt hatte, fiel unbemerkt heraus. Plötzlich hörten wir hinter uns Stimmen, die uns darauf ansprachen. Wir drehten uns um und wer hielt das eingerollte Zeugnis in der Hand? Nihads bester Freund. Nihad war ebenfalls von der Partie. Ausgerechnet kurz nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich keine Beziehung wolle. Es war ein wenig komisch und wir verabschiedeten uns bald, um wieder alleine zu sein.
Ich erinnere mich daran, wie Naomi wenige Wochen später einen Freund hatte und mich mehr oder weniger vergaß.
Ein paar Jahre später, ich glaube, im Herbst 2016, machte ich ein Foto von Flo und mir zu meinem Profilbild, woraufhin sie mich direkt anschrieb. Naomis größter Wunsch war bereits in der Schule gewesen, dass ich einen Freund habe. Wir schrieben ein wenig hin und her und beschlossen, uns zu treffen.
Es war schon Winter, als wir uns trafen. Ich erinnere mich, wie ich an ihrer Haltestelle, an der ich das letzte Mal vor fünf Jahren ausgestiegen war, ausstieg und mich nach ihr umsah. Ich entdeckte sie nirgends, erreichen konnte ich sie auch nicht. Plötzlich sah ich jemanden mit Hund auf mich zukommen. Es war sie. Sie hatte eine Haarmaske drin und trug deshalb eine Mütze mit Mauseohren. Wir gingen ein wenig spazieren, setzten uns auf eine Bank und redeten viel. Von da an hatten wir wieder mehr Kontakt. Wir trafen uns erneut, gingen Kaffee trinken, shoppen und redeten viel. Im Sommer gingen wir einmal feiern. Wir tanzen viel, sie fragte ständig:"Weiß Flo, dass du so tanzen kannst?" Wusste er es? Vermutlich nicht, er hatte jede Chance ausgeschlagen. Ich weiß noch, wie wir uns in dieser Nacht um vier Uhr morgens eine Straße vom Club entfernt in eine Türschwelle setzten und redeten. Sie meinte, sie sei sich nicht sicher, ob Flo wisse, dass ich so viele Facetten hätte. Die leisen Zweifel, die in mir schlummerten, wurden zum Leben erweckt. Sie stellte mir die ultimative Frage:"Liebst du ihn?"
Ich log sie an.
Nicht aus Böswilligkeit.
Sondern weil ich mich selbst ebenfalls belog.
Ich liebte ihn zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr und ich wusste es.
Aber mein Selbstwertgefühl war dermaßen zerstört worden, dass ich ihm weitere Chancen geben wollte. Unwissentlich, dass er mich seit mehreren Monaten betrog.
Anstatt wieder in den Club zu gehen, fuhren Naomi und ich zu ihr nach Hause, kochten Nudeln um fünf Uhr morgens und gingen dann schlafen. Einen so schönen Abend hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Sie tat mir gut.
Wir blieben in Kontakt, sahen uns aber nicht allzu oft.
Als ich im Herbst diesen Jahres erfuhr, dass Flo mich betrogen hatte, schrieb ich ihr sofort. Sie war gerade in den USA, rief mich aber am nächsten Tag sofort an. Auch sie war bei der "Mission Kotkrümel" eine Woche später dabei, schwarz gekleidet und mich einem persönlichen Geschenk von Jérôme. Ich erinnere mich daran, wie wir danach im Auto saßen und sie, als Deutschrappliebhaberin mir peinlich berührt sagte, dass sie Pietro Lombardis "Senorita" mochte. Wir redeten viel über das Ende meiner Beziehung, analysierten es zu Tode. Wir trafen uns ab und zu in einem Café, wenn ich Uni aus hatte und sie von ihrer Psychologin kam. Als ich sie einmal daheim besuchte, zwang sie mich zu essen, weil ich so dünn geworden war. Sie achtete nicht nur auf meine psychische, sondern auch auf meine physische Gesundheit. Sogar ihre Mutter fragte sie, ob alles okay bei mir war, da ich so dünn geworden war. Es war wahr. Meine Kniegelenke waren breiter als meine Oberschenkel, was für meine Statur nicht gesund war (und was ich selbst auch noch nie an mir erlebt hatte). Ich hatte keinen Appetit. Manchmal hatte ich das Gefühl, mich übergeben zu müssen, nachdem ich gegessen hatte. Ich drehte die Musik so laut es ging und machte Sport, einfach nur, um zu vergessen, dass er mich betrogen hatte. Mein stets rasendes Herz trug ebenfalls zu einem schnelleren Stoffwechsel bei und so verlor ich Kilo für Kilo. Ich habe nie absichtlich gehungert. Wenn es mir schlecht geht, wirkt sich das unweigerlich auf mein Essverhalten aus, ohne dass ich etwas dagegen tun kann.
Im Dezember kam Naomi mit Fabi zusammen, ich traf ihn zum ersten Mal auf Vronis Weihnachtsparty. Naomi war extra gekommen, um mich bei meinem Plan zu unterstützen, Flo so bald wie möglich begegnen zu wollen, einfach um das erste komische Aufeinandertreffen hinter mich zu bringen. Es sollte an diesem Abend im Club stattfinden, aber das tat es nicht. Bis auf unsere Gruppe und ein paar weitere Leute war niemand im Club. Seit dem hab ich nie wieder einen Fuß in diesen Club gesetzt.
An Silvester 2018 knutsche ich mit Lukas rum. Der beste Freund von Naomis bestem Freund. Wir hatten fünf Tage später ein Date, was eine sehr schlechte Idee war, weil ich nicht dazu bereits war und deshalb alles aus einer emotionalen, anstatt einer rationalen Sicht betrachtete. Naomi war Feuer und Flamme von der Idee, dass aus Lukas und mir möglicherweise ein Paar werden könne. Vielleicht hat mir diese Begeisterung nicht gut getan. Ich beendete den Kontakt, als Felix von unserer Knutscherei erfuhr und völlig ausrastete. Auch diese Situation analysierte Naomi zu Tode.
Im Frühling und Sommer wurde die Beziehung zwischen Naomi und Fabi ernster und ich geriet wieder in den Hintergrund.
Ich war es schon so von ihr gewohnt, deshalb war es nicht so schlimm für mich.
An meinem 21. Geburtstag schaute sie nur kurz vorbei, weil sie noch zu einem Familientreffen mit Fabi musste.
Im Dezember erhielt ich einen Anruf von ihr, dass Fabi sie betrogen hatte. Ich wollte ebenso für sie da sein, wie sie für mich dagewesen ist. Ich versuchte, mich oft mit ihr zu treffen, viel mit ihr zu reden und hoffte, dass es half.
Wir gingen viel feiern, ich hatte womöglich einen der besten Clubabende meines Lebens.
In März und April zog ich mich sehr von all meinen Freunden zurück. Ich hatte eine meiner bisher introvertiertesten Phasen. Auch von Naomi zog ich mich zurück, die gerade im Urlaub war.
Naomi und ich könnten charakterlich nicht unterschiedlicher sein. Deshalb verstand sie es auch überhaupt nicht, warum ich mich so zurückzog. Sie ist nicht unbedingt ein introvertierter Mensch. Dieses Verhalten nahm sie mir ein wenig übel. Ich wollte ihr es mal persönlich erklären, aber dazu kam es nie. Es folgte ein Semester voller Prüfungen, Semesterferien in denen ich meine Seminararbeit schrieb und ein Praktikum machte. Noch dazu war Naomi auch viel unterwegs. Und: Sie hatte einen neuen Freund. Dementsprechend war ein Treffen mit mir nicht unbedingt unter ihren Prioritäten. Sie tat was sie immer tut: Sie konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Beziehung und schob mich in den Hintergrund. Was mich früher sehr verletzt hatte, war mittlerweile normal und vorhersehbar für mich geworden. Auch wenn sie nach jeder Beziehung beteuerte, dass sie es das nächste Mal anders machen würde: Sie tat es nicht. Ich fand mich damit ab, eine Art On-Off-Freundschaft mit ihr zu führen. Vielleicht benutzen wir uns gegenseitig.
Naomi hat mir in vieler Hinsicht, vor allem nach dem Ende meiner Beziehung, sehr gut getan. Sie zeigte mir eine neue Seite des Lebens, brachte mich dazu Dinge zu hinterfragen und holte meine emotionale, sensible Seite mehr zum Vorschein. Sie ist einer der lustigsten Menschen, die ich kenne. Mit ihr wird es nie langweilig.
Dennoch gab es aufgrund unserer charakterlichen Unterschiede ein paar Reibungspunkte.
Ich würde mich als mehr oder weniger zuverlässigen Menschen bezeichnen. Ich liebe es zu planen und bin dementsprechend selten spontan.
Naomi dagegen, handelt komplett danach wie sie sich fühlt. Infolgedessen schmeißt sie Pläne oft total über den Haufen. Und nicht nur, wenn es um Kleinigkeiten, wie in der Stadt einen Kaffee zu trinken geht. Als sie und Fabi eine Beziehungspause hatten, brauchte Naomi jemanden, der mit ihr anstelle von Fabi in den bereits gebuchten Urlaub fuhr. Sie fragte mich. Ich nahm mir von der Arbeit frei, plante alles neu und hatte mich darauf eingestellt, ein paar Tage mit ihr in Italien zu verbringen. Ich wollte nicht, dass sie umsonst zahlen musste. Einen Tag vor Abfahrt schrieb sie mir, dass daraus nicht werde, weil sie auf Fabis Vorschlag hin den Urlaub storniert hätte. Trotz der dadurch anfallenden Gebühren. Ich verstand sie natürlich. Andererseits kam das ganze sehr spontan und in einer zweizeiligen Whatsappnachricht. Das war überhaupt nicht mein Fall.
Auch wenn wir uns oft einfach so treffen wollten und das lange im Voraus ausgemacht hatten, sagte sie des Öfteren ab. An sich habe ich damit kein Problem, es kann immer mal etwas dazwischen kommen. Naomi tat es aber nur, weil sie gerade keine Lust hatte oder sich nicht so fühlte. Ein absoluter Sturm und Drang Mensch. Mit der Uni, der Arbeit und sonstigen Verpflichtungen ist mein Terminkalender alles andere als leer und dementsprechend enttäuscht war ich immer, wenn ihre Absage kam, obwohl ich mir extra für sie Zeit genommen hatte.
In der Hinsicht versuche ich vielleicht eher danach zu handeln, was richtig, verantwortlich und verlässlich ist, nicht danach, wie ich mich gerade fühle. Ich sagte nicht, dass eine Art besser oder schlechter ist, lediglich, dass wir uns hier sehr unterscheiden.
Vor allem im Frühling dieses Jahres kamen ein paar Äußerungen von ihr, die mich sehr zum Nachdenken brachten. Ausgerechnet sie, die früher Outfits in die Schule anzog, von denen eins freizügiger war als das andere, und die regelmäßig Fotos von ihren (süßen, aber nackten) Arsch in sozialen Netzwerken postete, kritisierte plötzlich meine Kleidung. Es fing mit Outfits an, die ich zum Feiern trug. Klar, zog ich keinen Kartoffelsack an, aber so sexy waren die meiner Meinung nach auch nicht. Ein kleines bisschen darüber. Sie sagte oft, das wäre zu viel oder zu sexy, meist ohne dass ich sie nach ihrer Meinung gefragt hätte. Manchmal hatte sie einen leicht abschätzigen Blick drauf, was mich verunsicherte. Ich war gerade dabei, selbstbewusster zu werden und das war überhaupt nicht hilfreich. Ich weiß, dass sie das vermutlich nicht böswillig tat, sondern lediglich aus dem Grund, dass sie IMMER ihre Meinung bzw. das sagt, was sie denkt. Sei es positiv oder negativ. Sie ist ein sehr ehrlicher Mensch.
Stellte ich eine Bedrohung für sie da?
Sie erzählte mir nämlich, dass sie ihren besten Freund gefragt hatte, wen von uns er besser fände. Etwas, was ich nie tun würde. Wozu? Ich brauch diese männliche Bestätigung nicht.
Als wir einmal unter anderem mit Ina und Vroni feiern waren und danach bei mir übernachteten, betrachtete sie mich mit einem leicht kritischen Blick, als ich in meinem Schlafanzug die Treppe herunterging:"Schatz, ist die Hose nicht ein bisschen kurz?"
Es waren ganz normale Short. Zum SCHLAFEN. Da ist es doch vollkommen egal, wie kurz oder lang etwas ist. Es muss lediglich bequem sein.
Als ich einmal auf ihre Frage, ob ich gerne eine Beziehung haben möchte antwortete:"Nein, ich möchte erst einmal mein Singleleben genießen", sagte sie ein wenig zynisch:"Ja, dann mach's aber auch richtig."
Naomi ist in sexueller Hinsicht ein sehr offener Mensch. Wenn sie Single ist, schläft sie gerne mit mehreren Leuten, schreibt mir irgendwelchen Typen und datet Männer, die sterbenslangweilig findet zum bloßen Zeitvertreib.
Wie man schon erahnen konnte, bin ich wieder komplett anders. Die oberste Priorität nach meiner Trennung war, mich selbst wieder zu finden und zu lieben. Es hat lange gedauert und ist vielleicht immer noch ein Prozess. Als ich mit Lukas rummachte, war ich noch nicht ansatzweise bereit dafür. Erst später, im Juli oder August folgenden Jahres, knutsche ich wieder mit jemandem rum, weil ich inzwischen gefestigter war. Gedatet hab ich (zumindest bewusst) niemanden, auf Tinder und co bin ich ebenfalls nicht unterwegs und die Typen, mit denen ich ein wenig weiter als knutschen ging, lassen sich an einer Hand abzählen. Einen Mann in meinem Leben zu haben ist für mich keine Priorität, für Naomi schon. Deshalb haben wir unterschiedliche Vorstellungen von einem erfüllten Singleleben, aber ich würde ihre Art es auszuleben nie verurteilen. Es gibt kein richtig oder falsch. Jeder sollte das tun, womit er sich wohl fühlt. Ich bin nicht der Typ dafür, mehr oder weniger belanglos mit vielen Kerlen ins Bett zu steigen. Dafür bin ich zu paranoid, zu vorsichtig.
Ihre kritischen Worte trafen mich ein wenig und ich dachte viel darüber nach. Zuerst suchte ich das Problem bei mir. Warum reagierte ich so übertrieben darauf? War ich einfach zu sensibel?
Ich redete im Sommer mit Macy darüber und sie erklärte mir, dass ich nicht die Schuld bei mir suchen solle. Ich fühle nun einmal wie ich fühle. Sie sah es ebenso, dass es Naomi nichts anging, was ich trug. Macy ist in der Hinsicht sehr viel liberaler.
Ich verstehe, dass Naomi ein ehrlicher Mensch ist. Aber meiner Ansicht nach ist es in vielen Fällen besser, die Klappe zu halten, wenn man nichts Nettes zu sagen hat, anstatt Menschen zu verunsichern.
Kurz darauf kam Naomi mit einem neuen Typen zusammen. Ich kenne ihn nicht, hatte auch bisher bis auf Geburtstagswünsche keinen Kontakt mit ihr und weiß davon nur von ihren Whatsappprofilbildern. Er scheint bei ihre oberste Priorität zu sein.
Ich freue mich für sie! Ich hoffe auch, dass sie lange zusammen bleiben und sich gut verstehen.
Irgendein Teil in mir war froh, dass wir gerade keinen Kontakt hatten.
Ich redete mit Toni darüber. Ihre Sicht der Dinge überraschte mich total.
Toni (auch bekannt als Beobachterin und Sherlock) meinte, dass Naomi mich immer sehr für sich eingenommen hätte. Mir manchmal ihre Meinung aufgedrängt hätte. Sehr auf mich fixiert war.
Das war mir gar nicht bewusst gewesen. Aber als ich darüber nachdachte, kamen Erinnerungen hoch. Naomi erzählte mir des Öfteren, dass sie eifersüchtig auf eine meiner Freundinnen war.
Toni sah unsere On-Off-Freundschaft sehr kritisch und meinte, dass sie es nicht okay fände, auch wenn es für mich vielleicht kein Problem ist. Ich weiß, dass ich in Notfallsituationen immer zu Naomi kommen kann. Dasselbe gilt für sie.
Bevor ich mit Toni darüber redete, stellte ich mir eine Weile lang die Frage: Können Menschen, die man liebt, nicht gut, unter Umständen sogar toxisch für einen sein?
Ohne jeglichen Bezug zu meinem Leben lag die Antwort auf der Hand: Ja.
Es ist der Stoff von Büchern, Filmen, Geschichten von Leuten aus meinem Umkreis.
Ich kam zu dem Schluss, dass sogar die wenigsten Beziehungen nicht toxisch sind.
Naomi erzählte mir oft von ihren früheren Beziehungen und ihren Problemen. Sie sagte, sie wäre streitsüchtig, würde ihren Partner oder Dinge, die er tat, schlecht reden und zu ehrlich sein.
Ließ sich das auch auf unsere Freundschaft übertragen?
Irgendwie schon.
Ich fragte mich schon damals im März, ob ich mir so was anhören muss.
Nach dem Gespräch mit Toni traf ich die Entscheidung: Nein. Ich möchte mich nur mit Leuten umgeben, die mir gut tun. Die mich stärken, vorwärts bringen und mich fördern.
Ich werde den Kontakt zu ihr vorerst nicht mehr suchen.
Es kann sein, dass sie sich wieder bei mir meldet. Vielleicht, wenn ihre Beziehung kaputt geht. Vielleicht aber auch gar nicht.
Ich weiß noch nicht, wie ich dann vorgehen werde. Ich werde vermutlich erst einmal für sie da sein, aber engerer Kontakt ist nicht gut für mich.
Ich liebe sie. Ich liebe ihre offene Art, ihre irrationale und spontane Weise, Dinge zu tun, ihre Selbstreflektion, ihren Humor, ihren Drang, sich weiterzubilden, ihr unglaublich großes Herz für Tiere, ihr Glaube an die wahre, unsterbliche Liebe, ihre Begeisterungsfähigkeit, die Art, wie sie oft darauf scheißt, was andere denken und wie sie mich oft gebremst hat, wenn ich zu rational unterwegs war.
Ich werde ich für immer dankbar sein. Vor allem für die Zeit nach meiner Trennung. Wie sehr sie sich um mich gekümmert hat. Aber auch für jedes analytische Gespräch, dass sie mein Halt in der Schule war und dass sie mir in vieler Hinsicht gut getan hat.
Ich werde sie vermutlich auch immer lieben.
Ich weiß nicht, ob das ein Abschied für immer ist. Wir haben ja in der Vergangenheit auch immer wieder zueinander gefunden. Wir werden uns beide verändern, hoffentlich zum Positiven. Ich versuchte gerade sehr, an meinem Selbstwertgefühl zu arbeiten. Nur, weil ich jemanden lange kenne, bin ich der Person nicht schuldig, dass wir bis in alle Ewigkeit befreundet sind. Das gilt für Naomi, aber auch für Hendrik. Ich verdiene Menschen, die mich glücklich machen, mích aufbauen, konstant in meinem Leben und zuverlässig sind und für die ich keine Bedrohung darstelle.
Naomi verdient das gleiche.
Ich wünsche ihr von Herzen das Allerbeste. Beruflich, privat und vor allem im Hinblick auf die wahre Liebe, die ich stets so kritisch hinterfrage. Ich hoffe, sie findet sie. Aber ich hoffe auch, dass sie ein Selbstwertgefühl entwickelt. Das hat meiner Ansicht nach Vorrang vor der wahren Liebe.

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Donnerstag, 24. Oktober 2019
Lines I feel
Nothing but Trouble and Trouble's so easy to find

Don't know how I came off clean

You don't own me, don't try to Change me in any way

Fuck around, feel my heartbeat

Don't want the Whisky and pills

When you're not around I finally cross you out

Paint me like your French Girls, Piece by Piece

Look at you, Boy I invented you

They see cain, I see Abel

She was just as bad as the Boys

I Keep falling for Boys and mistaken them for men

But I think that it's my Body wanting it the most

Saw your face, heard your Name, gotta get with you

They said I'm an Anarchist, not like other Kids

You got a Girl with a Body why you even want me?

Only a Girl can make me feel this way

I know that I'm a handful Baby

I Close my eyes and make believe you're the ones who's touching me

I know I tend to make it about me
I know you never get just what you see
But I will never bore you Baby

Kiss my wounds but not forever

Stop your lines please just let the Playlist run

Making love to myself, back on my beat

It's not you it's me I'm the only one I Need

If there's a line then I think that we crossed it

I'm better by myself
I'm better when there's no you in my life
You're no good for my health

'Cause when I'm on my own I feel alive

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Mittwoch, 23. Oktober 2019
But he don't love me like tequila does, nobody can
Ich hatte gestern einen sehr interessanten Abend. Mit Pietro.
Er fragte mittags, ob wir uns um neun in einer Bar treffen wollen. Zuvor hatte ich Maria gesagt, dass ich ursprünglich mit ihm verabredet wäre, aber mit in die Karaokebar kommen würde, wenn ich nichts mehr von ihm höre.
Ich stellte mich schon mental darauf ein, dass er sich nicht mehr melden würde und war absolut zufrieden mit der Tatsache, in die Karaokebar zu gehen. Dann kam seine Nachricht.
Ich wollte ursprünglich erst zur Karaokebar gehen und mich dann mit ihm treffen, aber das hätte sich zeitlich überhaupt nicht gelohnt. Also sagte ich Maria schweren Herzens ab. Ich bereitete meine Wohnung für den Fall vor, dass wir nach der Bar zu mir gehen würden, duschte und machte mich fertig. Ich nahm absichtlich die U-Bahn mit der ich ein wenig zu spät sein würde. Auf keinen Fall warte ich auf einen Kerl.
Bereits auf dem Hinweg bemerkte ich einen Grad der Nervosität, den ich schon lange nicht mehr hatte. Das letzte Mal vielleicht bei meinem dritten Treffen mit Eric. Oder bei meinen Klausuren im letzten Semester. Also versuchte ich mein Selbstbewusstsein so gut es ging vorzutäuschen.
An der Haltestelle hob ich noch Bargeld ab (in der Bar, in der ich meinen Geburtstag feierte, konnte man tatsächlich nicht mit Karte bezahlen, seit dem bin ich ein wenig vorbereiteter). Dann schlenderte ich zu „Tequlia does“ durch die nächtlichen, herbstlichen Straßen dieser wunderschönen Stadt.
Ich war noch nie in der Bar, in der er sich treffen wollte, wusste aber ungefähr wo sie war. Mit vornehmen zehn Minuten Verspätung ging ich zur Tür rein, sah mich ein wenig um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Also ging ich wieder raus und war im Begriff, ihn anzurufen, als ich ihn rechts neben mir stehen sah. Er rauchte und blickte nachdenklich in die Ferne. Ich ging auf ihn zu und begrüßte ihn, er gab mir zwei Küsschen auf meine Wangen. Ich erhaschte die Spur seines Parfums oder Aftershaves und es kam mir so bekannt vor. Später kam ich darauf: Sowohl Nihad als auch Addi schienen das selbe zu benutzen.
Er schlug direkt vor, dass wir in eine andere Bar gehen sollten, weil wir hier keinen Sitzplatz mehr bekommen würden. Ich willigte ein. Wir gingen durch die Straßen und führten ein wenig Smalltalk. Auch in den nächsten drei Bars hatten wir kein Glück. Sie waren brechend voll. In der vierten Bar hatten wir tatsächlich Glück und konnten zwei Plätze an der Bar ergattern. Er bestelle zwei Gläser Wein, obwohl ich ihm sagte, dass ich für nichts garantieren könne, wenn ich Wein trinke. Wir tranken und redeten.
Er erzählte mir, dass er aus Verona sei.
Ist das des Schicksals fucking Ernst?
Ich liebe Verona.
Wir redeten ein wenig über Italien, wo ich schon war, über seine Familie und seine Jugend. Er sagte mir, dass ich sehr unschuldig aussehen würde und fragte, ob ich jemals ein „naughty girl“ sei, während er seine Hand auf mein Knie legte.
Ich gab meinen ganzen Vergangenheits-Ichs ein Highfive. Wenn mein sechszehnjähriges oder sogar mein neunzehnjähriges Ich sehen könnten, dass ich in einer alten Bar die mit Büchern voll gestopft war mit einem sehr attraktiven Italiener Wein trank.
Las Gott etwa mein Tagebuch?
Okay, ich darf nicht übertreiben. Ich muss rational bleiben.
Um ihn ein wenig zu beschreiben: Er wirkt ein bisschen unnahbar. Bei unserer ersten Begegnung stufte ich ihn als kühl und emotionslos ein, mittlerweile würde ich ihn eher als sehr nachdenklich beschreiben. Er ist niemand, der viel lacht. Meist setzt er einen ernsten Gesichtsausdruck auf. Ab und zu verzieht er seine Lippen zu seinem Lächeln, aber die nachdenkliche Philosophermiene ist schnell wieder zur Stelle. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass er Philosophie studiert hat.
Falls man es noch nicht erraten konnte: Ich stehe sehr auf nachdenkliche, ruhige Typen.
Wir redeten und tranken unseren Wein aus. Ich dachte, wir würden noch eine weitere Runde bestellen, aber er stieg vom Barhocker runter, platzierte von hinten seine Hände auf meiner Taille und sagte:“I know a better place to be.“
Das ging ja schnell. Das sagte ich ihm auch.
Er meinte, dass wir hier weiter viel Geld für Wein ausgeben konnten oder einfach bei ihm Drinks machen konnten.
Wo er Recht hatte.
Er hatte mich überzeugt und wir zogen los. Glücklicherweise war seine Wohnung nur ein paar Straßen entfernt. Angesichts der Nähe zur Uni war ich fast ein wenig neidisch, aber als er mir dann den Mietpreis nannte, konnte ich es nicht glauben. Noch dazu war es eine WG.
Er sperrte die Haustür auf und wir gingen in den ersten Stock. Nach dem wir uns unserer Schuhe und Jacken entledigt hatten, fand er im Flur eine kleine Spielzeugpistole. Aus Spaß stellte er sich ans andere Ende des Flurs und sagte, ich solle auf ihn zielen.
Der Muchacho konnte nicht ahnen, dass ich schon öfter geschossen habe. Ich zielte und traf. Als er das gleiche probierte, landete das Geschoss auf halber Strecke auf dem Boden.
Nachdem ich ihn aufgrund dessen ein wenig aufgezogen hatte, gingen wir in die Küche. Er machte uns Gin Tonics. Wir tranken und redeten sehr viel. Ich war überrascht. Ich dachte, es würde bald zur Sache gehen, aber er machte keinerlei Anstalten und erzählte mir stattdessen von sich. Ich weiß nicht wieso, aber ich hätte ihn als nicht besonders ehrgeizig eingestuft. Ich erfuhr aber, dass er im Ingineurbereich studierte, Geschichte liebte und sich viel mit griechischer Mythologie beschäftigte. Er geht sogar alleine in Museen.
Entweder ist das eine sehr gute Masche verbunden mit einer perfekten Falle oder ein sehr verrückter Zufall. Ich war vor kurzem alleine im Stadtmuseum und es war toll, vielleicht sogar noch besser, als wenn ich in Begleitung dort gewesen wäre. Es gab wirklich jemandem in etwa meinem Alter, der das auch tat, anstatt zu Hause zu sitzen und Netflix zu schauen? Oder machen das mehrere und ich kenne einfach nur die falschen Leute?
Er erklärte mir, wie man Pasta richtig macht („I can teach you sometime if you want to“) und erzählte mir sogar Witze.
Als ich von meiner Arbeit in der Bibliothek redete, meinte er, er wolle einmal vorbeikommen, um dort böse Dinge mit mir zu tun.
Wir diskutierten über den besten Teil von Fluch der Karibik, die heißeste Schauspielerin und den heißesten Schauspieler. Wir redeten über griechische Mythologie, Schubladendenken darüber, ob meine letzte Beziehung gut oder schlecht endete. Dank des Alkohols erzählte ich es ihm.
Mittlerweile hatten wir unsere Gin Tonics geleert und waren zu Wein aus seiner Geburtsstadt übergegangen.
Erst Weißwein, dann Gin Tonic, dann Rotwein. Keine gute Kombi. Ich tat es trotzdem.
Er sagte, dass er tiefsinnige Gespräche mochte und fragte, ob es etwas gäbe, was mich belastete und worüber ich reden möchte. Ich erzählte ein wenig von meinen Zukunftsängsten.
Später wusste ich, dass das der Grund war, weshalb ich ihn plötzlich ganz nett fand.
Frauen kommunizieren, um Beziehungen zu schaffen. Frauen wollen sich verstanden fühlen.
Männer kommunizieren, um Probleme zu lösen. Männer wollen sich gebraucht fühlen.
Irgendwann kam sein Mitbewohner herein, wir redeten kurz, dann ließ er uns wieder allein.
Als ich meinen Wein austrank, fragte er mich, ob ich bleiben wollte und bot als Bestechungsmittel einen Pyjama oder ein T-Shirt sowie eine Zahnbürste an.
Ich fragte, wie vielen Mädels er das immer anbot, was er mit „No one“ beantwortete. Ich glaubte ihm nicht. So wie er aussah, nahm er wahrscheinlich jeden Abend eine Neue mit nach Hause.
Ich blieb.
Er gab mir eine Zahnbürste und ließ mich zuerst ins Badezimmer. Nachdem ich mehr oder weniger bettfertig gemacht hatte, ging ich in sein Zimmer, das hauptsächlich aus einem gigantischen Bett bestand, auf das er ein T-Shirt, das als mein Pyjama funktionieren sollte, gelegt hatte. Während er im Badezimmer war, zog ich mich um, legte meinen Schmuck ab und nahm sein Bett in Beschlag. Ich war an meinem Handy, als er wiederkam und begrüßte ihn mit den Worten:“I conquered your bed.“
Er ließ das nicht auf sich sitzen, beugte sich über mich und „kämpfte“ mit mir um sein Bett. Ich griff nach dem Kissen neben mir und schleuderte es gegen seinen (sehr schönen) Oberkörper. Er grinste leicht, beugte sich über mich und küsste mich. Wir machten rum und es ging ein wenig zur Sache, aber mehr ist auch nicht passiert. Es war ganz gut. Zwischen uns herrscht keine knisternde Anziehungskraft, wie ich es beispielsweise anfangs bei Eric hatte oder eine Chemie, wie sie zwischen Simon und mir herrschte. Vielleicht ist diese Anziehung auch nur da, wenn man Spannung aufbaut, was bei Pietro ja nicht wirklich der Fall war. Aber wir harmonierten ausgesprochen gut. Ich hatte die Oberhand nicht mehr, stattdessen begegneten wir uns – wie auch schon zuvor in unseren Gesprächen – auf Augenhöhe. Was mir glaub ich in der Hinsicht noch nie passiert ist. Er ist sehr männlich und das finde ich unglaublich attraktiv. Ganz zu schweigen von seinem schönen Gesicht. Das war das erste Mal, dass ich was mit jemandem hatte, der absolut absolut absolut mein Typ war. Highfive an mich selbst.
Dennoch muss ich vorsichtig sein. Da er so sehr mein Typ ist, tendiere ich vielleicht dazu, ihn zu verklären und sehe nur noch das, was ich sehen will. Ich muss rational bleiben.
Er ist nur noch zwei Monate in Deutschland.
Ich will keine Beziehung.
Er ist bestimmt nicht nur ein nachdenklicher Mann, sondern auch ein aufreißerisches Arschloch.
Es gibt viele andere, die zu hundert Prozent mein Typ sind.
Auch wenn wir so ganz gut verständigen können, trennt uns immer die Sprachbarriere.
Es steht in den Sternen, ob wir uns überhaupt wiedersehen.
Ich meine, ich hätte nichts dagegen. Aber würde ich ihm von mir aus schreiben? Ich kann es nicht sagen.
Vielleicht wäre es sogar besser, wenn es hier endet. Sonst bestünde die Gefahr, dass ich mich in etwas verrenne.
Andererseits...wir bereuen nur die Dinge, die wir nicht getan haben. Würde ich es bereuen, wenn ich ihm nicht schreiben würde?
Vielleicht.
Zurück zu dem was passiert ist. Wir sind kurz darauf schlafen gegangen und ich muss sagen, dass er mich sehr respektvoll behandelt hat. Bis auf ein kurzes Streicheln hat er mich nicht im Schlaf angefasst. Ich schlief ziemlich schlecht. Ich wachte immer mal wieder auf, weil ich total dehydriert war oder weil mir zu warm war. Irgendwann wachte er auf, weil auch ihm zu warm war. Er stellte fest, dass die Heizung voll aufgedreht war, drehte sie auf null und öffnete das Fenster. Die Aussieht auf seinen halb nackten Körper war sehr schön. :D Mein Wecker klingelte als ich mich gerade in einer Tiefschlafphase befand. Ich war so müde. Und verkatert. Er meinte, er hätte ebenfalls schlecht geschlafen. Er schien kein Morgenmensch zu sein, bot mir aber dennoch eine Tasse Tee an. Ich nahm sie an. Wir setzten uns in die Küche, tranken Tee und redeten noch ein wenig. Dann beschloss ich zu gehen. Ich musste arbeiten und davor noch in meine Wohnung, um mich umzuziehen und meine Sachen zu packen. Er kam noch mit raus vor die Tür, beschrieb mir den Weg zur U-Bahn und verabschiedete sich mit zwei Küssen auf die Wange.
Ich ging durch die nebeligen morgendlichen Straßen und versuchte zu verstehen, was passiert war.
Er war so was von mein Typ.
Aber war das unser letztes Treffen?
Sollte ich dafür sorgen, dass es nicht so war oder sollte ich warten, bis er sich meldet?
Ich meine, klar, er hat immer mal wieder Sachen gesagt wie „You can come over after your classes and I teach you how to cook pasta“ oder „I will come to your libary“ oder „If you need a massage you can come here“.
Aber: Mir scheint es sehr wahrscheinlich, dass er das nur so dahin gesagt hat oder mit der Intention, mir Honig ums Maul zu schmieren.
Wir haben zum Abschied nichts gesagt, ob wir uns wieder treffen oder nicht. Es ist also alles offen.
Ich fuhr heim, zog mich um und packte meine Sachen. Ich hatte keine Zeit mehr mein Makeup zu erneuern und wollte es auch gar nicht. Heute wollte nämlich ein Typ mit mir einen Kaffee trinken, den ich absolut abstoßend finde, der aber dermaßen hartnäckig und nervig war, dass er mich in die Ecke gedrängt hat und ich schließlich zusagte. Je weniger attraktiv ich an diesem Tag aussah, desto besser. Glücklicherweise hat der Typ den Kaffee wohl vergessen, weshalb ich umsonst hässlich zur Uni gegangen bin. :D
Gestern war ich wirklich ziemlich müde. Abends traf ich mich noch mit Chris. Wir gingen erst auf den Aussichtspunkt im Park, beobachten den nebeligen Sonnenuntergang über der Stadt und tranken Bier. Es war schön, mal wieder was mit ihm zu machen. Als es immer kälter wurde, beschlossen wir zu mir zu fahren. Wir tranken weiter Bier, aßen Nudeln und unterhielten uns. Gegen halb elf fuhr er heim und ich fiel einfach nur noch in mein Bett. Trotzdem stellte ich mir für morgens den Wecker. Ich ging laufen, packte meine Sachen und machte mich fertig. Nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht hatte, was ich im Hinblick auf Pietro wollte, schickte ich in der Dusche eine Bestellung ans Universum. Dann war ich mit Nadja und Julia zum Mittagessen verabredet. Es war ganz schön.
Gerade muss ich wieder arbeiten. Mich juckt es in den Fingern, ein paar Zeilen über ihn zu schreiben, aber es wäre besser, das nicht zu tun. Morgen geh ich mit Ina frühstücken, darauf freue ich mich schon.

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Dienstag, 22. Oktober 2019
I'm so clean no one believes that you were ever here
Momentan passiert ziemlich viel.
Es gibt so viel zu erzählen, so viele Dinge, die mir durch den Kopf gehen, wie etwa die Sache mit Naomi, Frauen in einer von Männer regierten Welt, Beziehungen ab einem jungen Alter, neue Musik, mein neuer Lieblingsautor, meine Fortschritte im Hinblick auf Selbstbewusstsein und Selbstreflektion und so vieles mehr.
Leider hab ich gerade nicht die Zeit, meine ganzen Gedanken zu diesen Themen nieder zuschreiben.
Also beginnen wir mit dem Einfachsten.
Zwei Tage nach dem Abend in der Karaokebar, ging die Gruppe feiern. Ich war hin- und hergerissen, ob ich mitkommen sollte oder nicht. Schließlich entschied ich mir dafür, da ich die Beginne dieser Freundschaften vertiefen möchte.
Wir trafen uns bei Fredrik zum Vorglühen. Ich war ein wenig nervös, als ich vor seinem überaus modernen Apparmentkomplex stand. Zunächst verstand ich auch das System der Klingel nicht, aber glücklicherweise ging es einem Mädchen und einem Kerl, die vor der Tür standen genau so. :D Ich rief Maria an, die mir das System erklärte. Als ich klingelte rief Guillemero (der schwule Spanier mit dem wunderschönen Gesicht) lauthals „Holaaa Chicaaaa“ durch die Anlage und ich nahm den Aufzug in den dritten Stock. Es waren weniger Leute da als ich erwartet hatte, was mir aber ganz recht war. Außer den bereits erwähnten war noch der italienische Danielle da. Ich begrüßte alle, Guillemero fing gleich an mich mit einer Art Schinken zu füttern, den es nur in Spanien gab. Zugegeben, er war ziemlich gut. Frederik mixte mir einen Drink – er betrieb so viel Aufwand, wie ich es nie für einen Drink tat (inklusive kleinem Deko-Schirmchen). Wir hörten Musik, unterhielten uns und fingen irgendwann an ein Tanzspiel auf der Konsole zu spielen. Wir müssen kurz festhalten, dass sie Abba genau so sehr lieben wie ich. :D Ich war mittlerweile bei Drink Nummer vier und hatte eine ziemlich gute Zeit. Meine anfängliche Nervosität hatte ich erfolgreich im Alkohol und der Tatsache, dass diese Menschen unglaublich nett und offen waren, ertränkt.
Man muss Dinge außerhalb seiner Komfortzone tun.
Maria erzählte mir und Fredrik von sich und Oscar und wie sie heute mit ihm keinen Sex haben könne, weil sie ihre Tage hatte.
Etwas später kamen Oskar und die israelische Tal hinzu. Kurz darauf verließen wir auch schon Fredriks Wohnung in Richtung Club. Wie immer kann ich mich an den Hinweg fast nicht mehr erinnern. Vor dem Club war eine ziemliche Schlange, also kaufte Danielle noch Bier und Pommes bei McDonalds. :D
Meine Drinks von vorhin enthielten unter anderem Tequila und der Mix mit Bier war bestimmt eine sehr gute Idee. Nicht. Aber ich war schon so gut dabei, dass es mir egal war.
Ich glaube, dass wir zuerst sogar nochmal die Schlange vor dem Club verlassen haben und in eine Bar gehen wollten, dann aber gesehen haben, dass sie zu hatte.
Ich weiß nicht wie lange wir gewartet haben, aber irgendwann kamen auch wir in den Club rein. Ich dachte, ich wäre schon einmal vor drei Jahren dort gewesen, aber alles wirkte so fremd, also musste ich mich getäuscht haben. Wir tanzten viel, die Musik war ziemlich gut. Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Ich erinnere mich, wie mir Maria von ihren Unsicherheiten bezüglich Oskar erzählte, als wir mal kurz unsere Näschen pudern waren. Ich sagte ihr ganz ehrlich meine Meinung. Oskar suchte im Club ständig ihre Nähe, aber auf eine unauffällige Art und Weise. Ihre Körper war ihm zugewandt, er ließ sie nicht aus den Augen, auch wenn es für andere so aussah, als würde er lediglich mit Tal tanzen. Er wollte sie. Sie wollte ihn.
Maria erzählte mir, dass sie ein ziemlich emotionaler Mensch sei und schnell Gefühle für jemand anderen entwickele. Oskar dagegen schien eher ein wenig kühl zu sein. Sie sollte vorsichtig sein, vielleicht noch mit einem weiteren Typ etwas anfangen, um nicht ihre ganze Energie auf Oskar zu konzentrieren. Ich sah ihr an, wie gerne sie mit ihm heimgehen würde. Ich ermutigte sie.
Bald darauf verabschiedeten sie sich. Übrig blieben Fredrik, Mary und ich. Vielleicht noch ein paar andere, ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich kann mich nicht wirklich an den Heimweg erinnern, bis auf ein paar Gespräche mit Mary, die ebenfalls meine (etwas entfernte) Nachbarin war. Und Fredrik, wie er mir von Norwegen und seinen Depressionen erzählte. Fredrik stieg an unserer Station aus, obwohl er noch eine hätte weiterfahren müssen. Wir verabschiedeten uns von Mary an der Kreuzung zu ihrer Reihe. Fredrik und ich blieben noch ein wenig stehen und redeten. Ich glaube es ging um seinen Heimweg, meine Vorlesung, die in drei Stunden beginnen würde und meinen Alkoholpegel. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er mich küssen wollte. Also vermied ich sehr auffällig JEGLICHEN Augenkontakt, umarmte ihn und ging in die Richtung meiner Wohnung. Hatte ich das richtig interpretiert?
Er ist wirklich einer der nettesten Menschen, die ich getroffen habe, aber ich will nur mit ihm befreundet sein. Außerdem dachte ich, er steht auf Maria?
Ich ging heim, schminkte mich ab und versuchte drei Stunden Schlaf zu bekommen. Ich wäre sogar wirklich in die Vorlesung gegangen. Aber ich habe vergessen meinen Wecker zu stellen und wachte um elf auf. Sehr gut. Ich war ein bisschen verkatert, was mich auch nicht überraschte. Ich aß, versuchte, mit meinem Leben klar zu kommen, packte meine Sachen und traf mich mit Toni auf einen Kaffee. Es war unglaublich schön. Ich vermisse sie. Sie ist von meinen Freundinnen diejenige mit dem größten Selbstwertgefühl. Sie ist unglaublich toll.
Was mich überraschte war die Tatsache, dass sie die Situation mit Naomi, von der ich ein ander Mal erzählen werde, sehr ähnlich sah.
Wir wechselten das Café und gingen auf eine Dachterrasse von der aus man einen wunderschönen Blick über die Stadt hatte. Wieder einmal war ich verliebt.
Noch kurz zum heißen Pietro. Er hat mir tatsächlich geschrieben und vorgeschlagen, dass wir heute Abend was trinken gehen. Bisher hat er sich aber nicht mehr gemeldet. Wenn er sich noch meldet, wir das heute ein sehr interessanter Abend. Wenn nicht, wird der Abend auch interessant, weil ich dann mit Maria und co in die Karaokebar gehen werde.
Ich habe das Gefühl, dass ich momentan mehr denn je zu mir selbst finde. Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl.
Ich habe vorgestern „Clean“ zum ersten Mal gehört und es erfüllte mich so sehr, dass ich es von den Dächern schreien wollte.
Don‘t know how I came out clean
My conscience is clean
I broke it off clean
I‘ve washed my hands of you clean
~
Made it to the other side
~
Your fingerprints
there ain‘t a sign of them on my body
But looking back now
I can‘t believe how dirty you got me
Like making me feel like I always needed you
Finding myself doing shit I never do
~
I‘m so clean no one believes that you were ever here.

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Mittwoch, 16. Oktober 2019
You don't own me, don't tie me down 'cause I'd never stay
Was ist gestern Abend passiert?
Ich hatte meinen ersten Unitag, der soweit richtig gut war. Ich hab richtig viele nette Leute wieder getroffen, am späten Nachmittag hab ich noch was mit Toni und Max gemacht. Nachdem ich noch eine Stunde gearbeitet hatte, fuhr ich heim, kochte etwas und machte mich fertig.
Ich hab vor ein paar Wochen meine Nachbarin, Maria aus Spanien kennengelernt, als sie eine Hausparty schmiss. Da unsere Gegend ansonsten von introvertierten Nerds bevölkert ist, fand ich es so cool, dass jemand eine Party veranstaltete. Also ging ich mit Ina und Vroni rüber und wir freundeten uns mir ihr an. Ich ließ mir direkt ihre Nummer geben, unter keinen Umständen würde mir dieses Mädel durch die Lappen gehen. :D
Ich schrieb sie am nächsten Tag an und wir beschlossen, dass wir uns treffen würden, sobald sie von ihrem Besuch bei ihrem Freund aus England zurück war. Gestern war es dann so weit. Wir trafen uns noch mit anderen Leuten, die Maria alle aus ihrem Sprachkurs kannte. Zuerst gingen wir in eine Bar in der Nähe. Die Leute waren so nett und ich hatte endlich mal das Gefühl auf etwas Neues zu treffen. Wir tranken Bier und unterhielten uns gut, danach gingen wir in eine Karaokebar. Ich war noch nie in einer Karaokebar, ich wusste nicht einmal, dass es in dieser Stadt eine gab.
Die Bar war wirklich cool. Die Lieder, die gesunden wurden, waren genau meine Musik und es waren Menschen aus allen Möglichen Ländern vor Ort. Später erfuhr ich dann, dass ich hier auf einer Austauschparty gelandet war und wahrscheinlich die einzige Deutsche war. :D Wir hatten eine gute Zeit. Ich sah einen Typ, den ich richtig gut fand und hatte kurz Augenkontakt mit ihm. Wir alle wissen, wie schlecht ich darin bin, Augenkontakt zu halten, weshalb wir uns alle denken können, wie kurz der Kontakt war. Mit Augenkontakt würde ich ihn nicht bekommen. Also versuchte ich es mir Shallons Tipps.
Eine gute Zeit haben. Das musste ich nicht vortäuschen. Die hatte ich. Dementsprechend war auch meine Ausstrahlung und ich lachte viel.
Dann achtete ich auf meine Körperhaltung, insbesondere auf meine Schultern.
Zuletzt hob ich mein Kinn ein Stück höher, als es mir angenehm war.
Irgendwann ging ich zur Bar und kaufte mir ein Bier. Ich stand ein wenig abseits vom Rest der Gruppe, trank mein Bier und genoss die Musik. Ich wusste nicht, was bei den anderen gerade abging, aber Maria und Frederik schilderten es mir so:
Die spanische Maria hatte auf ihrer Hausparty mit dem spanischen Oskar rumgeknutscht, weil sie sehr betrunken war. Ihre britische Freundin Sally stand aber auf Oskar, weshalb sie das nicht erfahren durfte. Maria beschloss an dem Abend in der Karaokebar erneut mit Oskar rumzumachen, „because he‘s good looking“ und Sally bemerkte es. Der norwegische Frederik, der oft der Vermittler zwischen allen war, berichtete, dass Sally ein wenig angepisst war und Oskar einen „dick“ nannte, was Frederik bestätigte. Frederik steht aber auch auf Maria, die aber weiterhin mit Oskar rummachen will, obwohl sie weiß, dass es keine gute Idee ist, da sie sehr schnell Gefühle für jemanden entwickelt. Noch dazu ist ihre Trennung von ihrem Freund, mit dem sie sogar zusammen gewohnt hatte, erst eine Woche her und sie ist noch ziemlich verletzlich. Marias Freundin aus Israel, deren Namen ich vergessen hatte, sang währenddessen „Lean on“. Es war sehr dramatisch.
Währenddessen spürte ich, wie mir jemand auf die Schulter tippte. Ich drehe mich um. Es war der Freund von dem heißen Typ.
Fuck. Der Scheiß funktioniert wirklich.
Er stellte sich mir als „Housan – half Italien, half Turkish“ vor und wir quatschten ein bisschen. Er fragte, wo meine Freunde wären. Ich erklärte ihm, dass sie kreuz und quer in der ganzen Bar verteilt waren und gab die Frage an ihn zurück. Er deutete auf seinen Freund – den heißen Typen -, der hinter ihm stand und auf seinem Handy rumtippte, und fragte, ob er mir ihm vorstellen sollte.
Hölle ja.
Wieso war das auf einmal so einfach?
Normalerweise beobachte ich Typen, die ich gut finde, nur aus der Ferne und wende schnell den Blick ab, wenn wir Augenkontakt haben. Dadurch entsteht unweigerlich der Eindruck, dass ich nicht interessiert wäre und die schönen Typen bleiben ewige Fremde für mich.
Diesmal nicht.
Wir gingen zu ihm rüber, er stellte sich mir als Pietro aus Italien vor.
Fuck.
Im Ernst?
Er war so was von mein Typ.
Wir redeten zu dritt ein wenig über dies und das und kamen plötzlich auf unanständige Themen.
Er meinte, dass die deutschen Mädels, die er bisher geküsst hatte, nicht gut küssen konnten und das konnte ich nicht glauben. Die Mädels, die ich geküsst hatte, waren nämlich Naturtalente. Es waren eher die Typen, die es nicht so drauf hatten.
Wir debattierten ein wenig darüber und schließlich schlug er vor, dass wir beide uns küssen sollten „just for science“ (bitte stellt euch dieses englisch mit einem wunderbaren italienischen Akzent vor). Mir war klar, was er wollte und erst zierte ich mich ein wenig. Aber ich wollte ihn auch und er sollte mir auf keinen Fall durch die Lappen gehen. Ich drückte Houssan meine Jacke in die Hand, stellte mein Bier ab, legte ihm eine Hand um den Nacken und küsste ihn.
Ich darf ihn nicht verklären, nur weil er mein Typ ist, also versuche ich rational zu bleiben:
Er war ganz gut, aber es war nicht der beste Kuss meines Lebens (Hust, Alex, Hust).
Als wir fertig waren, fragte er, was ich ihm auf einer Skala von eins bis zehn geben würde.
Ich wollte sein Ego nicht gleich boosten, deshalb antwortete ich:“Seven.“
Er konnte nicht glauben, dass ich ihn nicht besser bewertete, da er meine Kusstechnik mit einer „Nine“ versah.
Wir quatschten wieder viel, dann gingen wir raus, weil die beiden rauchen wollten. Mein Bier war mittlerweile geleert und ich spürte es ein wenig – da ich wieder ziemlich viel Scheiße redete. :D Aber es war wirklich lustig.
Als wir wieder reingingen, kaufte Pietro eine Runde Rum an der Bar. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, aber ich tat es trotzdem. Mir war klar, dass sie mich mehr oder weniger abfüllen wollten, um zu erreichen, dass ich mit ihnen nach Hause ging. Aber ich war vorsichtig. Pietro saß auf einem Barhocker, als er mich an sich zog, um mich erneut zu küssen. Er versuchte mich zu überreden, mit ihm nach Hause zu gehen, aber ich blieb standhaft. An einem anderen Abend bin ich das vielleicht nicht. Er fragte nach meiner Nummer, ich gab sie ihm. Wir knutschten noch ein wenig rum und ich wollte ihn wirklich. Diese ganzen schmutzigen Sachen, die er mir sagte, klangen so sexy mit seinem italienischen Akzent.
Ich hab wirklich eine Schwäche für diese Landsmänner.
Als das letzte Lied gesungen wurde, fragte ich den schwulen Spanier, dessen Namen ich ebenfalls vergessen hatte und dessen Gesicht wunderschön war, wo Maria war. Er meinte, dass sie schon gegangen wäre, weshalb ich ihn fragte, ob wir zusammen zur U-Bahn gehen wollten. Er sagte zu. Ich umarmte Houssan zum Abschied und wollte dasselbe bei Pietro machen. Er aber wehrte meine Umarmung ab und küsste mich. Ach. Er ist so männlich. :D
Es waren dann doch noch relativ viele aus unserer Gruppe da und gemeinsam gingen wir zur U-Bahn. Ich freundete mich mit einem dänischen Medizinstudenten an, der sich die ganze Zeit über mich lustig machte, aber ansonsten sehr nett war. Plötzlich tauchte auch Maria auf. Von ihr und Frederik erfuhr ich, was sich abgespielt hatte. Sie und Oskar hatten in einer dunklen Ecke rumgemacht, weshalb alle dachten, sie wäre schon gegangen.
Zusammen fuhren wir nach Hause. Frederik musste noch eine Station weiter. Ihn hab ich richtig ins Herz geschlossen. Und er hat die weichsten Haare, die ich jemals berührt habe. :D Zudem hat er mir die Erlaubnis gegeben, dass ich seine blonden Engelslocken jederzeit anfassen dürfte. Er ist mir direkt sympathisch. :D Maria und ich gingen im strömenden Regen nach Hause. Es war wirklich ein schöner Abend, auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass er so verläuft.
Ich hörte noch Musik und schminkte mich ab. So hätte ich mein Leben schon vor drei Jahren leben sollen. Es fühlt sich richtig an.

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Dienstag, 8. Oktober 2019
Everything will be alright if you keep me next to you
Dieser Blog ist seit kurzem acht Jahre alt geworden.
Unglaublich.
Wie schnell vergeht die Zeit?
Ich weiß noch, wie ich als Teenager irrational und von meinen Gefühlen geleitet meine Gedanken hier gepostet habe, nur um irgendwie damit umgehen zu können.
Es hat sich wenig und dennoch so viel verändert.
Ich kann immer noch am besten mit meinen Gedanken und Gefühlen umgehen, wenn ich sie niederschreibe. Dennoch würde ich sagen, dass ich im Laufe der Jahre ein wenig rationaler geworden bin. Manchmal geht immer noch mein Temperament mit mir durch, aber ich arbeite gerade sehr daran. Mir wurde nämlich bewusst, dass man sich nicht von seinen Gefühlen, sondern von der Logik leiten lassen sollte. Natürlich würde ich im Endeffekt immer auf mein Bauchgefühl hören. Aber wenn es darum geht wütend auf jemanden loszugehen oder sich bedacht zurückzuhalten, würde ich letzteres wählen. In der Ruhe liegt die Kraft. Reden ist Silber, schweigen ist Gold. Logik kann man nachvollziehen, Gefühle nur bedingt.
Mit meinem Blog bin auch ich um ein Jahr älter geworden.
Der Tag vor meinem Geburtstag stellte sich als wilder Ritt durch zahlreiche Emotionen heraus, da meine Erdbeerwoche an die Tür klopfte. Natürlich versuchte ich die negativen Gedanken durch simple Logik auszuhebeln, aber an manchen Tagen kommt der Kopf nur in Maßen gegen die Hormone an.
Ich saß in der Bahn, auf dem Weg in meine Wohnung und versuchte nicht enttäuscht darüber zu sein, dass mir sehr viele Leute abgesagt hatten. Ich hatte ein kleines Déjá-vu, das mich zurück in den Januar versetzte: Ich stand in der U-Bahn, blickte auf ein blondes, lächelndes Mädchen hinab und dachte:“Ich hoffe, du musst dich nie so fühlen.“
Natürlich hatten mir meine Freunde nicht aus Bosheit abgesagt. Die umgehende Grippe-/Erkältungswelle hatte auch sie mit sich gerissen und an ihre Betten gefesselt. Ich war selbst ein wenig angeschlagen.
Ich wusste, dass alles aus einem bestimmten Grund passierte. Und dass Gott es gut mit mir meint. Ich hörte „22“ und dachte mir:“Everything will be alright if you keep me next to you“. Ich sprach diese Zeile aber zu mir selbst. Alles wird gut sein, solange ich da bin. Solange ich mich liebe. Ich schrieb einen Liebesbrief an mich selbst, indem es unter anderem hieß:“So hart es klingt: Ich habe dich gehasst. Ich habe dich geliebt. Ich habe dich verloren. Ich habe dich gefunden. Aber: Ich war immer da. Ich werde immer da sein. […] Ich habe mit 16 Jahren auf dem Schulklo im Spiegelbild in deine Augen geblickt und Dämonen gesehen (You‘ve got your demons and darling they all look like me). Ich habe mit 18 Jahren in den Spiegel geschaut und pure Selbstliebe gesehen.
Es wird immer ein Auf und Ab sein. […] Du musst dir deine Fehler vergeben. Sie dürfen dich nicht jahrelang verfolgen.
Auf ein weiteres Lebensjahr. Ein weiteres Jahr gefüllt mit Segnungen. Ein weiteres Jahr gefüllt mit Liebe, Frieden und Lachen. Ein weiteres Jahr voller Gesundheit, Glück und Harmonie,
Ich verspreche dir. Dich dieses Jahr zu lieben. Und jedes darauffolgende Jahr. Vergebend, bedingungslos und ohne Grenzen und Zurückhaltung. [...]“
Ich bin mit meiner Selbstliebe schon ein ganzes Stück weiter gekommen. Mir ist es immer mehr egal, was andere Menschen denken und das ist so befreiend. Es ist immer noch Luft nach oben. Aber ich arbeite daran, Stück für Stück.
Vor ein paar Tagen wurde mir bewusst, was für ein Wunder es ist, dass ich lebe. Meine Existenz hätte im Laufe der Jahrhunderte zu Nichte gemacht werden können. Etwa im zweiten Weltkrieg, als zwei Männer ihm Einlass in ihr Zelt gewährten. Ansonsten wäre er in der Kälte der erbarmungslosen Natur erfroren. Oder ein paar Jahrzehnte später, als ihr ein großer, schwarz gekleideter Mann in den tiefen Wald folgte und bei ihrem Rückweg auf sie wartete. Wie oft bin ich schon dem Tod entkommen? Ich bin keine Person, die das Risiko und die Gefahr liebt, im Gegenteil. Aber wie oft bin ich unbewusst dem Tod entkommen? Sei es im Straßenverkehr, auf dem Nachhauseweg oder beim Joggen? Im Wald, im See oder in den Bergen? Ein dummer Zufall, eine unglückliche Aneinanderreihung von Situationen kann deine Existenz mit einem Schlag auslöschen.
Wie kann ich da mein Leben nicht lieben, wenn es so zerbrechlich ist?
Es ist ein Wunder, dass ich in dieser Form lebe.
Das sollte man schätzen. Jeden Tag.
Ich fuhr in meine Wohnung, zog mich um und machte mich fertig. Ich hörte meine Lieder-die-mich-glücklich-machen-Playlist und versuchte nicht in introvertierte Melancholie zu verfallen. Es gelang mir ganz gut, aber nicht zu hundertprozent.
Ich fuhr in die Bar, in der ich reserviert hatte. Ich war natürlich pünktlich, aber die Gäste kommen ja meist ein bisschen später. Es war irgendwann ziemlich schwierig die Plätze zu verteidigen, also zog ich mich mit einer Schildkrötenaura aber mit stolzer Körperhaltung in mich selbst zurück. Ich war ziemlich froh, als die Ersten, Ina und Vroni, ankamen. Ich fühlte mich gleich viel besser und warf meinen Schildkrötenpanzer ab. Nach und nach kamen alle anderen, sogar Max, obwohl auch er krank war. Es war wirklich eine nette Runde und ich habe so viel Liebe für sie alle übrig. Ich bin so dankbar für meine Freunde. Sie sind so unterschiedlich, aber ich liebe sie alle. Max, der Situationen immer beobachtet und kaputt analysiert, meinte, dass Toni Addi ziemlich abgecheckt hätte, als er reingekommen ist. Max steckte mir das natürlich sofort und ich spielte ein wenig Armor und fragte direkt mal bei Addi nach, was er denn von ihr hielt. Addi war auch angeschlagen und nicht wirklich in der Stimmung. Es war nicht gegen Toni persönlich. Ich habe mir schon so was in die Richtung gedacht. Toni ist eher der feste Beziehung Typ und Addi momentan eher nicht. Ich hätte nie damit gerechnet, dass Toni Addi gut finden könnte, aber objektiv betrachtet ist Addi wohl schon ein Schnittchen. :P
Wir tranken, redeten viel und fingen irgendwann an auch zu tanzen. Plötzlich sprach mich eine Blondine an und ich dachte mir schon ulala, aber dann checkte ich, dass sie nur den Wing(wo)man für ihren Freund spielte. Ich fragte sogar direkt nach, aber sie meinte, sie wäre in den Mitbewohner ihres Freundes – mit dem sie heute hier war – verliebt. Sie gehe mit seinen Freunden weg, damit er verstehe, wie toll sie ist. Das Ganze ginge schon drei Monate. Drei Monate. Ist der Typ es wirklich wert? Ich fragte nicht weiter nach, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt war. Langsam aber sicher verabschiedeten sich die Leute und ich rechnete damit, dass auch ich bald gehen würde. Dann passierte etwas ungewöhnliches: Macy wollte feiern gehen. Macy ist zur Zeit nicht wirklich motiviert, was feiern gehen angeht, aber sie sprühte vor Begeisterung. Übrigens sah sie wirklich toll aus an diesem Abend. Fabi wollte auch mitkommen, die anderen leider nicht. Wir drei blieben noch ein wenig in der Bar, tanzten, redeten mit der Blondine und ihren Freunden. Einer lud mich zum Frühstück ein – keine Ahnung warum, aber ich sagte zu. Ich weiß seinen Namen gar nicht mehr. :D
Ich hatte von meinen Freunden eine Polaroidkamera geschenkt bekommen (ja, sie sind absolut verrückt und ja, ich liebe sie wie verrückt), die ich nicht unbedingt mit in den Club schleppen wollte. Da Fabi in der Nähe des Clubs wohnte, den wir aus probieren wollten, schlug er vor, dass wir zuvor zu ihm fahren könnten und dort meine Kamera lassen könnten. Wir zogen los. In Fabis Wohnung angekommen wollte Macy noch einen Tee trinken, weshalb wir ein Tee-Rede-Kränzchen veranstalteten, das sehr lustig war. Fabi erzählte uns ganz viel Tratsch und Klatsch aus seinem Freundeskreis. Gegen halb drei gingen wir los zum Club. Wir waren alle noch nie dort gewesen. Max meinte einmal, dass der Club ein wenig alternativ wäre. Da ich Geburtstag hatte, kam ich umsonst rein. Ich merkte bereits, dass meine hohen Schuhe hier fehl am Platz waren, als wir den Schotterweg zum Haupteingang gingen. Der Außenbereich war auf merkwürdige Art und Weise cool. Überall Graffiti, dunkle Nischen, Container. Kühl, aber kreativ. Als wir das Hauptgebäude betraten kam ich mir vor wie ein normaler Mensch unter Aliens. Der Club war wie ein anderer Planet eingerichtet, die Menschen waren wie Zombies und ich hatte den Verdacht, dass hier so einiges an Drogen konsumiert wurde. Vielleicht war ich aber mittlerweile auch einfach zu nüchtern. Die Musik war überhaupt nicht meins, aber die Umgebung faszinierte mich. Wir zogen noch in den anderen Bereich des Clubs, umrandeten das Ganze von außen und beschlossen dann wieder zugehen. Keiner von uns hörte diese Musik und wir waren alle zu nüchtern.
Also gingen wir wieder zurück zu Fabi und tranken eine weitere Runde Tee. Er ist so ein Schatz. Er machte und sogar noch Nudeln – mit sehr viel Knoblauch – und überließ Macy und mir sein Bett. Wir redeten viel und aßen, danach legten wir uns hin. Macy – die übrigens eine der lustigsten Personen ist, die ich kenne – erzählte Geschichten aus ihrer Kindheit und wir schmissen uns weg vor Lachen.
Macy wurde früher in der Schule „Mülleimer“ genannt, weil sie immer die Essensreste von allen aß.
Ihre Lippen blieben mal an einem Eis am Stiel kleben, sie riss sie ab und aß das Eis mit blutigem Mund weiter.
Sie wollte ihren Schwarm in der dritten Klasse beeindrucken, indem sie ihn im Englischunterricht in der Bibliothek anrülpste.
Sie ist einfach so ein witziger Mensch. Dann schliefen wir eine Runde. Als der Wecker klingelte, machen Macy und ich uns auf den Weg zur U-Bahn. In der U-Bahn setzte sich der Mann gegenüber von uns direkt weg und ich konnte mir ungefähr denken, wie sehr wir nach Knoblauch rochen. :D
Dann fuhren wir heim. Es war wirklich ein schöner Abend. Auch wenn er so überhaupt nicht geplant war, aber manchmal muss sogar ich ein wenig spontan sein.
Auf der nach Heimfahrt fühlte ich mich seltsam frei. Ich hörte meine alten Taylor Swift Alben und sah nur mich. Es ging nur um mich.
Ich weiß, dass man jeden Tag etwas machen sollte, das man liebt. Ich war stets der Überzeugung, dass ich das tun würde. Lesen, Musik hören, die Natur genießen. Aber vielleicht ist das nicht genug. Ich höre auf damit, auf Menschen zu warten und mache es alleine. Schlösser besichtigen, in Museen gehen, lehrreiche Literatur kaufen, die Stadt erkunden, spazieren gehen. Dinge, die mich erfüllen.
Ich sehe nur mich. Und ich bin frei.

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Dienstag, 1. Oktober 2019
I forgot that you existed and I thought that it would kill me but it didn't
Dinge, die mir meine letzten Tage versüßt haben.
Die Putzfrau in der Arbeit hat mir gerade eine Birne geschenkt, weil wir uns immer unterhalten und sie mich nett findet.
Herzschmelz.
Der Wachmann, der mir Bescheid gegeben hat, dass die Richterin da ist.
Und die Richterin, die mir erzählte, wie nett sie und ihre Kollegen mich finden.
Dinge, die mich nachdenklich machen.
Mein Alkoholkonsum.
Ich hab es gestern ein wenig übertrieben und bin mir ziemlich sicher, dass ich in diesem Moment noch Restalkohol habe.
Meine Beine sind voller blauer Flecken und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich an alles richtig erinnere.
Haben sowohl Sevi als auch Fabi mir gestern eine Freundschaft Plus angeboten? Natürlich unabhängig von einander.
Hat Fabi mich gebeten ihn zu küssen, weil er ein Mädchen nicht mehr losgeworden ist?
Hab ich gestern ernsthaft einem wildfremden Typen meine Nummer gegeben?
Warum?
Sah es wirklich so aus, als würde ich was von Sevi wollen, nur weil wir uns gut unterhalten haben?
Ich erinnere mich, dass er mich gefragt hat, wo mein Freund wäre. Als ich ihm sagte, dass wir schon ewig nicht mehr zusammen wären, fragte er nach dem Grund. Ich sagte es ihm. Er konnte es nicht glauben. Dann fing er an, komische Andeutungen zu machen, an die ich mich leider nicht mehr genau erinnern kann.
Wir sind doch nur Freunde.
Man gebe mir Alkohol und es erwache meine extrovertierte, offene und scheinbar sehr flirty Seite.
Das ist ja alles schön und gut, aber sollte ich nicht ein wenig vorsichtiger sein?
Ohja, ich hab definitiv Restalkohol. Ein strahlendes Lächeln ist auf mein Gesicht gepflastert, sobald hier jemand reinkommt.
Normalerweise lächele ich etwas zurückhaltender.
Ich hab gar keine Lust auf Menschen. Ich will einfach nur schlafen. Oder vielleicht laufen gehen.
Aber leider hab ich Halsweh bekommen, weil ich gestern die Kälte, die mein Dekolleté streifte nicht bemerkte.
Ich bin sehr froh, dass ich gut nach Hause gekommen bin.

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