Freitag, 23. November 2018
Aus dem Leben eines Oxymoron
Veränderungen. Ich hatte das Gefühl es war Zeit für eine was diesen Blog betrifft. Ich glaube mein Blog trug den Namen "It's hard to resist a bad boy if he's a good man" mit einer Subline von Mark Twain über viereinhalb Jahre lang. Eine Charakterschwäche - schon seit ich denken kann - war meine Schwäche für Leute, die nicht gut für mich sind. Insbesondere böse Jungs. Sie zogen mich an, sie faszinierten mich, sie inspirierten mich. Sie lenkten mich ab, sie bevölkerten meine Gedanken, sie spielten mit mir. Das tun sie heute noch. Wobei ich meinen Horizont ein wenig erweitert habe. Ich versuche auch die guten, ehrgeizigen Jungs anziehend zu finden. Es klappt ganz gut.
Die bösen Jungs haben mich neugirig gemacht. Mich verletzt. Und dadurch sind viele kreative Schriften und Metaphern entstanden. Bei manchen bin ich heute noch der Überzeugung, dass irgendwo in ihnen ein gutes Herz steckt. Genau diese Hoffnung ist wahrscheinlich törricht und genau das, was Mädels regelmäßig ins Verderben stürzt. Ich bin in dieser Hinsicht vielleicht ein hoffnungsloser Fall.
Die bösen Jungs haben mich eine Zeit lang begleitet und sie werden es vermutlich immer für eine gewisse Weise tun. Aber keiner von ihnen ist oder war jemals in der Position mich zu zerstören.
Ich wollte diesen Blog ein wenig mehr auf mich beziehen. Ich habe überlegt, was mich ausmacht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Eigenschaft, die mir immer am meisten Probleme gemacht hat, auch die ist, die mich genau zu der Person macht, die ich bin: Dass ich ein Widerspruch in mir selbst bin. Auf griechisch: ein Oxymoron. Dieses Wort ist so viel mehr als eine bloße griechische Übersetzung. Die griechischien Bezüge zum Ursprung meines Familienstammbaums bedeuten mir sehr viel. Ebenso, dass dieser Begriff bei der Interpretation von Literatur als rhethorisches Stilmittel verwendet wird, eine meiner Leidenschaften. Etwas, was mich sehr inspiriert. Ein besserer Begriff kann mich kaum beschreiben.
Wie schon gesagt, dieses in-sich-widersprüchliche, was meinen Charakter fast komplett ausfüllt, war oft eine Eigenschaft, die ich hasste. Insbesondere, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich in eine Schublade gesteckt werden wollte, aber das aufgrund dieses Charakterzuges nicht möglich war. Manchmal fällt es mir immer noch schwer diese Unergründlichkeit zu lieben, aber ich gebe mein Bestes. Es ist das, was ich bin.
Und ich sollte glücklich und dankbar dafür sein, dass mein Charakter zu komplett ist, um mich in eine Schublade stecken zu können. Dass er zu kompliziert ist, dass jeder damit umgehen und ihn handeln kann.
Als ich mich für den Titel "Aus dem Leben eines Oxymoron" entschloss, dachte ich darüber nach, wo genau ich in mir selbst widersprüchlich bin.
Auf der einen Seite bin ich fast hoffnungslos romantisch. Ich stehe total auf Kieselsteine gegen Fenster werfen (aber bitte nicht gegen meines, das verkratzt :P), Briefe, Blumen, altmodische Dinge wie die Tür auf halten, den Stuhl zurückziehen, in den Mantel helfen, die Autotüre aufmachen, Lieder schreiben, heimliche Treffen auf nächtlichen Balkonen unter dem Sternenhimmel. Ich setzte voraus, dass der Vater der Braut vor dem Antrag um Erlaubnis gebeten wird. Nicht, weil die Braut der Besitz des Vaters ist. Sondern aus Respekt. Ich stehe auf die kitschigen Verse aus Romeo und Julia und Sommernachtstraum. Ich zitiere sie sogar immer, wenn ich betrunken bin, um zu beweisen, dass ich nicht betrunken bin.
Auf der anderen Seite bin ich absolut realistisch und aufklärerisch. Ich lese Liebesromane tatsächlich um sie zu kritisieren. Ich könnte teilweise kotzen, wenn Kerle irgendwas schleimies schreiben, was ihrer Meinung nach "romantisch" ist. Ich plane, wie mein Leben ist, falls ich nicht heiraten sollte: Ich adoptiere zwei Kinder, ganz viele Katzen, arbeite viel, setzte mich für sozial gute Zwecke ein und bin glücklich. Ich bezweifle die wahre Liebe sehr. Ich glaube das hängt viel mit verletzlichen Momenten, glücklichen Zufällen und Jagdverhalten zu tun. (andererseits denke ich, dass es auch Schicksal sein kann).
Einerseits bin ich sehr feministisch eingestellt. Ich glaube, die Zeit von uns Frauen ist genau jetzt. Ich spüre den Umschwung, die Änderung der Machtverhältnisse und die Stärke der weiblichen Bevölkerung. Natürlich sind wir noch lange nicht an dem Punkt, an dem wir sein sollten, aber es verändert sich so viel in so kurzer Zeit. Jahrhunderte lang waren wir stets die unterdrückte Nummer 2 und das ändert sich gerade. Und das liebe ich. Ich liebe Frauen. Sie sind wunderbare, starke und strapazierfähige Geschöpfe. Die sich leider viel zu oft unterschätzen.
Andererseits bin ich traditionell. Ich bevorzuge definitv Mänenr, die männliche Dinge können. Holzhacken, Dinge reparieren, schwere Sachen tragen, etc. Ich mag es, wenn Männer wirklich Männer sind und keine Waschlappen. So ziemlich wie aus Jessie James Deckers "Clint Eastwood".
"A heart of Gold and a silver tongue."
"Only talks when he's got something to say."
"Levi vintage Fashion sense, didn't buy his Jeans distressed."
"The Kind of love that takes you back in time."
"He don't take my rebel heart and try to fix me
But 'round the house, there's always something that needs fixing
Bridges that generation gap, wins over Grandma, Mom, and Dad
Sticks by me through the good, the bad, and ugly"
"Little rough around the edges"
Im Falle einer Heirat will ich es auf jeden Fall klassisch und traditionell. Aber trotzdem müssen meine faministischen Züge untergebracht werden.
Ferner würde ich mich als sehr gläubig bezeichnen. Ich bete jeden Abend, ich danke Gott jeden Abend und ich liebe die Grundsätze, die meine Religion vermittelt. Glaube ist etwas sehr privates für mich, weil er in unserer modernen Welt schnell kritisiert und in Frage gestellt wird. Und natürlich vertrete ich auch nicht alles, was die Kirche sagt: Ich bin definitiv für Verhütung und in einigen Fällen auch für Abtreibung. Aber die öffentliche Kirche und mein privater Glaube sind zwei komplett verschiedene Dinge. Und das ist das, was die meisten Leute nicht verstehen. Ich finde es auch geschichtlich so faszinierend, dass eine einzige Person unsere ganze Welt geprägt hat. Unabhängig davon, welcher Religion man angehört. Man entkommt dem Christentum nicht. Es ist verwirktlicht in alltäglichen Dingen wie unser Datum, unsere Feiertage, in Kultur und Bauwerken. Ich liebe es.
Im Gegensatz dazu bin ich eine Unterstützerin der Wissenschaft. Solange es im moralisch vertretbaren Rahmen bleibt. Bei Klonen hab ich beispielsweise Zweifel. Aber ansonsten, insbesondere was die Forschung im Bereich Astrologie, Meere und Geschichte angeht. Es ist unglaublich faszinierend auf welchem Stand die Menschheit heute ist und mit welchen Mitteln das möglich ist.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich eigentlich eher introvertiert bin. Ich behalte ziemlich viel für mich, habe viele Geheimnisse und mache viel mit mir selbst aus. Das war schon immer so. Bis ich siebzehn oder achtzehn war, war es ziemlich extrem. Ich glaube, dass viele Leute mit aufgrund dessen überhaupt nicht einschätzen konnten. Ich bin auch ein sehr nachdenklicher Mensch. Manchmal denke ich viel zu viel nach, was auch früher ein großes Problem war und wodurch ich unglücklich wurde. Heute versuchte ich es zu reduzieren, indem ich mir sage:"Zerbrich dir nicht den Kopf über Dinge, die in der Vergangenheit geschehen sind, du kannst sie nicht ändern." Das hat tatsächlich ein wenig gehofen. Dieses viele Nachdenken hat natürlich manchmal seine Vorteile - vor allem was die Bildung angeht - weil ich sehr viel in Frage stelle. Andererseits ist es natürlich nachteilig für mich, weil es mich unsicherer macht, wenn ich immer so überaus kritisch über meine Handlungen und Worte nachdenke.
Diese Introvertiertheit kommt auch, wenn ich lange Zeit unter Menschen bin. Ich ziehe mich in mir zurück, weil ich einfach Zeit für mich und meine Gedanken brauche.
Auf der anderen Seite bin ich auch extrovertiert. Ich lache viel, mache komische Sachen und Grimassen und rede ziemlich viel Bullshit. In solchen Situationen gehe ich offen und ohne Scheu auf Menschen zu und mir ist es egal, was andere über mich denken. Extrovertiert bin ich, wenn ich mich selbstbewusst fühle, wenn ich mit meinen Freunden unterwegs bin oder wenn ich ungefähr weiß, was mich erwartet. Ich weiß, dass einige Leute aus der Schule - hauptsächlich die, die mich in der Oberstufe erst richtig kennengelernt haben - mich ausschließlich als extrovertiert bezeichnen würden. Weil sie vorwiegend diese Seite von mir kennen.
Aber ich bin beides. Introvertiert und extrovertiert.
Was damit auch in Zusammenhang steht, ist mein Temperament. Manchmal hab ich einiges davon, vermutlich zu viel und das lass ich dann auch raus. Vor allem, wenn ich wütend bin, hält man dann besser Abstand von mir. Aber auch in extrovertierten Situationen kann ich temeramentvoll sein. Oder wenn jemand meine Liebsten verletzt. Uh, dann gleich mein Temperament einem Feuer der Hölle.
Dennoch bin ich eigentlich schüchtern. Es mag manchmal schwer zu glauben sein, aber ich war ein absolut schüchternes Kind. Das hat sich eigentlich auch erst in der Oberstufe wirklich geändert. Dennoch gibt es Situationen, in denen ich schüchtern bin. Insbesondere, wenn ich Komplimente bekomme. Damit kann ich irgendwie gar nicht gut umgehen. Ich freu mich darüber, aber irgendwie ist es mir manchmal auch unangenehm und dann werde ich schüchtern. Keine Ahnung wo da die Logik ist aber was solls. Tendenziell würde ich sagen, dass ich meine Schüchternheit überwiegend im Griff habe. Ich zeige sie ungern vor anderen Menschen, weil ich es oft als Zeichen der Schwäche empfinde. Und wenn es eines ist, was ich nicht zeigen will, ist es Schwäche.
Passend zu diesen Extrema hätte ich mich imemr als unsensibel beschrieben. Ich sage ziemlich oft Sachen, die ich nicht so meine und die oft verletztend für andere sind, aber sie sprudeln manchmal einfach aus meinem Mund, ohne dass ich mir Gedanken darüber mache, dass sie Leute verletzen könnten. Im Nachhinein tut es mir auch immer Leid. Jeder Mensch hat eine andere Schmerzgrenze was Worte angeht und meine ist wohl ziemlich hoch (in den meisten Fällen), weswegen ich teilweise irrtümlich davon ausgehe, dass andere Menschen auch Dinge einfach so wegstecken können, wie ich es tu. Aber dem ist nicht so. Ich versuche diesbezüglich wirklich an mir zu arbeiten, aber manchmal passiert es mir trotzdem noch.
Dagegen hat mich eine Freundin letztes Jahr als sensibel beschrieben. Ich wäre nicht im Traum darauf gekommen, mir diese Charakterschaft zuzuschreiben, aber nach längerem Nachdenken musste ich ihr rechtgeben. Ich bin tatsächlich sensibel. In manchen Situationen. Wenn ich zu viel nachdenke, wenn ich Dinge an mich ranlasse, die wahrscheinlich nicht persönlich gemeint waren oder wenn ich merke, dass es anderen Menschen nicht gut geht.
Ein weiterer Punkt ist der, dass ich extrem misstrauisch und paranoid bin. Vor allem nachts und vor allem bezüglich Männern. Nachts ist für mich jeder Mann gruselig. Ich weiß, dass auch Frauen gefährlich werden können, aber ich bin den meisten Männern einfach kräfte- und größentechnisch total unterlegen. Wenn ich nachts alleine heimfahre, durch dunkle Bahnhöfe laufe, setzte ich einen mörderischen Blick auf, schaue so grimmig wie möglich, höre laute, aggressive Musik und hab in meiner Hand stets ein Verteidigungsmittel. Es mag für manche übertrieben klingen, aber das sind alles Orte, an denen Menschen - vor allem Frauen - beleidigt, belästigt oder vergewaltigt wurden. Und darauf hab ich einfach absolut keinen Bock. Und lieber bin ich dann vorsichtiger, als dass ich mich blauäugig in Gefahr bringe.
Andererseits bin ich, wenn ich extrovertiert bin, extrem offen und optimistisch gegenüber Menschen eingestellt und würde oft nie auf die Idee kommen, dass sie mir was böses wollen - mental oder physisch. Aber nicht nachts, wenn ich alleine unterwegs bin.
Ein weiterer Charakterzug ist der, dass ich meistens ein gutes Selbstwertgefühl habe. Ich habe hohe Erwartungen an mich selbst und hohe Erwartungen an andere. Aber dennoch erwische ich mich oft dabei, wie ich mich mit weniger zufrieden gebe, weil ich für alles dankbar bin und alles zu schätzen weiß. Das ist überhaupt nicht auf Materielles bezogen, nur auf zwischenmenschliches Geben und Neben. Dieses Zurückstecken wird mir dann manchmal zum Verhängnis, weil ich Menschen viel zu viel durchgehen lasse und ihnen viel zu viele Chancen gebe, bevor ich die Reißleine ziehe. Nennt es Geduld, nennt es Dummheit. Das steht so im Gegensatz zu meinen eigentlich sehr hohen Erwartungen an Menschen.
Außerdem würde ich sagen, dass ich sehr stur bin. Ich weiß nicht, ob ich an Sternzeichen glaube, aber mein Aszendent ist Stier und das passt wie die Faust aufs Auge. Es geht mir gar nicht darum, dass ich immer Recht haben muss - und das wird auch von einigen Menschen missverstanden. Es ist lediglich so, dass ich in den meisten Dingen eine klare Meinung habe und die auch preisgebe. Und wenn ich von dieser Meinung Abstand nehmen soll, muss mir jemand wirklich gute Argumente liefern. Und daran fehlt es meistens. Deswegen bleib ich meistens bei meienr Meinung. Ich bin auch eher so, dass ich bei einer Entscheidung bleibe, wenn ich sie getroffen habe. Nach dem Prinzip:"Das zieh ich jetzt durch!" Und dann lass ich mich davon auch nicht abbringen.
Auf der anderen Seite bin ich ein Liebhaber von Kompromissen. Ich liebe es, wenn man sich zwischen zwei Meinungen auf die ausgewogene Mitte einigt. Kompromisse sind die beste Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben. Es ist für beide Seiten fair.
Der letzte extreme Punkt, der mir so einfällt, ist die Tatsache, dass ich ein sehr selbstständiger Mensch bin. Ich mache meine Sachen gerne alleine, nach meiner Vorstelllung und unter meiner Führung. Das war auch ein Punkt, warum ich manche Sachen in der Schule nicht so cool fand. Weil uns diese Freiheit, selbstständig zu sein, oft genommen wurde. Das hat bestimmt auch seinen Sinn, aber das ist zum Beispiel der Grund, warum ich die Uni liebe. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Es gibt keine Noten mehr nach Mögen/Nichtmögen, nach Arschkriechen/Nichtarschkriechen. Es ist so viel fairer und objektiver.
Andererseits arbeite ich auch sehr gerne im Team - solange es ein gutes, motiviertes Team ist, dessen Vorstellungen sich mit meinen vereinbaren lassen. Ich glaube auch, dass man als Team viel mehr schaffen kann als alleine, wenn man effizient und struktiert vorgeht.
Als ich darüber nachgedacht habe, welche Charakterzüge in sich widersprüchlich sind, habe ich auch überlegt, wo ich mich denn nicht wiederspreche und es sind mir tatsächlich mehr eingefallen als ich gedacht hätte. Ich brauche niemanden, außer mein Blut. Ich habe einen extrem ausgeprägten Beschützerinstinkt, der regelmäßig mit mir durchgeht. Ich bin stark. Ich habe einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Ich bin sarkastisch. Ich bin strapazierfähig. Ich bin kreativ. Ich bin sehr familienbewusst. Ich bin wissbegierig. Ich bin stolz, oft auch viel zu sehr. Ich bin harmoniebedürftig, ich hasse Streit. Ich bin heimatverbunden - mein Herz ist hier verankert. Ich bin loyal. Ich bin optimistisch. Ich bin freiheitsliebend. Ich bin glücklich.
So viel also zu meiner Selbstreflexion und dem Grund, warum ich wollte, dass dieser Blog mehr auf mich und meinen Charakter bezogen ist.
Unter der Hauptüberschrift befindet sich natürlich eine Zeile von einem meiner Lieblingslieder: "Figure me out". Ich weiß, ich habe es schon oft gesagt, aber es gab nie ein Lied, dass mich besser beschrieben hätte. Auch darin spiegeln sich Gegensätze und Widersprüche - genau wie in mir.

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