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Dienstag, 5. Januar 2021
Everybody wants you but I don't like a gold rush
honigbienchen, 20:50h
https://www.youtube.com/watch?v=9pgSoGHXgAU&list=RD9pgSoGHXgAU&start_radio=1
~ I can't dare to dream about you anymore
Ich habe Anfang des Jahres angefangen, diese Serie zu schauen und hatte sie innerhalb von zwei Tagen fertig. Ich war mir sicher, dass sie "Dynasty" von meinem Thron stoßen würde, mittlerweile sehe ich es als Gleichstand an.
Aber ich liebe es. Ich liebe die Kostüme, die aufwändige Kulisse, die bunte Besetzung, die Filmmusik, die kleinen Details, alles ist pure Ästhetik.
Und ich habe eine absolute Schwäche für Ästhetik.
Ich beschäftige mich gerne mit geschichtlichen Personen und Ereignissen und natürlich war eine derartige Geschichte realitätsfern. Vielleicht bin ich dem Eskapismus mittlerweile so sehr verfallen, dass ich es deswegen noch mehr liebe.
Ich habe auch schon einige kritische Kommentare bezüglich der fehlenden Debatte über Rassismus, Vergewaltigung und Realitätsferne gelesen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich es bevorzuge, dass die unschönen Dinge romantisiert werden. In Zeiten wie diesen ist eine derartige Realitätsflucht für manche vielleicht noch notwendiger.
Die Serie beschäftigte mich so sehr, dass ich teilweise sogar nicht einschlafen konnte, weil ich sie Szenen immer und immer wieder in meinem Kopf abspielte. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine derartige Chemie zwischen zwei Hauptdarstellern gespürt habe. Es ist vermutlich der intensive Augenkontakt, der diese Schwingungen auf den Zuschauer überträgt.
Ich finde es auch toll, dass in einer übersexualisierten Welt Verlangen in Form von kleinen Berührungen, wie Fingerkuppen, die über den Rücken streichen, oder der Anblick eines muskulösen Armes dargestellt wird.
Trotz der empfundenen Euphorie habe ich versucht, die Geschichte rational zu betrachten. Dann gefiel sie mir schon weniger. Die pure Unschuld und liebenswerte Blauäugigkeit der Daphne wird sehr gut verkörpert, aber im Grunde genommen hätte sie etwas besseres verdient.
Jemanden mit gleichen Ansichten, was die Zukunft angeht.
Wie schrieb Antoine de Saint-Exupéry so schön: "Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern, dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt".
Man kann sich nicht nur in die Person verlieben, man muss sich auch in ihre Umstände und Lebensvorstellungen verlieben.
Simon ist zwar wahrlich ein stattlicher Mann, aber ziemlich melancholisch, schleppt Dämonen mit sich rum und hält mit aller Macht an den Ereignissen der Vergangenheit fest. Er sollte aufgrund seiner Lebenserfahrung eigentlich derjenige sein, der die Zügel in die Hand nimmt. Stattdessen macht Daphne die ganze emotionale Arbeit, während er sie in schwierigen Situationen im Stich lässt, sich distanziert und sie vor den Kopf stößt.
Das ist nicht meine Vorstellung von einer gesunden Beziehung, so leidenschaftlich sie auch sein mag.
Und wieder einmal ist es ein Abbild davon, dass Frauen Männer scheinbar ändern können. Können sie das? Oder eher: Sollten sie das überhaupt? Sollten Männer nicht - genau so wie alle anderen Menschen - ihre Probleme selbst lösen und sich erst dann in die Welt der Verabredungen begeben und dort ihre Vorstellungen klar kommunizieren? Warum sollte eine Frau, zu ihrem eigenen Unglück, die Rolle einer Therapeutin übernehmen, wenn andere dafür bezahlt werden?
Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht aufgrund meiner vergangen Erfahrungen auch ein wenig streng. Aber ich habe einfach keine Geduld für Männer mit psychischen Problemen, die in Selbstmitleid baden, anstatt sich Hilfe zu suchen.
Aus rationaler Sicht ist die Geschichte nicht besonders schön. Aber sieht man es mit verklärten Augen, um zu eskapieren, ist sie wirklich einnehmend.
Ich habe auf jeden Fall etwas mitgenommen:
1. Der gute alte Augenkontakt, den ich so gerne vermeide, ist sehr wichtig.
2. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass mein Wert nicht davon abhängt, ob oder wen ich heirate, sondern, dass ich meine eigenen Träume verwirklichen kann. Dank der Frauen, die sich jahrhundertelang dafür eingesetzt haben.
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