Sonntag, 26. Juni 2016
It was the end of the decade but the start of an age
Hey ihr Lieben!

Ich hatte gestern meinen Abiball. Es war eigentlich ganz schön.
Ich hab mich zuvor selbst geschminkt, aber die Haare vom Friseur hochstecken und locken lassen.
Anfangs war ich so nervös, dass die rote Linie meines Lipliners auf der Oberlippe ein bisschen wackelig wurde und ich sie nochmal machen musste. Aber dann legte sich die Aufregung relativ schnell wieder. Was vielleicht auch daran lag, dass ich die wichtigsten Menschen in meinem Leben um mich hatte.
Nach der Parkplatzsuche mussten wir ein paar Straßen laufen, um zu der Halle zu kommen, in der der Abiball statt fand. Es war merkwürdig in einem roten Ballkleid bei 30°C den Gehweg entlang zu laufen und irgendwie zu versuchen, die blicke der Fußgänger und Autofahrer zu ignorieren.
An der Location angekommen, ließen wir uns erst ein paar Mal fotografieren, bevor das Make-up in dieser schwülen Halle zu Brei werden würde.
Der Abend zog sich ziemlich.
Das Essen war wirklich lecker - die Reden aber für den Arsch. Unser Direktor erwähnte in seiner Abirede kein einziges Mal das Wort "Schüler" oder "Abiturienten", sondern beschloss stattdessen vollkommen vom Thema abzuweichen und von Digitalisierung zu reden. The fuck.
Eine Lehrerin lobte in ihrer Rede nur ihre Lieblingsschüler, was auch nicht so geil für den Rest war.
Eine Schülerin hielt zum Glück auch eine Rede, in der sie die Lehrer verarschte und den Saal zum Lachen brachte. Die Lehrer wurden dann von den Stufensprechern geehrt und beschenkt - was meiner Meinung nach übertrieben war, aber ich bin ja nicht ganz objektiv. :P
Nach dem Dessert war die Zeugnisverleihung. Wir wurden alphabetisch aufgerufen und sollten über einen langen roten Teppich nach vorne auf die Bühne treten. Mein Herz schlug bis zum Hals, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so nervös war. Als der Direktor meinen Namen aufrief, fing mein Lied an zu spielen und so schritt ich zu Taylors "Long live" ohne Stolperfalle den Teppich entlang. Meine Nervosität war wie weggeblasen, da ich auf einmal alles ausblendete. Der Oberstufenkoordinator umarmte mich zu meiner Überraschung sogar. Ich erhielt mein Zeugnis, eine Rose und eine kleine Medaille und stieg die Treppen wieder runter.
Da fällt mir gerade auf - ich hab mein Zeugnis bis heute gar nicht richtig angeschaut. :D das sollte ich definitiv noch nachholen. XD
Wir feierten noch ein bisschen, machten ein paar Fotos, aber dann löste sich die Veranstaltung relativ schnell auf und wir zogen weiter zu unserer Partylocation am See. Ursprünglich wollte ich mich nicht umziehen, denn ich liebe dieses Kleid und wer weiß wann ich es das nächste Mal tragen werde. Aber im Club schwollen meine Füße plötzlich an und ich kam fast nicht mehr in meine Schuhe. Also musste ich mir wohl oder übel Nikes holen und mein Kleid gegen Shorts und Top austauschen.
Anfangs war mir zum Heulen zu Mute. Nicht, weil ich die Schule oder so vermissen werde. Nein, weil ich mich fragte, wieso ich nirgendwo so richtig hinein passe und warum ich manchmal mehr gebe als ich zurück bekomme.
Mein Abitext war für den Müll. Es tut mir Leid, dass ich das so hart sage bzw schreibe, aber es ist so. Ich hab mir bei den Texten von meinen Freunden wirklich richtig viel Mühe gegeben und dann bekomm ich so was, was irgendwie niemand angebracht fand. Vermutlich meinten sie es nicht so, aber ich hätte mir schon einen Text erwartet.
Was soll ich sagen. Ich liebe es zu schreiben und deswegen hätte ich es auch schön gefunden etwas über mich zu lesen. Und dann kommt so was. Ich war wirklich enttäuscht und bin es immer noch. Ich hab es Anna auch gesagt, aber ich glaub nicht, dass sie es wirklich ernst genommen hat.
Vermutlich sollte ich mich mehr mit Schriftstellern abgeben.
Ich fühlte mich missverstanden und in ein schlechtes Licht gerückt. Also hab ich mir ein überteuertes Bier gekauft, mich ans Wasser gesetzt und philosophiert. So richtig dazu passen tu ich nirgendwo. Zumindest was Freunde angeht. Ich liebe meine Freunde, keine Frage, aber in letzter Zeit kommen immer mehr kleine Dinge, die mich enttäuschen. Seien es kurzfristige Absagen, so dass ich meine Pläne über den Haufen werfen muss oder Aktionen, die mir das Gefühl geben, ich gebe mehr als ich bekomme.
Ich sollte wahrscheinlich nicht so gierig sein und etwas erwarten. Aber das tu ich nunmal. Ich hab Erwartungen an meine Freunde, keine hohen, eigentlich Dinge, die selbstverständlich sind.
Ich weiß nicht, ob ich eine pessimistische Phase habe und mir alles einbilde oder ob es wirklich die Realität ist die ich fühle.
Kein Song beschreibt meine momentane Situation besser als "Figure me out" von the Summer Set:
"I'm a bit too pop for the punk kids but I'm too punk for the pop kids"
Nicht nur in musikalischer Weise trifft das zu. Auch generell. Ich habe das Gefühl, ich von etwas entweder zu wenig oder zu viel habe. Und meine Musik ist zu popig für Punk und zu punkig für Pop.
"I just don't know where I fit in, 'cause when I open my mouth I know nobody's listening."
Ich weiß nicht wo ich rein passe, weil ich immer mehr das Gefühl habe, dass sich alles spaltet. Früher war es egal, aber jetzt spezialisiert es sich viel mehr.
Und manchmal habe ich das Gefühl, dass niemand oder nur sehr sehr wenige mich wirklich verstehen.
"'cause I don't fit in with the in crowd but I'm too Hollywood to go back to my hometown."
Ich war niemals Teil der In-Leute an unserer Schule und ich wollte es auch nie sein, weil sie Werte vertreten, hinter denen ich nicht stehen kann.
Andererseits denken auch einige Nachbarn, ich würde mich für etwas besseres halten nur weil ich diese Schule besucht habe.
Ich glaube, ich denke momentan zu viel nach - das war vermutlich auch mein Fehler gestern Abend.
Ich redete ein wenig mit Hendrik darüber und musste mich teilweise zusammen reißen, um nicht loszuweinen. Er meinte, er hat manchmal ähnliche Außenseiter-Gefühle wie ich, aber seine haben andere Wurzeln.
Ich erwartete nicht, dass er mich verstand - wer tut das schon - aber er versuchte es wenigstens.
Ich beschloss mir noch ein Bier zu kaufen, um meine Gedanken zu beenden. Meine Freunde hatten beschlossen in ein benachbartes Lokal abzuhauen, also verbrachte ich die Zeit mit anderen Leuten. Wir tanzten, sangen, schrien uns die Seele aus dem Leib, feierten, tranken, lebten. Es war schön. So wird es nie wieder sein und einige werde ich echt vermissen. Andere dafür umso weniger.
Lene meinte, ich soll aufpassen wegen Hendrik, weil er mir sein Sakko gegeben hat, als mir kalt war.
Ich denke nicht, dass er was von mir will. Okay, wir stehen uns schon nahe, er meinte mal, dass ich seine beste Freundin bin. Aber er weiß von Flo und alldem.
Andererseits erinnert er sich extrem gut an kleine Dinge, wie meine literarische Lieblingsepoche.
Kann aber auch sein, dass ich einfach zu viel rede.
Wir haben bis kurz nach vier durchgetanzt, dann wurden wir rausgeschmissen, weil der Club zugemacht hat.
Also haben Macy, Jana, Marlene, Knoppers und ich beschlossen, noch den Sonnenaufgang anzuschauen. Ich war immer noch in Top und Shorts unterwegs und mir war teilweise echt kalt. Wir setzten uns auf eine Bank am See und warteten. Dann kam Marlene auf die Idee nach Hause zu laufen, was wir nur teilweise verwirklichten.
Es war schließlich viertel nach sechs als ich ins Bett fiel. Um zwölf wachte ich schon wieder auf. Irgendwie bin ich heute nicht so gut drauf. Ich glaube, ich denke schon wieder zu viel nach.
Morgen muss ich packen, weil wir nach Griechenland fahren um dort unser Abi zu feiern. Ich bin gespannt, aber ich freue mich auch.
Ich hab heute ein paar Komplexe. Es liegt an einer gewissen Exfreundin. Ich bin wirklich zufällig auf ihr Profil gekommen, das zugegeben nicht mehr ganz aktuell war. Trotzdem waren Fotos von ihr und ihm online. Kein schönes Gefühl. Ich weiß, ich sollte mir keine Gedanken machen. Es ist über eineinhalb Jahre her und er sagt mir so oft, was er für mich empfindet und gibt mir keinen Grund daran zu zweifeln. Ich weiß es ist idiotisch. Sie ist der Mensch, der ihn am meisten verletzt hat und ich glaube in letzter Zeit haben sie wieder mehr Kontakt. ich weiß nicht, ob sie mit nach Griechenland kommt, aber ich hoffe nicht. So wie ich mein Glück momentan allerdings kenne, wird sie mitkommen. Ich muss mal Ina ausquetschen.
Diese Dämonen wollen einfach nicht verschwinden. Ich hab es in den letzten Jahren oft genug erlebt, wie es ist ersetzt zu werden und ich hab keine Lust mehr auf dieses Gefühl. Er bedeutet mir wirklich viel und ich bin nicht bereit, dass er geht. Ich weiß nicht, ob ich momentan eine sentimentale Phase durchmache, aber ich könnte gerade heulen, weil er mir so wichtig ist. Fuck, ich hätte das nie gedacht. Ich will ihn nicht verlieren.
Zu spät, ich heule.
Aaalter, was ist nur los mit mir im Moment. Wann bin ich so schwach geworden?
Ich versuche in den nächsten Tagen meine Gedanken auszuschalten und einfach das Leben zu genießen. Ich hoffe, dass Griechenland toll wird und es nicht zu bösen Überraschungen kommt.
Ich werde jetzt noch ein bisschen Musik hören.
Gute Nacht ihr Lieben! ♥

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