Mittwoch, 20. Juli 2016
You wanna make a memory
Hey ihr Lieben!

Es gibt ein paar Dinge, die ich in letzter Zeit gelernt habe.
Ich bin jung.
Was ich will mag nicht immer klar sein, aber für was ich brenne schon.
Manche Menschen stehen auch nach über 18 Jahren nicht zu sich selbst.
Was zählt ist, wer jetzt bleibt.
Ich hab mich länger nicht gemeldet.
Das lag daran, dass ich mit ein paar Leuten in Griechenland war und danach ziemlich viel Zeit für mich gebraucht habe.
Die Fahrt nach Griechenland fing nicht unbedingt gut an. Zwar machten sich die aufziehenden Wolken noch nicht auf der langen Busfahrt oder auf der ersten Fähre bemerkbar, so dass ich die Fahrt anfangs noch sehr genießen konnte.
Die Busfahrt, vor allem das lange Warten am Hafen bis wir auf die Fähre konnten, waren echt anstrengend und zerrten an den Nerven. Als wir aber schließlich auf Deck waren, waren die anfänglichen Strapazen vergessen. Ich bin erst ein bisschen mit den Leuten von meiner Schule rumgelaufen, dann hab ich mich ein bisschen zu Ina, Vroni, Flo und deren Leuten gesellt. Wir haben den wunderschönen Sonnenuntergang auf Schlafsäcken auf Deck geschaut, gepaart mit Alkohol und Snacks. Wir haben uns zuvor aber Schlafsessel unter Deck gesichert, um nicht die Nacht an Deck verbringen zu müssen. Flo gings abends nicht besonders gut, er hatte Husten, Halsweh und auch Fieber, so dass er schon relativ früh ins Bett - bzw auf den Sessel - gegangen ist. Also hab ich die Zeit mit Ina und Vroni verbracht. Wir haben die meiste Zeit in der Disko auf Deck verbracht, wo alle ziemlich gut drauf waren. Wir hatten echt viel Spaß, obwohl wir teilweise mit Getränken voll geschüttet wurden. Macy hat es auch ziemlich krachen lassen und gleich mal mit einem unbekannten Kerl rumgemacht. :D
K.s Versuche, ein Mädchen kennen zulernen, waren nicht ganz so erfolgreich, obwohl wir tatkräftig dazu beitrugen.
Vroni ging zu einem Mädel hin, das K, hübsch fand:
Vroni:"Hi, das ist K. und er ist echt nett."
Mädchen:"I only speak english."
Vroni:"Hi, this is K. and he is very nice." :D
K. und das Mädchen haben dann sogar ein bisschen gequatscht, aber mehr war dann leider nicht. Er ist was Mädchen angeht, ziemlich schüchtern und unsicher, was echt schade ist, weil er ein wirklich lieber Kerl ist.
Wir haben dann noch ein bisschen weitergetanzt, bis die Musik aufhörte. Da es eins war und ich echt fertig war, hab ich beschlossen in den Schlafraum zu gehen - anstatt wie Macy den Club unter Deck zu besuchen und bis vier Uhr durchzutanzen. :D
Die Nacht war okay. Sie war nicht schlaflos, aber ich bin immer wieder aufgewacht, weil immer eine meiner Arschbacken eingeschlafen ist. Ich schlief auch nicht besonders tief. Beispielsweise hab ich im Halbschalf mitbekommen, wie Flo mich sanft auf die Stirn küsste oder die Arme - trotz der Keuschheits-Armlehne, die uns trennte und die man nicht verstellen konnte - von hinten die Arme um mich schlag. Trotzdem schliefen wir relativ lange. Fast so lange, bis die Fähre anlegte. Als wir an Deck mussten, begrüßte uns eine brennende Sonne gepaart mit tropischer Hitze. Ich fühlte mich sowieso schon eklig, da ich meine Zahnbürste und Gesichtscreme im Bus vergessen hatte und so nur eine Katzenwäsche plus mein als Zahnbürste missbrauchten Finger durchführen konnte. Die meisten bekamen auf der Fähre gleich einen Sonnenbrand - ich blieb glücklicherweise den ganzen Urlaub lang davon verschont.
Anna war ziemlich angepisst, dass ich die Nacht nicht in den Schlafraum war, wo sie mit den anderen war. Ich konnte sie teilweise verstehen, ich hätte es besser regeln können. Aber auf der anderen Seite, war es den ganzen Urlaub über schwer, die Leute aus meiner Schule, Ina und co. und Flo unter einen Hut zu bekommen. Ich weiß, dass Anna teilweise echt sauer war - nicht dass sie es mir selbst gesagt hätte. Nein, ich hab es ein paar Abende später von Macy erfahren, die die Sache mit dem unter einen Hut kriegen sehr viel besser versteht als Anna.
Denn das ist doch das was wir wollen oder? Verstanden werden.
Ich hab dann versucht, Anna wieder ein bisschen aufzumuntern, was nicht so ganz geklappt hat.
Sie hörte erst auf mich abzublocken, als wir im Bus saßen und ich mit einem erschrockenen Blick in die Tasche feststellte, dass ich gestern Abend vergessen hatte die Pille zu nehmen. An dem Abend lief zwar nichts - dank Müdigkeit und Keuschheits-Armlehne - aber fünf Tage davor. Und wie wir durch einen Besuch bei Google später erfuhren, bleibt der männliche Lebenssaft drei bis fünf Tage im Körper einer Frau. Und ich hab die Pille am fünften Tag vergessen. Ich versuchte keine Panik zu machen und erstmal Kontakt zu meiner Frauenärztin aufzunehmen. Aber die grüblerischen Gedanken blieben, als wir an Bord der zweiten Fähre gingen.
Ich war erst eine Zeit unter Deck, dann auf Deck bei den anderen. Flo und ich haben SMS geschrieben, weil er mich sehen wollte. Ich hab ihm geschrieben, wo ich bin und als er kam, sah ich den ersten Gesichtsausdruck trotz der verspiegelten Sonnenbrille, als er mein Handgelenk nahm, mich von meinen Freunden wegzog und sagte:"Wir müssen quatschen." Ich fühlte, dass etwas in der Luft war, konnte es aber nicht einordnen.
Ich dachte nicht, dass er so sauer war.
Als er loslegte, war ich im ersten Moment perplex, fing mich aber schnell wieder. Er erhob nicht die Stimme gegen mich und er blieb auch sachlich, was ich irgendwie zu schätzen weiß, weil es seinen Respekt zeigt.
Er meinte, dass er das Gefühl hat, dass er mir die ganze Zeit hinterher rennen muss und dass er das nicht okay findet, weil eine Beziehung auf Gegenseitigkeit beruht. Wir haben noch ein bisschen diskutiert, aber grundsätzlich habe ich es eingesehen. Er kommt mir echt oft entgegen und ich weiß, dass es dumm ist, aber ich hab manchmal immer noch Angst zu viel zu geben. Deswegen bin ich vermutlich auch so vorsichtig.
Ich habe ihm gesagt, dass es mir Leid tut und dass ich das ändern werde. Als er mich zu einer versöhnlichen Umarmung an seine Brust zog, dachte ich, dass es die Gelegenheit wäre - wo wir schon mal bei Ehrlichkeit sind.
Ich:"Ich hab ein Problem." Ich spürte wie mir die Tränen über die Wangen liefen, was man dank meiner Sonnenbrille allerdings nicht so gut sehen konnte.
Er:"Was?"
Ich:"Ich hab die Pille vergessen."
Er verstand nicht genau, was ich meinte und dachte, ich hätte sie zu Hause vergessen.
Er:"Heißt das, wir können im Urlaub nicht miteinander schlafen?"
Ich:"Ich hab vergessen sie zu nehmen."
Er:"Aber das letzte Mal ist doch schon ein bisschen her oder?"
Ich:"Das war am Donnerstag."
Er:"Dann brauchst du dir glaub ich keine Sorgen machen."
Ich:"Ich hab voll Angst."
Er wischte mir liebevoll die Tränen von den Wangen und versuchte mich zu beruhigen.
Ich:"Ich will nicht schwanger sein."
Er:"Du bist nicht schwanger."
Es half nichts. Die Tränen liefen weiter über meine Wangen.
Er nahm mein Gesicht in seine Hände:
Er:"Und selbst wenn du schwanger wärst, du hättest deine Familie, deine Freunde und ich wäre auch nicht weg."
Als er das sagte, brach ich mit einem "Oh Gott" schluchzend an seiner Brust halb zusammen. Das mag übertrieben klingen, aber so war es. Der Grund ist der: Wenn ich jetzt schwanger wäre, sehe ich mich alleine. Mein Verstand weiß, dass ich eine wunderbare Familie und tolle Freunde habe, die mich unterstützen würden, aber irgendwie ist dieses Bild in meinem Kopf verankert. Außerdem rechne ich immer damit, dass er geht. Wieviele Kerle verlassen ihre schwangeren Freundinnen, weil sie keine Kinder wollen? Zu hören, dass er bleiben wird, egal ob in mir etwas wächst oder nicht, war das, was ich in diesem Moment voller Schwäche hören musste.
Er versuchte weiterhin mich zu beruhigen und hielt meinen von Schluchzern durchschüttelten Körper.
Nach einer Zeit beruhigte ich mich auch wieder.
Trotzdem war ich noch sehr verletzlich.
Wir legten an, und er zog mich in seine Arme und sagte:"Schau mal nach links." Ich tat wie er sagte und erblickte eine terrakottafarbenes Haus auf einer kleinen griechischen Insel, die von türkisblauem Wasser umgeben war, in dem sich die Sonnenstrahlen tummelten. Er schlang von hinten seine Arme um mich.
Er:"Lass uns einfach einen schönen Urlaub machen okay?"
Ich:"Okay."
Er war danach echt aufmerksam und ging sehr liebevoll mit mir um. Nahm meine Hand, trug meine Tasche, fragte bei jeder Gelegenheit, ob alles okay war.
Und das war es. Irgendwie.

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