Sonntag, 16. Oktober 2016
Ghosts from your past gonna jump out at me
So schlecht geschlafen wie letzte Nacht hab ich schon lange nicht mehr. Der Abend war alles andere als schön und ich verstehe diese Art von Mädchen nicht.
Es ist ohnehin schon alles andere als einfach, eine Vergangenheit wie die seine zu akzeptieren. Zumindest für Menschen wie mich. Durchlebt erstmal die Dinge, die ich durchlebt habe und urteilt dann darüber, ob diese Akzeptanz schwer ist.
Es ist in der Tat schwerer, wenn einem Dinge dieser Vergangenheit schonungs- und erbarmungslos von zu hässlichen Fratzen verzogenen Lipgloss-Mündern unter die Nase gerieben werden. Noch dazu wenn eine wichtige Person aus dieser Vergangenheit dir gegenüber auf der Couch sitzt und dich mit blauen Augen und schiefen Augenbrauen abschätzend mustert und verurteilt. Von Reife haben diese Mädels anscheinend noch nie gehört oder seit wann gehört flüsternd und kichernd auf der Couch zu sitzen in das Leben eines Volljährigen.
Natürlich haben die beiden geredet. Warum sollten sie es nicht tun. Sie waren gut befreundet bevor das alles passiert ist. Aber dank meiner Dämonen rechnete ich jeden Moment damit sie beim knutschen zu erwischen. Obwohl es keinen Grund für diese Zweifel gab. Und dennoch konnte ich nichts dagegen tun. Ich werde ihm niemals irgendetwas verbieten. Aber wenn er mich nach meiner Meinung dazu fragt, werde ich sie ihm offen und ehrlich sagen. Vielleicht bedeuten mir Menschen zu viel.
Ich weiß nicht, wo mein Panzer geblieben ist. Abe sagte mir an diesem Abend, dass Juristen nur eiskalte Roboter wären und Gott, in diesem Moment wünschte ich mir so sehr ich wäre es. Die Giftstacheln die diese Mädchen an diesem Abend abfeuerten, brannten in der Gegend, in der ich mein Herz vermute. Was absolut bescheuert klingt, aber genau so fühlte es sich an. Brennender Schmerz ist der schlimmste. Und ich hab ihn schon viel zu oft gefühlt.
Anfangs war es eigentlich ganz nett. Ich weiß nicht, ob das alles ein Plan von Jojo war. Gut möglich. Mein Gefühl sagte mir von Anfang an, dass sie hinterfotzig ist. Aber dass ich demnächst unter ihren Beschuss geraten würde, hätte ich nicht gedacht. Es macht sie glücklich, im Mittelpunkt zu stehen, sich respektlos zu verhalten und scheinheilig Gift zu versprühen.
Früher standen meine Mauern wie eine eins, aber in letzter Zeit bin ich viel zu emotional.
Die Giftstacheln waren vorhersehbar gewesen, aber ich dachte nicht, dass sie mich auf diese Art und Weise treffen. Es führte mal wieder zu Zweifel. Ich zweifel viel zu oft und auch wenn Ina sagt, dass ich jeden Grund hab zu zweifeln, nervt es mich. Es ist nicht gesund, über alles zu viel nachzudenken. Es kann zerstörerisch wirken, das habe ich selbst schon miterlebt. Und trotzdem kann ich es nicht verhindern.
Irgendwann sollte mal Schluss sein mit Vertrauensproblemen und Zweifel. Aber es scheint, als würde es bei mir kein Ende geben.
Er kann nicht immer dein Romeo sein, selbst wenn du ihn in dem Moment als diesen brauchst. Und niemand kann dich retten, außer du selbst. Wieso also saß ich gestern auf dem Stuhl und flüsterte stumm rette mich als er mich küsste? Er tat es nicht. Weil er es nicht konnte. Ich hab mich damit abgefunden, dass nicht mal ich mich retten kann. Aber dieser Situation wäre ich gerne entflohen. Ich hatte das Bedürfnis, raus auf die dunkle Straße zu gehen, mich irgendwo hinzukauern und einfach zu weinen. Es war zu viel an diesem Abend. Ich konnte es nicht mal mehr verstecken. Ich war nicht mal mehr dazu in der Lage gefakte Lächeln aufzusetzen und das muss wirklich was heißen. Glücklicherweise konnte ich meine glasigen Augen und meine Unproduktivität auf meine Erkältung schieben. Sonst wäre es um einiges schwerer gewesen. Irgendwann - viel zu spät - hat Flo auch gemerkt, dass es keinen Sinn mehr hat und so verabschiedeten wir uns von den anderen und gingen Hand in Hand nach Hause. Ich zog meine Kapuze auf, schaute auf den Boden und weinte lautlos, ohne dass er etwas davon merkte. Ich wollte nicht, dass er es merkte, denn dann hätte ich ihm erklären müssen wieso ich weinte und das konnte ich nicht. Weil es keinen Grund zum Zweifeln gibt. Eigentlich. Und so sagte ich relativ wenig auf dem Weg nach Hause und wusste, dass mir eine unschöne Nacht bevorstand. Er hat sich zwar echt lieb und mich gekümmert und er hat auch gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Aber ich habe es auf meine Erkältung und meine Müdigkeit geschoben.
Als wir später im Bett lagen, weinte ich fast die ganze Nacht. Ohne dass er es mitbekam. Er hat zwar gemerkt, dass ich ab und zu schniefte, aber wie gesagt, meine Erkältung war in diesem Fall echt praktisch. Als er einmal kurz im Bad war, brannte es so sehr, dass ich mich anstrengen musste, mich zu beruhigen. Er hat auch ziemlich schlecht geschlafen. Ab und zu murmelte er mitten in der Nacht "Ist alles okay Süße?" und natürlich antwortete ich mit ja. Was hätte ich sonst tun sollen. Ich träumte schlecht. Aber in der Nacht davor waren die Träume noch schlimmer. Ich stand in meinem roten Kleid unter blauem Himmel und wartete auf ihn. Er sollte eigentlich kommen. Aber er kam nicht. Ein Zeichen, dass er nicht in meiner Zukunft sein wird? Oder nur meine Psyche und Ängste?
Als der Morgen kam, wurde es ein bisschen besser. Ich wurde wieder einigermaßen normal, obwohl die Geister immer noch da waren.
Tatsache: Ich möchte mit diesen Mädchen nichts zu tun haben. Sollen sie ihr Leben führen, wie sie es für richtig halten, aber ich möchte kein Teil davon sein. Das werde ich ihm aber nicht sagen, weil eines dieser Mädchen seine beste Freundin ist. Don't ask me why.
Ich werde seine Vergangenheit detailliert kennen lernen, wenn ich bereit dazu bin. Und ich entscheide wann das ist. Nicht irgendwelche Lipgloss-Fratzen.
Die Geister seiner Vergangenheit werden wahrscheinlich noch öfter auftauchen und ich kann nur hoffen, dass sie mich nicht wieder so treffen.

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