Sonntag, 11. April 2021
Ostern
honigbienchen, 17:11h
Das zweite Ostern in der Pandemie. Ich bin letztes Jahr fest davon ausgegangen, dass es eine einmalige Sache werden würde. Und auch dieses Mal gehe ich davon aus, dass nächstes Ostern wieder Normalität herrscht.
Ebenso wie an Weihnachten, war ich nicht wirklich in Osterstimmung, trotz all der Traditionen, die nicht aufgrund der Pandemie ausfielen. Vielleicht liegt es an dem Stress, den ich kurz zuvor hatte. Vielleicht aber auch an der Gesamtsituation. Was mich ein wenig aufheiterte, waren zwei fremde, verschmuste Katzen, die ich am Karfreitag bei Sonnenaufgang streichelte. Und die Tatsache, dass ich ein Osterfest mit meinen Liebsten feiern konnte. Aber mir wurde bewusst, wie sehr mir der Gang in die Kirche fehlt. Ich weiß, dass es grundsätzlich mit Termin möglich ist, aber ich will auf jedes Gesundheitsrisiko vermeiden.
Ich habe vor ca. einer Woche eine Dokumentation über die psychischen Folgen der Coronakrise angeschaut. Obwohl ich psychisch sehr stabil bin und auch durch die Coronakrise gut durchgekommen bin, merkte ich bei näherer Selbstreflextion Veränderungen. Es ist mir bewusst, wie sehr ich mich zurückgezogen habe, aber ist es in letzter Zeit vielleicht ein wenig extrem geworden?
Ich bin definitiv näher am Wasser gebaut. Ich habe es eine ganze Weile immer auf meine Tage oder meinen Eisprung geschoben, aber im Endeffekt bin ich auch dazwischen des öfteren emotional. Obwohl ich versuchte, stets ehrlich zu mir selbst zu sein und Sachen zu verarbeiten, anstatt sie zu verdrängen, frage ich mich dennoch, ob ich etwas unterdrücke. Erst heute morgen wurde mir bewusst, dass ich meinen schnellen Umzug überhaupt nicht verarbeitet habe. Allein aus dem Grund, weil ich mich zur gleichen Zeit um so viele Dinge kümmern musste, dass das auf der Strecke blieb. Ein Umzug mag für einige nicht besonders aufregend sein, aber mein Leben änderte sich dadurch wieder. Nicht, dass ich es bereue, auf gar keinen Fall. Ich wollte raus aus der Stadt, weg von den Menschen. Aber ich habe mir nicht ausreichend Zeit genommen, um das zu verarbeiten.
In der Dokumentation wurden auch Angststörungen behandelt, mit denen ich nie zu kämpfen hatte. Vor einigen Tagen wurde mir bewusst, dass ich um einiges ängstlicher geworden bin. Selbstverständlich, wenn es um Gesundheit geht. Aber auch, wenn es um Sicherheit geht. Ich verlasse das Haus nicht mehr ohne Pfefferspray und Alarmanlage. Obwohl in meiner Gegend die Kriminalitätsrate sehr niedrig ist. Aber ich traue Menschen nicht. Es gibt überall Gestörte und ich will auf alles vorbereitet sein, falls ich einem begegnen sollte. Ich beendete meine morgendlichen Spaziergänge in der Dunkelheit im Januar, weil mir ein Mann gefolgt ist. Ich zuckte förmlich zusammen, als ich mich umdrehte und seine dunkle Gestalt zwanzig Meter hinter mir sah. Normalerweise hab ich in solchen Situationen eine aggressive, kämpferische Ausstrahlung; bereit auf?s Ganze zu gehen, auch wenn ich verlieren sollte. Zum ersten Mal fühlte ich mich absolut schutzlos. Ich war Mitten in der Natur. Die Wohnhäuser hatte ich hinter mir gelassen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sollte ich stehen bleiben und ihn an mir vorbei gehen lassen? Sollte ich losrennen? Sobald ich ihm den Rücken zudrehte, konnte er mich mir einem hinterrücksen Angriff überraschen. Aus Mangel an Einfällen, ging ich in schnellen Schritten weiter. Ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren und auf mögliche Schritte zu achten. Ich umklammerte mein Pfefferspray, machte Ina eine Sprachnachricht und sah mich trotzdem schon tot im Straßengraben liegen. Der Mann muss gesehen haben, wie ich zusammen zuckte, denn er bog in den dunklen Fichtenwald ein, anstatt weiter auf dem Feldweg zu gehen. Das fand ich fast noch gruseliger. Wer traut sich in der Finsternis in diesen Wald? Gut, vielleicht haben Männer auch weniger Angst, weil sie körperlich nicht so verletzlich sind wie Frauen.
Letztens dachte ich über das Fliegen nach und hatte zum ersten Mal Angst davor, dass das Flugzeug, das ich betrete, abstürzen würde. Ich hab zwar Höhenangst, aber keine Flugangst. Und gerade in deutsche Fluggesellschaften habe ich viel Vertrauen. Bei Vueling sieht das schon wieder ganz anders aus. Möglicherweise hat es auch mit dem Mangel an Kontrolle zu tun, den man als Passagier in einem Flugzeug hat. Man ist den Fähigkeiten des Piloten absolut ausgeliefert. Und wie groß ist die Chance, dass eine Notlandung außerhalb von Flughäfen gut geht? Nicht besonders groß.
Diese Ängste hatte ich früher nicht.
Ich denke auch darüber nach, ob sich meine Ängstlichkeit in emotionalen Beziehungen widerspiegelt. Ich muss es wohl bejahen. Ich kann keine Person nennen, die ich neu kennengelernt habe und der ich mich geöffnet habe. Selbst Ophélie. Ich fühle mich zwar sehr verbunden mit ihr, aber mein Innerstes habe ich nicht mir ihr geteilt. Ich gehe die vergangenen Jahre durch und kann tatsächlich keine einzige Person nennen. Meine Freunde sind davon natürlich ausgenommen, sie kenne ich schon jahrelang.
Auch die Tatsache, dass ich kugelsicher gegen Verliebtheit sein will, spricht dafür, dass ich Angst davor habe. Angst vor Manipulation, davor verletzt zu werden, vor mangelnder Selbstreflexion, vor Verlust der eigenen Identität, vor Zeitverschwendung.
Werden sich diese Ängste weiterhin verstärken? Oder wird es sich mit dem Ende der Pandemie legen?
Meine Sehnsucht nach Natur und menschenleerer Umgebung verwirklicht sich vielleicht. Es ist ein gewisses Restrisiko dabei, aber ich werde alles dafür tun, um das zu minimieren. Ich brauche Abstand. Und Frieden.
Ebenso wie an Weihnachten, war ich nicht wirklich in Osterstimmung, trotz all der Traditionen, die nicht aufgrund der Pandemie ausfielen. Vielleicht liegt es an dem Stress, den ich kurz zuvor hatte. Vielleicht aber auch an der Gesamtsituation. Was mich ein wenig aufheiterte, waren zwei fremde, verschmuste Katzen, die ich am Karfreitag bei Sonnenaufgang streichelte. Und die Tatsache, dass ich ein Osterfest mit meinen Liebsten feiern konnte. Aber mir wurde bewusst, wie sehr mir der Gang in die Kirche fehlt. Ich weiß, dass es grundsätzlich mit Termin möglich ist, aber ich will auf jedes Gesundheitsrisiko vermeiden.
Ich habe vor ca. einer Woche eine Dokumentation über die psychischen Folgen der Coronakrise angeschaut. Obwohl ich psychisch sehr stabil bin und auch durch die Coronakrise gut durchgekommen bin, merkte ich bei näherer Selbstreflextion Veränderungen. Es ist mir bewusst, wie sehr ich mich zurückgezogen habe, aber ist es in letzter Zeit vielleicht ein wenig extrem geworden?
Ich bin definitiv näher am Wasser gebaut. Ich habe es eine ganze Weile immer auf meine Tage oder meinen Eisprung geschoben, aber im Endeffekt bin ich auch dazwischen des öfteren emotional. Obwohl ich versuchte, stets ehrlich zu mir selbst zu sein und Sachen zu verarbeiten, anstatt sie zu verdrängen, frage ich mich dennoch, ob ich etwas unterdrücke. Erst heute morgen wurde mir bewusst, dass ich meinen schnellen Umzug überhaupt nicht verarbeitet habe. Allein aus dem Grund, weil ich mich zur gleichen Zeit um so viele Dinge kümmern musste, dass das auf der Strecke blieb. Ein Umzug mag für einige nicht besonders aufregend sein, aber mein Leben änderte sich dadurch wieder. Nicht, dass ich es bereue, auf gar keinen Fall. Ich wollte raus aus der Stadt, weg von den Menschen. Aber ich habe mir nicht ausreichend Zeit genommen, um das zu verarbeiten.
In der Dokumentation wurden auch Angststörungen behandelt, mit denen ich nie zu kämpfen hatte. Vor einigen Tagen wurde mir bewusst, dass ich um einiges ängstlicher geworden bin. Selbstverständlich, wenn es um Gesundheit geht. Aber auch, wenn es um Sicherheit geht. Ich verlasse das Haus nicht mehr ohne Pfefferspray und Alarmanlage. Obwohl in meiner Gegend die Kriminalitätsrate sehr niedrig ist. Aber ich traue Menschen nicht. Es gibt überall Gestörte und ich will auf alles vorbereitet sein, falls ich einem begegnen sollte. Ich beendete meine morgendlichen Spaziergänge in der Dunkelheit im Januar, weil mir ein Mann gefolgt ist. Ich zuckte förmlich zusammen, als ich mich umdrehte und seine dunkle Gestalt zwanzig Meter hinter mir sah. Normalerweise hab ich in solchen Situationen eine aggressive, kämpferische Ausstrahlung; bereit auf?s Ganze zu gehen, auch wenn ich verlieren sollte. Zum ersten Mal fühlte ich mich absolut schutzlos. Ich war Mitten in der Natur. Die Wohnhäuser hatte ich hinter mir gelassen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sollte ich stehen bleiben und ihn an mir vorbei gehen lassen? Sollte ich losrennen? Sobald ich ihm den Rücken zudrehte, konnte er mich mir einem hinterrücksen Angriff überraschen. Aus Mangel an Einfällen, ging ich in schnellen Schritten weiter. Ich versuchte meinen Atem zu kontrollieren und auf mögliche Schritte zu achten. Ich umklammerte mein Pfefferspray, machte Ina eine Sprachnachricht und sah mich trotzdem schon tot im Straßengraben liegen. Der Mann muss gesehen haben, wie ich zusammen zuckte, denn er bog in den dunklen Fichtenwald ein, anstatt weiter auf dem Feldweg zu gehen. Das fand ich fast noch gruseliger. Wer traut sich in der Finsternis in diesen Wald? Gut, vielleicht haben Männer auch weniger Angst, weil sie körperlich nicht so verletzlich sind wie Frauen.
Letztens dachte ich über das Fliegen nach und hatte zum ersten Mal Angst davor, dass das Flugzeug, das ich betrete, abstürzen würde. Ich hab zwar Höhenangst, aber keine Flugangst. Und gerade in deutsche Fluggesellschaften habe ich viel Vertrauen. Bei Vueling sieht das schon wieder ganz anders aus. Möglicherweise hat es auch mit dem Mangel an Kontrolle zu tun, den man als Passagier in einem Flugzeug hat. Man ist den Fähigkeiten des Piloten absolut ausgeliefert. Und wie groß ist die Chance, dass eine Notlandung außerhalb von Flughäfen gut geht? Nicht besonders groß.
Diese Ängste hatte ich früher nicht.
Ich denke auch darüber nach, ob sich meine Ängstlichkeit in emotionalen Beziehungen widerspiegelt. Ich muss es wohl bejahen. Ich kann keine Person nennen, die ich neu kennengelernt habe und der ich mich geöffnet habe. Selbst Ophélie. Ich fühle mich zwar sehr verbunden mit ihr, aber mein Innerstes habe ich nicht mir ihr geteilt. Ich gehe die vergangenen Jahre durch und kann tatsächlich keine einzige Person nennen. Meine Freunde sind davon natürlich ausgenommen, sie kenne ich schon jahrelang.
Auch die Tatsache, dass ich kugelsicher gegen Verliebtheit sein will, spricht dafür, dass ich Angst davor habe. Angst vor Manipulation, davor verletzt zu werden, vor mangelnder Selbstreflexion, vor Verlust der eigenen Identität, vor Zeitverschwendung.
Werden sich diese Ängste weiterhin verstärken? Oder wird es sich mit dem Ende der Pandemie legen?
Meine Sehnsucht nach Natur und menschenleerer Umgebung verwirklicht sich vielleicht. Es ist ein gewisses Restrisiko dabei, aber ich werde alles dafür tun, um das zu minimieren. Ich brauche Abstand. Und Frieden.
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