Mittwoch, 20. September 2017
The pieces of my heart are missing you
Hey ihr Lieben!

Ich hab mich am Montag von Flo getrennt. Es kam alles so anders als erwartet.
Ich hatte einen ziemlich genauen und auch gemeinen Plan.
Er hat mich abgeholt, dann sind wir zu ihm gefahren. Ich hab ihn die Tage davor schon mehr oder weniger heiß gemacht, weshalb ich ahnte, dass er bald zur Sache gehen wollte.
Er ließ sich von mir die Augen verbinden und sich an seinen Schreibtischstuhl fesseln. Er dachte wahrscheinlich, dass es losgehen würde, aber ich sagte nur:"Ich hab nur 'ne Frage, kann es sein dass du mich betrogen hast?"
Er:"Wie kommst du jetzt darauf?"
Als ich nicht antwortete, sagte er:"Ja, zwei Mal vor einem halbem Jahr. Mit der Lara."
Ich war total perplex. Lara? Also ich habe damit gerechnet, dass er mehrere waren, aber ich dachte eher Britta?
Ich:"Wieso?"
Er:"Ich war betrunken."
Ich:"Dann bring dich nicht in solche Situationen, wenn du weißt, dass du auf andere Mädels fliegst, wenn du betrunken bist."
Ich:"Wieso hast du es mir nicht gesagt?"
Er:"Ich hatte Angst, dass du mich verlässt."
Ich:"Ich glaub, soweit ist es jetzt wohl."
Ich weiß den genauen Ablauf nicht mehr, über was wir wann geredet haben.
Er behauptete, er hätte die Lara nur zwei Mal geküsst, mehr nicht. Die Lara ist übrigens eine Freundin von seiner besten Freundin, die ich nicht mag. Und sie ist eine von denen, die ungelogen beim ersten Treffen mit Kerlen schlafen und für alles und jeden die Beine bedingungslos breit machen.
Ich meinte immer wieder, er soll mir sagen, wieviele es wirklich waren. Er hat darauf beharrt, dass es nur die eine war.
Bis ich mit Britta anfing.
Er:"Welche Britta? Die aus meiner Stufe?"
Ich:"Keine Ahnung, aber ich hab ein Bild von ihr."
Ich zeigte ihm das Bild und meinte:"Anfangs fand ich es ja echt lustig."
Er:"Ja, das ist die aus meiner Stufe, aber da war nichts."
Ich:"Lüg mich nicht an, ich weiß es von vier verschiedenen Quellen. Noch dazu von Leuten, von denen ich dachte, dass sie deine besten Freunde wären. Sie sind unabhängig von einander zu mir gekommen und haben es mir erzählt."
Er:"Ich weiß nur, dass ich mal auf einer Stufenparty war, wo ich ein Blackout hatte."
Ich glaubte ihm nicht. Bzw. ich wusste, dass was mit dieser Britta war.
Er meinte, er hatte im Februar eine Phase, in der er sich dachte, dass er 18 ist und viel zu jung um sich schon zu binden. Er dachte, es kann doch noch nicht sein, dass er jetzt schon die Frau für's Leben gefunden hat.
Ach ja, er meinte auch noch, dass er dachte, dass wir heiraten würden.
Oh und falls ich es vergessen hab, er hat sich während des Gesprächs selbst von den Fesseln losgemacht.
Oh und er hat bald angefangen zu weinen.
Ich dachte, dass ich auch weinen würde, ich tat es aber nicht.
Er meinte, er würde mich über alles lieben und alles tun, um mich zurückzugewinnen.
Ich meinte, dass er ganz genau wusste, was ich davon halte und er trotzdem gemacht hat.
Er behauptete, er wusste, dass es irgendwann rauskommen würde, hatte aber gehofft, dass er die Kraft dazu besäße, es mir davor selbst zu sagen.
Er meinte, es lag so oft im Bett neben mir und wollte es mir sagen, hat mir dann aber in die Augen geschaut und konnte nicht, weil er wusste, wie sehr mich das verletzen würde.
Ich:"Das ist besser, als es von anderen zu erfahren."
Er:"Wie lange weißt du es schon?"
Ich:"Schon eine ganze Weile."
Er:"Dann hast du alles vorgetäuscht? Hast du mich je geliebt?"
Ich:"Die Frage sollte ich wohl eher dir stellen."
Er:"Ich hab dir nie was vorgemacht, ich habe dich immer geliebt."
Ich:"Wenn du mich genug geliebt hättest, hättest du mich nicht betrogen. Wenn du mich genug geliebt hättest, hättest du mit dem kiffen aufgehört, weil du genau wusstest, wie sehr es mich belastet."
Er:"Ich hab's doch nicht mal mehr in deiner Gegenwart gemacht."
Ich:"Ja aber jedes Mal, wenn ich herkomme, STINKT ES NACH RAUCH. GEIL!"
Daraufhin hat er nichts mehr gesagt. Vielleicht hatte er auch nicht erwartet, dass ich ihn plötzlich anschreien würde.
Irgendwann während unseres Gesprächs, hab ich mich angezogen, meine Undercover-Kim-Possible-Tasche aufgemacht und angefangen, seine Sachen aufs Bett zu werfen.
Dann meinte ich:"Ich hab übrigens mit zwei Psychologinnen geredet, die beide - unabhängig voneinander - der Meinung sind, dass du eine Borderline-Persönlichkeitsstörung DSM 5 hast."
Er:"Okay."
Ich:"Es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn du eine Therapie machst. Irgendwo bist du es mir auch schuldig. Aber mach's nicht für mich, mach's für meine Nachfolgerin."
Er:"Ich will keine Nachfolgerin."
Ich:"Du wirst eine haben."
Er:"Nein. Ich will nur dich."
Dann bin ich zu der Wand über seinem Bett gegangen und hab die Fotocollage von uns angehängt und angeschaut.
Er:"Willst du die mitnehmen?"
Ich dachte mir: Hä? ich geb dir gerade deine ganzen Sachen wieder, weil ich nichts mehr von dir haben will und jetzt soll ich die Fotos mitnehmen wollen?
Ich:"Nö." Und pfefferte sie mit dem Glas nach unten auf den Boden, wo sie höchst dramatisch und klischeehaft in tausende Scherben zersprang.
Er:"Das hab ich verdient."
Als ich mich aufmachte zu gehen, fragte er unter Tränen:"Gibt es wirklich keine Chance, dich zurückzugewinnen?"
Ich:"Ich wüsste nicht wie."
Er:"ich würde alles tun."
Ich:"Ich kann dir nicht mehr vertrauen."
Er:"Hast du mich je geliebt?"
Ich:"Ja, hab ich. Irgendwann mal."
Er:"Irgendwann mal?"
Ich:"Es tut mir leid. Es war schön. Zumindest eine Zeit lang."
Dann bin ich gegangen.
Ich stand so unter Adrenalin, Ina wartete im Fluchtauto ganz Undercover hinter seiner Hecke.
Ich hatte die Hälfte meines Plans nicht ausgeführt, weil alles so schnell ging. Gut, seine Zahnbürste hab ich ins Klo getunkt, aber sonst nichts.
Irgendwo war es wahrscheinlich auch besser so. Ich hätte gedacht, dass ich mich zurückhalten muss, dass ich nicht alles zu Kleinholz verarbeite, aber das Gegenteil war der Fall. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so einen ladyliken Abgang hinlegen kann.
Und irgendwo war ich erleichtert, dass er geweint hat. Ich hatte wirklich die Befürchtung, dass er ein eiskalter Psychopath ist.
Ich bin dann mit Ina mitgefahren und wir sind noch drei Stunden spazieren gegangen und haben geredet.
Dann durfte ich auch über Nacht bei ihr bleiben, weil ich noch nicht bereit war, nach Hause zu fahren.
Sie hat sich so gut um mich gekümmert. Sie hat uns Tee gemacht, Wärmflaschen, wir haben einen Film angeschaut und als Flo mir geschrieben hat, saß sie zwei Stunden neben mir und hat mitgelesen. Sie ist wirklich ein Engel. Und ich weiß das so sehr zu schätzen, dass sie hier ist. Ich hoffe, dass ich mich irgendwann dafür revanchieren kann.
Flo hat mir am späten Nachmittag geschrieben, dass es ihm leid tut und dass er es nicht mehr rückgängig machen kann.
Wir schrieben hin und her und ich hab ihn fertig gemacht und ihm keine Chance gegeben.
Er meinte, er würde sich für mich ändern. Er würde eine Therapie machen. Dass mit der Britta doch was war. Dass er krankhaft lügt. Dass er ein Problem mit ernsten Gesprächen hat. Dass er es nicht erträgt, wenn ich sauer auf ihn bin. Dass er mich wieder haben will und alles dafür tun würde. Dass er weiß, dass ich ihn liebe.
Dass ich ihm eine Chance geben soll.
Ich redete immer dagegen, bis er meinte, ob wir uns treffen können, um das persönlich zu klären. Ich sagte zu.
Ich hatte die ganze Nacht lang und tagsüber immer wieder Phasen, wo ich das Treffen absagen wollte und dann Phasen, in denen ich es doch für richtig befand.
Am nächsten Tag hab ich ihm erst mal noch eine ganze Reihe von Fragen gestellt, bevor wir uns getroffen haben.
Er wollte sich bei mir treffen, aber ich hab ihm Haus- und Grundstückverbot erteilt.
Also haben wir uns ein paar Straßen weiter getroffen, wo fast keine Leute waren.
Wir haben zwei Stunden lang in seinem Auto geredet.
Ich weiß nicht mehr, über was wir alles geredet haben.
Ich meinte, dass ich sowieso Zweifel hatte, ob wir dieses Jahr überstehen, weil wir zu verschieden sind.
Er:"Ja und? Wir lieben uns!"
Ich:"Es hat doch sowieso nicht mehr funktioniert, du hast so viel Desinteresse gezeigt."
Er:"Ich dachte, es wäre besser geworden, weil du nichts mehr gesagt hast."
Ich:"Nein."
Ich glaube, ich hab noch nie jemanden so oft bitte sagen hören.
Er meinte, er hat sogar schon nach Wohnungen für uns geschaut.
Er meinte, er tut alles, um mein Vertrauen zurückzugewinnen.
Ich meinte, ich wüsste nicht wie.
Ich:"Dann würde ich dir einen bestimmten Freundeskreis verbieten, feiern gehen verbieten und dich ständig kontrollieren müssen."
Er:"Du kannst mich jeder Zeit kontrollieren."
Ich:"Das ist nicht der Sinn einer Beziehung. Ich hab weder Zeit noch Nerven dafür. Ich hab mein eigenes Leben. Ich kann mir nicht die ganze Zeit Gedanken machen, bei wem du gerade bist und was du machst."
Er:"Bitte Sabrina, ich flehe dich an! Ich liebe dich über alles!"
Ach ja, übrigens haben wir beide fast durchgehend geweint.
Ich:"Du kennst mich gar nicht, also kannst du auch gar nicht sagen, dass du mich über alles liebst."
Er:"Welche Seite kenn ich denn nicht von dir?"
Ich:"Meine Psychoseite zum Beispiel."
Er:"Die kenn ich."
Ich:"Woher denn?"
Er:"Immer wenn du über Vergewaltiger redest und wie die kastriert werden sollen."
Ich:"Ja. Dasselbe hatte ich mit dir vor."
Er:"Was für Seiten kenn ich noch nicht? Zeig sie mir doch"
Ich:"Das geht nicht einfach so auf Knopfdruck."
Er:"Dann sag mir welche Seite ich nicht kenne."
Ich:"Du kennst mich nicht, wenn ich richtig fertig bin."
Zu diesem Zeitpunkt zitterte ich vor lauter weinen und weil ich daran denken musste, was mich im Juli so fertig gemacht hat.
Er:"Sag es mir."
Ich:"Ich kann nicht."
Er:"Doch du kannst. Sag es mir. Dich zerreißt es doch fast."
Ich war kurz davor ihm zusagen, was passiert ist, als er nicht für mich da war, aber ich konnte nicht.
Er:"Wieso nicht?"
Ich:"Es ändert nichts."
Wir haben darüber geredet, dass er vor ernsten Gesprächen wegläuft. Er meinte, er ist instabil. Und unzufrieden mit sich selbst.
Er meinte, er würde in Zukunft mehr Interesse zeigen, für mich da sein, etc.
Er meinte so oft, dass er mich über alles liebt.
Dass er mit mir alt werden will.
Er:"Du bist ein Teil meines Lebens geworden."
Ich:"So gehst du mit Teilen deines Lebens um?"
Er hat mich gebeten, da zu sein, wenn er die Therapie macht.
Ich meinte immer wieder, dass er das alleine machen muss.
Er:"Ich mach es doch für dich."
Ich:"Mach es nicht für mich, mach es für deine Zukunft."
Er:"Du bist meine Zukunft!"
Ich:"Das bin ich nicht."
Irgendwann konnte ich ihn dazu überreden, dass er die Therapie alleine macht und dass ich ihm nicht versprechen werde. Ich meinte, er muss erst mal lernen mit sich selbst klar zukommen, bevor er mit anderen klarkommt.
Er:"Ich kann nicht ohne nicht sein. Ich kann nicht essen, nicht trinken, nicht schlafen."
Ich:"Ich auch nicht."
Er:"Komm mit zu mir, bitte!"
Ich:"Was soll ich denn bei dir?"
Er:"Sei einfach da."
Ich:"Ich kann nicht einfach mit zu dir."
Er:"Du zitterst so. Ist dir kalt?"
Ich:"Nein. Das ist normal, seit dem ich es weiß."
Er:"Komm mit zu mir. Mach dich nicht von diesen Schlaftabletten abhängig."
Ich:"Ich bin nicht abhängig. Kein Kerl der Welt ist es wert, dass ich meinen Körper kaputt mache."
Er:"Schlaf bei mir."
Ich:"Ich kann nicht schlafen."
Er:"Dann bleib ich die ganze Nacht mit dir wach."
Ich:"Du musst zur Arbeit."
Er:"Das ist mir egal."
Ich:"Aber mir nicht."
Er:"Wieso nicht?"
Ich:"Weiß ich nicht."
Er:"Du kannst mir nicht weiß machen, dass ich dir nichts mehr bedeute."
Darauf sagte ich nichts, sondern starrte nur weinend aus dem Fenster.
Er meinte, er würde meine Intelligenz lieben, meinen Humor, mein Aussehen, meine Sturheit und wie ich ihm immer kontra gebe. Meine verrückte Liebe zu König Ludwig, mein Lachen. Er meinte, er will wieder neben mir einschlafen und neben mir aufwachen. Mit mir kuscheln. Mich riechen. Er will mir wieder Avocados mitbringen, mit Frühstück ans Bett bringen und zusehen wie es mir schmeckt. Mich küssen. Mit bei sich haben.
Er meinte, er hat nichts mehr zu verlieren, jetzt wo er mich verloren hat.
Wir haben noch so viel mehr geredet, aber ich kann das alles gar nicht mehr wieder geben.
Er fragte, wie ich seine Fortschritte sehen soll, wenn ich nicht da bin.
Ich meinte, er kann mir ja ab und zu ganz unverbindlich schreiben. Aber ich meinte auch, dass ich mich nicht bei ihm melden werde. Und dass ich ihm nicht verspreche.
Er:"Wieso kannst du mir nicht verzeihen?"
Ich:"Ich werde dir verzeihen. Aber nicht für dich, sondern für mich. Weil ich dann besser darüber hinweg kommen kann."
Er hat so oft gebettelt, dass ich ihm eine zweite Chance gebe.
ich:"ich kann nicht."
Er:"Wieso kannst du nicht?"
Ich:"Weil das Vertrauen zerstört ist und weil ich da meine Probleme hab."
Er:"Ich werde dir beweisen, dass du mir wieder vertrauen kannst."
Wir sind dann so verblieben, dass er mir ab und zu schreiben darf. Dass ich den Kontakt aber abbreche, wenn es mir zu viel wird.
Seit gestern weine ich sehr viel. Wahrscheinlich, weil ich zum ersten Mal realisiere, dass es vorbei ist.
Egal, wie sehr ich ihn gehasst habe, irgendwo bedeutet er mir noch was.
Und ich will nicht, dass er wieder abstürzt.
Ich werde ihn nicht zurücknehmen. Ich hoffe, dass wir vielleicht ab und zu in Kontakt bleiben und uns auf freundschaftlicher Ebene vielleicht neu kennenlernen können.
Aber irgendein Teil in mir, will ihn zurück. Also die schöne Zeit. Aber es heißt auch immer: we remember the past better than it was. Und das stimmt.
Aber trotzdem würde ich gerne noch in seinen Armen liegen, neben ihm einschlafen. Obwohl ich weiß wie dumm das ist und ich auch weiß dass wir keine Chance mehr haben.
Und jetzt versteh ich auch, wie sich zwei Menschen trennen können, die sich lieben. Und beide darunter leiden.
Vielleicht haltet ihr mich für dumm, dass ich den Kontakt nicht sofort abgebrochen habe.
Vielleicht ist es auch wirklich ein guter Schauspieler.
Aber für den Fall der Fälle möchte ich nicht, dass er wieder in die Drogen abrutscht. Das möchte ich bei niemandem.
Ich wusste irgendwo, dass es ihn fertig machen würde. Aber ich dachte nicht, dass er so fertig sein würde, dass er der Überzeugung ist, dass er ohne mich nicht leben kann.
Er hat mir geschrieben, dass er heute den ersten Termin für seine Therapie hat.
Ich fahr für drei Tage mit Naomi an einen See. Das hat sie mir angeboten, weil sie weiß, dass ich nicht gerne vor anderen Menschen heule und wenn wir nur zu zweit sind, kann ich traurig sein und muss keine Fassade aufrecht erhalten.
Auch wenn diese Fassade dank meiner extrem geschwollenen und verweinten Augen und meiner roten Nase eh schon bröckelt.
Ich weiß, dass Gott es gut meint.
Es tut nur weh.
Es war irgendwo eine schöne Zeit.
Mal sehen, wie es weiter geht.

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