Donnerstag, 28. Mai 2020
Tu t'es vue avec moi, mais c'était qu'un rêve
Ich weiß, dass ich sowohl sehr extrovertiert als auch sehr introvertiert sein kann.
Trotzdem würde ich mich vor allem in letzter Zeit eher als introvertierten Menschen bezeichnen.
Deshalb überraschte es mich sehr, als ich gestern bemerkte, wie sehr mich drei Monate mehr oder weniger Selbstisolation beeinflussen. So sehr, dass es sich nicht nur auf meine Stimmung, sondern auch auf mein Selbstbewusstsein auswirkt.
Momentan bin ich etwas melancholisch und nostalgisch unterwegs. Ich habe keine Lust auf Menschen, aber gleichzeitig würde ich gerne wieder etwas mit meinen Freunden machen, neue Leute kennen lernen, das süße Leben genießen.
Es schockierte mich, dass mein Selbstbewusstsein mit meinem sozialen Leben scheinbar zusammenhängt. Es ist nicht so, dass ich die Komplimente meiner Freunde brauche, um mich gut zu fühlen. Vielmehr vermisse ich es so sehr mit ihnen zu lachen, dass uns die Tränen herunter laufen. Ich vermisse es, mich mit ihnen zu treffen, sie zu umarmen, Dinge zu unternehmen.
Auch wenn ich gerade neue Menschen kennen lernen würde, ziehe ich eine hohe Mauer um mich, wenn ich in der Öffentlichkeit bin. Ich vermeide Blickkontakt, höre Musik und bin scheinbar mit den Gedanken ganz woanders. Meine Körpersprache ist alles andere als einladend und es funktioniert.
Warum mache ich das?
Ich bin unsicher.
Ich mache mein Selbstbewusstsein nicht von anderen Menschen abhängig, aber diese Situation hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Mein Leben war zuvor sehr lebenswert und das ist es auch immer noch. Ich bin auch in der Krise sehr gesegnet. Anfangs kam ich auch sehr gut mit den Veränderungen klar, es tat mir gut, mich abzuschotten. Zum ersten Mal hatte ich an Ostern ein komisches Gefühl. Es war für mich gar kein Ostern. Keine Kirche, keine Familie, keine Traditionen. Es war ein mehr oder wenig normaler Sonntag.
Danach ging es wieder, aber momentan erreiche ich meine Grenzen. Auch wenn ich weiß, dass 80 % der Dinge, die ich gerade fühle, nur aufgrund von der Corona-Krise sind.
Es ist schwierig, weil die Situation so ungewiss ist. Man darf sich wieder mit anderen treffen, Geschäfte haben geöffnet und auch die Grenzen werden bald wieder offen sein. Trotzdem bin ich weiterhin vorsichtig. Die Gefahr ist nach wie vor da und ich möchte mich nicht verleiten lassen, auch wenn es schwierig ist. Viele Experten gehen ja auch von einer zweiten Welle im Herbst aus. Wie lange wird das noch so weiter gehen? Bis der Impfstoff auf dem Markt ist? Wie schnell können für so viele Leute Unmengen an Impfstoffen produziert werden?
Wann werde ich wieder meine Freunde umarmen, ohne im Hinterkopf "Corona" herumschwirren zu haben? Wann werden wir wieder Dinge unternehmen, reisen, feiern gehen können?
Gäbe es ein Datum, an dem alles vorbei wäre, würde mir die jetzige Situation leichter fallen.
Auch lerntechnisch fühle ich mich total festgefahren. Ich komme kaum voran. Ich dachte, die Produktivität würde zurückkommen, wenn ich die dritte Staffel von Dynasty fertig durchgesuchtet hätte. Die Staffel war phänomenal, aber nach ihrem Ende musste ich mich wieder mit meinem eigenen Leben beschäftigen. Ich fühlte mich träge und melancholisch.
Ich tue gerade etwas, was ich noch nie zuvor gemacht habe. Ich gehe meine "Verflossenen" durch. Ich träume ziemlich oft von meinem Ex oder Kerlen, mit denen ich mal was hatte. Ich lasse die Phasen revue passieren, denke viel darüber nach und überlege, was sich in Zukunft ändern wird. Das ist einerseits natürlich gut, weil ich viel daraus lerne. Andererseits lebe ich so in der Vergangenheit. Laut einer amerikanischen Studie haben sich über 50 % der Befragten in der Corona-Krise bei ihrem Expartner gemeldet. Ich hatte zwar nicht das Bedürfnis, mich bei meinem Ex zu melden. Aber ich überlegte kurz, Joschua zu schreiben. Warum zur Hölle das denn?
Ich habe keine Ahnung. Ich will nach wie vor nichts von ihm, ich brauche auch keine Komplimente oder sonst war für ihm. Interessiert es mich wirklich, wie es ihm geht?
Ich habe keine Ahnung.
Ich will neue Erinnerungen schaffen. Vor allem mit meinen Freunden.
Ich werde vorsichtig anfangen mich wieder mit ein paar von ihnen zu treffen. Natürlich mit Abstand und auch draußen an der frischen Luft.
Aber ich brauche es. Diese Distanz schlägt auf mein Gemüt.

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