Dienstag, 26. Oktober 2021
I'm trying hard, to creep him out but he's still so into me
Vielleicht gibt es nicht den einen Seelenverwandten. Vielleicht gibt es mehrere.
So wie meine Freundinnen. Lene, Ina und Vroni haben mich am Samstag überrascht und als Geburtstagsgeschenk ins Theater zu einem Musical von einem meiner Lieblingsfilme ausgeführt. Es war so cool. Sie kennen mich einfach so gut. Das Musical hat mir richtig gut gefallen. So gut, dass ich mir die Lieder jetzt noch anhöre. Ein Lied erkoren wir als Ablöse von "Gaston", welches unsere prepandemische Feierhymne war, zu unserer neuen Hymne.
Vor Beginn gönnen wir uns noch einen kleinen Cocktail an der Bar. Ich war das erste Mal minimal angetrunken in einem Theater. Seit zwei Jahren (als ich das tollste Musical überhaupt sah, das mein Leben veränderte) habe ich kein Theater mehr betreten. Es fühlte sich so gut an. Ich bin einfach für Theater, Bibliotheken und Museen geschaffen. Hier fühle ich mich wohl. Hier gehöre ich hin. Und auch wenn ich es hasse im Mittelpunkt zu stehen, fände ein Teil von mir es spannend auszuprobieren, wie es wäre, auf einer Bühne zu stehen.
Nachdem der Vorhang gefallen war, machten wir uns noch auf zu einem Italiener. Wir aßen, unterhielten uns gut und lachten. Ina, Vroni und ich wollten danach noch in eine Bar gehen, Lene ging es leider nicht so gut, weshalb sie heim gefahren ist. Mangels Alternativen gingen wir in die Bar, in der ich mit Chris und seinen Freunden eine Woche zuvor war. Nach einem Cocktail und einem Shot machten wir uns schon relativ früh auf den Weg zum Club, weil wir keine Lust hatten, stundenlang in der Kälte anzustehen. Wir kamen relativ schnell rein und zu meiner Verwunderung war es noch nicht mal ansatzweise voll. Es tanzte noch nicht einmal jemand. Unser Lieblingsclub hatte sich fast nicht verändert und es fühlte sich normal an. Ich hatte ja Bedenken, dass mich die Menschenmenge überfordern würde, aber das tat sie nicht.
Plötzlich rief jemand von der Bar aus meinen Namen. Ich erkannte Marlene, die dort arbeitete und uns eine Runde Shots spendierte. Wir brachten uns gegenseitig auf den neuesten Stand, dann setzten wir uns an einen Tisch und redeten und philosophierten noch ein wenig. Der Alkohol zeigte seine Wirkung und glücklicherweise wussten Ina und Vroni, dass mein Sarkasmus wieder Überhand nahm, sonst klängen Sprüche wie "Wo Geheimratsecken anfangen, hörts bei mir auf" eher gemein als lustig. Der Club füllte sich langsam, aber hauptsächlich mit jüngeren Mädels. Was nicht verwunderlich ist, die haben einiges nachzuholen. Irgendwann begaben wir uns auch auf die Tanzfläche. Die Musik war echt ganz gut und wir hatten Spaß. Nach einigen Stunden tanzen und ab und an nachtanken an der Bar, beschlossen wir gegen drei nach Hause zu gehen. Es war heiß wie in einer Sauna und ich hatte immer noch mein Theateroutfit an. Das Kleid war zwar auch Club tauglich, aber meine Stiefel waren definitiv zu schön, um mir ständig von jemanden mit Quadratlatschen auf die Füße steigen zu lassen. Die Frauenquote Betrug ca. 80 % und die Kerle, die da waren, waren überwiegend unter 20 Jahre alt und kamen nicht in die Gänge. Und ich ändere die Regeln für niemanden. Ich bin die Beute, nicht der Jäger.
Wir hatten Angst, dass wir es mit dem Alkohol übertreiben würden, weshalb wir schlussendlich so nüchtern wir vermutlich noch nie im Club waren. Der Abend war also eher eine Aufwärmephase, aber ich weiß, dass wir zu unseren alten Clubnächten zurückkehren werden.
Jonas, der Schatz, holte uns ab und fuhr uns alle nach Hause.

Morgen gehe ich mit Addi ein letztes Mal essen, bevor er wieder zurück in die USA fliegt. Mal schauen, vielleicht sehen wir uns schon im Februar wieder.

Am Freitag treffe ich mich mit Toni, wir feiern unser fünfjähriges Freundschaftsjubiläum. Wie viel sich verändert hat. Wie sehr ich mit verändert habe. Gott sei Dank.

Chris hat vorgeschlagen an Halloween in einen Club zu gehen. Ich habe Lust auf feiern und auch zugesagt, aber gleichzeitig habe ich Bedenken. Letztes Mal hatte ich nur haarscharf nichts mit Chris. Und obwohl mein Körper mir etwas anderes sagt, möchte ich das nicht wiederholen. Wohin würde es führen? Zu einer Beziehung oder zur Zerstörung unserer Freundschaft. Chris und ich sind absolut nicht kompatibel. Ich kann auch nicht zu viel Zeit mit ihm verbringen, weil er mir auf Dauer Energie raubt. Eine Zerstörung unserer Freundschaft würde ich überleben, aber es wäre sehr schade. Wir sind seit Jahren befreundet und unsere Freundeskreise überschneiden sich teilweise. Das wäre für alle unangenehm. Und wie gesagt habe ich gerade ein sehr großes Ego. Entweder er will mich und nur mich, oder er kriegt mich nicht. Ich wäre lieber mein ganzes Leben lang die, die man nicht halten kann bzw die, die man nicht kriegen kann, als es ein einziges Mal zu bereuen, dass jemand weiß, wie es ist, mich zu haben.
Ich erzählte Macy von der prekären Situation in der Bar und sie war natürlich nicht überrascht. Sie sagt mir seit Jahren, dass es "super obvious" ist, dass Chris schon immer was von mir wollte. Auch Ina meinte, dass Chris mich schon immer toll fand. Zur Relativierung muss man aber auch sagen, dass Chris viele Frauen toll findet und ich wie schon letztes Jahr geschrieben hatte, davon ausgehe, dass diese Empfindung bezüglich mir in der Pandemie lediglich ihren Höhepunkt gefunden hat. Das hat weniger mit mir persönlich zu tun, sondern mit der Tatsache, dass er ein Mann Anfang zwanzig ist und einfach Bock hat.
Ich werde am Sonntag also alles geben, um meine Hände von seinem Körper zu lassen und stattdessen ein anderes Ventil zu finden. Ina und Vroni sind auf einer anderen Halloweenparty eingeladen, haben mir aber angeboten, dass ich jederzeit anrufen könne, wenn ich mich in einer brenzligen Situation befinde. Ich liebe die zwei.
Ich hab nicht mal eine Idee für ein Kostüm. Ich würde gerne als Santa Maria oder Jennifer Check gehen, aber keine Lust, Unmengen für ein Kostüm auszugeben. Vielleicht wird es doch eine etwas banale Mina Murray in einem schwarzen Samtkleid und etwas Kunstblut im Gesicht. Wir werden sehen.

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My friends are like ay yo he's history, I'm doin' better on my own
Danke an meine Freunde, die mich stets dazu ermutigen, rational zu handeln und mir die Konsequenzen meines möglichen Verhaltens vor Augen führen.

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