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Freitag, 29. Oktober 2021
I've been California dreaming, plastic hearts are bleeding
honigbienchen, 19:01h
Bin ich naiv, weil ich immer daran geglaubt habe, dass das weibliche und das männliche Geschlecht rein platonisch befreundet sein können?
Oder liegt es an der Pandemie, die unsere Grundfeste so erschütterte, dass wir nicht mehr klar denken können?
Oder liegt es an der Pandemie, die unsere Grundfeste so erschütterte, dass wir nicht mehr klar denken können?
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Just say goodnight 'n' go
honigbienchen, 18:41h
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich anfangen soll.
Die letzten beiden Tage habe ich versucht, die Geschehnisse zu analysieren und gleichzeitig zu verdrängen.
Vielleicht versuche ich einfach in chronologischer Reihenfolge aufzuzählen, was passiert ist.
Addi holte mich gegen halb neun ab. Alle anderen waren nicht in der Stadt, krank oder beschäftigt, weshalb nur wir beide essen gingen. Die Gaststätte, in die wir eigentlich gehen wollten, hatte unerwarteterweise geschlossen, ebenso wie unser Backupplan. Also fuhren wir in Richtung Stadt, kamen an einem Asiaten vorbei, zu dem wir dann zum Essen gingen.
Es war unter der Woche und nicht gerade früh, weshalb wir die einzigen im Lokal waren. Für einen Bruchteil der Sekunde musste ich an die Szene aus "Groupies bleiben nicht zum Frühstück" denken, an der sie spätabends asiatisch essen.
Wir teilten uns eine Vorspeise, die ziemlich reichhaltig war und mir war da schon klar, dass ich mein Hauptgericht nicht schaffen würde.
Wir redeten ziemlich viel.
Addi und ich sind uns in einigen Punkten sehr ähnlich. Wir lieben beide Geschichte, überdenken alles viel zu sehr, sind vielleicht alte Seelen und Kritiker sozialer Medien und haben ein Faible für literarische Epochen. Wir fingen an, unsere Charakterzüge anhand von Epochen zu analysieren. Als ich 16 Jahre alt war, dachte ich immer, ich würde aufgrund meiner hohen Mauern der Aufklärung am nächsten kommen. Ich blockte jeden ab, der mir zu nah kam. Aber eigentlich war ich viel zu sensibel und emotional für die Aufklärung. Mein Ideal war immer die Klassik. Ein Gleichgewicht zwischen allem. Zeitlos, friedlich. Bin ich schon dort? Vermutlich noch nicht ganz. Ich liebe den sturm- und drängerischen Freiheitsgedanken, den romantischen Optimismus sowie die Hingabe zur Religion und die aufklärerische Nutzung des Verstandes als Grundlage jeden Handelns.
Wir gingen ziemlich in die Tiefe bei unserer Analyse und Selbstcharakterisierung. Ich war ziemlich offen und sagte ihm alles, was ich hier auch schreibe. Inklusive, dass ich für die reine Aufklärung wohl ein bisschen zu sensibel war.
Was das ein Fehler?
Aber wir sind doch Freunde, da erzählt man sich doch vieles. Ohne Filter, mit weniger Mauern.
Wir hatten aber auch über andere Themen tiefgründige Gespräche. Seine Ex aus den USA hatte ihm wieder geschrieben (so wie ich es vorher gesagt hatte), ihn angerufen und dann blockiert. Ich warnte ihn, dass das noch nicht vorbei wäre. Sie würde wieder kommen.
Seine Ex hatte ihn ziemlich verletzt. Sie wollte nichts ernstes, schlief mit seinem besten Freund, als sie dachte, dass es etwas mit einer anderen hätte, kommunizierte nicht, kreierte Drama und schob alles auf ihr Trauma. Es war auch die intensivste Beziehung, die Addi jemals geführt hat.
Wir sprachen wieder viel darüber, über Selbstwertgefühl und Dynamiken in Beziehungen. Er fragte mich nach dem Abend im Club, ich erzählte von der hohen Frauenquote und den jungen Männern. Nicht, dass ich dagegen was hätte, aber sie sind oft unsicherer und kommen weniger in die Gänge. Ich sprach davon, dass ich die Regeln nicht ändern würde, weil "die Eizelle auch nicht zum Spermium schwimmt."
Ich erwähnte, dass Brigitte Bardots dritter Ehemann zu ihrer Verlobung 1000 Rosen per Helikopter über ihrem Haus abwarf. Alles darunter will ich nicht.
Addi grinste:"500 Rosen reichen auch?"
Ich:"Es geht nicht um das Geld. Es geht um den Aufwand und die Mühe, die man sich macht. Ich hätte viel lieber einen selbstgepflückten Blumenstrauß als ein teures Bouquet, das der Assistent besorgt hat. Ich würde lieber zu einem Picknick gehen, das jemand vorbereitet und organisiert hat, als in einem teuren Restaurant zu sitzen."
Ich wäre lieber mein ganzes Leben lang alleine, als meine Standards runterzuschrauben. Wir sprachen auch davon, was unsere Standards wären. Neben den klassischen wie Empathie und Loyalität steht bei mir Holzhacken und die lustigste oder zweitlustigste Person der Welt zu sein auf meiner Liste. Was sehr schwierig sein dürfte, weil Nummer eins von Bully Herbig und Nummer zwei von niemand anderem als mir selbst belegt wird. Weil ich liebend gerne über meine eigenen Witze lache.
Scheidungsgründe waren für mich unter anderem Rennradfahren, eine Ablehnung des Tempolimits und die Annahme einer anderen Todesursache meines Lieblingskönigs.
Bezüglich letztem ließ ich auch vor zwei Wochen einen Typen abblitzen, was Addi nicht glauben konnte.
Als Addi einmal vergaß, was er sagten wollte, forderte er mich auf, irgendetwas interessantes zu sagen. Ich erwähnte den Fakt, dass Hemmingway als Glücksbringer immer eine Kastanie in der Manteltasche hatte. Zufällig hatte ich auch eine in meiner Manteltasche (unabhängig von Hemmingway, einfach nur weil das Kind in mir den Herbst liebt), was Addi ebenso überraschte wie die Reiszwecken in meiner Tasche.
Neben ernsten und kultivierten Gesprächen hatten wir auch viel zu lachen. Unser Humor ähnelt oft dem von 14-jährigen Jungs, die Zweideutigkeit urkomisch finden.
Wir sprachen auch viel über seine Familie und seine Rückkehr in die USA.
Nachdem wir bezahlt hatten, brachte uns die Kellnerin noch Shots und Glückskekse, deren Sprüche wir uns gegenseitig vorlasen.
Wir verließen das Lokal, er fuhr mich nach Hause. Auf dem Weg fuhren wir an unserer ehemaligen Schule vorbei. Im Lehrerzimmer brannte sogar noch Licht, aber die Tore waren verschlossen, weshalb wir nicht reinfuhren. Wir haben teilweise ähnliche Erinnerungen an unsere Schulzeit, wobei meine etwas schöner sind als seine. Trotzdem hatte auch ich meine Schwierigkeiten, weshalb ich meine Mittelfinger erhob.
Durch den Nebel fuhr er mich nach Hause.
Er parkte und wie immer blieben wir noch im Auto sitzen und redeten so lange, bis er erneut die Lüftung anmachen musste, weil die Schreiben beschlugen. Wir redeten über alles mögliche. Nicht jugendfreie Themen, inspirierende Zitate, seine Familie, unsere Heimat, seine Zeit in den USA, darüber, dass Moral und Empathie einem oft einen Strich durch die Rechnung machen können, wie wir alles zerdenken und mehr im Moment leben sollten.
Einmal sagte ich etwas, ich habe keine Ahnung mehr was es war. Ich glaubte es war etwas nach dem Motto, dass Freiheit in der Zurückhaltung liegt. Ich spürte eine komische Aura im Auto. Addi wich meinem Blick aus, sagte nur mit einem leichten Lächeln:"Ja, das stimmt, da hast du vollkommen recht."
Irgendwann umarmte ich ihn zum Abschied und sagte, dass er sich jederzeit melden könne, wenn er jemandem zum Reden bräuchte. In den ersten Wochen in den USA ging es ihm nicht besonders gut, aber Lene und ich erfuhren erst von Hendrik davon. Das sagte ich ihm auch. Er gab es zurück und meinte, ich könne mich auch jederzeit melden. Ausgerechnet ich, diejenige, die alles mit sich selbst ausmacht.
Ich nahm mein Hühnchen süßsauer, das ich mir einpacken lassen habe, stieg aus seinem Auto aus und sperrte die Haustüre auf. Mittlerweile war es halb eins. Ich zog meine Schuhe und meinen Mantel aus, stellte das Hühnchen in den Kühlschrank und ging ins Badezimmer, um mich abzuschminken. Gerade als ich meine Hände gewaschen hatte, sah ich einen Anruf von Addi auf meinem auf lautlos gestellten Handy, das ich ins Badezimmer mitgenommen hatte, um meine tiefsinnige Musik zu hören.
Ich nahm den Anruf an, in der Annahme, dass ich etwas im Auto vergessen hätte.
Ich:"Ja?"
Er:"Hey, kannst du nochmal kurz raus kommen?"
Ich:"Ja, warte, ich geh kurz runter."
Ich nahm meinen Schlüssel, ging runter und schlüpfte schnell in meine einstig weißen Sneaker.
Ich öffnete die Türe, Addi tat einen Schritt herein und auf mich zu. Er legte seine Hand auf meine rechte Wange und kam mit seinem Gesicht bedenklich nahe.
Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, packte ihn an der Seite von seinem Hals und schob ihn aus dem Flur nach draußen, um niemanden zu wecken. Ich schloss die Haustüre hinter uns.
Ich - vollkommen verwirrt -:"Addi, was machst du?"
Er:"Dich küssen?"
Ich:"Was?"
Er:"Dich küssen."
Ich:"Wieso?"
Er:"Weil ich es bereuen würde, wenn ich es nicht getan hätte."
Ich:"Woher kommt das denn jetzt auf einmal?"
Er:"Weil wir darüber geredet haben."
Ich weiß nicht, was mich geritten hat. Vielleicht meine Hormone, vielleicht, weil ich im Moment leben wollte, ohne alles zu zerdenken, vielleicht wollte ich seinen Mut, noch einmal zurückzufahren und so vor meiner Haustür zu stehen, belohnen.
Ich:"Aber das muss unter uns bleiben."
Er:"Ja."
Ich zuckte mit den Schultern, sagte "Okay" und zog ihn zu mir heran. Der Adrenalinrausch setzte augenblicklich ein, weshalb ich mich an die folgenden Momente nur verschwommen erinnern kann. Das Kuss war etwas besser als durchschnittlich, ich übernahm die Kontrolle. Er zog meinen Körper zu sich heran. Mein Herz raste, mein Körper fing an zu zittern. Dass ich auf Zehenspitzen stehen musste, war nicht von Vorteil. Eine Hand hatte ich in seinen Haaren vergraben, die andere lag auf seiner Brust, gegen die sein Herz laut hämmerte. Auch er zitterte am ganzen Körper. Es wurde intensiver und ich merkte, dass es sich nicht richtig anfühlte. Auf keiner von beiden Ebenen. Der Kuss war ganz gut, aber ich spürte keine prickelnde Chemie. Je weiter wir gingen, umso komplizierter wurde es. Ich wollte es hinter mich bringen. Seine Hand wanderte taillenabwärts und einige Momente später unterbrach ich den Kuss mit den Worten:"Ich glaube, das war keine gute Idee."
Im Nachhinein war es vielleicht nicht so charmant, aber ich sprach nur das aus, was ich gerade dachte.
Keine Ahnung, ob er darauf etwas geantwortet hat.
Ich spürte, dass er mich wieder küssen wollte. Er konnte sich fast nicht zurückhalten. Ich sah kurz Alision DiLaurentis vor meinem inneren Auge:"I know you wanna kiss me."
Kurz standen wir schweigend nebeneinander. Er riss sich so sehr zusammen. Oder versuchte es zumindest.
Er:"Puhh...WOW....ich hab keine Ahnung, was ich sagen soll....ich bin ehrlich gesagt ein bisschen sprachlos gerade..."
Ich:"Woher kam das denn?"
Er:"Wir haben darüber geredet."
Ich:"Wir haben auch über andere Sachen geredet."
Er:"Ich hätte es bereut, wenn ich es nicht getan hätte."
Ich:"Ach, was macht die Pandemie nur aus uns."
Er:"Nein, nicht die Pandemie."
Er zog mich in seine Arme und flüsterte meinen Spitznamen in meine Haare.
Er:"Boah, ich zittere am ganzen Körper."
Ich auch, aber ich sagte nichts. Die Mauern mussten stehen bleiben. Mein Herz schlug so laut gegen meinen Brustkorb, dass ich mir sicher war, dass er es hören musste. Das Blut rauschte in meinen Ohren.
Wir haben bestimmt noch ein paar Worte gewechselt, aber ich kann mich nicht erinnern. Wir standen noch ziemlich lange in dieser Umarmung.
Er:"Mach's gut, Sabse."
Ich:"Du auch. Lass dich nicht von den Frauen verarschen. Die sind böse." (natürlich sind nicht alle Frauen böse, aber im Rausch wusste ich nicht, was ich von mir gab)
Er löste sich aus der Umarmung, legte mir seine Hand an die Wange, sah mich mit einem komischen Blick an und sagte:"Du nicht."
Ich zog die Nase kraus und antwortete:"Doch, gerade ich."
Er zog mich wieder in seine Arme und murmelte:"Nein."
Er:"Bereu es nicht, okay?"
Ich:"Man sollte gar nichts bereuen."
Irgendwann lösten wir uns wieder von einander.
Er:"Zerdenk das jetzt nicht, okay?"
Fuck. Hatte ich in dieser Hinsicht zu viel von mir verraten? Kannte er mich dahingehend zu gut? Aber wer konnte schon wissen, dass er die platonische Grenze überschreiten würde?!
Ich massierte meine Nasenwurzel und sagte:"Ich versuch's."
Er suchte meinen Blick und sagte:"Nein, wirklich!"
Ich:"Nein, mach ich nicht."
Ha. Ich hatte schon damit angefangen. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben die platonische Grenze überschritten, einen Typ geküsst, der mich vor 10 Jahren gefragt hatte, ob ich mit ihm zum Schulball gehen wollte (https://honigbienchen.blogger.de/stories/1991732/), einen Typ, der mit meiner Ex-Besten-Freundin gut befreundet ist/war und von dem sie auch einmal was wollte. Ich habe Hendriks besten Freund geküsst, der mir vor vier Jahren seine Gefühle für mich gestanden hat. Ich habe einen Typen geküsst, mit dem ich seit acht Jahren ziemlich gut befreundet bin.
Ja moin. Ganz zu schweigen davon, dass ich Angst hatte, dass meine Nachbarn irgendetwas mit bekämen. Wir standen nicht wirklich im Dunkeln und die Jungs von gegenüber sind gerne spätabends noch wach.
Irgendwann verabschiedeten wir uns.
Ich:"Mach's gut. Ich wünsche dir einen guten Flug."
Er ging zu seinem Auto, drehte sich nochmal zu mir um und sagte:"Mach's gut."
Er blieb stehen und sah mir nach, wie ich in der Haustüre verschwand. Ich erwiderte seinen Blick nicht. Ich schloss die Türe, sperrte ab, löschte das Licht im Flur und lief die Stufen nach oben.
Mein Spiegelbild sah mich im Badezimmer halb verwirrt, halb lachend an. "Was zur Hölle ist gerade passiert?!", formten meine Lippen lautlos in den Spiegel. Ich steckte die Kopfhörer sein, hörte "Save your tears", "Lola Montez", "how to lose a guy", "Blaues Licht" und das Lied aus dem Musical, das ich mit meinen Freundinnen angesehen hatte. Nur nichts emotionales, um mich nicht in irgendetwas irrationales hineinzusteigern. Ich schminkte mich ab, putzte Zähne und legte mich ins Bett. Mein Herz schlug immer noch laut, meine Hände und Knie zitterten. Ich war mir sicher, dass ich nicht schlafen würde. Aber der Tag war lange gewesen, weshalb ich irgendwann doch einschlief. Trotzdem wachte ich nachts auf und analysierte die Situation.
Am nächsten Morgen wollte ich mein Handy nicht anmachen, weil ich mich vor einer Nachricht von ihm fürchtete. Mittags überwand ich mich schließlich dazu, dass meine Bedenken unbegründet waren. Keine Nachricht von ihm. Was sollte er auch groß sagen? Wie wir mit der Situation umgehen würden? Trotz seines Reifungsprozesses im letzten Jahr, ist er noch kein ausgewachsener Mann. Er war vermutlich ebenso verwirrt wie ich. Irgendwie habe ich im Gefühl, dass er den Kuss so schnell nicht vergessen würde.
Was mich verwirrt ist lediglich die Frage, woher das kam. Er hatte sie zwar damit beantwortet, dass wir darüber geredet hätten und ich gehe davon aus, dass er das Leben im Moment damit meint. Aber ich habe es so gar nicht kommen sehen. Gab es zuvor irgendwelche Anzeichen? Okay, er fand mich in der Schule süß, aber da waren wir 14 Jahre alt! Jetzt sind wir zehn Jahre älter. Felix hatte zwar vor ein paar Jahren mal erzählt, dass Addi einen Kommentar in die Richtung abgelassen hätte, der aber nur kallypygischer Natur war. Ich hatte ihn seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Bei unserem letzten Treffen vor zwei Wochen war ich angetrunken und kann im Nachhinein wohl sagen, dass ich Körperkontakt gesucht habe. Als mir kalt war, gab er mir zwar seine Jacke, aber ich hatte eher das Gefühl, dass er etwas distanziert war. Wobei ich das angesichts meines Pegels nicht sicher sagen kann. Und auch bei unseren jetzigen Treffen habe ich keine Signale gesendet. Ich sah nicht einmal besonders schick aus. Mein Makeup trug ich schon seit sechs Uhr morgens, weil ich arbeiten musste. Meine Haare hingen runter. Ich trug meinen schwarzen Rollkragenpulli, der absolut keine Signale sendet. Okay, ich trug eine enge Jeans und hohe Schuhe, aber einen knielangen Mantel, der meine Figur verdeckte. Ich kann mich nicht erinnern, geflirtet zu haben. Ich meine, ich dachte, wir bewegen uns auf platonischem Terrain. Okay, wir machen unsere sexuellen Witzchen, aber die machen wir schon seit der Schulzeit. Das hat nichts zu bedeuten. Auf den Alkohol kann ich es auch nicht schieben, weil er nur ein Helles getrunken hat.
Wollte er mich schon im Auto küssen, als ich diese komische Aura spürte?
Wahrscheinlich war es wirklich nur ein Impuls, eine durch die Pandemie ausgelöste Lust, die durch unsere Gespräche über das Im-Moment-leben gezündet wurde.
Und jetzt stehe ich vor der Frage, wie ich mit dieser Situation umgehen soll.
Der Stolz in mir macht natürlich das, was er immer tut. Die Mauern stehen, ich melde mich nie.
Aber eigentlich sind Addi und ich befreundet. Bei meinen Freunden melde ich mich eigentlich. Soll ich so tun als wäre der Kuss nie passiert oder soll ich versuchen, damit umzugehen?
Ich tendiere dazu, mich nicht zu melden.
Wir haben gesagt, dass es unter uns bleiben wird. Dass ich es nicht einmal Ina oder Lene erzähle, ist wirklich ungewöhnlich für mich. Aber das sind genau zwei Personen, die ebenso gut mit Addi befreundet sind. Das würde alles verkomplizieren. Vielleicht rede ich irgendwann mit Franzi darüber. Sie ist mehr außen vor, hat Addi nur ein einziges Mal getroffen. Mal sehen.
Ursprünglich wusste ich nicht, wie ich diesen Post schreiben sollte. Aber ich merkte, dass ich versuchte, das Geschehene zu verdrängen und das ist nicht gut. Ich muss damit umgehen. Ich habe noch nicht ganz heraus gefunden wie, obwohl ich seit über drei Stunden hier sitze und schreibe und meine "femme fatale"-Playlist schon fast einmal durchgelaufen ist.
Teilweise dachte ich daran, es wie ein Mann zu sehen. Wäre ich ein Mann und Addi eine Frau, die zurückgefahren wäre, um mich zu küssen, bevor sie auf unbestimmte Zeit in die USA zurück geht, würde ich mich geil fühlen. Es würde mein Ego polieren, dass ich so eine Wirkung habe. Ich würde vor meinen Freunden damit protzen. Ich würde mich überlegen fühlen, weil ich die Oberhand hatte. Und ich würde es absolut nicht hinterfragen, sondern einfach den Moment genießen.
Aber ich bin eine alles zerdenkende Frau.
~I can tell what you're thinking 'bout, looking at me like "Oh wow!"~
Die letzten beiden Tage habe ich versucht, die Geschehnisse zu analysieren und gleichzeitig zu verdrängen.
Vielleicht versuche ich einfach in chronologischer Reihenfolge aufzuzählen, was passiert ist.
Addi holte mich gegen halb neun ab. Alle anderen waren nicht in der Stadt, krank oder beschäftigt, weshalb nur wir beide essen gingen. Die Gaststätte, in die wir eigentlich gehen wollten, hatte unerwarteterweise geschlossen, ebenso wie unser Backupplan. Also fuhren wir in Richtung Stadt, kamen an einem Asiaten vorbei, zu dem wir dann zum Essen gingen.
Es war unter der Woche und nicht gerade früh, weshalb wir die einzigen im Lokal waren. Für einen Bruchteil der Sekunde musste ich an die Szene aus "Groupies bleiben nicht zum Frühstück" denken, an der sie spätabends asiatisch essen.
Wir teilten uns eine Vorspeise, die ziemlich reichhaltig war und mir war da schon klar, dass ich mein Hauptgericht nicht schaffen würde.
Wir redeten ziemlich viel.
Addi und ich sind uns in einigen Punkten sehr ähnlich. Wir lieben beide Geschichte, überdenken alles viel zu sehr, sind vielleicht alte Seelen und Kritiker sozialer Medien und haben ein Faible für literarische Epochen. Wir fingen an, unsere Charakterzüge anhand von Epochen zu analysieren. Als ich 16 Jahre alt war, dachte ich immer, ich würde aufgrund meiner hohen Mauern der Aufklärung am nächsten kommen. Ich blockte jeden ab, der mir zu nah kam. Aber eigentlich war ich viel zu sensibel und emotional für die Aufklärung. Mein Ideal war immer die Klassik. Ein Gleichgewicht zwischen allem. Zeitlos, friedlich. Bin ich schon dort? Vermutlich noch nicht ganz. Ich liebe den sturm- und drängerischen Freiheitsgedanken, den romantischen Optimismus sowie die Hingabe zur Religion und die aufklärerische Nutzung des Verstandes als Grundlage jeden Handelns.
Wir gingen ziemlich in die Tiefe bei unserer Analyse und Selbstcharakterisierung. Ich war ziemlich offen und sagte ihm alles, was ich hier auch schreibe. Inklusive, dass ich für die reine Aufklärung wohl ein bisschen zu sensibel war.
Was das ein Fehler?
Aber wir sind doch Freunde, da erzählt man sich doch vieles. Ohne Filter, mit weniger Mauern.
Wir hatten aber auch über andere Themen tiefgründige Gespräche. Seine Ex aus den USA hatte ihm wieder geschrieben (so wie ich es vorher gesagt hatte), ihn angerufen und dann blockiert. Ich warnte ihn, dass das noch nicht vorbei wäre. Sie würde wieder kommen.
Seine Ex hatte ihn ziemlich verletzt. Sie wollte nichts ernstes, schlief mit seinem besten Freund, als sie dachte, dass es etwas mit einer anderen hätte, kommunizierte nicht, kreierte Drama und schob alles auf ihr Trauma. Es war auch die intensivste Beziehung, die Addi jemals geführt hat.
Wir sprachen wieder viel darüber, über Selbstwertgefühl und Dynamiken in Beziehungen. Er fragte mich nach dem Abend im Club, ich erzählte von der hohen Frauenquote und den jungen Männern. Nicht, dass ich dagegen was hätte, aber sie sind oft unsicherer und kommen weniger in die Gänge. Ich sprach davon, dass ich die Regeln nicht ändern würde, weil "die Eizelle auch nicht zum Spermium schwimmt."
Ich erwähnte, dass Brigitte Bardots dritter Ehemann zu ihrer Verlobung 1000 Rosen per Helikopter über ihrem Haus abwarf. Alles darunter will ich nicht.
Addi grinste:"500 Rosen reichen auch?"
Ich:"Es geht nicht um das Geld. Es geht um den Aufwand und die Mühe, die man sich macht. Ich hätte viel lieber einen selbstgepflückten Blumenstrauß als ein teures Bouquet, das der Assistent besorgt hat. Ich würde lieber zu einem Picknick gehen, das jemand vorbereitet und organisiert hat, als in einem teuren Restaurant zu sitzen."
Ich wäre lieber mein ganzes Leben lang alleine, als meine Standards runterzuschrauben. Wir sprachen auch davon, was unsere Standards wären. Neben den klassischen wie Empathie und Loyalität steht bei mir Holzhacken und die lustigste oder zweitlustigste Person der Welt zu sein auf meiner Liste. Was sehr schwierig sein dürfte, weil Nummer eins von Bully Herbig und Nummer zwei von niemand anderem als mir selbst belegt wird. Weil ich liebend gerne über meine eigenen Witze lache.
Scheidungsgründe waren für mich unter anderem Rennradfahren, eine Ablehnung des Tempolimits und die Annahme einer anderen Todesursache meines Lieblingskönigs.
Bezüglich letztem ließ ich auch vor zwei Wochen einen Typen abblitzen, was Addi nicht glauben konnte.
Als Addi einmal vergaß, was er sagten wollte, forderte er mich auf, irgendetwas interessantes zu sagen. Ich erwähnte den Fakt, dass Hemmingway als Glücksbringer immer eine Kastanie in der Manteltasche hatte. Zufällig hatte ich auch eine in meiner Manteltasche (unabhängig von Hemmingway, einfach nur weil das Kind in mir den Herbst liebt), was Addi ebenso überraschte wie die Reiszwecken in meiner Tasche.
Neben ernsten und kultivierten Gesprächen hatten wir auch viel zu lachen. Unser Humor ähnelt oft dem von 14-jährigen Jungs, die Zweideutigkeit urkomisch finden.
Wir sprachen auch viel über seine Familie und seine Rückkehr in die USA.
Nachdem wir bezahlt hatten, brachte uns die Kellnerin noch Shots und Glückskekse, deren Sprüche wir uns gegenseitig vorlasen.
Wir verließen das Lokal, er fuhr mich nach Hause. Auf dem Weg fuhren wir an unserer ehemaligen Schule vorbei. Im Lehrerzimmer brannte sogar noch Licht, aber die Tore waren verschlossen, weshalb wir nicht reinfuhren. Wir haben teilweise ähnliche Erinnerungen an unsere Schulzeit, wobei meine etwas schöner sind als seine. Trotzdem hatte auch ich meine Schwierigkeiten, weshalb ich meine Mittelfinger erhob.
Durch den Nebel fuhr er mich nach Hause.
Er parkte und wie immer blieben wir noch im Auto sitzen und redeten so lange, bis er erneut die Lüftung anmachen musste, weil die Schreiben beschlugen. Wir redeten über alles mögliche. Nicht jugendfreie Themen, inspirierende Zitate, seine Familie, unsere Heimat, seine Zeit in den USA, darüber, dass Moral und Empathie einem oft einen Strich durch die Rechnung machen können, wie wir alles zerdenken und mehr im Moment leben sollten.
Einmal sagte ich etwas, ich habe keine Ahnung mehr was es war. Ich glaubte es war etwas nach dem Motto, dass Freiheit in der Zurückhaltung liegt. Ich spürte eine komische Aura im Auto. Addi wich meinem Blick aus, sagte nur mit einem leichten Lächeln:"Ja, das stimmt, da hast du vollkommen recht."
Irgendwann umarmte ich ihn zum Abschied und sagte, dass er sich jederzeit melden könne, wenn er jemandem zum Reden bräuchte. In den ersten Wochen in den USA ging es ihm nicht besonders gut, aber Lene und ich erfuhren erst von Hendrik davon. Das sagte ich ihm auch. Er gab es zurück und meinte, ich könne mich auch jederzeit melden. Ausgerechnet ich, diejenige, die alles mit sich selbst ausmacht.
Ich nahm mein Hühnchen süßsauer, das ich mir einpacken lassen habe, stieg aus seinem Auto aus und sperrte die Haustüre auf. Mittlerweile war es halb eins. Ich zog meine Schuhe und meinen Mantel aus, stellte das Hühnchen in den Kühlschrank und ging ins Badezimmer, um mich abzuschminken. Gerade als ich meine Hände gewaschen hatte, sah ich einen Anruf von Addi auf meinem auf lautlos gestellten Handy, das ich ins Badezimmer mitgenommen hatte, um meine tiefsinnige Musik zu hören.
Ich nahm den Anruf an, in der Annahme, dass ich etwas im Auto vergessen hätte.
Ich:"Ja?"
Er:"Hey, kannst du nochmal kurz raus kommen?"
Ich:"Ja, warte, ich geh kurz runter."
Ich nahm meinen Schlüssel, ging runter und schlüpfte schnell in meine einstig weißen Sneaker.
Ich öffnete die Türe, Addi tat einen Schritt herein und auf mich zu. Er legte seine Hand auf meine rechte Wange und kam mit seinem Gesicht bedenklich nahe.
Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, packte ihn an der Seite von seinem Hals und schob ihn aus dem Flur nach draußen, um niemanden zu wecken. Ich schloss die Haustüre hinter uns.
Ich - vollkommen verwirrt -:"Addi, was machst du?"
Er:"Dich küssen?"
Ich:"Was?"
Er:"Dich küssen."
Ich:"Wieso?"
Er:"Weil ich es bereuen würde, wenn ich es nicht getan hätte."
Ich:"Woher kommt das denn jetzt auf einmal?"
Er:"Weil wir darüber geredet haben."
Ich weiß nicht, was mich geritten hat. Vielleicht meine Hormone, vielleicht, weil ich im Moment leben wollte, ohne alles zu zerdenken, vielleicht wollte ich seinen Mut, noch einmal zurückzufahren und so vor meiner Haustür zu stehen, belohnen.
Ich:"Aber das muss unter uns bleiben."
Er:"Ja."
Ich zuckte mit den Schultern, sagte "Okay" und zog ihn zu mir heran. Der Adrenalinrausch setzte augenblicklich ein, weshalb ich mich an die folgenden Momente nur verschwommen erinnern kann. Das Kuss war etwas besser als durchschnittlich, ich übernahm die Kontrolle. Er zog meinen Körper zu sich heran. Mein Herz raste, mein Körper fing an zu zittern. Dass ich auf Zehenspitzen stehen musste, war nicht von Vorteil. Eine Hand hatte ich in seinen Haaren vergraben, die andere lag auf seiner Brust, gegen die sein Herz laut hämmerte. Auch er zitterte am ganzen Körper. Es wurde intensiver und ich merkte, dass es sich nicht richtig anfühlte. Auf keiner von beiden Ebenen. Der Kuss war ganz gut, aber ich spürte keine prickelnde Chemie. Je weiter wir gingen, umso komplizierter wurde es. Ich wollte es hinter mich bringen. Seine Hand wanderte taillenabwärts und einige Momente später unterbrach ich den Kuss mit den Worten:"Ich glaube, das war keine gute Idee."
Im Nachhinein war es vielleicht nicht so charmant, aber ich sprach nur das aus, was ich gerade dachte.
Keine Ahnung, ob er darauf etwas geantwortet hat.
Ich spürte, dass er mich wieder küssen wollte. Er konnte sich fast nicht zurückhalten. Ich sah kurz Alision DiLaurentis vor meinem inneren Auge:"I know you wanna kiss me."
Kurz standen wir schweigend nebeneinander. Er riss sich so sehr zusammen. Oder versuchte es zumindest.
Er:"Puhh...WOW....ich hab keine Ahnung, was ich sagen soll....ich bin ehrlich gesagt ein bisschen sprachlos gerade..."
Ich:"Woher kam das denn?"
Er:"Wir haben darüber geredet."
Ich:"Wir haben auch über andere Sachen geredet."
Er:"Ich hätte es bereut, wenn ich es nicht getan hätte."
Ich:"Ach, was macht die Pandemie nur aus uns."
Er:"Nein, nicht die Pandemie."
Er zog mich in seine Arme und flüsterte meinen Spitznamen in meine Haare.
Er:"Boah, ich zittere am ganzen Körper."
Ich auch, aber ich sagte nichts. Die Mauern mussten stehen bleiben. Mein Herz schlug so laut gegen meinen Brustkorb, dass ich mir sicher war, dass er es hören musste. Das Blut rauschte in meinen Ohren.
Wir haben bestimmt noch ein paar Worte gewechselt, aber ich kann mich nicht erinnern. Wir standen noch ziemlich lange in dieser Umarmung.
Er:"Mach's gut, Sabse."
Ich:"Du auch. Lass dich nicht von den Frauen verarschen. Die sind böse." (natürlich sind nicht alle Frauen böse, aber im Rausch wusste ich nicht, was ich von mir gab)
Er löste sich aus der Umarmung, legte mir seine Hand an die Wange, sah mich mit einem komischen Blick an und sagte:"Du nicht."
Ich zog die Nase kraus und antwortete:"Doch, gerade ich."
Er zog mich wieder in seine Arme und murmelte:"Nein."
Er:"Bereu es nicht, okay?"
Ich:"Man sollte gar nichts bereuen."
Irgendwann lösten wir uns wieder von einander.
Er:"Zerdenk das jetzt nicht, okay?"
Fuck. Hatte ich in dieser Hinsicht zu viel von mir verraten? Kannte er mich dahingehend zu gut? Aber wer konnte schon wissen, dass er die platonische Grenze überschreiten würde?!
Ich massierte meine Nasenwurzel und sagte:"Ich versuch's."
Er suchte meinen Blick und sagte:"Nein, wirklich!"
Ich:"Nein, mach ich nicht."
Ha. Ich hatte schon damit angefangen. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben die platonische Grenze überschritten, einen Typ geküsst, der mich vor 10 Jahren gefragt hatte, ob ich mit ihm zum Schulball gehen wollte (https://honigbienchen.blogger.de/stories/1991732/), einen Typ, der mit meiner Ex-Besten-Freundin gut befreundet ist/war und von dem sie auch einmal was wollte. Ich habe Hendriks besten Freund geküsst, der mir vor vier Jahren seine Gefühle für mich gestanden hat. Ich habe einen Typen geküsst, mit dem ich seit acht Jahren ziemlich gut befreundet bin.
Ja moin. Ganz zu schweigen davon, dass ich Angst hatte, dass meine Nachbarn irgendetwas mit bekämen. Wir standen nicht wirklich im Dunkeln und die Jungs von gegenüber sind gerne spätabends noch wach.
Irgendwann verabschiedeten wir uns.
Ich:"Mach's gut. Ich wünsche dir einen guten Flug."
Er ging zu seinem Auto, drehte sich nochmal zu mir um und sagte:"Mach's gut."
Er blieb stehen und sah mir nach, wie ich in der Haustüre verschwand. Ich erwiderte seinen Blick nicht. Ich schloss die Türe, sperrte ab, löschte das Licht im Flur und lief die Stufen nach oben.
Mein Spiegelbild sah mich im Badezimmer halb verwirrt, halb lachend an. "Was zur Hölle ist gerade passiert?!", formten meine Lippen lautlos in den Spiegel. Ich steckte die Kopfhörer sein, hörte "Save your tears", "Lola Montez", "how to lose a guy", "Blaues Licht" und das Lied aus dem Musical, das ich mit meinen Freundinnen angesehen hatte. Nur nichts emotionales, um mich nicht in irgendetwas irrationales hineinzusteigern. Ich schminkte mich ab, putzte Zähne und legte mich ins Bett. Mein Herz schlug immer noch laut, meine Hände und Knie zitterten. Ich war mir sicher, dass ich nicht schlafen würde. Aber der Tag war lange gewesen, weshalb ich irgendwann doch einschlief. Trotzdem wachte ich nachts auf und analysierte die Situation.
Am nächsten Morgen wollte ich mein Handy nicht anmachen, weil ich mich vor einer Nachricht von ihm fürchtete. Mittags überwand ich mich schließlich dazu, dass meine Bedenken unbegründet waren. Keine Nachricht von ihm. Was sollte er auch groß sagen? Wie wir mit der Situation umgehen würden? Trotz seines Reifungsprozesses im letzten Jahr, ist er noch kein ausgewachsener Mann. Er war vermutlich ebenso verwirrt wie ich. Irgendwie habe ich im Gefühl, dass er den Kuss so schnell nicht vergessen würde.
Was mich verwirrt ist lediglich die Frage, woher das kam. Er hatte sie zwar damit beantwortet, dass wir darüber geredet hätten und ich gehe davon aus, dass er das Leben im Moment damit meint. Aber ich habe es so gar nicht kommen sehen. Gab es zuvor irgendwelche Anzeichen? Okay, er fand mich in der Schule süß, aber da waren wir 14 Jahre alt! Jetzt sind wir zehn Jahre älter. Felix hatte zwar vor ein paar Jahren mal erzählt, dass Addi einen Kommentar in die Richtung abgelassen hätte, der aber nur kallypygischer Natur war. Ich hatte ihn seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Bei unserem letzten Treffen vor zwei Wochen war ich angetrunken und kann im Nachhinein wohl sagen, dass ich Körperkontakt gesucht habe. Als mir kalt war, gab er mir zwar seine Jacke, aber ich hatte eher das Gefühl, dass er etwas distanziert war. Wobei ich das angesichts meines Pegels nicht sicher sagen kann. Und auch bei unseren jetzigen Treffen habe ich keine Signale gesendet. Ich sah nicht einmal besonders schick aus. Mein Makeup trug ich schon seit sechs Uhr morgens, weil ich arbeiten musste. Meine Haare hingen runter. Ich trug meinen schwarzen Rollkragenpulli, der absolut keine Signale sendet. Okay, ich trug eine enge Jeans und hohe Schuhe, aber einen knielangen Mantel, der meine Figur verdeckte. Ich kann mich nicht erinnern, geflirtet zu haben. Ich meine, ich dachte, wir bewegen uns auf platonischem Terrain. Okay, wir machen unsere sexuellen Witzchen, aber die machen wir schon seit der Schulzeit. Das hat nichts zu bedeuten. Auf den Alkohol kann ich es auch nicht schieben, weil er nur ein Helles getrunken hat.
Wollte er mich schon im Auto küssen, als ich diese komische Aura spürte?
Wahrscheinlich war es wirklich nur ein Impuls, eine durch die Pandemie ausgelöste Lust, die durch unsere Gespräche über das Im-Moment-leben gezündet wurde.
Und jetzt stehe ich vor der Frage, wie ich mit dieser Situation umgehen soll.
Der Stolz in mir macht natürlich das, was er immer tut. Die Mauern stehen, ich melde mich nie.
Aber eigentlich sind Addi und ich befreundet. Bei meinen Freunden melde ich mich eigentlich. Soll ich so tun als wäre der Kuss nie passiert oder soll ich versuchen, damit umzugehen?
Ich tendiere dazu, mich nicht zu melden.
Wir haben gesagt, dass es unter uns bleiben wird. Dass ich es nicht einmal Ina oder Lene erzähle, ist wirklich ungewöhnlich für mich. Aber das sind genau zwei Personen, die ebenso gut mit Addi befreundet sind. Das würde alles verkomplizieren. Vielleicht rede ich irgendwann mit Franzi darüber. Sie ist mehr außen vor, hat Addi nur ein einziges Mal getroffen. Mal sehen.
Ursprünglich wusste ich nicht, wie ich diesen Post schreiben sollte. Aber ich merkte, dass ich versuchte, das Geschehene zu verdrängen und das ist nicht gut. Ich muss damit umgehen. Ich habe noch nicht ganz heraus gefunden wie, obwohl ich seit über drei Stunden hier sitze und schreibe und meine "femme fatale"-Playlist schon fast einmal durchgelaufen ist.
Teilweise dachte ich daran, es wie ein Mann zu sehen. Wäre ich ein Mann und Addi eine Frau, die zurückgefahren wäre, um mich zu küssen, bevor sie auf unbestimmte Zeit in die USA zurück geht, würde ich mich geil fühlen. Es würde mein Ego polieren, dass ich so eine Wirkung habe. Ich würde vor meinen Freunden damit protzen. Ich würde mich überlegen fühlen, weil ich die Oberhand hatte. Und ich würde es absolut nicht hinterfragen, sondern einfach den Moment genießen.
Aber ich bin eine alles zerdenkende Frau.
~I can tell what you're thinking 'bout, looking at me like "Oh wow!"~
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Donnerstag, 28. Oktober 2021
And I know he doesn't know it all like why you love the color yellow but you hate the song
honigbienchen, 11:33h
Er:"Zerdenk das jetzt nicht okay?"
Ich:"Ich versuch's."
Auch ich: Analysiere den kompletten Abend, schlafe deswegen schlecht und will mein Handy nicht einschalten, aus Angst vor einer möglichen Nachricht von ihm.
Ich:"Ich versuch's."
Auch ich: Analysiere den kompletten Abend, schlafe deswegen schlecht und will mein Handy nicht einschalten, aus Angst vor einer möglichen Nachricht von ihm.
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Meine Skandale perfekt, Junge, komm klar, ich bin Lola Montez
honigbienchen, 03:23h
Ich weiß, dass ich wahrscheinlich mit jemanden darüber reden muss. Aber ich habe versprochen, dass es unter uns bleibt. Meine Finger zittern, als ich das hier schreibe. Ich sehe mein Spiegelbild, das verwirrt die Stirn runzelt und sich fragt, was gerade passiert. Ich rieche sein Aftershave. Meine Lippen brennen, meine Knie zittern, mein Herz rast. Der absolute Oxytocinrausch. Oder Adrenalin, wer weiß das schon. Auch sein Herz raste unter meiner Hand, sein Körper zitterte. Vielleicht weil er nur im T-Shirt in der herbstlichen Nachtluft vor meiner Haustür stand. Vielleicht aber auch, weil wir die rein platonische Grenze gerade überschritten hatten.
Dann machte ich Save your tears an und fühlte mich gut. Leicht überlegen, weil er sprachlos war und meine Mauern wie eine eins standen
Dann machte ich Save your tears an und fühlte mich gut. Leicht überlegen, weil er sprachlos war und meine Mauern wie eine eins standen
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Dienstag, 26. Oktober 2021
I'm trying hard, to creep him out but he's still so into me
honigbienchen, 21:19h
Vielleicht gibt es nicht den einen Seelenverwandten. Vielleicht gibt es mehrere.
So wie meine Freundinnen. Lene, Ina und Vroni haben mich am Samstag überrascht und als Geburtstagsgeschenk ins Theater zu einem Musical von einem meiner Lieblingsfilme ausgeführt. Es war so cool. Sie kennen mich einfach so gut. Das Musical hat mir richtig gut gefallen. So gut, dass ich mir die Lieder jetzt noch anhöre. Ein Lied erkoren wir als Ablöse von "Gaston", welches unsere prepandemische Feierhymne war, zu unserer neuen Hymne.
Vor Beginn gönnen wir uns noch einen kleinen Cocktail an der Bar. Ich war das erste Mal minimal angetrunken in einem Theater. Seit zwei Jahren (als ich das tollste Musical überhaupt sah, das mein Leben veränderte) habe ich kein Theater mehr betreten. Es fühlte sich so gut an. Ich bin einfach für Theater, Bibliotheken und Museen geschaffen. Hier fühle ich mich wohl. Hier gehöre ich hin. Und auch wenn ich es hasse im Mittelpunkt zu stehen, fände ein Teil von mir es spannend auszuprobieren, wie es wäre, auf einer Bühne zu stehen.
Nachdem der Vorhang gefallen war, machten wir uns noch auf zu einem Italiener. Wir aßen, unterhielten uns gut und lachten. Ina, Vroni und ich wollten danach noch in eine Bar gehen, Lene ging es leider nicht so gut, weshalb sie heim gefahren ist. Mangels Alternativen gingen wir in die Bar, in der ich mit Chris und seinen Freunden eine Woche zuvor war. Nach einem Cocktail und einem Shot machten wir uns schon relativ früh auf den Weg zum Club, weil wir keine Lust hatten, stundenlang in der Kälte anzustehen. Wir kamen relativ schnell rein und zu meiner Verwunderung war es noch nicht mal ansatzweise voll. Es tanzte noch nicht einmal jemand. Unser Lieblingsclub hatte sich fast nicht verändert und es fühlte sich normal an. Ich hatte ja Bedenken, dass mich die Menschenmenge überfordern würde, aber das tat sie nicht.
Plötzlich rief jemand von der Bar aus meinen Namen. Ich erkannte Marlene, die dort arbeitete und uns eine Runde Shots spendierte. Wir brachten uns gegenseitig auf den neuesten Stand, dann setzten wir uns an einen Tisch und redeten und philosophierten noch ein wenig. Der Alkohol zeigte seine Wirkung und glücklicherweise wussten Ina und Vroni, dass mein Sarkasmus wieder Überhand nahm, sonst klängen Sprüche wie "Wo Geheimratsecken anfangen, hörts bei mir auf" eher gemein als lustig. Der Club füllte sich langsam, aber hauptsächlich mit jüngeren Mädels. Was nicht verwunderlich ist, die haben einiges nachzuholen. Irgendwann begaben wir uns auch auf die Tanzfläche. Die Musik war echt ganz gut und wir hatten Spaß. Nach einigen Stunden tanzen und ab und an nachtanken an der Bar, beschlossen wir gegen drei nach Hause zu gehen. Es war heiß wie in einer Sauna und ich hatte immer noch mein Theateroutfit an. Das Kleid war zwar auch Club tauglich, aber meine Stiefel waren definitiv zu schön, um mir ständig von jemanden mit Quadratlatschen auf die Füße steigen zu lassen. Die Frauenquote Betrug ca. 80 % und die Kerle, die da waren, waren überwiegend unter 20 Jahre alt und kamen nicht in die Gänge. Und ich ändere die Regeln für niemanden. Ich bin die Beute, nicht der Jäger.
Wir hatten Angst, dass wir es mit dem Alkohol übertreiben würden, weshalb wir schlussendlich so nüchtern wir vermutlich noch nie im Club waren. Der Abend war also eher eine Aufwärmephase, aber ich weiß, dass wir zu unseren alten Clubnächten zurückkehren werden.
Jonas, der Schatz, holte uns ab und fuhr uns alle nach Hause.
Morgen gehe ich mit Addi ein letztes Mal essen, bevor er wieder zurück in die USA fliegt. Mal schauen, vielleicht sehen wir uns schon im Februar wieder.
Am Freitag treffe ich mich mit Toni, wir feiern unser fünfjähriges Freundschaftsjubiläum. Wie viel sich verändert hat. Wie sehr ich mit verändert habe. Gott sei Dank.
Chris hat vorgeschlagen an Halloween in einen Club zu gehen. Ich habe Lust auf feiern und auch zugesagt, aber gleichzeitig habe ich Bedenken. Letztes Mal hatte ich nur haarscharf nichts mit Chris. Und obwohl mein Körper mir etwas anderes sagt, möchte ich das nicht wiederholen. Wohin würde es führen? Zu einer Beziehung oder zur Zerstörung unserer Freundschaft. Chris und ich sind absolut nicht kompatibel. Ich kann auch nicht zu viel Zeit mit ihm verbringen, weil er mir auf Dauer Energie raubt. Eine Zerstörung unserer Freundschaft würde ich überleben, aber es wäre sehr schade. Wir sind seit Jahren befreundet und unsere Freundeskreise überschneiden sich teilweise. Das wäre für alle unangenehm. Und wie gesagt habe ich gerade ein sehr großes Ego. Entweder er will mich und nur mich, oder er kriegt mich nicht. Ich wäre lieber mein ganzes Leben lang die, die man nicht halten kann bzw die, die man nicht kriegen kann, als es ein einziges Mal zu bereuen, dass jemand weiß, wie es ist, mich zu haben.
Ich erzählte Macy von der prekären Situation in der Bar und sie war natürlich nicht überrascht. Sie sagt mir seit Jahren, dass es "super obvious" ist, dass Chris schon immer was von mir wollte. Auch Ina meinte, dass Chris mich schon immer toll fand. Zur Relativierung muss man aber auch sagen, dass Chris viele Frauen toll findet und ich wie schon letztes Jahr geschrieben hatte, davon ausgehe, dass diese Empfindung bezüglich mir in der Pandemie lediglich ihren Höhepunkt gefunden hat. Das hat weniger mit mir persönlich zu tun, sondern mit der Tatsache, dass er ein Mann Anfang zwanzig ist und einfach Bock hat.
Ich werde am Sonntag also alles geben, um meine Hände von seinem Körper zu lassen und stattdessen ein anderes Ventil zu finden. Ina und Vroni sind auf einer anderen Halloweenparty eingeladen, haben mir aber angeboten, dass ich jederzeit anrufen könne, wenn ich mich in einer brenzligen Situation befinde. Ich liebe die zwei.
Ich hab nicht mal eine Idee für ein Kostüm. Ich würde gerne als Santa Maria oder Jennifer Check gehen, aber keine Lust, Unmengen für ein Kostüm auszugeben. Vielleicht wird es doch eine etwas banale Mina Murray in einem schwarzen Samtkleid und etwas Kunstblut im Gesicht. Wir werden sehen.
So wie meine Freundinnen. Lene, Ina und Vroni haben mich am Samstag überrascht und als Geburtstagsgeschenk ins Theater zu einem Musical von einem meiner Lieblingsfilme ausgeführt. Es war so cool. Sie kennen mich einfach so gut. Das Musical hat mir richtig gut gefallen. So gut, dass ich mir die Lieder jetzt noch anhöre. Ein Lied erkoren wir als Ablöse von "Gaston", welches unsere prepandemische Feierhymne war, zu unserer neuen Hymne.
Vor Beginn gönnen wir uns noch einen kleinen Cocktail an der Bar. Ich war das erste Mal minimal angetrunken in einem Theater. Seit zwei Jahren (als ich das tollste Musical überhaupt sah, das mein Leben veränderte) habe ich kein Theater mehr betreten. Es fühlte sich so gut an. Ich bin einfach für Theater, Bibliotheken und Museen geschaffen. Hier fühle ich mich wohl. Hier gehöre ich hin. Und auch wenn ich es hasse im Mittelpunkt zu stehen, fände ein Teil von mir es spannend auszuprobieren, wie es wäre, auf einer Bühne zu stehen.
Nachdem der Vorhang gefallen war, machten wir uns noch auf zu einem Italiener. Wir aßen, unterhielten uns gut und lachten. Ina, Vroni und ich wollten danach noch in eine Bar gehen, Lene ging es leider nicht so gut, weshalb sie heim gefahren ist. Mangels Alternativen gingen wir in die Bar, in der ich mit Chris und seinen Freunden eine Woche zuvor war. Nach einem Cocktail und einem Shot machten wir uns schon relativ früh auf den Weg zum Club, weil wir keine Lust hatten, stundenlang in der Kälte anzustehen. Wir kamen relativ schnell rein und zu meiner Verwunderung war es noch nicht mal ansatzweise voll. Es tanzte noch nicht einmal jemand. Unser Lieblingsclub hatte sich fast nicht verändert und es fühlte sich normal an. Ich hatte ja Bedenken, dass mich die Menschenmenge überfordern würde, aber das tat sie nicht.
Plötzlich rief jemand von der Bar aus meinen Namen. Ich erkannte Marlene, die dort arbeitete und uns eine Runde Shots spendierte. Wir brachten uns gegenseitig auf den neuesten Stand, dann setzten wir uns an einen Tisch und redeten und philosophierten noch ein wenig. Der Alkohol zeigte seine Wirkung und glücklicherweise wussten Ina und Vroni, dass mein Sarkasmus wieder Überhand nahm, sonst klängen Sprüche wie "Wo Geheimratsecken anfangen, hörts bei mir auf" eher gemein als lustig. Der Club füllte sich langsam, aber hauptsächlich mit jüngeren Mädels. Was nicht verwunderlich ist, die haben einiges nachzuholen. Irgendwann begaben wir uns auch auf die Tanzfläche. Die Musik war echt ganz gut und wir hatten Spaß. Nach einigen Stunden tanzen und ab und an nachtanken an der Bar, beschlossen wir gegen drei nach Hause zu gehen. Es war heiß wie in einer Sauna und ich hatte immer noch mein Theateroutfit an. Das Kleid war zwar auch Club tauglich, aber meine Stiefel waren definitiv zu schön, um mir ständig von jemanden mit Quadratlatschen auf die Füße steigen zu lassen. Die Frauenquote Betrug ca. 80 % und die Kerle, die da waren, waren überwiegend unter 20 Jahre alt und kamen nicht in die Gänge. Und ich ändere die Regeln für niemanden. Ich bin die Beute, nicht der Jäger.
Wir hatten Angst, dass wir es mit dem Alkohol übertreiben würden, weshalb wir schlussendlich so nüchtern wir vermutlich noch nie im Club waren. Der Abend war also eher eine Aufwärmephase, aber ich weiß, dass wir zu unseren alten Clubnächten zurückkehren werden.
Jonas, der Schatz, holte uns ab und fuhr uns alle nach Hause.
Morgen gehe ich mit Addi ein letztes Mal essen, bevor er wieder zurück in die USA fliegt. Mal schauen, vielleicht sehen wir uns schon im Februar wieder.
Am Freitag treffe ich mich mit Toni, wir feiern unser fünfjähriges Freundschaftsjubiläum. Wie viel sich verändert hat. Wie sehr ich mit verändert habe. Gott sei Dank.
Chris hat vorgeschlagen an Halloween in einen Club zu gehen. Ich habe Lust auf feiern und auch zugesagt, aber gleichzeitig habe ich Bedenken. Letztes Mal hatte ich nur haarscharf nichts mit Chris. Und obwohl mein Körper mir etwas anderes sagt, möchte ich das nicht wiederholen. Wohin würde es führen? Zu einer Beziehung oder zur Zerstörung unserer Freundschaft. Chris und ich sind absolut nicht kompatibel. Ich kann auch nicht zu viel Zeit mit ihm verbringen, weil er mir auf Dauer Energie raubt. Eine Zerstörung unserer Freundschaft würde ich überleben, aber es wäre sehr schade. Wir sind seit Jahren befreundet und unsere Freundeskreise überschneiden sich teilweise. Das wäre für alle unangenehm. Und wie gesagt habe ich gerade ein sehr großes Ego. Entweder er will mich und nur mich, oder er kriegt mich nicht. Ich wäre lieber mein ganzes Leben lang die, die man nicht halten kann bzw die, die man nicht kriegen kann, als es ein einziges Mal zu bereuen, dass jemand weiß, wie es ist, mich zu haben.
Ich erzählte Macy von der prekären Situation in der Bar und sie war natürlich nicht überrascht. Sie sagt mir seit Jahren, dass es "super obvious" ist, dass Chris schon immer was von mir wollte. Auch Ina meinte, dass Chris mich schon immer toll fand. Zur Relativierung muss man aber auch sagen, dass Chris viele Frauen toll findet und ich wie schon letztes Jahr geschrieben hatte, davon ausgehe, dass diese Empfindung bezüglich mir in der Pandemie lediglich ihren Höhepunkt gefunden hat. Das hat weniger mit mir persönlich zu tun, sondern mit der Tatsache, dass er ein Mann Anfang zwanzig ist und einfach Bock hat.
Ich werde am Sonntag also alles geben, um meine Hände von seinem Körper zu lassen und stattdessen ein anderes Ventil zu finden. Ina und Vroni sind auf einer anderen Halloweenparty eingeladen, haben mir aber angeboten, dass ich jederzeit anrufen könne, wenn ich mich in einer brenzligen Situation befinde. Ich liebe die zwei.
Ich hab nicht mal eine Idee für ein Kostüm. Ich würde gerne als Santa Maria oder Jennifer Check gehen, aber keine Lust, Unmengen für ein Kostüm auszugeben. Vielleicht wird es doch eine etwas banale Mina Murray in einem schwarzen Samtkleid und etwas Kunstblut im Gesicht. Wir werden sehen.
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My friends are like ay yo he's history, I'm doin' better on my own
honigbienchen, 15:56h
Danke an meine Freunde, die mich stets dazu ermutigen, rational zu handeln und mir die Konsequenzen meines möglichen Verhaltens vor Augen führen.
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Montag, 18. Oktober 2021
I'm obsessed with me as much as you
honigbienchen, 23:27h
Und sobald ich die Kontrolle zurück habe, fühlt sich alles wieder richtig an.
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Sonntag, 17. Oktober 2021
Broken pieces you let fall, my girlfriends picked up them all
honigbienchen, 23:53h
Einen Tag später ist mein Ego nahezu vollkommen wieder hergestellt. Was mich in der Überzeugung bestätigt, dass ich mich in die richtige Richtung entwickle.
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Samstag, 16. Oktober 2021
Lines I feel
honigbienchen, 20:20h
~ You ever taste the way I walk away inside of your mouth?
It's a bitter pill now
~ For a couple of days
I might go M.I.A
Maybe mess with your brain
~ We've been down this road a thousand times, I'm not trying to start shit
~ So if you wanna talk
Imma cut you off
Then imma leave it up to you up to you
I know you?ll find a way if you want to
If you wanna talk
Imma cut you off
Then imma have you on your knees, beg for me
Missing me, make sure that it don?t stop
~ I said to get real, "Don't you know who you're dealing with?"
~ Whenever you tell me I'm pretty
That's when the hunger really hits me
~ And you can't keep your hands off me, or your pants on
~ No one else is gonna make you feel like I did
Touch you like Midas
Is it bad that I like this?
~ Imma give you some distance
Think you changed your mind
Unavailable lately
So much harder to find
~ I dream of you, dressed up in nothin'
~ I know what you want, but you can't have this
~ You say you don't want him, he wants you forever
~ Play with your mind for no reason
I know you love how I tease it
You know that I'm playin', so don't be mistaken
~ Blurrin' the lines between real and the fake
Dark and lonely, I need somebody to hold me
He will do very well, I can tell, I can tell
~ Lately, all I want is you on top of me
You know where your hands should be
~ I could tell what you're thinking 'bout
Lookin' at me like, "Oh wow"
It's a bitter pill now
~ For a couple of days
I might go M.I.A
Maybe mess with your brain
~ We've been down this road a thousand times, I'm not trying to start shit
~ So if you wanna talk
Imma cut you off
Then imma leave it up to you up to you
I know you?ll find a way if you want to
If you wanna talk
Imma cut you off
Then imma have you on your knees, beg for me
Missing me, make sure that it don?t stop
~ I said to get real, "Don't you know who you're dealing with?"
~ Whenever you tell me I'm pretty
That's when the hunger really hits me
~ And you can't keep your hands off me, or your pants on
~ No one else is gonna make you feel like I did
Touch you like Midas
Is it bad that I like this?
~ Imma give you some distance
Think you changed your mind
Unavailable lately
So much harder to find
~ I dream of you, dressed up in nothin'
~ I know what you want, but you can't have this
~ You say you don't want him, he wants you forever
~ Play with your mind for no reason
I know you love how I tease it
You know that I'm playin', so don't be mistaken
~ Blurrin' the lines between real and the fake
Dark and lonely, I need somebody to hold me
He will do very well, I can tell, I can tell
~ Lately, all I want is you on top of me
You know where your hands should be
~ I could tell what you're thinking 'bout
Lookin' at me like, "Oh wow"
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You ever taste the way I walk away inside of your mouth?
honigbienchen, 19:53h
Schlecht geschlafen, schlecht geträumt, schlechte und irrationale Gedanken gehabt, die einzig und allein darauf beruhen, dass ich mich gerade ziemlich verletzlich fühle. Nur weil mein riesengroßes Ego verletzt ist.
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Freitag, 15. Oktober 2021
I'm your national anthem, boy, put your hands up
honigbienchen, 23:10h
Die Kehrseite meiner sozialen Isolation ist die Überreaktion meiner Hormone. Trotz aller Gerüchte lief zwischen Chris und mir noch nie was. Ich merkte es schon letztes Jahr bei unserem Filmabend mit Fabi. Es war besser, wenn wir ab Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine sind. Ich wusste gestern schon, dass es gefährlich werden könnte. In der Bar floss der Alkohol, was auch daran lag, dass uns der Kellner einen Shot nach dem anderen ausgab. Es waren ca. 15 Freunde von Chris da. Wir brachten uns auf den neuesten Stand, er machte Witze über meine Paranoia und bot spaßeshalber an, dass er bei mir auf der Türseite und ich auf der Wandseite schlafen könne, damit - wenn ein Eindringling kommt - er zuerst erwischt würde. Ich wollte ihm als Antwort einen Cocktail namens "Friendzone" ausgeben. Er erzählte mir von seiner Traumfrau, die neuerdings wieder Single ist. Ich gab ihm Tipps, wie er sie rumkriegen könnte. Irgendwann lag seine Hand nach einem Kommentar über meine Lederhose auf meinem Knie, ich legte meine spaßeshalber auch auf sein Knie. Seine Freunde, die gegenüber von uns saßen, redeten über uns, er tat so, als würden wir rummachen. Umarmungen, kuscheln, Blicke, Hände. Gefährliches Terrain. Als ich mich auf den Weg zur Bar gemacht hatte, war ich unsicher gewesen. Ich hatte keine positive Einstellung. Nun saß ich unter den Lichtern der Bar und fühlte mich wie eine gewisse "twin flame", die seit mehreren Wochen meine Faszination für sich einnimmt.
Wir zahlten und ich wusste, wenn wir in den Club gingen, würde es gefährlich werden. Und dann gibt es kein Zurück. Eine Freundschaft Plus geht selten gut aus. Entweder man landet in einer Beziehung oder geht getrennte Wege. Und beides davon will ich nicht. Noch dazu, weil ich die Samatha-Jones-Schiene fahre: The ego of a man trapped in the body of a woman.
Wenn ich nicht die Einzige bin, will ich es nicht. Zumindest in gewissen Situationen.
Wir standen auf und ich spürte den Schwindel. Der Raum drehte sich. Chris nahm meine Hand und führte mich an die frische Luft. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lehnte ich mich gegen einen Baum. Eine Freundin von ihm, brachte mir Wasser, er kümmerte sich um mich. Ich musste mich nicht übergeben und wenn ich klug gewesen wäre, hätte ich auf meinen Körper gehört. Mir war tagsüber schon schwindelig gewesen, aber das ist keine Seltenheit bei mir, deswegen verwarf ich den Gedanken. Hier saß ich nun im Herbstlaub und hatte den Salat. Chris kümmerte sich rührend um mich, brauchte mich sogar zum Bahnhof. Alles drehte sich. Am Bahnhof wollte ich mich nicht hinsetzen, ich wollte nur kuscheln. So standen wir eng umschlugen am Bahnsteig und warteten auf meine Bahn. Ich stieg ein, er ging in den Club und schleppte ein Mädel ab. Ich kam glücklicherweise gut daheim an. Egal wie betrunken und/oder müde ich bin, ich schminke mich immer ab und putz meine Zähne. Dieses Mal nicht. Ich konnte nicht. Alles drehte sich. Auch heute dreht es sich noch. Entweder ist mein Blutdruck wieder im Keller oder ich bin angeschlagen. Heute beim Frisör sah ich aufgrund der Maske nur meine Augen im Spiegel. Ich sah aus wie eine Leiche. Das tue ich auch jetzt noch.
Auf jeden Fall war es gut, dass ich nicht mit in den Club gegangen bin. Ich habe zwar total Lust feiern zu gehen, aber wer weiß, was passiert wäre.
Die Nachwirkungen der Pandemie bringen sogar mich dazu, die immer auf klare Grenzen Wert legt, diese unter gewissen Umständen zu verwischen.
Aber ich habe letzte Woche ein Video gesehen, das mir unerwartet vorgeschlagen wurde und meine Blickrichtung verändert hat.
https://www.youtube.com/watch?v=HEu2EtBdVKk
Es ging weniger um die Obsession anderer von mir, sondern um die Kreation der Realität. Jeder kreiert seine eigene Realität. Ich kann meine Realität gestalten. Und das werde ich auch tun. Ich kreiere einen bloody valentine.
Wir zahlten und ich wusste, wenn wir in den Club gingen, würde es gefährlich werden. Und dann gibt es kein Zurück. Eine Freundschaft Plus geht selten gut aus. Entweder man landet in einer Beziehung oder geht getrennte Wege. Und beides davon will ich nicht. Noch dazu, weil ich die Samatha-Jones-Schiene fahre: The ego of a man trapped in the body of a woman.
Wenn ich nicht die Einzige bin, will ich es nicht. Zumindest in gewissen Situationen.
Wir standen auf und ich spürte den Schwindel. Der Raum drehte sich. Chris nahm meine Hand und führte mich an die frische Luft. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lehnte ich mich gegen einen Baum. Eine Freundin von ihm, brachte mir Wasser, er kümmerte sich um mich. Ich musste mich nicht übergeben und wenn ich klug gewesen wäre, hätte ich auf meinen Körper gehört. Mir war tagsüber schon schwindelig gewesen, aber das ist keine Seltenheit bei mir, deswegen verwarf ich den Gedanken. Hier saß ich nun im Herbstlaub und hatte den Salat. Chris kümmerte sich rührend um mich, brauchte mich sogar zum Bahnhof. Alles drehte sich. Am Bahnhof wollte ich mich nicht hinsetzen, ich wollte nur kuscheln. So standen wir eng umschlugen am Bahnsteig und warteten auf meine Bahn. Ich stieg ein, er ging in den Club und schleppte ein Mädel ab. Ich kam glücklicherweise gut daheim an. Egal wie betrunken und/oder müde ich bin, ich schminke mich immer ab und putz meine Zähne. Dieses Mal nicht. Ich konnte nicht. Alles drehte sich. Auch heute dreht es sich noch. Entweder ist mein Blutdruck wieder im Keller oder ich bin angeschlagen. Heute beim Frisör sah ich aufgrund der Maske nur meine Augen im Spiegel. Ich sah aus wie eine Leiche. Das tue ich auch jetzt noch.
Auf jeden Fall war es gut, dass ich nicht mit in den Club gegangen bin. Ich habe zwar total Lust feiern zu gehen, aber wer weiß, was passiert wäre.
Die Nachwirkungen der Pandemie bringen sogar mich dazu, die immer auf klare Grenzen Wert legt, diese unter gewissen Umständen zu verwischen.
Aber ich habe letzte Woche ein Video gesehen, das mir unerwartet vorgeschlagen wurde und meine Blickrichtung verändert hat.
https://www.youtube.com/watch?v=HEu2EtBdVKk
Es ging weniger um die Obsession anderer von mir, sondern um die Kreation der Realität. Jeder kreiert seine eigene Realität. Ich kann meine Realität gestalten. Und das werde ich auch tun. Ich kreiere einen bloody valentine.
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Sonntag, 10. Oktober 2021
Und wenn ich gelernt hab, wie man vergisst, zeig mir was Liebe ist
honigbienchen, 06:05h
Bereit, um einen Geschichtslehrer hinsichtlich historischer Fakten zu korrigieren (und dabei Recht zu behalten).
Nicht bereit, um die Stiefmutter seines Kindes zu werden.
Nicht bereit, um die Stiefmutter seines Kindes zu werden.
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Been there, done that, I got the t-shirt
honigbienchen, 05:38h
Rock clubs, die keine Lieder der frühen 2000er Punk Rock Bands spielen sind nicht meine Welt.
An einigen Orte fühlen sich nur Teile von mir zugehörig.
An einigen Orte fühlen sich nur Teile von mir zugehörig.
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