Mittwoch, 9. September 2015
Bad boys know how to torture
Hey ihr Lieben!

Ich bin gestern Abend zurückgekommen.
Es war ein wunderschöner Urlaub, vor allem weil Caro dabei war. Wir hatten so viel Spaß, haben lange Strandspaziergänge unternommen und tiefsinnige Gespräche geführt. Ich bin so dankbar, dass sie in meinem Leben ist, denn sie ist der Mensch, der mich am besten kennt.
Ich hatte viel Zeit nachzudenken. Über mein Leben. Über die Menschen in meinem Leben. Caro musste sie sich auch viele Gedanken über Flo und Lene anhören. Aber anstatt genervt zu sein, hat sie mir Löcher in den Bauch gefragt und mich zu Antworten gedrängt, vor denen ich Angst hatte, sie laut auszusprechen. Sie hat mich nachts am Strand getröstet, als ich wegen Lene geweint hab und sie hat sich mit mir auf dem Holzturm vom Strandwächter betrunken. Sie ist eine jetzt schon 14-jährige Konstante in meinem Leben und das Beste an ihr ist, dass sie mir immer wieder beweist, dass sie da war und da sein wird. ♥
Vllt sollte ich euch eine kurze Zusammenfassung von der Sache mit Lene geben, damit ihr einen Überblick habt.
Lene war bis vor einem Jahr meine beste Freundin. Wir haben viel zusammen durchgemacht, wir waren für einander da. Wir hatten Streit, Diskussionen, Meinungsverschiedenheiten, die wir alle überwunden haben. Ich würde sie sogar als eine Art Seelenverwandte beschreiben, weil wir wirklich auf einer Wellenlänge waren.
Das war alles bevor er kam. Knoppers. Sie hatten eine Art Affäre, inzwischen sind sie zusammen.
Als er kam, hat sie alles für ihn stehen und liegen lassen, hat alles vernachlässigt. Ihre Freunde, die Schule, etc. Für einen Kerl. Früher hat sie mir alles erzählt, inzwischen kenn ich nur noch ungefähre Eckpunkte ihres Lebens. Sie ist verschlossener geworden, sie urteilt viel schneller über Menschen, sie lässt ihre schlechte Laune an ihren Freunden aus, sie ist arrogant und benimmt sich oft wie ein Elefant in einem emotionalen Porzelanladen. Kurz: Sie hat sich total verändert.
Früher haben wir so viel zusammen unternommen. Das letzte Mal, dass wir beide was zusammen gemacht haben, war vor fast einem halben Jahr. Das was wir jetzt in sechs Wochen schreiben, haben wir früher an einem Tag geschrieben.
Es verletzt mich. Sehr. Ein weiterer Mensch, der mir zeigt, wie ersetzbar ich doch bin.
Ich versuch sie nicht mehr an mich ranzulassen. Dieser ewige Kreislauf, ich lass sie an mich ran, nur damit sie mich verletzten und wieder fast aus meinem Leben verschwindet, ist die Hölle. Und das mach ich jetzt schon zum zweiten Mal durch.
Sie hat mir gesagt, sie sei nicht so wie Angela. Das ist sie nicht. Vllt ist sie schlimmer. Vllt auch nicht. Ich weiß es nicht, ich verdränge das so gut es geht.
Ich wünschte irgendwo, dass sie mich gehen lassen würde. Nichts ist schmerzhafter, als dieser ewige Kreislauf. Ein glatter Bruch wäre zwar bestimmt hart, aber zukunftsbetrachtend gesehen, weniger schmerzhaft.
Vllt zieh ich nach dem Abi einen Schlussstrich.
Sie ist einer der Gründe warum ich keine Beziehung will. Sie verkörpert im Moment alles, was ich nie, unter keinen Umständen sein will.
Und wenn ich ihr noch etwas bedeuten würde, würde sie mich nicht so behandeln.
Ich könnte dieses Thema noch weiter ausführen, aber ich habe eigentlich wenig Lust, die Narben wieder aufzureißen.
Es war so ein Gedanke, der mir im Urlaub gekommen ist.
Damals, nachdem Angela denselben Scheiß abgezogen hat, wie Lene jetzt, hab ich viel nachgedacht und bin zu dem Punkt gekommen, dass bestimmte Menschen dein Leben verlassen, damit bessere Menschen in dein Leben kommen können. Anna ist beispielsweise ein viel besserer Mensch als Angela.
Was wenn Flo eine Art Ersatz für Lene ist? Manchmal fallen mir gewisse Ähnlichkeiten zwischen den beiden auf, obwohl sie nicht unterschiedlicher sein könnten.
Diese Eigenschaft, meine Mauern runterzureißen, so dass mir selbst klar wird, wie sehr ich etwas verdränge und wie sehr es wirklich wehgetan hat.
Was wenn es Schicksal ist? Ich hab Angst. Angst davor, dass ich ihm vertraue, nur damit er wieder gehen kann.
Er kann nicht einfach mit seiner gesamten Clique in mein Leben kommen, es auf den Kopf stellen, nur um dann wieder zu gehen und Löcher zurückzulassen.
Nihad hat damals auch einige Lücken zurück gelassen, die ich mit gezwungenem Lachen und falschen Lächeln gefüllt hab. Es hat ganz gut geklappt, aber es war ein sich ziehender und qualvoller Kampf, etwas, dass ich nicht vor dem Abi durchmachen will. Ich reagiere extrem, körperlich wie mental, wenn mich etwas wirklich verletzt. Deshalb ist die Angst noch größer, jemandem zu vertrauen. So viele Menschen, die mir wichtig sind oder waren, haben mir gezeigt, wie einfach es ist mich zu ersetzen. Ich hab weder die Kraft noch die Lust, wieder ersetzt zu werden. Letztenendes läuft es doch immer wieder darauf hinaus.
Wie lange wird er bleiben? Bis die Schule wieder anfängt? Bis er merkt, dass ich zu wenig Zeit habe? Bis er eine andere gefunden hat, die in sein Beuteschema passt?
Ich glaube nicht, dass er lange bleiben wird. Dazu haben wir viel zu unterschiedliche Lebensstile. Ich kann ihm nicht das geben, was er will. Und trotzdem wünsche ich mir irgendwo, er würde bleiben.
Im Urlaub hab ich mir natürlich auch Gedanken gemacht, ob er in Spanien jemanden kennenlernt. Wäre nicht seine erste Beziehung, die im Urlaub began.
Die hoffnungslose Romantikerin in mir dachte:"Wenigstens schauen wir auf den selben Mond."
Die knallharte Realistin in mir dachte:"Im Licht dieses Mondes, vögelt er wahrscheinlich gerade eine heiße Spanierin."
Ich war gestern eineinhalb Stunden zu Hause, als er fragte, wann wir uns treffen wollen.
Morgen treffen wir uns. Keine Ahnung, was wir machen werden, aber ich halte euch auf dem Laufenden.
Ich hab ein bisschen mit Caro diskutiert und wir sind beide zu dem Schluss gekommen, dass ich ihn noch mal auf den Abend bei Annas Grillparty ansprechen muss. Ich muss ihm erklären, wieso ich so bin. Ich möchte, dass er es versteht. Ich würde ihm aber auch zutrauen, dass er sagt, dass ich ihm nichts erklären muss. Aber das muss ich. Ich hoffe nur, dass ich es irgendwie schaffe, dieses Thema anzusprechen, ohne, dass er meine Mauern runterreißt und ich wieder weine.
Ich habe versucht es zu vermeiden, aber ich habe im Urlaub oft an ihn und seine Clique gedacht. Er und Mika bevölkerten meine Träume regelmäßig.
Er hatte mit allem Recht, was er in Annas Küche gesagt hat. Und er verdient Antworten darauf. Antworten, vor denen ich Angst hab, sie ihm zu geben. Wieso also sollte er bleiben?
Ich bin verwirrt. Ich habe Angst. Ich bin gespannt.
Ich bin gefasst darauf, dass er jeden Moment geht.
Mika hatte Recht, Menschen sind beschissen.
Aber andererseits sind sie auch wundervoll, interessant und voller Narben, die sie verstecken aus Angst, verwundbar zu erscheinen.
Ich frage mich, was mich morgen erwartet.
Smalltalk oder tiefsinnige Gespräche?
Nur er oder seine Clique?
Bleiben oder gehen?

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