Montag, 14. September 2015
A part of me wants to run away, a part of me wants to stay
honigbienchen, 04:33h
Ich wünschte er würde gehen. Er hat mich indirekt gerade in eine scheiß Situation gebracht aus der ich die nächsten drei Wochen Konsequenzen ziehen muss. Lene ist sauer auf mich wegen ihm und seinen Freunden. Wozu sie eigentlich kein recht hat. Ich habe heute Nacht scheiße gebaut an der flo irgendwie indirekt mit schuld ist. Er hat einen schlechten Einfluss auf mich. Wieso lerne ich keine Kerle kennen, die mich zum Essen ausführen, dafür sorgen, dass ich um zwölf zu hause bin und denen die schule wichtig ist? Vllt sind solche Kerle langweilig. Aber Kerle wie er stürzen mich ins verderben. Er sollte jetzt gehen, bevor es mehr wird. Ich möchte diese Person nicht sein. Ich weiß nicht was ich will. Er wird mich davon abhalten meine Erwartungen in Sachen Abitur zu treffen. Er stellt sich zwischen mich und die Menschen, für die ich sterben würde. Okay, ich bin selbst schuld, weil es an den lügen liegt, die ich erzähle. Aber die Wahrheit ist zu riskant. Lügen haben kurze Beine. Ich muss entweder aufhören ihn zu sehen oder aufhören zu lügen. Wenn ich jetzt in diesem Moment einen Flug in den Süden nehmen könnte, würde ich einsteigen und meine Probleme hier lassen. Aber das wäre schwach. Das was ich heute gemacht habe, gehört irgendwie zur Jugend, aber ich wollte nicht, dass es so kommt. Was für ein trauriger Abschluss für einen tollen Tag. Was für ein trauriger Abschluss für tolle Ferien. Ich brauche Abstand von ihm. Gleichzeitig wünschte ich, er wäre hier. Fuck. Er muss gehen. Ich muss ihn dazu bringen zu gehen. Ich kann nichts riskieren.
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karl quilty,
Dienstag, 15. September 2015, 12:46
Hi Honigbienchen
Deine Texte berühren mich, weil sie mich voll daran erinnern, wie ich mich in meiner Jugend fühlte. Völliges Gefühlschaos, Familienchaos, Freundschaftschaos, Schulchaos, Liebeschaos. Nicht wissen, was man will, keinen Plan, Unsicherheit. Ich fühlte mich damals, wie in einem riesigen Ozean bei Unwetter. Von hohen Wellen hilflos umhergespült, keinen festen Halt, kein Land in Sicht, unter mir die Tiefe, und nie das Schwimmabzeichen 'Seepferdchen' gemacht.
Ich hatte dann damals das riesige Glück, in diesem jugendlichen Gefühlssturm auf eine fest verankerte "Ölbohrinsel" zu treffen:
Die Kirche (Halleluja) hatte bei uns im Viertel für die ärmeren Familien eine Ferienfahrt nach Italien organisiert, und dort habe ich, ich war damals 15, eine Frau kennengelernt. Sie war nur wenig jünger, als meine Mutter, und irgendwie hat es sich ergeben, daß wir ins Gespräch kamen. Diese Frau, so stellte ich schnell fest, war sehr, sehr nett, offen, warmherzig, natürlich, erfahren, selbstsicher, sehr verständnisvoll .... und ich wußte irgendwie, daß ich mit ihr über alles reden konnte, und daß dies unter uns bleiben würde. Ohne dem Wissen meiner Mutter traf ich mich immer abends mit dieser Frau, mal auf dem Dach des Hotels, um in der Hollywood-Schaukel zu plaudern, oder am Meer auf dem leeren Strand in einem Tretboot sitzend. Diese Frau schaffte es, mir Halt zu geben, nicht nur, weil sie mich gelegentlich in den Arm nahm, sondern weil sie mich seelisch stützte und aufbaute. Nach den Ferien traf ich mich weiter mit dieser Frau, die nur zwei Blöcke entfernt wohnte. Sie war anfangs so etwas, wie eine Ersatzmutter für mich, oder zumindest wie eine gute Tante, und ich war wohl für sie wie ein Sohn, den sie nie hatte. Diese Frau war jedoch auch attraktiv, und ich hatte mir in meiner jugendlichen Träumerei zusehends viel mehr vorstellen können. Sie hätte viel mehr, als nur Ersatzmutter, oder Ersatztante sein können, hätte mir viel mehr geben können.
Wenig später zog sie weg und ich grübelte jahrelang, ob ich damals vielleicht ein Zeichen hätte geben sollen, oder irgendwie den ersten Schritt hätte machen sollen.
(Damals sind auch bei mir viele Lieder entstanden :-)
Heute jedenfalls, und jetzt komme ich zur Moral dieser Geschichte, ist aus diesem Ozean eine Eislandschaft geworden. Fester Job, feste Freundin, fester Freundeskreis. Alles ist sicher und stabil, aber auch erstarrt und irgendwie kalt. Es gibt keine Bewegung, keine Überraschungen, kein Ausbrechen. Und deshalb wünsche ich mir manchmal diesen Ozean zurück. Denn trotz allem war man frei und hatte keinerlei Verantwortung. Und es konnte hinter jeder Welle eine Ölbohrinsel auftauchen.
Ich hatte dann damals das riesige Glück, in diesem jugendlichen Gefühlssturm auf eine fest verankerte "Ölbohrinsel" zu treffen:
Die Kirche (Halleluja) hatte bei uns im Viertel für die ärmeren Familien eine Ferienfahrt nach Italien organisiert, und dort habe ich, ich war damals 15, eine Frau kennengelernt. Sie war nur wenig jünger, als meine Mutter, und irgendwie hat es sich ergeben, daß wir ins Gespräch kamen. Diese Frau, so stellte ich schnell fest, war sehr, sehr nett, offen, warmherzig, natürlich, erfahren, selbstsicher, sehr verständnisvoll .... und ich wußte irgendwie, daß ich mit ihr über alles reden konnte, und daß dies unter uns bleiben würde. Ohne dem Wissen meiner Mutter traf ich mich immer abends mit dieser Frau, mal auf dem Dach des Hotels, um in der Hollywood-Schaukel zu plaudern, oder am Meer auf dem leeren Strand in einem Tretboot sitzend. Diese Frau schaffte es, mir Halt zu geben, nicht nur, weil sie mich gelegentlich in den Arm nahm, sondern weil sie mich seelisch stützte und aufbaute. Nach den Ferien traf ich mich weiter mit dieser Frau, die nur zwei Blöcke entfernt wohnte. Sie war anfangs so etwas, wie eine Ersatzmutter für mich, oder zumindest wie eine gute Tante, und ich war wohl für sie wie ein Sohn, den sie nie hatte. Diese Frau war jedoch auch attraktiv, und ich hatte mir in meiner jugendlichen Träumerei zusehends viel mehr vorstellen können. Sie hätte viel mehr, als nur Ersatzmutter, oder Ersatztante sein können, hätte mir viel mehr geben können.
Wenig später zog sie weg und ich grübelte jahrelang, ob ich damals vielleicht ein Zeichen hätte geben sollen, oder irgendwie den ersten Schritt hätte machen sollen.
(Damals sind auch bei mir viele Lieder entstanden :-)
Heute jedenfalls, und jetzt komme ich zur Moral dieser Geschichte, ist aus diesem Ozean eine Eislandschaft geworden. Fester Job, feste Freundin, fester Freundeskreis. Alles ist sicher und stabil, aber auch erstarrt und irgendwie kalt. Es gibt keine Bewegung, keine Überraschungen, kein Ausbrechen. Und deshalb wünsche ich mir manchmal diesen Ozean zurück. Denn trotz allem war man frei und hatte keinerlei Verantwortung. Und es konnte hinter jeder Welle eine Ölbohrinsel auftauchen.
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honigbienchen,
Dienstag, 15. September 2015, 20:41
Vielen Dank für deinen Kommentar! :)
Freut mich, wenn dir meine Texte gefallen, obwohl sie aus chaotischen Gefühlssituationen entstehen. :D
Deine Geschichte hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht und obwohl mich vieles emotional verwirrt, bin ich doch dankbar, dass ich das alles erleben kann und meine Jugend genießen kann. Weil ich weiß, dass es eines Tages nicht mehr so sein wird.
Diese "Eislandschaft", wie du sie nennst, hat auch ihre Vorteile, wie z.B. eine gewisse Sicherheit und teilweise freu ich mich auch schon auf so ein Leben. Aber im Moment bin ich glücklich mit dem Chaos an Leben das ich führe. :)
Freut mich, wenn dir meine Texte gefallen, obwohl sie aus chaotischen Gefühlssituationen entstehen. :D
Deine Geschichte hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht und obwohl mich vieles emotional verwirrt, bin ich doch dankbar, dass ich das alles erleben kann und meine Jugend genießen kann. Weil ich weiß, dass es eines Tages nicht mehr so sein wird.
Diese "Eislandschaft", wie du sie nennst, hat auch ihre Vorteile, wie z.B. eine gewisse Sicherheit und teilweise freu ich mich auch schon auf so ein Leben. Aber im Moment bin ich glücklich mit dem Chaos an Leben das ich führe. :)
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