Mittwoch, 19. Dezember 2018
You're cool but I don't want you like that
Der gestrige Tag war tatsächlich ein wenig verwirrend.
Ich hab erst gearbeitet, dann noch einen Kaffee getrunken und war dann mit Toni und Max im Tutorium.
Nach dem Tutorium hat Max behauptet, dass ich letzte Woche nach einem anderen Tutorium total mit Joschua geflirtet hätte. Was überhaupt nicht stimmt. Aber er meinte, er kennt mich und ich hab anscheinend die ganze Zeit gelacht und ihn von unten so süß angeschaut.
Äääähm nein :D
Joschua und ich haben uns tatsälich gut unterhalten, aber es ging nur um die Uni. Er meinte, dass er mir ein paar Unterlagen schicken könnte und er hat mir einige Vorlesungen empfohlen.
Toni ist natürlich auch gleich zu Max auf den Zug aufgesprungen - allerdings nur um mich zu ärgern. :D
Max ließ sich nicht von seiner Meinung abbringen, aber ich werde es ihm nach Weihnachten nochmal genauer erläutern, wennn wir in die Mensa gehen.
Wir sind nach dem Tutorium noch auf einen Weihnachtsmarkt gegangen, um einen Glühwein zu trinken.
Ich warnte Toni vor:"Ich kann aber nicht so lange bleiben, weil ich mich noch mit Eric auf einen Glühwein treffe."
Toni:"Uuuuh mit Eric!"
Max:"Weiß Joschua davon?" :D
Ich bin dann praktisch den Weg zum Weihnachtsmarkt mitgegangen, war zehn Minuten dort und musste dann wieder gehen.
Und auf dem Weg durch den nächtlichen Park wurde mir mal wieder die Schönheit dieser Stadt bewusst.
Plötzlich stellte ich mir die Frage: War das ein Date? Eigentlich würde ich es als Treffen unter Arbeitskollegen beschreiben - auch wenn wir technisch gesehen keine Arbeitskollegen mehr sind. Menschen tendieren dazu, nachts oder in der Dunkelheit emotionaler zu denken. Um das zu verhindern hörte ich - überaus passend zur weihnachtlichen Stimmung - "Amore e Capoeira". Ich will kein Risiko eingehen. Ich denke, ich tendiere dazu, Menschen zu idealisieren, sie zu verklären, wodurch eine klare, objektive Betrachtung unmöglich wird. Und das kann ich nicht gebrauchen. Während die Stadt mein Herz stahl, ging ich durch den Park und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren und es als lockeres Treffen anzusehen.
Als ich auf dem Weg zu dem Platz war, wo ich mich mit Eric treffen wollte, verliebte ich mich erneut in diese Stadt.
Ich verliebe mich eher in Städte als in Menschen.
Vor der Statue, die wir als Treffpunkt ausgemacht hatten, waren ziemlich viele Leute und ich befürchtete schon, dass es ewig dauern würde, bis ich ihn fand, aber dann sah ich ihn schon auf mich zukommen.
Und voliá, hier kommt meine Interpretation des Abends:
Seine Umarmung zu Begrüßung war sehr eng und relativ lange, aber ich befreite mich aus ihr, weil ich meine Kopfhörer noch drin hatte, aus denen südländische Musik hämmerte.
Wir gingen auf den Weihnachtsmarkt. Ich warnte ihn vor, wie ich sein kann, wenn ich Alkohol getrunken habe, aber er schien das Risiko eingehen zu wollen. Ich hab ihn gewarnt.
Die erste Runde Glühwein zahlte er, ich die zweite.
Nach dem ersten Glühwein war auch noch alles okay, ich hab es nicht mal gespührt. Wir unterhielten uns übers Umziehen, Heimat, Familie, was unsere Pläne in nächster Zeit wären.
Entspannter, aber interessanter Smalltalk.
Als ich mit dem zweiten Glühwein feritg war, spürte ich den Alkohol bereits. Ich hatte seit Mittag nichts mehr gegessen, der Glühwein war sehr stark und die frische, kalte Luft machte es nicht besser. Unnötig zu erwähnen, dass ich ohnehin nicht viel vertrage.
Ich spürte wie meine Zunge lockerer wurde und ich nicht drei Mal nachdachte, bevor ich etwas sagte. Er schien es amüsant zu finden.
Vielleicht interpretiere ich das über, aber icch glaube, er hat mir unterschwellige Komplimente gemacht?
Er meinte, er hätte letztens mit einer Freundin darüber diskutiert, wie es ist, wenn man Mädchen süß nennt. Diese Freundin war anscheinend der Auffassung, dass es erniedrigend ist. Als er mich nach meiner Meinung fragte, konnte ich mich nicht so ganz entscheiden.
Solange es nett gemeint ist und keine persönlichen Grenzen überschritten werden, ist es ja eigentlich ein nettes Kompliment.
Er:"Also sollte ich nicht sagen: Ich finde dich süß, ich würde gerne mit dir was trinken gehen. Sondern: Du hast eine tolle Ausstrahlung."
Dabei sah er mich so komsich an. Vielleicht hab ich es aber auch falsch aufgefasst.
Auf dem Weihnachtsmarkt war es sehr voll und dementsprechend auch viel Gedränge. Immer, wenn sich jemand an mir vorbei zwängte, legte er beschützend den Arm um mich und das ziemlich oft.
Nach dem zweiten Glühwein fing ich auch an ihn "Schnucki" zu nennen, ich hoffe, er hat das nicht falsch aufgefasst. Ich nenne so ziemlich jeden Schnucki. Ich finde, es ist auch ein gutes Wort, um jemanden in die Friendzone zu befördern.
Er kam dann noch auf die Idee eine Feuerzangenbowle auszugeben.
Ich kommentierte das mit:"Oh Gott, ich sterbe."
Aber ich war dabei.
Und dann wurde meine Zunge richtig locker.
Ich fragte ihn, ob er den Alkohol auch schon spürte. Anscheinend sah ich ihn sehr hoffnungsvoll an, denn nach kurzem Zögern meinte er:"Ja klar total!"
Er kann einfach nicht lügen.
Ich:"Du lügst!" und schubste ihn, um zu sehen, ob er schwankte.
Er tat so als würde er zurückstolpern, rempelte andere Leute an, breitete die Arme aus und rief ihnen als Entschuldigung zu:"Es tut mir leid! Ich bin betrunken!"
Ich konnte nur lachen.
Dann haben wir darüber geredet, dass er nicht lügen kann.
Ich kann lügen. Sehr gut sogar.
Um dazu demonstrieren durfte er mir eine Frage stellen und er musste raten, ob ich lügte oder nicht.
Nach dem ich ihn gefragt hatte, was sein Lieblingstier wäre (Koala) fragte er mich das selbe.
Ich grinste süß und sagte:"Pinguin."
Er:"Keine Lüge."
Ich:"HA! Lüge! Es sind Tiger."
Das kommt davon. Er hatte mich nämlich als "Tocher aus gutem Hause" bezeichnet und mich dementsprechend - wie fast jeder - komplett falsch eingeschätzt. Ich bin es gewohnt auf meinen Wohnort reduziert zu werden.
Als wir dann noch klärten, welches Essen wir heiraten würden (ich: NUDELSALAT!) und einige Zeit über Kochen sprachen, kamen wir irgendwie auf die bösen Dinge, die wir gemacht haben.
Ich wollte es erst nicht erzählen, weil es echt nicht nett war und auch ein bisschen negativ behaftet war.
Ich warnte ihn vor. Ich sagte ihm, er solle rennen. So wie ich jeden warne.
Er meinte, ich hätte ihn zu neugierig gemacht.
Wir machten einen Deal: Er musste mir dafür auch was Böses erzählen, das er angestellt hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er jemals was Böses getan hatte, aber mein Interesse war geweckt. Natürlich musste ich anfangen.
Also erzählte ich ihm davon, wie ich meinen Ex im Dominakostüm an seinen Schreibtischstuhl gefesselt hatte und ihn dann fragte, ob er mich betrogen hätte.
Eric fand diese Geschichte äußerst unterhaltsam, die Aktion gerechtfertigt und cool.
Er hat irgendwas ich und Dominakostüm und sexy gesagt, ich kann mich aber nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern.
Dann meinte er:
Er:"Ich verstehe nicht, wie man so was in einer Beziehung machen kann. Warum hat man denn dann eine Beziehung?"
Ich;"Ich war sein Sicherheitsnetz."
Er:"Ich hoffe, dass dir das nicht noch einmal passiert."
Ich:"Selbst wenn, wäre es nicht so schlimm."
Er schaute mich erwartungsvoll an.
Ich;"Kerle werden mich nie zerstören können. Aber wenn sie es versuchen, werde ich sauer."
Als ich ihm dann noch erläutert habe, warum das Ende dieser Beziehung das Beste ist, was mir passieren konnte, erzählte er mir seine Gesichte.
Es hat was mit einem Anruf zu tun, den er in einer sehr privaten Situation angenommen hat.
Ich fand es ehrlich gesagt nicht schlimm, weil es ja so gesehen nur um Reviermarkierung ging und ich diese Art von Dominanz sehr attraktiv finde. Aber als er mir erzählte, wie seine Ex das fand, verstand ich es auch.
Aber das Verstörendste fand ich: Wieso hat der Gesprächspartner nicht aufgelegt?
Wir haben echt noch über einige Sachen geredet.
Er meinte, dass ich frech werde, wenn ich getrunken hab.
Wahr.
Aber: Ich hab ihn gewarnt.
Und wieder war ich mir nicht sicher, ob das von seiner Seite alles so rein platonisch war.
Er starrte des öfteren auf meine Lippen.
Er kitzelte mich.
Er strich mir die Haare zurück, nachdem sich diese in einem Tannenzweig verfangen hatten, der an der Bude hing, gegen deren Wand ich mich gelehnt hatte.
Er legte den wärmend den Arm um mich, als er merkte, dass mir kalt war.
Wir redeten noch ziemlich viel, dann beschloss er, dass er mich zu S-Bahn bringen würde. Wir gaben die Tassen ab und er nahm meine Hand und führte mich durch die Menge.
Als die Menge lichter wurde entzog ich ihm meine Hand. Reflexartig. Es war komisch. Außerdem hatte ich Lederhandschuhe an und er überhaupt keine und irgendwie fühlte sich das komsich an.
Vielleicht bin aber ich einfach nur komisch :DEr brachte mich zur S-Bahn und ich glaube,, wir redeten über Zoo und Geparden und wo er wohnen würde.
Am Bahnsteig as sich ein Pärchen fast gegenseitig auf und ich hatte Bedenken, dass er versuchen wollte, mich zu küssen.
Er:"Die können es wohl gar nicht erwarten nach Hause zu kommen."
Ich:"Wehe die machen jetzt Babys in meinem Zug!"
Meine S-Bahn fuhr ein und ich umarmte ihn und ließ ihm keine andere Wahl. Aber er zog die Umarmung natürlich wieder in die Länge, seine Hände ruhten in der Mulde meines Hohlkreuzes.
Ich stieg ein und drehte mich nicht mehr um.
Auf der Fahrt ließ ich die Musik auf mich wirken.
"Cheating on U"
"I'll never be your girlfriend" - Tiffany Alvord
"Daydreaming" - Pia Mia
"Without me" - Halsey
Ich war verwirrt. Ich bin es immer noch.
ICH HAB KEINE AHNUNG WAS ICH HIER MACHE!
Ich hab immer noch Bedenken, dass ich diese ganzen Zeichen überinterpretiere und das ein rein plantonisches Treffen war. Was es wohl besser sein sollte.
Es wäre so dumm, was mit ihm anzufangen.
Auch wenn wir nicht mehr zusammen arbeiten, er kommt mindestens zwei Mal pro Woche bei mir in der Arbeit vorbei. Sein bester Freund arbeitet mit mir. Er kennt jeden in der Arbeit. Anna, eine sehr gute Freundin von ihm, ist die feste Freundin von Michi, meinem emaligen Mentor und sie ist auch immer da.
Ich lasse die Finger davon.
Es fällt mir auch nicht schwer ehrlich gesagt. Er ist wirklich sehr nett, aber ich fühle nichts. Thank God.
Ich bin froh, dass jetzt erst Mal Weihnachten ist und ich so ein wenig Abstand wahren kann. Auch wenn wir noch schreiben.
Nach einem Sprachnachrichtenwechsel mit Toni ist mir vielleicht klar geworden, warum ich so verwirrt bin. Das war das erste Mal, dass ich mit einem netten Kerl weg war. Nicht dass alle anderen Typen Monster waren. Aber Eric wirkt so als hätte er ein richtig gutes Herz.
Aber meine Menschenkenntnis ist ja auch nicht die beste, also mal schauen.

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