Montag, 5. Oktober 2020
My baby's fly like a jet stream, high above the whole scene
Bedingungslose Liebe.
Existiert meiner Meinung nach nicht, allerhöchstens, wenn es um mein Blut geht.
Meine Liebe ist immer an Bedingungen geknüpft, weil ich Grenzen habe.
Leider ist auch die Liebe zu mir selbst an Bedingungen geknüpft.
Ein Jahr älter, ein Jahr weiser. Ein Jahr liebevoller?
Ich war auf einem guten Weg, aber das Leben hat seine eigenen Wege. Die Corona-Krise ist eine Ausnahmesituation, mit der ich immer noch versuche, richtig umzugehen.
Ich habe mir letztes Jahr versprochen, mich bedingungslos zu lieben. Und trotzdem war ich wieder sehr, sehr hart zu mir selbst. Ich arbeite daran, sehr sogar, versuche mir immer wieder vor Augen zu halten, dass ich mit mir selbst wie mit meiner besten Freundin reden sollte. Dinge, die ich mir selbst sage, würde ich nicht mal Fremden sagen, weil sie so brutal sind. Das muss definitiv aufhören. Aber ich habe Vertrauen in mich.
Erst gestern wurde mir wieder bewusst, wie sehr ich gesegnet bin. Mein Leben ist surreal und das darf ich nicht aus den Augen verlieren.
Gestern wurde mir auch wieder bewusst, dass Bodenständigkeit doch existiert, vielleicht eher in anderen Städten, abseits des scheinbar grenzenlosen Wohlstands. Die Welt hat mehr zu bieten, als die Blase, in der ich mich befinde.
Die letzten Tage habe ich "Emily in Paris" angeschaut und verspürte einen solchen Drang, nach Paris zu fahren. Noch mehr wünschte ich mir, dass Corona gar nicht existierte.
Jemand aus meiner Familie sagte mir vor zwei Wochen, dass man diese Krise nicht als Schlag, sondern als Chance sehen sollte. So habe ich es anfangs auch gesehen, mittlerweile fällt es mir je nach Gemütszustand schwer.
In meinem letzten Lebensjahr wurde ich auf jeden Fall introvertierter. Ich habe viele Dinge nur mit mir selbst ausgemacht und das war auch ganz gut so. Natürlich versuche ich ein gesundes Mittelmaß zu finden, aber ich habe den Fokus sehr auf mich gelegt und das hat mir gut getan. Ich verspürte nicht den Drang, Dinge, die mir viel bedeuteten oder die mich auf eine bestimmte Weise berührten, unbedingt mit anderen zu teilen, wenn ich sie mit mir selbst teilen konnte. Nur ich kann wirklich nachvollziehen, was ich bei manchen Dingen empfinde. Nur ich kann meine eigene Seelenverwandte sein.
Ich habe Frieden in meinem Dasein gefunden.
Was nicht bedeutet, dass ich nicht weiter an mir arbeite möchte.
Es ist noch einiges zu tun, aber ich versuche, die Liebe zu mir selbst nicht so sehr von externen Bedingungen abhängig zu machen.
Die Zukunft sieht gerade ziemlich übersichtlich aus, aber ich weiß, dass das Leben so manche Überraschungen bereit hält.
Ein weiteres Jahr, gefüllt mit den Versprechungen, die ich mir letztes Jahr gegeben habe.
Gefüllt mit bedingungsloser Selbstliebe.

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