Montag, 10. Mai 2021
Er að hitta gaur utan af landi
Nur der Hauch eines Oxytocinrausches reicht aus, um nach über einem Jahr ein neues, emotionales Fluchtauto zu kreieren.
Rationalität? Wird konsequent verdrängt.
Obwohl ich genau weiß, dass ich mich nicht vom ihm angezogen fühle.
Nachdem ich anfänglich sauer war, bewirkte die Situation jetzt das, was sie sollte: Sie polierte meinen Ego.
Mir ist sehr wohl bewusst, dass seine Worte mir eher Honig ums Maul schmieren sollen, um mich dazu zu bewegen, im Sommer erneut zu kommen. Und bei den ganzen Touren, die er macht, bin ich bestimmt auch nicht die Einzige.
Aber wir verstehen uns gut und mittlerweile sehe ich den Boden der Tatsachen zumindest. Was nicht bedeutet, dass ich schon wieder mit beiden Beinen darauf stehe.
Wobei ich mich dabei auch ein wenig unwohl fühlte. Ich bin niemand, der irgendjemandem falsche Hoffnungen macht. Ich laufe lieber einmal zu viel weg, als einmal zu wenig. Ich stoße Leute lieber früher von mir weg, als später. Ich bin lieber ein bisschen weniger flirty, bevor ich auch nur ansatzweise die Gefühle von jemanden verletzen könnte. Wobei ein ausgewachsener Mann wie er das wahrscheinlich sportlich sehen würde.
Vermutlich ist es nur ein netter Zeitvertreib.
Sobald der Sommer kommt, werde ich hoffentlich nicht mehr so extrem auf eher harmlose Situationen reagieren.
Ich versuche mich vor der ungeheuren Menge Lernstoff zu drücken, mit der ich mich wohl oder übel so schnell wie möglich befassen muss.
Stattdessen träume ich mich zurück ins Land der Elfen, in dem Corona nicht existiert und ich in Frieden und Sicherheit lebe.
Glücklicherweise habe ich Anfang diesen Jahres gelernt, was die einzige Medizin gegen ein emotionales Fluchtauto ist: Erfüllende, zwischenmenschliche Beziehungen, jeden Tag etwas Neues zu lernen, kontinuierlich an seiner Karriere zu arbeiten und sich selbst in irgendeiner Art und Weise zu entfalten.
Meine zwischenmenschlichen Beziehungen sind auf einem guten Stand. Gott, ich bin so dankbar für meine Freunde. Insbesondere für Ina, die mir direkt den Kopf wusch ("Nein, du fährst im Sommer nicht wegen ihm dort hin!"). Dazu muss ich sagen, dass ich primär wegen den unberührten Landschaften dorthin fahren würde.
Auch, wenn ich seit über einem Monat die Uni konsequent ignorierte, lerne ich jeden Tag etwas Neues. Worte einer fremden Sprache, kulturelle Unterschiede oder etwas über Menschen.
Ich entfalte mich auch. In den vergangen drei Wochen habe ich "Inferno" von Dan Brown gelesen. Sehr empfehlenswert. Und verrückt, wie aktuell die Thematik Pandemie auf einmal ist. Vor zwei Tagen habe ich wieder eine Leinwand und Farben heraus geholt und angefangen zu malen.
Was meistens der Grund für die Schaffung emotionaler Fluchtautos meinerseits ist, ist die fehlende Energie, die ich in die Uni stecke. Sobald ich viel lerne, bin ich so stolz auf mich und fühle mich so erfüllt, dass überhaupt kein Platz für emotionale Fluchtautos bleibt. Das ist genau das, was ich jetzt in Angriff nehmen muss, um zu vermeiden, dass ich mich in Tagträumen verliere, anstatt mich auf die wundervolle Realität zu konzentrieren.

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