Sonntag, 11. April 2021
Eyes full of stars, telling all the richs guys anything they wanna hear
honigbienchen, 17:01h
Ich habe am Dienstag vor zwei Wochen meine Klausur geschrieben. Für die ich seit Monaten exzessiv lerne. Und es lief nicht besonders gut. Nicht, weil ich es nicht konnte. Der Sachverhalt war wirklich fair und ich wusste alles. Ich habe in der Nacht davor nicht geschlafen. Nicht einmal ein paar Stunden. Ich konnte nicht. Ich machte Yoga, eine Einschlafmeditation, nahm zwei Baldriantabletten, zehn Rescuetropfen und hörte Frequenzmusik zum Einschlafen. Nichts half. Mein Herz raste, ich konnte mich nicht beruhigen. Als mein Wecker um fünf Uhr morgens klingelte, spielte ich mit dem Gedanken, zum Amtsarzt zu gehen und mich von der Prüfung befreien zu lassen. Mir war schlecht und ich fühlte mich schlapp. War ich nur übermüdet oder kränkelte ich?
Ich wog die Alternativen ab. Würde ich die Klausur heute nicht schreiben, müsste ich sie in einem halben Jahr wiederholen. Mittlerweile wollte ich sie nur noch hinter mich bringen, um mich ausschließlich auf das Examen zu konzentrieren.
Ich hatte keine Wahl. Ich musste sie heute schreiben. Also deckte ich mich mit Medikamenten gegen Übelkeit und Kopfschmerzen ein und begab mich zur Uni. Ich ging kurz in die Arbeit, meditierte ein wenig, trank einen Stress- und Nerventee und bereitete mich mental auf die Klausur vor. Überraschenderweise ging es mir gut. Aus logischer Sicht sollte es gut laufen. Ich habe extrem viel gelernt. Und sehr effektiv. Wenn ein Sachverhalt drankommen sollte, mit dem ich nichts anfangen konnte, ist es halt so. Mehr konnte nicht tun.
Mit dieser Einstellung ging ich in dem Raum, in dem die Klausur stattfinden würde. Uns wurde schon zuvor mitgeteilt, dass regelmäßig gelüftet werden müsste und man sich dementsprechend kleiden sollte. Ich hatte ein langärmeliges Shirt, darüber einen Rollkragenpulli und zwei paar Socken an. Trotzdem dachte ich nicht, dass es so kalt würde. Eine Klausur während einer Pandemie zu schreiben ist echt nicht lustig. Als der Sachverhalt ausgeteilt wurde, war ich zuversichtlich. Ich konnte mit allem etwas anfangen. Nach eineinhalb Stunden machte mein Körper schlapp. Ich hatte Kopfschmerzen, meine Augen brannten und ich zitterte am ganzen Körper. Ich konnte nicht einmal richtig atmen, weil ich so zitterte. Mir wurde leicht schwindelig. Ich versuchte mir mental gut zuzureden. Aber ich war kurz davor, aufzustehen und zur Aufsicht zu gehen, um ihr zu sagen, dass es mir nicht gut geht. Und wieder wog ich die Alternativen ab. Selbst wenn ich die Klausur abbrechen dürfte und ein Attest vom Amtsarzt bekäme, müsste ich die Klausur trotzdem wiederholen. Und ein weiteres halbes Jahr konzentriert dafür lernen.
Ich entschied mich dagegen. Für etwa eine Stunde ging nichts. Ich konnte nicht einmal schreiben, weil ich so zitterte. Danach ging es wieder ein bisschen. Aber ich hatte viel Zeit verloren, was dazu führte, dass ich nicht fertig wurde. Eine Aufgabe habe ich komplett nicht. Es wird also nicht grandios werden.
Ich war danach gar nicht so schlecht drauf, wie ich es gedacht hätte. Meine Leistung war nicht gut, aber das Wissen, dass ich alles getan hatte, was ich konnte und dass ich den Stoff konnte, gab mir ein beruhigendes Gefühl für mich selbst. Natürlich zählt im Endeffekt die Note. Aber ich ging nicht so hart mit mir selbst ins Gericht, wie ich es sonst tue. Ich habe alles getan, was ich konnte. Und ich habe daraus gelernt. Bei meiner nächsten Klausur werde ich am Tag davor nichts mehr dafür machen, nicht einmal ein paar Sachen durchlesen. Und ich werde mir in der Lernphase öfter Pausen gönnen. Seit Ende Dezember lerne ich jeden Tag mindestens vier Stunden, grundsätzlich sind es aber eher zwischen acht und zwölf. Das ist zu viel. Auch wenn es mir mental gut ging dabei. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich so viel lerne. Es erfüllt mich und meine Wissbegierde. Ich mache das nur für mich und meine Zukunft. Mein Zukunfts-Ich wird mir dafür danken, dass ich so viel Zeit in mein Studium stecke. Ich habe ein konkretes Ziel vor Augen und um das zu erreichen, muss ich gut sein. Dieser Lockdown ist die beste Zeit, um zu lernen.
Im ersten Lockdown konzentrierte ich mich voll auf meine Selbstfindung, meine Kunst und meine Kreativität. Es war genau das, was ich gebraucht habe.
Der zweite Lockdown begann auch mit einem Gemälde von mir, aber danach konzentrierte ich mich überwiegend auf die Uni. Ich weiß, dass der Lockdown vielen zum Hals raushängt und manchmal bin ich auch wirklich genervt davon. Aber ich kann es nicht ändern. Ich kann nur das Beste daraus machen. So eine Zeit wird wahrscheinlich nie wieder kommen (zum Glück). Mein Zukunfts-Ich fände es bestimmt viel besser, wenn ich in dieser Zeit etwas für meine Bildung tue, als den ganzen Tag auf der Couch zu liegen und Netflix zu schauen.
Ich verstehe natürlich auch, wenn einige sich dazu nicht in der Lage sehen. Ich bin mental relativ stabil und auch mit meinem Umfeld während des Lockdowns sehr gesegnet. Ich befinde mich in einer privilegierten Situation, deshalb ist es mir möglich, den zweiten Lockdown so zu nutzen.
Aber auch ich spüre die Auswirkungen auf meine Psyche. Berührungen sind mir fremd. Bloße Umarmungen sind ungewohnt, versetzen mich aber in einen Rausch. Das gibt mir Bedenken. Ich hab seit über einem Jahr niemanden mehr geküsst (nicht, dass das jetzt so tragisch wäre :D) und ich frage mich, wie es sein wird, wenn es wieder dazu kommt. Wird es ein Rausch sein, der mir jegliche Vernunft raubt? Frauen tendieren dazu, schneller Gefühle zu entwickeln, wenn sie körperliche Nähe spüren. Sollte ich mich darauf vorbereiten, dass ich angesichts eines Oxytocinrausches meine Logik und Erwartungen vergesse? Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten? Und wie kann ich es verhindern?
Ina, Vroni und ich vermissen es natürlich auch zusammen feiern zu gehen. Mittlerweile frage ich mich aber, ob ich so viele Menschen auf einmal ertrage. Sei es im Supermarkt oder in der Uni, Menschen entziehen mir Energie. Ich habe keine Lust auf sie. Ich empfinde immer das Bedürfnis, nach Hause zu gehen. In meine wunderschöne Komfortzone. Wann habe ich das letzte Mal etwas außerhalb meiner Komfortzone gemacht? Mir fällt nichts ein. Das ist bestimmt nicht gesund. Erfahrungen außerhalb unserer Komfortzone formen uns. Aber großartige Möglichkeiten gibt es momentan nicht. Ich habe mich für einen Business-Englisch-Sprachkurs angemeldet, so komme ich vielleicht wieder ein wenig aus meinem Schneckenhaus. Auch, wenn es mich Überwindung kostet.
Aber ich blicke nach vorne. Die Fortschritte in Deutschland sind zwar langsam, aber wenigstens sind sie dar. Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass das Deutschland, das die erste Welle so vorbildlich und elitär gemeistert hat, in der zweiten bzw. dritten Welle scheinbar planlos sein würde. Ich verstehe, dass es auch für Politiker eine extreme Ausnahmesituation ist. Ich möchte nicht an ihrer Stelle sein, denn egal ob sie sich für die Wirtschaft oder für den Gesundheitsschutz entscheiden, sie werden verbal attackiert. Aber vor allem die Impfstrategie lässt zu wünschen übrig. Wie kann es sein, dass der rettende Impfstoff aus Deutschland kommt und wir nicht einmal in den Top 20 Ländern, die am meisten impfen, sind?
Dieses Thema wäre ein Beitrag für sich, über das schon genügend andere ihre Meinung geäußert haben, also zurück zu mir. :D
Im Januar bin ich morgens des öfteren spazieren gegangen, habe Musik gehört und sie intensiv gefühlt und hab mit Ina per langer Sprachnachricht über alle möglichen Themen philosophiert. In Mitten all dieser Themen, von persönlichen bis zu politischen, hatte ich eine Erkenntnis. In manchen Situationen verhalte ich mich wie eine Regisseurin. Ich caste für Rollen in meinem Leben. Dabei geht es nicht um den Menschen selbst, sondern nur darum, ob er die Rolle übernimmt, damit ich meine Geschichte erzählen kann. Vielleicht hat es mit Erwartungen zu tun, vielleicht damit, dass ich unter der etwas harten Schale und der manchmal großen Klappe doch einen nicht ganz unerheblichen Sinn für Romantik habe. Vielleicht liegt es an der Art, wie Filme und Bücher das Thema Liebe und Beziehungen behandeln und der unterbewusste Druck, der damit einhergeht. Solche Filme schaut man schon in früher Kindheit an (ein klassischer Disneyfilm reicht ja), aber erst später versteht und hinterfragt man die Dynamiken. Das hat natürlich auch seinen Sinn, Kinder sollen möglichst unbeschwert aufwachsen. Aber inwiefern werden unsere Erwartungen davon unbemerkt beeinflusst?
Shallon nennt ein solches ?Problem? den ?Cocktail Party Moment?: Du triffst auf eine Person und siehst die Zukunft, bevor sie überhaupt ansatzweise begonnen hat. In dem Moment, in dem er sich lächelnd vorstellt, sieht du dich Monate später auf einer Cocktailparty. Du trägst ein schönes Kleid, er hat den Arm um deine Taille gelegt und ihr lacht mit einer Gruppe von Leuten. Eine Person aus dieser Gruppe fragt schließlich:?Wie habt ihr euch kennengelernt??
Hier kommt der unterbewusste Druck einer schönen Geschichte ins Spiel. Die wenigsten werden erzählen wollen:?Oh, er hat mir auf der Straße nachgepfiffen, was mir total geschmeichelt hat. Dann hatten wir eine Freundschaft Plus für zehn Monate und nach vier ernsten Gesprächen konnte ich ihn endlich davon überzeugen, dass eine Beziehung mit mir toll wäre und ich es wert bin? (kleine Notiz am Rande: Wenn du jemandem von deinem Wert überzeugen musst, ist die Person es nicht wert. Du alleine bestimmst deinen Wert).
In gewisser Weise schützt dieser Druck vielleicht auch mein Selbstwertgefühl.
Allerdings schaffe ich diese Momente und gebe Leuten die Möglichkeit, die Rolle zu erfüllen. Und in diesem Moment geht es überhaupt nicht um den Menschen selbst, um seine Persönlichkeit. Im Vordergrund steht die Geschichte, die ich schreibe.
Beispiel: Ich bin an einem schönen Ort, den ich romantisieren kann. Sei es ein schönes Café in der Stadt, ein Park, eine Kirche, eine Bibliothek oder eine Buchhandlung (Oh ja, die kann ich gut romantisieren), ein Museum, eine Kunstausstellung, ein Konzert, am Wasser oder eine ein altes Gebäude der Stadt. Ein solcher Ort ist ein schöner Schauplatz für eine tolle Geschichte. Innerlich öffne ich mich, gebe Menschen die Gelegenheit, die Rolle zu übernehmen. Äußerlich bin ich wohl ziemlich verschlossen. Mein resting bitch face spricht Bände, meistens höre ich Musik und schotte mich bewusst ab, da ich keine Lust auf eine Interaktion mit Menschen habe. Aber das Casting bleibt im Hinterkopf.
Wie schon gesagt, geht es dabei nicht ausschließlich um den Menschen selbst. Natürlich habe ich gewisse Grundvoraussetzungen, die erfüllt werden müssen, aber ich caste nicht die Rolle des tollsten Menschen, sondern die der schönsten Geschichte. Das kann auch daran liegen, dass ich gerade niemanden aktiv kennenlernen möchte. Ich suche keine Beziehung, keine männliche Aufmerksamkeit. Aber selbst dann: Sollte mein Fokus nicht darauf liegen, die tollsten Menschen in meinem Leben zu haben? Was Freundschaften angeht, liegt mein Fokus auch genau dort. Es gibt keine Drucksituation, alleine schon, weil die perfekte Kennenlerngeschichte im freundschaftlichen Sinne gesellschaftlich weniger thematisiert wird.
Es ist seltsam, dass ich unterbewusst so denke, obwohl ich gegenüber keiner Person in meinem Leben einen Druck verspüre, eine schöne Geschichte erzählen zu müssen. Das zählt für die Menschen in meinem Leben nicht.
Ich spüre auch keinen gesellschaftlichen Druck unbedingt in einer Beziehung sein zu müssen.
Warum beeinflusst es also mein Denken? Ist es der romantische Teil meiner Persönlichkeit oder meine Liebe für Kunst und dementsprechend für schöne Geschichten?
Ich schaffe bewusst Situationen für schöne Geschichten. Wenn meiner Ansicht nach keine schöne Situation vorliegt, schotte ich mich noch mehr ab, als ich es eh schon tue. Damit ja niemand auf die Idee kommt, mich anzusprechen.
Andererseits scheint es wohl nicht immer ausschließlich an der Situation zu liegen. Im Dezember letzten Jahres kam es auf meiner Joggingroute zu einem Autounfall. Es wurden keine Personen verletzt und auch der Sachschaden schien nicht erheblich zu sein. Es war schon ziemlich kalt draußen, weshalb ich mich aus rein praktischen Gründen ziemlich hässlich anzog. :D Knallorgangenes Stirnband inklusive. :D Was mir grundsätzlich egal ist, beim Joggen geht es nur um mich und meine Musik. Dann joggte ich an der Unfallstelle vorbei und hatte Augenkontakt mit einem sehr schnuckeligen Polizisten. Ich lief ganz normal weiter, aber in meinem Kopf sah ich, wie er mir nachlief, sich lächelnd vorstellte und wie wir Monate später auf einer Cocktailparty waren (alleine wegen der Pandemie war diese Fantasie absolut unrealistisch). Wenn er wirklich so gehandelt hätte, hätte alleine die Geschichte eine positive Wirkung darauf gehabt, wie ich ihn sehe. Ob er der tollste Mensch überhaupt ist, würde ich später herausfinden. Dabei sollte das doch an erster Stelle stehen.
Vielleicht will ich auch nicht ihn als Person, vielleicht will ich die Situation, weil sie spannend und aufregend ist und jeder Tag momentan mehr oder weniger der gleiche ist.
Ich will meinen Fokus darauf legen, tolle Menschen in meinem Leben zu haben. Ich will aufhören, bloße Rollen zu casten, um schöne Geschichten zu schreiben. Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich dabei vorgehe. Um das alles zu realisieren, tauchte ich für mehrere Tage ziemlich tief in meine Psyche ein und reflektierte alles.
Aus diesem Grund ist es vielleicht besser, wenn man nicht seinen Traummann kennen lernt. Wenn sich die Realität derart mit der Fantasie deckt, wie schwer ist es, davon wieder loszukommen? Aus diesem Grund möchte ich niemals jemanden im Kontext mit meinem Glauben kennenlernen. Es würde mir schwer fallen, alles rational zu sehen. Und inwieweit das gegen mich verwendet und ich manipuliert werden könnte, will ich gar nicht wissen. Ebenso wenig möchte ich eine Italiener kennenlernen. Irgendwo möchte ich es zwar schon, aber ich habe gemerkt, wie schnell ich positive Erinnerungen und Gefühle eines Landes mit den Charakterzügen einer Person vermische, wodurch sie ungerechtfertigt eine höhere Stellung in meinem Leben erhielt, als sie es rein rational sollte.
Ich will so reflektiert und wachsam durch das Leben gehen, dass ich mehr oder weniger kugelsicher gegen Verliebtheit bin. Nicht, weil ich das Verliebtsein kategorisch ablehne, aber die fehlende Rationalität und mögliche Manipulation, die damit einhergeht.
Ende Januar sah ich den Film ?Romy?, der mich sehr zum Nachdenken brachte. So sehr, dass ich fühlte, was sie gefühlt haben muss und darüber schrieb.
Szenen, in denen Paparazzi über Friedhofsmauern klettern und eine Beerdigung stören oder sich als Pfleger verkleidet in Krankenhäuser schleichen, um ein totes Kind zu fotografieren, das auf der Titelseite einer Boulevardzeitung landet, weckten den Gedanken in mir, dass die Welt vielleicht doch besser wird. Derartige Szenen könnte ich mir heute in Deutschland nicht vorstellen, ohne dass die verantwortlichen Personen einem hexenjagtähnlichen Boykott gegenüberstünden. Cancel Culture ist ein schwieriges Thema, kann aber eine positive und präventive Wirkung haben.
Während ich mich in meiner letzten extremen Lernphase in Fantasien aus längst vergangenen Zeiten und längst verstorbenen Personen verlor, blieb ich dieses Mal in den 2000er Jahren. Natürlich war alles immer noch jenseits von jeder Möglichkeit, aber die Flucht auf eine römische Bühne mit einem Mann, der mir schon vor Jahren den Verstand geraubt hatte, war eine willkommene Ablenkung.
Im Gegensatz zu meiner letzten Lernphase sprudelte ich nicht vor Kreativität. Vielleicht, weil ich nicht das Bedürfnis hatte zu eskapieren. Angesichts der Dauer und Intensität meines Lernens, war ich zuversichtlich, dass ich eine gute Leistung bringen würde. Natürlich gab es auch Momente, in denen ich mich überfordert fühlte. Aber ich verlor mich nicht komplett in anderen Zeiten mit anderen Menschen.
In den letzten Tagen vor meiner Klausur wünschte ich mich an einen anderen Ort. Ich sehnte mich nach Frieden und Ruhe. Endlose grün bewachsene Hügel, magische Naturschauspiele und keine Menschenseele weit und breit.
Ich sah mich in den frühen Morgenstunden auf der Veranda einer Hütte im Nirgendwo sitzen und meditieren. Für solche Erfahrungen würde ich sogar komplizierte Bedingungen und Kälte in Kauf nehmen.
Trotzdem muss alles in einem logischen Rahmen bleiben. Vielleicht kriege ich in einer Woche die Chance dazu. Wir werden sehen.
Da es mir nicht möglich ist, einfach wegzulaufen und mein Leben für drei Wochen hinter mir zu lassen, muss ich mich wohl oder übel wieder mit der Realität beschäftigen. Ich habe seit sieben Tagen nichts mehr für die Uni gemacht, obwohl einer meiner Jahresvorsätze war, dass ich jeden Tag mindestens vier Stunden lernen würde. Es fällt mir schwer, mich zu überwinden.
Außerdem muss ich mich wieder bei meinen Freunden melden. Der Lockdown führt dazu, dass ich mich schnell abschotte. Nicht, weil ich es unbedingt möchte. Aber es entzieht mir unglaublich viel Energie, Leuten zu antworten. In Extremlernphasen kurz vor Klausuren melde ich mich meistens gar nicht mehr. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die auf meine Antwort warten. Je weiter ich es nach hinten verschiebe, desto unangenehmer wird es.
Heute Abend habe ich ein Facetime-Date mit Lene, Ina und Vroni. Darauf freu ich mich schon sehr. Und das tut mir bestimmt auch gut.
Am Freitag nach meiner Klausur habe ich Franzi besucht. Ich habe ihre neue Wohnung zum ersten Mal gesehen. Es ist verrückt, dass Franzi und ich beide im selben Zeitraum in die Stadt gezogen sind und jetzt beide wieder weggezogen sind. Es gibt mir ein Gefühl von Familie, wenn sie wieder in der Nähe ist. Ihre Wohnung gefällt mir sehr gut. Franzi hat ihrem räumlichen Denken und ihrer Kreativität wieder freien Raum gelassen, weshalb die Wohnung sehr schön, stimmig und dennoch praktisch eingerichtet ist.
Wir haben uns beide vorher von einem Arzt testen lassen und das war mein erster Kontakt seit Oktober. Meine erste Umarmung. Ich freute mich so sehr, sie zu sehen. Ich weiß, dass ich ständig von Franzi schwärme, aber ich kann nicht anders. Sie. ist. so. ein. wahnsinnig. toller. Mensch. Sie war schon als Kind mein Vorbild und ist es immer noch. Sie ist so positiv, energiegeladen, offen, kommunikativ, furchtlos, großzügig, witzig, herzlich, logisch und praktisch veranlagt, unterstützend, unterhaltsam. Ich könnte mit der verrücktesten Idee überhaupt zu ihr kommen und sie würde es feiern (solange es gut für mich wäre - Drogenkonsum oder Ähnliches fände sie ganz und gar nicht gut) und alle Hebel in Bewegung setzen, um mich zu unterstützen. Mein ewiger Cheerleader. Ich bin so dankbar, dass sie in meinem Leben ist.
Im Januar, während meiner tiefgehenden Selbstreflexion, kam ich auch zu dem Ergebnis, dass ich viel zu reaktiv war. Wieder zog ich einen Vergleich zu Franzi. Sie ist sehr energiegeladen, nimmt alles in die Hand und ist aus diesem Grund auch so erfolgreich. Ihr Motto:?Man kann ja mit den Leuten reden?.
Und das tut sie. Dadurch kriegt sie alles, was sie sich vornimmt. Sei es ein krasser Job oder ein zweites Kuscheltier beim Budenschießen.
Ich hingegen bin eher reaktiv. Ich warte viel ab, lass Situationen auf mich zukommen und warte manchmal auf andere Zeiten, anstatt alles zu nehmen, was ich habe und die Zeiten anders zu machen. Ich bin zwar gut im Smalltalk und kann auch sympathisch wirken, bin aber im Endeffekt verschlossener und vorsichtiger als Franzi. Franzi geht in jede Lebenssituation mit der unerschütterlichen Ansicht, dass es schon klappen wird.
Ich gebe mein Bestes, positiv zu denken, habe im Hinterkopf aber immer einen Plan B, C und D für alle Fälle. Ich habe gerne die Kontrolle, weshalb ich mich auf jedes mögliche Szenario vorbereiten will. Franzi hat auch gerne die Kontrolle, sie hat aber so viel Vertrauen in sich selbst und in die Welt, dass sie mit der Einstellung durchs Leben geht, sie würde mit jeder Situation fertig und würde sogar noch das Beste daraus machen. Das ist, was ich sein will. Weniger Reaktion, mehr Aktion.
Auch hierbei bin ich mir noch nicht sicher, wie ich das Ganze umsetzen will.
Es fängt vermutlich mit positivem Denken an. Passend dazu habe ich vor ca. einem Monat ?The Secret? wieder angeschaut. Wie schon beim ersten Mal, hatte ich erneut das Gefühl, dass es mein Leben verändert. Und endlich erkannte ich auch, wieso meine Manifestation seit Januar letzten Jahres nicht mehr funktionierte.
Ich war zwar glücklich und habe positiv gedacht, aber ich habe es nicht gefühlt. Ich war nicht erfüllt von purem Glück. Ich war vor allem im letzten Jahr sehr dankbar, weil ich mir ständig vor Augen hielt, wie gesegnet ich mit meinem Leben bin. Aber es fühlte sich eher wie eine resignierte Dankbarkeit an, da ich ständig an all die Menschen dachte, denen es so viel schlechter ging als mir. So sehr wie letztes Jahr habe ich das Leid von anderen Menschen noch nie gespürt. Das belastete mich. Natürlich will ich vor den Problemen der Welt nicht die Augen verschließen. Stattdessen will ich Dankbarkeit so fühlen, dass es mich mit Glück und nicht mit Sorgen erfüllt. Das ist in Zeiten wie diesen, in denen die Zukunft so ungewiss ist, wie nie, auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber es ist eine Herausforderung, der ich mich stellen möchte. Ich selbst muss das Ruder meines Lebens in die Hand nehmen. Ich kann mich nicht einfach von der Strömung treiben lassen, wenn ich alles erreichen will, was ich mir vorgenommen habe.
Ich wog die Alternativen ab. Würde ich die Klausur heute nicht schreiben, müsste ich sie in einem halben Jahr wiederholen. Mittlerweile wollte ich sie nur noch hinter mich bringen, um mich ausschließlich auf das Examen zu konzentrieren.
Ich hatte keine Wahl. Ich musste sie heute schreiben. Also deckte ich mich mit Medikamenten gegen Übelkeit und Kopfschmerzen ein und begab mich zur Uni. Ich ging kurz in die Arbeit, meditierte ein wenig, trank einen Stress- und Nerventee und bereitete mich mental auf die Klausur vor. Überraschenderweise ging es mir gut. Aus logischer Sicht sollte es gut laufen. Ich habe extrem viel gelernt. Und sehr effektiv. Wenn ein Sachverhalt drankommen sollte, mit dem ich nichts anfangen konnte, ist es halt so. Mehr konnte nicht tun.
Mit dieser Einstellung ging ich in dem Raum, in dem die Klausur stattfinden würde. Uns wurde schon zuvor mitgeteilt, dass regelmäßig gelüftet werden müsste und man sich dementsprechend kleiden sollte. Ich hatte ein langärmeliges Shirt, darüber einen Rollkragenpulli und zwei paar Socken an. Trotzdem dachte ich nicht, dass es so kalt würde. Eine Klausur während einer Pandemie zu schreiben ist echt nicht lustig. Als der Sachverhalt ausgeteilt wurde, war ich zuversichtlich. Ich konnte mit allem etwas anfangen. Nach eineinhalb Stunden machte mein Körper schlapp. Ich hatte Kopfschmerzen, meine Augen brannten und ich zitterte am ganzen Körper. Ich konnte nicht einmal richtig atmen, weil ich so zitterte. Mir wurde leicht schwindelig. Ich versuchte mir mental gut zuzureden. Aber ich war kurz davor, aufzustehen und zur Aufsicht zu gehen, um ihr zu sagen, dass es mir nicht gut geht. Und wieder wog ich die Alternativen ab. Selbst wenn ich die Klausur abbrechen dürfte und ein Attest vom Amtsarzt bekäme, müsste ich die Klausur trotzdem wiederholen. Und ein weiteres halbes Jahr konzentriert dafür lernen.
Ich entschied mich dagegen. Für etwa eine Stunde ging nichts. Ich konnte nicht einmal schreiben, weil ich so zitterte. Danach ging es wieder ein bisschen. Aber ich hatte viel Zeit verloren, was dazu führte, dass ich nicht fertig wurde. Eine Aufgabe habe ich komplett nicht. Es wird also nicht grandios werden.
Ich war danach gar nicht so schlecht drauf, wie ich es gedacht hätte. Meine Leistung war nicht gut, aber das Wissen, dass ich alles getan hatte, was ich konnte und dass ich den Stoff konnte, gab mir ein beruhigendes Gefühl für mich selbst. Natürlich zählt im Endeffekt die Note. Aber ich ging nicht so hart mit mir selbst ins Gericht, wie ich es sonst tue. Ich habe alles getan, was ich konnte. Und ich habe daraus gelernt. Bei meiner nächsten Klausur werde ich am Tag davor nichts mehr dafür machen, nicht einmal ein paar Sachen durchlesen. Und ich werde mir in der Lernphase öfter Pausen gönnen. Seit Ende Dezember lerne ich jeden Tag mindestens vier Stunden, grundsätzlich sind es aber eher zwischen acht und zwölf. Das ist zu viel. Auch wenn es mir mental gut ging dabei. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich so viel lerne. Es erfüllt mich und meine Wissbegierde. Ich mache das nur für mich und meine Zukunft. Mein Zukunfts-Ich wird mir dafür danken, dass ich so viel Zeit in mein Studium stecke. Ich habe ein konkretes Ziel vor Augen und um das zu erreichen, muss ich gut sein. Dieser Lockdown ist die beste Zeit, um zu lernen.
Im ersten Lockdown konzentrierte ich mich voll auf meine Selbstfindung, meine Kunst und meine Kreativität. Es war genau das, was ich gebraucht habe.
Der zweite Lockdown begann auch mit einem Gemälde von mir, aber danach konzentrierte ich mich überwiegend auf die Uni. Ich weiß, dass der Lockdown vielen zum Hals raushängt und manchmal bin ich auch wirklich genervt davon. Aber ich kann es nicht ändern. Ich kann nur das Beste daraus machen. So eine Zeit wird wahrscheinlich nie wieder kommen (zum Glück). Mein Zukunfts-Ich fände es bestimmt viel besser, wenn ich in dieser Zeit etwas für meine Bildung tue, als den ganzen Tag auf der Couch zu liegen und Netflix zu schauen.
Ich verstehe natürlich auch, wenn einige sich dazu nicht in der Lage sehen. Ich bin mental relativ stabil und auch mit meinem Umfeld während des Lockdowns sehr gesegnet. Ich befinde mich in einer privilegierten Situation, deshalb ist es mir möglich, den zweiten Lockdown so zu nutzen.
Aber auch ich spüre die Auswirkungen auf meine Psyche. Berührungen sind mir fremd. Bloße Umarmungen sind ungewohnt, versetzen mich aber in einen Rausch. Das gibt mir Bedenken. Ich hab seit über einem Jahr niemanden mehr geküsst (nicht, dass das jetzt so tragisch wäre :D) und ich frage mich, wie es sein wird, wenn es wieder dazu kommt. Wird es ein Rausch sein, der mir jegliche Vernunft raubt? Frauen tendieren dazu, schneller Gefühle zu entwickeln, wenn sie körperliche Nähe spüren. Sollte ich mich darauf vorbereiten, dass ich angesichts eines Oxytocinrausches meine Logik und Erwartungen vergesse? Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten? Und wie kann ich es verhindern?
Ina, Vroni und ich vermissen es natürlich auch zusammen feiern zu gehen. Mittlerweile frage ich mich aber, ob ich so viele Menschen auf einmal ertrage. Sei es im Supermarkt oder in der Uni, Menschen entziehen mir Energie. Ich habe keine Lust auf sie. Ich empfinde immer das Bedürfnis, nach Hause zu gehen. In meine wunderschöne Komfortzone. Wann habe ich das letzte Mal etwas außerhalb meiner Komfortzone gemacht? Mir fällt nichts ein. Das ist bestimmt nicht gesund. Erfahrungen außerhalb unserer Komfortzone formen uns. Aber großartige Möglichkeiten gibt es momentan nicht. Ich habe mich für einen Business-Englisch-Sprachkurs angemeldet, so komme ich vielleicht wieder ein wenig aus meinem Schneckenhaus. Auch, wenn es mich Überwindung kostet.
Aber ich blicke nach vorne. Die Fortschritte in Deutschland sind zwar langsam, aber wenigstens sind sie dar. Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass das Deutschland, das die erste Welle so vorbildlich und elitär gemeistert hat, in der zweiten bzw. dritten Welle scheinbar planlos sein würde. Ich verstehe, dass es auch für Politiker eine extreme Ausnahmesituation ist. Ich möchte nicht an ihrer Stelle sein, denn egal ob sie sich für die Wirtschaft oder für den Gesundheitsschutz entscheiden, sie werden verbal attackiert. Aber vor allem die Impfstrategie lässt zu wünschen übrig. Wie kann es sein, dass der rettende Impfstoff aus Deutschland kommt und wir nicht einmal in den Top 20 Ländern, die am meisten impfen, sind?
Dieses Thema wäre ein Beitrag für sich, über das schon genügend andere ihre Meinung geäußert haben, also zurück zu mir. :D
Im Januar bin ich morgens des öfteren spazieren gegangen, habe Musik gehört und sie intensiv gefühlt und hab mit Ina per langer Sprachnachricht über alle möglichen Themen philosophiert. In Mitten all dieser Themen, von persönlichen bis zu politischen, hatte ich eine Erkenntnis. In manchen Situationen verhalte ich mich wie eine Regisseurin. Ich caste für Rollen in meinem Leben. Dabei geht es nicht um den Menschen selbst, sondern nur darum, ob er die Rolle übernimmt, damit ich meine Geschichte erzählen kann. Vielleicht hat es mit Erwartungen zu tun, vielleicht damit, dass ich unter der etwas harten Schale und der manchmal großen Klappe doch einen nicht ganz unerheblichen Sinn für Romantik habe. Vielleicht liegt es an der Art, wie Filme und Bücher das Thema Liebe und Beziehungen behandeln und der unterbewusste Druck, der damit einhergeht. Solche Filme schaut man schon in früher Kindheit an (ein klassischer Disneyfilm reicht ja), aber erst später versteht und hinterfragt man die Dynamiken. Das hat natürlich auch seinen Sinn, Kinder sollen möglichst unbeschwert aufwachsen. Aber inwiefern werden unsere Erwartungen davon unbemerkt beeinflusst?
Shallon nennt ein solches ?Problem? den ?Cocktail Party Moment?: Du triffst auf eine Person und siehst die Zukunft, bevor sie überhaupt ansatzweise begonnen hat. In dem Moment, in dem er sich lächelnd vorstellt, sieht du dich Monate später auf einer Cocktailparty. Du trägst ein schönes Kleid, er hat den Arm um deine Taille gelegt und ihr lacht mit einer Gruppe von Leuten. Eine Person aus dieser Gruppe fragt schließlich:?Wie habt ihr euch kennengelernt??
Hier kommt der unterbewusste Druck einer schönen Geschichte ins Spiel. Die wenigsten werden erzählen wollen:?Oh, er hat mir auf der Straße nachgepfiffen, was mir total geschmeichelt hat. Dann hatten wir eine Freundschaft Plus für zehn Monate und nach vier ernsten Gesprächen konnte ich ihn endlich davon überzeugen, dass eine Beziehung mit mir toll wäre und ich es wert bin? (kleine Notiz am Rande: Wenn du jemandem von deinem Wert überzeugen musst, ist die Person es nicht wert. Du alleine bestimmst deinen Wert).
In gewisser Weise schützt dieser Druck vielleicht auch mein Selbstwertgefühl.
Allerdings schaffe ich diese Momente und gebe Leuten die Möglichkeit, die Rolle zu erfüllen. Und in diesem Moment geht es überhaupt nicht um den Menschen selbst, um seine Persönlichkeit. Im Vordergrund steht die Geschichte, die ich schreibe.
Beispiel: Ich bin an einem schönen Ort, den ich romantisieren kann. Sei es ein schönes Café in der Stadt, ein Park, eine Kirche, eine Bibliothek oder eine Buchhandlung (Oh ja, die kann ich gut romantisieren), ein Museum, eine Kunstausstellung, ein Konzert, am Wasser oder eine ein altes Gebäude der Stadt. Ein solcher Ort ist ein schöner Schauplatz für eine tolle Geschichte. Innerlich öffne ich mich, gebe Menschen die Gelegenheit, die Rolle zu übernehmen. Äußerlich bin ich wohl ziemlich verschlossen. Mein resting bitch face spricht Bände, meistens höre ich Musik und schotte mich bewusst ab, da ich keine Lust auf eine Interaktion mit Menschen habe. Aber das Casting bleibt im Hinterkopf.
Wie schon gesagt, geht es dabei nicht ausschließlich um den Menschen selbst. Natürlich habe ich gewisse Grundvoraussetzungen, die erfüllt werden müssen, aber ich caste nicht die Rolle des tollsten Menschen, sondern die der schönsten Geschichte. Das kann auch daran liegen, dass ich gerade niemanden aktiv kennenlernen möchte. Ich suche keine Beziehung, keine männliche Aufmerksamkeit. Aber selbst dann: Sollte mein Fokus nicht darauf liegen, die tollsten Menschen in meinem Leben zu haben? Was Freundschaften angeht, liegt mein Fokus auch genau dort. Es gibt keine Drucksituation, alleine schon, weil die perfekte Kennenlerngeschichte im freundschaftlichen Sinne gesellschaftlich weniger thematisiert wird.
Es ist seltsam, dass ich unterbewusst so denke, obwohl ich gegenüber keiner Person in meinem Leben einen Druck verspüre, eine schöne Geschichte erzählen zu müssen. Das zählt für die Menschen in meinem Leben nicht.
Ich spüre auch keinen gesellschaftlichen Druck unbedingt in einer Beziehung sein zu müssen.
Warum beeinflusst es also mein Denken? Ist es der romantische Teil meiner Persönlichkeit oder meine Liebe für Kunst und dementsprechend für schöne Geschichten?
Ich schaffe bewusst Situationen für schöne Geschichten. Wenn meiner Ansicht nach keine schöne Situation vorliegt, schotte ich mich noch mehr ab, als ich es eh schon tue. Damit ja niemand auf die Idee kommt, mich anzusprechen.
Andererseits scheint es wohl nicht immer ausschließlich an der Situation zu liegen. Im Dezember letzten Jahres kam es auf meiner Joggingroute zu einem Autounfall. Es wurden keine Personen verletzt und auch der Sachschaden schien nicht erheblich zu sein. Es war schon ziemlich kalt draußen, weshalb ich mich aus rein praktischen Gründen ziemlich hässlich anzog. :D Knallorgangenes Stirnband inklusive. :D Was mir grundsätzlich egal ist, beim Joggen geht es nur um mich und meine Musik. Dann joggte ich an der Unfallstelle vorbei und hatte Augenkontakt mit einem sehr schnuckeligen Polizisten. Ich lief ganz normal weiter, aber in meinem Kopf sah ich, wie er mir nachlief, sich lächelnd vorstellte und wie wir Monate später auf einer Cocktailparty waren (alleine wegen der Pandemie war diese Fantasie absolut unrealistisch). Wenn er wirklich so gehandelt hätte, hätte alleine die Geschichte eine positive Wirkung darauf gehabt, wie ich ihn sehe. Ob er der tollste Mensch überhaupt ist, würde ich später herausfinden. Dabei sollte das doch an erster Stelle stehen.
Vielleicht will ich auch nicht ihn als Person, vielleicht will ich die Situation, weil sie spannend und aufregend ist und jeder Tag momentan mehr oder weniger der gleiche ist.
Ich will meinen Fokus darauf legen, tolle Menschen in meinem Leben zu haben. Ich will aufhören, bloße Rollen zu casten, um schöne Geschichten zu schreiben. Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich dabei vorgehe. Um das alles zu realisieren, tauchte ich für mehrere Tage ziemlich tief in meine Psyche ein und reflektierte alles.
Aus diesem Grund ist es vielleicht besser, wenn man nicht seinen Traummann kennen lernt. Wenn sich die Realität derart mit der Fantasie deckt, wie schwer ist es, davon wieder loszukommen? Aus diesem Grund möchte ich niemals jemanden im Kontext mit meinem Glauben kennenlernen. Es würde mir schwer fallen, alles rational zu sehen. Und inwieweit das gegen mich verwendet und ich manipuliert werden könnte, will ich gar nicht wissen. Ebenso wenig möchte ich eine Italiener kennenlernen. Irgendwo möchte ich es zwar schon, aber ich habe gemerkt, wie schnell ich positive Erinnerungen und Gefühle eines Landes mit den Charakterzügen einer Person vermische, wodurch sie ungerechtfertigt eine höhere Stellung in meinem Leben erhielt, als sie es rein rational sollte.
Ich will so reflektiert und wachsam durch das Leben gehen, dass ich mehr oder weniger kugelsicher gegen Verliebtheit bin. Nicht, weil ich das Verliebtsein kategorisch ablehne, aber die fehlende Rationalität und mögliche Manipulation, die damit einhergeht.
Ende Januar sah ich den Film ?Romy?, der mich sehr zum Nachdenken brachte. So sehr, dass ich fühlte, was sie gefühlt haben muss und darüber schrieb.
Szenen, in denen Paparazzi über Friedhofsmauern klettern und eine Beerdigung stören oder sich als Pfleger verkleidet in Krankenhäuser schleichen, um ein totes Kind zu fotografieren, das auf der Titelseite einer Boulevardzeitung landet, weckten den Gedanken in mir, dass die Welt vielleicht doch besser wird. Derartige Szenen könnte ich mir heute in Deutschland nicht vorstellen, ohne dass die verantwortlichen Personen einem hexenjagtähnlichen Boykott gegenüberstünden. Cancel Culture ist ein schwieriges Thema, kann aber eine positive und präventive Wirkung haben.
Während ich mich in meiner letzten extremen Lernphase in Fantasien aus längst vergangenen Zeiten und längst verstorbenen Personen verlor, blieb ich dieses Mal in den 2000er Jahren. Natürlich war alles immer noch jenseits von jeder Möglichkeit, aber die Flucht auf eine römische Bühne mit einem Mann, der mir schon vor Jahren den Verstand geraubt hatte, war eine willkommene Ablenkung.
Im Gegensatz zu meiner letzten Lernphase sprudelte ich nicht vor Kreativität. Vielleicht, weil ich nicht das Bedürfnis hatte zu eskapieren. Angesichts der Dauer und Intensität meines Lernens, war ich zuversichtlich, dass ich eine gute Leistung bringen würde. Natürlich gab es auch Momente, in denen ich mich überfordert fühlte. Aber ich verlor mich nicht komplett in anderen Zeiten mit anderen Menschen.
In den letzten Tagen vor meiner Klausur wünschte ich mich an einen anderen Ort. Ich sehnte mich nach Frieden und Ruhe. Endlose grün bewachsene Hügel, magische Naturschauspiele und keine Menschenseele weit und breit.
Ich sah mich in den frühen Morgenstunden auf der Veranda einer Hütte im Nirgendwo sitzen und meditieren. Für solche Erfahrungen würde ich sogar komplizierte Bedingungen und Kälte in Kauf nehmen.
Trotzdem muss alles in einem logischen Rahmen bleiben. Vielleicht kriege ich in einer Woche die Chance dazu. Wir werden sehen.
Da es mir nicht möglich ist, einfach wegzulaufen und mein Leben für drei Wochen hinter mir zu lassen, muss ich mich wohl oder übel wieder mit der Realität beschäftigen. Ich habe seit sieben Tagen nichts mehr für die Uni gemacht, obwohl einer meiner Jahresvorsätze war, dass ich jeden Tag mindestens vier Stunden lernen würde. Es fällt mir schwer, mich zu überwinden.
Außerdem muss ich mich wieder bei meinen Freunden melden. Der Lockdown führt dazu, dass ich mich schnell abschotte. Nicht, weil ich es unbedingt möchte. Aber es entzieht mir unglaublich viel Energie, Leuten zu antworten. In Extremlernphasen kurz vor Klausuren melde ich mich meistens gar nicht mehr. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die auf meine Antwort warten. Je weiter ich es nach hinten verschiebe, desto unangenehmer wird es.
Heute Abend habe ich ein Facetime-Date mit Lene, Ina und Vroni. Darauf freu ich mich schon sehr. Und das tut mir bestimmt auch gut.
Am Freitag nach meiner Klausur habe ich Franzi besucht. Ich habe ihre neue Wohnung zum ersten Mal gesehen. Es ist verrückt, dass Franzi und ich beide im selben Zeitraum in die Stadt gezogen sind und jetzt beide wieder weggezogen sind. Es gibt mir ein Gefühl von Familie, wenn sie wieder in der Nähe ist. Ihre Wohnung gefällt mir sehr gut. Franzi hat ihrem räumlichen Denken und ihrer Kreativität wieder freien Raum gelassen, weshalb die Wohnung sehr schön, stimmig und dennoch praktisch eingerichtet ist.
Wir haben uns beide vorher von einem Arzt testen lassen und das war mein erster Kontakt seit Oktober. Meine erste Umarmung. Ich freute mich so sehr, sie zu sehen. Ich weiß, dass ich ständig von Franzi schwärme, aber ich kann nicht anders. Sie. ist. so. ein. wahnsinnig. toller. Mensch. Sie war schon als Kind mein Vorbild und ist es immer noch. Sie ist so positiv, energiegeladen, offen, kommunikativ, furchtlos, großzügig, witzig, herzlich, logisch und praktisch veranlagt, unterstützend, unterhaltsam. Ich könnte mit der verrücktesten Idee überhaupt zu ihr kommen und sie würde es feiern (solange es gut für mich wäre - Drogenkonsum oder Ähnliches fände sie ganz und gar nicht gut) und alle Hebel in Bewegung setzen, um mich zu unterstützen. Mein ewiger Cheerleader. Ich bin so dankbar, dass sie in meinem Leben ist.
Im Januar, während meiner tiefgehenden Selbstreflexion, kam ich auch zu dem Ergebnis, dass ich viel zu reaktiv war. Wieder zog ich einen Vergleich zu Franzi. Sie ist sehr energiegeladen, nimmt alles in die Hand und ist aus diesem Grund auch so erfolgreich. Ihr Motto:?Man kann ja mit den Leuten reden?.
Und das tut sie. Dadurch kriegt sie alles, was sie sich vornimmt. Sei es ein krasser Job oder ein zweites Kuscheltier beim Budenschießen.
Ich hingegen bin eher reaktiv. Ich warte viel ab, lass Situationen auf mich zukommen und warte manchmal auf andere Zeiten, anstatt alles zu nehmen, was ich habe und die Zeiten anders zu machen. Ich bin zwar gut im Smalltalk und kann auch sympathisch wirken, bin aber im Endeffekt verschlossener und vorsichtiger als Franzi. Franzi geht in jede Lebenssituation mit der unerschütterlichen Ansicht, dass es schon klappen wird.
Ich gebe mein Bestes, positiv zu denken, habe im Hinterkopf aber immer einen Plan B, C und D für alle Fälle. Ich habe gerne die Kontrolle, weshalb ich mich auf jedes mögliche Szenario vorbereiten will. Franzi hat auch gerne die Kontrolle, sie hat aber so viel Vertrauen in sich selbst und in die Welt, dass sie mit der Einstellung durchs Leben geht, sie würde mit jeder Situation fertig und würde sogar noch das Beste daraus machen. Das ist, was ich sein will. Weniger Reaktion, mehr Aktion.
Auch hierbei bin ich mir noch nicht sicher, wie ich das Ganze umsetzen will.
Es fängt vermutlich mit positivem Denken an. Passend dazu habe ich vor ca. einem Monat ?The Secret? wieder angeschaut. Wie schon beim ersten Mal, hatte ich erneut das Gefühl, dass es mein Leben verändert. Und endlich erkannte ich auch, wieso meine Manifestation seit Januar letzten Jahres nicht mehr funktionierte.
Ich war zwar glücklich und habe positiv gedacht, aber ich habe es nicht gefühlt. Ich war nicht erfüllt von purem Glück. Ich war vor allem im letzten Jahr sehr dankbar, weil ich mir ständig vor Augen hielt, wie gesegnet ich mit meinem Leben bin. Aber es fühlte sich eher wie eine resignierte Dankbarkeit an, da ich ständig an all die Menschen dachte, denen es so viel schlechter ging als mir. So sehr wie letztes Jahr habe ich das Leid von anderen Menschen noch nie gespürt. Das belastete mich. Natürlich will ich vor den Problemen der Welt nicht die Augen verschließen. Stattdessen will ich Dankbarkeit so fühlen, dass es mich mit Glück und nicht mit Sorgen erfüllt. Das ist in Zeiten wie diesen, in denen die Zukunft so ungewiss ist, wie nie, auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber es ist eine Herausforderung, der ich mich stellen möchte. Ich selbst muss das Ruder meines Lebens in die Hand nehmen. Ich kann mich nicht einfach von der Strömung treiben lassen, wenn ich alles erreichen will, was ich mir vorgenommen habe.
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Dienstag, 5. Januar 2021
Everybody wants you but I don't like a gold rush
honigbienchen, 20:50h
https://www.youtube.com/watch?v=9pgSoGHXgAU&list=RD9pgSoGHXgAU&start_radio=1
~ I can't dare to dream about you anymore
Ich habe Anfang des Jahres angefangen, diese Serie zu schauen und hatte sie innerhalb von zwei Tagen fertig. Ich war mir sicher, dass sie "Dynasty" von meinem Thron stoßen würde, mittlerweile sehe ich es als Gleichstand an.
Aber ich liebe es. Ich liebe die Kostüme, die aufwändige Kulisse, die bunte Besetzung, die Filmmusik, die kleinen Details, alles ist pure Ästhetik.
Und ich habe eine absolute Schwäche für Ästhetik.
Ich beschäftige mich gerne mit geschichtlichen Personen und Ereignissen und natürlich war eine derartige Geschichte realitätsfern. Vielleicht bin ich dem Eskapismus mittlerweile so sehr verfallen, dass ich es deswegen noch mehr liebe.
Ich habe auch schon einige kritische Kommentare bezüglich der fehlenden Debatte über Rassismus, Vergewaltigung und Realitätsferne gelesen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich es bevorzuge, dass die unschönen Dinge romantisiert werden. In Zeiten wie diesen ist eine derartige Realitätsflucht für manche vielleicht noch notwendiger.
Die Serie beschäftigte mich so sehr, dass ich teilweise sogar nicht einschlafen konnte, weil ich sie Szenen immer und immer wieder in meinem Kopf abspielte. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine derartige Chemie zwischen zwei Hauptdarstellern gespürt habe. Es ist vermutlich der intensive Augenkontakt, der diese Schwingungen auf den Zuschauer überträgt.
Ich finde es auch toll, dass in einer übersexualisierten Welt Verlangen in Form von kleinen Berührungen, wie Fingerkuppen, die über den Rücken streichen, oder der Anblick eines muskulösen Armes dargestellt wird.
Trotz der empfundenen Euphorie habe ich versucht, die Geschichte rational zu betrachten. Dann gefiel sie mir schon weniger. Die pure Unschuld und liebenswerte Blauäugigkeit der Daphne wird sehr gut verkörpert, aber im Grunde genommen hätte sie etwas besseres verdient.
Jemanden mit gleichen Ansichten, was die Zukunft angeht.
Wie schrieb Antoine de Saint-Exupéry so schön: "Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern, dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt".
Man kann sich nicht nur in die Person verlieben, man muss sich auch in ihre Umstände und Lebensvorstellungen verlieben.
Simon ist zwar wahrlich ein stattlicher Mann, aber ziemlich melancholisch, schleppt Dämonen mit sich rum und hält mit aller Macht an den Ereignissen der Vergangenheit fest. Er sollte aufgrund seiner Lebenserfahrung eigentlich derjenige sein, der die Zügel in die Hand nimmt. Stattdessen macht Daphne die ganze emotionale Arbeit, während er sie in schwierigen Situationen im Stich lässt, sich distanziert und sie vor den Kopf stößt.
Das ist nicht meine Vorstellung von einer gesunden Beziehung, so leidenschaftlich sie auch sein mag.
Und wieder einmal ist es ein Abbild davon, dass Frauen Männer scheinbar ändern können. Können sie das? Oder eher: Sollten sie das überhaupt? Sollten Männer nicht - genau so wie alle anderen Menschen - ihre Probleme selbst lösen und sich erst dann in die Welt der Verabredungen begeben und dort ihre Vorstellungen klar kommunizieren? Warum sollte eine Frau, zu ihrem eigenen Unglück, die Rolle einer Therapeutin übernehmen, wenn andere dafür bezahlt werden?
Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht aufgrund meiner vergangen Erfahrungen auch ein wenig streng. Aber ich habe einfach keine Geduld für Männer mit psychischen Problemen, die in Selbstmitleid baden, anstatt sich Hilfe zu suchen.
Aus rationaler Sicht ist die Geschichte nicht besonders schön. Aber sieht man es mit verklärten Augen, um zu eskapieren, ist sie wirklich einnehmend.
Ich habe auf jeden Fall etwas mitgenommen:
1. Der gute alte Augenkontakt, den ich so gerne vermeide, ist sehr wichtig.
2. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass mein Wert nicht davon abhängt, ob oder wen ich heirate, sondern, dass ich meine eigenen Träume verwirklichen kann. Dank der Frauen, die sich jahrhundertelang dafür eingesetzt haben.
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Donnerstag, 31. Dezember 2020
2020
honigbienchen, 16:58h
Heute ist Silvester.
Einerseits fühle ich mich so, als wäre das Jahr nur so an mir vorbei gezogen. Andererseits kommt es mir viel länger vor.
Dieses Jahr war definitiv historisch.
Ich dachte, das politisch außergewöhnlichste, was ich jemals erleben würde, wäre der Brexit.
Obwohl ich in diesem Jahr vor allem bezüglich Selbstliebe ziemliche Schwierigkeiten hatte, war es - nach einer ausführlichen Reflexion - gar nicht so schlecht, wie ich dachte.
Ich habe auch einige meiner Vorsätze verwirklicht, obwohl ich sie gar nicht mehr so vor Augen hatte. Ich habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht, weniger auf sozialen Medien (seit Juli oder August war ich kein einziges Mal mehr auf Instagram und ich plane auch nicht, dorthin zurück zukehren. Warum soll ich meine Zeit damit verbringen, das Leben anderer zu beobachten, wenn ich in der Zwischenzeit mein eigenes Leben auf Vordermann bringen kann?). Ich habe Grenzen gezogen und diese auch kommuniziert. Ich habe mich auf mich selbst fokussiert, neue, tolle Leute getroffen und Freundschaften geschlossen, regelmäßig Sport gemacht, mich so gesund wie noch nie ernährt, an meiner Haltung und Flexibilität gearbeitet, mich selbst weitergebildet und mein emotionales Fluchtauto verbrannt. Ich bin in die Examensvorbereitung eingestiegen, habe eine sehr gute Präsentation im Januar gehalten und habe "Nein" zu Dingen/Menschen gesagt, die mich nicht erfüllen. Ich habe meine Haare ein ganzes Stück abgeschnitten, weniger Make-up und mehr Sonnencreme und seltener eine BH getragen. Ich habe eine Liste von Büchern gemacht, die ich lesen will und konnte bereits ein paar davon abhaken.
Dafür, dass dieses Jahr nicht so verlief, wie geplant, habe ich trotzdem einiges auf die Reihe bekommen. Und viel erlebt.
Ich ging mit hohen Erwartungen und großem Vertrauen in die Zukunft in das Jahr 2020. Nach einem absoluten Hoch, was mein Selbstwertgefühl und meine Selbstliebe angeht, musste ich zunächst einen kleinen Rückschlag einstecken. Wenn ich blute, würde er der letzte sein, der es erfährt. Ich wäre vielleicht nach Berlin gefahren. Aber ich danke Gott, dass er diese Tür verschlossen hat, die ich selbst hätte schließen müssen. Ich hielt trotz Nervosität eine tolle Präsentation, ging unter der Woche feiern und kam am nächsten Morgen mit einiges an Restalkohol zu spät zur Arbeit. Ich hatte trotz Melancholie viel Spaß in einer Karaokebar, traf tolle Leute aus den unterschiedlichsten Ländern und erhielt eine sehr gute Note auf meine Seminararbeit. Ich hatte fiebrige Träume und dachte einige Male an meine Nachfolgerin. Corona wurde mehr und mehr präsent; Macy war die erste meiner Freundinnen, die sich intensiv damit beschäftigte. Ich reflektierte viel, fühlte Seelenverwandtschaft und spürte die Musik. Mein Beschützerinstinkt ging mit mir durch, ich hatte Probleme damit, eine Fantasie gehen zu lassen und fühlte mich festgefahren. Ich rannte vor meiner Verantwortung weg, mein Ego war angekratzt und erkannte wiedereinmal die Macht der Körperhaltung. Ich las "Origin", was mich sehr zum Nachdenken brachte, "Hard to forget" passte so gut auf meine Situation und erkannte, dass meine Selbstliebe zur Priorität werden musste. Franzi baute mich stets auf, ich war ein letztes Mal feiern und bekam zum ersten Mal Angst vor Corona. Ich isolierte mich noch vor dem ersten Lockdown und fand währenddessen wieder zu mir selbst. Dieser hatte auch seine guten Seiten, ich verfiel in eskaperische Fantasien und musste wieder Arbeiten. Ich verlernte soziale Kompetenzen wie Smalltalk, malte und beschäftigte mich viel mit Kriminalität. Ich gestand mir ein, dass ich mich für nicht liebenswert hielt, lebte in der Vergangenheit und vermisste Paris. Ich war unsicher, hatte keine Lust auf Menschen und vermisste das süße Leben. Der Lockdown wurde aufgehoben, dennoch blieb ich vorsichtig. Ich wollte neue Erinnerungen schaffen, traf mich zum ersten Mal wieder mit Leuten und wurde von Glücksgefühlen durchströmt. Ich war eine gute Freundin, machte viel mit mir selbst aus. Mein Handy ging kaputt und ich genoss es, nicht erreichbar zu sein. Ich las "Der große Gatsby" erneut, der mich mehr mit sich riss, als beim ersten Mal. Ich war versucht nach Rom zu reisen, löschte Menschen wortwörtlich aus meinem Leben und schaffte so klare Verhältnisse. Ich erklärte es zu einem neuen Lebensabschnitt.
Ich erkannte, dass ich Menschen sehr lieben konnte, die nicht gut für mich waren, ging zum ersten Mal wieder in den Park und betrank mich dort mit Chris. Ich traf mich öfter mit Freunden im Park, philosophierte mit Franzi bis in die Dunkelheit auf meinem Balkon und erkannte, dass ich sehr hart zu mir selbst war. Ich fühlte mich ein wenig erwachsen, weil ich Geschmack an Oliven gefunden hatte, wurde von Folklore überrascht und lernte sehr viel für meine große Klausur, die ich im Oktober schrieb. Ich zog aus meiner Wohnung aus, raus aus der Stadt und hatte viele Dinge zu verarbeiten. Ich verabschiedete Ophélie, die Coronazahlen stiegen wieder und der zweite Lockdown kam. Ich hatte den Verdacht, infiziert zu sein, der sich aber glücklicherweise als unbegründet erwies. Ich lernte jemand kennen, der so anders war als ich und mir in meiner Festgefahrenheit wieder die Augen öffnete. Ich traf mich ein letztes Mal mit Fabi und Chris zum Filmeabend, bevor ich mich wieder völlig isolierte. Ich beschäftigte mich intensiv mit dem Thema Corona, was mich emotional sehr belastete und evermore überraschte mich. Ich dachte sehr viel nach, fing an, viel zu lernen und hinterfragte einiges. Dieses Weihnachten war ruhig und weniger weihnachtlich, aber es war mit allem, was ich brauchte. Mit allem, was zählt.
Januar: Clarity - Kim Petras, Blow it all - Kim Petras, Taylor Swift - Cruel summer
Feburar: Shanaia Twain - Aura Dione, White Fence - Sophia Scott, Told you so - Little Mix, Pretty’s on the inside - Chloe Adams, Hard to forget - Sam Hunt, Taylor Swift - Death by thousand cuts
März: Longer than I thougt - Loote, JoJo - Man, Dadju - Reine, Conan Gray - Wish you were sober
April: Gaslighter - the dixie Chicks, My truck - Breland feat. Sam Hunt
Mai: Quarterback - Kira Isabella, Ne reviens pas - Gradur
Juni: Tusa - Carol G feat. Nicki Minaj, Perro fiel - Shakira
Juli: 3 nights - Dominic Fike, Taylor Swift - Exile, My tears riccochet, illicit affairs, august
August: August - Taylor Swift
September: Dadju - Perdu, Blue Tacoma - Russell Dickerso
Oktober: Blue Tacoma - Russell Dickerson,
November: Singles you up - Jordan Davis
Dezember: willow - Taylor Swift, long story short - Taylor Swift
Ich habe viel gelernt.
Ich möchte ein Rätsel bleiben. Nicht mir, aber anderen. Niemand wird jemals alles über mich wissen, denn Information über mich, ist ein Privileg, das man sich erarbeiten muss.
Ich bin definitiv ein Landei.
Ich liebe die Stadt, aber in stressigen Zeiten schnürt sie mir die Luft ab.
Meine Freunde tragen zu meinem inneren Frieden und meinem Selbstbewusstsein bei. Durch ihre bloße Anwesenheit.
Ich kann jeden Tag jemand anderes sein, wenn ich will.
Mein größter Kritiker bin ich selbst. Aber sehr oft, bin ich viel zu streng mit mir.
Stattdessen sollte ich mit mir selbst reden, wie mit meiner besten Freundin: Ehrlich, aber liebe- und verständnisvoll.
Egal, wie schwierig manche Phasen im Jahre 2020 für mich waren: Ich komme stärker zurück, als ein Trend aus den Neunzigern.
Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Apathie.
Obwohl ich introvertiert bin, kann ich sehr gute Präsentationen halten.
Manifestation funktioniert wirklich, aber nur, wenn man mit sich selbst im Reinen ist und sich ausschließlich auf sich selbst konzentriert.
Emotionale Fluchtautos vermeidet man, indem man mit jedem Aspekt seines Lebens zufrieden ist.
Körperhaltung ist in jeder Situation entscheidend. Egal, wie schlecht ich mich fühlte, sobald ich meine Schultern zurückzog und mein Kinn ein wenig höher hob, als es mir angenehm war, wurde ich magnetisch.
Seelenverwandtschaft existiert. Ich spürte es zum ersten Mal, als ich Ophélie traf.
Lass dir nicht deinen Donner, dein Feuer und dein Temperament stehlen.
Die Geschichte schlägt immer Wellen. Es kann nicht konstant bergauf gehen.
Das hatte mir schon ein Führer in einem ehemaligen Gefängnis während meiner Klassenfahrt nach Berlin gesagt. Seit dem dachte ich darüber nach, mal mehr, mal weniger. Und ich fragte mich, wie das Tief wohl aussehen würde, wo wir gerade auf so einem Hoch waren.
Es ist gar nicht so leicht, ein emotionales Fluchtauto ziehen zu lassen, wenn man kurz darauf in einer Pandemie steckt.
Es ist als würde jemand auf Pause drücken. Die Erinnerungen gehen nur bis zum Zeitpunkt der Isolation. Weil ich vorerst keine neuen Erinnerungen schaffen konnte, hängte ich in Dauerschleife in den alten fest.
Es ist auch nicht leicht, eine Fantasie gehen zu lassen, wenn sie menschlich verkörpert ist und es nie einen richtigen Abschied gab.
Ich fühlte mich ziemlich schlecht, aber ich weiß, dass ich nach außen hin anders gewirkt habe. So als hätte ich noch die Kontrolle. Dass ich mein Gesicht gewahrt habe, ist alles, was zählt.
Ich bin keine Reha-Klinik für Männer mit psychischen Problemen. Mein Helfersyndrom muss im Zaum gehalten werden.
Wenn dich jemand will, wird er alles daran setzen, dich zu bekommen. Wenn nicht, will er dich nicht genug.
Ich bin ein Privileg, keine Option.
Wähle genau aus, welche Menschen du wirklich in deinem Leben haben willst und versperre dem Rest den Zugang.
Entweder man ist ganz in meinem Leben oder gar nicht.
Ich finde Frieden im Alleinsein. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Gesundheit ist das A und O.
Auch in Zeiten des medizinischen Fortschritts gibt es immer noch einige Krankheiten, die nicht heilbar sind und die jeden treffen können.
Sozialkompetenz kann man in einer Pandemie verlernen.
Nichts ist schwarz und weiß.
Nostalgie ist die gefährlichste Emotion. Dann erinnern wir uns die Vergangenheit besser als sie in der Realität war.
Der Gang in die Kirche ist essentiell für meinen inneren Frieden.
Ich kann das Verhalten anderer Menschen nicht kontrollieren. Ich kann nur meine Reaktion darauf kontrollieren. Ruhig und überlegen zu handeln ist wichtig.
Ich mache sehr viel mit mir alleine aus. Manchmal zu viel.
Ein glatter Bruch ist ein wahres Geschenk.
Rote Fahnen sollten dich zum Rennen bringen.
Mache Selbstliebe zu deiner Priorität.
Umgebe dich mit Menschen, die dich vorwärts bringen und inspirieren.
Der Person, die dir am meisten Frieden gibt, solltest du am meisten Zeit schenken. In diesem Fall bin das ich selbst.
Extreme Zeiten führen zu extremer Kreativität.
Ich führe ein gesegnetes und überprivilegiertes Leben und dafür bin ich sehr dankbar.
Vorerst wird 2021 wohl zu keinen großen Veränderungen führen. Ich habe nach wie vor Angst vor den Fallzahlen der ersten Januarwochen. Ich hoffe einfach, dass der Sommer wieder normaler wird und wir dank des Impfstoffs wieder ein wenig Freiheit zurückbekommen.
Ich habe mir einige Vorsätze für 2021 aufgeschrieben; viele davon haben mit der Uni zu tun. Und ich spürte bereits in den letzten Tagen von 2020, dass mich ein strukturiertes und hartes Arbeiten auf eine andere Art und Weise erfüllt. Auf eine solche, die emotionale Fluchtautos nicht einmal anhält.
Ich bin immer noch nicht kugelsicher, was den Bereich der Romantik angeht. Es gibt ein paar Baustellen, die ich beheben muss, wenn ich verhindern will, dass sie gegen mich verwendet werden. Genau das werde ich dieses Jahr tun.
Meine oberste Priorität ist es, dass meine Liebsten und ich gesund bleiben. Alles andere ist zweitrangig.
Dieses Jahr werde ich wohl nicht um punkt zwölf "Ich liebe mich" in den Himmel schreien, wie ich es die letzten fünf Jahre tat. Es wird bei einem kleinen, geflüsterten "Je m'aime" bleiben, während ich mit dem Sektglas in der Hand am Fenster stehe und teils kritisch, teils fasziniert das Feuerwerk ansehe.
Einerseits fühle ich mich so, als wäre das Jahr nur so an mir vorbei gezogen. Andererseits kommt es mir viel länger vor.
Dieses Jahr war definitiv historisch.
Ich dachte, das politisch außergewöhnlichste, was ich jemals erleben würde, wäre der Brexit.
Obwohl ich in diesem Jahr vor allem bezüglich Selbstliebe ziemliche Schwierigkeiten hatte, war es - nach einer ausführlichen Reflexion - gar nicht so schlecht, wie ich dachte.
Ich habe auch einige meiner Vorsätze verwirklicht, obwohl ich sie gar nicht mehr so vor Augen hatte. Ich habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht, weniger auf sozialen Medien (seit Juli oder August war ich kein einziges Mal mehr auf Instagram und ich plane auch nicht, dorthin zurück zukehren. Warum soll ich meine Zeit damit verbringen, das Leben anderer zu beobachten, wenn ich in der Zwischenzeit mein eigenes Leben auf Vordermann bringen kann?). Ich habe Grenzen gezogen und diese auch kommuniziert. Ich habe mich auf mich selbst fokussiert, neue, tolle Leute getroffen und Freundschaften geschlossen, regelmäßig Sport gemacht, mich so gesund wie noch nie ernährt, an meiner Haltung und Flexibilität gearbeitet, mich selbst weitergebildet und mein emotionales Fluchtauto verbrannt. Ich bin in die Examensvorbereitung eingestiegen, habe eine sehr gute Präsentation im Januar gehalten und habe "Nein" zu Dingen/Menschen gesagt, die mich nicht erfüllen. Ich habe meine Haare ein ganzes Stück abgeschnitten, weniger Make-up und mehr Sonnencreme und seltener eine BH getragen. Ich habe eine Liste von Büchern gemacht, die ich lesen will und konnte bereits ein paar davon abhaken.
Dafür, dass dieses Jahr nicht so verlief, wie geplant, habe ich trotzdem einiges auf die Reihe bekommen. Und viel erlebt.
Ich ging mit hohen Erwartungen und großem Vertrauen in die Zukunft in das Jahr 2020. Nach einem absoluten Hoch, was mein Selbstwertgefühl und meine Selbstliebe angeht, musste ich zunächst einen kleinen Rückschlag einstecken. Wenn ich blute, würde er der letzte sein, der es erfährt. Ich wäre vielleicht nach Berlin gefahren. Aber ich danke Gott, dass er diese Tür verschlossen hat, die ich selbst hätte schließen müssen. Ich hielt trotz Nervosität eine tolle Präsentation, ging unter der Woche feiern und kam am nächsten Morgen mit einiges an Restalkohol zu spät zur Arbeit. Ich hatte trotz Melancholie viel Spaß in einer Karaokebar, traf tolle Leute aus den unterschiedlichsten Ländern und erhielt eine sehr gute Note auf meine Seminararbeit. Ich hatte fiebrige Träume und dachte einige Male an meine Nachfolgerin. Corona wurde mehr und mehr präsent; Macy war die erste meiner Freundinnen, die sich intensiv damit beschäftigte. Ich reflektierte viel, fühlte Seelenverwandtschaft und spürte die Musik. Mein Beschützerinstinkt ging mit mir durch, ich hatte Probleme damit, eine Fantasie gehen zu lassen und fühlte mich festgefahren. Ich rannte vor meiner Verantwortung weg, mein Ego war angekratzt und erkannte wiedereinmal die Macht der Körperhaltung. Ich las "Origin", was mich sehr zum Nachdenken brachte, "Hard to forget" passte so gut auf meine Situation und erkannte, dass meine Selbstliebe zur Priorität werden musste. Franzi baute mich stets auf, ich war ein letztes Mal feiern und bekam zum ersten Mal Angst vor Corona. Ich isolierte mich noch vor dem ersten Lockdown und fand währenddessen wieder zu mir selbst. Dieser hatte auch seine guten Seiten, ich verfiel in eskaperische Fantasien und musste wieder Arbeiten. Ich verlernte soziale Kompetenzen wie Smalltalk, malte und beschäftigte mich viel mit Kriminalität. Ich gestand mir ein, dass ich mich für nicht liebenswert hielt, lebte in der Vergangenheit und vermisste Paris. Ich war unsicher, hatte keine Lust auf Menschen und vermisste das süße Leben. Der Lockdown wurde aufgehoben, dennoch blieb ich vorsichtig. Ich wollte neue Erinnerungen schaffen, traf mich zum ersten Mal wieder mit Leuten und wurde von Glücksgefühlen durchströmt. Ich war eine gute Freundin, machte viel mit mir selbst aus. Mein Handy ging kaputt und ich genoss es, nicht erreichbar zu sein. Ich las "Der große Gatsby" erneut, der mich mehr mit sich riss, als beim ersten Mal. Ich war versucht nach Rom zu reisen, löschte Menschen wortwörtlich aus meinem Leben und schaffte so klare Verhältnisse. Ich erklärte es zu einem neuen Lebensabschnitt.
Ich erkannte, dass ich Menschen sehr lieben konnte, die nicht gut für mich waren, ging zum ersten Mal wieder in den Park und betrank mich dort mit Chris. Ich traf mich öfter mit Freunden im Park, philosophierte mit Franzi bis in die Dunkelheit auf meinem Balkon und erkannte, dass ich sehr hart zu mir selbst war. Ich fühlte mich ein wenig erwachsen, weil ich Geschmack an Oliven gefunden hatte, wurde von Folklore überrascht und lernte sehr viel für meine große Klausur, die ich im Oktober schrieb. Ich zog aus meiner Wohnung aus, raus aus der Stadt und hatte viele Dinge zu verarbeiten. Ich verabschiedete Ophélie, die Coronazahlen stiegen wieder und der zweite Lockdown kam. Ich hatte den Verdacht, infiziert zu sein, der sich aber glücklicherweise als unbegründet erwies. Ich lernte jemand kennen, der so anders war als ich und mir in meiner Festgefahrenheit wieder die Augen öffnete. Ich traf mich ein letztes Mal mit Fabi und Chris zum Filmeabend, bevor ich mich wieder völlig isolierte. Ich beschäftigte mich intensiv mit dem Thema Corona, was mich emotional sehr belastete und evermore überraschte mich. Ich dachte sehr viel nach, fing an, viel zu lernen und hinterfragte einiges. Dieses Weihnachten war ruhig und weniger weihnachtlich, aber es war mit allem, was ich brauchte. Mit allem, was zählt.
Januar: Clarity - Kim Petras, Blow it all - Kim Petras, Taylor Swift - Cruel summer
Feburar: Shanaia Twain - Aura Dione, White Fence - Sophia Scott, Told you so - Little Mix, Pretty’s on the inside - Chloe Adams, Hard to forget - Sam Hunt, Taylor Swift - Death by thousand cuts
März: Longer than I thougt - Loote, JoJo - Man, Dadju - Reine, Conan Gray - Wish you were sober
April: Gaslighter - the dixie Chicks, My truck - Breland feat. Sam Hunt
Mai: Quarterback - Kira Isabella, Ne reviens pas - Gradur
Juni: Tusa - Carol G feat. Nicki Minaj, Perro fiel - Shakira
Juli: 3 nights - Dominic Fike, Taylor Swift - Exile, My tears riccochet, illicit affairs, august
August: August - Taylor Swift
September: Dadju - Perdu, Blue Tacoma - Russell Dickerso
Oktober: Blue Tacoma - Russell Dickerson,
November: Singles you up - Jordan Davis
Dezember: willow - Taylor Swift, long story short - Taylor Swift
Ich habe viel gelernt.
Ich möchte ein Rätsel bleiben. Nicht mir, aber anderen. Niemand wird jemals alles über mich wissen, denn Information über mich, ist ein Privileg, das man sich erarbeiten muss.
Ich bin definitiv ein Landei.
Ich liebe die Stadt, aber in stressigen Zeiten schnürt sie mir die Luft ab.
Meine Freunde tragen zu meinem inneren Frieden und meinem Selbstbewusstsein bei. Durch ihre bloße Anwesenheit.
Ich kann jeden Tag jemand anderes sein, wenn ich will.
Mein größter Kritiker bin ich selbst. Aber sehr oft, bin ich viel zu streng mit mir.
Stattdessen sollte ich mit mir selbst reden, wie mit meiner besten Freundin: Ehrlich, aber liebe- und verständnisvoll.
Egal, wie schwierig manche Phasen im Jahre 2020 für mich waren: Ich komme stärker zurück, als ein Trend aus den Neunzigern.
Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Apathie.
Obwohl ich introvertiert bin, kann ich sehr gute Präsentationen halten.
Manifestation funktioniert wirklich, aber nur, wenn man mit sich selbst im Reinen ist und sich ausschließlich auf sich selbst konzentriert.
Emotionale Fluchtautos vermeidet man, indem man mit jedem Aspekt seines Lebens zufrieden ist.
Körperhaltung ist in jeder Situation entscheidend. Egal, wie schlecht ich mich fühlte, sobald ich meine Schultern zurückzog und mein Kinn ein wenig höher hob, als es mir angenehm war, wurde ich magnetisch.
Seelenverwandtschaft existiert. Ich spürte es zum ersten Mal, als ich Ophélie traf.
Lass dir nicht deinen Donner, dein Feuer und dein Temperament stehlen.
Die Geschichte schlägt immer Wellen. Es kann nicht konstant bergauf gehen.
Das hatte mir schon ein Führer in einem ehemaligen Gefängnis während meiner Klassenfahrt nach Berlin gesagt. Seit dem dachte ich darüber nach, mal mehr, mal weniger. Und ich fragte mich, wie das Tief wohl aussehen würde, wo wir gerade auf so einem Hoch waren.
Es ist gar nicht so leicht, ein emotionales Fluchtauto ziehen zu lassen, wenn man kurz darauf in einer Pandemie steckt.
Es ist als würde jemand auf Pause drücken. Die Erinnerungen gehen nur bis zum Zeitpunkt der Isolation. Weil ich vorerst keine neuen Erinnerungen schaffen konnte, hängte ich in Dauerschleife in den alten fest.
Es ist auch nicht leicht, eine Fantasie gehen zu lassen, wenn sie menschlich verkörpert ist und es nie einen richtigen Abschied gab.
Ich fühlte mich ziemlich schlecht, aber ich weiß, dass ich nach außen hin anders gewirkt habe. So als hätte ich noch die Kontrolle. Dass ich mein Gesicht gewahrt habe, ist alles, was zählt.
Ich bin keine Reha-Klinik für Männer mit psychischen Problemen. Mein Helfersyndrom muss im Zaum gehalten werden.
Wenn dich jemand will, wird er alles daran setzen, dich zu bekommen. Wenn nicht, will er dich nicht genug.
Ich bin ein Privileg, keine Option.
Wähle genau aus, welche Menschen du wirklich in deinem Leben haben willst und versperre dem Rest den Zugang.
Entweder man ist ganz in meinem Leben oder gar nicht.
Ich finde Frieden im Alleinsein. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Gesundheit ist das A und O.
Auch in Zeiten des medizinischen Fortschritts gibt es immer noch einige Krankheiten, die nicht heilbar sind und die jeden treffen können.
Sozialkompetenz kann man in einer Pandemie verlernen.
Nichts ist schwarz und weiß.
Nostalgie ist die gefährlichste Emotion. Dann erinnern wir uns die Vergangenheit besser als sie in der Realität war.
Der Gang in die Kirche ist essentiell für meinen inneren Frieden.
Ich kann das Verhalten anderer Menschen nicht kontrollieren. Ich kann nur meine Reaktion darauf kontrollieren. Ruhig und überlegen zu handeln ist wichtig.
Ich mache sehr viel mit mir alleine aus. Manchmal zu viel.
Ein glatter Bruch ist ein wahres Geschenk.
Rote Fahnen sollten dich zum Rennen bringen.
Mache Selbstliebe zu deiner Priorität.
Umgebe dich mit Menschen, die dich vorwärts bringen und inspirieren.
Der Person, die dir am meisten Frieden gibt, solltest du am meisten Zeit schenken. In diesem Fall bin das ich selbst.
Extreme Zeiten führen zu extremer Kreativität.
Ich führe ein gesegnetes und überprivilegiertes Leben und dafür bin ich sehr dankbar.
Vorerst wird 2021 wohl zu keinen großen Veränderungen führen. Ich habe nach wie vor Angst vor den Fallzahlen der ersten Januarwochen. Ich hoffe einfach, dass der Sommer wieder normaler wird und wir dank des Impfstoffs wieder ein wenig Freiheit zurückbekommen.
Ich habe mir einige Vorsätze für 2021 aufgeschrieben; viele davon haben mit der Uni zu tun. Und ich spürte bereits in den letzten Tagen von 2020, dass mich ein strukturiertes und hartes Arbeiten auf eine andere Art und Weise erfüllt. Auf eine solche, die emotionale Fluchtautos nicht einmal anhält.
Ich bin immer noch nicht kugelsicher, was den Bereich der Romantik angeht. Es gibt ein paar Baustellen, die ich beheben muss, wenn ich verhindern will, dass sie gegen mich verwendet werden. Genau das werde ich dieses Jahr tun.
Meine oberste Priorität ist es, dass meine Liebsten und ich gesund bleiben. Alles andere ist zweitrangig.
Dieses Jahr werde ich wohl nicht um punkt zwölf "Ich liebe mich" in den Himmel schreien, wie ich es die letzten fünf Jahre tat. Es wird bei einem kleinen, geflüsterten "Je m'aime" bleiben, während ich mit dem Sektglas in der Hand am Fenster stehe und teils kritisch, teils fasziniert das Feuerwerk ansehe.
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Donnerstag, 24. Dezember 2020
I can't stop you putting roots in my dreamland
honigbienchen, 00:35h
Morgen ist Weihnachten.
Obwohl ich es versucht und es anfangs auch ganz gut geklappt hat, bin ich so wenig in Weihnachtsstimmung wie noch nie.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die ich seit Oktober treffe, hab ich zur Sicherheit heute einen Corona-Schnelltest gemacht. Glücklicherweise war er negativ. Es entlastete mich ein wenig, aber die große Erleichterung blieb aus.
Einerseits fühle ich mich so von Liebe und Dankbarkeit erfüllt.
Andererseits empfinde ich eine unerklärliche Einsamkeit. Was sehr untypisch für mich ist. Ich fühle mich sehr selten einsam, weil ich gerne alleine bin.
Vielleicht ist es auch nicht Einsamkeit, die ich empfinde. Vielleicht ist es Nostalgie oder die Sehnsucht nach Erlebnissen. Das Verlangen danach, meine Jugend auszuleben.
Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf.
Ich hatte Hoffnung, dass es im Frühjahr bergauf geht. Aber machen diese ganzen Mutationen die Situation noch schlimmer?
Wie finde ich einen Mittelweg zwischen ein aufgeschlossener Mensch mit einem großen Herzen und ein überlegter Mensch, der sich selbst schützt zu sein?
Wie kann ich von anderen erwarten, herzlich zu sein, wenn ich selbst verschlossen und kühl bin?
Ich bin sensibel, aber noch nie habe ich den Schmerz anderer Menschen so intensiv gefühlt, wie in diesem Jahr. Empathie ist an sich eine gute Eigenschaft, aber sie führt dazu, dass mich viele Dinge belasten. Dinge, die nicht in meiner Macht liegen.
Hoffnung ist vielleicht die stärkste, aber gerade jetzt die wichtigste Emotion.
Wenn ich nicht positiv denke, wie kann ich auf einen guten Ausgang hoffen?
Der Glaube manifestiert.
Warum fang ich also nicht wieder aktiv damit an?
Weil ich nicht weiß, wohin mein Leben geht?
Bzw weil ich weiß, dass es im nächsten Jahr nicht besonders aufregend wird, dank der Examensvorbereitung und Corona?
Aber wie kann ich das überhaupt wissen?
Obwohl ich es versucht und es anfangs auch ganz gut geklappt hat, bin ich so wenig in Weihnachtsstimmung wie noch nie.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die ich seit Oktober treffe, hab ich zur Sicherheit heute einen Corona-Schnelltest gemacht. Glücklicherweise war er negativ. Es entlastete mich ein wenig, aber die große Erleichterung blieb aus.
Einerseits fühle ich mich so von Liebe und Dankbarkeit erfüllt.
Andererseits empfinde ich eine unerklärliche Einsamkeit. Was sehr untypisch für mich ist. Ich fühle mich sehr selten einsam, weil ich gerne alleine bin.
Vielleicht ist es auch nicht Einsamkeit, die ich empfinde. Vielleicht ist es Nostalgie oder die Sehnsucht nach Erlebnissen. Das Verlangen danach, meine Jugend auszuleben.
Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf.
Ich hatte Hoffnung, dass es im Frühjahr bergauf geht. Aber machen diese ganzen Mutationen die Situation noch schlimmer?
Wie finde ich einen Mittelweg zwischen ein aufgeschlossener Mensch mit einem großen Herzen und ein überlegter Mensch, der sich selbst schützt zu sein?
Wie kann ich von anderen erwarten, herzlich zu sein, wenn ich selbst verschlossen und kühl bin?
Ich bin sensibel, aber noch nie habe ich den Schmerz anderer Menschen so intensiv gefühlt, wie in diesem Jahr. Empathie ist an sich eine gute Eigenschaft, aber sie führt dazu, dass mich viele Dinge belasten. Dinge, die nicht in meiner Macht liegen.
Hoffnung ist vielleicht die stärkste, aber gerade jetzt die wichtigste Emotion.
Wenn ich nicht positiv denke, wie kann ich auf einen guten Ausgang hoffen?
Der Glaube manifestiert.
Warum fang ich also nicht wieder aktiv damit an?
Weil ich nicht weiß, wohin mein Leben geht?
Bzw weil ich weiß, dass es im nächsten Jahr nicht besonders aufregend wird, dank der Examensvorbereitung und Corona?
Aber wie kann ich das überhaupt wissen?
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Mittwoch, 16. Dezember 2020
I know my love should be celebrated, but you tolerate it
honigbienchen, 22:06h
Der erste Tag des zweiten Lockdowns.
Ich fühlte mich eigentlich ganz gut. Ich habe viel gelernt, danach Zimtschnecken gebacken.
Der neue Höchststand der Toten schockierte mich. Fast tausend Menschen an einem Tag. Während ich mich seit zwei Monaten mehr oder weniger komplett isoliere, sehe ich dennoch Menschen, die sich treffen, die von Haustüre zu Haustüre gehen, ohne Masken, ohne Mindestabstand. Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Menschen, die dazu beitragen, dass die Infektionszahlen nicht sinken.
Ich verstehe ihre Beweggründe nicht. Ich fühle mich so machtlos und gleichzeitig könnte ich vor Wut rasen.
Wo ist die Vernunft der Menschen?
Es ist für alle eine beschissene Situation, aber wo bleibt das gesellschaftliche Kollektivbewusstsein? Ist es purer Egoismus oder die Überzeugung, man wird es schon nicht bekommen?
Beim Abendessen musste ich mich zusammen reißen, um nicht loszuheulen, einerseits vor Wut, andererseits vor Angst. Die Angst überwiegt.
Ich mache mir auch viele Gedanken über die psychischen Folgen der momentanen Situation. Gerade fühle ich mich gefangen. Werde ich später, wenn Corona nur noch ein Kapitel in der Geschichte ist, mich ähnlich fühlen? Wenn mich jemand emotional in die Ecke drängt, gehe ich eh auf Angriff. Wird sich das verstärken?
Ich hoffe einfach nur so sehr, dass die Zahlen runtergehen, die Kliniken entlastet werden und meine Liebsten gesund bleiben.
Ich fühlte mich eigentlich ganz gut. Ich habe viel gelernt, danach Zimtschnecken gebacken.
Der neue Höchststand der Toten schockierte mich. Fast tausend Menschen an einem Tag. Während ich mich seit zwei Monaten mehr oder weniger komplett isoliere, sehe ich dennoch Menschen, die sich treffen, die von Haustüre zu Haustüre gehen, ohne Masken, ohne Mindestabstand. Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Menschen, die dazu beitragen, dass die Infektionszahlen nicht sinken.
Ich verstehe ihre Beweggründe nicht. Ich fühle mich so machtlos und gleichzeitig könnte ich vor Wut rasen.
Wo ist die Vernunft der Menschen?
Es ist für alle eine beschissene Situation, aber wo bleibt das gesellschaftliche Kollektivbewusstsein? Ist es purer Egoismus oder die Überzeugung, man wird es schon nicht bekommen?
Beim Abendessen musste ich mich zusammen reißen, um nicht loszuheulen, einerseits vor Wut, andererseits vor Angst. Die Angst überwiegt.
Ich mache mir auch viele Gedanken über die psychischen Folgen der momentanen Situation. Gerade fühle ich mich gefangen. Werde ich später, wenn Corona nur noch ein Kapitel in der Geschichte ist, mich ähnlich fühlen? Wenn mich jemand emotional in die Ecke drängt, gehe ich eh auf Angriff. Wird sich das verstärken?
Ich hoffe einfach nur so sehr, dass die Zahlen runtergehen, die Kliniken entlastet werden und meine Liebsten gesund bleiben.
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Montag, 14. Dezember 2020
Heureux de tout cœur
honigbienchen, 22:33h
Tu ne sauras jamais comment ça ce sent d'être heureux de tout cœur.
Nach einem anstrengenden Lerntag höre ich gerade "evermore" und schaue alte Fotos von Lene und mir für ihr Geburtstagsgeschenk durch. Ganz nebenbei dachte ich dabei an den ewig melancholischen Pietro und dachte: Du wirst wahrscheinlich nie wissen, wie es ist, wenn dein Herz von purem Glück erfüllt ist. Ich weiß es.
Warum also sollte ich diesem emotionalen Fluchtwagen weiterhin nachblicken?
Nach einem anstrengenden Lerntag höre ich gerade "evermore" und schaue alte Fotos von Lene und mir für ihr Geburtstagsgeschenk durch. Ganz nebenbei dachte ich dabei an den ewig melancholischen Pietro und dachte: Du wirst wahrscheinlich nie wissen, wie es ist, wenn dein Herz von purem Glück erfüllt ist. Ich weiß es.
Warum also sollte ich diesem emotionalen Fluchtwagen weiterhin nachblicken?
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Donnerstag, 10. Dezember 2020
Evermore
honigbienchen, 18:33h
Ich bin ebenso überrascht wie letztes Mal.
Mit einem neuen Album habe ich gar nicht gerechnet.
Und erst recht nicht mit einem, das dem selben Genre angehört.
Ich hätte mir so sehr ein Rock-Album gewünscht, aber das passt wohl gerade nicht in diese Zeit.
Es hat ein wenig gedauert, bis ich mit Folklore warm wurde, aber mittlerweile versteh ich die Metaphern. Besonders Exile, Betty, August und the Lakes haben es mir angetan.
Exile und the Lakes befeuern meine Fantasien.
Ich bin gespannt, wie es mir gefallen wird.
Verrückt, dass es genau so heißt, wie mein ehemaliges Lieblingsbuch als ich 14/15 Jahre alt war. Und wie das Lied aus die Schöne und das Biest, das ich so gerne mag.
Das Album soll anscheinend eine Aufmunterung für die kommenden Wochen sein.
Ich befinde mich mental nicht in meiner besten Verfassung, deswegen kommt es mir sehr gelegen.
Ich könnte mir vorstellen, dass mir champagne problems, gold rush, happiness, dorothea, long story short, evermore und right where you left me gefallen könnten. Auf no body, no crime bin ich sehr gespannt.
Mit einem neuen Album habe ich gar nicht gerechnet.
Und erst recht nicht mit einem, das dem selben Genre angehört.
Ich hätte mir so sehr ein Rock-Album gewünscht, aber das passt wohl gerade nicht in diese Zeit.
Es hat ein wenig gedauert, bis ich mit Folklore warm wurde, aber mittlerweile versteh ich die Metaphern. Besonders Exile, Betty, August und the Lakes haben es mir angetan.
Exile und the Lakes befeuern meine Fantasien.
Ich bin gespannt, wie es mir gefallen wird.
Verrückt, dass es genau so heißt, wie mein ehemaliges Lieblingsbuch als ich 14/15 Jahre alt war. Und wie das Lied aus die Schöne und das Biest, das ich so gerne mag.
Das Album soll anscheinend eine Aufmunterung für die kommenden Wochen sein.
Ich befinde mich mental nicht in meiner besten Verfassung, deswegen kommt es mir sehr gelegen.
Ich könnte mir vorstellen, dass mir champagne problems, gold rush, happiness, dorothea, long story short, evermore und right where you left me gefallen könnten. Auf no body, no crime bin ich sehr gespannt.
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Freitag, 30. Oktober 2020
Je t'aimerais toujours, je ne t'oublierais jamais, femme de ma vie
honigbienchen, 22:41h
Der zweite Lockdown.
Obwohl ich mir der zweiten Welle schon im Frühjahr bewusst war, habe ich dennoch nicht mit diesem Ausmaß gerechnet.
Ich treffe mich schon seit einigen Wochen nicht mehr mit Leuten, weil die Zahlen einfach unaufhörlich steigen und ich jedes Risiko vermeiden möchte. Ich bin mir meiner Einzelverantwortung für die Gemeinschaft bewusst.
Dennoch befinde ich mich in einem Risikogebiet.
Dennoch muss ich ein Mal pro Woche zur Arbeit fahren. Egal um welche Zeit ich fahre, die öffentlichen Verkehrsmittel sind immer gut besetzt. Ich versuche trotzdem so gut es geht, Abstand zu halten und nichts anzufassen. Meine Corona-Warn-App ist an, sobald ich mich auf den Weg in die Stadt mache.
Dennoch habe ich Symptome, die unter Umständen auf eine Infektion mit dem Corona-Virus zurückzuführen sein könnten. Zugegeben, es ist ein bisschen weit hergeholt. Aber ich bin ein sehr paranoider Mensch und in Mitten der zweiten Welle ist die Wahrscheinlichkeit nicht mehr so gering, dass ich mich täusche. Meine leichten Halsschmerzen kommen wahrscheinlich daher, dass ich vergangene Nacht mit offenem Fenster geschlafen habe. Die Kopfschmerzen kann ich mir nicht wirklich erklären (außer einem möglichem Calciummangel), zudem ich heute an der frischen Luft war. Allzu stark oder ungewöhnlich sind sie aber auch nicht. Allerdings habe ich mir beim Abendessen eingebildet, dass mein Geschmackssinn ein wenig vermindert wäre.
Ansonsten geht es mir gut. Heute Nachmittag fühlte ich mich ein wenig erschöpft, aber nachdem ich eine Stunde lang geschlafen hatte, ging es wieder. Mein Geruchssinn funktioniert sehr gut, ich habe weder Gliederschmerzen noch Husten.
Um sicher zu gehen, habe ich beschlossen, mich testen zu lassen. Ich hoffe natürlich, dass ich mich nicht infiziert habe. Ich wäre ehrlich gesagt sauer, wenn der Test positiv wäre. Ich bin sehr vorsichtig, ernähre mich gesund und mache regelmäßig Sport und Wechselduschen. Mein Immunsystem sollte in Top Form sein. Wir werden sehen.
Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten.
Ich verbringe die meiste Zeit mit Unisachen, auch wenn das Lernen eher schleppend voran geht.
Ich habe eine Lernpartnerin, Michella, die mich wieder ein wenig auf den Boden zurückgeholt hat. Sie ist ganz anders als ich, aber dennoch verstehen wir uns so gut. In letzter Zeit bin ich ein wenig engstirnig geworden. Ich weiß ziemlich genau, was ich will und ich bin nicht besonders kompromissbereit. Ich wähle genau aus, wer in meinem Leben ist. Michella kommt aus Berlin, ist auch ein wenig alternativ und hört gerne Techno. Berlin und ich sind nie warm geworden, was aber auch an meiner damaligen Verfassung liegt. Mit Techno kann ich gar nichts anfangen und ich muss zugeben, dass ich gewisse Vorurteile gegenüber Leuten habe, die Techno hören. Ich hab vor ein paar Jahren ganz gute Einblicke in die Szene bekommen und wirklich jeder, den ich kennengelernt habe, nahm Drogen, war arbeitsfaul und ging unmotiviert und orientierungslos durchs Leben. Damit kann ich absolut nichts anfangen. Eine solche Lebenseinstellung spiegelt auch die Werte, die ein Mensch hat. Mir war natürlich bewusst, dass es auch andere Leute aus dieser Szene gab, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich jemanden aus der Berliner Technoszene so sympathisch finden würde. Sie ist so anders als die Leute aus dieser Stadt. Keine Spur von Arroganz, Überheblichkeit oder Kühle.
Sie führte mir auch wieder vor Augen, dass ich eigentlich gar nicht so engstirnig war. Ich liebte es eigentlich, neue, unterschiedliche und interessante Menschen kennen zulernen.
Genau solche Begegnungen brauche ich, um nach einiger Zeit, die ich mit meinen (teilweise sehr kritischen) Gedanken verbringe, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen.
Vor ein paar Wochen habe ich mich mit Chris und Fabi zu einem Filmeabend getroffen. Eigentlich sollten Ina und Vroni auch dabei sein, die beiden hatten aber keine Zeit. Ich war so froh, dass wenigstens Fabi dabei war. Ich habe keine Ahnung, was passiert wäre, wenn Chris und ich alleine gewesen wäre. Nicht, dass ich es darauf angelegt hätte, im Gegenteil. Aber ss ist neun Monate her, dass ich überhaupt jemanden geküsst hatte und ich bin biologisch gesehen im Höhepunkt meiner Fruchtbarkeit, also ist es kein Wunder, dass meine Triebe versuchen, die Oberhand über meine Verstand zu gewinnen. Glücklicherweise bin ich relativ rational.
Ich kam vor Fabi bei Chris an. Ich sah eine Gitarre in seinem Zimmer, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Meines Wissens nach spielte er kein Instrument. Auf meine Nachfrage erklärte mir, dass er im ersten Lockdown angefangen hätte, sie spielen zu lernen. Er spielte mir sogleich etwas vor. Zum Glück war es ein nicht romantischer Song von Nirvana, aber trotzdem war es ziemlich klischeehaft.
Fabi kam zum Glück kurz darauf und wir beschlossen Fluch der Karibik 4 anzuschauen. Ich liebe diesen Film. Chris' Couch ist relativ groß, also saßen wir alle so, ohne uns irgendwo zu berühren. Ich drehte mich ein wenig von Chris weg, der neben mir saß. Ich hatte mir auch eine Jogginghose und einen einfachen Pulli angezogen, um keine Signale zu senden. Nach dem Film beschlossen wir noch eine Harry Potter Verarsche anzuschauen. Keine Ahnung, wie es dazu kam, aber Chris umarmte mich plötzlich und zog mich so an sich, dass ich an seine Brust gelehnt war und meine Beine über seinen Oberschenkeln lagen. Ich hätte mich vielleicht wehren sollen, aber es war echt gemütlich. Er legte seine Hand auf mein Knie und fing an, abwesend über mein Bein zu streichen. Alles im sehr jugendfreien Bereich, aber meine Hormone spielten absolut verrückt. Bereits als seine Hand mein Knie berührte, spürte ich es kribbeln. Ich fühle mich absolut nicht von Chris angezogen, aber neun Monate ohne irgendeine Form von männlicher Nähe scheinen sich doch ganz schön auf meinen Körper auszuwirken. :D
Mitten im Film sagte Fabi plötzlich, dass er jetzt fahren würde. Ich war überrascht, es war noch nicht einmal zwölf und normalerweise bin ich immer die Erste, die fährt. Ich schloss mich dem gleich an, weil ich auf gar keinen Fall mit Chris alleine sein wollte. Fabi ging aber ohne auf mich zu warten direkt die Treppe runter. Hatten er und Chris sich abgesprochen?
Unten an der Garderobe wartete er aber auf mich. Wir verabschiedeten uns zuerst von Chris und später an Fabis Auto voneinander und fuhren getrennt nach Hause.
Das war noch einmal gut gegangen. Ich würde unsere Freundschaft riskieren, wenn ich eine Grenze überschreiten würde. Ich fühle mich zwar nicht von ihm angezogen, aber ich bin gerade auf dem Egotrip, dass ich möchte, dass jemand nur mich will, sonst niemanden. :D Mein Selbstwertgefühl ist noch nicht auf dem Level, dass es mir egal wäre. Ich habe ein paar Baustellen, an denen ich erst arbeiten muss, bevor ich wieder irgendeine Art von männlichen Kontakt haben kann.
Während meiner Lernphase floh ich in Fantasien, die Kreativität schien nur so aus mir herauszusprudeln. Das hat sich nach meiner Klausur ein wenig gelegt. Ich versinke zwar jede Nacht vor dem Einschlafen immer noch in Fantasien, aber die Worte und Zeilen sprudeln nicht mehr aus mir heraus. Dennoch weiß ich, dass es wieder andere Zeiten geben wird.
Neue Erinnerungen würden mir gut tun. Ich bin immer noch festgefahren. Irgendwo. Ich sehe ihn leider immer noch oft in einem sehr romantischen Licht, das nicht auf Fakten beruht. Ich hatte kein einziges Mal, das Gefühl, dass er ein gutes und reines Herz hat, also warum kann ich die Erinnerungen, die Möglichkeiten nicht einfach gehen lassen?
Weil sie kurz vor der Corona-Krise passiert sind und ich damit unbeschwerte, jugendliche Zeiten verbinde.
Ich sollte mich nicht beschweren. Ich wurde zwar in der Arbeit um die Hälfte meiner Stunden gekürzt, aber dennoch geht es mir um einiges besser, als vielen anderen, die ihren Job ganz verloren haben, krank geworden sind oder täglich um ihre Existenz kämpfen müssen. Es bricht mir das Herz zu sehen, wie viele Läden dicht machen müssen. Läden mit langjähriger Geschichte, Familienunternehmen, in denen viel Herzblut steckt.
Ich hatte immer Angst vor dem Tag, an dem Deutschland die 10.000 Todes-Marke überschreiten würde. Auch wenn es "nur" eine Zahl ist, von der man einige Personen wieder abziehen müsste. Ich habe Angst vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Ich habe Angst vor der wirtschaftlichen Situation in den nächsten Jahren. Ich habe Vertrauen in den Staat, aber trotzdem mache ich mir Sorgen um unsere Zukunft.
Dieses Weihnachten wird so anders werden. Vielleicht gemütlicher, stressfreier und entspannter. Vielleicht aber auch einsamer, stimmungsloser und ein wenig traurig. Ich werde versuchen das Beste daraus zu machen. Ein entspanntes Weihnachten zu genießen, viel Zeit zu Hause zu verbringen, zu spenden, zu mir selbst zu finden. Frieden in mir selbst schaffen.
Gerade in einer Zeit wie dieser ist es wichtig, dass man an andere denkt und zusammenhält.
Obwohl ich mir der zweiten Welle schon im Frühjahr bewusst war, habe ich dennoch nicht mit diesem Ausmaß gerechnet.
Ich treffe mich schon seit einigen Wochen nicht mehr mit Leuten, weil die Zahlen einfach unaufhörlich steigen und ich jedes Risiko vermeiden möchte. Ich bin mir meiner Einzelverantwortung für die Gemeinschaft bewusst.
Dennoch befinde ich mich in einem Risikogebiet.
Dennoch muss ich ein Mal pro Woche zur Arbeit fahren. Egal um welche Zeit ich fahre, die öffentlichen Verkehrsmittel sind immer gut besetzt. Ich versuche trotzdem so gut es geht, Abstand zu halten und nichts anzufassen. Meine Corona-Warn-App ist an, sobald ich mich auf den Weg in die Stadt mache.
Dennoch habe ich Symptome, die unter Umständen auf eine Infektion mit dem Corona-Virus zurückzuführen sein könnten. Zugegeben, es ist ein bisschen weit hergeholt. Aber ich bin ein sehr paranoider Mensch und in Mitten der zweiten Welle ist die Wahrscheinlichkeit nicht mehr so gering, dass ich mich täusche. Meine leichten Halsschmerzen kommen wahrscheinlich daher, dass ich vergangene Nacht mit offenem Fenster geschlafen habe. Die Kopfschmerzen kann ich mir nicht wirklich erklären (außer einem möglichem Calciummangel), zudem ich heute an der frischen Luft war. Allzu stark oder ungewöhnlich sind sie aber auch nicht. Allerdings habe ich mir beim Abendessen eingebildet, dass mein Geschmackssinn ein wenig vermindert wäre.
Ansonsten geht es mir gut. Heute Nachmittag fühlte ich mich ein wenig erschöpft, aber nachdem ich eine Stunde lang geschlafen hatte, ging es wieder. Mein Geruchssinn funktioniert sehr gut, ich habe weder Gliederschmerzen noch Husten.
Um sicher zu gehen, habe ich beschlossen, mich testen zu lassen. Ich hoffe natürlich, dass ich mich nicht infiziert habe. Ich wäre ehrlich gesagt sauer, wenn der Test positiv wäre. Ich bin sehr vorsichtig, ernähre mich gesund und mache regelmäßig Sport und Wechselduschen. Mein Immunsystem sollte in Top Form sein. Wir werden sehen.
Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten.
Ich verbringe die meiste Zeit mit Unisachen, auch wenn das Lernen eher schleppend voran geht.
Ich habe eine Lernpartnerin, Michella, die mich wieder ein wenig auf den Boden zurückgeholt hat. Sie ist ganz anders als ich, aber dennoch verstehen wir uns so gut. In letzter Zeit bin ich ein wenig engstirnig geworden. Ich weiß ziemlich genau, was ich will und ich bin nicht besonders kompromissbereit. Ich wähle genau aus, wer in meinem Leben ist. Michella kommt aus Berlin, ist auch ein wenig alternativ und hört gerne Techno. Berlin und ich sind nie warm geworden, was aber auch an meiner damaligen Verfassung liegt. Mit Techno kann ich gar nichts anfangen und ich muss zugeben, dass ich gewisse Vorurteile gegenüber Leuten habe, die Techno hören. Ich hab vor ein paar Jahren ganz gute Einblicke in die Szene bekommen und wirklich jeder, den ich kennengelernt habe, nahm Drogen, war arbeitsfaul und ging unmotiviert und orientierungslos durchs Leben. Damit kann ich absolut nichts anfangen. Eine solche Lebenseinstellung spiegelt auch die Werte, die ein Mensch hat. Mir war natürlich bewusst, dass es auch andere Leute aus dieser Szene gab, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich jemanden aus der Berliner Technoszene so sympathisch finden würde. Sie ist so anders als die Leute aus dieser Stadt. Keine Spur von Arroganz, Überheblichkeit oder Kühle.
Sie führte mir auch wieder vor Augen, dass ich eigentlich gar nicht so engstirnig war. Ich liebte es eigentlich, neue, unterschiedliche und interessante Menschen kennen zulernen.
Genau solche Begegnungen brauche ich, um nach einiger Zeit, die ich mit meinen (teilweise sehr kritischen) Gedanken verbringe, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen.
Vor ein paar Wochen habe ich mich mit Chris und Fabi zu einem Filmeabend getroffen. Eigentlich sollten Ina und Vroni auch dabei sein, die beiden hatten aber keine Zeit. Ich war so froh, dass wenigstens Fabi dabei war. Ich habe keine Ahnung, was passiert wäre, wenn Chris und ich alleine gewesen wäre. Nicht, dass ich es darauf angelegt hätte, im Gegenteil. Aber ss ist neun Monate her, dass ich überhaupt jemanden geküsst hatte und ich bin biologisch gesehen im Höhepunkt meiner Fruchtbarkeit, also ist es kein Wunder, dass meine Triebe versuchen, die Oberhand über meine Verstand zu gewinnen. Glücklicherweise bin ich relativ rational.
Ich kam vor Fabi bei Chris an. Ich sah eine Gitarre in seinem Zimmer, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Meines Wissens nach spielte er kein Instrument. Auf meine Nachfrage erklärte mir, dass er im ersten Lockdown angefangen hätte, sie spielen zu lernen. Er spielte mir sogleich etwas vor. Zum Glück war es ein nicht romantischer Song von Nirvana, aber trotzdem war es ziemlich klischeehaft.
Fabi kam zum Glück kurz darauf und wir beschlossen Fluch der Karibik 4 anzuschauen. Ich liebe diesen Film. Chris' Couch ist relativ groß, also saßen wir alle so, ohne uns irgendwo zu berühren. Ich drehte mich ein wenig von Chris weg, der neben mir saß. Ich hatte mir auch eine Jogginghose und einen einfachen Pulli angezogen, um keine Signale zu senden. Nach dem Film beschlossen wir noch eine Harry Potter Verarsche anzuschauen. Keine Ahnung, wie es dazu kam, aber Chris umarmte mich plötzlich und zog mich so an sich, dass ich an seine Brust gelehnt war und meine Beine über seinen Oberschenkeln lagen. Ich hätte mich vielleicht wehren sollen, aber es war echt gemütlich. Er legte seine Hand auf mein Knie und fing an, abwesend über mein Bein zu streichen. Alles im sehr jugendfreien Bereich, aber meine Hormone spielten absolut verrückt. Bereits als seine Hand mein Knie berührte, spürte ich es kribbeln. Ich fühle mich absolut nicht von Chris angezogen, aber neun Monate ohne irgendeine Form von männlicher Nähe scheinen sich doch ganz schön auf meinen Körper auszuwirken. :D
Mitten im Film sagte Fabi plötzlich, dass er jetzt fahren würde. Ich war überrascht, es war noch nicht einmal zwölf und normalerweise bin ich immer die Erste, die fährt. Ich schloss mich dem gleich an, weil ich auf gar keinen Fall mit Chris alleine sein wollte. Fabi ging aber ohne auf mich zu warten direkt die Treppe runter. Hatten er und Chris sich abgesprochen?
Unten an der Garderobe wartete er aber auf mich. Wir verabschiedeten uns zuerst von Chris und später an Fabis Auto voneinander und fuhren getrennt nach Hause.
Das war noch einmal gut gegangen. Ich würde unsere Freundschaft riskieren, wenn ich eine Grenze überschreiten würde. Ich fühle mich zwar nicht von ihm angezogen, aber ich bin gerade auf dem Egotrip, dass ich möchte, dass jemand nur mich will, sonst niemanden. :D Mein Selbstwertgefühl ist noch nicht auf dem Level, dass es mir egal wäre. Ich habe ein paar Baustellen, an denen ich erst arbeiten muss, bevor ich wieder irgendeine Art von männlichen Kontakt haben kann.
Während meiner Lernphase floh ich in Fantasien, die Kreativität schien nur so aus mir herauszusprudeln. Das hat sich nach meiner Klausur ein wenig gelegt. Ich versinke zwar jede Nacht vor dem Einschlafen immer noch in Fantasien, aber die Worte und Zeilen sprudeln nicht mehr aus mir heraus. Dennoch weiß ich, dass es wieder andere Zeiten geben wird.
Neue Erinnerungen würden mir gut tun. Ich bin immer noch festgefahren. Irgendwo. Ich sehe ihn leider immer noch oft in einem sehr romantischen Licht, das nicht auf Fakten beruht. Ich hatte kein einziges Mal, das Gefühl, dass er ein gutes und reines Herz hat, also warum kann ich die Erinnerungen, die Möglichkeiten nicht einfach gehen lassen?
Weil sie kurz vor der Corona-Krise passiert sind und ich damit unbeschwerte, jugendliche Zeiten verbinde.
Ich sollte mich nicht beschweren. Ich wurde zwar in der Arbeit um die Hälfte meiner Stunden gekürzt, aber dennoch geht es mir um einiges besser, als vielen anderen, die ihren Job ganz verloren haben, krank geworden sind oder täglich um ihre Existenz kämpfen müssen. Es bricht mir das Herz zu sehen, wie viele Läden dicht machen müssen. Läden mit langjähriger Geschichte, Familienunternehmen, in denen viel Herzblut steckt.
Ich hatte immer Angst vor dem Tag, an dem Deutschland die 10.000 Todes-Marke überschreiten würde. Auch wenn es "nur" eine Zahl ist, von der man einige Personen wieder abziehen müsste. Ich habe Angst vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Ich habe Angst vor der wirtschaftlichen Situation in den nächsten Jahren. Ich habe Vertrauen in den Staat, aber trotzdem mache ich mir Sorgen um unsere Zukunft.
Dieses Weihnachten wird so anders werden. Vielleicht gemütlicher, stressfreier und entspannter. Vielleicht aber auch einsamer, stimmungsloser und ein wenig traurig. Ich werde versuchen das Beste daraus zu machen. Ein entspanntes Weihnachten zu genießen, viel Zeit zu Hause zu verbringen, zu spenden, zu mir selbst zu finden. Frieden in mir selbst schaffen.
Gerade in einer Zeit wie dieser ist es wichtig, dass man an andere denkt und zusammenhält.
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Montag, 5. Oktober 2020
My baby's fly like a jet stream, high above the whole scene
honigbienchen, 12:29h
Bedingungslose Liebe.
Existiert meiner Meinung nach nicht, allerhöchstens, wenn es um mein Blut geht.
Meine Liebe ist immer an Bedingungen geknüpft, weil ich Grenzen habe.
Leider ist auch die Liebe zu mir selbst an Bedingungen geknüpft.
Ein Jahr älter, ein Jahr weiser. Ein Jahr liebevoller?
Ich war auf einem guten Weg, aber das Leben hat seine eigenen Wege. Die Corona-Krise ist eine Ausnahmesituation, mit der ich immer noch versuche, richtig umzugehen.
Ich habe mir letztes Jahr versprochen, mich bedingungslos zu lieben. Und trotzdem war ich wieder sehr, sehr hart zu mir selbst. Ich arbeite daran, sehr sogar, versuche mir immer wieder vor Augen zu halten, dass ich mit mir selbst wie mit meiner besten Freundin reden sollte. Dinge, die ich mir selbst sage, würde ich nicht mal Fremden sagen, weil sie so brutal sind. Das muss definitiv aufhören. Aber ich habe Vertrauen in mich.
Erst gestern wurde mir wieder bewusst, wie sehr ich gesegnet bin. Mein Leben ist surreal und das darf ich nicht aus den Augen verlieren.
Gestern wurde mir auch wieder bewusst, dass Bodenständigkeit doch existiert, vielleicht eher in anderen Städten, abseits des scheinbar grenzenlosen Wohlstands. Die Welt hat mehr zu bieten, als die Blase, in der ich mich befinde.
Die letzten Tage habe ich "Emily in Paris" angeschaut und verspürte einen solchen Drang, nach Paris zu fahren. Noch mehr wünschte ich mir, dass Corona gar nicht existierte.
Jemand aus meiner Familie sagte mir vor zwei Wochen, dass man diese Krise nicht als Schlag, sondern als Chance sehen sollte. So habe ich es anfangs auch gesehen, mittlerweile fällt es mir je nach Gemütszustand schwer.
In meinem letzten Lebensjahr wurde ich auf jeden Fall introvertierter. Ich habe viele Dinge nur mit mir selbst ausgemacht und das war auch ganz gut so. Natürlich versuche ich ein gesundes Mittelmaß zu finden, aber ich habe den Fokus sehr auf mich gelegt und das hat mir gut getan. Ich verspürte nicht den Drang, Dinge, die mir viel bedeuteten oder die mich auf eine bestimmte Weise berührten, unbedingt mit anderen zu teilen, wenn ich sie mit mir selbst teilen konnte. Nur ich kann wirklich nachvollziehen, was ich bei manchen Dingen empfinde. Nur ich kann meine eigene Seelenverwandte sein.
Ich habe Frieden in meinem Dasein gefunden.
Was nicht bedeutet, dass ich nicht weiter an mir arbeite möchte.
Es ist noch einiges zu tun, aber ich versuche, die Liebe zu mir selbst nicht so sehr von externen Bedingungen abhängig zu machen.
Die Zukunft sieht gerade ziemlich übersichtlich aus, aber ich weiß, dass das Leben so manche Überraschungen bereit hält.
Ein weiteres Jahr, gefüllt mit den Versprechungen, die ich mir letztes Jahr gegeben habe.
Gefüllt mit bedingungsloser Selbstliebe.
Existiert meiner Meinung nach nicht, allerhöchstens, wenn es um mein Blut geht.
Meine Liebe ist immer an Bedingungen geknüpft, weil ich Grenzen habe.
Leider ist auch die Liebe zu mir selbst an Bedingungen geknüpft.
Ein Jahr älter, ein Jahr weiser. Ein Jahr liebevoller?
Ich war auf einem guten Weg, aber das Leben hat seine eigenen Wege. Die Corona-Krise ist eine Ausnahmesituation, mit der ich immer noch versuche, richtig umzugehen.
Ich habe mir letztes Jahr versprochen, mich bedingungslos zu lieben. Und trotzdem war ich wieder sehr, sehr hart zu mir selbst. Ich arbeite daran, sehr sogar, versuche mir immer wieder vor Augen zu halten, dass ich mit mir selbst wie mit meiner besten Freundin reden sollte. Dinge, die ich mir selbst sage, würde ich nicht mal Fremden sagen, weil sie so brutal sind. Das muss definitiv aufhören. Aber ich habe Vertrauen in mich.
Erst gestern wurde mir wieder bewusst, wie sehr ich gesegnet bin. Mein Leben ist surreal und das darf ich nicht aus den Augen verlieren.
Gestern wurde mir auch wieder bewusst, dass Bodenständigkeit doch existiert, vielleicht eher in anderen Städten, abseits des scheinbar grenzenlosen Wohlstands. Die Welt hat mehr zu bieten, als die Blase, in der ich mich befinde.
Die letzten Tage habe ich "Emily in Paris" angeschaut und verspürte einen solchen Drang, nach Paris zu fahren. Noch mehr wünschte ich mir, dass Corona gar nicht existierte.
Jemand aus meiner Familie sagte mir vor zwei Wochen, dass man diese Krise nicht als Schlag, sondern als Chance sehen sollte. So habe ich es anfangs auch gesehen, mittlerweile fällt es mir je nach Gemütszustand schwer.
In meinem letzten Lebensjahr wurde ich auf jeden Fall introvertierter. Ich habe viele Dinge nur mit mir selbst ausgemacht und das war auch ganz gut so. Natürlich versuche ich ein gesundes Mittelmaß zu finden, aber ich habe den Fokus sehr auf mich gelegt und das hat mir gut getan. Ich verspürte nicht den Drang, Dinge, die mir viel bedeuteten oder die mich auf eine bestimmte Weise berührten, unbedingt mit anderen zu teilen, wenn ich sie mit mir selbst teilen konnte. Nur ich kann wirklich nachvollziehen, was ich bei manchen Dingen empfinde. Nur ich kann meine eigene Seelenverwandte sein.
Ich habe Frieden in meinem Dasein gefunden.
Was nicht bedeutet, dass ich nicht weiter an mir arbeite möchte.
Es ist noch einiges zu tun, aber ich versuche, die Liebe zu mir selbst nicht so sehr von externen Bedingungen abhängig zu machen.
Die Zukunft sieht gerade ziemlich übersichtlich aus, aber ich weiß, dass das Leben so manche Überraschungen bereit hält.
Ein weiteres Jahr, gefüllt mit den Versprechungen, die ich mir letztes Jahr gegeben habe.
Gefüllt mit bedingungsloser Selbstliebe.
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Donnerstag, 1. Oktober 2020
If heaven is anywhere it's in a blue tacoma
honigbienchen, 21:18h
Ich habe vorgestern meine Klausur geschrieben.
Als ich den Sachverhalt las, dachte ich:”Och ja, das ist machbar.”
Dann fing ich an zu schreiben und fand es überhaupt nicht mehr machbar. Die Klausur ließ den eigentlichen Hauptteil komplett weg und behandelte nur Nebengebiete. Ich geriet unter Zeitdruck.
Als es vorbei war, fühlte ich mich komisch.
Irgendwie befreit, aber trotzdem angespannt.
Obwohl ich nicht ganz zufrieden mit meiner Leistung war, durchströmte mich ein Lebensgefühl.
Ich redete kurz mit Julia, die auch die Klausur geschrieben hatte. Dann verabschiedete ich mich, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und hörte “Perdu”. Zum ersten Mal seit Langem konnte ich die Musik wieder so genießen, dass ich mich komplett von ihr einnehmen lies.
Auf dem Weg zum Bus hörte ich mir die Sprachnachrichten und Nachrichten an, die ich bekommen hatte. So viele Leute haben mir Glück gewünscht. Ich bin so dankbar. Ich habe so tolle Menschen in meinem Leben, die bedingungslos für mich da sind. Mein Herz war von Liebe erfüllt.
Ich hörte “the 1” als ich in die Straße einbog, in der Pietro einst wohnte.
~ “I’m doing good, I’m one some new shit”
~ “You know the greatest films of all time where never made”
~ ”If you never bleed you’re never gonna grow and it’s alright now”
~ “But it would’ve been fun if you would have been the one”
~ “If one thing had been different, would everything be different today?”
~ “And it would have been sweet if it could have been me”
Nicht mal die ungewöhnlich lange Zeit, die ich dank der öffentlichen Verkehrsmittel zur meiner Wohnung brauchte, konnte meine Erfüllung mindern.
Ich war vermutlich noch nicht ganz in der Realität angekommen.
Das bin ich heute auch noch nicht.
Der Tag, an dem ich meine Klausur schrieb, fiel mit dem Tag zusammen, an dem ich endgültig aus meiner Wohnung auszog.
Julias Mietvertrag war abgelaufen und somit auch meiner.
Die letzten Wochen in der Stadt waren nicht besonders schön. Ich verabscheute die Menschenmassen, öffentliche Verkehrsmittel und Menschen, die mich an der Ampel mit ihrem Zigarettenrauch vollqualmten. Mein soziales Leben hatte ich ziemlich herunter gefahren, ich redete kaum mit Menschen und war voll und ganz auf das Lernen fokussiert.
Die steigenden Coronazahlen taten meiner Abneigung keinen Abbruch. Ich wollte einfach nur raus aus der Stadt. Ich wollte meine Ruhe, morgens laufen gehen, die Natur genießen und von frischer Luft umgeben sein.
Dennoch wusste ich, dass ich die Stadt vermissen würde. Aber dank Corona hat sie an Lebenswert verloren.
Ich werde es vermissen, abends in den Gottesdienst zu gehen und danach zu meiner Musik an den prächtigen, hell beleuchteten Bauten der Stadt vorbei zugehen. Momente, in denen ich mich vollkommen auf mich selbst konzentrierte. In denen es nur mich und meine Musik gab. In denen ich mich in Fantasien verlor.
Ich habe über eineinhalb Jahre in der Stadt gewohnt und habe nicht mal ansatzweise alles gesehen, was ich sehen wollte. Es gibt so viele Dinge, die nicht noch erleben und entdecken will. Corona macht das ein wenig schwierig.
Aber: Alles passiert aus einem Grund und alles passiert genau zur richtigen Zeit.
Ich habe Vertrauen in die Zukunft, auch wenn ich weiß, dass es mit Herausforderungen verbunden sein könnte.
Ich fuhr zu meiner Wohnung, räumte alles aus, hörte Musik, tanzte und fing an zu putzen. Julia kam später dazu und half mir. Wir brachten meine Sachen aus der Wohnung, filmten ein letztes Video und gaben den Schlüssel ab. So richtig realisiert habe ich es noch nicht. Es kam so viel zusammen. Es gibt einige Dinge, die ich noch verarbeiten muss.
Die Wohnung war perfekt. Die Nähe zur Uni, die Größe, die Lage. Ich weiß noch, wie unsicher ich war, als ich eingezogen bin. Ich hatte die Befürchtung, dass ich mich einsam fühlen würde. Das tat ich. Aber nicht in diesem Ausmaß, wie ich es befürchtet hatte. Ich lernte, dass ich sehr viel Zeit für mich alleine brauchte.
“Whoever gives you the most peace should get the most time.”
Das bin ich. Wenn ich im Reinen mit mir selbst bin, gebe ich mir den meisten Frieden. Auch wenn ich sagen muss, dass meine Freunde kurz danach kommen. Ich höre öfter von Macy, dass ich so ausgeglichen wirke.Ich dachte mir:”Du machst das aus mir.” In Gegenwart meiner Liebsten, ein Ort der Sicherheit, fühle ich Frieden in mir selbst.
Ich habe mich definitiv weiter entwickelt in den letzten eineinhalb Jahren. Ich bin selbstsicherer geworden, vertraue mehr in Gott, in mich selbst und habe das Selbstwertgefühl bekommen, das mir immer ein wenig gefehlt hatte.
An der Wohnung hängen einige Erinnerungen. Ich weiß noch, als Julia noch darin gewohnt hat und wir beim Vorglühen P*nisse mit Edding an ihren Kühlschrank malten, die sie später nicht mehr weg bekam. Der Kühlschrank ging im Sommer darauf kaputt und der Hausmeister brachte einen neuen, weshalb das nie zum Problem wurde. Ich erinnere mich an die vielen Abende, als ich mit Vroni und Ina dort vorgeglüht habe. Wokda-O, Gaston, tanzen, lachen. An unsere langen, wodkahaltigen Nächte, tanzen bis zum Umfallen, rumknutschen, Spaß haben, das Leben lieben.
Ich erinnere mich an die tiefsinnigen Gespräche, die ich mit Franzi auf meinem Balkon geführt hatte. Ihre bedingungslose Unterstützung, ihre Begeisterungsfähigkeit.
Ich erinnere mich, wie Toni und ich ein Powernap machten, bevor wir zur jährlichen Semesterparty gingen.
Ich erinnere mich daran, wie Max meine Badezimmertüre wieder einrenkte, die sich aber trotzdem immer wieder aushakte.
Ich erinnerte mich, wie ich zwei Mal pro Woche durch die Wohnung tanzte und die Musik fühlte.
Ich erinnere mich an das Kochen mit Macy und die tiefsinnigen Gespräche, die meinen Horizont erweiterten.
Ich erinnere mich an meine Einweihungsparty, an der ich sternhagelvoll war.
Ich erinnere mich an Polariods, die ich behalten habe, aber verdeckt in meine Schreibtischschublade gelegt hatte.
Nächte, in denen ich nicht viel geschlafen hatte, weil ein 90cm-breites Bett nur für eine Person ausgelegt ist.
Die Wohnung war oft ein Inbegriff der Jugend. Ich werde sie vermissen.
Was ist in den letzten Monaten alles passiert?
Nun, den Hauptteil meiner Zeit habe ich mit Lernen verbracht. Ich bin um fünf Uhr aufgestanden, in die Arbeit gefahren und habe gelernt und gelernt, Probleklausuren geschrieben, Fälle gemacht und stapelweise Karteikarten beschriftet.
Ab und an hatte ich ein soziales Leben.
Im Juni oder Juli feierte Felix seinen Geburtstag. Es war echt schön, alle mal wiederzusehen. Fabi war ziemlich betrunken und brachte das Gespräch immer wieder auf Pietro. Ich lernte zwei Mädels kennen, mit denen ich mich echt gut unterhielt. Abends kam leider die Polizei, obwohl Felix sich zuvor eine Genehmigung eingeholt hatte. Wir gingen in den Keller, aber bald darauf packte ich meine Sachen und fuhr heim.
Im August lud Marlene uns zu sich zum Grillen ein. Es war so wunderschön. Wir waren ein wenig im See schwimmen, grillten, tranken, lachten, beobachten das Feuerwerk und genossen das Leben. Ich habe so tolle Freunde.
Am nächsten Tag hatte Fabi Geburtstag. Ich ging mit Macy hin, Ina und Vroni kamen nach. Anna war auch da, aber sie wechselte kein Wort mit uns. Ich war das von ihr gewohnt und ich verstand auch, dass wir zu viert vielleicht einen einschüchternden Effekt auf sie hatten. Ina und Vroni sahen sie zum ersten Mal seit Jahren wieder und verstanden es überhaupt nicht. Ina hat sie dann angetrunken einfach angequatscht. Ich stand einige Zeit daneben, fühlte mich aber fehl am Platz und ging deshalb. Mir ging “I had a marvellous time ruining everything” im Kopf herum, obwohl ich in diesem Fall nicht die entscheidende Rolle des Auseinanderfallens gespielt hatte.
Ich ging zur Toilette, tippte ein paar Gedichtzeilen in die Notizen meines Handys. Ina kam kurz darauf zu mir und erzählte mir von dem Gespräch und wie falsch Anna gewirkt hatte.
Kurz darauf fuhr ich nach Hause.
Oh, was ich vergessen habe. Chris war natürlich auch auf der Feier und wieder einmal sehr touchy unterwegs - mit allen. Trotzdem fragte mich Nicos Schwester, ob er mein Freund wäre, woraufhin Macy mir einen “Ich-sag-es-dir-ja-die-ganze-Zeit”-Blick zuwarf.
Ende August hatte Vroni Geburtstag. Ich redete nicht besonders viel mit den Freunden aus ihrer Schule - bis auf Aaron, sondern eher mit ihrem Bruder und meinen Freunden, die da waren. Aaron kam immer mal wieder auf meinen Ex zu sprechen. Ich lächelte.
Ich habe diesen Leuten vor langer Zeit verziehen, aber mein Ego fühlt sich scheinbar immer noch in ihrer Anwesenheit attackiert, sonst würde ich mich nicht so kühl und überlegen geben. Passiv aggressive Sprüche rutschen mir über die Lippen. Ich kann nicht genau sagen, ob es daran liegt, dass ich sie mit meinem Ex verbinde, auch wenn sie keinen Kontakt mehr zu ihm haben oder weil mir klar geworden ist, welch unterschiedliche Werte wir haben. Ich weiß von einem Typen, dass er mal ein Mädel sexuell belästigt hat und wenn ich ihn sehe, könnte ich einfach nur kotzen. Er widert mich so dermaßen an.
Glücklicherweise waren meine Freunde auch da und somit hatte ich dennoch viel Spaß. Ich fuhr allerdings schon gegen zwölf, weil mein Lernalltag am nächsten Morgen rief.
Ende August lud ich Fredrik und Ophélie zu mir ein. Wir tranken Bier auf meinem Balkon und unterhielten uns echt gut. Es war ein sehr schöner und lustiger Abend.
Nach einem langen Tag in der Bib, saß ich abends manchmal noch eine Weile auf meinem Balkon und schaute mir ein oder zwei Folgen von Hannah Montana an. Ausgerechnet in dem Moment, wo sie ihre Perücke abnimmt, sprach mich mein Nachbar von gegenüber an. Wir hatten uns ansonsten nur gegrüßt, anfangs war er mir ein wenig unsympathisch, da er unter der Woche laute Feiern auf seinem Balkon veranstaltete und jedes zweite Wort “Diggah” war. Aber so schien er ganz nett zu sein.
In den Pausen meiner Extremlernphasen verlor ich mich ab und an in Fantasien. Die Kreativität schien nur so aus mir herauszusprudeln, ich schrieb ein Gedicht nach dem anderen. Immer aus der Sichtweise einer anderen Person, aber immer auf die selbe Geschichte bezogen. Ich habe ihn schon immer bewundert, seine Geschichte wurde mir in die Wiege gelegt. In einer romantischen Art und Weise sah ich ihn erst, als mein Ex in unseren abschließenden Gespräch fragte, ob ich jemanden wie ihn wollte.
Wenn es rational betrachtet, war er keine einfache Person, weshalb ich das verneinen kann. Aber wenn ich seine Person romantisiere, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Was wäre, wenn die Geschichte damals anders gelaufen wäre?
In diesem Sinne schrieb ich auch zum ersten Mal ein Gedicht über mich selbst. Aus der Sicht eines anderen. Es hört sich vielleicht ziemlich komisch an, aber es hat einen prägenden Hintergrund. Als ich damals meine Abizeitung las, war ich ziemlich enttäuscht. Ich hinterfragte, wer mich wirklich kannte und musste wohl oder übel einige Personen ausschließen, von denen ich es nicht erwartet hätte. Dann wurde mir bewusst, dass ich über mich schreiben muss, wie ich es mir von anderen gewünscht hätte. Denn nur das ist in meiner Macht.
Das Gedicht war von Taylor Swifts “Call it what you want” inspiriert. Teilweise sehe ich mich, teilweise nur eine Version von mir, die ich in der Vergangenheit hätte sein können, wäre die Geschichte anders verlaufen.
Ich frage mich, ob ich jemals nur mich selbst darin sehen werde. Das entspringt wieder dem Problem, nämlich meinem unterbewusstem Gedanken, dass ich nicht liebenswert wäre.
Als ich gestern nach Hause kam, warteten Marlene, Ina und Vroni mit Chips und Wein vor meiner Haustüre, um meine Klausur zu feiern. Ich war total perplex. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Mein Herz ist nur so dahin geschmolzen. Wir saßen bis halb zwölf zusammen und redeten. Obwohl ich so müde war, war ich dennoch so glücklich. Das bedeutet mir so unendlich viel. Gott, ich habe wirklich die besten Freunde, die man sich vorstellen kann.
Wenn sie mich so sehr lieben, wieso habe ich dann diese unterbewusste Einstellung?
Der Grund dafür muss in meiner Vergangenheit liegen, so tief wie dieses Problem verwurzelt ist. In der Grundschule war ich in einer Dreier-Freundschaft gefangen, in der sich die Dynamik stets änderte. Das war nicht besonders gut für mich, aber dennoch nicht so gravierend, denke ich.
Vielleicht hat es mit meiner ehemaligen besten Freundin zu tun. Sie schoss mich zu einer Zeit ab, in der ich absolut kein Selbstbewusstsein hatte. Sie tat es nicht mit einem klärenden Gespräch, sondern mit sich wiederholenden Taten, nur um sich kurz darauf, wenn keiner ihrer “coolen” Freunde anwesend war, per Whatsapp zu entschuldigen. Ein ewiges Hin und Her. Ich wollte unsere zehnjährige Freundschaft nicht wegwerfen und sie schien unschlüssig zu sein. Schlussendlich ersetzte sie mich, sehr einfach und auf ziemlich unschöne Weise. Ich saß mit den beiden in einer Klasse, musste mir bissige Kommentare anhören. Das war nicht einfach, insbesondere, weil ich meinen Wert nicht kannte. Begann damals meine Sicht, dass Menschen einen immer verlassen? Natürlich tun sie das, zwangsläufig, aber heute gehe ich anders mit derartigen Situationen um. Meine ehemalige beste Freundin hat mich den Großteil meiner Kindheit und Jugend begleitet. Wir haben so viel zusammen erlebt. Im Nachhinein war es evident, dass wir andere Werte und Ziele hatten und dahingehend überhaupt nicht kompatibel waren. Aber zu dieser Zeit war es sehr schmerzhaft für mich. Auf diese Art und Weise ersetzt zu werden ist für das eigenen Selbstwertgefühl nicht gerade förderlich. Ich weiß noch, wie ich zwei Jahre danach zu Anna sagte, dass ich seit dem niemanden mehr richtig an mich heran gelassen hätte. Stimmte das? Ich kann es bis heute nicht sagen. Ich öffne mich schon Personen, aber ich gebe ihnen vielleicht nicht mehr diese Macht über mich.
Ich weiß noch, wie ich auf meiner Couch weinte, als ich fühlte, wie unsere Freundschaft zerbrach. Ich erinnere mich an den Moment des Abschieds, die Rückfahrt von dem Ellie-Goulding-Konzert, dass Marlene und sie mir zum Geburtstag geschenkt hatten. Ich wusste, dass wir danach nie wieder privat treffen würden.
Ist das der Ursprung dieses Gedankens? Ich kann es nicht sagen. Ich versuchte zu reflektieren und alles zu hinterfragen, aber ich bin noch nicht darauf gekommen.
Marlene und ich hatten auch einmal eine schwierige Zeit. Ich war gerade frisch 17 Jahre alt geworden und fühlte mich erneut so ersetzt. Ich weiß noch, wie sehr es brannte und wie sehr ich versuchte, es zu überspielen. Ich verstand sie bis zu einem gewissen Grad und natürlich wollte, dass sie glücklich war. Aber sie schien ohne mich so glücklich zu sein. Ich erinnere mich an einige klärende Gespräche bei Treffen an unserem Turm, die immer damit endeten, dass wir beide weinten. Ich hatte keine andere Wahl außer die Situation so zu akzeptieren, wie sie war.
Ich weiß noch wie ich das erste Mal vor meinem Ex weinte und auf diese Situation bezogen sagte “Weil Menschen einen immer verlassen”. Apropos: Ich glaube weniger, dass der Betrug meines Ex’ ein ausschlaggebender Punkt war. Natürlich war es hart, aber ich wusste relativ schnell, dass er einen Fehler damit gemacht hatte. Es war sein Verlust.
Ich hatte früher ein ziemliches Problem mit dem Gefühl, dass ich ersetzbar wäre. Ist das der Grund dafür? Möglich.
Heute gehe ich anders mit solchen Situationen um. Ich lasse Menschen ziehen. Einige sind nur für einen Teil deines Lebens bestimmt, die wenigsten werden dich lange begleiten. Ich bin mittlerweile auch sehr wählerisch, was meine engsten Freunde angeht. Ich sortiere sie aus, wenn sie mir nicht gut tun, mein Leben nicht positiv beeinflussen. Und trotzdem lebe ich unbewusst nach dieser Einstellung. Ich bin überrascht, wenn mich Menschen mögen. Ich bin überrascht, wenn ich sympatisch wirke.
Ich gehe stets sehr hart mit mir selbst ins Gericht. Ich habe extrem hohe Erwartungen an mich selbst und wenn ich die nicht erfülle, sinkt mein Selbstwertgefühl. Ich weiß, dass das keine gesunde Einstellung ist und ich versuche daran zu arbeiten, aber das ist gar nicht so leicht.
Mal sehen, ob ich dem Ursprung des Problems noch näher komme.
Gestern habe ich mich mit Addi und Marlene in einem Café getroffen. Addi fliegt am Samstag in die USA. Für unbestimmte Zeit, vielleicht für immer. Er geht dort auf eine Schauspielschule. Ich freue mich sehr für ihn, er hatte - eben so wie ich - immer ein Problem mit der Einstellung der Leute, mit denen wir zur Schule gingen. Er wollte dem ganzen immer entfliehen. Jetzt hat er die Chance dazu und ich weiß jetzt schon, dass ihm das gut tun wird. Ich bewundere seinen Mut, insbesondere in der angespannten politischen Lage, in der sich die USA gerade befinden. Ich bin gespannt, wie es ihm ergehen wird.
Gestern Abend habe ich mich mit Ophélie und Fredrik getroffen. Ophélie fliegt am Samstag zurück nach Kanada, Fredrik bleibt noch ein Semester hier. Ausgerechnet jetzt, wo ich wieder ein soziales Leben habe, muss sie gehen. Sie plant im Mai wieder zukommen, was mich sehr freuen würde. Sie ist ein unglaublich toller Mensch und ich war direkt mit ihr auf einer Wellenlänge. Wir waren in einer Kneipe, haben das Bayernspiel geschaut, viel geredet und gelacht. Die beiden waren aber ebenso müde, wie ich, weshalb wir gegen elf zur U-Bahn gingen. Der Abschied war gar nicht so traurig. Ich bin immer noch nicht runter gekommen, noch nicht wirklich in der Realität angekommen. Ich habe in den letzten Monaten Scheuklappen aufgesetzt und die lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen ablegen. Es sind so viele Dinge passiert und ich hatte noch keine Zeit sie zu verarbeiten.
Heute Morgen bin ich früh aufgewacht und erst einmal joggen gegangen. Ich habe es vermisst. Die frische Luft, die Natur, die Stille, die wenigen Menschen. Ich liebe die Stadt, sie hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, aber ich bin scheinbar doch ein Landei. Oder eine gute Mischung aus beidem, hin- und hergerissen zwischen zwei Extrema. So wie immer.
Als ich den Sachverhalt las, dachte ich:”Och ja, das ist machbar.”
Dann fing ich an zu schreiben und fand es überhaupt nicht mehr machbar. Die Klausur ließ den eigentlichen Hauptteil komplett weg und behandelte nur Nebengebiete. Ich geriet unter Zeitdruck.
Als es vorbei war, fühlte ich mich komisch.
Irgendwie befreit, aber trotzdem angespannt.
Obwohl ich nicht ganz zufrieden mit meiner Leistung war, durchströmte mich ein Lebensgefühl.
Ich redete kurz mit Julia, die auch die Klausur geschrieben hatte. Dann verabschiedete ich mich, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und hörte “Perdu”. Zum ersten Mal seit Langem konnte ich die Musik wieder so genießen, dass ich mich komplett von ihr einnehmen lies.
Auf dem Weg zum Bus hörte ich mir die Sprachnachrichten und Nachrichten an, die ich bekommen hatte. So viele Leute haben mir Glück gewünscht. Ich bin so dankbar. Ich habe so tolle Menschen in meinem Leben, die bedingungslos für mich da sind. Mein Herz war von Liebe erfüllt.
Ich hörte “the 1” als ich in die Straße einbog, in der Pietro einst wohnte.
~ “I’m doing good, I’m one some new shit”
~ “You know the greatest films of all time where never made”
~ ”If you never bleed you’re never gonna grow and it’s alright now”
~ “But it would’ve been fun if you would have been the one”
~ “If one thing had been different, would everything be different today?”
~ “And it would have been sweet if it could have been me”
Nicht mal die ungewöhnlich lange Zeit, die ich dank der öffentlichen Verkehrsmittel zur meiner Wohnung brauchte, konnte meine Erfüllung mindern.
Ich war vermutlich noch nicht ganz in der Realität angekommen.
Das bin ich heute auch noch nicht.
Der Tag, an dem ich meine Klausur schrieb, fiel mit dem Tag zusammen, an dem ich endgültig aus meiner Wohnung auszog.
Julias Mietvertrag war abgelaufen und somit auch meiner.
Die letzten Wochen in der Stadt waren nicht besonders schön. Ich verabscheute die Menschenmassen, öffentliche Verkehrsmittel und Menschen, die mich an der Ampel mit ihrem Zigarettenrauch vollqualmten. Mein soziales Leben hatte ich ziemlich herunter gefahren, ich redete kaum mit Menschen und war voll und ganz auf das Lernen fokussiert.
Die steigenden Coronazahlen taten meiner Abneigung keinen Abbruch. Ich wollte einfach nur raus aus der Stadt. Ich wollte meine Ruhe, morgens laufen gehen, die Natur genießen und von frischer Luft umgeben sein.
Dennoch wusste ich, dass ich die Stadt vermissen würde. Aber dank Corona hat sie an Lebenswert verloren.
Ich werde es vermissen, abends in den Gottesdienst zu gehen und danach zu meiner Musik an den prächtigen, hell beleuchteten Bauten der Stadt vorbei zugehen. Momente, in denen ich mich vollkommen auf mich selbst konzentrierte. In denen es nur mich und meine Musik gab. In denen ich mich in Fantasien verlor.
Ich habe über eineinhalb Jahre in der Stadt gewohnt und habe nicht mal ansatzweise alles gesehen, was ich sehen wollte. Es gibt so viele Dinge, die nicht noch erleben und entdecken will. Corona macht das ein wenig schwierig.
Aber: Alles passiert aus einem Grund und alles passiert genau zur richtigen Zeit.
Ich habe Vertrauen in die Zukunft, auch wenn ich weiß, dass es mit Herausforderungen verbunden sein könnte.
Ich fuhr zu meiner Wohnung, räumte alles aus, hörte Musik, tanzte und fing an zu putzen. Julia kam später dazu und half mir. Wir brachten meine Sachen aus der Wohnung, filmten ein letztes Video und gaben den Schlüssel ab. So richtig realisiert habe ich es noch nicht. Es kam so viel zusammen. Es gibt einige Dinge, die ich noch verarbeiten muss.
Die Wohnung war perfekt. Die Nähe zur Uni, die Größe, die Lage. Ich weiß noch, wie unsicher ich war, als ich eingezogen bin. Ich hatte die Befürchtung, dass ich mich einsam fühlen würde. Das tat ich. Aber nicht in diesem Ausmaß, wie ich es befürchtet hatte. Ich lernte, dass ich sehr viel Zeit für mich alleine brauchte.
“Whoever gives you the most peace should get the most time.”
Das bin ich. Wenn ich im Reinen mit mir selbst bin, gebe ich mir den meisten Frieden. Auch wenn ich sagen muss, dass meine Freunde kurz danach kommen. Ich höre öfter von Macy, dass ich so ausgeglichen wirke.Ich dachte mir:”Du machst das aus mir.” In Gegenwart meiner Liebsten, ein Ort der Sicherheit, fühle ich Frieden in mir selbst.
Ich habe mich definitiv weiter entwickelt in den letzten eineinhalb Jahren. Ich bin selbstsicherer geworden, vertraue mehr in Gott, in mich selbst und habe das Selbstwertgefühl bekommen, das mir immer ein wenig gefehlt hatte.
An der Wohnung hängen einige Erinnerungen. Ich weiß noch, als Julia noch darin gewohnt hat und wir beim Vorglühen P*nisse mit Edding an ihren Kühlschrank malten, die sie später nicht mehr weg bekam. Der Kühlschrank ging im Sommer darauf kaputt und der Hausmeister brachte einen neuen, weshalb das nie zum Problem wurde. Ich erinnere mich an die vielen Abende, als ich mit Vroni und Ina dort vorgeglüht habe. Wokda-O, Gaston, tanzen, lachen. An unsere langen, wodkahaltigen Nächte, tanzen bis zum Umfallen, rumknutschen, Spaß haben, das Leben lieben.
Ich erinnere mich an die tiefsinnigen Gespräche, die ich mit Franzi auf meinem Balkon geführt hatte. Ihre bedingungslose Unterstützung, ihre Begeisterungsfähigkeit.
Ich erinnere mich, wie Toni und ich ein Powernap machten, bevor wir zur jährlichen Semesterparty gingen.
Ich erinnere mich daran, wie Max meine Badezimmertüre wieder einrenkte, die sich aber trotzdem immer wieder aushakte.
Ich erinnerte mich, wie ich zwei Mal pro Woche durch die Wohnung tanzte und die Musik fühlte.
Ich erinnere mich an das Kochen mit Macy und die tiefsinnigen Gespräche, die meinen Horizont erweiterten.
Ich erinnere mich an meine Einweihungsparty, an der ich sternhagelvoll war.
Ich erinnere mich an Polariods, die ich behalten habe, aber verdeckt in meine Schreibtischschublade gelegt hatte.
Nächte, in denen ich nicht viel geschlafen hatte, weil ein 90cm-breites Bett nur für eine Person ausgelegt ist.
Die Wohnung war oft ein Inbegriff der Jugend. Ich werde sie vermissen.
Was ist in den letzten Monaten alles passiert?
Nun, den Hauptteil meiner Zeit habe ich mit Lernen verbracht. Ich bin um fünf Uhr aufgestanden, in die Arbeit gefahren und habe gelernt und gelernt, Probleklausuren geschrieben, Fälle gemacht und stapelweise Karteikarten beschriftet.
Ab und an hatte ich ein soziales Leben.
Im Juni oder Juli feierte Felix seinen Geburtstag. Es war echt schön, alle mal wiederzusehen. Fabi war ziemlich betrunken und brachte das Gespräch immer wieder auf Pietro. Ich lernte zwei Mädels kennen, mit denen ich mich echt gut unterhielt. Abends kam leider die Polizei, obwohl Felix sich zuvor eine Genehmigung eingeholt hatte. Wir gingen in den Keller, aber bald darauf packte ich meine Sachen und fuhr heim.
Im August lud Marlene uns zu sich zum Grillen ein. Es war so wunderschön. Wir waren ein wenig im See schwimmen, grillten, tranken, lachten, beobachten das Feuerwerk und genossen das Leben. Ich habe so tolle Freunde.
Am nächsten Tag hatte Fabi Geburtstag. Ich ging mit Macy hin, Ina und Vroni kamen nach. Anna war auch da, aber sie wechselte kein Wort mit uns. Ich war das von ihr gewohnt und ich verstand auch, dass wir zu viert vielleicht einen einschüchternden Effekt auf sie hatten. Ina und Vroni sahen sie zum ersten Mal seit Jahren wieder und verstanden es überhaupt nicht. Ina hat sie dann angetrunken einfach angequatscht. Ich stand einige Zeit daneben, fühlte mich aber fehl am Platz und ging deshalb. Mir ging “I had a marvellous time ruining everything” im Kopf herum, obwohl ich in diesem Fall nicht die entscheidende Rolle des Auseinanderfallens gespielt hatte.
Ich ging zur Toilette, tippte ein paar Gedichtzeilen in die Notizen meines Handys. Ina kam kurz darauf zu mir und erzählte mir von dem Gespräch und wie falsch Anna gewirkt hatte.
Kurz darauf fuhr ich nach Hause.
Oh, was ich vergessen habe. Chris war natürlich auch auf der Feier und wieder einmal sehr touchy unterwegs - mit allen. Trotzdem fragte mich Nicos Schwester, ob er mein Freund wäre, woraufhin Macy mir einen “Ich-sag-es-dir-ja-die-ganze-Zeit”-Blick zuwarf.
Ende August hatte Vroni Geburtstag. Ich redete nicht besonders viel mit den Freunden aus ihrer Schule - bis auf Aaron, sondern eher mit ihrem Bruder und meinen Freunden, die da waren. Aaron kam immer mal wieder auf meinen Ex zu sprechen. Ich lächelte.
Ich habe diesen Leuten vor langer Zeit verziehen, aber mein Ego fühlt sich scheinbar immer noch in ihrer Anwesenheit attackiert, sonst würde ich mich nicht so kühl und überlegen geben. Passiv aggressive Sprüche rutschen mir über die Lippen. Ich kann nicht genau sagen, ob es daran liegt, dass ich sie mit meinem Ex verbinde, auch wenn sie keinen Kontakt mehr zu ihm haben oder weil mir klar geworden ist, welch unterschiedliche Werte wir haben. Ich weiß von einem Typen, dass er mal ein Mädel sexuell belästigt hat und wenn ich ihn sehe, könnte ich einfach nur kotzen. Er widert mich so dermaßen an.
Glücklicherweise waren meine Freunde auch da und somit hatte ich dennoch viel Spaß. Ich fuhr allerdings schon gegen zwölf, weil mein Lernalltag am nächsten Morgen rief.
Ende August lud ich Fredrik und Ophélie zu mir ein. Wir tranken Bier auf meinem Balkon und unterhielten uns echt gut. Es war ein sehr schöner und lustiger Abend.
Nach einem langen Tag in der Bib, saß ich abends manchmal noch eine Weile auf meinem Balkon und schaute mir ein oder zwei Folgen von Hannah Montana an. Ausgerechnet in dem Moment, wo sie ihre Perücke abnimmt, sprach mich mein Nachbar von gegenüber an. Wir hatten uns ansonsten nur gegrüßt, anfangs war er mir ein wenig unsympathisch, da er unter der Woche laute Feiern auf seinem Balkon veranstaltete und jedes zweite Wort “Diggah” war. Aber so schien er ganz nett zu sein.
In den Pausen meiner Extremlernphasen verlor ich mich ab und an in Fantasien. Die Kreativität schien nur so aus mir herauszusprudeln, ich schrieb ein Gedicht nach dem anderen. Immer aus der Sichtweise einer anderen Person, aber immer auf die selbe Geschichte bezogen. Ich habe ihn schon immer bewundert, seine Geschichte wurde mir in die Wiege gelegt. In einer romantischen Art und Weise sah ich ihn erst, als mein Ex in unseren abschließenden Gespräch fragte, ob ich jemanden wie ihn wollte.
Wenn es rational betrachtet, war er keine einfache Person, weshalb ich das verneinen kann. Aber wenn ich seine Person romantisiere, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Was wäre, wenn die Geschichte damals anders gelaufen wäre?
In diesem Sinne schrieb ich auch zum ersten Mal ein Gedicht über mich selbst. Aus der Sicht eines anderen. Es hört sich vielleicht ziemlich komisch an, aber es hat einen prägenden Hintergrund. Als ich damals meine Abizeitung las, war ich ziemlich enttäuscht. Ich hinterfragte, wer mich wirklich kannte und musste wohl oder übel einige Personen ausschließen, von denen ich es nicht erwartet hätte. Dann wurde mir bewusst, dass ich über mich schreiben muss, wie ich es mir von anderen gewünscht hätte. Denn nur das ist in meiner Macht.
Das Gedicht war von Taylor Swifts “Call it what you want” inspiriert. Teilweise sehe ich mich, teilweise nur eine Version von mir, die ich in der Vergangenheit hätte sein können, wäre die Geschichte anders verlaufen.
Ich frage mich, ob ich jemals nur mich selbst darin sehen werde. Das entspringt wieder dem Problem, nämlich meinem unterbewusstem Gedanken, dass ich nicht liebenswert wäre.
Als ich gestern nach Hause kam, warteten Marlene, Ina und Vroni mit Chips und Wein vor meiner Haustüre, um meine Klausur zu feiern. Ich war total perplex. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Mein Herz ist nur so dahin geschmolzen. Wir saßen bis halb zwölf zusammen und redeten. Obwohl ich so müde war, war ich dennoch so glücklich. Das bedeutet mir so unendlich viel. Gott, ich habe wirklich die besten Freunde, die man sich vorstellen kann.
Wenn sie mich so sehr lieben, wieso habe ich dann diese unterbewusste Einstellung?
Der Grund dafür muss in meiner Vergangenheit liegen, so tief wie dieses Problem verwurzelt ist. In der Grundschule war ich in einer Dreier-Freundschaft gefangen, in der sich die Dynamik stets änderte. Das war nicht besonders gut für mich, aber dennoch nicht so gravierend, denke ich.
Vielleicht hat es mit meiner ehemaligen besten Freundin zu tun. Sie schoss mich zu einer Zeit ab, in der ich absolut kein Selbstbewusstsein hatte. Sie tat es nicht mit einem klärenden Gespräch, sondern mit sich wiederholenden Taten, nur um sich kurz darauf, wenn keiner ihrer “coolen” Freunde anwesend war, per Whatsapp zu entschuldigen. Ein ewiges Hin und Her. Ich wollte unsere zehnjährige Freundschaft nicht wegwerfen und sie schien unschlüssig zu sein. Schlussendlich ersetzte sie mich, sehr einfach und auf ziemlich unschöne Weise. Ich saß mit den beiden in einer Klasse, musste mir bissige Kommentare anhören. Das war nicht einfach, insbesondere, weil ich meinen Wert nicht kannte. Begann damals meine Sicht, dass Menschen einen immer verlassen? Natürlich tun sie das, zwangsläufig, aber heute gehe ich anders mit derartigen Situationen um. Meine ehemalige beste Freundin hat mich den Großteil meiner Kindheit und Jugend begleitet. Wir haben so viel zusammen erlebt. Im Nachhinein war es evident, dass wir andere Werte und Ziele hatten und dahingehend überhaupt nicht kompatibel waren. Aber zu dieser Zeit war es sehr schmerzhaft für mich. Auf diese Art und Weise ersetzt zu werden ist für das eigenen Selbstwertgefühl nicht gerade förderlich. Ich weiß noch, wie ich zwei Jahre danach zu Anna sagte, dass ich seit dem niemanden mehr richtig an mich heran gelassen hätte. Stimmte das? Ich kann es bis heute nicht sagen. Ich öffne mich schon Personen, aber ich gebe ihnen vielleicht nicht mehr diese Macht über mich.
Ich weiß noch, wie ich auf meiner Couch weinte, als ich fühlte, wie unsere Freundschaft zerbrach. Ich erinnere mich an den Moment des Abschieds, die Rückfahrt von dem Ellie-Goulding-Konzert, dass Marlene und sie mir zum Geburtstag geschenkt hatten. Ich wusste, dass wir danach nie wieder privat treffen würden.
Ist das der Ursprung dieses Gedankens? Ich kann es nicht sagen. Ich versuchte zu reflektieren und alles zu hinterfragen, aber ich bin noch nicht darauf gekommen.
Marlene und ich hatten auch einmal eine schwierige Zeit. Ich war gerade frisch 17 Jahre alt geworden und fühlte mich erneut so ersetzt. Ich weiß noch, wie sehr es brannte und wie sehr ich versuchte, es zu überspielen. Ich verstand sie bis zu einem gewissen Grad und natürlich wollte, dass sie glücklich war. Aber sie schien ohne mich so glücklich zu sein. Ich erinnere mich an einige klärende Gespräche bei Treffen an unserem Turm, die immer damit endeten, dass wir beide weinten. Ich hatte keine andere Wahl außer die Situation so zu akzeptieren, wie sie war.
Ich weiß noch wie ich das erste Mal vor meinem Ex weinte und auf diese Situation bezogen sagte “Weil Menschen einen immer verlassen”. Apropos: Ich glaube weniger, dass der Betrug meines Ex’ ein ausschlaggebender Punkt war. Natürlich war es hart, aber ich wusste relativ schnell, dass er einen Fehler damit gemacht hatte. Es war sein Verlust.
Ich hatte früher ein ziemliches Problem mit dem Gefühl, dass ich ersetzbar wäre. Ist das der Grund dafür? Möglich.
Heute gehe ich anders mit solchen Situationen um. Ich lasse Menschen ziehen. Einige sind nur für einen Teil deines Lebens bestimmt, die wenigsten werden dich lange begleiten. Ich bin mittlerweile auch sehr wählerisch, was meine engsten Freunde angeht. Ich sortiere sie aus, wenn sie mir nicht gut tun, mein Leben nicht positiv beeinflussen. Und trotzdem lebe ich unbewusst nach dieser Einstellung. Ich bin überrascht, wenn mich Menschen mögen. Ich bin überrascht, wenn ich sympatisch wirke.
Ich gehe stets sehr hart mit mir selbst ins Gericht. Ich habe extrem hohe Erwartungen an mich selbst und wenn ich die nicht erfülle, sinkt mein Selbstwertgefühl. Ich weiß, dass das keine gesunde Einstellung ist und ich versuche daran zu arbeiten, aber das ist gar nicht so leicht.
Mal sehen, ob ich dem Ursprung des Problems noch näher komme.
Gestern habe ich mich mit Addi und Marlene in einem Café getroffen. Addi fliegt am Samstag in die USA. Für unbestimmte Zeit, vielleicht für immer. Er geht dort auf eine Schauspielschule. Ich freue mich sehr für ihn, er hatte - eben so wie ich - immer ein Problem mit der Einstellung der Leute, mit denen wir zur Schule gingen. Er wollte dem ganzen immer entfliehen. Jetzt hat er die Chance dazu und ich weiß jetzt schon, dass ihm das gut tun wird. Ich bewundere seinen Mut, insbesondere in der angespannten politischen Lage, in der sich die USA gerade befinden. Ich bin gespannt, wie es ihm ergehen wird.
Gestern Abend habe ich mich mit Ophélie und Fredrik getroffen. Ophélie fliegt am Samstag zurück nach Kanada, Fredrik bleibt noch ein Semester hier. Ausgerechnet jetzt, wo ich wieder ein soziales Leben habe, muss sie gehen. Sie plant im Mai wieder zukommen, was mich sehr freuen würde. Sie ist ein unglaublich toller Mensch und ich war direkt mit ihr auf einer Wellenlänge. Wir waren in einer Kneipe, haben das Bayernspiel geschaut, viel geredet und gelacht. Die beiden waren aber ebenso müde, wie ich, weshalb wir gegen elf zur U-Bahn gingen. Der Abschied war gar nicht so traurig. Ich bin immer noch nicht runter gekommen, noch nicht wirklich in der Realität angekommen. Ich habe in den letzten Monaten Scheuklappen aufgesetzt und die lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen ablegen. Es sind so viele Dinge passiert und ich hatte noch keine Zeit sie zu verarbeiten.
Heute Morgen bin ich früh aufgewacht und erst einmal joggen gegangen. Ich habe es vermisst. Die frische Luft, die Natur, die Stille, die wenigen Menschen. Ich liebe die Stadt, sie hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, aber ich bin scheinbar doch ein Landei. Oder eine gute Mischung aus beidem, hin- und hergerissen zwischen zwei Extrema. So wie immer.
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