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Donnerstag, 1. Oktober 2020
Like you'd get your knuckles bloody for me
honigbienchen, 21:31h
https://www.youtube.com/watch?v=aHQ_uo1ydv4
Ich habe den Film leider noch nicht gesehen, aber er scheint wie die Faust auf's Auge zu passen. Als ich dieses Video zum ersten Mal sah, fühlte ich es so sehr, dass ich sogar ein wenig emotional wurde. Vielleicht übertrug ich es auch auf meine Fantasien.
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If heaven is anywhere it's in a blue tacoma
honigbienchen, 21:18h
Ich habe vorgestern meine Klausur geschrieben.
Als ich den Sachverhalt las, dachte ich:”Och ja, das ist machbar.”
Dann fing ich an zu schreiben und fand es überhaupt nicht mehr machbar. Die Klausur ließ den eigentlichen Hauptteil komplett weg und behandelte nur Nebengebiete. Ich geriet unter Zeitdruck.
Als es vorbei war, fühlte ich mich komisch.
Irgendwie befreit, aber trotzdem angespannt.
Obwohl ich nicht ganz zufrieden mit meiner Leistung war, durchströmte mich ein Lebensgefühl.
Ich redete kurz mit Julia, die auch die Klausur geschrieben hatte. Dann verabschiedete ich mich, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und hörte “Perdu”. Zum ersten Mal seit Langem konnte ich die Musik wieder so genießen, dass ich mich komplett von ihr einnehmen lies.
Auf dem Weg zum Bus hörte ich mir die Sprachnachrichten und Nachrichten an, die ich bekommen hatte. So viele Leute haben mir Glück gewünscht. Ich bin so dankbar. Ich habe so tolle Menschen in meinem Leben, die bedingungslos für mich da sind. Mein Herz war von Liebe erfüllt.
Ich hörte “the 1” als ich in die Straße einbog, in der Pietro einst wohnte.
~ “I’m doing good, I’m one some new shit”
~ “You know the greatest films of all time where never made”
~ ”If you never bleed you’re never gonna grow and it’s alright now”
~ “But it would’ve been fun if you would have been the one”
~ “If one thing had been different, would everything be different today?”
~ “And it would have been sweet if it could have been me”
Nicht mal die ungewöhnlich lange Zeit, die ich dank der öffentlichen Verkehrsmittel zur meiner Wohnung brauchte, konnte meine Erfüllung mindern.
Ich war vermutlich noch nicht ganz in der Realität angekommen.
Das bin ich heute auch noch nicht.
Der Tag, an dem ich meine Klausur schrieb, fiel mit dem Tag zusammen, an dem ich endgültig aus meiner Wohnung auszog.
Julias Mietvertrag war abgelaufen und somit auch meiner.
Die letzten Wochen in der Stadt waren nicht besonders schön. Ich verabscheute die Menschenmassen, öffentliche Verkehrsmittel und Menschen, die mich an der Ampel mit ihrem Zigarettenrauch vollqualmten. Mein soziales Leben hatte ich ziemlich herunter gefahren, ich redete kaum mit Menschen und war voll und ganz auf das Lernen fokussiert.
Die steigenden Coronazahlen taten meiner Abneigung keinen Abbruch. Ich wollte einfach nur raus aus der Stadt. Ich wollte meine Ruhe, morgens laufen gehen, die Natur genießen und von frischer Luft umgeben sein.
Dennoch wusste ich, dass ich die Stadt vermissen würde. Aber dank Corona hat sie an Lebenswert verloren.
Ich werde es vermissen, abends in den Gottesdienst zu gehen und danach zu meiner Musik an den prächtigen, hell beleuchteten Bauten der Stadt vorbei zugehen. Momente, in denen ich mich vollkommen auf mich selbst konzentrierte. In denen es nur mich und meine Musik gab. In denen ich mich in Fantasien verlor.
Ich habe über eineinhalb Jahre in der Stadt gewohnt und habe nicht mal ansatzweise alles gesehen, was ich sehen wollte. Es gibt so viele Dinge, die nicht noch erleben und entdecken will. Corona macht das ein wenig schwierig.
Aber: Alles passiert aus einem Grund und alles passiert genau zur richtigen Zeit.
Ich habe Vertrauen in die Zukunft, auch wenn ich weiß, dass es mit Herausforderungen verbunden sein könnte.
Ich fuhr zu meiner Wohnung, räumte alles aus, hörte Musik, tanzte und fing an zu putzen. Julia kam später dazu und half mir. Wir brachten meine Sachen aus der Wohnung, filmten ein letztes Video und gaben den Schlüssel ab. So richtig realisiert habe ich es noch nicht. Es kam so viel zusammen. Es gibt einige Dinge, die ich noch verarbeiten muss.
Die Wohnung war perfekt. Die Nähe zur Uni, die Größe, die Lage. Ich weiß noch, wie unsicher ich war, als ich eingezogen bin. Ich hatte die Befürchtung, dass ich mich einsam fühlen würde. Das tat ich. Aber nicht in diesem Ausmaß, wie ich es befürchtet hatte. Ich lernte, dass ich sehr viel Zeit für mich alleine brauchte.
“Whoever gives you the most peace should get the most time.”
Das bin ich. Wenn ich im Reinen mit mir selbst bin, gebe ich mir den meisten Frieden. Auch wenn ich sagen muss, dass meine Freunde kurz danach kommen. Ich höre öfter von Macy, dass ich so ausgeglichen wirke.Ich dachte mir:”Du machst das aus mir.” In Gegenwart meiner Liebsten, ein Ort der Sicherheit, fühle ich Frieden in mir selbst.
Ich habe mich definitiv weiter entwickelt in den letzten eineinhalb Jahren. Ich bin selbstsicherer geworden, vertraue mehr in Gott, in mich selbst und habe das Selbstwertgefühl bekommen, das mir immer ein wenig gefehlt hatte.
An der Wohnung hängen einige Erinnerungen. Ich weiß noch, als Julia noch darin gewohnt hat und wir beim Vorglühen P*nisse mit Edding an ihren Kühlschrank malten, die sie später nicht mehr weg bekam. Der Kühlschrank ging im Sommer darauf kaputt und der Hausmeister brachte einen neuen, weshalb das nie zum Problem wurde. Ich erinnere mich an die vielen Abende, als ich mit Vroni und Ina dort vorgeglüht habe. Wokda-O, Gaston, tanzen, lachen. An unsere langen, wodkahaltigen Nächte, tanzen bis zum Umfallen, rumknutschen, Spaß haben, das Leben lieben.
Ich erinnere mich an die tiefsinnigen Gespräche, die ich mit Franzi auf meinem Balkon geführt hatte. Ihre bedingungslose Unterstützung, ihre Begeisterungsfähigkeit.
Ich erinnere mich, wie Toni und ich ein Powernap machten, bevor wir zur jährlichen Semesterparty gingen.
Ich erinnere mich daran, wie Max meine Badezimmertüre wieder einrenkte, die sich aber trotzdem immer wieder aushakte.
Ich erinnerte mich, wie ich zwei Mal pro Woche durch die Wohnung tanzte und die Musik fühlte.
Ich erinnere mich an das Kochen mit Macy und die tiefsinnigen Gespräche, die meinen Horizont erweiterten.
Ich erinnere mich an meine Einweihungsparty, an der ich sternhagelvoll war.
Ich erinnere mich an Polariods, die ich behalten habe, aber verdeckt in meine Schreibtischschublade gelegt hatte.
Nächte, in denen ich nicht viel geschlafen hatte, weil ein 90cm-breites Bett nur für eine Person ausgelegt ist.
Die Wohnung war oft ein Inbegriff der Jugend. Ich werde sie vermissen.
Was ist in den letzten Monaten alles passiert?
Nun, den Hauptteil meiner Zeit habe ich mit Lernen verbracht. Ich bin um fünf Uhr aufgestanden, in die Arbeit gefahren und habe gelernt und gelernt, Probleklausuren geschrieben, Fälle gemacht und stapelweise Karteikarten beschriftet.
Ab und an hatte ich ein soziales Leben.
Im Juni oder Juli feierte Felix seinen Geburtstag. Es war echt schön, alle mal wiederzusehen. Fabi war ziemlich betrunken und brachte das Gespräch immer wieder auf Pietro. Ich lernte zwei Mädels kennen, mit denen ich mich echt gut unterhielt. Abends kam leider die Polizei, obwohl Felix sich zuvor eine Genehmigung eingeholt hatte. Wir gingen in den Keller, aber bald darauf packte ich meine Sachen und fuhr heim.
Im August lud Marlene uns zu sich zum Grillen ein. Es war so wunderschön. Wir waren ein wenig im See schwimmen, grillten, tranken, lachten, beobachten das Feuerwerk und genossen das Leben. Ich habe so tolle Freunde.
Am nächsten Tag hatte Fabi Geburtstag. Ich ging mit Macy hin, Ina und Vroni kamen nach. Anna war auch da, aber sie wechselte kein Wort mit uns. Ich war das von ihr gewohnt und ich verstand auch, dass wir zu viert vielleicht einen einschüchternden Effekt auf sie hatten. Ina und Vroni sahen sie zum ersten Mal seit Jahren wieder und verstanden es überhaupt nicht. Ina hat sie dann angetrunken einfach angequatscht. Ich stand einige Zeit daneben, fühlte mich aber fehl am Platz und ging deshalb. Mir ging “I had a marvellous time ruining everything” im Kopf herum, obwohl ich in diesem Fall nicht die entscheidende Rolle des Auseinanderfallens gespielt hatte.
Ich ging zur Toilette, tippte ein paar Gedichtzeilen in die Notizen meines Handys. Ina kam kurz darauf zu mir und erzählte mir von dem Gespräch und wie falsch Anna gewirkt hatte.
Kurz darauf fuhr ich nach Hause.
Oh, was ich vergessen habe. Chris war natürlich auch auf der Feier und wieder einmal sehr touchy unterwegs - mit allen. Trotzdem fragte mich Nicos Schwester, ob er mein Freund wäre, woraufhin Macy mir einen “Ich-sag-es-dir-ja-die-ganze-Zeit”-Blick zuwarf.
Ende August hatte Vroni Geburtstag. Ich redete nicht besonders viel mit den Freunden aus ihrer Schule - bis auf Aaron, sondern eher mit ihrem Bruder und meinen Freunden, die da waren. Aaron kam immer mal wieder auf meinen Ex zu sprechen. Ich lächelte.
Ich habe diesen Leuten vor langer Zeit verziehen, aber mein Ego fühlt sich scheinbar immer noch in ihrer Anwesenheit attackiert, sonst würde ich mich nicht so kühl und überlegen geben. Passiv aggressive Sprüche rutschen mir über die Lippen. Ich kann nicht genau sagen, ob es daran liegt, dass ich sie mit meinem Ex verbinde, auch wenn sie keinen Kontakt mehr zu ihm haben oder weil mir klar geworden ist, welch unterschiedliche Werte wir haben. Ich weiß von einem Typen, dass er mal ein Mädel sexuell belästigt hat und wenn ich ihn sehe, könnte ich einfach nur kotzen. Er widert mich so dermaßen an.
Glücklicherweise waren meine Freunde auch da und somit hatte ich dennoch viel Spaß. Ich fuhr allerdings schon gegen zwölf, weil mein Lernalltag am nächsten Morgen rief.
Ende August lud ich Fredrik und Ophélie zu mir ein. Wir tranken Bier auf meinem Balkon und unterhielten uns echt gut. Es war ein sehr schöner und lustiger Abend.
Nach einem langen Tag in der Bib, saß ich abends manchmal noch eine Weile auf meinem Balkon und schaute mir ein oder zwei Folgen von Hannah Montana an. Ausgerechnet in dem Moment, wo sie ihre Perücke abnimmt, sprach mich mein Nachbar von gegenüber an. Wir hatten uns ansonsten nur gegrüßt, anfangs war er mir ein wenig unsympathisch, da er unter der Woche laute Feiern auf seinem Balkon veranstaltete und jedes zweite Wort “Diggah” war. Aber so schien er ganz nett zu sein.
In den Pausen meiner Extremlernphasen verlor ich mich ab und an in Fantasien. Die Kreativität schien nur so aus mir herauszusprudeln, ich schrieb ein Gedicht nach dem anderen. Immer aus der Sichtweise einer anderen Person, aber immer auf die selbe Geschichte bezogen. Ich habe ihn schon immer bewundert, seine Geschichte wurde mir in die Wiege gelegt. In einer romantischen Art und Weise sah ich ihn erst, als mein Ex in unseren abschließenden Gespräch fragte, ob ich jemanden wie ihn wollte.
Wenn es rational betrachtet, war er keine einfache Person, weshalb ich das verneinen kann. Aber wenn ich seine Person romantisiere, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Was wäre, wenn die Geschichte damals anders gelaufen wäre?
In diesem Sinne schrieb ich auch zum ersten Mal ein Gedicht über mich selbst. Aus der Sicht eines anderen. Es hört sich vielleicht ziemlich komisch an, aber es hat einen prägenden Hintergrund. Als ich damals meine Abizeitung las, war ich ziemlich enttäuscht. Ich hinterfragte, wer mich wirklich kannte und musste wohl oder übel einige Personen ausschließen, von denen ich es nicht erwartet hätte. Dann wurde mir bewusst, dass ich über mich schreiben muss, wie ich es mir von anderen gewünscht hätte. Denn nur das ist in meiner Macht.
Das Gedicht war von Taylor Swifts “Call it what you want” inspiriert. Teilweise sehe ich mich, teilweise nur eine Version von mir, die ich in der Vergangenheit hätte sein können, wäre die Geschichte anders verlaufen.
Ich frage mich, ob ich jemals nur mich selbst darin sehen werde. Das entspringt wieder dem Problem, nämlich meinem unterbewusstem Gedanken, dass ich nicht liebenswert wäre.
Als ich gestern nach Hause kam, warteten Marlene, Ina und Vroni mit Chips und Wein vor meiner Haustüre, um meine Klausur zu feiern. Ich war total perplex. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Mein Herz ist nur so dahin geschmolzen. Wir saßen bis halb zwölf zusammen und redeten. Obwohl ich so müde war, war ich dennoch so glücklich. Das bedeutet mir so unendlich viel. Gott, ich habe wirklich die besten Freunde, die man sich vorstellen kann.
Wenn sie mich so sehr lieben, wieso habe ich dann diese unterbewusste Einstellung?
Der Grund dafür muss in meiner Vergangenheit liegen, so tief wie dieses Problem verwurzelt ist. In der Grundschule war ich in einer Dreier-Freundschaft gefangen, in der sich die Dynamik stets änderte. Das war nicht besonders gut für mich, aber dennoch nicht so gravierend, denke ich.
Vielleicht hat es mit meiner ehemaligen besten Freundin zu tun. Sie schoss mich zu einer Zeit ab, in der ich absolut kein Selbstbewusstsein hatte. Sie tat es nicht mit einem klärenden Gespräch, sondern mit sich wiederholenden Taten, nur um sich kurz darauf, wenn keiner ihrer “coolen” Freunde anwesend war, per Whatsapp zu entschuldigen. Ein ewiges Hin und Her. Ich wollte unsere zehnjährige Freundschaft nicht wegwerfen und sie schien unschlüssig zu sein. Schlussendlich ersetzte sie mich, sehr einfach und auf ziemlich unschöne Weise. Ich saß mit den beiden in einer Klasse, musste mir bissige Kommentare anhören. Das war nicht einfach, insbesondere, weil ich meinen Wert nicht kannte. Begann damals meine Sicht, dass Menschen einen immer verlassen? Natürlich tun sie das, zwangsläufig, aber heute gehe ich anders mit derartigen Situationen um. Meine ehemalige beste Freundin hat mich den Großteil meiner Kindheit und Jugend begleitet. Wir haben so viel zusammen erlebt. Im Nachhinein war es evident, dass wir andere Werte und Ziele hatten und dahingehend überhaupt nicht kompatibel waren. Aber zu dieser Zeit war es sehr schmerzhaft für mich. Auf diese Art und Weise ersetzt zu werden ist für das eigenen Selbstwertgefühl nicht gerade förderlich. Ich weiß noch, wie ich zwei Jahre danach zu Anna sagte, dass ich seit dem niemanden mehr richtig an mich heran gelassen hätte. Stimmte das? Ich kann es bis heute nicht sagen. Ich öffne mich schon Personen, aber ich gebe ihnen vielleicht nicht mehr diese Macht über mich.
Ich weiß noch, wie ich auf meiner Couch weinte, als ich fühlte, wie unsere Freundschaft zerbrach. Ich erinnere mich an den Moment des Abschieds, die Rückfahrt von dem Ellie-Goulding-Konzert, dass Marlene und sie mir zum Geburtstag geschenkt hatten. Ich wusste, dass wir danach nie wieder privat treffen würden.
Ist das der Ursprung dieses Gedankens? Ich kann es nicht sagen. Ich versuchte zu reflektieren und alles zu hinterfragen, aber ich bin noch nicht darauf gekommen.
Marlene und ich hatten auch einmal eine schwierige Zeit. Ich war gerade frisch 17 Jahre alt geworden und fühlte mich erneut so ersetzt. Ich weiß noch, wie sehr es brannte und wie sehr ich versuchte, es zu überspielen. Ich verstand sie bis zu einem gewissen Grad und natürlich wollte, dass sie glücklich war. Aber sie schien ohne mich so glücklich zu sein. Ich erinnere mich an einige klärende Gespräche bei Treffen an unserem Turm, die immer damit endeten, dass wir beide weinten. Ich hatte keine andere Wahl außer die Situation so zu akzeptieren, wie sie war.
Ich weiß noch wie ich das erste Mal vor meinem Ex weinte und auf diese Situation bezogen sagte “Weil Menschen einen immer verlassen”. Apropos: Ich glaube weniger, dass der Betrug meines Ex’ ein ausschlaggebender Punkt war. Natürlich war es hart, aber ich wusste relativ schnell, dass er einen Fehler damit gemacht hatte. Es war sein Verlust.
Ich hatte früher ein ziemliches Problem mit dem Gefühl, dass ich ersetzbar wäre. Ist das der Grund dafür? Möglich.
Heute gehe ich anders mit solchen Situationen um. Ich lasse Menschen ziehen. Einige sind nur für einen Teil deines Lebens bestimmt, die wenigsten werden dich lange begleiten. Ich bin mittlerweile auch sehr wählerisch, was meine engsten Freunde angeht. Ich sortiere sie aus, wenn sie mir nicht gut tun, mein Leben nicht positiv beeinflussen. Und trotzdem lebe ich unbewusst nach dieser Einstellung. Ich bin überrascht, wenn mich Menschen mögen. Ich bin überrascht, wenn ich sympatisch wirke.
Ich gehe stets sehr hart mit mir selbst ins Gericht. Ich habe extrem hohe Erwartungen an mich selbst und wenn ich die nicht erfülle, sinkt mein Selbstwertgefühl. Ich weiß, dass das keine gesunde Einstellung ist und ich versuche daran zu arbeiten, aber das ist gar nicht so leicht.
Mal sehen, ob ich dem Ursprung des Problems noch näher komme.
Gestern habe ich mich mit Addi und Marlene in einem Café getroffen. Addi fliegt am Samstag in die USA. Für unbestimmte Zeit, vielleicht für immer. Er geht dort auf eine Schauspielschule. Ich freue mich sehr für ihn, er hatte - eben so wie ich - immer ein Problem mit der Einstellung der Leute, mit denen wir zur Schule gingen. Er wollte dem ganzen immer entfliehen. Jetzt hat er die Chance dazu und ich weiß jetzt schon, dass ihm das gut tun wird. Ich bewundere seinen Mut, insbesondere in der angespannten politischen Lage, in der sich die USA gerade befinden. Ich bin gespannt, wie es ihm ergehen wird.
Gestern Abend habe ich mich mit Ophélie und Fredrik getroffen. Ophélie fliegt am Samstag zurück nach Kanada, Fredrik bleibt noch ein Semester hier. Ausgerechnet jetzt, wo ich wieder ein soziales Leben habe, muss sie gehen. Sie plant im Mai wieder zukommen, was mich sehr freuen würde. Sie ist ein unglaublich toller Mensch und ich war direkt mit ihr auf einer Wellenlänge. Wir waren in einer Kneipe, haben das Bayernspiel geschaut, viel geredet und gelacht. Die beiden waren aber ebenso müde, wie ich, weshalb wir gegen elf zur U-Bahn gingen. Der Abschied war gar nicht so traurig. Ich bin immer noch nicht runter gekommen, noch nicht wirklich in der Realität angekommen. Ich habe in den letzten Monaten Scheuklappen aufgesetzt und die lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen ablegen. Es sind so viele Dinge passiert und ich hatte noch keine Zeit sie zu verarbeiten.
Heute Morgen bin ich früh aufgewacht und erst einmal joggen gegangen. Ich habe es vermisst. Die frische Luft, die Natur, die Stille, die wenigen Menschen. Ich liebe die Stadt, sie hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, aber ich bin scheinbar doch ein Landei. Oder eine gute Mischung aus beidem, hin- und hergerissen zwischen zwei Extrema. So wie immer.
Als ich den Sachverhalt las, dachte ich:”Och ja, das ist machbar.”
Dann fing ich an zu schreiben und fand es überhaupt nicht mehr machbar. Die Klausur ließ den eigentlichen Hauptteil komplett weg und behandelte nur Nebengebiete. Ich geriet unter Zeitdruck.
Als es vorbei war, fühlte ich mich komisch.
Irgendwie befreit, aber trotzdem angespannt.
Obwohl ich nicht ganz zufrieden mit meiner Leistung war, durchströmte mich ein Lebensgefühl.
Ich redete kurz mit Julia, die auch die Klausur geschrieben hatte. Dann verabschiedete ich mich, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und hörte “Perdu”. Zum ersten Mal seit Langem konnte ich die Musik wieder so genießen, dass ich mich komplett von ihr einnehmen lies.
Auf dem Weg zum Bus hörte ich mir die Sprachnachrichten und Nachrichten an, die ich bekommen hatte. So viele Leute haben mir Glück gewünscht. Ich bin so dankbar. Ich habe so tolle Menschen in meinem Leben, die bedingungslos für mich da sind. Mein Herz war von Liebe erfüllt.
Ich hörte “the 1” als ich in die Straße einbog, in der Pietro einst wohnte.
~ “I’m doing good, I’m one some new shit”
~ “You know the greatest films of all time where never made”
~ ”If you never bleed you’re never gonna grow and it’s alright now”
~ “But it would’ve been fun if you would have been the one”
~ “If one thing had been different, would everything be different today?”
~ “And it would have been sweet if it could have been me”
Nicht mal die ungewöhnlich lange Zeit, die ich dank der öffentlichen Verkehrsmittel zur meiner Wohnung brauchte, konnte meine Erfüllung mindern.
Ich war vermutlich noch nicht ganz in der Realität angekommen.
Das bin ich heute auch noch nicht.
Der Tag, an dem ich meine Klausur schrieb, fiel mit dem Tag zusammen, an dem ich endgültig aus meiner Wohnung auszog.
Julias Mietvertrag war abgelaufen und somit auch meiner.
Die letzten Wochen in der Stadt waren nicht besonders schön. Ich verabscheute die Menschenmassen, öffentliche Verkehrsmittel und Menschen, die mich an der Ampel mit ihrem Zigarettenrauch vollqualmten. Mein soziales Leben hatte ich ziemlich herunter gefahren, ich redete kaum mit Menschen und war voll und ganz auf das Lernen fokussiert.
Die steigenden Coronazahlen taten meiner Abneigung keinen Abbruch. Ich wollte einfach nur raus aus der Stadt. Ich wollte meine Ruhe, morgens laufen gehen, die Natur genießen und von frischer Luft umgeben sein.
Dennoch wusste ich, dass ich die Stadt vermissen würde. Aber dank Corona hat sie an Lebenswert verloren.
Ich werde es vermissen, abends in den Gottesdienst zu gehen und danach zu meiner Musik an den prächtigen, hell beleuchteten Bauten der Stadt vorbei zugehen. Momente, in denen ich mich vollkommen auf mich selbst konzentrierte. In denen es nur mich und meine Musik gab. In denen ich mich in Fantasien verlor.
Ich habe über eineinhalb Jahre in der Stadt gewohnt und habe nicht mal ansatzweise alles gesehen, was ich sehen wollte. Es gibt so viele Dinge, die nicht noch erleben und entdecken will. Corona macht das ein wenig schwierig.
Aber: Alles passiert aus einem Grund und alles passiert genau zur richtigen Zeit.
Ich habe Vertrauen in die Zukunft, auch wenn ich weiß, dass es mit Herausforderungen verbunden sein könnte.
Ich fuhr zu meiner Wohnung, räumte alles aus, hörte Musik, tanzte und fing an zu putzen. Julia kam später dazu und half mir. Wir brachten meine Sachen aus der Wohnung, filmten ein letztes Video und gaben den Schlüssel ab. So richtig realisiert habe ich es noch nicht. Es kam so viel zusammen. Es gibt einige Dinge, die ich noch verarbeiten muss.
Die Wohnung war perfekt. Die Nähe zur Uni, die Größe, die Lage. Ich weiß noch, wie unsicher ich war, als ich eingezogen bin. Ich hatte die Befürchtung, dass ich mich einsam fühlen würde. Das tat ich. Aber nicht in diesem Ausmaß, wie ich es befürchtet hatte. Ich lernte, dass ich sehr viel Zeit für mich alleine brauchte.
“Whoever gives you the most peace should get the most time.”
Das bin ich. Wenn ich im Reinen mit mir selbst bin, gebe ich mir den meisten Frieden. Auch wenn ich sagen muss, dass meine Freunde kurz danach kommen. Ich höre öfter von Macy, dass ich so ausgeglichen wirke.Ich dachte mir:”Du machst das aus mir.” In Gegenwart meiner Liebsten, ein Ort der Sicherheit, fühle ich Frieden in mir selbst.
Ich habe mich definitiv weiter entwickelt in den letzten eineinhalb Jahren. Ich bin selbstsicherer geworden, vertraue mehr in Gott, in mich selbst und habe das Selbstwertgefühl bekommen, das mir immer ein wenig gefehlt hatte.
An der Wohnung hängen einige Erinnerungen. Ich weiß noch, als Julia noch darin gewohnt hat und wir beim Vorglühen P*nisse mit Edding an ihren Kühlschrank malten, die sie später nicht mehr weg bekam. Der Kühlschrank ging im Sommer darauf kaputt und der Hausmeister brachte einen neuen, weshalb das nie zum Problem wurde. Ich erinnere mich an die vielen Abende, als ich mit Vroni und Ina dort vorgeglüht habe. Wokda-O, Gaston, tanzen, lachen. An unsere langen, wodkahaltigen Nächte, tanzen bis zum Umfallen, rumknutschen, Spaß haben, das Leben lieben.
Ich erinnere mich an die tiefsinnigen Gespräche, die ich mit Franzi auf meinem Balkon geführt hatte. Ihre bedingungslose Unterstützung, ihre Begeisterungsfähigkeit.
Ich erinnere mich, wie Toni und ich ein Powernap machten, bevor wir zur jährlichen Semesterparty gingen.
Ich erinnere mich daran, wie Max meine Badezimmertüre wieder einrenkte, die sich aber trotzdem immer wieder aushakte.
Ich erinnerte mich, wie ich zwei Mal pro Woche durch die Wohnung tanzte und die Musik fühlte.
Ich erinnere mich an das Kochen mit Macy und die tiefsinnigen Gespräche, die meinen Horizont erweiterten.
Ich erinnere mich an meine Einweihungsparty, an der ich sternhagelvoll war.
Ich erinnere mich an Polariods, die ich behalten habe, aber verdeckt in meine Schreibtischschublade gelegt hatte.
Nächte, in denen ich nicht viel geschlafen hatte, weil ein 90cm-breites Bett nur für eine Person ausgelegt ist.
Die Wohnung war oft ein Inbegriff der Jugend. Ich werde sie vermissen.
Was ist in den letzten Monaten alles passiert?
Nun, den Hauptteil meiner Zeit habe ich mit Lernen verbracht. Ich bin um fünf Uhr aufgestanden, in die Arbeit gefahren und habe gelernt und gelernt, Probleklausuren geschrieben, Fälle gemacht und stapelweise Karteikarten beschriftet.
Ab und an hatte ich ein soziales Leben.
Im Juni oder Juli feierte Felix seinen Geburtstag. Es war echt schön, alle mal wiederzusehen. Fabi war ziemlich betrunken und brachte das Gespräch immer wieder auf Pietro. Ich lernte zwei Mädels kennen, mit denen ich mich echt gut unterhielt. Abends kam leider die Polizei, obwohl Felix sich zuvor eine Genehmigung eingeholt hatte. Wir gingen in den Keller, aber bald darauf packte ich meine Sachen und fuhr heim.
Im August lud Marlene uns zu sich zum Grillen ein. Es war so wunderschön. Wir waren ein wenig im See schwimmen, grillten, tranken, lachten, beobachten das Feuerwerk und genossen das Leben. Ich habe so tolle Freunde.
Am nächsten Tag hatte Fabi Geburtstag. Ich ging mit Macy hin, Ina und Vroni kamen nach. Anna war auch da, aber sie wechselte kein Wort mit uns. Ich war das von ihr gewohnt und ich verstand auch, dass wir zu viert vielleicht einen einschüchternden Effekt auf sie hatten. Ina und Vroni sahen sie zum ersten Mal seit Jahren wieder und verstanden es überhaupt nicht. Ina hat sie dann angetrunken einfach angequatscht. Ich stand einige Zeit daneben, fühlte mich aber fehl am Platz und ging deshalb. Mir ging “I had a marvellous time ruining everything” im Kopf herum, obwohl ich in diesem Fall nicht die entscheidende Rolle des Auseinanderfallens gespielt hatte.
Ich ging zur Toilette, tippte ein paar Gedichtzeilen in die Notizen meines Handys. Ina kam kurz darauf zu mir und erzählte mir von dem Gespräch und wie falsch Anna gewirkt hatte.
Kurz darauf fuhr ich nach Hause.
Oh, was ich vergessen habe. Chris war natürlich auch auf der Feier und wieder einmal sehr touchy unterwegs - mit allen. Trotzdem fragte mich Nicos Schwester, ob er mein Freund wäre, woraufhin Macy mir einen “Ich-sag-es-dir-ja-die-ganze-Zeit”-Blick zuwarf.
Ende August hatte Vroni Geburtstag. Ich redete nicht besonders viel mit den Freunden aus ihrer Schule - bis auf Aaron, sondern eher mit ihrem Bruder und meinen Freunden, die da waren. Aaron kam immer mal wieder auf meinen Ex zu sprechen. Ich lächelte.
Ich habe diesen Leuten vor langer Zeit verziehen, aber mein Ego fühlt sich scheinbar immer noch in ihrer Anwesenheit attackiert, sonst würde ich mich nicht so kühl und überlegen geben. Passiv aggressive Sprüche rutschen mir über die Lippen. Ich kann nicht genau sagen, ob es daran liegt, dass ich sie mit meinem Ex verbinde, auch wenn sie keinen Kontakt mehr zu ihm haben oder weil mir klar geworden ist, welch unterschiedliche Werte wir haben. Ich weiß von einem Typen, dass er mal ein Mädel sexuell belästigt hat und wenn ich ihn sehe, könnte ich einfach nur kotzen. Er widert mich so dermaßen an.
Glücklicherweise waren meine Freunde auch da und somit hatte ich dennoch viel Spaß. Ich fuhr allerdings schon gegen zwölf, weil mein Lernalltag am nächsten Morgen rief.
Ende August lud ich Fredrik und Ophélie zu mir ein. Wir tranken Bier auf meinem Balkon und unterhielten uns echt gut. Es war ein sehr schöner und lustiger Abend.
Nach einem langen Tag in der Bib, saß ich abends manchmal noch eine Weile auf meinem Balkon und schaute mir ein oder zwei Folgen von Hannah Montana an. Ausgerechnet in dem Moment, wo sie ihre Perücke abnimmt, sprach mich mein Nachbar von gegenüber an. Wir hatten uns ansonsten nur gegrüßt, anfangs war er mir ein wenig unsympathisch, da er unter der Woche laute Feiern auf seinem Balkon veranstaltete und jedes zweite Wort “Diggah” war. Aber so schien er ganz nett zu sein.
In den Pausen meiner Extremlernphasen verlor ich mich ab und an in Fantasien. Die Kreativität schien nur so aus mir herauszusprudeln, ich schrieb ein Gedicht nach dem anderen. Immer aus der Sichtweise einer anderen Person, aber immer auf die selbe Geschichte bezogen. Ich habe ihn schon immer bewundert, seine Geschichte wurde mir in die Wiege gelegt. In einer romantischen Art und Weise sah ich ihn erst, als mein Ex in unseren abschließenden Gespräch fragte, ob ich jemanden wie ihn wollte.
Wenn es rational betrachtet, war er keine einfache Person, weshalb ich das verneinen kann. Aber wenn ich seine Person romantisiere, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Was wäre, wenn die Geschichte damals anders gelaufen wäre?
In diesem Sinne schrieb ich auch zum ersten Mal ein Gedicht über mich selbst. Aus der Sicht eines anderen. Es hört sich vielleicht ziemlich komisch an, aber es hat einen prägenden Hintergrund. Als ich damals meine Abizeitung las, war ich ziemlich enttäuscht. Ich hinterfragte, wer mich wirklich kannte und musste wohl oder übel einige Personen ausschließen, von denen ich es nicht erwartet hätte. Dann wurde mir bewusst, dass ich über mich schreiben muss, wie ich es mir von anderen gewünscht hätte. Denn nur das ist in meiner Macht.
Das Gedicht war von Taylor Swifts “Call it what you want” inspiriert. Teilweise sehe ich mich, teilweise nur eine Version von mir, die ich in der Vergangenheit hätte sein können, wäre die Geschichte anders verlaufen.
Ich frage mich, ob ich jemals nur mich selbst darin sehen werde. Das entspringt wieder dem Problem, nämlich meinem unterbewusstem Gedanken, dass ich nicht liebenswert wäre.
Als ich gestern nach Hause kam, warteten Marlene, Ina und Vroni mit Chips und Wein vor meiner Haustüre, um meine Klausur zu feiern. Ich war total perplex. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Mein Herz ist nur so dahin geschmolzen. Wir saßen bis halb zwölf zusammen und redeten. Obwohl ich so müde war, war ich dennoch so glücklich. Das bedeutet mir so unendlich viel. Gott, ich habe wirklich die besten Freunde, die man sich vorstellen kann.
Wenn sie mich so sehr lieben, wieso habe ich dann diese unterbewusste Einstellung?
Der Grund dafür muss in meiner Vergangenheit liegen, so tief wie dieses Problem verwurzelt ist. In der Grundschule war ich in einer Dreier-Freundschaft gefangen, in der sich die Dynamik stets änderte. Das war nicht besonders gut für mich, aber dennoch nicht so gravierend, denke ich.
Vielleicht hat es mit meiner ehemaligen besten Freundin zu tun. Sie schoss mich zu einer Zeit ab, in der ich absolut kein Selbstbewusstsein hatte. Sie tat es nicht mit einem klärenden Gespräch, sondern mit sich wiederholenden Taten, nur um sich kurz darauf, wenn keiner ihrer “coolen” Freunde anwesend war, per Whatsapp zu entschuldigen. Ein ewiges Hin und Her. Ich wollte unsere zehnjährige Freundschaft nicht wegwerfen und sie schien unschlüssig zu sein. Schlussendlich ersetzte sie mich, sehr einfach und auf ziemlich unschöne Weise. Ich saß mit den beiden in einer Klasse, musste mir bissige Kommentare anhören. Das war nicht einfach, insbesondere, weil ich meinen Wert nicht kannte. Begann damals meine Sicht, dass Menschen einen immer verlassen? Natürlich tun sie das, zwangsläufig, aber heute gehe ich anders mit derartigen Situationen um. Meine ehemalige beste Freundin hat mich den Großteil meiner Kindheit und Jugend begleitet. Wir haben so viel zusammen erlebt. Im Nachhinein war es evident, dass wir andere Werte und Ziele hatten und dahingehend überhaupt nicht kompatibel waren. Aber zu dieser Zeit war es sehr schmerzhaft für mich. Auf diese Art und Weise ersetzt zu werden ist für das eigenen Selbstwertgefühl nicht gerade förderlich. Ich weiß noch, wie ich zwei Jahre danach zu Anna sagte, dass ich seit dem niemanden mehr richtig an mich heran gelassen hätte. Stimmte das? Ich kann es bis heute nicht sagen. Ich öffne mich schon Personen, aber ich gebe ihnen vielleicht nicht mehr diese Macht über mich.
Ich weiß noch, wie ich auf meiner Couch weinte, als ich fühlte, wie unsere Freundschaft zerbrach. Ich erinnere mich an den Moment des Abschieds, die Rückfahrt von dem Ellie-Goulding-Konzert, dass Marlene und sie mir zum Geburtstag geschenkt hatten. Ich wusste, dass wir danach nie wieder privat treffen würden.
Ist das der Ursprung dieses Gedankens? Ich kann es nicht sagen. Ich versuchte zu reflektieren und alles zu hinterfragen, aber ich bin noch nicht darauf gekommen.
Marlene und ich hatten auch einmal eine schwierige Zeit. Ich war gerade frisch 17 Jahre alt geworden und fühlte mich erneut so ersetzt. Ich weiß noch, wie sehr es brannte und wie sehr ich versuchte, es zu überspielen. Ich verstand sie bis zu einem gewissen Grad und natürlich wollte, dass sie glücklich war. Aber sie schien ohne mich so glücklich zu sein. Ich erinnere mich an einige klärende Gespräche bei Treffen an unserem Turm, die immer damit endeten, dass wir beide weinten. Ich hatte keine andere Wahl außer die Situation so zu akzeptieren, wie sie war.
Ich weiß noch wie ich das erste Mal vor meinem Ex weinte und auf diese Situation bezogen sagte “Weil Menschen einen immer verlassen”. Apropos: Ich glaube weniger, dass der Betrug meines Ex’ ein ausschlaggebender Punkt war. Natürlich war es hart, aber ich wusste relativ schnell, dass er einen Fehler damit gemacht hatte. Es war sein Verlust.
Ich hatte früher ein ziemliches Problem mit dem Gefühl, dass ich ersetzbar wäre. Ist das der Grund dafür? Möglich.
Heute gehe ich anders mit solchen Situationen um. Ich lasse Menschen ziehen. Einige sind nur für einen Teil deines Lebens bestimmt, die wenigsten werden dich lange begleiten. Ich bin mittlerweile auch sehr wählerisch, was meine engsten Freunde angeht. Ich sortiere sie aus, wenn sie mir nicht gut tun, mein Leben nicht positiv beeinflussen. Und trotzdem lebe ich unbewusst nach dieser Einstellung. Ich bin überrascht, wenn mich Menschen mögen. Ich bin überrascht, wenn ich sympatisch wirke.
Ich gehe stets sehr hart mit mir selbst ins Gericht. Ich habe extrem hohe Erwartungen an mich selbst und wenn ich die nicht erfülle, sinkt mein Selbstwertgefühl. Ich weiß, dass das keine gesunde Einstellung ist und ich versuche daran zu arbeiten, aber das ist gar nicht so leicht.
Mal sehen, ob ich dem Ursprung des Problems noch näher komme.
Gestern habe ich mich mit Addi und Marlene in einem Café getroffen. Addi fliegt am Samstag in die USA. Für unbestimmte Zeit, vielleicht für immer. Er geht dort auf eine Schauspielschule. Ich freue mich sehr für ihn, er hatte - eben so wie ich - immer ein Problem mit der Einstellung der Leute, mit denen wir zur Schule gingen. Er wollte dem ganzen immer entfliehen. Jetzt hat er die Chance dazu und ich weiß jetzt schon, dass ihm das gut tun wird. Ich bewundere seinen Mut, insbesondere in der angespannten politischen Lage, in der sich die USA gerade befinden. Ich bin gespannt, wie es ihm ergehen wird.
Gestern Abend habe ich mich mit Ophélie und Fredrik getroffen. Ophélie fliegt am Samstag zurück nach Kanada, Fredrik bleibt noch ein Semester hier. Ausgerechnet jetzt, wo ich wieder ein soziales Leben habe, muss sie gehen. Sie plant im Mai wieder zukommen, was mich sehr freuen würde. Sie ist ein unglaublich toller Mensch und ich war direkt mit ihr auf einer Wellenlänge. Wir waren in einer Kneipe, haben das Bayernspiel geschaut, viel geredet und gelacht. Die beiden waren aber ebenso müde, wie ich, weshalb wir gegen elf zur U-Bahn gingen. Der Abschied war gar nicht so traurig. Ich bin immer noch nicht runter gekommen, noch nicht wirklich in der Realität angekommen. Ich habe in den letzten Monaten Scheuklappen aufgesetzt und die lassen sich nicht von einem Tag auf den anderen ablegen. Es sind so viele Dinge passiert und ich hatte noch keine Zeit sie zu verarbeiten.
Heute Morgen bin ich früh aufgewacht und erst einmal joggen gegangen. Ich habe es vermisst. Die frische Luft, die Natur, die Stille, die wenigen Menschen. Ich liebe die Stadt, sie hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, aber ich bin scheinbar doch ein Landei. Oder eine gute Mischung aus beidem, hin- und hergerissen zwischen zwei Extrema. So wie immer.
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Freitag, 7. August 2020
Canceled my plans just in case you'd call
honigbienchen, 14:29h
Nach meiner Klausur im September muss ich mich dringend damit auseinandersetzen, warum ich denke, dass ich nicht liebenswürdig bin.
Woher kommt das?
Woher kommt das?
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Freitag, 24. Juli 2020
Illicit affairs
honigbienchen, 22:02h
Ich: Sage, dass Folklore auf den ersten Blick nicht ganz mein Ding ist.
Auch ich: weine, weil ich die Zeilen fühle.
Ich weiß, dass "my tear ricochet" nicht über Selbstmord ist, aber so fühlte es sich für mich an. Ich fühlte es.
~ even on my worst day did I deserve, babe, all the hell you gave me?
~ I didn't have it in myself to go with grace
~ And if I'm dead to you, why are you at the wake Cursing my name, wishing I stayed
~ You know I didn't want to have to haunt you
~ You wear the same jewels that I gave you as you bury me
~ 'Cause when I'd fight, you used to tell me I was brave
Ich vergab der, mit der mich mein Ex betrogen hatte. Sie war verliebt in ihn und erst jetzt verstehe ich wirklich und vollkommen, wie schmerzhaft es gewesen sein muss.
~ take the words for what they are
~ a drug that only worked the first few hundred times
~ look at this idiotic fool that you made me
~ you showed me colours you know I can't see with anyone else
~ you weren't mine to lose
Kommunikation. Funktioniert selten einwandfrei. So viele Zeichen, die ich gegeben habe. So viele Zeichen, die er nicht gesehen hat. Ich wollte, dass er mich versteht. Er hat mich nie verstanden. Ich wollte, dass er sich ändert. Er wollte sich nicht verändern.
~ We always walked a very thin line
You didn't even hear me out (You didn't even hear me out)
You never gave a warning sign (I gave so many signs)
All this time
I never learned to read your mind (Never learned to read my mind)
I couldn't turn things around (You never turned things around)
'Cause you never gave a warning sign (I gave so many signs)
So many signs, so many signs
You didn't even see the signs
Auch ich: weine, weil ich die Zeilen fühle.
Ich weiß, dass "my tear ricochet" nicht über Selbstmord ist, aber so fühlte es sich für mich an. Ich fühlte es.
~ even on my worst day did I deserve, babe, all the hell you gave me?
~ I didn't have it in myself to go with grace
~ And if I'm dead to you, why are you at the wake Cursing my name, wishing I stayed
~ You know I didn't want to have to haunt you
~ You wear the same jewels that I gave you as you bury me
~ 'Cause when I'd fight, you used to tell me I was brave
Ich vergab der, mit der mich mein Ex betrogen hatte. Sie war verliebt in ihn und erst jetzt verstehe ich wirklich und vollkommen, wie schmerzhaft es gewesen sein muss.
~ take the words for what they are
~ a drug that only worked the first few hundred times
~ look at this idiotic fool that you made me
~ you showed me colours you know I can't see with anyone else
~ you weren't mine to lose
Kommunikation. Funktioniert selten einwandfrei. So viele Zeichen, die ich gegeben habe. So viele Zeichen, die er nicht gesehen hat. Ich wollte, dass er mich versteht. Er hat mich nie verstanden. Ich wollte, dass er sich ändert. Er wollte sich nicht verändern.
~ We always walked a very thin line
You didn't even hear me out (You didn't even hear me out)
You never gave a warning sign (I gave so many signs)
All this time
I never learned to read your mind (Never learned to read my mind)
I couldn't turn things around (You never turned things around)
'Cause you never gave a warning sign (I gave so many signs)
So many signs, so many signs
You didn't even see the signs
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Folklore
honigbienchen, 10:56h
Mit Indie hätte ich nie gerechnet. Eher mit etwas ähnlichem wie 1989. Es ist nicht so ganz mein Fall. Für jetzt zumindest. Es klingt nach einem kalten Herbsttag, leichter Nebel liegt in den Straßen, die letzten Blätter fallen von den Bäumen, der Himmel ist hellgrau. Der Atem zeichnet kleine Wölkchen in die Luft, deine Stiefel klappern über den Asphalt. Die warme Luft des Cafés steht in starkem Gegensatz zu der Herbstluft draußen. Auf deinem Platz ziehst du den Mantel aus und wickelst dich aus dem großen Schal. Deine Wangen sind gerötet, als du einen Kaffee bestellst. Im Hintergrund läuft Folklore.
Für den Sommer ist es nicht mein Fall. Wir werden sehen wie das im Herbst aussieht. Ich dachte, Reputation wäre das Album, bei dem ich am längsten brauchte um mich damit anzufreunden. Sieht so aus als würde es bei Folklore mindestens genauso lang dauern.
Ich habe alle Lieder einmal angehört. Viel erinnert mich an Harry.
Bisher mochte ich The 1, Betty und invisible string.
Lyrisch gesehen sind natürlich alle gut, aber ich bin momentan nicht in der Stimmung für etwas so ruhiges. Es ist wahrlich ein Quarantänealbum.
Für den Sommer ist es nicht mein Fall. Wir werden sehen wie das im Herbst aussieht. Ich dachte, Reputation wäre das Album, bei dem ich am längsten brauchte um mich damit anzufreunden. Sieht so aus als würde es bei Folklore mindestens genauso lang dauern.
Ich habe alle Lieder einmal angehört. Viel erinnert mich an Harry.
Bisher mochte ich The 1, Betty und invisible string.
Lyrisch gesehen sind natürlich alle gut, aber ich bin momentan nicht in der Stimmung für etwas so ruhiges. Es ist wahrlich ein Quarantänealbum.
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Folklore
honigbienchen, 03:50h
Konnte es nicht glauben, als ich es heute gelesen habe. Ich hab eher mit einem Musikvideo für Cruel summer gerechnet. Ist Lover wirklich nicht mal ein Jahr alt? Wie viel ich gelernt habe.
Lieder, von denen ich ausgehe, dass ich sie mögen werde:
Mirror Ball
August
Mad woman
Betty
Man sieht sich in drei Stunden.
Lieder, von denen ich ausgehe, dass ich sie mögen werde:
Mirror Ball
August
Mad woman
Betty
Man sieht sich in drei Stunden.
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Donnerstag, 23. Juli 2020
Something gave you the nerve to touch my hand
honigbienchen, 14:53h
Etwas beschäftigt mich seit einer Weile. Chris. Und seine möglichen Gefühle für mich?!?
Ich war letzte Woche bei Ophélie zum Abendessen eingeladen. Sie hatte indisch gekocht, es war richtig lecker. Fredrik und Arturo (nicht Akurro, wie ich es verstanden hatte) waren auch da. Wir tranken noch ein Bier, dann musste ich mich verabschieden, weil ich am nächsten Tag lernen musste.
Als ich nach Hause kam, erhielt ich eine Nachricht von Chris. Ein Bild, ohne Kontext. Das Bild war ein Meme, mit der Überschrift "When your crush says they haven't had sex in a while" - darunter "Use me".
Ich war ganz leicht angetrunken, weshalb ich sofort Panik schob. Normalerweise würde ich mir gar keine Gedanken machen, wenn Chris mir so etwas schickt. Unsere Grenzen sind abgeklärt. Dachte ich zumindest.
Wir hatten ein oder zwei Wochen nicht mehr geschrieben, dann kam dieses Bild ohne einen Kommentar. Selbst das würde ich nicht merkwürdig finden, wenn es vor ein paar Wochen nicht diese Situation gegeben hätte: Als wir im Park ein paar Bier tranken, erzählte er mir, dass Enis ihn gefragt hätte, warum zwischen Chris und mir nicht laufen würde, wenn wir uns doch so gut verstehen.
Ich habe das Ganze gleich mit:"Ohh nein, ich bevorzuge eine klare Trennung zwischen Freundschaft und mehr!" abgetan. Ich dachte, er hätte es mir bloß so erzählt. Wollte er mich vielleicht doch testen, wie ich darauf reagiere?
Ich schrieb Macy und fragte sie um Rat.
Sie war noch wach und alles andere als überrascht. Sie meinte, dass Chris schon seit unserer Abireise nach Griechenland auf mich stehen würde.
Ich ließ vergangene Situationen revue passieren und betrachtete sie aus einem anderen Blickwinkel.
In der Schule haben wir viel gekuschelt, ich saß oft auf seinem Schoß, aber das war normal für uns. Er hat das mit ziemlich vielen Mädels gemacht. Ich würde ihn einfach als kuschelbedürftigen Typen einordnen.
Er hat sich gut mit meinem Ex verstanden, hat mich dahin gehend sogar bestärkt.
Auf einer von Annas Hauspartys teilten wir uns ein Doppelbett. Alles rein platonisch, ich war damals schon mit meinem Ex zusammen.
An Silvester sagte ich Chris, dass ich ihn lieben würde. Ich meinte es rein freundschaftlich und war auch ein wenig angetrunken, als wir auf der Couch in Annas Wohnzimmer saßen, aber er reagierte komisch.
In Griechenland saß ich auf einer Rückfahrt vom Strand im Bus neben ihm und stellte ihm all die Fragen, von denen ich mir wünschte, mein Ex hätte sie mir gestellt.
Chris sang laut "I ain't your mama" und spielte auf seinem Handy.
Nach Griechenland herrschte Funkstille. Wir verloren uns für ein paar Monate aus den Augen.
Ich verlor mich selbst.
An Silvester trafen wir uns bei Anna wieder, es war, als hätten wir nie den Kontakt verloren.
Dennoch trafen wir uns nicht ganz so oft.
Als die Trennung von meinem Ex kam und ich meinen Verstand verlor, fuhr ich eines Abends zu ihm. Zum Reden und zum Filme schauen. Wir haben das öfter gemacht. Ich würde nicht sagen, dass ich mit einer gewissen Erwartung zu ihm gefahren bin, aber ich ließ es darauf ankommen. Meine Welt stand Kopf, ich wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war. Gott sei Dank ist nichts zwischen uns gelaufen.
Wir trafen uns im Sommer am See, zwangsläufig trifft man dort auf Leute, mit denen wir zur Schule gegangen sind. Ich sehe ihre Blicke und ich weiß, dass sie denken, dass zwischen uns etwas läuft. Männer und Frauen können scheinbar nicht nur befreundet sein.
Im Wasser hob er mich hoch und versuchte, mich unterzutauchen. Draußen im Trockenen cremte er mir den Rücken ein.
Wir beschlossen, dass wir zusammen verreisen wollten. Fünf Tage Barcelona im September.
Wir sahen uns nach billigen Angeboten um und entdeckten ein Airbnb, in dem wir uns ein Doppelbett teilen würden. Ich weiß noch, wie Naomi sogar wetten wollte, dass zwischen uns etwas laufen würde und auch Felix die ganze Zeit schrieb, dass meistens etwas läuft, wenn eine Frau und ein Mann zusammen in den Urlaub fuhren. Ich war der festen Überzeugung, dass es nicht so sein würde.
In der ersten Nacht in Barcelona wachte ich kurz auf, Chris hatte seinen Arm um mich gelegt und schlief fest. Im Halbschlaf beschloss ich das ganze zu ignorieren und stempelte es als unbewusste Handlung ab.
Ich bekam meine Tage und entwickelte eine leichte Abwehrhaltung gegenüber Männern. Ständig spuckte mir die Zeile "I felt you kept me away from the heat and the action" im Kopf herum. Mein Ex hatte mich tatsächlich von allem ferngehalten und versuchte, mich zu verstecken, nur damit ich nicht herausfinde, was er getan hatte.
Ich bin jemand, der viel Zeit für sich braucht. Irgendwann geht mir jeder auf die Nerven. Auch Chris. In diesem Sommer fand ich heraus, dass es schwierig ist, eine Person zu finden, die was Reisen angeht, die gleichen Interessen hat.
Ich plane sehr gerne, beschäftige mich mit der Geschichte und habe lieber einen strukturierten Tagesablauf. Chris ist sehr viel spontaner, mag Geschichte überhaupt nicht und läuft lieber einfach drauf los.
Wir kamen trotzdem ganz gut auf einen gemeinsamen Nenner, aber trotzdem wähle ich seit dem meine Reisepartner sehr genau aus.
An einem Morgen standen wir früh auf und machen ein Picknick auf einem Berg, auf dem sich die Bunker eines Krieges befanden. Chris machte ein Foto von mir, als ich nicht hinsah und postete es mit der Unterschrift "Breakfast with a view". Ein Freund von ihm kommentierte kurz darauf "Ja und eine Aussicht ist auch noch dabei".
Wir flogen wieder nach Hause.
Bei unseren nachfolgenden Treffen kann ich mich nicht an Situationen erinnern, die man möglicherweise anderweitig interpretieren könnte.
Im Herbst trafen wir uns auf ein Bier auf dem kleinen Hügel im Park. Ich ließ die Situation mit Pietro anklingen, aber Chris blockte diesbezüglich total ab.
Händchenhalten bei unserem vorletzten Treffen.
Bei unserem letzten Treffen, bei dem auch Macy und Fabi anwesend waren, schlang Chris von hinten die Arme um mich und wir kuschelten. Wir hatten zuvor ein wenig getrunken, deshalb dachte ich auch nicht weiter darüber nach. Bis Macy später wieder ihre Bedenken äußerte.
Wenn man das rational durchliest, wirkt die Sache relativ eindeutig. Aber wenn man Chris kennt, ist es überhaupt nicht eindeutig. Er kuschelt gerne, er ist sehr touchy mit allen Mädels. Ich bin überhaupt nicht sein Typ und er auch nicht meiner. Ich meine klar, er ist sehr groß, sportlich, hat blonde Locken, Grübchen, guten Humor, ist unkompliziert und nett. Aber mehr als Freundschaft ist da nicht.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das Bild nicht doch als Spaß interpretieren sollte. Und selbst wenn es kein Spaß war: Die aktuelle Situation macht es uns schwer neue Leute kennenzulernen. Alle sind komplett unterpieps, weshalb es leichter ist, sich auf etwas zu stürzen, was man kennt, anstatt sich jemand Neues zu suchen. Diese Pandemie ist eine absolute Ausnahmesituation und begründet nicht unbedingt ein rationales Verhalten.
Ich werde es ignorieren. Ich denke nicht, dass er mich darauf ansprechen würde. Es ist allerhöchstens eine Schwärmerei, die jetzt in der Pandemie ihren Höhepunkt erreicht hat. Mehr nicht. So bleiben die Fronten klar und unsere Freundschaft wird nicht gefährdet.
Dann wäre da noch Fabi, einer von Chris' besten Freunden. Er hat ja schon letzten Herbst eine Freundschaft Plus vorgeschlagen, die ich souverän abgelehnt habe. Es gibt Situationen, in denen er viel Körperkontakt sucht, was ich natürlich ablehne. Reden er und Chris über solche Sachen? Verwirrend.
Ich war letzte Woche bei Ophélie zum Abendessen eingeladen. Sie hatte indisch gekocht, es war richtig lecker. Fredrik und Arturo (nicht Akurro, wie ich es verstanden hatte) waren auch da. Wir tranken noch ein Bier, dann musste ich mich verabschieden, weil ich am nächsten Tag lernen musste.
Als ich nach Hause kam, erhielt ich eine Nachricht von Chris. Ein Bild, ohne Kontext. Das Bild war ein Meme, mit der Überschrift "When your crush says they haven't had sex in a while" - darunter "Use me".
Ich war ganz leicht angetrunken, weshalb ich sofort Panik schob. Normalerweise würde ich mir gar keine Gedanken machen, wenn Chris mir so etwas schickt. Unsere Grenzen sind abgeklärt. Dachte ich zumindest.
Wir hatten ein oder zwei Wochen nicht mehr geschrieben, dann kam dieses Bild ohne einen Kommentar. Selbst das würde ich nicht merkwürdig finden, wenn es vor ein paar Wochen nicht diese Situation gegeben hätte: Als wir im Park ein paar Bier tranken, erzählte er mir, dass Enis ihn gefragt hätte, warum zwischen Chris und mir nicht laufen würde, wenn wir uns doch so gut verstehen.
Ich habe das Ganze gleich mit:"Ohh nein, ich bevorzuge eine klare Trennung zwischen Freundschaft und mehr!" abgetan. Ich dachte, er hätte es mir bloß so erzählt. Wollte er mich vielleicht doch testen, wie ich darauf reagiere?
Ich schrieb Macy und fragte sie um Rat.
Sie war noch wach und alles andere als überrascht. Sie meinte, dass Chris schon seit unserer Abireise nach Griechenland auf mich stehen würde.
Ich ließ vergangene Situationen revue passieren und betrachtete sie aus einem anderen Blickwinkel.
In der Schule haben wir viel gekuschelt, ich saß oft auf seinem Schoß, aber das war normal für uns. Er hat das mit ziemlich vielen Mädels gemacht. Ich würde ihn einfach als kuschelbedürftigen Typen einordnen.
Er hat sich gut mit meinem Ex verstanden, hat mich dahin gehend sogar bestärkt.
Auf einer von Annas Hauspartys teilten wir uns ein Doppelbett. Alles rein platonisch, ich war damals schon mit meinem Ex zusammen.
An Silvester sagte ich Chris, dass ich ihn lieben würde. Ich meinte es rein freundschaftlich und war auch ein wenig angetrunken, als wir auf der Couch in Annas Wohnzimmer saßen, aber er reagierte komisch.
In Griechenland saß ich auf einer Rückfahrt vom Strand im Bus neben ihm und stellte ihm all die Fragen, von denen ich mir wünschte, mein Ex hätte sie mir gestellt.
Chris sang laut "I ain't your mama" und spielte auf seinem Handy.
Nach Griechenland herrschte Funkstille. Wir verloren uns für ein paar Monate aus den Augen.
Ich verlor mich selbst.
An Silvester trafen wir uns bei Anna wieder, es war, als hätten wir nie den Kontakt verloren.
Dennoch trafen wir uns nicht ganz so oft.
Als die Trennung von meinem Ex kam und ich meinen Verstand verlor, fuhr ich eines Abends zu ihm. Zum Reden und zum Filme schauen. Wir haben das öfter gemacht. Ich würde nicht sagen, dass ich mit einer gewissen Erwartung zu ihm gefahren bin, aber ich ließ es darauf ankommen. Meine Welt stand Kopf, ich wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war. Gott sei Dank ist nichts zwischen uns gelaufen.
Wir trafen uns im Sommer am See, zwangsläufig trifft man dort auf Leute, mit denen wir zur Schule gegangen sind. Ich sehe ihre Blicke und ich weiß, dass sie denken, dass zwischen uns etwas läuft. Männer und Frauen können scheinbar nicht nur befreundet sein.
Im Wasser hob er mich hoch und versuchte, mich unterzutauchen. Draußen im Trockenen cremte er mir den Rücken ein.
Wir beschlossen, dass wir zusammen verreisen wollten. Fünf Tage Barcelona im September.
Wir sahen uns nach billigen Angeboten um und entdeckten ein Airbnb, in dem wir uns ein Doppelbett teilen würden. Ich weiß noch, wie Naomi sogar wetten wollte, dass zwischen uns etwas laufen würde und auch Felix die ganze Zeit schrieb, dass meistens etwas läuft, wenn eine Frau und ein Mann zusammen in den Urlaub fuhren. Ich war der festen Überzeugung, dass es nicht so sein würde.
In der ersten Nacht in Barcelona wachte ich kurz auf, Chris hatte seinen Arm um mich gelegt und schlief fest. Im Halbschlaf beschloss ich das ganze zu ignorieren und stempelte es als unbewusste Handlung ab.
Ich bekam meine Tage und entwickelte eine leichte Abwehrhaltung gegenüber Männern. Ständig spuckte mir die Zeile "I felt you kept me away from the heat and the action" im Kopf herum. Mein Ex hatte mich tatsächlich von allem ferngehalten und versuchte, mich zu verstecken, nur damit ich nicht herausfinde, was er getan hatte.
Ich bin jemand, der viel Zeit für sich braucht. Irgendwann geht mir jeder auf die Nerven. Auch Chris. In diesem Sommer fand ich heraus, dass es schwierig ist, eine Person zu finden, die was Reisen angeht, die gleichen Interessen hat.
Ich plane sehr gerne, beschäftige mich mit der Geschichte und habe lieber einen strukturierten Tagesablauf. Chris ist sehr viel spontaner, mag Geschichte überhaupt nicht und läuft lieber einfach drauf los.
Wir kamen trotzdem ganz gut auf einen gemeinsamen Nenner, aber trotzdem wähle ich seit dem meine Reisepartner sehr genau aus.
An einem Morgen standen wir früh auf und machen ein Picknick auf einem Berg, auf dem sich die Bunker eines Krieges befanden. Chris machte ein Foto von mir, als ich nicht hinsah und postete es mit der Unterschrift "Breakfast with a view". Ein Freund von ihm kommentierte kurz darauf "Ja und eine Aussicht ist auch noch dabei".
Wir flogen wieder nach Hause.
Bei unseren nachfolgenden Treffen kann ich mich nicht an Situationen erinnern, die man möglicherweise anderweitig interpretieren könnte.
Im Herbst trafen wir uns auf ein Bier auf dem kleinen Hügel im Park. Ich ließ die Situation mit Pietro anklingen, aber Chris blockte diesbezüglich total ab.
Händchenhalten bei unserem vorletzten Treffen.
Bei unserem letzten Treffen, bei dem auch Macy und Fabi anwesend waren, schlang Chris von hinten die Arme um mich und wir kuschelten. Wir hatten zuvor ein wenig getrunken, deshalb dachte ich auch nicht weiter darüber nach. Bis Macy später wieder ihre Bedenken äußerte.
Wenn man das rational durchliest, wirkt die Sache relativ eindeutig. Aber wenn man Chris kennt, ist es überhaupt nicht eindeutig. Er kuschelt gerne, er ist sehr touchy mit allen Mädels. Ich bin überhaupt nicht sein Typ und er auch nicht meiner. Ich meine klar, er ist sehr groß, sportlich, hat blonde Locken, Grübchen, guten Humor, ist unkompliziert und nett. Aber mehr als Freundschaft ist da nicht.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das Bild nicht doch als Spaß interpretieren sollte. Und selbst wenn es kein Spaß war: Die aktuelle Situation macht es uns schwer neue Leute kennenzulernen. Alle sind komplett unterpieps, weshalb es leichter ist, sich auf etwas zu stürzen, was man kennt, anstatt sich jemand Neues zu suchen. Diese Pandemie ist eine absolute Ausnahmesituation und begründet nicht unbedingt ein rationales Verhalten.
Ich werde es ignorieren. Ich denke nicht, dass er mich darauf ansprechen würde. Es ist allerhöchstens eine Schwärmerei, die jetzt in der Pandemie ihren Höhepunkt erreicht hat. Mehr nicht. So bleiben die Fronten klar und unsere Freundschaft wird nicht gefährdet.
Dann wäre da noch Fabi, einer von Chris' besten Freunden. Er hat ja schon letzten Herbst eine Freundschaft Plus vorgeschlagen, die ich souverän abgelehnt habe. Es gibt Situationen, in denen er viel Körperkontakt sucht, was ich natürlich ablehne. Reden er und Chris über solche Sachen? Verwirrend.
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Dienstag, 21. Juli 2020
Here's to never growing up
honigbienchen, 17:18h
Ist man erwachsen, wenn man sich eingelegte Oliven kauft?
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Dienstag, 7. Juli 2020
I need to forgive myself
honigbienchen, 15:00h
https://www.youtube.com/watch?v=Z-AKECxbr1A
Eine Sache bei der ich mich schwer tue: Mir selbst zu vergeben. Nicht so hart mit mir ins Gericht zu gehen.
Hab ich mir schon für meine letzte Beziehung vergeben?
Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Das alleine ist ein Indiz dafür, dass ich es nicht getan habe.
Was mich diesbezüglich blockiert, ist wahrscheinlich die Tatsache, dass ich mir dann Schwäche eingestehen müsste. Und Schwäche, die nicht rational begründet ist und ich passen nicht zusammen.
Im Nachhinein war der Weg mit roten Fahnen gepflastert, die ich teilweise unbewusst, teilweise bewusst ignoriert habe. Aus Angst, Schwäche und Überzeugung. Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer. Aber man fühlt sich auch dumm, weil man sich von Gefühlen hat leiten lassen, anstatt rational das Handeln einer Person zu beurteilen.
Ich geh in jedem Bereich meines Lebens hart mit mir selbst ins Gericht. Ich erwarte Perfektion, Wissen und habe keinen Platz für Fehler.
Daran muss ich definitiv arbeiten. Fehler sind menschlich. Fehler sind gut. Ich lerne aus meinen Fehlern, ich lerne aus den Fehlern anderer. Ich höre niemals auf zu lernen.
Und ist es nicht irgendwo eine positive Eigenschaft, dass man so sehr an eine Person geglaubt hat? Auch wenn es danach eine pure Enttäuschung war. Aber es beweist doch Großherzigkeit und Optimismus. Das ist etwas Gutes.
~ I've been torturing myself everyday over every single mistake I've made
~ 'cause I let them in, so surely I'm to blame
~ I know it ain't right and something's gotta chance now
~ I gave my heart to the wrong somebody else and I need to forgive myself
~ It's gonna be hard trusting my feelings again, 'cause what if they mess up again?
~ When I gave my heart to the wrong somebody else I never forgave myself
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Sonntag, 5. Juli 2020
I can't fix each and all your problems, I'm no good with names and faces
honigbienchen, 00:39h
Die letzte Woche hat mir bewiesen, dass meine Entscheidung, Leute aus meiner Vergangenheit hinter mir zu lassen, richtig war.
Ein glatter Bruch ist ein wahres Geschenk.
Mittwochs traf ich mich mit Macy und Fabi im Park. Wir tranken ein Bier, spielten Karten und redeten, danach gingen wir noch zu einem Italiener essen. Ich war zum ersten Mal wieder in einem Restaurant und es war normaler als ich dachte. Natürlich musste man Masken aufsetzen, außer man saß an seinem Tisch, aber daran habe ich mich eh schon sehr gewöhnt. Ich fühlte mich auch nicht unwohl, da wir im Freien und nicht drinnen saßen. Wir hatten ein bisschen Pech mit dem Wetter, weil plötzlich ein Gewitter aufzog und es in Strömen goss. Glücklicherweise saßen wir unter einem Schirm und keiner von uns ist aus Zucker. Es war ein wirklich schöner Tag.
Am nächsten Tag hatte Macy Geburtstag und entschloss sich spontan mit vier Freunden in einem chinesischen Restaurant zu feiern. Außer Fabi und ich waren noch Bella und Til eingeladen, die ich schon ein wenig kannte und einfach so gerne mochte. Es war richtig schön. Wir hatten extrem gute Gespräche, das Essen war köstlich und ich ertappte mich dabei, wie ich dachte:"Ja. Genau von solchen Leuten möchte ich umgeben sein."
Leute, die sich gegenseitig unterstützen, die sich nicht als Konkurrenz sehen. Leute, die extrem ehrgeizig und sehr erfolgreich sind. Die vor Wissen strotzen und mein Wissen dadurch bereichern. Die witzig sind, offen, ohne Vorurteile und im Reinen mit sich selbst.
Diese Runde war einfach perfekt, wir verstanden uns super.
Am Freitag habe ich mich nachmittags mit Lucy auf einen Kaffee getroffen. Ich habe sie im meinem Seminar kennengelernt und fand sie da schon richtig cool. Sie wirkte so im Reinen mit sich selbst, locker, offen, ein wenig verrückt und extrovertiert. Sie war mir direkt sympathisch. Wir saßen uns in den Außenbereich eines neu eröffneten Cafés. Die Straße brachte kurz ein paar Erinnerungen zurück. Ich war sie im letzten Herbst einige Male auf- und abgegangen. Aber ich verdrängte die Gedanken an Menschen aus meiner Vergangenheit sofort und konzentrierte mich auf die tolle Frau, die neben mir saß. Wir hatten vor allem während des Lock-downs viel geschrieben, aber ich kannte sie noch nicht so gut. Mein erster Eindruck hatte mich nicht getäuscht. Sie war cool, bedingungslos sie selbst, ein wenig verrückt, lustig, lachte laut und hatte eine extrem positive Ausstrahlung. Wir redeten zweieinhalb Stunden lang über alles mögliche. Sie ist intelligent, hat einen Sinn für Gerechtigkeit, hat unglaublich viele Geschichten auf Lager, ist sehr reflektiert und rational, ambitioniert, energetisch, liest, malt, spielt in einer Band und schmeißt nebenbei das Studium.
Mit solchen Leuten möchte ich befreundet sein.
Es gibt keinen Platz für negative Dinge in meinem Leben.
Abends kam Franzi noch zu mir. Wir kochten und setzten uns auf meinen Balkon. Mein Nachbar von gegenüber hatte auch ein paar Freunde da, er scheint netter zu sein, als ich gedacht hatte.
Franzi und ich redeten über alles mögliche. Je dunkler die Nacht desto philosophischer wurden wir, so sehr, dass mein Kopf rauchte. Franzi ist wie mein persönlicher Cheerleader. Sie ist unglaublich positiv, unterstützend, selbstbewusst, sehr erfolgreich (insbesondere wenn man ihr junges Alter beachtet) und so vieles mehr. Wir kamen auch auf den glatten Bruch zu sprechen, den ich durchgeführt hatte und sie verstand es. Sie war beeindruckt und wollte mehr davon in ihr Leben integrieren. Das Leben ist so kurz. Wir haben nur eine begrenzte Menge Energie. Wir sollten uns nur auf die Dinge konzentrieren, auf die Menschen, die uns wirklich glücklich machen.
Nachdem ich sie zur U-Bahn gebracht habe, schminkte ich mich im Bad ab, sah in den Spiegel und dachte:"Sie ist einer meiner besten Freunde." Ich kann mit ihr über einfach alles reden, egal wie intim es ist.
Ich hab wirklich ein großes Glück, so viele tolle Menschen in meinem Leben zu haben. Ich kann auch jedem nur raten, klare Schlussstriche zu ziehen. Es lenkt den Fokus wieder auf das Wesentliche.
Ein glatter Bruch ist ein wahres Geschenk.
Mittwochs traf ich mich mit Macy und Fabi im Park. Wir tranken ein Bier, spielten Karten und redeten, danach gingen wir noch zu einem Italiener essen. Ich war zum ersten Mal wieder in einem Restaurant und es war normaler als ich dachte. Natürlich musste man Masken aufsetzen, außer man saß an seinem Tisch, aber daran habe ich mich eh schon sehr gewöhnt. Ich fühlte mich auch nicht unwohl, da wir im Freien und nicht drinnen saßen. Wir hatten ein bisschen Pech mit dem Wetter, weil plötzlich ein Gewitter aufzog und es in Strömen goss. Glücklicherweise saßen wir unter einem Schirm und keiner von uns ist aus Zucker. Es war ein wirklich schöner Tag.
Am nächsten Tag hatte Macy Geburtstag und entschloss sich spontan mit vier Freunden in einem chinesischen Restaurant zu feiern. Außer Fabi und ich waren noch Bella und Til eingeladen, die ich schon ein wenig kannte und einfach so gerne mochte. Es war richtig schön. Wir hatten extrem gute Gespräche, das Essen war köstlich und ich ertappte mich dabei, wie ich dachte:"Ja. Genau von solchen Leuten möchte ich umgeben sein."
Leute, die sich gegenseitig unterstützen, die sich nicht als Konkurrenz sehen. Leute, die extrem ehrgeizig und sehr erfolgreich sind. Die vor Wissen strotzen und mein Wissen dadurch bereichern. Die witzig sind, offen, ohne Vorurteile und im Reinen mit sich selbst.
Diese Runde war einfach perfekt, wir verstanden uns super.
Am Freitag habe ich mich nachmittags mit Lucy auf einen Kaffee getroffen. Ich habe sie im meinem Seminar kennengelernt und fand sie da schon richtig cool. Sie wirkte so im Reinen mit sich selbst, locker, offen, ein wenig verrückt und extrovertiert. Sie war mir direkt sympathisch. Wir saßen uns in den Außenbereich eines neu eröffneten Cafés. Die Straße brachte kurz ein paar Erinnerungen zurück. Ich war sie im letzten Herbst einige Male auf- und abgegangen. Aber ich verdrängte die Gedanken an Menschen aus meiner Vergangenheit sofort und konzentrierte mich auf die tolle Frau, die neben mir saß. Wir hatten vor allem während des Lock-downs viel geschrieben, aber ich kannte sie noch nicht so gut. Mein erster Eindruck hatte mich nicht getäuscht. Sie war cool, bedingungslos sie selbst, ein wenig verrückt, lustig, lachte laut und hatte eine extrem positive Ausstrahlung. Wir redeten zweieinhalb Stunden lang über alles mögliche. Sie ist intelligent, hat einen Sinn für Gerechtigkeit, hat unglaublich viele Geschichten auf Lager, ist sehr reflektiert und rational, ambitioniert, energetisch, liest, malt, spielt in einer Band und schmeißt nebenbei das Studium.
Mit solchen Leuten möchte ich befreundet sein.
Es gibt keinen Platz für negative Dinge in meinem Leben.
Abends kam Franzi noch zu mir. Wir kochten und setzten uns auf meinen Balkon. Mein Nachbar von gegenüber hatte auch ein paar Freunde da, er scheint netter zu sein, als ich gedacht hatte.
Franzi und ich redeten über alles mögliche. Je dunkler die Nacht desto philosophischer wurden wir, so sehr, dass mein Kopf rauchte. Franzi ist wie mein persönlicher Cheerleader. Sie ist unglaublich positiv, unterstützend, selbstbewusst, sehr erfolgreich (insbesondere wenn man ihr junges Alter beachtet) und so vieles mehr. Wir kamen auch auf den glatten Bruch zu sprechen, den ich durchgeführt hatte und sie verstand es. Sie war beeindruckt und wollte mehr davon in ihr Leben integrieren. Das Leben ist so kurz. Wir haben nur eine begrenzte Menge Energie. Wir sollten uns nur auf die Dinge konzentrieren, auf die Menschen, die uns wirklich glücklich machen.
Nachdem ich sie zur U-Bahn gebracht habe, schminkte ich mich im Bad ab, sah in den Spiegel und dachte:"Sie ist einer meiner besten Freunde." Ich kann mit ihr über einfach alles reden, egal wie intim es ist.
Ich hab wirklich ein großes Glück, so viele tolle Menschen in meinem Leben zu haben. Ich kann auch jedem nur raten, klare Schlussstriche zu ziehen. Es lenkt den Fokus wieder auf das Wesentliche.
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Mittwoch, 24. Juni 2020
Aquí estás, ya no puedes detenerte
honigbienchen, 15:04h
Der glatte Bruch, von dem ich letztens gesprochen habe, scheint nicht nur bezüglich Kerlen eine Auswirkung zu haben.
Ich habe mehrere Nummern gelöscht, auch die von Eric und die von Naomi.
Heute kam eine Nachricht von ihr, in der sie fragte, ob das noch meine Nummer sei.
Ich habe noch nicht geantwortet.
Wir haben uns eineinhalb Jahre lang nicht gesehen, haben seit einem Jahr keinen Kontakt mehr.
Ich weiß, dass die den Zugriff auf mich bzw. mich als Sicherheit gerne hätte.
Für den Fall, dass es mit ihrem Freund nicht gut ausgeht.
Sie geht davon aus, dass ich bedingungslos für sie da sein, sie auffangen und mich mit ihr in das Nachtleben stürzen werde.
Ich kann nicht direkt sagen, dass sie Unrecht hat.
Es ist schwierig.
Ich bin ihr unglaublich dankbar, für alles, was sie für mich getan hat. Insbesondere bei der Trennung von meinem Ex war sie sehr für mich da, war Teil der Mission und packte mich eine Woche später in ihr Auto, mit dem wir zu einem entfernten See fuhren, an dem ihr Opa eine Wohnung hatte. Wir verbrachten dort das Wochenende, wanderten, gingen spazieren, Kaffee trinken und schauten Dokumentationen. Sie war neben mir, als mein Ex an diesem Wochenende anrief, um zu fragen, wie es mir ginge.
Ich liebe Naomi. Ich werde sie immer lieben.
Ihre impulsive Art, die ich oft so mag, weil sie mich aus meiner Komfortzone rausholt und mit sich mitreißt, hat aber auch ihre Schattenseiten.
Schattenseiten, über die ich viel nachgedacht habe und die ich nicht mehr ignorieren kann.
Sie geht oft ziemlich schnell an die Decke, bezeichnet alles außer ihre eigene Meinung als "Kindergarten" und macht unüberlegte Dinge, zieht Leute mit rein, die nichts mit der Sache zu tun haben.
Sie ist extrem unzuverlässig. Wie oft hat sie mir schon spontan abgesagt, mich lange warten lassen oder spontan den Treffpunkt geändert, an dem ich auftauchen sollte.
Für jemanden, der gerne plant, zuverlässig und pünktlich ist, ist das ziemlich nervenaufreibend.
Sie hat kein gutes Selbstwertgefühl. Ihr Selbstbewusstsein basiert auf der Meinung von Männern. "Männer mögen dies, Männer mögen das,...er hat mein Bild auf Instragram gelikt, er hat meine Story angeschaut,...ich habe seine ganzen weiblichen Follower gestalkt und keine davon ist schön...ich hab mit ihm geschlafen, weil ich dachte, ich kann jetzt nicht mehr nein sagen...als ich Moritz fragte, wer von uns beiden besser aussähe, meinte er, wir sähen beide gleich aus,...ich war eifersüchtig, weil Alex so viel Interesse an dir gezeigt hat..."
Ich könnte die Liste fortführen. Insbesondere Instagram spielt eine entscheidende Rolle in ihrem Leben. Wie oft musste ich schon hunderte Fotos/Boomerangs/Videos machen, Filter begutachten, Bildunterschriften bewerten, nur für diese Plattform.
Für jemanden der kein Instragram hat, der auch gerne mal das Handy weg legt und nicht erreichbar sein will, ist das ein wenig befremdlich.
Hat sie mich wirklich als Person wahrgenommen?
Toni meinte, sie hätte mich oft übergangen, über mich bestimmt.
Mir war das gar nicht so aufgefallen.
Aber im Nachhinein kann ich sagen, dass ich vielleicht ein Mittel zum Zweck war, damit sie noch eher ihre Persönlichkeit in den Mittelpunkt stellen konnte. Oft hat sie meine Bedürfnisse übergangen.
Ich habe auch in der Selbstisolation viel darüber nachgedacht, mit welchen Menschen ich befreundet sein möchte.
Ich möchte mit starken, selbstständigen und unabhängigen Frauen befreundet sind, die relativ rational sind, ein gutes Selbstwertgefühl haben, auf die Meinung von Männern scheißen, die zuhören, die sich im Konflikt nicht über andere stellen, die nicht so viel auf sozialen Medien unterwegs sind, die zuverlässig sind und bei denen für alle Persönlichkeiten Platz ist.
So leid es mir tut, diese Person ist Naomi nicht.
Und diese Person wird sie auch nicht sein.
Ich habe versucht, ihr Selbstwertgefühl zu stärken, sich nicht von Männern abhängig zu machen, aber ich bin nicht durchgedrungen.
Was ja auch okay ist, jeder soll das machen, was ihn glücklich macht.
Aber mich macht es nicht mehr glücklich.
Es hat eine Zeit lang gedauert, um es zu begreifen, aber mittlerweile weiß ich, dass ich niemandem etwas schulde. Die einzige Person, ich ich glücklich machen muss, bin ich selbst.
Ich bin auch Naomi nichts schuldig.
Ich bin nicht mehr ihr Sicherheitsnetz.
Ich will mich nur noch mit Menschen umgeben, die mich vorwärts bringen.
Ich weiß noch nicht, ob ihr antworten werde und was.
Es führt wahrscheinlich zu einer Diskussion.
Wir werden sehen.
Nun zu schöneren Dingen.
Gestern habe ich mich mit Chris getroffen. Wir haben uns Bier gekauft und uns in den Park gesetzt. Ich wusste gar nicht, wohin mit meinen ganzen Gefühlen, als ich die ganzen Menschen im Park sah. Es machte mich so glücklich. Wir setzten uns auf einen freien Platz, tranken und redeten. Mein erstes Bier seit fast einem halben Jahr. Dementsprechend schnell spürte ich es auch. Dementsprechend viel Müll redete ich dann auch. Aber Chris war es gewohnt und fand es lustig. Wir checkten die Leute aus (wir sind beide so was von unterpieps), redeten und genossen die Sonne. Nach meinem zweiten Bier war Schluss für mich, Chris spürte es auch, da er vom Vortag noch verkatert war und irgendwann gingen wir Händchen haltend oder Arm in Arm durch die Straßen. Chris kuschelt immer sehr gerne und diesmal begriff ich, warum Menschen auf die Idee kommen könnten, dass wir zusammen wären.
Wir verabschiedeten uns an der U-Bahn, ich fuhr heim, aß und schaute "365 Days" auf meinem Balkon. Gott sei dank mit Kopfhörern, wer hätte gedacht, dass das so eskaliert. :D
Heute treff ich mich mit Ina und Vroni im Park und wir freuen uns ungefähr schon seit Wochen darauf. Das wird toll.
Ich habe mehrere Nummern gelöscht, auch die von Eric und die von Naomi.
Heute kam eine Nachricht von ihr, in der sie fragte, ob das noch meine Nummer sei.
Ich habe noch nicht geantwortet.
Wir haben uns eineinhalb Jahre lang nicht gesehen, haben seit einem Jahr keinen Kontakt mehr.
Ich weiß, dass die den Zugriff auf mich bzw. mich als Sicherheit gerne hätte.
Für den Fall, dass es mit ihrem Freund nicht gut ausgeht.
Sie geht davon aus, dass ich bedingungslos für sie da sein, sie auffangen und mich mit ihr in das Nachtleben stürzen werde.
Ich kann nicht direkt sagen, dass sie Unrecht hat.
Es ist schwierig.
Ich bin ihr unglaublich dankbar, für alles, was sie für mich getan hat. Insbesondere bei der Trennung von meinem Ex war sie sehr für mich da, war Teil der Mission und packte mich eine Woche später in ihr Auto, mit dem wir zu einem entfernten See fuhren, an dem ihr Opa eine Wohnung hatte. Wir verbrachten dort das Wochenende, wanderten, gingen spazieren, Kaffee trinken und schauten Dokumentationen. Sie war neben mir, als mein Ex an diesem Wochenende anrief, um zu fragen, wie es mir ginge.
Ich liebe Naomi. Ich werde sie immer lieben.
Ihre impulsive Art, die ich oft so mag, weil sie mich aus meiner Komfortzone rausholt und mit sich mitreißt, hat aber auch ihre Schattenseiten.
Schattenseiten, über die ich viel nachgedacht habe und die ich nicht mehr ignorieren kann.
Sie geht oft ziemlich schnell an die Decke, bezeichnet alles außer ihre eigene Meinung als "Kindergarten" und macht unüberlegte Dinge, zieht Leute mit rein, die nichts mit der Sache zu tun haben.
Sie ist extrem unzuverlässig. Wie oft hat sie mir schon spontan abgesagt, mich lange warten lassen oder spontan den Treffpunkt geändert, an dem ich auftauchen sollte.
Für jemanden, der gerne plant, zuverlässig und pünktlich ist, ist das ziemlich nervenaufreibend.
Sie hat kein gutes Selbstwertgefühl. Ihr Selbstbewusstsein basiert auf der Meinung von Männern. "Männer mögen dies, Männer mögen das,...er hat mein Bild auf Instragram gelikt, er hat meine Story angeschaut,...ich habe seine ganzen weiblichen Follower gestalkt und keine davon ist schön...ich hab mit ihm geschlafen, weil ich dachte, ich kann jetzt nicht mehr nein sagen...als ich Moritz fragte, wer von uns beiden besser aussähe, meinte er, wir sähen beide gleich aus,...ich war eifersüchtig, weil Alex so viel Interesse an dir gezeigt hat..."
Ich könnte die Liste fortführen. Insbesondere Instagram spielt eine entscheidende Rolle in ihrem Leben. Wie oft musste ich schon hunderte Fotos/Boomerangs/Videos machen, Filter begutachten, Bildunterschriften bewerten, nur für diese Plattform.
Für jemanden der kein Instragram hat, der auch gerne mal das Handy weg legt und nicht erreichbar sein will, ist das ein wenig befremdlich.
Hat sie mich wirklich als Person wahrgenommen?
Toni meinte, sie hätte mich oft übergangen, über mich bestimmt.
Mir war das gar nicht so aufgefallen.
Aber im Nachhinein kann ich sagen, dass ich vielleicht ein Mittel zum Zweck war, damit sie noch eher ihre Persönlichkeit in den Mittelpunkt stellen konnte. Oft hat sie meine Bedürfnisse übergangen.
Ich habe auch in der Selbstisolation viel darüber nachgedacht, mit welchen Menschen ich befreundet sein möchte.
Ich möchte mit starken, selbstständigen und unabhängigen Frauen befreundet sind, die relativ rational sind, ein gutes Selbstwertgefühl haben, auf die Meinung von Männern scheißen, die zuhören, die sich im Konflikt nicht über andere stellen, die nicht so viel auf sozialen Medien unterwegs sind, die zuverlässig sind und bei denen für alle Persönlichkeiten Platz ist.
So leid es mir tut, diese Person ist Naomi nicht.
Und diese Person wird sie auch nicht sein.
Ich habe versucht, ihr Selbstwertgefühl zu stärken, sich nicht von Männern abhängig zu machen, aber ich bin nicht durchgedrungen.
Was ja auch okay ist, jeder soll das machen, was ihn glücklich macht.
Aber mich macht es nicht mehr glücklich.
Es hat eine Zeit lang gedauert, um es zu begreifen, aber mittlerweile weiß ich, dass ich niemandem etwas schulde. Die einzige Person, ich ich glücklich machen muss, bin ich selbst.
Ich bin auch Naomi nichts schuldig.
Ich bin nicht mehr ihr Sicherheitsnetz.
Ich will mich nur noch mit Menschen umgeben, die mich vorwärts bringen.
Ich weiß noch nicht, ob ihr antworten werde und was.
Es führt wahrscheinlich zu einer Diskussion.
Wir werden sehen.
Nun zu schöneren Dingen.
Gestern habe ich mich mit Chris getroffen. Wir haben uns Bier gekauft und uns in den Park gesetzt. Ich wusste gar nicht, wohin mit meinen ganzen Gefühlen, als ich die ganzen Menschen im Park sah. Es machte mich so glücklich. Wir setzten uns auf einen freien Platz, tranken und redeten. Mein erstes Bier seit fast einem halben Jahr. Dementsprechend schnell spürte ich es auch. Dementsprechend viel Müll redete ich dann auch. Aber Chris war es gewohnt und fand es lustig. Wir checkten die Leute aus (wir sind beide so was von unterpieps), redeten und genossen die Sonne. Nach meinem zweiten Bier war Schluss für mich, Chris spürte es auch, da er vom Vortag noch verkatert war und irgendwann gingen wir Händchen haltend oder Arm in Arm durch die Straßen. Chris kuschelt immer sehr gerne und diesmal begriff ich, warum Menschen auf die Idee kommen könnten, dass wir zusammen wären.
Wir verabschiedeten uns an der U-Bahn, ich fuhr heim, aß und schaute "365 Days" auf meinem Balkon. Gott sei dank mit Kopfhörern, wer hätte gedacht, dass das so eskaliert. :D
Heute treff ich mich mit Ina und Vroni im Park und wir freuen uns ungefähr schon seit Wochen darauf. Das wird toll.
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