Dienstag, 22. Oktober 2019
I'm so clean no one believes that you were ever here
Momentan passiert ziemlich viel.
Es gibt so viel zu erzählen, so viele Dinge, die mir durch den Kopf gehen, wie etwa die Sache mit Naomi, Frauen in einer von Männer regierten Welt, Beziehungen ab einem jungen Alter, neue Musik, mein neuer Lieblingsautor, meine Fortschritte im Hinblick auf Selbstbewusstsein und Selbstreflektion und so vieles mehr.
Leider hab ich gerade nicht die Zeit, meine ganzen Gedanken zu diesen Themen nieder zuschreiben.
Also beginnen wir mit dem Einfachsten.
Zwei Tage nach dem Abend in der Karaokebar, ging die Gruppe feiern. Ich war hin- und hergerissen, ob ich mitkommen sollte oder nicht. Schließlich entschied ich mir dafür, da ich die Beginne dieser Freundschaften vertiefen möchte.
Wir trafen uns bei Fredrik zum Vorglühen. Ich war ein wenig nervös, als ich vor seinem überaus modernen Apparmentkomplex stand. Zunächst verstand ich auch das System der Klingel nicht, aber glücklicherweise ging es einem Mädchen und einem Kerl, die vor der Tür standen genau so. :D Ich rief Maria an, die mir das System erklärte. Als ich klingelte rief Guillemero (der schwule Spanier mit dem wunderschönen Gesicht) lauthals „Holaaa Chicaaaa“ durch die Anlage und ich nahm den Aufzug in den dritten Stock. Es waren weniger Leute da als ich erwartet hatte, was mir aber ganz recht war. Außer den bereits erwähnten war noch der italienische Danielle da. Ich begrüßte alle, Guillemero fing gleich an mich mit einer Art Schinken zu füttern, den es nur in Spanien gab. Zugegeben, er war ziemlich gut. Frederik mixte mir einen Drink – er betrieb so viel Aufwand, wie ich es nie für einen Drink tat (inklusive kleinem Deko-Schirmchen). Wir hörten Musik, unterhielten uns und fingen irgendwann an ein Tanzspiel auf der Konsole zu spielen. Wir müssen kurz festhalten, dass sie Abba genau so sehr lieben wie ich. :D Ich war mittlerweile bei Drink Nummer vier und hatte eine ziemlich gute Zeit. Meine anfängliche Nervosität hatte ich erfolgreich im Alkohol und der Tatsache, dass diese Menschen unglaublich nett und offen waren, ertränkt.
Man muss Dinge außerhalb seiner Komfortzone tun.
Maria erzählte mir und Fredrik von sich und Oscar und wie sie heute mit ihm keinen Sex haben könne, weil sie ihre Tage hatte.
Etwas später kamen Oskar und die israelische Tal hinzu. Kurz darauf verließen wir auch schon Fredriks Wohnung in Richtung Club. Wie immer kann ich mich an den Hinweg fast nicht mehr erinnern. Vor dem Club war eine ziemliche Schlange, also kaufte Danielle noch Bier und Pommes bei McDonalds. :D
Meine Drinks von vorhin enthielten unter anderem Tequila und der Mix mit Bier war bestimmt eine sehr gute Idee. Nicht. Aber ich war schon so gut dabei, dass es mir egal war.
Ich glaube, dass wir zuerst sogar nochmal die Schlange vor dem Club verlassen haben und in eine Bar gehen wollten, dann aber gesehen haben, dass sie zu hatte.
Ich weiß nicht wie lange wir gewartet haben, aber irgendwann kamen auch wir in den Club rein. Ich dachte, ich wäre schon einmal vor drei Jahren dort gewesen, aber alles wirkte so fremd, also musste ich mich getäuscht haben. Wir tanzten viel, die Musik war ziemlich gut. Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Ich erinnere mich, wie mir Maria von ihren Unsicherheiten bezüglich Oskar erzählte, als wir mal kurz unsere Näschen pudern waren. Ich sagte ihr ganz ehrlich meine Meinung. Oskar suchte im Club ständig ihre Nähe, aber auf eine unauffällige Art und Weise. Ihre Körper war ihm zugewandt, er ließ sie nicht aus den Augen, auch wenn es für andere so aussah, als würde er lediglich mit Tal tanzen. Er wollte sie. Sie wollte ihn.
Maria erzählte mir, dass sie ein ziemlich emotionaler Mensch sei und schnell Gefühle für jemand anderen entwickele. Oskar dagegen schien eher ein wenig kühl zu sein. Sie sollte vorsichtig sein, vielleicht noch mit einem weiteren Typ etwas anfangen, um nicht ihre ganze Energie auf Oskar zu konzentrieren. Ich sah ihr an, wie gerne sie mit ihm heimgehen würde. Ich ermutigte sie.
Bald darauf verabschiedeten sie sich. Übrig blieben Fredrik, Mary und ich. Vielleicht noch ein paar andere, ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich kann mich nicht wirklich an den Heimweg erinnern, bis auf ein paar Gespräche mit Mary, die ebenfalls meine (etwas entfernte) Nachbarin war. Und Fredrik, wie er mir von Norwegen und seinen Depressionen erzählte. Fredrik stieg an unserer Station aus, obwohl er noch eine hätte weiterfahren müssen. Wir verabschiedeten uns von Mary an der Kreuzung zu ihrer Reihe. Fredrik und ich blieben noch ein wenig stehen und redeten. Ich glaube es ging um seinen Heimweg, meine Vorlesung, die in drei Stunden beginnen würde und meinen Alkoholpegel. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er mich küssen wollte. Also vermied ich sehr auffällig JEGLICHEN Augenkontakt, umarmte ihn und ging in die Richtung meiner Wohnung. Hatte ich das richtig interpretiert?
Er ist wirklich einer der nettesten Menschen, die ich getroffen habe, aber ich will nur mit ihm befreundet sein. Außerdem dachte ich, er steht auf Maria?
Ich ging heim, schminkte mich ab und versuchte drei Stunden Schlaf zu bekommen. Ich wäre sogar wirklich in die Vorlesung gegangen. Aber ich habe vergessen meinen Wecker zu stellen und wachte um elf auf. Sehr gut. Ich war ein bisschen verkatert, was mich auch nicht überraschte. Ich aß, versuchte, mit meinem Leben klar zu kommen, packte meine Sachen und traf mich mit Toni auf einen Kaffee. Es war unglaublich schön. Ich vermisse sie. Sie ist von meinen Freundinnen diejenige mit dem größten Selbstwertgefühl. Sie ist unglaublich toll.
Was mich überraschte war die Tatsache, dass sie die Situation mit Naomi, von der ich ein ander Mal erzählen werde, sehr ähnlich sah.
Wir wechselten das Café und gingen auf eine Dachterrasse von der aus man einen wunderschönen Blick über die Stadt hatte. Wieder einmal war ich verliebt.
Noch kurz zum heißen Pietro. Er hat mir tatsächlich geschrieben und vorgeschlagen, dass wir heute Abend was trinken gehen. Bisher hat er sich aber nicht mehr gemeldet. Wenn er sich noch meldet, wir das heute ein sehr interessanter Abend. Wenn nicht, wird der Abend auch interessant, weil ich dann mit Maria und co in die Karaokebar gehen werde.
Ich habe das Gefühl, dass ich momentan mehr denn je zu mir selbst finde. Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl.
Ich habe vorgestern „Clean“ zum ersten Mal gehört und es erfüllte mich so sehr, dass ich es von den Dächern schreien wollte.
Don‘t know how I came out clean
My conscience is clean
I broke it off clean
I‘ve washed my hands of you clean
~
Made it to the other side
~
Your fingerprints
there ain‘t a sign of them on my body
But looking back now
I can‘t believe how dirty you got me
Like making me feel like I always needed you
Finding myself doing shit I never do
~
I‘m so clean no one believes that you were ever here.

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