Freitag, 8. November 2019
This time I'll throw it back, boy, can you handle that?
Ich wollte gestern ursprünglich mit Macy und Fabi auf eine Verbindungsparty gehen, aber unsere Pläne haben sich ein wenig geändert.
Macy sagte im Vornherein schon ab, weil sie so viel zu tun hatte, also blieben erst mal nur noch Fabi und ich. Ich lud ihn zu mir zum Vorglühen ein. Mit ein wenig Verspätung und einem Rucksack voller Bier kam er schließlich bei mir an. Als wir zuvor geschrieben hatten war es schon ziemlich lustig und so ging es nun weiter. Wir spürten beide das erste Bier bereits und ich wusste, dass es eine gute Nacht werden würde.
Vielleicht hätte ich etwas bemerken müssen, aber ich dachte mir nichts dabei, als er versuchte – ganz erwachsen, so wie wir beide nun mal sind – die Deckel vom Bier in meinen Ausschnitt zu werfen. Ich warf zurück und im Gegensatz zu ihm traf ich wenigstens. :D Okay, nur ein Mal, aber ich war ziemlich stolz auf mich. :D
Wir haben uns richtig gut unterhalten und viel gelacht. Irgendwann schrieben wir mit Sevi, der mit ein paar Leuten bei Nico zum Vorglühen war und wollte, dass wir auch vorbeikamen. Also nahmen Fabi und ich unser zweites Bier in die Hand und zogen los. Wir schlenderten erst noch ein wenig durch meine Nachbarschaft, weil dort eine Veranstaltung war. Als wir aber niemanden sahen, den wir jagen wollten, gingen wir in Richtung U-Bahn.
Plötzlich deutete Fabi auf einen Kerl, der uns entgegen kam und fragte:“Waschbär oder Igel?“
Ich dachte, er hätte vollkommen den Verstand verloren. Der Typ hat ihn einfach ignoriert und da sah ich, wie sich an der Ecke des Hauses, wo der Typ gerade noch ging, etwas bewegte. Ein Igel.
Wie süß! Fabi und ich fielen in den Geheimagentenmodus und schlichen dem Igel nach. Und das sogar ziemlich lange. :D Als wir am Ende der Gasse angekommen waren, beschlossen wir den Igel in Frieden zu lassen und zur U-Bahn zu gehen. Gesagt getan. In der U-Bahn hörten wir mit seinen Kopfhörern Musik und tanzten ein bisschen. Die Leute werden sich auch was weiß ich gedacht haben, aber ich hatte sehr viel Spaß. :D
Wir hörten seine spanische Musik, dann meine spanische Musik und plötzlich machte er „Durch den Monsun“ von Tokio Hotel an. :D Es war wirklich lustig.
An der Uni stiegen wir aus. Fabi erklärte, dass wir ein Stück bis zu Nicos Wohnung gehen mussten. Wir schlenderten durch die Straßen. Irgendwann hatte ich für den Bruchteil einer Sekunde den Gedanken, dass wir uns in der Nähe von Pietros Wohnung und den ganzen Bars befanden.
Fabi und ich kamen irgendwie auf Avril Lavigne zu sprechen und er beschloss „Skater Boy“ anzumachen, damit wir dazu singen konnten. Er suchte auf seinem Handy nach dem Lied, im selben Moment gingen zwei Typen an uns vorbei. Mein Gehirn verstand es erst, als sie schon vorbei waren.
Ich hörte nur:“Hey.“
Fabi, der dachte, sie wollten uns anpöbeln, entgegnete ein wenig aggressiv:“HEY!“
Ich stoppte den schwungvollen Schritt, den ich drauf hatte, abrupt und drehte mich ebenso schwungvoll um.
Pietro und Houssan.
Auch die beiden hatten sich umgedreht. Pietro ging ein paar Schritte auf mich zu, ich auch auf ihn.
Zwei Küsschen auf die Wange, wie immer. Dieses schöne Gesicht.
Kurzer Einschub: Pietro hatte am Wochenende gefragt, ob ich in dieser Woche Spaghetti Carbonara mit ihm kochen wollte.
Ich testete ihn und sagte, ich hätte nur am Freitag Zeit.
Er hatte keine Zeit und fragte, ob ich nicht am Donnerstag könnte. Ich verneinte und wir verschoben es auf nächste Woche.
Nun war Donnerstag und er sah mich in Begleitung eines anderen Kerls. Noch dazu sieht Fabi ganz gut aus. Nicht mein Typ, aber der Typ vieler anderer Frauen.
Fabi stellte sich Pietro und Houssan vor, dann redeten wir darüber, was die jeweils anderen vorhatten. Bitte beachtetet, dass ich angetrunken war und deshalb mein teuflisches Ich zum Vorschein kam.
Pietro:“What are you doing?“
Ich:“We‘re going to a friend and afterwards to some dorm party.“
Pietro:“What dorm party?“
Fabi sagte ihm die Adresse.
Ich:“What are you guys doing?“
Houssan:“We‘re going to some bar and then to the club.“
Pietro:“You should come.“
Ich:“Oh, I can‘t go to the club tonight. I have class tomorrow at nine.“
Pietro:“Yeah, me too, at eight.“
Ich:“You guys are crazy!“
Wir redeten noch ein bisschen weiter, irgendwie kamen wir auf das Thema Bitches zu sprechen.
Pietro und ich diskutierten immer wer von uns wessen Bitch war. Ganz klar ist er meine Bitch.
Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, wohl wissend, dass er eine Diskussion starten würde, sagte er zu Houssan:“Yeah, she‘s my bitch and you‘re my bitch, so you come with us.“
Ich:“You‘re my bitch! The three of you are my bitches.“
Fabi setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf.
Ich:“Okay, he‘s my wife and you‘re my bitches.“
Ich legte Fabi meine Hand auf die Schulter.
Pietro fragte leicht belustigt:“He‘s your wife?“
Zu Houssan sagte er:“I‘d rather be the bitch than the wife. Wifes don‘t get fucked.“ Houssan stimmte ihm zu.
Ich:“Yeah, he buys beer for me...“
Und ich spielte die Karte, von der ich wusste, dass sie seinem Ego vielleicht nicht gut tun würde. Das ist für den Jungen, der immer sagt „I don‘t care“.
Ich:“:...he‘s my soulmate!“
Bei unserem letzten Treffen hatte ich Pietro aus Spaß des Öfteren gesagt, dass wir Seelenverwandte wären.
Mit dem Hauch eines Lächelns fragte Pietro:“I thought we were soulmates.“
Ich:“Can we all be friends?“ Ich streckte die Arme nach einer Gruppenumarmung aus.
Es kam zu einer Gruppenumarmung, aber ohne mich. Die Jungs verbündeten sich gegen mich und schlossen mich aus der Gruppenumarmung aus. Aus Spaß legten sie die Arme umeinander, drehten sich um, gingen ein paar Schritte von mir weg und sagten:“Bye!“.
Ich drehte mich ebenfalls um und ging ein paar Schritte von ihnen weg. Fabi war wieder neben mir, ich drehte mich nochmal um und rief Pietro und Houssan, die sich ebenfalls noch einmal umgedreht hatten, „Bye, have fun!“ zu. Da ich währenddessen ging, lief ich direkt gegen ein abgesperrtes Fahrrad, woraufhin Fabi lauthals zu lachen anfing.
Dann gingen wir in entgegengesetzte Richtungen davon.
Was für ein kranker Zufall. Aber irgendwo hatte ich im Gefühl, dass ich heute auf ihn treffen würde.
Fabi, dem ich zuvor von „dem Italiener“ erzählt hatte, fragte:“DAS ist der Italiener? Alter, der ist eine Zehn! Gut, dass wir noch nicht gesungen haben!“
Ich:“Er ist eine Neun.“
Fabi:“Und der hat‘s nicht hinbekommen?“
Ich:“Psst, das muss unter uns bleiben.“
Erst war ich ein bisschen angepisst, dass ich auf ihn getroffen bin, weil er mir jetzt den ganzen Abend im Kopf herumspuken würde.
Aber dann machte Fabi wie versprochen „Skater Boy“ an und wir zogen singend und tanzend durch die Straßen. Fabi sang mit seiner tiefen Stimme voller Selbstvertrauen, aber sehr falsch. :D Ich hatte viel zu lachen. Wir sangen noch „This love“ und „Monsta“, dann waren wir auch endlich bei Nicos Wohnung angekommen.
Sevi machte uns auf, außer ihm waren noch Maxi und seine Fast-Freundin Sandra da, Nicos Schwester und ein gewisser Felix. Wir tranken Bier, redeten viel, spielten irgendwelche Trinkspiele. Fabi und ich spielten wie versprochen DJ und machten unsere spanische Musik an. Nico erzählte mir von seinem Safariurlaub im Sommer, Maxi und ich redeten über die Uni und Sandra, die die Süßheit in Person ist, überredete mich dazu, Tequilashots zu trinken. Alter. Tequila und ich sind alles andere als Freunde. Der bloße Geruch bringt die Erinnerungen an meine erste Studentenparty zurück, auf der ich nach zu vielen Shots mit Anna auf dem Klo landete.
Ich tat es trotzdem.
Und ich war wirklich gut dabei.
Irgendwann beschlossen wir, nicht mehr auf die Verbindungsparty zu gehen, weil wir so eine nette Runde waren. Trotzdem wollte ich die letzte U-Bahn nehmen, weil ich fest entschlossen war, in die Vorlesung zu gehen.
Fabi fragte, ob er bei mir schlafen könne. Ich sagte zu, ich war es ihm schuldig, da er Macy und mich nach meiner Geburtstagsfeier bei ihm schlafen ließ und sich sehr nett um uns kümmerte.
Ohne zu hinterfragen warum. Wir mussten die selbe U-Bahn nehmen, er musste lediglich ein paar Minuten länger fahren.
Ich war zu angetrunken, um irgendetwas zu ahnen. Ich weiß, dass das sehr naiv von mir war.
Im Schnellschritt gingen wir dann zur U-Bahn und fuhren zu mir nach Hause.
In der Wohnung zog ich die Couch aus, gab ihm Bettwäsche und eine Zahnbürste und erklärte ihm, er solle sich wie zu Hause fühlen.
Ich merkte, wie er ein wenig touchy wurde.
Er legte den Arm um mich und sagte:“Ich weiß, dass du schon eine Freundschaft Plus hast, aber ich würde dir auch gerne eine anbieten.“
Ich war zu angetrunken für einen geschockten What-the-fuck-Moment, deshalb sagte ich nur:“Bro, du musst schlafen.“
Bro? :D Mein Ernst? :D
Fabi gab sich geschlagen, wir machten uns bettfertig und gingen schlafen. Er auf der Couch, ich in meinem Bett.
Was zur Hölle? Wo kam das denn her? Wollte er deshalb bei mir übernachten?
Also hatte ich das im Oktober nicht falsch in Erinnerung, als ich dachte, dass er mir das angeboten hatte.
Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass er betrunken war. Er hatte mehr Bier und sehr viel mehr Tequila als ich getrunken und seit Mittag nichts mehr gegessen.
Mein Wecker klingelte fünf Stunden später. Ich hatte so was von Restalkohol.
Ich machte mich fertig und trank noch einen Tee mit Fabi. Wir hatten wieder sehr viel zu lachen, was vermutlich auch am Restalkohol lag. Sein Angebot von letzter Nacht war vergessen.
Dann ging er, ich zog mich um und ging zur Uni.
Aus der Vorlesung nahm ich nicht wirklich viel mit, aber immerhin ein kleines bisschen was.
Mittags ging ich mit Max in die Mensa. Als wir danach noch einen Kaffee trinken waren, kam ein Freund von ihm vorbei und redete kurz mit uns. Arthur. Er war echt ganz süß. Ich bemerkte seine Blicke, war mir aber nicht sicher.
Max und ich gingen noch eine Runde spazieren, dann verabschiedeten wir uns. Vorher rief er mich an um mir zu sagen, dass Arthur ihn gefragt hätte, ob ich seine Freundin wäre und dass er total bemerkt hätte, dass Arthur mich gut fände. Er würde mich auf dem Laufenden halten.
Heute treff ich mich nach Ewigkeiten mal wieder mit Franzi. Ich freu mich schon sehr!
Was meinen Gemütszustand angeht, fühle ich mich heute sehr gut. Natürlich dachte ich zu oft über Pietro nach, deshalb bin ich auch froh, dass wir uns diese Woche nicht getroffen haben. Der Abstand tut mir gut. Ich fühle mich, als hätte ich seit letzter Nacht wieder die Oberhand. Ich liebe dieses Spiel. Ich weiß, es ist nicht risikolos, aber mein teuflisches Ich reibt sich die Hände in dem Wissen, dass ich gerade die Oberhand habe.
Ich habe mich bei unserem letzten Treffen vielleicht ein wenig zurückgehalten und das sollte sich ändern. Er sollte meine wilde und verrückte Seite kennen. Denn nur in diesem Zustand fühle ich mich frei.

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