Dienstag, 26. November 2019
I'm a bad chick, I need a bad one with me
Am Donnerstag ging ich mit Joschua Mittag essen. Er wollte anstelle des Geldes, das ich ihm schuldete, lieber von mir zum Essen eingeladen werden. Wieso eigentlich nicht?
Wir wollten uns eigentlich am Brunnen treffen, aber er kam mir schon entgegen, als ich die Treppen des U-Bahngeschosses nach oben stieg.
Wir gingen zu dem Italiener, bei dem wir auch das letzte Mal waren. Joschua ist ein ziemlicher Gentleman. Er hält mir jede Tür auf, lässt mich bei jeglichem Hindernis, das unseren Weg kreuzt und uns verbietet nebeneinander herzugehen, vorgehen und ist auch ansonsten sehr zuvorkommend.
Er bestellte eine Pizza, ich Spaghetti Carbonara. Halt stop. Ich hab nicht mal bestellt. Als der Kellner die Bestellung aufnahm, lies ich ihm den Vortritt und wollte danach bestellen, aber er handelte es so:“Für die Dame einmal Spaghetti Carbonara und für mich bitte Pizza XY.“
Ich lachte, weil ich noch nie erlebt hatte, dass jemand meine Bestellung übernahm und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
Das Essen kam und der Kellner verschwand wieder, aber Joschua hatte etwas vergessen.
Er hob die Hand und sagte zu dem Kellner:“Verzeihung? Könnte ich bitte die scharfe Soße haben?“
Der Kellner brachte die Soße und antwortete mit stark italienischem Akzent und mit Blick auf mich:“Ahh eine scharfe Soße, weil du auch eine scharfe Freundin hast.“
Wir lachten (ich ein bisschen verlegen), aber Joschua handelte die Situation souverän.
Wir unterhielten uns wirklich gut. Ich muss sowieso sagen, dass er diese ganze Datingsache extrem gut drauf hat. Er merkt sich Dinge, die ich ihm vor Monaten erzählt habe und stellt Fragen, die ich mir teilweise noch nicht einmal selbst gestellt habe. Man merkt einfach, dass er Erfahrung auf diesem Gebiet hat. Er weiß, wie man einer Frau ein gutes Gefühl gibt.
Als wir fertig gegessen hatten, bestellte ich die Rechnung. Da ich mit Karte zahlte, musste ich mit dem Kellner hinter zur Kasse gehen. Als ich zurückkam stand Joschua schon fertig angezogen da, mit meinem Mantel in der Hand und half mir in ihn hinein. Ich war beeindruckt. Es war, als wäre er aus einem anderen Jahrhundert. Genau solche altmodischen Dinge mag ich.
Wir gingen zur Uni, ich hatte noch eine Vorlesung, er musste arbeiten. Er begleitete mich bis vor die Tür meines Vorlesungssaales. Wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung und ich ging in meine Vorlesung.
Bevor ich losfuhr, um mich mit Joschua zu treffen, hatte ich Pietro geschrieben. Ich hatte nichts von ihm gehört und eigentlich geht es ja gegen meinen Stolz. Aber als ich am Montag mit Max bei einem Kaffee darüber redete, überzeugte er mich. Mit dem einfachen Argument:“Sonst kriegst du halt nicht, was du willst.“ Außerdem meinte er, ich sollte die Zügel in die Hand nehmen, weil er wahrscheinlich ein wenig verunsichert war. Und er sagte, ich sollte ihn zu meiner Bitch machen. Also schrieb ich:“Hey, my bitch. Wanna come over tonight?“
Als ich in der Vorlesung saß und nach zwei Stunden zum ersten Mal wieder auf mein Handy schaute, erwartete ich nicht, schon eine Antwort zu bekommen. Ich täuschte mich. Drei Nachrichten von Pietro. Ich rechnete mit einer Absage, aber ich täuschte mir erneut.
„Sounds good. The second one. About the first one no comment.“
Wir machten aus, dass er um neun zu mir kommen würde.
Die Vorlesung war ziemlich anstrengend. Ich bekam ziemlich starke Kopfschmerzen, weshalb ich mich nicht mehr konzentrieren konnte. Darum ging ich in der Pause heim. Ich kaufte Wein und Wodka, kochte und aß und legte mich nochmal eine Weile hin. Die Kopfschmerzen waren daraufhin zum Glück weg.
Ich räumte ein wenig auf, duschte und machte mich fertig. Ich war ein wenig nervös. Jemanden in seine Wohnung zu lassen ist ein ziemlicher Schritt. Für manche Kerle vielleicht nicht, deren Wohnungen aussehen als würden sie eine Woche und nicht ein Jahr dort wohnen. Wenn man es klug anstellt, kann man anhand meiner Wohnung einiges über mich herausfinden. Nicht jeder verdient es, mich auf diese Art und Weise zu kennen. Also verdeckte ich die Sachen, die zu persönlich waren.
Ich war oben, hörte „Bottled up“ mit meinen Kopfhörern und hatte die Balkontür geöffnet. Plötzlich erhielt ich einen Anruf von Pietro.
„Hey, are you sleeping?“, hörte ich ihn sowohl durch mein Handy als auch durch die offene Balkontüre. Er hatte lediglich geklopft anstatt zu klingeln, was ich aufgrund meiner Musik nicht gehört hatte.
Ich ging hinunter und öffnete ihm die Tür.
Irgendwie bin ich jedes Mal überrascht, wie groß er ist. Ich habe ihn stets kleiner in Erinnerung.
Zwei Küsschen auf die Wangen, er legte seine Jacke und seinen Schal ab. Er hatte sogar ein Hemd an. Wir machten Smalltalk, ich bot ihm was zu trinken an. Er entschied sich für den Wodka und untersuchte währenddessen meinen Kühlschrank, um herauszufinden, was ich aß. Da die Woche sich bereits dem Ende zuneigte, war die Auswahl nicht besonders groß. Er betitelte meinen Nudelsalat mit den Worten „That pasta looks sad“. Dann besichtigte er meine Wohnung und fand sie ziemlich cool.
Wir setzen uns auf die Couch, fingen an zu trinken und redeten ziemlich viel. Ich hab mein Selbstbewusstsein gefakt. Nicht alles, aber diese kleine Prise over the top auf jeden Fall. Oder vielleicht war es mir auch mittlerweile immer mehr egal.
Er legte sich quer auf die Couch, so dass ich überhaupt keinen Platz mehr hatte. Ich versuchte ihn zur Seite zu schieben, was nicht funktionierte, weshalb ich mich halb auf seine Brust legte und versuchte, mich so schwer wie möglich zu machen, damit er es unbequem hatte und mir wieder Platz machen würde. Es funktionierte, er setzte sich wieder auf.
Nach einem kurzen Blick auf mein Dekolleté fragte er:“Do you like your boobs?“
Ich:“Yeah. Why?“
Er:“I don‘t know, some girls are very insecure about them.“
Ich:“I‘ve been there too, but that‘s who I am. Why should I not love myself?“
Er:“I like that.“
Wir kamen mal wieder auf das Thema der deutschen Sprache zu sprechen. Er meinte, dass es sehr schwer sei und sich hart anhöre. Um das zu demonstrieren, nahm er „Sakrileg“, das auf meinem Couchtisch lag, schlug wahllos eine Seite auf und fing an auf deutsch daraus vorzulesen. Es hörte sich so lustig an, ich konnte fast nicht mehr aufhören zu lachen. Dann nahm er sich zum Gegenbeweis „Irristible alchimie“, das ebenfalls auf meinem Couchtisch lag, blätterte wieder wahllos zu einer Seite und fing an auf französisch zu lesen – obwohl er selbst kein französisch spricht. Aber ich muss zugeben, dass es sich besser anhörte als sein deutsch.
Irgendwas lag ihm auf dem Herzen, über das er reden wollte, aber er war noch nicht dazu bereit, als ich nachfragte. Später vergaßen wir es.
Er fragte, ob ich gerne eine Beziehung hätte, was ich verneinte. Er hingegen war mehr oder weniger auf der Suche nach einer, mit der Begründung, dass seine letzte schon zwei Jahre her ist, er ein Beziehungstyp ist und er gerne wieder jemanden hätte.
Ich hätte ihn ehrlich gesagt ganz anders eingeschätzt. Bisher kam es immer so rüber, als hätte er den Glauben an Beziehungen verloren. Vielleicht war es die dunkle Jahreszeit, die seine Meinung geändert hatte oder vielleicht war er auf jemanden getroffen, der seine Meinung geändert hat. Wer weiß, wie viele er am Start hat.
Er fragte, wieso ich keine Beziehung wollte und ich erklärte ihm, dass ich kein Beziehungstyp bin, dass ich noch nicht bereit dafür bin, noch an mir arbeiten muss und vor allen, dass ich nicht weiß, ob ich jemals dazu in der Lage sein werde, eine gesunde Beziehung zu führen.
Er:“Aren‘t you scared of never getting married?“
Ich:“No. I‘m fine alone. I don‘t need a man to have a family.“
Er:“Nice.“
Ich sagte, dass ich nicht an bedingungslose Liebe glaube, weil es für mich immer Bedingungen gibt. Er fragte nach den Voraussetzungen, die mein Traummann erfüllen müsste.
Ich erläuterte ihm einige, wie beispielsweise Intelligenz, die Fähigkeit zum Holzhacken und dass er noch lustiger sein musste als ich – was schwierig war, weil ich mich selbst ziemlich lustig finde und stets über meine eigenen Witze lache. Außerdem sagte ich, dass der Glaube an etwas eine Voraussetzung ist. Es muss kein Gott sein, aber der Glaube an eine Kraft, die übernatürlich und größer ist, als das was wir Menschen uns vorstellen und kontrollieren können, ist mir wichtig. Ich habe gläubige und nicht gläubige Menschen in meinem Umfeld und ich sehe einen signifikanten Unterschied, wenn es um das Thema Glücklich-Sein geht. Natürlich spielen da auch andere Faktoren eine Rolle. Aber ich war fast zwei Jahre mit einer Person zusammen, die an nichts glaubte. Nicht an einen Gott, nicht an ein Universum, nicht an Karma, nicht an das Gute in Menschen, nicht an mich und vor allem nicht an sich selbst. Das war Gift.
Er:“But you can‘t make a person believe in something.“
Ich:“I won‘t. But if you don‘t believe in something, I won‘t pick you.“
Er:“I‘m too logical to believe. But you‘re looking for perfection. You know, sometimes you meet someone who‘s not as beautiful but he makes you laugh and then you guys just click.“
Ich:“I‘m not looking for perfection. I just don‘t settle for less. I did it once and I‘m never gonna do it again.“
Er:“You settled for less?“
Ich:“Yeah.“
Irgendwann sagte er:“Tell me about your dreams.“
Ich:“When it comes to a job or in general?“
Er:“Whatever you like,“
Spaß halber antwortete ich:“I want to put people into prison. I wanna build a castle. I wanna have like twelve cats.“
Er:“Twelve?“
Ich:“Yeah, I‘m gonna be a cat lady.“
Er:“I always feel sorry for them.“
Ich:“Why?“
Er:“It‘s kind of sad.“
Dann sagte er, dass er gerne zwölf Hunde hätte, als ob das nicht genau so traurig wäre. :D
Wir tranken immer mehr, irgendwann prahlte ich mal wieder mit meiner Stärke. Also landeten wir wieder beim Armdrücken. Ich gab wirklich mein Bestes, durfte sogar beide Hände verwenden – auch als er mit seiner schwächeren Hand drückte. Ich hatte keine Chance.
Irgendwann wollte er vor die Tür gehen und bei meinen Nachbarn klingeln. Ich zog ihn an seinem Hemd wieder rein, schloss die Tür und schubste ihn mit dem Rücken dagegen. Er drehte den Spieß um, nahm meine Handgelenke und drückte sie über meinen Kopf, während er mich gegen den Einbauschrank presste. Ich grinste. Ich mochte dieses Spiel.
Dann wollte er auf den Balkon gehen. Ich schloss die Tür, als er draußen stand und sperrte ihn aus. Er drohte mir damit, dass er schreien würde und fing schon an meinen Namen laut zu sagen, sodass ich ihn um des Friedens Willen wieder hinein ließ. Er legte sich auf das Bett und tat so als würde er schlafen. Nachdem ich mit ihm kämpfte, damit er mir auch Platz ließ und wir Probe lagen, kamen wir zu dem Schluss, dass wir heute Nacht wohl oder übel kuscheln würden mussten.
Wir gingen wieder hinunter, tranken mehr und redeten. Er fragte mich, ob ich jemals was mit jemandem hatte, der vergeben war, was ich verneinte. Er hingegen bejahte es. Es war ein Mädchen, das schon fünf Jahre lang in einer Beziehung war.
Ich:“How could you do that?“
Er:“What? It‘s none of my business acutally.“
Ich:“She‘s the one to blame, but you‘re not innocent either.“
Er:“Would you never do that?“
Ich:“No.“
Er:“Why?“
Ich:“I respect the other woman. I‘ve been there too. I don‘t want men who cheat, it‘s not attractive. And I believe in Karma.“
Er:“I guess it‘s mostly because you‘ve been cheated on too. But you know, it‘s their decision.“
Ich:“I know. If you want to cheat, you will find a way. But it won‘t be me.“
Er:“I like that.“
Wir kamen auf ein paar lustigere Themen zu sprechen. Er zeigte mir Fotos von seinem letzten Silvester – an dem er sehr betrunken war – und wir sprachen darüber, wie wir unsere Weihnachtsferien verbringen würden.
Er entdeckte meine Polaroidkamera, die mir meine (fantastischen) Freunde zum Geburtstag geschenkt hatten. Er wollte damit Fotos machen, ich war dabei.
Zuerst machten wir die Denker-Pose. Als das Klicken des Blitzlichtes ertönte, schoss mir „You took a polaroid of us“ durch den Kopf. Ich schüttelte es und legte es ins Licht auf den Tisch. Wir lachten, als es sich nach und nach entwickelte. Dann schossen wir ein weiteres. Er wollte so tun, als wären wir betrunken. Wir interpretierten es unterschiedlich. Er schloss die Augen, ich ließ meine offen und tat, als würde ich den Flaschenhals der Wodkaflasche ablecken. Auf unserem letzten Foto taten wir beide so als würden wir den Flaschenhals ablecken. Unsere Zungen berührten sich kurz. Als alle Fotos fertig entwickelt waren, drehte es sie um und sagte, ich solle zwei auswählen. Ich zog beide Flaschenhalsbilder, ihm blieb damit das Denkerposebild.
Er meinte, er hätte noch ein Foto von uns. Er suchte es auf seinem Handy. Es war ein Foto von unserem ersten Kuss, mich sah man nur von hinten, den Kopf in den Nacken gelegt, um überhaupt zu ihm hoch zukommen. Pietro dagegen erkannte man sehr wohl. Houssan hatte dieses Bild gemacht, der kleine Bastard.
Peitro erzählte mir von einem Fest im Herbst, auf dem er sehr betrunken war. Er war verwundert, dass ein Mädel überhaupt mit ihm rumgemacht hatte, weil er in diesem Zustand sicher nicht gut geküsst hatte.
Ich:“You don‘t think you‘re a good kisser when you‘re drunk?“
Er:“You rated me a seven.“
Ich:“Right.“
Wir saßen ziemlich nah beieinander. Er starrte auf meine Lippen und senkte den Kopf ein wenig.
Ich:“Do you want a tipsy kiss?“
Er nickte.
Wir küssten uns.
Anfangs war es süß und unschuldig. Abwartend. Wir ließen unsere Hände bei uns. Dann vertieften wir den Kuss, es wurde intensiver und ehe ich mich versah, saß ich lediglich mit meiner Jeans bekleidet auf seinem Schoß und knöpfte sein Hemd auf. Wir machten rum und die Stimmung heizte sich ziemlich auf. Er hob mich hoch und sagte:“Let‘s go upstairs.“
Ich hatte nichts dagegen. Erst recht nicht, als er mich gegen die Wand gepresst küsste.
Ich wollte noch einen kurzen Abstecher im Bad machen. Im hellen LED-Licht des Spiegels schimmerte mir ein dunkellila Knutschfleck in meiner Halsbeuge über meinem linken Schlüsselbein entgegen. Fuck. Ich wollte am Samstag ins Theater gehen und ein Kleid anziehen. Jetzt durfte ich das ganze Wochenende mit einem Schal rumlaufen. Ich würde mich an ihm rächen. Auch seinen Hals würde ein Knutschfleck zieren.
Er hatte es zuvor geschafft, die Badezimmertür auszurenken. Ich dachte, ich hätte sie wieder eingerenkt, aber dann stand ich im Bad und bekam die Tür nicht mehr auf. Ich fing an zu lachen, als er runterkommen und mich befreien musste. Ich löschte unten alle Lichter, legte meinen Schmuck ab und ging nach oben zu ihm.
Ich tat das, was Max mir geraten hatte. Ich nahm die Zügel in die Hand. Hölle, war ich selbstbewusst. Ich dachte, es würde ganz gut funktionieren – was es auch tat, bis es plötzlich nicht mehr funktionierte. Er nannte mir den Grund, ich war überzeugt, dass die Ursache mentaler Natur war. Er setzt sich ziemlich unter Druck. Das hielt uns nicht davon ab, die Schublade meines Bettkastens zu öffnen und andere Sachen zu machen.
Ich war immer noch in der Sphäre, in die er mich versetzt hatte und spielte gedankenverloren mit seinen Haaren. Er lachte, weil ich die Decke anstarrte.
Dann legte er sich neben mich. Ich ging nochmal hinunter, um mein Make-up abzumachen und Zähne zu putzen, er holte sich währenddessen ein Glas Wasser. Als ich wieder nach oben kam, lag er im Bett und machte eine Sprachnachricht auf italienisch.
Er:“That‘s my friend, say hi.“
Ich:“Hiii.“
Er redete auf italienisch weiter und ich hatte das Gefühl, dass es um mich ging. Das sagte ich ihm auch, aber er wollte mir nicht sagen, was er gesagt hatte. Deshalb fing ich an auf deutsch zu reden. Und ihn ein bisschen auf deutsch zu beschimpfen.
Danach lagen wir noch nebeneinander und redeten. Es war ein wenig deep talk dabei, aber auch banale Sachen, wie dass wir beide Essen Menschen vorzogen. Gegen ein beschlossen wir ins Bett zu gehen. Er stellte den Wecker mit seiner Applewatch und fragte, ob ich aus dem 19. Jahrhundert wäre, als ich meinen Wecker anhand eines altmodischen Weckers stellte. Ich holte noch eine zweite Bettdecke, weil er ein noch aggressiverer Deckenklauer war als ich. Dann schliefen wir. Ich versuchte es zumindest. Ich wachte sehr oft auf, hatte einen komischen Traum und einfach viel zu wenig Platz. Er redete wieder im Schlaf. Erst auf italienisch, dann sagte er plötzlich ganz enthusiastisch:“Fuck, I love it!“
Sehr amüsant.
Das Klingeln des Weckers riss mich aus meiner wohl einzigen Tiefschlafphase in dieser Nacht. Ich hatte ein wenig Restalkohol und war so müde. Ich wusste nicht, wie ich die Vorlesung überstehen sollte.
Trotzdem zog ich mich an und ging nach unten, um mir Frühstück zu machen. Er kam nach ein paar Minuten nach, wollte kurz von meinen Haferflocken probieren, hatte aber keine Zeit mehr für einen Tee.
Ich:“Did you sleep well?“
Er:“I had a lot of space.“
Er fragte, ob er im Schlaf geredet hätte, ich erzählte es ihm. Danach musste er gehen, um seine Vorlesung nicht zu verpassen. Er zog seine Jacke und seinen Schal an. Ich erinnerte ihn an sein Polaroidbild, das noch auf dem Tisch lag. Er steckte es in seinen Geldbeutel. Zwei Küsschen auf die Wange, dann ging er. Ich aß mein Frühstück, dann erhielt ich eine Nachricht, dass er seine Applewatch vergessen hätte. Er kam noch einmal, ich ging nach oben und holte sie ihm. Dann war er endgültig weg.
Ich frühstückte zu Ende, machte mit fertig und ging in die Vorlesung. Konzentration ist zwar etwas anderes, aber es war okay. Danach fuhr ich wieder heim und schlief erst einmal eine Runde.
Um fünf traf ich mich mit Max auf einen Kaffee. Ich erzählte ihm von der vorherigen Nacht und er gab mir Tipps, die sehr hilfreich waren.
Wir werden sehen, ob ich ihn überhaupt wiedersehe. Es ist an ihm, sich zu melden. Glücklicherweise hab ich diese Woche meine Tage, dann komm ich nicht in Versuchung.
Abends traf ich mich noch mit den beiden Julias und Toni bei Nadja, die in eine neue Wohnung gezogen war. Ich zog einen Rollkragenpulli an, um den Knutschfleck zu verdecken. Ich wollte keine Fragen beantworten. Der Abend war ganz schön.
Diese Woche geh ich endlich mal wieder feiern. Ich vermisse das Tanzen so sehr. Ich brauch etwas Neues.

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