Mittwoch, 24. Juni 2020
Aquí estás, ya no puedes detenerte
Der glatte Bruch, von dem ich letztens gesprochen habe, scheint nicht nur bezüglich Kerlen eine Auswirkung zu haben.
Ich habe mehrere Nummern gelöscht, auch die von Eric und die von Naomi.
Heute kam eine Nachricht von ihr, in der sie fragte, ob das noch meine Nummer sei.
Ich habe noch nicht geantwortet.
Wir haben uns eineinhalb Jahre lang nicht gesehen, haben seit einem Jahr keinen Kontakt mehr.
Ich weiß, dass die den Zugriff auf mich bzw. mich als Sicherheit gerne hätte.
Für den Fall, dass es mit ihrem Freund nicht gut ausgeht.
Sie geht davon aus, dass ich bedingungslos für sie da sein, sie auffangen und mich mit ihr in das Nachtleben stürzen werde.
Ich kann nicht direkt sagen, dass sie Unrecht hat.
Es ist schwierig.
Ich bin ihr unglaublich dankbar, für alles, was sie für mich getan hat. Insbesondere bei der Trennung von meinem Ex war sie sehr für mich da, war Teil der Mission und packte mich eine Woche später in ihr Auto, mit dem wir zu einem entfernten See fuhren, an dem ihr Opa eine Wohnung hatte. Wir verbrachten dort das Wochenende, wanderten, gingen spazieren, Kaffee trinken und schauten Dokumentationen. Sie war neben mir, als mein Ex an diesem Wochenende anrief, um zu fragen, wie es mir ginge.
Ich liebe Naomi. Ich werde sie immer lieben.
Ihre impulsive Art, die ich oft so mag, weil sie mich aus meiner Komfortzone rausholt und mit sich mitreißt, hat aber auch ihre Schattenseiten.
Schattenseiten, über die ich viel nachgedacht habe und die ich nicht mehr ignorieren kann.
Sie geht oft ziemlich schnell an die Decke, bezeichnet alles außer ihre eigene Meinung als "Kindergarten" und macht unüberlegte Dinge, zieht Leute mit rein, die nichts mit der Sache zu tun haben.
Sie ist extrem unzuverlässig. Wie oft hat sie mir schon spontan abgesagt, mich lange warten lassen oder spontan den Treffpunkt geändert, an dem ich auftauchen sollte.
Für jemanden, der gerne plant, zuverlässig und pünktlich ist, ist das ziemlich nervenaufreibend.
Sie hat kein gutes Selbstwertgefühl. Ihr Selbstbewusstsein basiert auf der Meinung von Männern. "Männer mögen dies, Männer mögen das,...er hat mein Bild auf Instragram gelikt, er hat meine Story angeschaut,...ich habe seine ganzen weiblichen Follower gestalkt und keine davon ist schön...ich hab mit ihm geschlafen, weil ich dachte, ich kann jetzt nicht mehr nein sagen...als ich Moritz fragte, wer von uns beiden besser aussähe, meinte er, wir sähen beide gleich aus,...ich war eifersüchtig, weil Alex so viel Interesse an dir gezeigt hat..."
Ich könnte die Liste fortführen. Insbesondere Instagram spielt eine entscheidende Rolle in ihrem Leben. Wie oft musste ich schon hunderte Fotos/Boomerangs/Videos machen, Filter begutachten, Bildunterschriften bewerten, nur für diese Plattform.
Für jemanden der kein Instragram hat, der auch gerne mal das Handy weg legt und nicht erreichbar sein will, ist das ein wenig befremdlich.
Hat sie mich wirklich als Person wahrgenommen?
Toni meinte, sie hätte mich oft übergangen, über mich bestimmt.
Mir war das gar nicht so aufgefallen.
Aber im Nachhinein kann ich sagen, dass ich vielleicht ein Mittel zum Zweck war, damit sie noch eher ihre Persönlichkeit in den Mittelpunkt stellen konnte. Oft hat sie meine Bedürfnisse übergangen.
Ich habe auch in der Selbstisolation viel darüber nachgedacht, mit welchen Menschen ich befreundet sein möchte.
Ich möchte mit starken, selbstständigen und unabhängigen Frauen befreundet sind, die relativ rational sind, ein gutes Selbstwertgefühl haben, auf die Meinung von Männern scheißen, die zuhören, die sich im Konflikt nicht über andere stellen, die nicht so viel auf sozialen Medien unterwegs sind, die zuverlässig sind und bei denen für alle Persönlichkeiten Platz ist.
So leid es mir tut, diese Person ist Naomi nicht.
Und diese Person wird sie auch nicht sein.
Ich habe versucht, ihr Selbstwertgefühl zu stärken, sich nicht von Männern abhängig zu machen, aber ich bin nicht durchgedrungen.
Was ja auch okay ist, jeder soll das machen, was ihn glücklich macht.
Aber mich macht es nicht mehr glücklich.
Es hat eine Zeit lang gedauert, um es zu begreifen, aber mittlerweile weiß ich, dass ich niemandem etwas schulde. Die einzige Person, ich ich glücklich machen muss, bin ich selbst.
Ich bin auch Naomi nichts schuldig.
Ich bin nicht mehr ihr Sicherheitsnetz.
Ich will mich nur noch mit Menschen umgeben, die mich vorwärts bringen.
Ich weiß noch nicht, ob ihr antworten werde und was.
Es führt wahrscheinlich zu einer Diskussion.
Wir werden sehen.
Nun zu schöneren Dingen.
Gestern habe ich mich mit Chris getroffen. Wir haben uns Bier gekauft und uns in den Park gesetzt. Ich wusste gar nicht, wohin mit meinen ganzen Gefühlen, als ich die ganzen Menschen im Park sah. Es machte mich so glücklich. Wir setzten uns auf einen freien Platz, tranken und redeten. Mein erstes Bier seit fast einem halben Jahr. Dementsprechend schnell spürte ich es auch. Dementsprechend viel Müll redete ich dann auch. Aber Chris war es gewohnt und fand es lustig. Wir checkten die Leute aus (wir sind beide so was von unterpieps), redeten und genossen die Sonne. Nach meinem zweiten Bier war Schluss für mich, Chris spürte es auch, da er vom Vortag noch verkatert war und irgendwann gingen wir Händchen haltend oder Arm in Arm durch die Straßen. Chris kuschelt immer sehr gerne und diesmal begriff ich, warum Menschen auf die Idee kommen könnten, dass wir zusammen wären.
Wir verabschiedeten uns an der U-Bahn, ich fuhr heim, aß und schaute "365 Days" auf meinem Balkon. Gott sei dank mit Kopfhörern, wer hätte gedacht, dass das so eskaliert. :D
Heute treff ich mich mit Ina und Vroni im Park und wir freuen uns ungefähr schon seit Wochen darauf. Das wird toll.

... link (0 Kommentare)   ... comment