Freitag, 1. November 2019
It's time for me to figure me out
Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich momentan große Fortschritte im Hinblick auf mein Selbstbewusstsein und mein Selbstwertgefühl mache.
Der Unterschied zwischen beiden wird mir auch immer mehr bewusst.
Selbstbewusstsein kann man vortäuschen, Selbstwertgefühl weniger.
Selbstbewusstsein wird oft nach außen getragen, Selbstwertgefühl ist ein tiefes, internes Gefühl.
Selbstbewusstsein kann als Waffe benutzt werden, um andere Menschen abzuschrecken. Selbstwertgefühl wird dazu benutzt, Grenzen zu ziehen, um sich selbst zu schützen.
Ich habe gelernt, dass ein Selbstwertgefühl so viel wichtiger ist als Selbstbewusstsein. Und ich erfuhr, dass ich ziemlich gut darin war, Selbstbewusstsein vorzutäuschen. Es ist vor allem eine Sache der Körpersprache.
Je mehr Fortschritte ich mache, desto eher finde ich zu mir selbst und festige diese Vision.
Bevor ich jemals wieder eine Beziehung eingehe, möchte ich die beste Vision meiner Selbst sein. Vor allem romantische, zwischenmenschliche Beziehungen scheinen nicht gut für mich zu sein. Ich habe Zweifel, dass ich überhaupt jemals eine gesunde Beziehung führen kann. Damit das bzw. eher wenn das nicht passieren kann, möchte ich so gefestigt in meinem Charakter sein, dass mich nichts mehr aus der Bahn wirft.
Heute hat mir jemand ein Lied gezeigt, mit dem Hinweis, dass es sie an mich erinnern würde. "Ich müsste lügen" von Juju. Hatte ich davor nie gehört, erkannte aber ein Gefühl, das im Refrain beschrieben wurde, wieder.
"Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde: Du hast mir nicht weh getan
Du hast mir gezeigt, was ich nicht will und dafür dank ich dir jeden Tag"
Ich bereue nichts. Im Gegenteil, ich bin sogar dankbar für diese Erfahrung. Ich weiß, worauf ich in einer Beziehung (egal welcher Art) und wofür ich absolut keine Geduld mehr habe. Ich habe gelernt, dass ich alles verdiene, was ich will. Ich muss meine Erwartungen nicht herunterschrauben, denn ich will keinen Idiot zum Partner. Wer die Erwartungen nicht erfüllt, ist eben raus. Und wenn am Schluss alle raus sind, ist das auch kein Problem für mich. Denn ich liebe es, alleine zu sein.
Aber ich möchte mich nie wieder so fühlen, wie in meiner letzten Beziehung. Ich möchte mich nie wieder hassen, mich verlieren. Wie konnte ich nur? Und vor allem: Warum?
Ich bin nicht perfekt, aber ich bin ein verdammt toller Mensch. Ich mag ein wenig hart wirken, aber solange ich weiß, dass unter dieser Schale ein weicher Kern und ein guter Mensch steckt, ist alles gut.
Dennoch möchte ich an meinen Schwächen und den Dingen arbeiten, die ich gerne verändern möchte. Menschliche Charaktere sind so komplex, wir sollten sie bis zum Maximum ausfüllen, anstatt immer in unserer Komfortzone zu bleiben.
Ich bin jemand, der Sicherheit und Routinen liebt, aber das Leben spielt sich außerhalb davon ab. Genau in den Bereichen, die mir ein wenig Nervosität verleihen.
Ich möchte unbedingt finanziell komplett unabhängig sein. Momentan ist mir das leider nicht möglich, weil ich in einer sehr teuren Stadt lebe und nicht mehr arbeiten kann, als ich es eh schon tue, da ansonsten nicht genügend Zeit für die Uni bleiben würde.
Ich möchte auch viele Dinge alleine machen. Mehr in Museen gehen, durch Parks schlendern, Opern, Theateraufführungen, Gottesdienste und Kunstausstellungen besuchen. Alleine in die Sauna zu gehen bereitet mir noch ein wenig Unbehagen, aber es würde meinem Körper sehr gut tun. Zudem wäre es eine Möglichkeit meinen nackten Körper zu zelebrieren.
Ich wünsche, ich hätte mehr Zeit zu lesen. Ich möchte unbedingt alle Bücher von Dan Brown lesen, die restlichen Harry Potter Teile, die Schönen und die Verdammten, Sinn und Sinnlichkeit, Othello, die Leiden des jungen Wärter, die Bibel, Biographien über große Persönlichkeiten und Bücher mit historischem Hintergrund. Was bringen mir die klassischen Geschichten über gute Mädchen die sich in böse Jungs verlieben? Ich lese sie nur, um sie zu kritisieren. Es ist Zeit, meinen Horizont zu erweitern.
Ich möchte mehr Sport machen. Laufen gehen, aber vor allem etwas für meinen Rücken tun, der ein einziges verspanntes Chaos ist. Yoga oder Meditation würde mir bestimmt auch psychisch gut tun.
Ich werde an meinem Temperament arbeiten. Ich möchte so ruhig und geduldig sein, dass mich nichts aus der Bahn werfen kann. Egal wie respektlos, dumm oder falsch eine Person mir gegenüber tritt. Ich kann nicht kontrollieren, wie andere sich verhalten. Aber ich kann kontrollieren, wie ich mich verhalte. Ärger ist eine Selbstbestrafung für den Fehler einer anderen Person. Ruhe zeugt von Kraft und Überlegenheit.
Ich möchte an meiner Menschenkenntnis arbeiten. Ich sehe in den guten Menschen die Verbrecher und in den Bösen die Engel. Es mag mit einer Art Selbstschutz zusammenhängen, aber davon sollte ich Abstand nehmen und das Ganze aus einer entfernten, neutralen Perspektive betrachten.
Ich will mehr Dinge ausprobieren, die ich noch nie gemacht habe. Eine neue Tanzart, eine neue Sprache lernen.
Apropos Sprachen. Daran werde ich besonders arbeiten. Momentan spreche ich viel englisch, aber ich will mein Business-Englisch verbessern, ebenso wie mein Französisch. Ich lerne gerade ein paar Brocken Spanisch, meinen Kenntnisbereich dahingehend möchte ich ebenfalls erweitern.
Ich will mein Geschichtswissen, insbesondere was meine Heimatstadt angeht, verbessern. Ich weiß einiges über Städte, die ich schon besichtigt habe, aber wenn es um meine Heimatstadt geht, hapert mein Wissen ein wenig. Das geht so nicht weiter. :D
Ich möchte meine Kochkünste erweitern.
Ich will noch kreativer sein. Gerade habe ich wieder einen Schub, was das angeht, aber ich will mehr. Ich werde mehr schreiben, vielleicht auch wieder an etwas anderem als Songs und Gedichten. Was ist mit den ganzen Geschichten, die ich auf Eis gelegt habe? Das Potential ist nach wie vor da.
Ich würde mich nicht als überaus begabte Zeichnerin bezeichnen, aber es tut bestimmt gut, ein wenig zu malen, die Seele baumeln zu lassen und seine Gefühle auf andere Weise als durch Worte zu Papier zu bringen. Apropos, ich würde mich gerne malen lassen. Ich hatte ursprünglich an Fotografie gedacht, aber vor Kameras fühle ich mich nicht besonders wohl. Außerdem kann das schnell in die falsche Richtung gehen. Ein Gemälde nach dem Motto "Paint me like your French Girls, Piece by Piece" hat etwas Klassisches. An dieser Idee finde ich immer mehr Gefallen, aber auch sie liegt ein Stück außerhalb meiner Komfortzone.
Ich will neue, aufregende Leute aus den unterschiedlichsten Schichten und Ländern und mit den interessantesten Lebensgeschichten kennenlernen. Ich bewege mich hauptsächlich in meinem alten Freundeskreis, der schon zu Schulzeiten geschlossen wurde oder im Dunstkreis meiner Unileute, die sich in der Blase der Stadt befinden. Ich habe bereits ein paar Anfänge dahingehend gemacht, aber ich bin noch lange nicht fertig. Außerdem möchte ich mit mehr Leute aus meinen Vorlesungen kennenlernen. Man sitzt doch immer mit den selben zusammen, aber wann lerne ich jemals wieder so gut und offen neue Leute kennen, wie in der Uni?
Ich möchte mein Singleleben ausleben. Das heißt nicht, dass ich mit so vielen Leuten wie möglich schlafen will. Ich will feiern gehen, tolle Mädelsabende haben, zu Sonnenuntergängen trinken, tanzen, im Sommer in den Brunnen vor der Uni gehen, Erfahrungen sowohl mit Männern als auch mit Frauen machen, tiefsinnige Gespräche in dunkeln Nächten führen, Musik hören, Nacktbaden, Roadtrips und Reisen machen, Erinnerungen schaffen und das Leben lieben. Ich liebe es jetzt schon.
Ich bin absolut kein Mensch, der gerne im Mittelpunkt steht, im Gegenteil. Dementsprechend ist mir Aufmerksamkeit unangenehm und ich bin kein Fan davon, Vorträge halten zu müssen. Was nicht mit meinem Studium kompatibel. Man muss frei und vor vielen Menschen reden können, ohne sich zu kümmern was sie denken könnten. Ich werde die Aufmerksamkeit lieben lernen. Denn sie ist ein Kompliment.
Ich überlege mich, sozial zu engagieren. Ich weiß nicht, wie ich das in meinen Zeitplan unterbringen soll, aber ich spiele mit dem Gedanken. Ich war schon immer jemand, der Fälle aus der Opfer- anstatt der Täterperspektive gesehen hat und vielleicht ist es an der Zeit, diesen Opfern zu helfen - soweit mir das möglich ist.
Weiterhin überlege ich ein Praktikum bei der Polizei oder in der JVA zu machen, das wäre bestimmt interessant.
Ich möchte ein wenig ordentlicher werden. Ein bisschen organisierter und strukturierter.
Ich will mehr lernen, alles für mein Studium geben. Alles für meine Zukunft und meinen Traumjob geben. Ich möchte eines Tages ein kleines Häuschen auf dem Lande bauen und um das zu finanzieren, muss ich beruflich erfolgreich sein.
Ich möchte mehr reisen, auch alleine. Auch wenn mir das sehr viel Angst macht, Nicht das Alleinsein an sich, aber das Alleinsein in einer fremden (und womöglich gefährlichen?) Umgebung. Aber es würde mich charakterlich mit Sicherheit stärken, also werde ich es tun.
Ich werde mich selbst lieben, jeden Tag. Ich gebe mein Bestes.
Ich weiß, dass Selbstfindung in Verbindung mit Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl ein laufender Prozess ist, der vermutlich nie abgeschlossen wird, weil das Leben immer neue Herausforderungen parat stellt. Aber ich bin der Überzeugung, dass man sich selbst am besten kennenlernt, wenn man so viel wie möglich ausprobiert - insbesondere Dinge, die einem Angst einjagen. Niemand sollte in der Position sein, das Selbstbewusstsein einer anderen Person zu zerstören. Deshalb kann man mit Hilfe von Selbstwertgefühl Grenzen setzen und so bestimmen, wer dein Leben betritt.
Ich weiß, was ich will und ich bin nicht bereit, Abstriche zu machen.
Ich werde die beste Vision meiner Selbst sein.

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Mittwoch, 30. Oktober 2019
Like a white mercedes, always been running too fast
Ich: Will sein Schatten-Ich herausfinden, um die Oberhand zu haben.
Auch ich: Erzähle ihm Dinge, die ich sonst niemandem einfach so erzähle.
Klassisch. Applaus für mich.
Diesmal wollte ich wirklich pünktlich kommen. Ich war es auch, aber dann nahm ich die falsche Straße und kam somit doch zu spät. Er stand nicht draußen vor der Bar, deshalb rief ich ihn an. Er kam heraus, zwei Küsschen auf meine Wangen.
Wir gingen rein, die Bar war sehr voll. Es war Dienstag, was ist los mit den Leuten? :D Pietro erzählte mir, dass hier ziemlich viele Italiener wären. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Bar und zog mich an meiner Jacke näher zu sich. Oh. Direkt am Anfang.
Er:“How are you?“
Ich:“I‘m cold“ und legte meine eiskalten Finger an seinen Hals. Er zuckte nicht mal mit der Wimper, sondern erklärte mir, dass Italiener sehr stark wären.
Als wir Cocktails bestellt hatten, fing er direkt an mit ein paar Italienern zu quatschen. Ich verstand nur Bruchstücke, die ich aus dem Französischen oder Englischen ableiten konnte. Pietro machte anscheinend ein paar Witze. Die Leute lachten und auch er, Grübchen zeichneten sich auf seinen Wangen ab. Ich befand mich auf gefährlichem Terrain.
Relativ bald verabschiedete er sich von ihnen und führte mich in den hinteren Teil der Bar. Er erzählte mir, worüber er mit den Italienern geredet hatte (sie studierten an der selben mailänder Universität wie er) und meinte, ich sollte italienisch lernen.
Ich:“I should! You could teach me.“
Er:“I could teach you, of course!“
Er meinte außerdem, dass ihm die Italiener hier auf die Nerven gehen würden.
Wir standen an die Wand gelehnt und fingen an zu reden. Nach ein wenig Smalltalk über unseren jeweiligen Tagesablauf, redeten wir über ernstere Themen.
Zuerst redeten wir über das Studium.
Er:“So, you wanna be a lawyer one day?“
Ich:“Yes. But not the one who defends people. The one who puts them in jail.“
Er:“You like having the power?“
Ich:“It‘s not about power.“
Er:“Come on.“
Ich:“Okay, it‘s not only about power. I get so mad when something unfair happens. For example when people get away with a fine even though they did something very bad. Rapists tend to get a less hard punishment than people who didn‘t pay their taxes.“
Er:“In Italy, no one pays their taxes. You get away with it if it‘s the first bad thing you‘ve done. If it‘s not, you‘re gonna go to jail.“
Sehr interessant.
Wir fingen an über sein Studium zu reden. Ich wusste nicht, dass er im Raumfahrtbereich studiert. Er baut mehr oder weniger Raumschiffe. Er ließ anklingen, dass er nach mehr strebte.
Ich:“Do you wanna be an astronaut?“
Er:“Yeah. But it‘s very hard, you don‘t get in there easily. But if someone told me: tomorrow you‘ve got the chance to fly to the moon, I would take it. Even though there‘d be only a fifty percent chance I survived.“
Ich:“Really?“
Er:“Yes! Imagine standing on the moon and looking down to the earth. That must be so crazy. Would you ever do that?“
Ich:“No. I find the universe so interesting and I‘d love to be on the moon, but I‘m afaird of heights. And I heard the way up to the moon is not that comfortable.“
Er:“Are you afraid of airplanes?“
Ich:“No.“
Er:“Then you could manage being in a space shuttle.“
Ich:“I don‘t think so. I heard it‘s pretty rough. I would be too afraid to do it.“
Irgendwie kamen wir auf das Thema Ehe zu sprechen. Er meinte, dass er nicht an das Konzept Ehe glaube. Nach der Flitterwochenphase trete der Alltag ein und man akzeptiere es einfach nur wie es sei, ohne das man es richtig wolle.
Er:“Why do people even get married?“
Ich:“So they don‘t die alone.“
Er verstand den Punkt, meinte aber, dass er trotzdem eher an Polygamie glaube.
Ich glaube an beides. Ich sehe ein paar (wenn auch wenige) Beispiele, bei denen das Prinzip der Ehe sehr gut funktioniert. Andererseits entwickelt sich der Charakter ja ständig. Wer kann garantieren, dass der Charakter des Partners sich in die selbe Richtung entwickelt? Damit das funktionieren kann ist wahrscheinlich eine Menge an Kommunikation, Verständnis und Akzeptanz nötig. Kann oder sollte man diese Zeit nicht eher für sich nutzen? Wir sind doch nicht auf der Welt, um so viel Zeit an jemand anderen zu verschwenden.
Kurz darauf kamen wir auf Seelenverwandte zu sprechen.
Er fragte mich, ob ich daran glaubte.
Ich glaube an Seelenverwandte, wenn es um andere geht. Wenn es um mich geht, bin ich ein wenig skeptisch. Da mein Charakter teilweise in sich sehr widersprüchlich ist, könnte das einige Probleme erzeugen und bisher hab ich noch niemanden getroffen, der mir in dieser Hinsicht ähnlich ist.
Als ich die Frage an ihn zurückgab, verneinte er.
Ich:“Why? Have you been disappointed?“
Er:“Yes.“
Hallo Klischee, wie geht‘s?
Er fragte, wie lange meine längste Beziehung ging. Seine ging zwei Jahre, dann noch ein weiteres Jahr on-off. Er meinte, dass aber nur das erste Jahr schön gewesen wäre.
Er fragte mich, ob ich bereit für eine neue Beziehung wäre. Ich verneinte mit der Erklärung, dass ich erst die beste Version meiner Selbst sein müsse, bevor ich wieder eine Beziehung eingehen würde.
Er:“So you‘re not looking for something serious?“
Ich:“No.“
Wir kamen auf Orte zu sprechen, an denen der Prozess der Verschmelzung statt gefunden hatte. Er hat es ernsthaft in einem Flugzeug und im Pool eines öffentlichen Schwimmbads getan. Er fügte hinzu, dass Italiener da wohl sehr liberal seien und es nicht direkt anzeigen würden, wenn sie es bemerken.
Er kam auf meinen Job zu sprechen und die Dinge, die er gerne mit mir in der Bibliothek machen würde.
Er hatte bereits seinen Gin Tonic ausgetrunken und ich kippte gerade den letzten Schluck meines Wodka Bulls runter.
Er:“Come on, let‘s drink some wine at my place.“
Er führte mich durch die Menge, hielt mir die Tür auf und steuerte auf seine Wohnung zu, die in der selben Straße wie die Bar lag.
Wir sprachen ein wenig über die unterschiedlichen Straßenverkehrsregeln oder eher die unterschiedliche Interpretation davon in Deutschland und Italien.
Nach ein paar hundert Metern standen wir bereits vor seiner Haustür. Er sperrte sie auf und wir gingen in den ersten Stock. Nachdem wir uns unserer Schuhe und Jacken entledigt hatten, gingen wir in die Küche. Er holte eine Flasche Rotwein aus dem Kühlschrank und schenkte uns ein.
Wir tranken Wein und redeten echt viel.
Ich konnte nicht widerstehen. Ich fragte nach seinem Schatten-Ich.
Ich:“What‘s the greatest compliment you‘ve ever recieved?“
Er erzählte mir, dass ein Freund von ihm Depressionen hat. Als es diesem richtig schlecht ging, war Pietro für ihn da und er sagte ihm, dass er ein sehr guter Freund wäre.
Er fragte nach meinem. Vorbereitet auf diese Frage, erzählte ich ihm von dem zweitbesten Kompliment, das ich jemals bekommen hatte. Ich wollte nicht, dass er mein Schatten-Ich kannte.
Ich erzählte davon, dass mir ein achtjähriger Junge letztes Jahr gesagt hat, ich wäre so cool wie Hermine in Harry Potter (obwohl er sonst alle Mädchen doof fand).
Wir redeten ein wenig über Harry Potter und er fand Hermine nicht ansatzweise so cool wie ich. Er fand sie zu eingebildet und arrogant. Ich liebe sie.
Wir sprachen über Familie. Er scheint absolut kein Familienmensch zu sein. Er meinte, sie bedeute ihm schon viel, aber er vermisse sie nicht. Aus Italien vermisse er lediglich das Essen und seinen Hund.
Wir redeten über Orte, zu denen wir gerne reisen würden und machten Witze darüber, dass wir mal zusammen wegfahren sollte.
Dann fingen wir an über Musik zu reden. Er zeigte mir seine Playlist und sein Lieblingslied, „Wish you were here“ von Pink Floyd, weil er das als sechzehnjähriger immer auf der Gitarre gespielt hatte. Er fragte nach meinem. Angetrunken, wie ich bereits war, erzählte ich es ihm. „Figure me out“ von the Summer Set, weil es meinen Charakter ganz gut beschreibt. Warum sagte ich ihm das?
Glücklicherweise erzählte ich ihm nichts von „Love Story“. Er machte das Lied an und ich fühlte es.
Er hörte Musik von Fabrizio de André und plötzlich kamen wir auf schmutzige Songs zu sprechen. Ich zeigte ihm erst eine unschuldige Version, „Close my eyes“ von Hey Violet. Dann die harte Version, „Whoregasm“, welche mit zum Erröten brachte, als ich sie zum ersten Mal hörte.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob Folgendes vor oder nach unserem Gespräch über Musik passierte. Ich weiß auch überhaupt nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind. Ich glaube, wir redeten über BHs. Er meinte irgendetwas davon, dass ich nackt sein solle. Ich erklärte mich natürlich nicht einverstanden. Er sagte, dass er im Gegenzug dafür auch nackt sein würde. Ich glaubte ihm nicht, deshalb zwang ich ihn zu einem Pinky Promise. Er wusste nicht, was das war, befolgte aber meine Anweisungen. Dann zog er seinen Pulli aus. Ein sehr schöner Anblick. Ich zierte mich ein wenig, es ihm nach zu tun. Aber als er sogar die Jalousie für mich schloss, damit die Nachbarn nichts sehen würden, kam ich nicht darum herum. Er trat hinter mich, zog mir mein Shirt über den Kopf und öffnete meinen BH. Dann saßen wir oben ohne in seiner Küche, tranken Wein und redeten. Sein Blick war von da an nicht immer auf mein Gesicht gerichtet. Er räumte die Flasche Wein zurück in den Kühlschrank und ich bemerkte, wie er ein wenig ungeduldig wurde. Er fragte, ob ich bleiben würde.
Ich:“Are you gonna steal another toothbrush from your roommate for me again?“
Er:“I still have the one you used the last time.“
Ich:“What? Are you keeping all the toothbrushes of all the girls that come here?“
Er:“No, I don‘t.“
Ich glaubte ihm nicht. Er ging mit mir ins Bad und holte die Zahnbürste aus seinem Kulturbeutel. Dann ließ er mich alleine. Ich konnte nicht widerstehen: Ich sah nach, ob in dem Kulturbeutel noch andere Zahnbürsten waren. Ich fand keine. Das scheint ein sehr ausgefuchster Plan zu sein. Er schien auch eine ordentliche Portion Selbstvertrauen zu haben, dass ich wieder bei ihm übernachten würde.
Einerseits konnte ich ihn mittlerweile ein wenig besser einschätzen, andererseits wurde ich überhaupt nicht schlau aus ihm.
Ich machte mich bettfertig und betrat sein Zimmer. Er lag auf dem Bett. Als ich meine Sachen ablegte, stand er auf und schlang von hinten die Arme um mich. Wir fingen an rumzumachen. Es war ziemlich heiß. Er ist sehr männlich und das finde ich unglaublich sexy. Dennoch spürten wir beide den Alkohol in unserem Blut, weshalb wir es irgendwann sein ließen. Danach lagen wir nackt nebeneinander und fingen plötzlich an Deep Talk zu machen.
Er redete wieder ein bisschen über seine Familie. Er erzählte mir von seinem Hund und seiner Katze. Er war ein Hundemensch, ich ein Katzenmensch. Er fragte nach, was wohl der einzige Grund war, weshalb ich ihm ein wenig Einblick in einen sehr persönlichen Teil meiner Familie gab. Ich redete nicht mal mit meinen Freunden darüber, was war los mit mir. Der Alkohol schien meine Zunge gelockert und ich schien vergessen zu haben, dass jede persönliche Information gegen einen verwendet werden kann. Wir redeten sehr lange, er berührte stets meine Schulter mit seinen Lippen. Er war so heiß.
Irgendwann beschlossen wir schlafen zu gehen. Er hatte mich bereits gewarnt, dass er manchmal im Schlaf reden würde. Letztes Mal ist mir nichts aufgefallen. Als ich einschlief spukte mir Charli XCX‘ „White Mercedes“ durch den Kopf.
Ich war im Halbschlaf, ich dachte, er wäre es ebenso, denn er fragte:“Are you okay?“
Verschlafen murmelte ich:“Yeah. Are you?“
Er:“Yes.“ Dann murmelte er etwas, was ich nicht verstand.
Ich:“What?“
Er:“Paint the town.“
Ich:“I don‘t get it.“
Er:“You know the people who paint the town by spraying?“
Ich:“Yeah.“
Er:“They‘re really brave.“
Ich fing leise an zu kichern. Er schien nicht ganz bei Sinnen zu sein.
Irgendwann in der Nacht murmelte er auch ein paar italienische Wörter, die ich nicht verstand.
Ansonsten schlief ich besser als letztes Mal. Ich wachte zwar ein paar Mal auf und hatte auch sehr leichte Halbschlafphasen, aber abgesehen davon schlief ich gut. Dieses Mal schliefen wir Seite an Seite. Ein Mal spürte ich, wie er kurz über meine Haare strich. Er war wieder ziemlich respektvoll. Er fasste mich nicht an, obwohl ich merkte, dass er sich zurückhalten musste. Ich hatte ihm erzählt, dass ich kuscheln nicht mögen würde (ich muss meinem Körper vor Oxytocinausschüttungen bewahren) und er respektiert das sehr.
In der Morgendämmerung wachte ich auf und betrachtete sein schönes Gesicht. Er schien überhaupt keine Poren zu haben, was ich wirklich unfair fand. :D
Als sein Wecker klingelte, war ich nicht bereit. Er zog (mit einem kurzen Blick darunter) die Decke über uns zurecht und begrüßte mich mit „Hey, naked Lady“.
Ich erzählte ihm, was er ihm Schlaf gesagt hatte und musste sehr lachen, als er mir erzählte, dass er sich an nichts davon erinnern konnte.
Er:“Don‘t laugh at me!“ und kitzelte mich, woraufhin ich nur noch mehr lachen musste.
Ich wollte nicht aufstehen. Ich wäre echt noch gerne neben oder eher unter ihm und seinem schönen Körper liegen geblieben, aber die Arbeit rief. Wir hatten erst Probleme meine Unterwäsche wieder zu finden, aber schließlich entdeckte er sie. Ich ging kurz ins Bad, richtete mich einigermaßen passabel her. Ich zog meine Jacke und meinen Schal an. Er verabschiedete sich mit zwei Küsschen auf meine Wangen und den Worten „See you in the libary“. Ich ging zu „I forgot that you existed“ und „Cruel summer“ durch die morgendlichen nebligen Straßen und prozessierte den Verlauf seit letzter Nacht. Ich fand unseren Abschied immer ein wenig kühl. Vielleicht ist kühl das falsche Wort. Der Abschied ist immer offen, weil wir nie darüber reden, ob wir uns wiedersehen.
Ich würde ihn gerne wiedersehen.
Es ist keine gute Idee, das weiß ich. Aber scheinbar liebe ich den Schmerz. Ich liebe es darüber zu schreiben. Trotzdem würde es mir gut tun, mal wieder feiern zu gehen, andere Leute kennenzulernen. Ich möchte mich nicht auf ihn versteifen und auf gar keinen Fall will ich an Silvester die Feuerwerke im Himmel explodieren sehen und an ihn denken.
Ich bewege mich auf gefährlichem Terrain und ich liebe es.

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Dienstag, 29. Oktober 2019
You know I've got a suit of armor on, you'll never see me cry
Am Sonntag erreichte mich eine Nachricht von Pietro, in der er vorschlug, in der kommenden Woche etwas trinken zu gehen.
Er formulierte es nicht als Frage, sondern als Aufforderung.
Miau.
Ich erklärte ihm, dass ich nur an zwei Abenden Zeit hatte und er gab sich mit Dienstag zufrieden.
Heute.
Ich kann gar nicht einschätzen, was mich erwartet. Naja, so ungefähr schon.
Das Problem ist, dass ich ihn überhaupt nicht einschätzen kann.
Ich bin mit einer Gabe gesegnet, die mich die Schwächen von Menschen sehr schnell erkennen lässt. Ich könnte nicht einmal eine Sache aufzählen, die ich bei Pietro als Schwäche einstufen würde. Er gibt in dieser Hinsicht nichts von sich preis und sein ständiges Pokerface macht die Sache nicht besser.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal auf einen Menschen getroffen bin, den ich so wenig einschätzen konnte.
Auf der einen Seite reizt es mich, auf der anderen nervt es mich.
Wir werden sehen. Ich spiele mit dem Gedanken, ob ich nach seinem Schatten-Ich fragen soll. Einfach nur, um die Oberhand zu bekommen?
Ich versuche es, so gut es geht, auf mich zukommen zulassen.
Gestern Abend war ich mit Fredrik ein Bier trinken. Er wollte ein typisch deutsches Erlebnis haben. Also schlug ich eines der touristischsten Lokale der Stadt vor.
Er schien Maria von unserem Treffen erzählt zu haben, denn letzte Woche erhielt ich folgende Nachricht von ihr:"Ohhhh, I heard you have a date?"
Ich stellte sofort klar, dass es kein Date war, auch in der Hoffnung, dass sie das Fredrik sagen würde.
Wir trafen uns gestern Abend an der U-Bahn und fuhren zusammen in das Lokal. Wir redeten viel, tranken Bier und ich lernte ihm deutsche und dialektische Wörter. Er ist wirklich ein sehr netter Mensch und ich hatte eine gute Zeit. ich sagte ihm, dass ich ihn einer Freundin vorstellen wollte, die ebenfalls ein sehr netter Mensch ist. Er war dabei.
Ich war ein wenig angetrunken und als ich auf die Uhr sah, war es halb zwölf. Ich musste heim, weil ich am nächsten Tag arbeiten musste.
Ich dachte, unser Verhältnis wäre geklärt, aber ein, zwei Mal nannte er mich "cute" und in der U-Bahn berührte er dabei kurz mein Knie. Ich erwiderte stets:"I'm not cute, I'm evil", aber ich kann nicht einschätzen, inwieweit das bei ihm angekommen ist.
Glücklicherweise kam er dieses Mal nicht auf die Idee, auch an meiner Station auszusteigen und mich nach Hause zu begleiten. So konnte ich in Ruhe Musik hören.
Ich hatte heute definitiv zu wenig Schlaf und hab dementsprechend auch nicht meinen besten Tag (wie man unschwer an meiner Schreibweise erkennen kann). Ich werde mich nochmal hinlegen müssen, bevor ich mich mit Pietro treffe.
Shallon macht gerade eine Evil Series und es juckt mich in den Fingern, diese Tricks auszuprobieren.
Wir werden sehen.

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Sonntag, 27. Oktober 2019
Bitches, I don't trust them but they give me what I want for the night
Highfive mit mir selbst.

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Samstag, 26. Oktober 2019
Yeah girl I want you to be happy
Ein Thema, das mich seit einer Weile beschäftigt und hinsichtlich dessen ich eine Entscheidung getroffen habe: Naomi.
Ich kenne Naomi bereits seit ich vierzehn bin. Unsere Freundschaft hat mit einem simplen, aber ehrlichen Kompliment über ihre Jacke begonnen.
Sie war mein Fels, als ich als Einzige in einer neue Klasse kam, in der sich bereits lauter Cliquen gebildet hatten.
Sie war ganz anders als ich: Offen, selbstbewusst, provozierend, frech, rebellisch, unvernünftig.
Schon damals hörte ich, dass unter anderem Lehrer sagten, dass sie mir gut tue. Sie lockte mich ein wenig aus meiner introvertierten Reserve, auch wenn ich natürlich nach wie vor zurückhaltend blieb. Andere wiederum sagte, sie lenke mich vom Unterricht ab.
Ich erinnere mich daran, wie sie in der achten Klasse mit Stiefeletten, einer Strumpfhose voller Laufmaschen und einer so kurzen Shorts, dass man ihren Poansatz sehen konnte, in die Schule kam und unsere damalige Englischlehrerin sie zurück ins Internat geschickt hatte, um sich umzuziehen. Naomi kam mit einer langen schwarzen Hose, einer hochgeschlossenen weißen Bluse zurück und hatte sogar ihre Haare zu einem braven Zopf geflochten. Alles reine Ironie, um die Lehrerin zu provozieren, aber diese wollte entweder nicht darauf eingehen oder hat es nicht als solche empfunden.
Ich erinnere mich daran, wie sie zusammen mit Nathalie eine Ratte (Dope) als Haustier in ihrem Zimmer hielt, obwohl das laut Vorschrift verboten war. Naomi tat so ziemlich alles, was verboten war. Sie rauchte, sie kiffte, sie trank. Sie kletterte über Zäune, um mit 15 Jahren in Clubs, die ab 18 Jahren waren, zu tanzen. Sie schrieb einem Typ, mit dem sie mal was hatte, Nachrichten ins Gefängnis. Sie knutschte regelmäßig mit Nathalie im Schulflur rum, auf sehr provokante und Aufmerksamkeit erregende Weise. Sie war im Unterricht meistens auf Facebook unterwegs, wo sie sehr freizügige Bilder postete oder las Bücher.
Ich erinnere mich daran, wie ich zusammen mit ihr, Nathalie und Annalena in deren Zimmer zu "Whistle" tanzte, als es neu rauskam. Ich weiß noch, wie sie oft eifersüchtig auf Nathalie, ihre beste Freundin, war, weil diese von Jungs oft bevorzugt wurde. Ich erinnere mich an den Tag, als sie Julius im Unterricht eine Flasche an den Kopf warf. Ich erinnere mich an den Tag, als sie nicht zur Schule kam, weil ihr Opa, der wie ein Vater für sie war, gestorben war. Ich erinnere mich, wie wir unser Musikreferat auf ihren Wusch hin über Skrillex machten, der damals mehr oder weniger unbekannt war.
Ich erinnere mich, als sie die Schule wechselte und wir mehr und mehr den Kontakt verloren. Ich versuchte daran festzuhalten, aber Verlässlichkeit war noch nie Naomis Stärke. Als ich 16 Jahre alt war, hatten wir wieder ein wenig Kontakt und trafen uns in der Stadt. Wir aßen Frozen Joghurt und schlenderten durch die Einkaufsstraße. Ihr Gesundheitszeugnis, das sie für die Schule brauchte und lose in ihre Tasche gesteckt hatte, fiel unbemerkt heraus. Plötzlich hörten wir hinter uns Stimmen, die uns darauf ansprachen. Wir drehten uns um und wer hielt das eingerollte Zeugnis in der Hand? Nihads bester Freund. Nihad war ebenfalls von der Partie. Ausgerechnet kurz nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich keine Beziehung wolle. Es war ein wenig komisch und wir verabschiedeten uns bald, um wieder alleine zu sein.
Ich erinnere mich daran, wie Naomi wenige Wochen später einen Freund hatte und mich mehr oder weniger vergaß.
Ein paar Jahre später, ich glaube, im Herbst 2016, machte ich ein Foto von Flo und mir zu meinem Profilbild, woraufhin sie mich direkt anschrieb. Naomis größter Wunsch war bereits in der Schule gewesen, dass ich einen Freund habe. Wir schrieben ein wenig hin und her und beschlossen, uns zu treffen.
Es war schon Winter, als wir uns trafen. Ich erinnere mich, wie ich an ihrer Haltestelle, an der ich das letzte Mal vor fünf Jahren ausgestiegen war, ausstieg und mich nach ihr umsah. Ich entdeckte sie nirgends, erreichen konnte ich sie auch nicht. Plötzlich sah ich jemanden mit Hund auf mich zukommen. Es war sie. Sie hatte eine Haarmaske drin und trug deshalb eine Mütze mit Mauseohren. Wir gingen ein wenig spazieren, setzten uns auf eine Bank und redeten viel. Von da an hatten wir wieder mehr Kontakt. Wir trafen uns erneut, gingen Kaffee trinken, shoppen und redeten viel. Im Sommer gingen wir einmal feiern. Wir tanzen viel, sie fragte ständig:"Weiß Flo, dass du so tanzen kannst?" Wusste er es? Vermutlich nicht, er hatte jede Chance ausgeschlagen. Ich weiß noch, wie wir uns in dieser Nacht um vier Uhr morgens eine Straße vom Club entfernt in eine Türschwelle setzten und redeten. Sie meinte, sie sei sich nicht sicher, ob Flo wisse, dass ich so viele Facetten hätte. Die leisen Zweifel, die in mir schlummerten, wurden zum Leben erweckt. Sie stellte mir die ultimative Frage:"Liebst du ihn?"
Ich log sie an.
Nicht aus Böswilligkeit.
Sondern weil ich mich selbst ebenfalls belog.
Ich liebte ihn zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr und ich wusste es.
Aber mein Selbstwertgefühl war dermaßen zerstört worden, dass ich ihm weitere Chancen geben wollte. Unwissentlich, dass er mich seit mehreren Monaten betrog.
Anstatt wieder in den Club zu gehen, fuhren Naomi und ich zu ihr nach Hause, kochten Nudeln um fünf Uhr morgens und gingen dann schlafen. Einen so schönen Abend hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Sie tat mir gut.
Wir blieben in Kontakt, sahen uns aber nicht allzu oft.
Als ich im Herbst diesen Jahres erfuhr, dass Flo mich betrogen hatte, schrieb ich ihr sofort. Sie war gerade in den USA, rief mich aber am nächsten Tag sofort an. Auch sie war bei der "Mission Kotkrümel" eine Woche später dabei, schwarz gekleidet und mich einem persönlichen Geschenk von Jérôme. Ich erinnere mich daran, wie wir danach im Auto saßen und sie, als Deutschrappliebhaberin mir peinlich berührt sagte, dass sie Pietro Lombardis "Senorita" mochte. Wir redeten viel über das Ende meiner Beziehung, analysierten es zu Tode. Wir trafen uns ab und zu in einem Café, wenn ich Uni aus hatte und sie von ihrer Psychologin kam. Als ich sie einmal daheim besuchte, zwang sie mich zu essen, weil ich so dünn geworden war. Sie achtete nicht nur auf meine psychische, sondern auch auf meine physische Gesundheit. Sogar ihre Mutter fragte sie, ob alles okay bei mir war, da ich so dünn geworden war. Es war wahr. Meine Kniegelenke waren breiter als meine Oberschenkel, was für meine Statur nicht gesund war (und was ich selbst auch noch nie an mir erlebt hatte). Ich hatte keinen Appetit. Manchmal hatte ich das Gefühl, mich übergeben zu müssen, nachdem ich gegessen hatte. Ich drehte die Musik so laut es ging und machte Sport, einfach nur, um zu vergessen, dass er mich betrogen hatte. Mein stets rasendes Herz trug ebenfalls zu einem schnelleren Stoffwechsel bei und so verlor ich Kilo für Kilo. Ich habe nie absichtlich gehungert. Wenn es mir schlecht geht, wirkt sich das unweigerlich auf mein Essverhalten aus, ohne dass ich etwas dagegen tun kann.
Im Dezember kam Naomi mit Fabi zusammen, ich traf ihn zum ersten Mal auf Vronis Weihnachtsparty. Naomi war extra gekommen, um mich bei meinem Plan zu unterstützen, Flo so bald wie möglich begegnen zu wollen, einfach um das erste komische Aufeinandertreffen hinter mich zu bringen. Es sollte an diesem Abend im Club stattfinden, aber das tat es nicht. Bis auf unsere Gruppe und ein paar weitere Leute war niemand im Club. Seit dem hab ich nie wieder einen Fuß in diesen Club gesetzt.
An Silvester 2018 knutsche ich mit Lukas rum. Der beste Freund von Naomis bestem Freund. Wir hatten fünf Tage später ein Date, was eine sehr schlechte Idee war, weil ich nicht dazu bereits war und deshalb alles aus einer emotionalen, anstatt einer rationalen Sicht betrachtete. Naomi war Feuer und Flamme von der Idee, dass aus Lukas und mir möglicherweise ein Paar werden könne. Vielleicht hat mir diese Begeisterung nicht gut getan. Ich beendete den Kontakt, als Felix von unserer Knutscherei erfuhr und völlig ausrastete. Auch diese Situation analysierte Naomi zu Tode.
Im Frühling und Sommer wurde die Beziehung zwischen Naomi und Fabi ernster und ich geriet wieder in den Hintergrund.
Ich war es schon so von ihr gewohnt, deshalb war es nicht so schlimm für mich.
An meinem 21. Geburtstag schaute sie nur kurz vorbei, weil sie noch zu einem Familientreffen mit Fabi musste.
Im Dezember erhielt ich einen Anruf von ihr, dass Fabi sie betrogen hatte. Ich wollte ebenso für sie da sein, wie sie für mich dagewesen ist. Ich versuchte, mich oft mit ihr zu treffen, viel mit ihr zu reden und hoffte, dass es half.
Wir gingen viel feiern, ich hatte womöglich einen der besten Clubabende meines Lebens.
In März und April zog ich mich sehr von all meinen Freunden zurück. Ich hatte eine meiner bisher introvertiertesten Phasen. Auch von Naomi zog ich mich zurück, die gerade im Urlaub war.
Naomi und ich könnten charakterlich nicht unterschiedlicher sein. Deshalb verstand sie es auch überhaupt nicht, warum ich mich so zurückzog. Sie ist nicht unbedingt ein introvertierter Mensch. Dieses Verhalten nahm sie mir ein wenig übel. Ich wollte ihr es mal persönlich erklären, aber dazu kam es nie. Es folgte ein Semester voller Prüfungen, Semesterferien in denen ich meine Seminararbeit schrieb und ein Praktikum machte. Noch dazu war Naomi auch viel unterwegs. Und: Sie hatte einen neuen Freund. Dementsprechend war ein Treffen mit mir nicht unbedingt unter ihren Prioritäten. Sie tat was sie immer tut: Sie konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Beziehung und schob mich in den Hintergrund. Was mich früher sehr verletzt hatte, war mittlerweile normal und vorhersehbar für mich geworden. Auch wenn sie nach jeder Beziehung beteuerte, dass sie es das nächste Mal anders machen würde: Sie tat es nicht. Ich fand mich damit ab, eine Art On-Off-Freundschaft mit ihr zu führen. Vielleicht benutzen wir uns gegenseitig.
Naomi hat mir in vieler Hinsicht, vor allem nach dem Ende meiner Beziehung, sehr gut getan. Sie zeigte mir eine neue Seite des Lebens, brachte mich dazu Dinge zu hinterfragen und holte meine emotionale, sensible Seite mehr zum Vorschein. Sie ist einer der lustigsten Menschen, die ich kenne. Mit ihr wird es nie langweilig.
Dennoch gab es aufgrund unserer charakterlichen Unterschiede ein paar Reibungspunkte.
Ich würde mich als mehr oder weniger zuverlässigen Menschen bezeichnen. Ich liebe es zu planen und bin dementsprechend selten spontan.
Naomi dagegen, handelt komplett danach wie sie sich fühlt. Infolgedessen schmeißt sie Pläne oft total über den Haufen. Und nicht nur, wenn es um Kleinigkeiten, wie in der Stadt einen Kaffee zu trinken geht. Als sie und Fabi eine Beziehungspause hatten, brauchte Naomi jemanden, der mit ihr anstelle von Fabi in den bereits gebuchten Urlaub fuhr. Sie fragte mich. Ich nahm mir von der Arbeit frei, plante alles neu und hatte mich darauf eingestellt, ein paar Tage mit ihr in Italien zu verbringen. Ich wollte nicht, dass sie umsonst zahlen musste. Einen Tag vor Abfahrt schrieb sie mir, dass daraus nicht werde, weil sie auf Fabis Vorschlag hin den Urlaub storniert hätte. Trotz der dadurch anfallenden Gebühren. Ich verstand sie natürlich. Andererseits kam das ganze sehr spontan und in einer zweizeiligen Whatsappnachricht. Das war überhaupt nicht mein Fall.
Auch wenn wir uns oft einfach so treffen wollten und das lange im Voraus ausgemacht hatten, sagte sie des Öfteren ab. An sich habe ich damit kein Problem, es kann immer mal etwas dazwischen kommen. Naomi tat es aber nur, weil sie gerade keine Lust hatte oder sich nicht so fühlte. Ein absoluter Sturm und Drang Mensch. Mit der Uni, der Arbeit und sonstigen Verpflichtungen ist mein Terminkalender alles andere als leer und dementsprechend enttäuscht war ich immer, wenn ihre Absage kam, obwohl ich mir extra für sie Zeit genommen hatte.
In der Hinsicht versuche ich vielleicht eher danach zu handeln, was richtig, verantwortlich und verlässlich ist, nicht danach, wie ich mich gerade fühle. Ich sagte nicht, dass eine Art besser oder schlechter ist, lediglich, dass wir uns hier sehr unterscheiden.
Vor allem im Frühling dieses Jahres kamen ein paar Äußerungen von ihr, die mich sehr zum Nachdenken brachten. Ausgerechnet sie, die früher Outfits in die Schule anzog, von denen eins freizügiger war als das andere, und die regelmäßig Fotos von ihren (süßen, aber nackten) Arsch in sozialen Netzwerken postete, kritisierte plötzlich meine Kleidung. Es fing mit Outfits an, die ich zum Feiern trug. Klar, zog ich keinen Kartoffelsack an, aber so sexy waren die meiner Meinung nach auch nicht. Ein kleines bisschen darüber. Sie sagte oft, das wäre zu viel oder zu sexy, meist ohne dass ich sie nach ihrer Meinung gefragt hätte. Manchmal hatte sie einen leicht abschätzigen Blick drauf, was mich verunsicherte. Ich war gerade dabei, selbstbewusster zu werden und das war überhaupt nicht hilfreich. Ich weiß, dass sie das vermutlich nicht böswillig tat, sondern lediglich aus dem Grund, dass sie IMMER ihre Meinung bzw. das sagt, was sie denkt. Sei es positiv oder negativ. Sie ist ein sehr ehrlicher Mensch.
Stellte ich eine Bedrohung für sie da?
Sie erzählte mir nämlich, dass sie ihren besten Freund gefragt hatte, wen von uns er besser fände. Etwas, was ich nie tun würde. Wozu? Ich brauch diese männliche Bestätigung nicht.
Als wir einmal unter anderem mit Ina und Vroni feiern waren und danach bei mir übernachteten, betrachtete sie mich mit einem leicht kritischen Blick, als ich in meinem Schlafanzug die Treppe herunterging:"Schatz, ist die Hose nicht ein bisschen kurz?"
Es waren ganz normale Short. Zum SCHLAFEN. Da ist es doch vollkommen egal, wie kurz oder lang etwas ist. Es muss lediglich bequem sein.
Als ich einmal auf ihre Frage, ob ich gerne eine Beziehung haben möchte antwortete:"Nein, ich möchte erst einmal mein Singleleben genießen", sagte sie ein wenig zynisch:"Ja, dann mach's aber auch richtig."
Naomi ist in sexueller Hinsicht ein sehr offener Mensch. Wenn sie Single ist, schläft sie gerne mit mehreren Leuten, schreibt mir irgendwelchen Typen und datet Männer, die sterbenslangweilig findet zum bloßen Zeitvertreib.
Wie man schon erahnen konnte, bin ich wieder komplett anders. Die oberste Priorität nach meiner Trennung war, mich selbst wieder zu finden und zu lieben. Es hat lange gedauert und ist vielleicht immer noch ein Prozess. Als ich mit Lukas rummachte, war ich noch nicht ansatzweise bereit dafür. Erst später, im Juli oder August folgenden Jahres, knutsche ich wieder mit jemandem rum, weil ich inzwischen gefestigter war. Gedatet hab ich (zumindest bewusst) niemanden, auf Tinder und co bin ich ebenfalls nicht unterwegs und die Typen, mit denen ich ein wenig weiter als knutschen ging, lassen sich an einer Hand abzählen. Einen Mann in meinem Leben zu haben ist für mich keine Priorität, für Naomi schon. Deshalb haben wir unterschiedliche Vorstellungen von einem erfüllten Singleleben, aber ich würde ihre Art es auszuleben nie verurteilen. Es gibt kein richtig oder falsch. Jeder sollte das tun, womit er sich wohl fühlt. Ich bin nicht der Typ dafür, mehr oder weniger belanglos mit vielen Kerlen ins Bett zu steigen. Dafür bin ich zu paranoid, zu vorsichtig.
Ihre kritischen Worte trafen mich ein wenig und ich dachte viel darüber nach. Zuerst suchte ich das Problem bei mir. Warum reagierte ich so übertrieben darauf? War ich einfach zu sensibel?
Ich redete im Sommer mit Macy darüber und sie erklärte mir, dass ich nicht die Schuld bei mir suchen solle. Ich fühle nun einmal wie ich fühle. Sie sah es ebenso, dass es Naomi nichts anging, was ich trug. Macy ist in der Hinsicht sehr viel liberaler.
Ich verstehe, dass Naomi ein ehrlicher Mensch ist. Aber meiner Ansicht nach ist es in vielen Fällen besser, die Klappe zu halten, wenn man nichts Nettes zu sagen hat, anstatt Menschen zu verunsichern.
Kurz darauf kam Naomi mit einem neuen Typen zusammen. Ich kenne ihn nicht, hatte auch bisher bis auf Geburtstagswünsche keinen Kontakt mit ihr und weiß davon nur von ihren Whatsappprofilbildern. Er scheint bei ihre oberste Priorität zu sein.
Ich freue mich für sie! Ich hoffe auch, dass sie lange zusammen bleiben und sich gut verstehen.
Irgendein Teil in mir war froh, dass wir gerade keinen Kontakt hatten.
Ich redete mit Toni darüber. Ihre Sicht der Dinge überraschte mich total.
Toni (auch bekannt als Beobachterin und Sherlock) meinte, dass Naomi mich immer sehr für sich eingenommen hätte. Mir manchmal ihre Meinung aufgedrängt hätte. Sehr auf mich fixiert war.
Das war mir gar nicht bewusst gewesen. Aber als ich darüber nachdachte, kamen Erinnerungen hoch. Naomi erzählte mir des Öfteren, dass sie eifersüchtig auf eine meiner Freundinnen war.
Toni sah unsere On-Off-Freundschaft sehr kritisch und meinte, dass sie es nicht okay fände, auch wenn es für mich vielleicht kein Problem ist. Ich weiß, dass ich in Notfallsituationen immer zu Naomi kommen kann. Dasselbe gilt für sie.
Bevor ich mit Toni darüber redete, stellte ich mir eine Weile lang die Frage: Können Menschen, die man liebt, nicht gut, unter Umständen sogar toxisch für einen sein?
Ohne jeglichen Bezug zu meinem Leben lag die Antwort auf der Hand: Ja.
Es ist der Stoff von Büchern, Filmen, Geschichten von Leuten aus meinem Umkreis.
Ich kam zu dem Schluss, dass sogar die wenigsten Beziehungen nicht toxisch sind.
Naomi erzählte mir oft von ihren früheren Beziehungen und ihren Problemen. Sie sagte, sie wäre streitsüchtig, würde ihren Partner oder Dinge, die er tat, schlecht reden und zu ehrlich sein.
Ließ sich das auch auf unsere Freundschaft übertragen?
Irgendwie schon.
Ich fragte mich schon damals im März, ob ich mir so was anhören muss.
Nach dem Gespräch mit Toni traf ich die Entscheidung: Nein. Ich möchte mich nur mit Leuten umgeben, die mir gut tun. Die mich stärken, vorwärts bringen und mich fördern.
Ich werde den Kontakt zu ihr vorerst nicht mehr suchen.
Es kann sein, dass sie sich wieder bei mir meldet. Vielleicht, wenn ihre Beziehung kaputt geht. Vielleicht aber auch gar nicht.
Ich weiß noch nicht, wie ich dann vorgehen werde. Ich werde vermutlich erst einmal für sie da sein, aber engerer Kontakt ist nicht gut für mich.
Ich liebe sie. Ich liebe ihre offene Art, ihre irrationale und spontane Weise, Dinge zu tun, ihre Selbstreflektion, ihren Humor, ihren Drang, sich weiterzubilden, ihr unglaublich großes Herz für Tiere, ihr Glaube an die wahre, unsterbliche Liebe, ihre Begeisterungsfähigkeit, die Art, wie sie oft darauf scheißt, was andere denken und wie sie mich oft gebremst hat, wenn ich zu rational unterwegs war.
Ich werde ich für immer dankbar sein. Vor allem für die Zeit nach meiner Trennung. Wie sehr sie sich um mich gekümmert hat. Aber auch für jedes analytische Gespräch, dass sie mein Halt in der Schule war und dass sie mir in vieler Hinsicht gut getan hat.
Ich werde sie vermutlich auch immer lieben.
Ich weiß nicht, ob das ein Abschied für immer ist. Wir haben ja in der Vergangenheit auch immer wieder zueinander gefunden. Wir werden uns beide verändern, hoffentlich zum Positiven. Ich versuchte gerade sehr, an meinem Selbstwertgefühl zu arbeiten. Nur, weil ich jemanden lange kenne, bin ich der Person nicht schuldig, dass wir bis in alle Ewigkeit befreundet sind. Das gilt für Naomi, aber auch für Hendrik. Ich verdiene Menschen, die mich glücklich machen, mích aufbauen, konstant in meinem Leben und zuverlässig sind und für die ich keine Bedrohung darstelle.
Naomi verdient das gleiche.
Ich wünsche ihr von Herzen das Allerbeste. Beruflich, privat und vor allem im Hinblick auf die wahre Liebe, die ich stets so kritisch hinterfrage. Ich hoffe, sie findet sie. Aber ich hoffe auch, dass sie ein Selbstwertgefühl entwickelt. Das hat meiner Ansicht nach Vorrang vor der wahren Liebe.

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Donnerstag, 24. Oktober 2019
Lines I feel
Nothing but Trouble and Trouble's so easy to find

Don't know how I came off clean

You don't own me, don't try to Change me in any way

Fuck around, feel my heartbeat

Don't want the Whisky and pills

When you're not around I finally cross you out

Paint me like your French Girls, Piece by Piece

Look at you, Boy I invented you

They see cain, I see Abel

She was just as bad as the Boys

I Keep falling for Boys and mistaken them for men

But I think that it's my Body wanting it the most

Saw your face, heard your Name, gotta get with you

They said I'm an Anarchist, not like other Kids

You got a Girl with a Body why you even want me?

Only a Girl can make me feel this way

I know that I'm a handful Baby

I Close my eyes and make believe you're the ones who's touching me

I know I tend to make it about me
I know you never get just what you see
But I will never bore you Baby

Kiss my wounds but not forever

Stop your lines please just let the Playlist run

Making love to myself, back on my beat

It's not you it's me I'm the only one I Need

If there's a line then I think that we crossed it

I'm better by myself
I'm better when there's no you in my life
You're no good for my health

'Cause when I'm on my own I feel alive

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Mittwoch, 23. Oktober 2019
But he don't love me like tequila does, nobody can
Ich hatte gestern einen sehr interessanten Abend. Mit Pietro.
Er fragte mittags, ob wir uns um neun in einer Bar treffen wollen. Zuvor hatte ich Maria gesagt, dass ich ursprünglich mit ihm verabredet wäre, aber mit in die Karaokebar kommen würde, wenn ich nichts mehr von ihm höre.
Ich stellte mich schon mental darauf ein, dass er sich nicht mehr melden würde und war absolut zufrieden mit der Tatsache, in die Karaokebar zu gehen. Dann kam seine Nachricht.
Ich wollte ursprünglich erst zur Karaokebar gehen und mich dann mit ihm treffen, aber das hätte sich zeitlich überhaupt nicht gelohnt. Also sagte ich Maria schweren Herzens ab. Ich bereitete meine Wohnung für den Fall vor, dass wir nach der Bar zu mir gehen würden, duschte und machte mich fertig. Ich nahm absichtlich die U-Bahn mit der ich ein wenig zu spät sein würde. Auf keinen Fall warte ich auf einen Kerl.
Bereits auf dem Hinweg bemerkte ich einen Grad der Nervosität, den ich schon lange nicht mehr hatte. Das letzte Mal vielleicht bei meinem dritten Treffen mit Eric. Oder bei meinen Klausuren im letzten Semester. Also versuchte ich mein Selbstbewusstsein so gut es ging vorzutäuschen.
An der Haltestelle hob ich noch Bargeld ab (in der Bar, in der ich meinen Geburtstag feierte, konnte man tatsächlich nicht mit Karte bezahlen, seit dem bin ich ein wenig vorbereiteter). Dann schlenderte ich zu „Tequlia does“ durch die nächtlichen, herbstlichen Straßen dieser wunderschönen Stadt.
Ich war noch nie in der Bar, in der er sich treffen wollte, wusste aber ungefähr wo sie war. Mit vornehmen zehn Minuten Verspätung ging ich zur Tür rein, sah mich ein wenig um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Also ging ich wieder raus und war im Begriff, ihn anzurufen, als ich ihn rechts neben mir stehen sah. Er rauchte und blickte nachdenklich in die Ferne. Ich ging auf ihn zu und begrüßte ihn, er gab mir zwei Küsschen auf meine Wangen. Ich erhaschte die Spur seines Parfums oder Aftershaves und es kam mir so bekannt vor. Später kam ich darauf: Sowohl Nihad als auch Addi schienen das selbe zu benutzen.
Er schlug direkt vor, dass wir in eine andere Bar gehen sollten, weil wir hier keinen Sitzplatz mehr bekommen würden. Ich willigte ein. Wir gingen durch die Straßen und führten ein wenig Smalltalk. Auch in den nächsten drei Bars hatten wir kein Glück. Sie waren brechend voll. In der vierten Bar hatten wir tatsächlich Glück und konnten zwei Plätze an der Bar ergattern. Er bestelle zwei Gläser Wein, obwohl ich ihm sagte, dass ich für nichts garantieren könne, wenn ich Wein trinke. Wir tranken und redeten.
Er erzählte mir, dass er aus Verona sei.
Ist das des Schicksals fucking Ernst?
Ich liebe Verona.
Wir redeten ein wenig über Italien, wo ich schon war, über seine Familie und seine Jugend. Er sagte mir, dass ich sehr unschuldig aussehen würde und fragte, ob ich jemals ein „naughty girl“ sei, während er seine Hand auf mein Knie legte.
Ich gab meinen ganzen Vergangenheits-Ichs ein Highfive. Wenn mein sechszehnjähriges oder sogar mein neunzehnjähriges Ich sehen könnten, dass ich in einer alten Bar die mit Büchern voll gestopft war mit einem sehr attraktiven Italiener Wein trank.
Las Gott etwa mein Tagebuch?
Okay, ich darf nicht übertreiben. Ich muss rational bleiben.
Um ihn ein wenig zu beschreiben: Er wirkt ein bisschen unnahbar. Bei unserer ersten Begegnung stufte ich ihn als kühl und emotionslos ein, mittlerweile würde ich ihn eher als sehr nachdenklich beschreiben. Er ist niemand, der viel lacht. Meist setzt er einen ernsten Gesichtsausdruck auf. Ab und zu verzieht er seine Lippen zu seinem Lächeln, aber die nachdenkliche Philosophermiene ist schnell wieder zur Stelle. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass er Philosophie studiert hat.
Falls man es noch nicht erraten konnte: Ich stehe sehr auf nachdenkliche, ruhige Typen.
Wir redeten und tranken unseren Wein aus. Ich dachte, wir würden noch eine weitere Runde bestellen, aber er stieg vom Barhocker runter, platzierte von hinten seine Hände auf meiner Taille und sagte:“I know a better place to be.“
Das ging ja schnell. Das sagte ich ihm auch.
Er meinte, dass wir hier weiter viel Geld für Wein ausgeben konnten oder einfach bei ihm Drinks machen konnten.
Wo er Recht hatte.
Er hatte mich überzeugt und wir zogen los. Glücklicherweise war seine Wohnung nur ein paar Straßen entfernt. Angesichts der Nähe zur Uni war ich fast ein wenig neidisch, aber als er mir dann den Mietpreis nannte, konnte ich es nicht glauben. Noch dazu war es eine WG.
Er sperrte die Haustür auf und wir gingen in den ersten Stock. Nach dem wir uns unserer Schuhe und Jacken entledigt hatten, fand er im Flur eine kleine Spielzeugpistole. Aus Spaß stellte er sich ans andere Ende des Flurs und sagte, ich solle auf ihn zielen.
Der Muchacho konnte nicht ahnen, dass ich schon öfter geschossen habe. Ich zielte und traf. Als er das gleiche probierte, landete das Geschoss auf halber Strecke auf dem Boden.
Nachdem ich ihn aufgrund dessen ein wenig aufgezogen hatte, gingen wir in die Küche. Er machte uns Gin Tonics. Wir tranken und redeten sehr viel. Ich war überrascht. Ich dachte, es würde bald zur Sache gehen, aber er machte keinerlei Anstalten und erzählte mir stattdessen von sich. Ich weiß nicht wieso, aber ich hätte ihn als nicht besonders ehrgeizig eingestuft. Ich erfuhr aber, dass er im Ingineurbereich studierte, Geschichte liebte und sich viel mit griechischer Mythologie beschäftigte. Er geht sogar alleine in Museen.
Entweder ist das eine sehr gute Masche verbunden mit einer perfekten Falle oder ein sehr verrückter Zufall. Ich war vor kurzem alleine im Stadtmuseum und es war toll, vielleicht sogar noch besser, als wenn ich in Begleitung dort gewesen wäre. Es gab wirklich jemandem in etwa meinem Alter, der das auch tat, anstatt zu Hause zu sitzen und Netflix zu schauen? Oder machen das mehrere und ich kenne einfach nur die falschen Leute?
Er erklärte mir, wie man Pasta richtig macht („I can teach you sometime if you want to“) und erzählte mir sogar Witze.
Als ich von meiner Arbeit in der Bibliothek redete, meinte er, er wolle einmal vorbeikommen, um dort böse Dinge mit mir zu tun.
Wir diskutierten über den besten Teil von Fluch der Karibik, die heißeste Schauspielerin und den heißesten Schauspieler. Wir redeten über griechische Mythologie, Schubladendenken darüber, ob meine letzte Beziehung gut oder schlecht endete. Dank des Alkohols erzählte ich es ihm.
Mittlerweile hatten wir unsere Gin Tonics geleert und waren zu Wein aus seiner Geburtsstadt übergegangen.
Erst Weißwein, dann Gin Tonic, dann Rotwein. Keine gute Kombi. Ich tat es trotzdem.
Er sagte, dass er tiefsinnige Gespräche mochte und fragte, ob es etwas gäbe, was mich belastete und worüber ich reden möchte. Ich erzählte ein wenig von meinen Zukunftsängsten.
Später wusste ich, dass das der Grund war, weshalb ich ihn plötzlich ganz nett fand.
Frauen kommunizieren, um Beziehungen zu schaffen. Frauen wollen sich verstanden fühlen.
Männer kommunizieren, um Probleme zu lösen. Männer wollen sich gebraucht fühlen.
Irgendwann kam sein Mitbewohner herein, wir redeten kurz, dann ließ er uns wieder allein.
Als ich meinen Wein austrank, fragte er mich, ob ich bleiben wollte und bot als Bestechungsmittel einen Pyjama oder ein T-Shirt sowie eine Zahnbürste an.
Ich fragte, wie vielen Mädels er das immer anbot, was er mit „No one“ beantwortete. Ich glaubte ihm nicht. So wie er aussah, nahm er wahrscheinlich jeden Abend eine Neue mit nach Hause.
Ich blieb.
Er gab mir eine Zahnbürste und ließ mich zuerst ins Badezimmer. Nachdem ich mehr oder weniger bettfertig gemacht hatte, ging ich in sein Zimmer, das hauptsächlich aus einem gigantischen Bett bestand, auf das er ein T-Shirt, das als mein Pyjama funktionieren sollte, gelegt hatte. Während er im Badezimmer war, zog ich mich um, legte meinen Schmuck ab und nahm sein Bett in Beschlag. Ich war an meinem Handy, als er wiederkam und begrüßte ihn mit den Worten:“I conquered your bed.“
Er ließ das nicht auf sich sitzen, beugte sich über mich und „kämpfte“ mit mir um sein Bett. Ich griff nach dem Kissen neben mir und schleuderte es gegen seinen (sehr schönen) Oberkörper. Er grinste leicht, beugte sich über mich und küsste mich. Wir machten rum und es ging ein wenig zur Sache, aber mehr ist auch nicht passiert. Es war ganz gut. Zwischen uns herrscht keine knisternde Anziehungskraft, wie ich es beispielsweise anfangs bei Eric hatte oder eine Chemie, wie sie zwischen Simon und mir herrschte. Vielleicht ist diese Anziehung auch nur da, wenn man Spannung aufbaut, was bei Pietro ja nicht wirklich der Fall war. Aber wir harmonierten ausgesprochen gut. Ich hatte die Oberhand nicht mehr, stattdessen begegneten wir uns – wie auch schon zuvor in unseren Gesprächen – auf Augenhöhe. Was mir glaub ich in der Hinsicht noch nie passiert ist. Er ist sehr männlich und das finde ich unglaublich attraktiv. Ganz zu schweigen von seinem schönen Gesicht. Das war das erste Mal, dass ich was mit jemandem hatte, der absolut absolut absolut mein Typ war. Highfive an mich selbst.
Dennoch muss ich vorsichtig sein. Da er so sehr mein Typ ist, tendiere ich vielleicht dazu, ihn zu verklären und sehe nur noch das, was ich sehen will. Ich muss rational bleiben.
Er ist nur noch zwei Monate in Deutschland.
Ich will keine Beziehung.
Er ist bestimmt nicht nur ein nachdenklicher Mann, sondern auch ein aufreißerisches Arschloch.
Es gibt viele andere, die zu hundert Prozent mein Typ sind.
Auch wenn wir so ganz gut verständigen können, trennt uns immer die Sprachbarriere.
Es steht in den Sternen, ob wir uns überhaupt wiedersehen.
Ich meine, ich hätte nichts dagegen. Aber würde ich ihm von mir aus schreiben? Ich kann es nicht sagen.
Vielleicht wäre es sogar besser, wenn es hier endet. Sonst bestünde die Gefahr, dass ich mich in etwas verrenne.
Andererseits...wir bereuen nur die Dinge, die wir nicht getan haben. Würde ich es bereuen, wenn ich ihm nicht schreiben würde?
Vielleicht.
Zurück zu dem was passiert ist. Wir sind kurz darauf schlafen gegangen und ich muss sagen, dass er mich sehr respektvoll behandelt hat. Bis auf ein kurzes Streicheln hat er mich nicht im Schlaf angefasst. Ich schlief ziemlich schlecht. Ich wachte immer mal wieder auf, weil ich total dehydriert war oder weil mir zu warm war. Irgendwann wachte er auf, weil auch ihm zu warm war. Er stellte fest, dass die Heizung voll aufgedreht war, drehte sie auf null und öffnete das Fenster. Die Aussieht auf seinen halb nackten Körper war sehr schön. :D Mein Wecker klingelte als ich mich gerade in einer Tiefschlafphase befand. Ich war so müde. Und verkatert. Er meinte, er hätte ebenfalls schlecht geschlafen. Er schien kein Morgenmensch zu sein, bot mir aber dennoch eine Tasse Tee an. Ich nahm sie an. Wir setzten uns in die Küche, tranken Tee und redeten noch ein wenig. Dann beschloss ich zu gehen. Ich musste arbeiten und davor noch in meine Wohnung, um mich umzuziehen und meine Sachen zu packen. Er kam noch mit raus vor die Tür, beschrieb mir den Weg zur U-Bahn und verabschiedete sich mit zwei Küssen auf die Wange.
Ich ging durch die nebeligen morgendlichen Straßen und versuchte zu verstehen, was passiert war.
Er war so was von mein Typ.
Aber war das unser letztes Treffen?
Sollte ich dafür sorgen, dass es nicht so war oder sollte ich warten, bis er sich meldet?
Ich meine, klar, er hat immer mal wieder Sachen gesagt wie „You can come over after your classes and I teach you how to cook pasta“ oder „I will come to your libary“ oder „If you need a massage you can come here“.
Aber: Mir scheint es sehr wahrscheinlich, dass er das nur so dahin gesagt hat oder mit der Intention, mir Honig ums Maul zu schmieren.
Wir haben zum Abschied nichts gesagt, ob wir uns wieder treffen oder nicht. Es ist also alles offen.
Ich fuhr heim, zog mich um und packte meine Sachen. Ich hatte keine Zeit mehr mein Makeup zu erneuern und wollte es auch gar nicht. Heute wollte nämlich ein Typ mit mir einen Kaffee trinken, den ich absolut abstoßend finde, der aber dermaßen hartnäckig und nervig war, dass er mich in die Ecke gedrängt hat und ich schließlich zusagte. Je weniger attraktiv ich an diesem Tag aussah, desto besser. Glücklicherweise hat der Typ den Kaffee wohl vergessen, weshalb ich umsonst hässlich zur Uni gegangen bin. :D
Gestern war ich wirklich ziemlich müde. Abends traf ich mich noch mit Chris. Wir gingen erst auf den Aussichtspunkt im Park, beobachten den nebeligen Sonnenuntergang über der Stadt und tranken Bier. Es war schön, mal wieder was mit ihm zu machen. Als es immer kälter wurde, beschlossen wir zu mir zu fahren. Wir tranken weiter Bier, aßen Nudeln und unterhielten uns. Gegen halb elf fuhr er heim und ich fiel einfach nur noch in mein Bett. Trotzdem stellte ich mir für morgens den Wecker. Ich ging laufen, packte meine Sachen und machte mich fertig. Nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht hatte, was ich im Hinblick auf Pietro wollte, schickte ich in der Dusche eine Bestellung ans Universum. Dann war ich mit Nadja und Julia zum Mittagessen verabredet. Es war ganz schön.
Gerade muss ich wieder arbeiten. Mich juckt es in den Fingern, ein paar Zeilen über ihn zu schreiben, aber es wäre besser, das nicht zu tun. Morgen geh ich mit Ina frühstücken, darauf freue ich mich schon.

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Dienstag, 22. Oktober 2019
I'm so clean no one believes that you were ever here
Momentan passiert ziemlich viel.
Es gibt so viel zu erzählen, so viele Dinge, die mir durch den Kopf gehen, wie etwa die Sache mit Naomi, Frauen in einer von Männer regierten Welt, Beziehungen ab einem jungen Alter, neue Musik, mein neuer Lieblingsautor, meine Fortschritte im Hinblick auf Selbstbewusstsein und Selbstreflektion und so vieles mehr.
Leider hab ich gerade nicht die Zeit, meine ganzen Gedanken zu diesen Themen nieder zuschreiben.
Also beginnen wir mit dem Einfachsten.
Zwei Tage nach dem Abend in der Karaokebar, ging die Gruppe feiern. Ich war hin- und hergerissen, ob ich mitkommen sollte oder nicht. Schließlich entschied ich mir dafür, da ich die Beginne dieser Freundschaften vertiefen möchte.
Wir trafen uns bei Fredrik zum Vorglühen. Ich war ein wenig nervös, als ich vor seinem überaus modernen Apparmentkomplex stand. Zunächst verstand ich auch das System der Klingel nicht, aber glücklicherweise ging es einem Mädchen und einem Kerl, die vor der Tür standen genau so. :D Ich rief Maria an, die mir das System erklärte. Als ich klingelte rief Guillemero (der schwule Spanier mit dem wunderschönen Gesicht) lauthals „Holaaa Chicaaaa“ durch die Anlage und ich nahm den Aufzug in den dritten Stock. Es waren weniger Leute da als ich erwartet hatte, was mir aber ganz recht war. Außer den bereits erwähnten war noch der italienische Danielle da. Ich begrüßte alle, Guillemero fing gleich an mich mit einer Art Schinken zu füttern, den es nur in Spanien gab. Zugegeben, er war ziemlich gut. Frederik mixte mir einen Drink – er betrieb so viel Aufwand, wie ich es nie für einen Drink tat (inklusive kleinem Deko-Schirmchen). Wir hörten Musik, unterhielten uns und fingen irgendwann an ein Tanzspiel auf der Konsole zu spielen. Wir müssen kurz festhalten, dass sie Abba genau so sehr lieben wie ich. :D Ich war mittlerweile bei Drink Nummer vier und hatte eine ziemlich gute Zeit. Meine anfängliche Nervosität hatte ich erfolgreich im Alkohol und der Tatsache, dass diese Menschen unglaublich nett und offen waren, ertränkt.
Man muss Dinge außerhalb seiner Komfortzone tun.
Maria erzählte mir und Fredrik von sich und Oscar und wie sie heute mit ihm keinen Sex haben könne, weil sie ihre Tage hatte.
Etwas später kamen Oskar und die israelische Tal hinzu. Kurz darauf verließen wir auch schon Fredriks Wohnung in Richtung Club. Wie immer kann ich mich an den Hinweg fast nicht mehr erinnern. Vor dem Club war eine ziemliche Schlange, also kaufte Danielle noch Bier und Pommes bei McDonalds. :D
Meine Drinks von vorhin enthielten unter anderem Tequila und der Mix mit Bier war bestimmt eine sehr gute Idee. Nicht. Aber ich war schon so gut dabei, dass es mir egal war.
Ich glaube, dass wir zuerst sogar nochmal die Schlange vor dem Club verlassen haben und in eine Bar gehen wollten, dann aber gesehen haben, dass sie zu hatte.
Ich weiß nicht wie lange wir gewartet haben, aber irgendwann kamen auch wir in den Club rein. Ich dachte, ich wäre schon einmal vor drei Jahren dort gewesen, aber alles wirkte so fremd, also musste ich mich getäuscht haben. Wir tanzten viel, die Musik war ziemlich gut. Ich verlor jegliches Zeitgefühl. Ich erinnere mich, wie mir Maria von ihren Unsicherheiten bezüglich Oskar erzählte, als wir mal kurz unsere Näschen pudern waren. Ich sagte ihr ganz ehrlich meine Meinung. Oskar suchte im Club ständig ihre Nähe, aber auf eine unauffällige Art und Weise. Ihre Körper war ihm zugewandt, er ließ sie nicht aus den Augen, auch wenn es für andere so aussah, als würde er lediglich mit Tal tanzen. Er wollte sie. Sie wollte ihn.
Maria erzählte mir, dass sie ein ziemlich emotionaler Mensch sei und schnell Gefühle für jemand anderen entwickele. Oskar dagegen schien eher ein wenig kühl zu sein. Sie sollte vorsichtig sein, vielleicht noch mit einem weiteren Typ etwas anfangen, um nicht ihre ganze Energie auf Oskar zu konzentrieren. Ich sah ihr an, wie gerne sie mit ihm heimgehen würde. Ich ermutigte sie.
Bald darauf verabschiedeten sie sich. Übrig blieben Fredrik, Mary und ich. Vielleicht noch ein paar andere, ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich kann mich nicht wirklich an den Heimweg erinnern, bis auf ein paar Gespräche mit Mary, die ebenfalls meine (etwas entfernte) Nachbarin war. Und Fredrik, wie er mir von Norwegen und seinen Depressionen erzählte. Fredrik stieg an unserer Station aus, obwohl er noch eine hätte weiterfahren müssen. Wir verabschiedeten uns von Mary an der Kreuzung zu ihrer Reihe. Fredrik und ich blieben noch ein wenig stehen und redeten. Ich glaube es ging um seinen Heimweg, meine Vorlesung, die in drei Stunden beginnen würde und meinen Alkoholpegel. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er mich küssen wollte. Also vermied ich sehr auffällig JEGLICHEN Augenkontakt, umarmte ihn und ging in die Richtung meiner Wohnung. Hatte ich das richtig interpretiert?
Er ist wirklich einer der nettesten Menschen, die ich getroffen habe, aber ich will nur mit ihm befreundet sein. Außerdem dachte ich, er steht auf Maria?
Ich ging heim, schminkte mich ab und versuchte drei Stunden Schlaf zu bekommen. Ich wäre sogar wirklich in die Vorlesung gegangen. Aber ich habe vergessen meinen Wecker zu stellen und wachte um elf auf. Sehr gut. Ich war ein bisschen verkatert, was mich auch nicht überraschte. Ich aß, versuchte, mit meinem Leben klar zu kommen, packte meine Sachen und traf mich mit Toni auf einen Kaffee. Es war unglaublich schön. Ich vermisse sie. Sie ist von meinen Freundinnen diejenige mit dem größten Selbstwertgefühl. Sie ist unglaublich toll.
Was mich überraschte war die Tatsache, dass sie die Situation mit Naomi, von der ich ein ander Mal erzählen werde, sehr ähnlich sah.
Wir wechselten das Café und gingen auf eine Dachterrasse von der aus man einen wunderschönen Blick über die Stadt hatte. Wieder einmal war ich verliebt.
Noch kurz zum heißen Pietro. Er hat mir tatsächlich geschrieben und vorgeschlagen, dass wir heute Abend was trinken gehen. Bisher hat er sich aber nicht mehr gemeldet. Wenn er sich noch meldet, wir das heute ein sehr interessanter Abend. Wenn nicht, wird der Abend auch interessant, weil ich dann mit Maria und co in die Karaokebar gehen werde.
Ich habe das Gefühl, dass ich momentan mehr denn je zu mir selbst finde. Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl.
Ich habe vorgestern „Clean“ zum ersten Mal gehört und es erfüllte mich so sehr, dass ich es von den Dächern schreien wollte.
Don‘t know how I came out clean
My conscience is clean
I broke it off clean
I‘ve washed my hands of you clean
~
Made it to the other side
~
Your fingerprints
there ain‘t a sign of them on my body
But looking back now
I can‘t believe how dirty you got me
Like making me feel like I always needed you
Finding myself doing shit I never do
~
I‘m so clean no one believes that you were ever here.

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