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Freitag, 27. März 2020
Musik
honigbienchen, 20:29h
JoJo - Man
All Time Low - Getaway Green
Hot Chelle Rae - Stay
Dadju - Reine
Conan Gray - Wish you were sober (das ganze Album ist sehr empfehlenswert!)
Conan Gray - Maniac
Conan Gray - Checkmate
All Time Low - Getaway Green
Hot Chelle Rae - Stay
Dadju - Reine
Conan Gray - Wish you were sober (das ganze Album ist sehr empfehlenswert!)
Conan Gray - Maniac
Conan Gray - Checkmate
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Mittwoch, 25. März 2020
Die Corona-Krise
honigbienchen, 00:12h
Dinge, die ich für wahrscheinlicher gehalten habe, als die momentane Situation:
Einen terroristischen Anschlag.
Den Ausbruch des dritten Weltkriegs, ausgelöst durch den Konflikt zwischen den USA und dem Iran.
Einen Bürgerkrieg, ausgelöst durch die fortschreitende Spaltung der Gesellschaft in Deutschland.
Worte, die mich täglich begleiten:
Krise.
Notstand.
Ausgangsbeschränkung.
Worüber haben wir davor geredet?
Sturmtief Sabine.
Waffengesetze, angeregt durch tödliche Familienkonflikte.
Ich verlasse seit dem neunten März das Haus nur noch zum Einkaufen oder um kurz frische Luft zu schnappen. Der Grund dafür liegt nicht im Anmarsch des Coronavirus, sondern in Ohrenschmerzen, die ich von einen Tag auf den anderen bekommen habe.
Die Warnung vor dem Ausbruch von Corona in Deutschland habe ich relativ früh bekommen. Mit den ersten bestätigten Fällen in Norditalien bekam ich einen Anruf, der mich vor der jetzigen Situation warnte. Der Anruf kam von einem Arzt aus meiner Familie, der sich sehr mit dem Thema beschäftigt und dieses Ausmaß schon im Januar/Februar vorher gesagt hat.
Ich habe es natürlich ernst genommen, aber dadurch, dass die Gerüchte kursierten, dass nur ältere oder Menschen mit Vorerkrankung an dem Virus sterben könnten, machte ich mir nicht so viele Gedanken. Bis ich darüber nachdachte, dass eine Infektion vollkommen symptomlos verlaufen kann und wen ich möglicherweise damit anstecken könnte. Um mich persönlich mache ich mir keine Gedanken, aber um meine Liebsten sehr.
Ich weiß, dass auch junge Menschen daran sterben können und auf keinen Fall will ich es herausfordern, aber das Leben meiner Liebsten ist wichtiger.
Ich las Artikel über die Situation in Norditalien, in denen beschrieben wurde, wie Personen in Norditalien zum Sterben nach Hause geschickt werden aufgrund des Mangels an Kapazitäten. Ein Erstickungstod ist ziemlich grausam, noch dazu ohne beruhigende Medikamente. Diese Vorstellung ist grausam. Kein sanftes, friedliches Einschlafen. Du bist bei vollstem Bewusstsein, wenn du stirbst. Ohne deine Angehörigen noch einmal gesehen zu haben.
Tal wurde nach ihrer Ankunft in Israel erst mal für zwei Wochen in Quarantäne gesteckt.
Hannah musste durch Trumps Aufruf von einem Tag auf den anderen zurück in die USA, traurig und verständnislos, weil sie hier gesundheitstechnisch viel besser versorgt wäre. "But Americans think they know it all."
Fredrik schaffte es gerade noch zu Ophélie nach Frankreich, bevor die Grenzen zu gemacht wurden.
Ina und Vroni waren Ende Februar/Anfang März auf einer Kreuzfahrt. Ständig wurden die Anlegeorte geändert, weil so viele Häfen dicht machten. Vroni lag einige Tage lang mit hohem Fieber und grippenähnlichen Symptomen im Bett. Sie war drei Mal bei der Ärztin, die sie mit biestigen Sprüchen wieder in ihr Zimmer schickte. Selbst wenn es Corona wäre, Vroni sei jung und würde das schon weg stecken. Währenddessen hieß es in den Durchsagen vom Kapitän, dass keine Person mit Fieber an Bord wäre und sich die Passagiere keine Sorgen machen brauchten. Später stellte sich heraus, dass fünf Personen auf diesem Schiff positiv auf Corona getestet wurden. Vroni wurde nach einigen Tagen zu Hause auch getestet, hat aber bis heute kein Ergebnis bekommen. Ina und Vroni wären aufgrund der Grenzschließungen auch fast nicht mehr nach Hause gekommen. Flixbusse wurden ohne Information an die beiden gestrichen, ein Zugticket kostete pro Person über 400 €, einen Flug zu buchen ging nicht. Sie haben glücklicherweise, obwohl sie noch nicht alt genug sind, ein Leihauto bekommen und sind über die Schweiz nach Deutschland gefahren, da Österreich die Grenzen bereits dicht gemacht hatte. Die Fahrt dauerte stundenlang und Ina war fix und fertig, weil ich auch noch ein Dachs vor das Auto gelaufen ist. Gott, war ich froh, in Deutschland zu sein.
Meine Uni wurde geschlossen, ebenso meine Arbeit. Wir haben einen Verdachtsfall von Corona in der Arbeit, trotzdem beschwerten sich die Professoren bei meiner Chefin und wollten, dass wir weiter arbeiteten. Der wissenschaftliche Betrieb muss weiter laufen. Verzeihung, aber wir haben einen mehr oder weniger bestätigten Fall von Corona. Die Post kann man sich über die paar Wochen auch mal selbst raus suchen. Meine Chefin blieb glücklicherweise standhaft und befreite uns bis Mitte April von der Arbeit.
Ich weiß, dass Deutschland sehr wohlhabend ist. Ich bin sehr behütet aufgewachsen und bin deshalb vielleicht ein wenig von der Realität abgeschnitten. Diese Stadt ist eine Blase. Natürlich war ich schon in einigen anderen Städten in Deutschland, aber weiß ich deshalb wirklich, wie es dort abgeht? Ich denke nicht.
Auch ich habe von diesem Wohlstand profitiert. Mir war bewusst, dass eine Rezession bevor stand, aber hätte nie damit gerechnet, dass eine derartige Situation, eine Pandemie im 21. Jahrhundert möglich wäre und zum Feind der deutschen Wirtschaft werden würde.
Betrachtet man es biologisch (Selektionsprozess) und rhetorisch hätte man mit einer Pandemie irgendwie rechnen können. Aber in diesem Ausmaß? Eine Pandemie, die nicht vor den Reichen und Schönen Halt macht. Ein unsichtbarer Gegner. Unwissend, ob man ihn in sich trägt.
Kein Gegenmittel in diesem fortschrittlichen Jahrhundert? Wie surreal.
14. März, Sprachnachricht an Ina:"Ich weiß, das ist wahrscheinlich eher eine Kopfsache, aber ich fühl mich nicht wohl, wenn ich raus gehe."
Wer mich menschlich ziemlich enttäuscht und auch überrascht hat war Felix. Sonst macht er immer einen auf guten Menschen und ich glaube auch, dass er ein gutes Herz hat. Aber die Aussagen, er kenne nicht viele Menschen über 60 und ihm wäre seine Freiheit wichtiger als das Wohl der Allgemeinheit fand ich heftig.
Ich wurde ziemlich sauer, weil das die Grundeinstellung von vielen Leuten ist, mit denen ich zur Schule gegangen bin. Ich bin reich, ich kann alles.
Es ist in Ordnung, wenn sich jemand selbst gefährden möchte, dann stürz dich von einer Klippe, ist mir egal. Aber gefährde nicht andere Menschen aus purer Selbstsucht.
Ich hab den Kontakt zu ihm dann auch erst mal ziemlich reduziert, weil er den Ernst der Lage gar nicht erkennen wollte. Es geht um uns alle, um unser ganzes System. Es gibt hier gerade keinen Platz für Egoismus.
Ich bereitete mich schon Mitte März auf eine mögliche Ausgangssperre vor, kaufte Bücher, Leinwände, Farben und Karteikarten.
Gerüchte um die Einnahme von Ibuprofen machten die Runde, ständig änderte die WHO ihre Meinung darüber.
Ich war ziemlich hoffnungsvoll, was die Situation angeht, auch wenn ich sauer auf die Menschheit war.
Dann bekam ich meine Tage und habe erstmals geweint. Als ich hörte, dass die Nationalhymne für die Leute gespielt wird, die unser Land gerade am Laufen halten. Nichts hat dieses Land bisher zerstört, aber dieser Virus zwingt es ziemlich in die Knie.
Ich las Berichte über Coronapartys, über massenhaftem Chillen in der Sonne und wollte einfach nur noch eine Ausgangssperre. Die Dummheit der Menschen gefährdet uns alle und ich konnte es nicht glauben. Was das Gesetz nicht gebietet, gebietet der Anstand. Und wenn die Menschen nicht hören wollen, muss man sie eben zu ihrer Sicherheit zwingen.
Die Krise hat aber auch ihre guten Seiten. Ich habe viel Zeit für mich und kann an meinem so angekratzten Selbstbewusstsein arbeiten. Das habe ich gebraucht.
Ich zog mich sehr zurück, selbst auf Whatsapp hatte ich nicht wirklich Lust. Ich war sehr introvertiert und fokussierte mich ausschließlich auf mich selbst, um wieder zu mir selbst zu finden. Ich verließ das Haus ausschließlich zum Einkaufen oder um ein wenig Spazieren zu gehen. Ich habe Inlikeskaten wieder für mich entdeckt. Ich trage kein Make-up und wasche meine Haare nicht ständig. Ich mache Gesichts- und Haarmasken.
Ich face time mit Freunden, mache Sport und habe sogar angefangen zu malen. Als die Ausgangssperre absehbar war, ging ich in den Supermarkt, kaufte 21 Leinwände und Farben und ließ meiner Kreativität freien Lauf. Während ich stundenlang Sternenkonstellationen, Schlösser und abstrakte Dinge malte, hörte ich Podcasts wie "Killer Instinct" und "Girl on Top".
Ich fand viel Zeit zu lesen. Ich las "The Secret", was mich sehr inspirierte. "Origin" von Dan Brown brachte mich sehr zum Nachdenken. So gesehen können Maschinen doch die Herrschaft über Menschen übernehmen. Ich sah mir die Reputation Stadium Tour an (und wurde emotional), The Secret, Bodyduard, Was Mädchen wollen, die Schwester der Königin, Dolly Partons Herzensgeschichten (sehr berührend), Shallons Videos, Rache ist sexy (ich liebe die Filmmusik), the Breakfast Club, Großkatzen und ihre Raubtiere (die USA sind teilweise echt anarchisch), Liebe ist blind (ist sie definitiv nicht), viele Videodokumentationen über Kriminalfälle und so weiter.
Ich machte Sport und fing an, mich regelmäßig zu dehnen. Ich kaufte bewusster ein, kochte und backte viel mehr als sonst. Ich hörte vor allem "Hard to forget" von Sam Hunt und "Man" von Jojo, sowie das neue Album von Conan Grey und das von Sam Hunt.
Nach fast drei Wochen freiwilliger Selbstisolation habe ich mehr Angst vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems als vor einer eigenen Ansteckung. Was nicht heißt, dass ich irgendetwas riskieren werde. Ich habe Angst vor einem Wohlstandsverlust, auch wenn ich in der Krise sehr gesegnet bin, da sie glücklicherweise nicht existenzbedrohend für mich ist.
Ich vermute, dass es in den USA in ein paar Wochen ziemlich abgehen wird. Die Rückholaktion von Trump führte zu Menschenmassen an den Flughäfen, was für die Verbreitung eines Virus ideal ist.
Die Todeszahlen steigen nur so in die Höhe. Ich weiß noch, wie ich wegen 7 Toten geschockt war. Dann wegen 39. Jetzt hoffe ich einfach nur das wir die nächsten Tausend nicht knacken. Dass die Notfallkrankenhäuser nicht gebraucht werden. Dass wir besser durch die Krise kommen als Italien.
Söder ist mir momentan sehr sympathisch, da er der Einzige ist, der etwas macht. Ewig diskutieren mag vielleicht sonst hilfreich sein, aber nicht in einer Pandemie, die sich exponentiell verbreitet.
Einen terroristischen Anschlag.
Den Ausbruch des dritten Weltkriegs, ausgelöst durch den Konflikt zwischen den USA und dem Iran.
Einen Bürgerkrieg, ausgelöst durch die fortschreitende Spaltung der Gesellschaft in Deutschland.
Worte, die mich täglich begleiten:
Krise.
Notstand.
Ausgangsbeschränkung.
Worüber haben wir davor geredet?
Sturmtief Sabine.
Waffengesetze, angeregt durch tödliche Familienkonflikte.
Ich verlasse seit dem neunten März das Haus nur noch zum Einkaufen oder um kurz frische Luft zu schnappen. Der Grund dafür liegt nicht im Anmarsch des Coronavirus, sondern in Ohrenschmerzen, die ich von einen Tag auf den anderen bekommen habe.
Die Warnung vor dem Ausbruch von Corona in Deutschland habe ich relativ früh bekommen. Mit den ersten bestätigten Fällen in Norditalien bekam ich einen Anruf, der mich vor der jetzigen Situation warnte. Der Anruf kam von einem Arzt aus meiner Familie, der sich sehr mit dem Thema beschäftigt und dieses Ausmaß schon im Januar/Februar vorher gesagt hat.
Ich habe es natürlich ernst genommen, aber dadurch, dass die Gerüchte kursierten, dass nur ältere oder Menschen mit Vorerkrankung an dem Virus sterben könnten, machte ich mir nicht so viele Gedanken. Bis ich darüber nachdachte, dass eine Infektion vollkommen symptomlos verlaufen kann und wen ich möglicherweise damit anstecken könnte. Um mich persönlich mache ich mir keine Gedanken, aber um meine Liebsten sehr.
Ich weiß, dass auch junge Menschen daran sterben können und auf keinen Fall will ich es herausfordern, aber das Leben meiner Liebsten ist wichtiger.
Ich las Artikel über die Situation in Norditalien, in denen beschrieben wurde, wie Personen in Norditalien zum Sterben nach Hause geschickt werden aufgrund des Mangels an Kapazitäten. Ein Erstickungstod ist ziemlich grausam, noch dazu ohne beruhigende Medikamente. Diese Vorstellung ist grausam. Kein sanftes, friedliches Einschlafen. Du bist bei vollstem Bewusstsein, wenn du stirbst. Ohne deine Angehörigen noch einmal gesehen zu haben.
Tal wurde nach ihrer Ankunft in Israel erst mal für zwei Wochen in Quarantäne gesteckt.
Hannah musste durch Trumps Aufruf von einem Tag auf den anderen zurück in die USA, traurig und verständnislos, weil sie hier gesundheitstechnisch viel besser versorgt wäre. "But Americans think they know it all."
Fredrik schaffte es gerade noch zu Ophélie nach Frankreich, bevor die Grenzen zu gemacht wurden.
Ina und Vroni waren Ende Februar/Anfang März auf einer Kreuzfahrt. Ständig wurden die Anlegeorte geändert, weil so viele Häfen dicht machten. Vroni lag einige Tage lang mit hohem Fieber und grippenähnlichen Symptomen im Bett. Sie war drei Mal bei der Ärztin, die sie mit biestigen Sprüchen wieder in ihr Zimmer schickte. Selbst wenn es Corona wäre, Vroni sei jung und würde das schon weg stecken. Währenddessen hieß es in den Durchsagen vom Kapitän, dass keine Person mit Fieber an Bord wäre und sich die Passagiere keine Sorgen machen brauchten. Später stellte sich heraus, dass fünf Personen auf diesem Schiff positiv auf Corona getestet wurden. Vroni wurde nach einigen Tagen zu Hause auch getestet, hat aber bis heute kein Ergebnis bekommen. Ina und Vroni wären aufgrund der Grenzschließungen auch fast nicht mehr nach Hause gekommen. Flixbusse wurden ohne Information an die beiden gestrichen, ein Zugticket kostete pro Person über 400 €, einen Flug zu buchen ging nicht. Sie haben glücklicherweise, obwohl sie noch nicht alt genug sind, ein Leihauto bekommen und sind über die Schweiz nach Deutschland gefahren, da Österreich die Grenzen bereits dicht gemacht hatte. Die Fahrt dauerte stundenlang und Ina war fix und fertig, weil ich auch noch ein Dachs vor das Auto gelaufen ist. Gott, war ich froh, in Deutschland zu sein.
Meine Uni wurde geschlossen, ebenso meine Arbeit. Wir haben einen Verdachtsfall von Corona in der Arbeit, trotzdem beschwerten sich die Professoren bei meiner Chefin und wollten, dass wir weiter arbeiteten. Der wissenschaftliche Betrieb muss weiter laufen. Verzeihung, aber wir haben einen mehr oder weniger bestätigten Fall von Corona. Die Post kann man sich über die paar Wochen auch mal selbst raus suchen. Meine Chefin blieb glücklicherweise standhaft und befreite uns bis Mitte April von der Arbeit.
Ich weiß, dass Deutschland sehr wohlhabend ist. Ich bin sehr behütet aufgewachsen und bin deshalb vielleicht ein wenig von der Realität abgeschnitten. Diese Stadt ist eine Blase. Natürlich war ich schon in einigen anderen Städten in Deutschland, aber weiß ich deshalb wirklich, wie es dort abgeht? Ich denke nicht.
Auch ich habe von diesem Wohlstand profitiert. Mir war bewusst, dass eine Rezession bevor stand, aber hätte nie damit gerechnet, dass eine derartige Situation, eine Pandemie im 21. Jahrhundert möglich wäre und zum Feind der deutschen Wirtschaft werden würde.
Betrachtet man es biologisch (Selektionsprozess) und rhetorisch hätte man mit einer Pandemie irgendwie rechnen können. Aber in diesem Ausmaß? Eine Pandemie, die nicht vor den Reichen und Schönen Halt macht. Ein unsichtbarer Gegner. Unwissend, ob man ihn in sich trägt.
Kein Gegenmittel in diesem fortschrittlichen Jahrhundert? Wie surreal.
14. März, Sprachnachricht an Ina:"Ich weiß, das ist wahrscheinlich eher eine Kopfsache, aber ich fühl mich nicht wohl, wenn ich raus gehe."
Wer mich menschlich ziemlich enttäuscht und auch überrascht hat war Felix. Sonst macht er immer einen auf guten Menschen und ich glaube auch, dass er ein gutes Herz hat. Aber die Aussagen, er kenne nicht viele Menschen über 60 und ihm wäre seine Freiheit wichtiger als das Wohl der Allgemeinheit fand ich heftig.
Ich wurde ziemlich sauer, weil das die Grundeinstellung von vielen Leuten ist, mit denen ich zur Schule gegangen bin. Ich bin reich, ich kann alles.
Es ist in Ordnung, wenn sich jemand selbst gefährden möchte, dann stürz dich von einer Klippe, ist mir egal. Aber gefährde nicht andere Menschen aus purer Selbstsucht.
Ich hab den Kontakt zu ihm dann auch erst mal ziemlich reduziert, weil er den Ernst der Lage gar nicht erkennen wollte. Es geht um uns alle, um unser ganzes System. Es gibt hier gerade keinen Platz für Egoismus.
Ich bereitete mich schon Mitte März auf eine mögliche Ausgangssperre vor, kaufte Bücher, Leinwände, Farben und Karteikarten.
Gerüchte um die Einnahme von Ibuprofen machten die Runde, ständig änderte die WHO ihre Meinung darüber.
Ich war ziemlich hoffnungsvoll, was die Situation angeht, auch wenn ich sauer auf die Menschheit war.
Dann bekam ich meine Tage und habe erstmals geweint. Als ich hörte, dass die Nationalhymne für die Leute gespielt wird, die unser Land gerade am Laufen halten. Nichts hat dieses Land bisher zerstört, aber dieser Virus zwingt es ziemlich in die Knie.
Ich las Berichte über Coronapartys, über massenhaftem Chillen in der Sonne und wollte einfach nur noch eine Ausgangssperre. Die Dummheit der Menschen gefährdet uns alle und ich konnte es nicht glauben. Was das Gesetz nicht gebietet, gebietet der Anstand. Und wenn die Menschen nicht hören wollen, muss man sie eben zu ihrer Sicherheit zwingen.
Die Krise hat aber auch ihre guten Seiten. Ich habe viel Zeit für mich und kann an meinem so angekratzten Selbstbewusstsein arbeiten. Das habe ich gebraucht.
Ich zog mich sehr zurück, selbst auf Whatsapp hatte ich nicht wirklich Lust. Ich war sehr introvertiert und fokussierte mich ausschließlich auf mich selbst, um wieder zu mir selbst zu finden. Ich verließ das Haus ausschließlich zum Einkaufen oder um ein wenig Spazieren zu gehen. Ich habe Inlikeskaten wieder für mich entdeckt. Ich trage kein Make-up und wasche meine Haare nicht ständig. Ich mache Gesichts- und Haarmasken.
Ich face time mit Freunden, mache Sport und habe sogar angefangen zu malen. Als die Ausgangssperre absehbar war, ging ich in den Supermarkt, kaufte 21 Leinwände und Farben und ließ meiner Kreativität freien Lauf. Während ich stundenlang Sternenkonstellationen, Schlösser und abstrakte Dinge malte, hörte ich Podcasts wie "Killer Instinct" und "Girl on Top".
Ich fand viel Zeit zu lesen. Ich las "The Secret", was mich sehr inspirierte. "Origin" von Dan Brown brachte mich sehr zum Nachdenken. So gesehen können Maschinen doch die Herrschaft über Menschen übernehmen. Ich sah mir die Reputation Stadium Tour an (und wurde emotional), The Secret, Bodyduard, Was Mädchen wollen, die Schwester der Königin, Dolly Partons Herzensgeschichten (sehr berührend), Shallons Videos, Rache ist sexy (ich liebe die Filmmusik), the Breakfast Club, Großkatzen und ihre Raubtiere (die USA sind teilweise echt anarchisch), Liebe ist blind (ist sie definitiv nicht), viele Videodokumentationen über Kriminalfälle und so weiter.
Ich machte Sport und fing an, mich regelmäßig zu dehnen. Ich kaufte bewusster ein, kochte und backte viel mehr als sonst. Ich hörte vor allem "Hard to forget" von Sam Hunt und "Man" von Jojo, sowie das neue Album von Conan Grey und das von Sam Hunt.
Nach fast drei Wochen freiwilliger Selbstisolation habe ich mehr Angst vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems als vor einer eigenen Ansteckung. Was nicht heißt, dass ich irgendetwas riskieren werde. Ich habe Angst vor einem Wohlstandsverlust, auch wenn ich in der Krise sehr gesegnet bin, da sie glücklicherweise nicht existenzbedrohend für mich ist.
Ich vermute, dass es in den USA in ein paar Wochen ziemlich abgehen wird. Die Rückholaktion von Trump führte zu Menschenmassen an den Flughäfen, was für die Verbreitung eines Virus ideal ist.
Die Todeszahlen steigen nur so in die Höhe. Ich weiß noch, wie ich wegen 7 Toten geschockt war. Dann wegen 39. Jetzt hoffe ich einfach nur das wir die nächsten Tausend nicht knacken. Dass die Notfallkrankenhäuser nicht gebraucht werden. Dass wir besser durch die Krise kommen als Italien.
Söder ist mir momentan sehr sympathisch, da er der Einzige ist, der etwas macht. Ewig diskutieren mag vielleicht sonst hilfreich sein, aber nicht in einer Pandemie, die sich exponentiell verbreitet.
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Freitag, 13. März 2020
He got mad so I got drinks
honigbienchen, 19:23h
Surreal. Vor einer Woche war ich noch feiern, heute würde ich nicht mal zum Kaffee trinken in die Stadt fahren.
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Mittwoch, 11. März 2020
I keep running out of distractions and I keep running into your friends
honigbienchen, 19:54h
27. Februar 2020
An diesem Tag hatte ich keine Lust auf Menschen. Mir ging es nach wie vor nicht gut, Schwindel überkam mich immer wieder, ich schlief lang und fast komatös. Tal hatte mich am Dienstag zu ihrer Abschiedsparty eingeladen und ich hatte zugesagt. Deshalb duschte ich, trug Make-up auf und fuhr in die Bar in der Nähe meiner Wohnung. Fredrik, Ophélie, Guillemero, Tal und noch zwei andere, die ich nicht kannte, waren schon da. Es war richtig schön. Wir hatten tolle Gespräche und viel zu lachen. Wieder fühlte ich mich so, als wäre das genau das Studentenleben, nachdem ich sechs Semester lang gesucht habe.
Tals Flug ging früh morgens, weshalb sie sich schon bald verabschieden musste. Wir kannten uns nicht genug, um super eng zu sein, aber sie ist einer der coolsten Menschen, die ich jemals kennenlernen durfte. Sie strotzt vor Selbstliebe. Sie ist mühelos cool, witzig und sie versucht es nicht mal. Sie versucht nicht durch ein charmantes Lächeln und kokette Bewegungen die Aufmerksamkeit der männlichen Spezies zu erlangen. Sie ist einfach sie selbst, mühelos, und das iat magnetischer als alles andere.
Es war schon emotional, sie zu verabschieden. Ich kann auch keine anderen Leute, die ich mag, weinen sehen, ohne dass ich auch anfange zu weinen. Ich versuchte mich zusammenzureißen, aber als allen hier und dort ein paar Tränen runter liefen, konnte auch ich die Tränen nicht mehr weg blinzeln. Wir umarmten uns alle ganz fest und schlossen uns in eine Gruppenumarmung. Wir bekamen ein paar komische Blicke von den anderen Leuten in der Bar, aber wir ignorierten sie.
"Even she's crying altough she's german", sagte Tal halb lachen, halb schniefend über mich. Wir machen immer Witze darüber, dass ich keine Gefühle hätte.
Dann ging Tal.
Die Stimmung war mega komisch.
Traurig.
Verlegen.
Wir standen immer noch da, mit glasigen Augen.
Aber wir sprachen auch laut aus, wie merkwürdig diese Situation war. Fredrik erzählte mir in diesem Zusammenhang, dass er einige Dinge mit sich herum schleppt, die er noch nicht verarbeitet hat. Außerdem wurden bei ihm Depressionen und Aspeger festgestellt. Das mit den Depressionen hatte er schon mal angedeutet, das mit Asperger überraschte mich total.
Dann nahmen wir wieder Platz.
Bald daraufhin ging Guillermo, sodass es nur noch Fredrik, Ophélie und ich waren.
Ophélie fing an betrunken zu werden und das war unglaublich süß. Sie versuchte die ganze Zeit auf deutsch und norwegisch zu reden und wiederholte sich ständig.
Bisher hatte sie immer langärmelige Sachen getragen, deshalb hatte ich es nicht gesehen. Sie zeigte mir ihre Tattoos. Sieben Stück, die keine wirkliche Bedeutung hatten. Ein großes Muster auf ihrem Bauch, unterhalb ihrer Brüste. Ein Smiley (den stach sie sich, als sie traurig war), den großen Wagen und das Wort "temporary" (weil sie es lustig fand, da Tattoos ja alles andere ala temporär sind). Den Rest hab ich leider vergessen, aber ich meine, dass sie definitiv noch welche auf dem Schulterknochen und auf dem Knöchel hatte. Bis auf das auf dem Bauch hatte sie sich alle Tattoos selbst gestochen. Dieses Mädel faszinierte mich. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so von einem Menschen fasziniert war. Wir sprachen darüber, welche Tattoos wir uns stechen lassen würden. Ich finde Tattoos mega cool und hätte ich für jede Persönlichkeit in mir einen Körper, würde ich es definitiv in Erwägung ziehen. Aber ich habe nur einen Körper und die Haut ist nun mal ein Organ. Würde ich meine Leber tätowieren? Meine Lunge? Ich glaube nicht. Die Tinte, so gut verträglich sie auch sein mag, ist immer noch ein Fremdkörper.
Für mich kommt das daher nicht in Frage, aber das Thema an sich finde ich extrem spannend.
Fredrik würde sich die Wörter "doors and corners" tätowieren lassen. Erst war ich verwirrt, aber seine Erklärung war ziemlich tiefsinnig: wir wissen nicht, was hinter Ecken und Türen lauert. Das Leben kann sich so schnell verändern, wenn wir um die Ecke gehen oder eine Tür öffnen.
So hatte ich das Ganze noch nicht betrachtet.
Wir wurden ziemlich tiefsinnig.
Ophélie und Fredrik fingen an ein wenig von ihrer Beziehung zu erzählen. Laut Fredrik, war er selbst "all in" und Ophélie nur so halb. Er sagte das halb im Scherz, aber er hatte auch schon öfter erwähnt, dass Ophélie "full of herself" ist. Was ich persönlich sehr cool uns gesund finde. Ich wünschte, ich wäre mehr so. Ich arbeite daran. Deshalb finde ich (und auch andere) ihre Ausstrahlung so magnetisch.
Ich hatte das Gefühl, dass Ophélie Fredriks Anker ist. Insbesondere im Hinblick auf eine psychische Gesundheit, an der er nach eigenen Angaben noch arbeiten muss. Ophélie hatte im ein Kuscheltier geschenkt, er begründete das mit "You know it's hard when she's not around". Ich finde die beiden mega süß und ich habe, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, sofort die starke Verbindung zwischen ihnen gespürt. So stark, dass ich mir sicher war, dass die beiden heiraten werden. Fredrik würde wahrscheinlich ohne zu zögern zu ihr nach Kanada ziehen, da er Norwegen hasst.
Ophélie redet ein wenig lockerer von ihrer Beziehung. Sie sprach davon, wenn sie im September zurück nach Kanada gehen würde, Fredrik aber noch ein weiteres Semester hier bleiben würde.
Wir sprachen über so viele Dinge und irgendwann war es nach eins. Mit Ausnahme von ein paar anderen, waren wir die letzten in der Bar und wieder hatte ich das Gefühl, dass das genau das ist, wonach ich gesucht hatte. Tiefsinnige Gespräche mit interessanten Menschen, so lange, bis sie uns raus schmeißen.
Kurz darauf schmissen sie uns wirklich raus. Ophélie und Fredrik gingen nach Hause, ich um die Ecke zu meiner Wohnung.
Was für ein schöner Abend.
4. März
Ophélie lud mich zu sich zum Abendessen ein. Sie war vor wenigen Tagen in eine WG in der Nähe des Parks gezogen.
Obwohl es nicht einfach war, fand ich den Weg. Mit Snacks und einer Flasche Wein beladen stieg ich die Stufen hoch in den letzten Stock. Fredrik war auch schon da, ebenso ein spanischer Jorgé und eine chilenische Pamela. Fredrik und ich halfen Ophélie indem wir Reis kochten und abspühlten. Später kam noch ein deutscher Xaver dazu. Wir hatten eine extrem gute Zeit und viel zu lachen. Ophélie hatte Reis mit einer Brokkoli- Paprika-Soße, Kartoffelpüree und Fleisch gemacht. Sie hatte mir bereits erzählt, dass sie sehr gerne kocht, deshalb war ich auch nicht überrascht, als es so gut schmeckte.
Wir redeten über das, was unsere Generation beschäftigt: Musik, der Coronavirus und Astrologie.
Ich erfuhr, dass Ophélie erst zwanzig Jahre alt war. Das überraschte mich extrem. Sie wirkt so viel reifer, ich hätte sie locker auf Mitte zwanzig geschätzt.
Gegen elf musste ich leider gehen, weil ich am nächsten Tag arbeiten musste. Ich wäre gerne länger geblieben.
Natürlich gibt es auch Themen außerhalb dieser Gruppe, die mich beschäftigen. Mein Selbstbewusstsein ist nicht auf dem Level, auf dem ich es haben möchte. Meine Gesundheit auch nicht. Ich gebe mein Bestes um das Ganze auf Vordermann zu bringen, aber ich denke, es braucht einfach Zeit.
Am Wochenende war ich mit Lene, Addi und Felix feiern, was sehr cool war. Addi wie für ein Jahr nach LA gehen. Er und ich hatten in einer Bar sehr tiefsinnige Gespräche, was ich wirklich sehr cool fand. Er sagte, dass er mit mir so gut reden konnte und das bedeutete mir viel.
Ich glaube, das ich schon lange nicht mehr so nüchtern im Club war, aber ich versuchte alles, so gut es ging auszublenden. Ich tanzte sogar mit Addi auf dem Podest, was ich sonst nur unter größerem Alkoholeinfluss machen würde .
Ich wusste, dass ich noch nicht hundertprozentig fit war, aber ich wollte trotzdem in den Club gehen. Das machte sich bezahlt, als ich zwei Tage später Ohrenschmerzen bekam. Mein Immunsystem ist scheinbar ziemlich geschwächt, obwohl ich viel dafür tue, um es zu stärken.
Ich kann nicht sagen, was in nächster Zeit ansteht. Erstmal muss ich wieder vollständig gesund werden. Ich brauche einen neuen Laptop, eigentlich wollte Ich auch Urlaub buchen. Aber die Situation ist ziemlich ungewiss. Ich habe keine Angst vor dem Coronavirus. Ich habe lediglich Angst, dass ich Leute, die mir etwas bedeuten, dann damit anstecken könnte.
Ich finde die Zukunftsprognosen bezüglich des Virus relativ widersprüchlich. Einige sagen, es dauert nur bis zum Sommer, weil der Virus keine Wärme mag. Andere rechnen damit, dass es definitiv bis in den Herbst dauert.
Keine Ahnung, was davon stimmt. Ich habe auch keine wirkliche Lust, mich damit zu beschäftigen, weil mich das Thema nervt. Es gibt scheinbar kein anderes Thema mehr. Man braucht nur die Tagesschau einzuschalten und es geht nur um Corona, Corona, die EU-Außengrenzen und Corona. Natürlich hab ich Verständnis dafür, dass dieses Thema die momentane Priorität der Berichterstattung ist, aber ich persönlich kann es nicht mehr hören.
Stunden später habe ich meine Meinung geändert. Dieser Artikel hat mich zum Nachdenken gebracht.
https://www.google.de/amp/s/amp.n-tv.de/panorama/Corona-Arzt-schildert-Situation-in-Bergamo-article21633021.html
An diesem Tag hatte ich keine Lust auf Menschen. Mir ging es nach wie vor nicht gut, Schwindel überkam mich immer wieder, ich schlief lang und fast komatös. Tal hatte mich am Dienstag zu ihrer Abschiedsparty eingeladen und ich hatte zugesagt. Deshalb duschte ich, trug Make-up auf und fuhr in die Bar in der Nähe meiner Wohnung. Fredrik, Ophélie, Guillemero, Tal und noch zwei andere, die ich nicht kannte, waren schon da. Es war richtig schön. Wir hatten tolle Gespräche und viel zu lachen. Wieder fühlte ich mich so, als wäre das genau das Studentenleben, nachdem ich sechs Semester lang gesucht habe.
Tals Flug ging früh morgens, weshalb sie sich schon bald verabschieden musste. Wir kannten uns nicht genug, um super eng zu sein, aber sie ist einer der coolsten Menschen, die ich jemals kennenlernen durfte. Sie strotzt vor Selbstliebe. Sie ist mühelos cool, witzig und sie versucht es nicht mal. Sie versucht nicht durch ein charmantes Lächeln und kokette Bewegungen die Aufmerksamkeit der männlichen Spezies zu erlangen. Sie ist einfach sie selbst, mühelos, und das iat magnetischer als alles andere.
Es war schon emotional, sie zu verabschieden. Ich kann auch keine anderen Leute, die ich mag, weinen sehen, ohne dass ich auch anfange zu weinen. Ich versuchte mich zusammenzureißen, aber als allen hier und dort ein paar Tränen runter liefen, konnte auch ich die Tränen nicht mehr weg blinzeln. Wir umarmten uns alle ganz fest und schlossen uns in eine Gruppenumarmung. Wir bekamen ein paar komische Blicke von den anderen Leuten in der Bar, aber wir ignorierten sie.
"Even she's crying altough she's german", sagte Tal halb lachen, halb schniefend über mich. Wir machen immer Witze darüber, dass ich keine Gefühle hätte.
Dann ging Tal.
Die Stimmung war mega komisch.
Traurig.
Verlegen.
Wir standen immer noch da, mit glasigen Augen.
Aber wir sprachen auch laut aus, wie merkwürdig diese Situation war. Fredrik erzählte mir in diesem Zusammenhang, dass er einige Dinge mit sich herum schleppt, die er noch nicht verarbeitet hat. Außerdem wurden bei ihm Depressionen und Aspeger festgestellt. Das mit den Depressionen hatte er schon mal angedeutet, das mit Asperger überraschte mich total.
Dann nahmen wir wieder Platz.
Bald daraufhin ging Guillermo, sodass es nur noch Fredrik, Ophélie und ich waren.
Ophélie fing an betrunken zu werden und das war unglaublich süß. Sie versuchte die ganze Zeit auf deutsch und norwegisch zu reden und wiederholte sich ständig.
Bisher hatte sie immer langärmelige Sachen getragen, deshalb hatte ich es nicht gesehen. Sie zeigte mir ihre Tattoos. Sieben Stück, die keine wirkliche Bedeutung hatten. Ein großes Muster auf ihrem Bauch, unterhalb ihrer Brüste. Ein Smiley (den stach sie sich, als sie traurig war), den großen Wagen und das Wort "temporary" (weil sie es lustig fand, da Tattoos ja alles andere ala temporär sind). Den Rest hab ich leider vergessen, aber ich meine, dass sie definitiv noch welche auf dem Schulterknochen und auf dem Knöchel hatte. Bis auf das auf dem Bauch hatte sie sich alle Tattoos selbst gestochen. Dieses Mädel faszinierte mich. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so von einem Menschen fasziniert war. Wir sprachen darüber, welche Tattoos wir uns stechen lassen würden. Ich finde Tattoos mega cool und hätte ich für jede Persönlichkeit in mir einen Körper, würde ich es definitiv in Erwägung ziehen. Aber ich habe nur einen Körper und die Haut ist nun mal ein Organ. Würde ich meine Leber tätowieren? Meine Lunge? Ich glaube nicht. Die Tinte, so gut verträglich sie auch sein mag, ist immer noch ein Fremdkörper.
Für mich kommt das daher nicht in Frage, aber das Thema an sich finde ich extrem spannend.
Fredrik würde sich die Wörter "doors and corners" tätowieren lassen. Erst war ich verwirrt, aber seine Erklärung war ziemlich tiefsinnig: wir wissen nicht, was hinter Ecken und Türen lauert. Das Leben kann sich so schnell verändern, wenn wir um die Ecke gehen oder eine Tür öffnen.
So hatte ich das Ganze noch nicht betrachtet.
Wir wurden ziemlich tiefsinnig.
Ophélie und Fredrik fingen an ein wenig von ihrer Beziehung zu erzählen. Laut Fredrik, war er selbst "all in" und Ophélie nur so halb. Er sagte das halb im Scherz, aber er hatte auch schon öfter erwähnt, dass Ophélie "full of herself" ist. Was ich persönlich sehr cool uns gesund finde. Ich wünschte, ich wäre mehr so. Ich arbeite daran. Deshalb finde ich (und auch andere) ihre Ausstrahlung so magnetisch.
Ich hatte das Gefühl, dass Ophélie Fredriks Anker ist. Insbesondere im Hinblick auf eine psychische Gesundheit, an der er nach eigenen Angaben noch arbeiten muss. Ophélie hatte im ein Kuscheltier geschenkt, er begründete das mit "You know it's hard when she's not around". Ich finde die beiden mega süß und ich habe, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, sofort die starke Verbindung zwischen ihnen gespürt. So stark, dass ich mir sicher war, dass die beiden heiraten werden. Fredrik würde wahrscheinlich ohne zu zögern zu ihr nach Kanada ziehen, da er Norwegen hasst.
Ophélie redet ein wenig lockerer von ihrer Beziehung. Sie sprach davon, wenn sie im September zurück nach Kanada gehen würde, Fredrik aber noch ein weiteres Semester hier bleiben würde.
Wir sprachen über so viele Dinge und irgendwann war es nach eins. Mit Ausnahme von ein paar anderen, waren wir die letzten in der Bar und wieder hatte ich das Gefühl, dass das genau das ist, wonach ich gesucht hatte. Tiefsinnige Gespräche mit interessanten Menschen, so lange, bis sie uns raus schmeißen.
Kurz darauf schmissen sie uns wirklich raus. Ophélie und Fredrik gingen nach Hause, ich um die Ecke zu meiner Wohnung.
Was für ein schöner Abend.
4. März
Ophélie lud mich zu sich zum Abendessen ein. Sie war vor wenigen Tagen in eine WG in der Nähe des Parks gezogen.
Obwohl es nicht einfach war, fand ich den Weg. Mit Snacks und einer Flasche Wein beladen stieg ich die Stufen hoch in den letzten Stock. Fredrik war auch schon da, ebenso ein spanischer Jorgé und eine chilenische Pamela. Fredrik und ich halfen Ophélie indem wir Reis kochten und abspühlten. Später kam noch ein deutscher Xaver dazu. Wir hatten eine extrem gute Zeit und viel zu lachen. Ophélie hatte Reis mit einer Brokkoli- Paprika-Soße, Kartoffelpüree und Fleisch gemacht. Sie hatte mir bereits erzählt, dass sie sehr gerne kocht, deshalb war ich auch nicht überrascht, als es so gut schmeckte.
Wir redeten über das, was unsere Generation beschäftigt: Musik, der Coronavirus und Astrologie.
Ich erfuhr, dass Ophélie erst zwanzig Jahre alt war. Das überraschte mich extrem. Sie wirkt so viel reifer, ich hätte sie locker auf Mitte zwanzig geschätzt.
Gegen elf musste ich leider gehen, weil ich am nächsten Tag arbeiten musste. Ich wäre gerne länger geblieben.
Natürlich gibt es auch Themen außerhalb dieser Gruppe, die mich beschäftigen. Mein Selbstbewusstsein ist nicht auf dem Level, auf dem ich es haben möchte. Meine Gesundheit auch nicht. Ich gebe mein Bestes um das Ganze auf Vordermann zu bringen, aber ich denke, es braucht einfach Zeit.
Am Wochenende war ich mit Lene, Addi und Felix feiern, was sehr cool war. Addi wie für ein Jahr nach LA gehen. Er und ich hatten in einer Bar sehr tiefsinnige Gespräche, was ich wirklich sehr cool fand. Er sagte, dass er mit mir so gut reden konnte und das bedeutete mir viel.
Ich glaube, das ich schon lange nicht mehr so nüchtern im Club war, aber ich versuchte alles, so gut es ging auszublenden. Ich tanzte sogar mit Addi auf dem Podest, was ich sonst nur unter größerem Alkoholeinfluss machen würde .
Ich wusste, dass ich noch nicht hundertprozentig fit war, aber ich wollte trotzdem in den Club gehen. Das machte sich bezahlt, als ich zwei Tage später Ohrenschmerzen bekam. Mein Immunsystem ist scheinbar ziemlich geschwächt, obwohl ich viel dafür tue, um es zu stärken.
Ich kann nicht sagen, was in nächster Zeit ansteht. Erstmal muss ich wieder vollständig gesund werden. Ich brauche einen neuen Laptop, eigentlich wollte Ich auch Urlaub buchen. Aber die Situation ist ziemlich ungewiss. Ich habe keine Angst vor dem Coronavirus. Ich habe lediglich Angst, dass ich Leute, die mir etwas bedeuten, dann damit anstecken könnte.
Ich finde die Zukunftsprognosen bezüglich des Virus relativ widersprüchlich. Einige sagen, es dauert nur bis zum Sommer, weil der Virus keine Wärme mag. Andere rechnen damit, dass es definitiv bis in den Herbst dauert.
Keine Ahnung, was davon stimmt. Ich habe auch keine wirkliche Lust, mich damit zu beschäftigen, weil mich das Thema nervt. Es gibt scheinbar kein anderes Thema mehr. Man braucht nur die Tagesschau einzuschalten und es geht nur um Corona, Corona, die EU-Außengrenzen und Corona. Natürlich hab ich Verständnis dafür, dass dieses Thema die momentane Priorität der Berichterstattung ist, aber ich persönlich kann es nicht mehr hören.
Stunden später habe ich meine Meinung geändert. Dieser Artikel hat mich zum Nachdenken gebracht.
https://www.google.de/amp/s/amp.n-tv.de/panorama/Corona-Arzt-schildert-Situation-in-Bergamo-article21633021.html
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Donnerstag, 5. März 2020
The good in you
honigbienchen, 11:19h
I can see the good in you and still leave you alone, because you're no good for me.
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Dienstag, 3. März 2020
This is how you feel when you think of me
honigbienchen, 16:49h
Franzi, mein ewiger Cheerleader.
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Freitag, 28. Februar 2020
But I'll be alright it's just a thousand cuts
honigbienchen, 16:57h
Ich habe seit einigen Tagen das Gefühl, ich würde in der Vergangenheit leben. In meiner Vergangenheit. Als wäre ich wieder 15 oder 16 Jahre alt. Unsicher, unglücklich, introvertiert, keine Lust auf Menschen. Ich drehe die Musik so laut es möglich ist, ohne schmerzhaft für meine Ohren zu sein, nur um die Leute auszublenden, um eine Barriere zwischen mir und der Welt zu schaffen. Wie damals in def Schule. Eine Barriere, die mich schützen soll. Wovor?
Der Auslöser dafür war ganz klar ein Italiener mit einem bestechendem Lächeln. Ich war auf einem wirklich guten Weg, bevor ich auf ihn traf.
Trotzdem muss ich die Schuld bei mir alleine suchen. Ich ließ es schließlich zu.
Vielleicht ist es normal, über Expartner zu reden, wenn man jemand Neues trifft. Aber nie hatte ich das Gefühl, dass meine Vergangenheit so aufgewühlt wurde wie bei ihm. Ich hatte alles hinter mir gelassen und habe mit gutem Gefühl weitergemacht.
Vielleicht war es sein ewiges Gerede über Beziehungen, vielleicht haben wir zu oft über's Betrügen geredet. Alles wurde wieder aufgewühlt. Nicht so, dass ich traurig war, aber ich dachte viel darüber nach, was in meiner damaligen Beziehung schief gelaufen ist. Ich träumte davon, die Betrugssituation war jedes Mal neu verpackt und ab und an war er in meinen Träumen gefährlich, versuchte, meine Wohnungstüre aufzubrechen.
Hatte ich es doch nicht so gut verarbeitet, wie ich dachte? Oder ist es etwas, was mich immer irgendwie begleiten wird?
Es kommen vermutlich gerade mehrere Sachen zusammen. Mit meinem Körper stimmt etwas nicht und bisher habe ich noch nicht herausgefunden, was es ist. Ich fühle mich wie festgefahren, weil ich nichtgenügend lerne. Ich renne vor meine Verantwortung weg. Mein Ego ist angekratzt, obwohl ich weiß, dass es besser so ist. Mir fehlt das Tanzen, aber ich bin noch nicht fit genug. Ich mache mir Sorgen um die Ansichten eines Typen, der meiner Ansicht nach sehr suspekt ist. Ich wünschte, ich könnte sie vor allem beschützen. Ich fühle mich verletzlich, mein Selbstwertgefühl ist nicht auf dem Level, auf dem es sein sollte. Dementsprechend vorsichtiger und verschlossener bin ich. Ich hab Lust auf neue Dinge, aber ich kann mich nicht dazu aufraffen.
Ich sehe die ganzen Auslandsstudenten und will das selbe machen. Aber ich habe Angst davor. Und ihr Abschied berührte mich so sehr, obwohl ich sie gar nicht so gut kannte. Wie bitter würde mein Abschied sein?
Ich versuchte, mein mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein mit Körpersprache wett zumachen. Die Wirkung war erstaunlich. Das Mittagessen mit Joschua war ganz nett. Ich wartete am Brunnen vor der Uni auf ihn und hörte "Hard to forget". Er kam einige Minuten zu spät. Er führte mich in eine kroatische Kneipe, in der wir zwischen lauter kostümierten Leuten gerade noch einen kleinen Tisch ergattern konnten. Das Essen war in Ordnung, ebenso wie unsere Gespräche. Vielleicht lag es an meiner Stimmung, aber wir hatten schon bessere Konversationen. In diesem Moment empfand ich es ein wenig als Zeitverschwendung. Eigentlich wollte ich allein sein. Nachdem wir gezahlt hatten, machten wir uns auf den Weg. Er musste zurück in die Uni, ich entfloh der kostümierten Menschenmasse und ging in einen Buchladen. Das hatte ich gebraucht. Buchläden geben mir so ein beruhigendes Gefühl. Ich schlenderte durch die Genres und Reihen. Ich hatte bereits "Drei Frauen" und die Bibel in der Hand, und schlenderte völlig in Gedanken versunken weiter. Plötzlich bemerkte ich, dass ich so direkt einem Mann und einer Frau vor die Nase lief und sie davon abhielt, die Bücher zu studieren. Ich war ihnen ein verlegenes und entschuldigendes Lächeln zu und hatte für den Bruchteil einer Sekunde Augenkontakt mit dem Mann. Ich sah verlegen zu Boden und wollte weiter eilen und zurück in meine Gedankenwelt. Er zog sich die Kopfhörer aus den Ohren und sprach mich lächelnd mit "Du hast dir ja einen dicken Wälzer ausgesucht" an. Ich war überrascht, überfordert, meine Wangen wurden heiß. Ich blickte auf die Bibel und antwortete lachend. Wir sprachen ein wenig, er war süß, aber die Bibel schien ihn abgeschreckt zu haben. Renn, Junge. Wir verabschiedeten uns, ich ging weiter durch die Regale, immer noch ein wenig verwirrt. Hatte diese Minisekunde Augenkontakt dazu geführt, dass er mich angesprochen hat? Ich bin nicht gut in Augenkontakt mit fremden Menschen. Ich versuche daran zu arbeiten, aber es ist echt nicht leicht. In der Öffentlichkeit will ich eher meine Ruhe haben, weshalb ich Augenkontakt vermeide.
Ich bezahlte meine Bücher und ging zur U-Bahn. Ich hörte wieder "Hard to forget" ein bisschen lauter als es angenehm war und versuchte meine Stimmung mit Körpersprache zu übertünchen. Ich zog meine Schultern zurück, ging selbstbewusst und hob das Kinn ein Stück höher als es normal war. Dieser Kinntrick ist krass. Ein Typ hielt mich auf dem Weg zur U-Bahn auf. Darauf hatte ich es nicht angelegt, ich wollte nur mir selbst ein besseres Gefühl geben. Kurzer Smalltalk, der zu nichts führte. Ich stieg in die U-Bahn und beschloss, Augenkontakt erstmal zu vermeiden. Zu Hause gekommen, aß und las ich und schlief ein bisschen. Abends war wieder Karaoke angesagt und ich hatte überhaupt keine Lust. Ich fühlte mich so scheiße. Aber ich wusste, dass es nicht besser war, daheim zu bleiben und zu grübeln, also zwang ich mich unter Leute. Wir trafen uns bei Fredrik. Ophélie öffnete mir dke Tür. Schwarzer Lippenstift, dunkel nachgezeichnete Augenbrauen, rostroter Liedschatten, schwarzer Eyeliner. Sie sah so gut aus. Außer ihr und Fredrik waren noch Kate aus Indiana und Mario aus Italien da. Später kamen noch Daniele und Tal. Ophélie und Fredrik kochten Hühnchen und Reis, die anderen tranken. Ich trank nichts, weil ich immer noch mit Schwindelanfällen zu kämpfen hatte. Es war echt nett. Wir redeten über Trump, über die schönsten Orte Italiens, über Ophélies und Fredrik Wohnsituation (sie ist vorübergehend bei ihm eingezogen und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie jetzt offiziell zusammen sind)...
Ophélie zeigte mit zwei Musicals, die sie liebte. Hamilton und Notre Dame de Paris.
Irgendwann beschlossen wir in Richtung Karaokebar zu gehen. Ich hatte eine gute Zeit, aber trotzdem fühlte ich mich nicht gut.
Mario und Danielle erzählten mir von dem perfekten Rezept für Spaghetti Carbonara (das sich um ein Ei von dem von Pietro unterschied). Da Ophélie und Fredrik noch rauchten, warteten wir vor der Karaokebar. Drei Typen sprachen uns an und fragten, woher wir kamen. Nachdem Ophélie "Canada" und Fredrik "Norway" gesagt hatten, antwortete ich mit "Germany", woraufhin einer der Typen lachte und mit Akzent "Kartoffel" sagte. Ich dachte, er würde kein Deutsch sprechen, deswegen sagte ich ganz einfallsreich, spaßhalber und überaus ladylike "Halt's Maul". Der Typ lachte, entgegnete irgendwas Freches. Aus Spaß ging ich auf ihn zu, öffnete meine Jacke und sagte:"Wenn du dich schlagen willst, komm her!" Der Typ spielte mit, Ophélie und Fredrik lachten schallend. Ich hörte, wie Ophélie zu Fredrik sagte:"She's so cool, I love her!"
Nach ein wenig Smalltalk mit den Typen, gingen wir in die Bar. Wir legten unsere Jacken ab und gingen vor zur Bühne. Daniele trug sich für ungefähr 20 Lieder ein, weil es sein letzter Abend in der Stadt war. Morgen würde er den Flug nach Mailand nehmen und nach sechs Stunden Autofahrt in seiner Heimatstadt ankommen. Die anderen holten sich ein Bier. Mario überredete mich, mir auch eins zu holen. Erst zögerte ich, dann sagte ich "Fuck it!" und ging zur Bar. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, aber wie ich es schon das ganze Semester lang tat, tat ich es trotzdem. Daniele und Fredrik sangen, ebenso Ophélie und Fredrik. Natürlich versuchte man mich wieder zu überreden, auch zu singen. Ich weigerte mich, bis Ophélie einen Kompromiss vorschlug: Wir würden beide zusammen eine Woche lang üben, uns betrinken und dann singen. Das konnte ich mir eher vorstellen. Irgendwann überredete mich auch Fredrik mit ihm zu singen. Wenn Ophélie in Frankreich war. Sie würde Anfang März für vier Wochen einen Teil ihrer Familie dort besuchen. Aus Spaß sagte ich Fredrik, wir sollten etwas von Taylor Swift singen.
Er:"Yes!! The queen herself!! What about Blank Space?"
Ich schlug ein. Er war so cool.
Wir machten Fotos, Ophélie und ich erklärten uns unsere Liebe erneut, wir tranken, sangen und wogen uns zur Musik. Ich wusste, dass es später war, als es hätte sein sollen, aber ich wollte einfach alles vergessen. Insbesondere meine harten Gedanken. Also schob ich die gedankliche Rechnung, wie viele (oder eher wenige) Stunden Schlaf ich heute bekommen würde, weit von mir.
Ich trank mein Bier und sah zur Bar, zu der Stelle, an der ich im Oktober mit Pietro stand, seine Arme waren von hinten um meine Taille geschlungen. Mittlerweile hatte er wahrscheinlich die Stadt verlassen. Ich werde ihn vermutlich nie wieder sehen und das ist auch besser so. Lediglich ein paar Polaroids, ein Blockblatt und ein Zettel, die ich in einer Schublade verstaut hatte, würden an ihn erinnern. Ich frage mich, ob er sein Polaroid noch im Portemonnaie hat. Ich hatte eine gute Zeit und obwohl er nicht gut für mich war, war es unterhaltsam. Eine Erfahrung aus der ich definitiv gelernt habe. Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft. Ich hoffe, dass er irgendwann alleine glücklich ist.
Ich sah zu der Stelle, versunken in den Rückblick.
Das ist der Abschied.
Ich ließ ihn gehen.
Mario lachte über meinen verträumten Gesichtsausdruck und fragte, ob ich an Ophélies Hühnchen dachte, das wirklich gut geschmeckt hat. Ich ließ die Vergangenheit Vergangenheit sein und kam zurück in die Gegenwart. Ophélie, Fredrik und ich sangen lauthals mit. Daniele kam mich einer blinkenden Herzchensonnenbrille zurück, die ihm ein Spanier geliehen hat. Irgendwann kündigte der Moderator das Ende der Nacht an. Mittlerweile war es nach eins. Er sang das letzte Lied und wir gingen zu unseren Jacken. Die Typen von vorher waren wieder da und so erfuhr ich, dass der eine tatsächlich Deutsch sprach. Wir unterhielten uns ganz nett, dann gingen wir zur U-Bahn. Daniele verabschiedete sich. Er drückte mich fest an sich und wünschte mir alles Gute für die Zukunft. Obwohl ich ihn nicht besonders gut kannte, war ich trotzdem traurig. Dieser Abschied war irgendwie bitter. Ich sah Daniele und Mario nach, wie sie gingen. Plötzlich kam der Typ von vorher wieder an. Er fragte mich, ob er meine Nummer haben kann. Ich fühlte mich immer noch schlecht, verwirrt und komisch.
"Wozu?", fragte ich.
"Ich finde dich interessant."
All die Komplimente, die ich heute bekommen hatte, besserten meine Stimmung nicht im geringsten. Von "Schöne Stiefel" über "Du bist hübsch" bis "You're one of the coolest people I've ever met" und "Your english is so good, thought you studied some time abroad". Man kann ein inneres Problem nicht mit äußeren Dingen wie Komplimenten lösen. Es muss von einem selbst kommen. Deshalb gab ich ihm auch nicht meine Nummer. Ich wusste, dass ich erst wieder selbst mit mir klar kommen musste, bevor ich mich mit irgendwelchen Typen traf.
Ophélie, Fredrik, Kate und ich stiegen in die U-Bahn. Wir hatten ziemlich viel Spaß. Kate und ich hatten den selben Nachhauseweg und obwohl sie echt nett war, wäre ich lieber alleine gewesen. Die Melancholie kam zurück, als ich zu Hause war. Ich schminkte mich ab und machte mich bettfertig, aber ich konnte nicht schlafen. Meine Muskeln waren angespannt, mein Herz raste und tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Schlussendlich hatte ich vielleicht eineinhalb Stunden geschlafen.
Der Auslöser dafür war ganz klar ein Italiener mit einem bestechendem Lächeln. Ich war auf einem wirklich guten Weg, bevor ich auf ihn traf.
Trotzdem muss ich die Schuld bei mir alleine suchen. Ich ließ es schließlich zu.
Vielleicht ist es normal, über Expartner zu reden, wenn man jemand Neues trifft. Aber nie hatte ich das Gefühl, dass meine Vergangenheit so aufgewühlt wurde wie bei ihm. Ich hatte alles hinter mir gelassen und habe mit gutem Gefühl weitergemacht.
Vielleicht war es sein ewiges Gerede über Beziehungen, vielleicht haben wir zu oft über's Betrügen geredet. Alles wurde wieder aufgewühlt. Nicht so, dass ich traurig war, aber ich dachte viel darüber nach, was in meiner damaligen Beziehung schief gelaufen ist. Ich träumte davon, die Betrugssituation war jedes Mal neu verpackt und ab und an war er in meinen Träumen gefährlich, versuchte, meine Wohnungstüre aufzubrechen.
Hatte ich es doch nicht so gut verarbeitet, wie ich dachte? Oder ist es etwas, was mich immer irgendwie begleiten wird?
Es kommen vermutlich gerade mehrere Sachen zusammen. Mit meinem Körper stimmt etwas nicht und bisher habe ich noch nicht herausgefunden, was es ist. Ich fühle mich wie festgefahren, weil ich nichtgenügend lerne. Ich renne vor meine Verantwortung weg. Mein Ego ist angekratzt, obwohl ich weiß, dass es besser so ist. Mir fehlt das Tanzen, aber ich bin noch nicht fit genug. Ich mache mir Sorgen um die Ansichten eines Typen, der meiner Ansicht nach sehr suspekt ist. Ich wünschte, ich könnte sie vor allem beschützen. Ich fühle mich verletzlich, mein Selbstwertgefühl ist nicht auf dem Level, auf dem es sein sollte. Dementsprechend vorsichtiger und verschlossener bin ich. Ich hab Lust auf neue Dinge, aber ich kann mich nicht dazu aufraffen.
Ich sehe die ganzen Auslandsstudenten und will das selbe machen. Aber ich habe Angst davor. Und ihr Abschied berührte mich so sehr, obwohl ich sie gar nicht so gut kannte. Wie bitter würde mein Abschied sein?
Ich versuchte, mein mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein mit Körpersprache wett zumachen. Die Wirkung war erstaunlich. Das Mittagessen mit Joschua war ganz nett. Ich wartete am Brunnen vor der Uni auf ihn und hörte "Hard to forget". Er kam einige Minuten zu spät. Er führte mich in eine kroatische Kneipe, in der wir zwischen lauter kostümierten Leuten gerade noch einen kleinen Tisch ergattern konnten. Das Essen war in Ordnung, ebenso wie unsere Gespräche. Vielleicht lag es an meiner Stimmung, aber wir hatten schon bessere Konversationen. In diesem Moment empfand ich es ein wenig als Zeitverschwendung. Eigentlich wollte ich allein sein. Nachdem wir gezahlt hatten, machten wir uns auf den Weg. Er musste zurück in die Uni, ich entfloh der kostümierten Menschenmasse und ging in einen Buchladen. Das hatte ich gebraucht. Buchläden geben mir so ein beruhigendes Gefühl. Ich schlenderte durch die Genres und Reihen. Ich hatte bereits "Drei Frauen" und die Bibel in der Hand, und schlenderte völlig in Gedanken versunken weiter. Plötzlich bemerkte ich, dass ich so direkt einem Mann und einer Frau vor die Nase lief und sie davon abhielt, die Bücher zu studieren. Ich war ihnen ein verlegenes und entschuldigendes Lächeln zu und hatte für den Bruchteil einer Sekunde Augenkontakt mit dem Mann. Ich sah verlegen zu Boden und wollte weiter eilen und zurück in meine Gedankenwelt. Er zog sich die Kopfhörer aus den Ohren und sprach mich lächelnd mit "Du hast dir ja einen dicken Wälzer ausgesucht" an. Ich war überrascht, überfordert, meine Wangen wurden heiß. Ich blickte auf die Bibel und antwortete lachend. Wir sprachen ein wenig, er war süß, aber die Bibel schien ihn abgeschreckt zu haben. Renn, Junge. Wir verabschiedeten uns, ich ging weiter durch die Regale, immer noch ein wenig verwirrt. Hatte diese Minisekunde Augenkontakt dazu geführt, dass er mich angesprochen hat? Ich bin nicht gut in Augenkontakt mit fremden Menschen. Ich versuche daran zu arbeiten, aber es ist echt nicht leicht. In der Öffentlichkeit will ich eher meine Ruhe haben, weshalb ich Augenkontakt vermeide.
Ich bezahlte meine Bücher und ging zur U-Bahn. Ich hörte wieder "Hard to forget" ein bisschen lauter als es angenehm war und versuchte meine Stimmung mit Körpersprache zu übertünchen. Ich zog meine Schultern zurück, ging selbstbewusst und hob das Kinn ein Stück höher als es normal war. Dieser Kinntrick ist krass. Ein Typ hielt mich auf dem Weg zur U-Bahn auf. Darauf hatte ich es nicht angelegt, ich wollte nur mir selbst ein besseres Gefühl geben. Kurzer Smalltalk, der zu nichts führte. Ich stieg in die U-Bahn und beschloss, Augenkontakt erstmal zu vermeiden. Zu Hause gekommen, aß und las ich und schlief ein bisschen. Abends war wieder Karaoke angesagt und ich hatte überhaupt keine Lust. Ich fühlte mich so scheiße. Aber ich wusste, dass es nicht besser war, daheim zu bleiben und zu grübeln, also zwang ich mich unter Leute. Wir trafen uns bei Fredrik. Ophélie öffnete mir dke Tür. Schwarzer Lippenstift, dunkel nachgezeichnete Augenbrauen, rostroter Liedschatten, schwarzer Eyeliner. Sie sah so gut aus. Außer ihr und Fredrik waren noch Kate aus Indiana und Mario aus Italien da. Später kamen noch Daniele und Tal. Ophélie und Fredrik kochten Hühnchen und Reis, die anderen tranken. Ich trank nichts, weil ich immer noch mit Schwindelanfällen zu kämpfen hatte. Es war echt nett. Wir redeten über Trump, über die schönsten Orte Italiens, über Ophélies und Fredrik Wohnsituation (sie ist vorübergehend bei ihm eingezogen und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie jetzt offiziell zusammen sind)...
Ophélie zeigte mit zwei Musicals, die sie liebte. Hamilton und Notre Dame de Paris.
Irgendwann beschlossen wir in Richtung Karaokebar zu gehen. Ich hatte eine gute Zeit, aber trotzdem fühlte ich mich nicht gut.
Mario und Danielle erzählten mir von dem perfekten Rezept für Spaghetti Carbonara (das sich um ein Ei von dem von Pietro unterschied). Da Ophélie und Fredrik noch rauchten, warteten wir vor der Karaokebar. Drei Typen sprachen uns an und fragten, woher wir kamen. Nachdem Ophélie "Canada" und Fredrik "Norway" gesagt hatten, antwortete ich mit "Germany", woraufhin einer der Typen lachte und mit Akzent "Kartoffel" sagte. Ich dachte, er würde kein Deutsch sprechen, deswegen sagte ich ganz einfallsreich, spaßhalber und überaus ladylike "Halt's Maul". Der Typ lachte, entgegnete irgendwas Freches. Aus Spaß ging ich auf ihn zu, öffnete meine Jacke und sagte:"Wenn du dich schlagen willst, komm her!" Der Typ spielte mit, Ophélie und Fredrik lachten schallend. Ich hörte, wie Ophélie zu Fredrik sagte:"She's so cool, I love her!"
Nach ein wenig Smalltalk mit den Typen, gingen wir in die Bar. Wir legten unsere Jacken ab und gingen vor zur Bühne. Daniele trug sich für ungefähr 20 Lieder ein, weil es sein letzter Abend in der Stadt war. Morgen würde er den Flug nach Mailand nehmen und nach sechs Stunden Autofahrt in seiner Heimatstadt ankommen. Die anderen holten sich ein Bier. Mario überredete mich, mir auch eins zu holen. Erst zögerte ich, dann sagte ich "Fuck it!" und ging zur Bar. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, aber wie ich es schon das ganze Semester lang tat, tat ich es trotzdem. Daniele und Fredrik sangen, ebenso Ophélie und Fredrik. Natürlich versuchte man mich wieder zu überreden, auch zu singen. Ich weigerte mich, bis Ophélie einen Kompromiss vorschlug: Wir würden beide zusammen eine Woche lang üben, uns betrinken und dann singen. Das konnte ich mir eher vorstellen. Irgendwann überredete mich auch Fredrik mit ihm zu singen. Wenn Ophélie in Frankreich war. Sie würde Anfang März für vier Wochen einen Teil ihrer Familie dort besuchen. Aus Spaß sagte ich Fredrik, wir sollten etwas von Taylor Swift singen.
Er:"Yes!! The queen herself!! What about Blank Space?"
Ich schlug ein. Er war so cool.
Wir machten Fotos, Ophélie und ich erklärten uns unsere Liebe erneut, wir tranken, sangen und wogen uns zur Musik. Ich wusste, dass es später war, als es hätte sein sollen, aber ich wollte einfach alles vergessen. Insbesondere meine harten Gedanken. Also schob ich die gedankliche Rechnung, wie viele (oder eher wenige) Stunden Schlaf ich heute bekommen würde, weit von mir.
Ich trank mein Bier und sah zur Bar, zu der Stelle, an der ich im Oktober mit Pietro stand, seine Arme waren von hinten um meine Taille geschlungen. Mittlerweile hatte er wahrscheinlich die Stadt verlassen. Ich werde ihn vermutlich nie wieder sehen und das ist auch besser so. Lediglich ein paar Polaroids, ein Blockblatt und ein Zettel, die ich in einer Schublade verstaut hatte, würden an ihn erinnern. Ich frage mich, ob er sein Polaroid noch im Portemonnaie hat. Ich hatte eine gute Zeit und obwohl er nicht gut für mich war, war es unterhaltsam. Eine Erfahrung aus der ich definitiv gelernt habe. Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft. Ich hoffe, dass er irgendwann alleine glücklich ist.
Ich sah zu der Stelle, versunken in den Rückblick.
Das ist der Abschied.
Ich ließ ihn gehen.
Mario lachte über meinen verträumten Gesichtsausdruck und fragte, ob ich an Ophélies Hühnchen dachte, das wirklich gut geschmeckt hat. Ich ließ die Vergangenheit Vergangenheit sein und kam zurück in die Gegenwart. Ophélie, Fredrik und ich sangen lauthals mit. Daniele kam mich einer blinkenden Herzchensonnenbrille zurück, die ihm ein Spanier geliehen hat. Irgendwann kündigte der Moderator das Ende der Nacht an. Mittlerweile war es nach eins. Er sang das letzte Lied und wir gingen zu unseren Jacken. Die Typen von vorher waren wieder da und so erfuhr ich, dass der eine tatsächlich Deutsch sprach. Wir unterhielten uns ganz nett, dann gingen wir zur U-Bahn. Daniele verabschiedete sich. Er drückte mich fest an sich und wünschte mir alles Gute für die Zukunft. Obwohl ich ihn nicht besonders gut kannte, war ich trotzdem traurig. Dieser Abschied war irgendwie bitter. Ich sah Daniele und Mario nach, wie sie gingen. Plötzlich kam der Typ von vorher wieder an. Er fragte mich, ob er meine Nummer haben kann. Ich fühlte mich immer noch schlecht, verwirrt und komisch.
"Wozu?", fragte ich.
"Ich finde dich interessant."
All die Komplimente, die ich heute bekommen hatte, besserten meine Stimmung nicht im geringsten. Von "Schöne Stiefel" über "Du bist hübsch" bis "You're one of the coolest people I've ever met" und "Your english is so good, thought you studied some time abroad". Man kann ein inneres Problem nicht mit äußeren Dingen wie Komplimenten lösen. Es muss von einem selbst kommen. Deshalb gab ich ihm auch nicht meine Nummer. Ich wusste, dass ich erst wieder selbst mit mir klar kommen musste, bevor ich mich mit irgendwelchen Typen traf.
Ophélie, Fredrik, Kate und ich stiegen in die U-Bahn. Wir hatten ziemlich viel Spaß. Kate und ich hatten den selben Nachhauseweg und obwohl sie echt nett war, wäre ich lieber alleine gewesen. Die Melancholie kam zurück, als ich zu Hause war. Ich schminkte mich ab und machte mich bettfertig, aber ich konnte nicht schlafen. Meine Muskeln waren angespannt, mein Herz raste und tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Schlussendlich hatte ich vielleicht eineinhalb Stunden geschlafen.
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Mittwoch, 26. Februar 2020
Wie ich mich fühle
honigbienchen, 12:09h
Melancholisch. Festgefahren. Introvertiert. Traurig. Verletztes Ego. Müde. Unglücklich. Unsicher. Geliebt. Als hätte ich die Oberhand verloren. Keine Lust auf Menschen. Als hätte ich vergessen, wer ich bin. Brutal zu mir selbst. Schlapp. Übervorsichtig. Ängstlich. Unerfüllt. Auf der Suche nach mehr. Fernweh. Heimweh. Neue Dinge, die mich reizen. Alte Dinge, die ich liebe. Aus dem Gleichgewicht. Schwaches Selbstwertgefühl. Nachdenklich. Als würde ich in meiner Vergangenheit leben. Trotzdem in dem Wissen, dass es nur temporär ist.
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Fucking with my head
honigbienchen, 12:00h
Every night you're sleeping in my bed
Every morning you're fucking with my head
~ Fly by Midnight - Love me like a friend
Every morning you're fucking with my head
~ Fly by Midnight - Love me like a friend
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Let's be friends then never speak again
honigbienchen, 11:52h
7. Februar 2020, Gedanken, getippt in die Notizapp meines Handys
Wie kommt man über eine Fantasie hinweg?
Eine Frage, die mich insbesondere heute beschäftigt hat.
Ich dachte nicht, dass Pietro eine wäre, aber bezüglich mancher Punkte erfüllt er die Voraussetzungen einer Fantasie sehr gut. Nicht, weil er so perfekt ist. Sondern weil er Teile von mir berührt, die seit Jahren in mir verankert sind.
Man hätte mich mit 9, mit 16 oder mit 19 Jahren nach meinem Traumtyp fragen können und ich hätte bis auf vereinzelte Abweichungen dasselbe gesagt: Groß, schlank, dunkle Locken, braun gebrannt, Drei-Tage-Bart, süß, Augen, die das Licht einfangen, italienisch, sturm und drängerisch, bestechendes Lächeln, männlich, kein Einzelkind.
Das meiste hier sind natürlich oberflächliche Kriterien, zu den Dingen, die mir ausnahmslos wichtig sind, komm ich später.
Pietro erfüllt so einige dieser Kriterien. Er ist groß, schlank, seine Haare würden sich locken, wenn er sie länger wachsen würde. Er hat diese italienischen braunen Augen, die das Licht einfangen, ebenso den Drei-Tage-Bart. Sein Lächeln ist - wenn er es mal sehen lässt - extrem bestechend. Er ist auch im Vergleich zu den Typen, mit denen ich sonst zu tun habe, relativ männlich. Außerdem hat er einen Bruder.
Er ist zwar nicht süß oder sturm und drängerisch. Er ist eher ernst und rational.
Trotz so vielen roten Fahnen, die ich sehe und die ihn zum No-Go machen, scheint der Faktor "italienisch" so einiges zu übertünchen.
Warum?
Mit Italien verbinde ich ausschließlich positive Erinnerungen. Ich hab fast jeden Sommer meiner Kindheit auf meiner italienischen Lieblingsinsel verbracht und schon damals bekam dieser Ort, mit allem drum herum, einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich schrieb schon mit acht oder neun Jahren mein erstes Lied über diese Insel inklusive der süßen Italiener. In dieser Hinsicht war ich wohl etwas frühreif.
Fast jeder Aufenthalt in Italien endete damit, dass ich mich in einen Italiener verguckte. Ich war schon immer eine Träumerin. Natürlich glühte ich nur aus der Ferne und fanatisierte darüber, dass sie mich retten würden.
Italiener waren in meiner Vorstellung alles, was ich nicht war: selbstbewusst, selbstliebend, offen, stets lächelnd, temperamentvoll und gefühlsbetont.
Vermutlich wollte ich nur jemanden, der mich aus meiner Komfortzone lockte und wenn das ein süßer italienischer Marco mit dunklen Locken und einem strahlenden Lächeln getan hätte, wäre ich ihm restlos verfallen.
Glücklicherweise ist es nie dazu gekommen, wer weiß, wohin mich das geführt hätte.
Mittlerweile hab ich ein ganz gutes Selbstwertgefühl entwickelt, weshalb ich definitiv sagen kann, dass ich nicht in Pietro verliebt bin und dass er auch nicht in Frage kommt. Zu viele rote Fahnen.
Dennoch denk an ihn. Sehr oft. Sehr sehr oft.
Warum?
Ihn gehen lassen und weiter machen oder alles mitnehmen, was geht?
Ich bin immer unentschlossen. Eine klare Entscheidung zu treffen, fällt mir in den alltäglichen Dingen des Lebens schwer.
Was diese Frage angeht, hab ich schon einige Male meine Meinung geändert.
Gestern war ich an dem Punkt, dass ich alles mitnehmen wollte, was ging. Er ist nicht mehr lange hier, endlich habe ich mal einen attraktiven Kerl gefunden, der charakterlich nicht mein Typ ist und ich wollte es. Scheiß auf Spielchen und darauf, dass es gegen meinen Instinkt war, ihm zu schreiben. Scheiß drauf, dass er es geschafft hat, mich zu verwirren.
Heute sehe ich die Sache schon wieder anders. Das wichtigste ist Seelenfrieden.
Gibt er mir ein gutes Gefühl? Nur, wenn er die Klappe hält.
Muss ich mich damit abgeben?
Denke ich wirklich, dass es in einer Stadt wie dieser, keinen anderen Kerl gibt, der seine Qualitäten hat und mir zusätzlich ein gutes Gefühl gibt?
Wenn er mich sehen wollen wollte, würde er das tun. Männer sind Jäger. Gut möglich, dass er momentan mit seinen Klausuren gut beschäftigt ist, aber was ist danach? Sollte ich wirklich auf ihn "warten" anstatt weiterzumachen?
Hat er mich zu einem besseren Menschen gemacht?
Nein. Ich war an einem sehr guten Punkt, als ich ihn traf. Er hat das ein bisschen verändert. Er machte mich ein wenig schwach und verletzlich, vielleicht auch, weil es neues Terrain für mich ist, was mit jemandem auf gleicher Augenhöhe zu haben. Durch sein ewiges Gerede über Beziehungen, führte er mir die Vorteile einer Beziehung, die ich erfolgreich ausgeschaltet hatte, wieder vor Augen. Ich bin noch nicht bereit. Um mir das vor Augen zu halten, las ich die Posts von meiner Trennung durch. Drei Gedanken:
1. Ich kann echt eine eiskalte Bitch sein.
2. Die Dinge, die ich gesagt habe, waren teilweise sehr durchdacht.
3. Ich will mich nie wieder so fühlen. Ich will nie wieder meinem Körper so etwas antun.
Er wollte mich nicht stark sehen. Er wollte sehen, wie ich schwach war.
Andererseits...die paar Wochen, die er noch hier ist, könnte ich zu meinem Vorteil nutzen. Ist Stolz, von dem ich eindeutig zu viel habe, hier wirklich angemessen?
Und in wie weit spielt mein Helfersyndrom damit rein?
Wie kommt man über eine Fantasie hinweg?
Eine Frage, die mich insbesondere heute beschäftigt hat.
Ich dachte nicht, dass Pietro eine wäre, aber bezüglich mancher Punkte erfüllt er die Voraussetzungen einer Fantasie sehr gut. Nicht, weil er so perfekt ist. Sondern weil er Teile von mir berührt, die seit Jahren in mir verankert sind.
Man hätte mich mit 9, mit 16 oder mit 19 Jahren nach meinem Traumtyp fragen können und ich hätte bis auf vereinzelte Abweichungen dasselbe gesagt: Groß, schlank, dunkle Locken, braun gebrannt, Drei-Tage-Bart, süß, Augen, die das Licht einfangen, italienisch, sturm und drängerisch, bestechendes Lächeln, männlich, kein Einzelkind.
Das meiste hier sind natürlich oberflächliche Kriterien, zu den Dingen, die mir ausnahmslos wichtig sind, komm ich später.
Pietro erfüllt so einige dieser Kriterien. Er ist groß, schlank, seine Haare würden sich locken, wenn er sie länger wachsen würde. Er hat diese italienischen braunen Augen, die das Licht einfangen, ebenso den Drei-Tage-Bart. Sein Lächeln ist - wenn er es mal sehen lässt - extrem bestechend. Er ist auch im Vergleich zu den Typen, mit denen ich sonst zu tun habe, relativ männlich. Außerdem hat er einen Bruder.
Er ist zwar nicht süß oder sturm und drängerisch. Er ist eher ernst und rational.
Trotz so vielen roten Fahnen, die ich sehe und die ihn zum No-Go machen, scheint der Faktor "italienisch" so einiges zu übertünchen.
Warum?
Mit Italien verbinde ich ausschließlich positive Erinnerungen. Ich hab fast jeden Sommer meiner Kindheit auf meiner italienischen Lieblingsinsel verbracht und schon damals bekam dieser Ort, mit allem drum herum, einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich schrieb schon mit acht oder neun Jahren mein erstes Lied über diese Insel inklusive der süßen Italiener. In dieser Hinsicht war ich wohl etwas frühreif.
Fast jeder Aufenthalt in Italien endete damit, dass ich mich in einen Italiener verguckte. Ich war schon immer eine Träumerin. Natürlich glühte ich nur aus der Ferne und fanatisierte darüber, dass sie mich retten würden.
Italiener waren in meiner Vorstellung alles, was ich nicht war: selbstbewusst, selbstliebend, offen, stets lächelnd, temperamentvoll und gefühlsbetont.
Vermutlich wollte ich nur jemanden, der mich aus meiner Komfortzone lockte und wenn das ein süßer italienischer Marco mit dunklen Locken und einem strahlenden Lächeln getan hätte, wäre ich ihm restlos verfallen.
Glücklicherweise ist es nie dazu gekommen, wer weiß, wohin mich das geführt hätte.
Mittlerweile hab ich ein ganz gutes Selbstwertgefühl entwickelt, weshalb ich definitiv sagen kann, dass ich nicht in Pietro verliebt bin und dass er auch nicht in Frage kommt. Zu viele rote Fahnen.
Dennoch denk an ihn. Sehr oft. Sehr sehr oft.
Warum?
Ihn gehen lassen und weiter machen oder alles mitnehmen, was geht?
Ich bin immer unentschlossen. Eine klare Entscheidung zu treffen, fällt mir in den alltäglichen Dingen des Lebens schwer.
Was diese Frage angeht, hab ich schon einige Male meine Meinung geändert.
Gestern war ich an dem Punkt, dass ich alles mitnehmen wollte, was ging. Er ist nicht mehr lange hier, endlich habe ich mal einen attraktiven Kerl gefunden, der charakterlich nicht mein Typ ist und ich wollte es. Scheiß auf Spielchen und darauf, dass es gegen meinen Instinkt war, ihm zu schreiben. Scheiß drauf, dass er es geschafft hat, mich zu verwirren.
Heute sehe ich die Sache schon wieder anders. Das wichtigste ist Seelenfrieden.
Gibt er mir ein gutes Gefühl? Nur, wenn er die Klappe hält.
Muss ich mich damit abgeben?
Denke ich wirklich, dass es in einer Stadt wie dieser, keinen anderen Kerl gibt, der seine Qualitäten hat und mir zusätzlich ein gutes Gefühl gibt?
Wenn er mich sehen wollen wollte, würde er das tun. Männer sind Jäger. Gut möglich, dass er momentan mit seinen Klausuren gut beschäftigt ist, aber was ist danach? Sollte ich wirklich auf ihn "warten" anstatt weiterzumachen?
Hat er mich zu einem besseren Menschen gemacht?
Nein. Ich war an einem sehr guten Punkt, als ich ihn traf. Er hat das ein bisschen verändert. Er machte mich ein wenig schwach und verletzlich, vielleicht auch, weil es neues Terrain für mich ist, was mit jemandem auf gleicher Augenhöhe zu haben. Durch sein ewiges Gerede über Beziehungen, führte er mir die Vorteile einer Beziehung, die ich erfolgreich ausgeschaltet hatte, wieder vor Augen. Ich bin noch nicht bereit. Um mir das vor Augen zu halten, las ich die Posts von meiner Trennung durch. Drei Gedanken:
1. Ich kann echt eine eiskalte Bitch sein.
2. Die Dinge, die ich gesagt habe, waren teilweise sehr durchdacht.
3. Ich will mich nie wieder so fühlen. Ich will nie wieder meinem Körper so etwas antun.
Er wollte mich nicht stark sehen. Er wollte sehen, wie ich schwach war.
Andererseits...die paar Wochen, die er noch hier ist, könnte ich zu meinem Vorteil nutzen. Ist Stolz, von dem ich eindeutig zu viel habe, hier wirklich angemessen?
Und in wie weit spielt mein Helfersyndrom damit rein?
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