Mittwoch, 31. Juli 2019
And I wanna lay under the stars and hear the ocean while I'm talking bullshit
Die Woche ist noch nicht einmal ansatzweise vorbei und doch gibt es einiges, was passiert ist und einiges, worüber ich nachdenke.
Am Montag ging ich in die Bib. Ich erhielt eine Nachricht von Joschua, ob wir um drei zusammen Mittag essen gehen wollten. Ich war dabei. Ich blieb noch eine Weile in der Bib, dann machte ich einen Abstecher in die Arbeit, weil ich etwas ausdrucken musste. Miri hatte Schicht und wir plauderten ein bisschen. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich das richtig interpretiere, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass sie mich … abcheckt? Es kann gut sein, dass ich das falsch auffasse, aber sie ließ ihren Blick immer wieder mehr oder weniger offensichtlich über meinen Körper schweifen. Gut, vielleicht hab ich es auch ein wenig provoziert, weil ich ein bauchfreies Oberteil anhatte. Gut möglich, dass Eric ihr erzählt hat, dass ich es momentan mit den Ladies hab. Ich weiß nicht viel über Miri, bis auf, dass sie sexuell sehr offen und experimentierfreudig ist. Keine Ahnung, ob sie etwas starten will. Dieses Gespräch war irgendwie ein bisschen wie ein Kennenlernen – was ihre Fragen betrifft.
Ich finde sie wunderschön und wirklich toll, aber sexuell angezogen fühle ich mich von ihr eher nicht so. Obwohl ich ihre Boobies ganz schön toll finde…
Aber wie gesagt, vielleicht überinterpreiere ich auch nur.
Übrigens kam der heiße Italiener kurz vorbei und schenkte mir ein umwerfendes Lächeln. Ich sterbe.
Ich ging wieder in die Bib, kam aber später nochmal in die Arbeit zurück, um meine Sachen dort zu lassen. Diesmal hatte Lena Schicht. Nach dem sie mir einige Tipps für‘s Rep gegeben hat und wir meine bestandene Prüfungen feierten, erzählte sie mir, dass sie den Typ, mit dem sie was hatte, endlich abgeschossen hat und es ihr richtig gut ginge. Ich war so stolz auf sie!
Plötzlich kam Max vorbei, der mit David Mittagessen war.
Er:“Na, was machst du denn heute hier?“
Ich:“Ich geh gleich mit Joschua Mittagessen und wollte meine Sachen hier lassen.“
Er grinste wissend, woraufhin Lena auch anfing zu grinsen.
Ich:“Es ist nicht so, wie er es darstellt.“
Max:“Jajaja. Schreib mir dann mal heute Abend.“
Ich:“Mach ich.“
Dann ging er und ich setzte mein Gespräch mit Lena fort, bevor ich mich auf den Weg machte. Ich wartete wie vereinbart am Brunnen, dachte, dass ich zu spät wäre. Er war aber glücklicherweise noch nicht da, weshalb ich Macy, die gerade in China ist, eine Sprachnachricht machte.
Dann kam Joschua und wir streunten ein wenig durch das Viertel, auf der Suche nach Essen. Der Italiener, zu dem er rein wollte, hatte geschlossen, weshalb wir in eine Gaststätte gingen. Wir redeten viel. Wenn Hindernisse unseren Weg blockierten, ließ er mir stets den Vortritt, hielt mir die Türe auf und zog in der Gaststätte sogar galant meinen Stuhl zurück. Das ist genau die altmodische Art, die ich mag, aber mir schwante Übles.
Das Essen hat wirklich sehr gut geschmeckt und wir haben uns richtig gut unterhalten. Aber irgendwie fühlte ich mich wie bei einem Date, weil wir uns irgendwie kennenlernten. Ich hatte nie außerhalb von der Uni mit ihm zu tun und obwohl unsere Whatsappnachrichten teilweise ein wenig zweideutig und versaut waren, schrieben wir nie über wirklich spannende Dinge.
Ich hatte eine gute Zeit, aber ich mochte dieses Datinggefühl nicht. Es setzte mich unter Druck. Es war ganz interessant, was er erzählte, aber im Endeffekt juckt es mich genauso wenig, wie wenn irgendein anderer Kerl mir etwas erzählt. Ich war selbst schuld. Ich hatte mich in diese Situation gebracht. Ja, ich glühte ihn (und seine Oberarme) zeitweise an, aber es ging genau so schnell vorbei, wie es gekommen ist. Es sind einfach meine Hormone.
Ich dachte in letzter Zeit viel über die Typen nach, die ich irgendwann mal anziehend fand. Vor fast zwei Jahren fand ich einen Typ aus meiner Arbeit anziehend – heute erinnert er mich an meinen Ex (nur optisch, er ist mega nett) und deshalb finde ich ihn sogar ein wenig abstoßend. Ich meine, Eric fand ich ja auch mal für eine Weile anziehend, aber das hat sich gelegt, als ich das erste Mal bei ihm übernachtet habe. Sogar den heißen Peter, den ich wochenlang super heiß fand, Lieder über ihn geschrieben habe und der mir sogar die Sprache verschlug und mich verlegen machte, als er „Tschüss“ zu mir sagte, find ich nicht mehr anziehend.
Der Grund? Rein rational betrachtet sind diese Beispiele nicht mein Typ. Deshalb hält die Anziehung nicht lange. Meine paarungsfreudigen Hormone finden immer schnell ein neues Opfer, eine neues Fantasie. Und wenn ich aus Versehen mit den Typen geflirtet habe, hab ich dann den Salat. Wie bei Joschua.
Ich gebe zu: Es hat mich gereizt. Ich weiß, dass er ein vielbeschäftigter Mann ist. Sein Leben besteht praktisch nur aus Uni, Arbeit und Sport. Ich konnte davon ausgehen, dass er sich eher wenig Zeit für Mädels nimmt, weil seine Karriere einfach Priorität hat.
Vielleicht wollte ich wissen, ob ich ihn dazu bringen konnte. Vielleicht provozierte ich seine zweideutigen Nachrichten. Ich denke aber auch, dass ich es anziehend fand, dass er so perfektionistisch war. Dann war er das vielleicht auch in den Laken.
Aber noch während wir aßen, dachte ich mir:“Scheiße. In was für eine Situation hast du dich da gebracht?“
Und ich beschloss, von nun an nur noch mit Typen etwas zu machen, die rein rational betrachtet mein Typ sind und nicht Typen, von denen sich meine sprunghaften Hormone zeitweilig angezogen fühlen.
Wir zahlten (getrennt natürlich) und gingen zurück zur Uni. Er suchte ein wenig Körperkontakt, legte den Arm um mich, legte seine Hand zwischen meine Schulterblätter und führte mich zwischen Menschen durch und packte mich spielerisch bei den Schultern. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und war ein wenig gemein (natürlich alles in Spaß verpackt und er hat es auch als Spaß verstanden). Ich provozierte ihn, in dem ich Männer nieder redete, aber er schien es nicht ernst zu nehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es ernst gemeint habe.
Wir verabschiedeten uns zwei Häuser von meiner Arbeit entfernt. Eine Umarmung zum Abschied, dann ging ich wieder in die Arbeit zum Lernen. Als ich ein paar Schritte von ihm entfernt war, hörte ich, wie er einen Prof ansprach und ihn nach der Vorlesung fragte.
Ich weiß, dass er rational betrachtet ein sehr guter Kerl ist. So einen wünschen sich wahrscheinlich viele Frauen, aber ich will ihn nicht. Nicht auf diese Art und Weise. Nur als Freund.
Vor ein paar Wochen hätte ich nicht ausgeschlossen, dass ich auch was Lockeres mit ihm haben würde, aber jetzt bin ich mir sicher. Ich fühle mich einfach nicht von ihm angezogen.
Ich weiß, dass er nicht ganz so unschuldig ist, wie er tut. Übrigens hat er plötzlich auch Sachen über Doggystyle rausgehauen und wir kamen mehr oder weniger auf das Thema Sex zu sprechen. Dass er es so schnell anging, überraschte mich dennoch.
Er meinte, er würde mich das nächste Mal zum Italiener ausführen. Total überrumpelt sagte ich zu, schob aber kurz danach Panik. Ausführen. Fuck. Das ist definitiv Dating. Ich bin einfach nicht für Dating gemacht. Es interessiert mich nicht besonders, was andere Leute (die nicht zu meinen Liebsten gehören selbstverständlich) zu erzählen haben, auch wenn es natürlich ganz interessant ist. Ich bin nicht auf der Suche nach etwas Festem. Ich bin viel lieber mit mir alleine. Dementsprechend gerne rede ich auch über mich selbst. :D Ist das ein neues Level der Selbstliebe/Selbstreflexion oder schon Narzissmus? :D
Ein wenig überfordert, machte ich mich wieder in die Arbeit, gab aber schon bald auf, weil ich Kopfschmerzen und Aggressionen auf Menschen bekam. Ich fuhr heim. Schon davor erhielt ich eine Nachricht von Eric, ob wir an seinem letzten Abend in der Stadt etwas trinken wollten und ob er vielleicht bei mir schlafen könne, weil er keine Matratze mehr hatte. Zuerst war ich genervt. Ich hatte weder Bock auf ihn, noch auf Alkohol, noch darauf, mir die Beine zu rasieren. Deshalb antwortete ich zuerst nicht. Ich fuhr heim, kaufte ein, kochte und kam wieder ein wenig runter. Dann beschloss ich, dass ich ihm zusagen würde. Unter meinen Bedingungen natürlich: Nur ein Bier für mich, früh ins Bett und früh aufstehen.
Er willigte ein.
Ich kaufte am Kiosk Bier und gegen halb neun kam er mit Koffer und Snowboard im Gepäck an, weil er in der Früh direkt den Zug nach Hamburg neben würde. Wir taten das, was wir immer taten. Wir tranken Bier, hörten Musik und redeten. Ich weiß nicht, ob es an der Kombi aus Bier und Kopfschmerzen lag, aber ich bekam etwa für eine halbe Stunde lang meine fünf Minuten. Ich redete richtig viel Scheiße und feierte mich dafür sehr. Ich fand mich unglaublich lustig. :D
Dann stellte ich wieder die Frage aller Fragen, die ich laut ihm immer stellte, wenn wir tranken:“Ist Bier oder Musik besser?“
Ich überlegte ewig lange, kam aber zu dem Schluss, dass es Musik sein musste. Ich entschuldigte mich dafür bei dem Bier.
Ja, auch ansonsten geht es mir gut und ich bin überhaupt nicht komisch. :D
Dann beschloss ich, dass ich ins Bett gehen musste, schminkte mich ab und putzte meine Zähne. Er saß währenddessen auf der Couch, während ich zu „Hula Hoop“ im Bad tanzte. Danach machten wir wieder ein wenig rum. Dann gingen wir ins Bett.
Natürlich lief wieder was, aber genau so wenig wie sonst. Natürlich versuchte er mich zum „Abschiedssex“ zu überreden, aber ich blieb hart und fand es so lustig, die Spaßbremse zu sein. Ich sagte ihm knallhart:“Ich schlafe nur mit Leuten, von denen ich mich angezogen fühle. Und du bist keine Frau.“
Je nach Zeichensetzung kann man diesen Satz anders interpretieren.
Ich war mobbte ihn ein wenig, erhielt meinen Vorteil und war aber ansonsten sehr kalt.
Es war mir so egal, dass ich die Spaßbremse war. Im Gegenteil: Ich fand es extrem lustig. :D
Es war mir insgesamt alles so egal.
Er war mir egal.
Ich bin ein wenig überrascht von meiner Kälte (vor allem nachdem ich Anfang des Monats die Situation mit ihm total überdramatisiert habe), aber ich war sehr stolz auf mich. So war es am Besten für mich.
Er sprach jetzt schon davon, wann er wieder in der Stadt sein würde und wann ich nach Hamburg kommen sollte (im September), obwohl er noch nicht mal weg war.
Ich schlief nicht wirklich gut. Ich wachte ständig auf, weil ich zu wenig Platz hatte, er laut atmete oder meine Nachbarin meinte, mitten in der Nacht lautstark Dinge auf ihrem Balkon umräumen zu müssen.
Als der Wecker klingelte, war ich so bereit für seinen Abschied, aber nicht bereit, aufzustehen. Ich verwarf meinen Plan, früh aufzustehen, weil ich mit zu wenig Schlaf überhaupt nicht produktiv sein würde. Ich stellte den Wecker auf eine Stunde später, während er sich fertig machte, um den Zug erwischen zu können.
Dann kam er nochmal hoch, um sich zu verabschieden. Er küsste mich ziemlich lange – was komisch war (deshalb zog ich auch unterbewusst kritisch meine linke Augenbraue nach oben), weil wir uns sonst nie außerhalb der Action küssen. Was mir auch sehr recht ist, weil es ja beim Küssen nach wie vor nicht wirklich harmoniert. Ich ließ ihn gewährend, dann wünschte ich ihm ein „geiles Leben in Hamburg“ und formte meine Hände zu Metalzeichen.
Ich drehte mich um und versuchte weiterzuschlafen, er ging die Treppe herunter. Ich war froh, als ich hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel und die Rollen seines Koffers über das Pflaster rumpelten.
I‘m glad that he‘s gone.
Endlich hatte ich mein Bett für mich alleine. Ich schlief noch eine Stunde lang sehr gut, dann machte ich mich auf den Weg zur Arbeit.
Natürlich dachte ich viel über diesen „Abschied“ nach, aber ich war in keinster Weise traurig oder melancholisch. Auf zu neuen Ufern.
Ich will unter Sternen liegen, das Meer hören und Scheiße reden.
Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder sehen werden. Keine Ahnung, ob wieder etwas läuft. Keine Ahnung, ob ich ihn in Hamburg besuche. Vielleicht. Nicht, weil ich ihn so vermisse, sondern weil ich die Stadt schon immer mal sehen wollte.
Wir hatten eine nette Zeit, schufen witzige Erinnerungen und obwohl mich das Lied "Mary" immer an ihn erinnern wird, werde ich nicht melancholisch, wenn ich es höre.
Ich fühle mich befreit und glücklich.
So ist es besser für meine mentale Gesundheit.
Heute war ich in der Bib und dann mit Julia und Max in der Mensa. Max war natürlich sehr enttäuscht, dass ich von dem Treffen mit Joschua nichts besseres zu berichten hatte. Max liebt Joschua nämlich. :D Aber er verstand es, als ich ihm meine Gründe erklärte.
Simon hat mich gestern gefragt, ob wir etwas am Freitag machen wollen. Ich war überrascht, sagte aber zu. Mal schauen, ob es war wird. Ich bin gerade noch am Überlegen, ob ich Nadja davor Bescheid sagen sollte. Eigentlich wollte ich ihr so wenig wie möglich erzählen, um ihren Kupplungsversuchen entgegen zu wirken. Aber es wäre sehr komisch, wenn wir uns plötzlich im Flur oder in der Küche treffen würden, weil sie bei Jakob ist. Und da sie ja gerne immer überall dabei ist, warne ich sie vielleicht vor.
Toni hat mir übrigens davon abgeraten, etwas mit Simon anzufangen.
Die Gründe?
Sie mag ihn weniger als Carl (und das will was heißen).
Er ist ein Beziehungstyp.
Und sie hat Angst, dass ich mich in irgendetwas verrennen könnte, weil ich ein ziemliches Helfersyndrom hab (der vermutlich einige Grund, weshalb ich mit meinem Ex zusammen war). Simon ist auch eher jemand, der sich selbst noch nicht ganz gefunden hat, bzw. nicht alleine sein kann. Starke Männer sind nicht mein Problem. Es sind die schwachen. Ich mag es zwar nicht besonders, aber wenn man es sehr schlau anstellt, aktiviert man mein Helfersyndrom.
Ich muss einfach darauf achten, ihm nicht so zuzuhören, wenn er von seinen Problemen erzählt, ihm sagen, dass er sich um seinen Scheiß selbst kümmern muss und mich eher auf mich konzentrieren.
Ursprünglich hatte ich ja mal beschlossen nichts mehr mit Typen anzufangen, die emotionalen Ballast mit sich herum schleppen.
Ich spiele also mit dem Feuer.
Lasst die Spiele beginnen.

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