Dienstag, 17. Dezember 2019
I swear on my life that I've been a good girl, tonight I don't wanna be her
Nachdem ich am Montag einen Weihnachtsgeschenke-Einkaufs-Marathon hingelegt habe, bin ich nach Hause und hab Mittag gegessen. Nach einem kurzen Schläfchen erhielt ich plötzlich eine Nachricht von Fredrik, der fragte, ob ich mit ihm für das Christmas Dinner einkaufen gehen wollte.
Ich bat ihn mir zwanzig Minuten zu geben, machte mich fertig und fuhr los. Ich dachte erst, dass es ein wenig komisch werden würde. Seitdem wir zusammen ein Bier getrunken haben, hatte ich ihn nicht mehr gesehen und auch ansonsten keinen Kontakt gehabt.
Ich hätte mir keine Gedanken machen brauchen. Er war so wie immer. Er ist einer der nettesten und witzigsten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe. Ich sah ihn ein wenig verwirrt den Einkaufswagen durch die Milchprodukteabteilung schieben. Wir begrüßten uns, arbeiteten die Einkaufsliste ab und brachten uns auf den neuesten Stand.
Maria ist wieder mit ihrem britischen Ex zusammen. Oskar hatte es als Letzter erfahren, weshalb es ein wenig Drama gab. Fredrik und Oskar verstehen sich mittlerweile richtig gut.
Wir bezahlten den Großeinkauf und fuhren zu Fredriks Apparmentkomplex. Dort hatte er die Küche gemietet. Wir redeten viel, packten die Einkäufe aus und warteten auf den Rest der Gruppe. Oskar kam zuerst an. Er schaffte es den Ofen anzumachen, nachdem Fredrik und ich das nicht hinbekommen hatten. Wir machten Musik an und fingen an Glühwein mit Schuss zu trinken. Ich hatte keine Ahnung wohin dieser Abend führen würde. Ich hatte seit Mittag nichts mehr gegessen, war ziemlich hungrig und der Glühwein mit Schuss würde mir bestimmt schnell zu Kopf steigen. Ich hatte Recht.
Nach und nach kamen die anderen, Tal, Danielle, Martina, Guillemero und ein neues Mädchen, Ophelie aus Kanada. Wir kochten zusammen Hühnchen, viel Gemüse, einen norwegischen Salat, israelische Donuts und Kartoffelpüree. Es war sehr lecker. Obwohl wir alle großen Hunger hatten blieb einiges übrig. Es war so interessant, so viele Nationen gleichzeitig an einem Ort versammelt zu haben. Diese Leute sind wirklich unglaublich nett und süß. Und so unkompliziert, was ich ja von meinen Uni-Mädels eher nicht so gewohnt bin. Beim Essen unterhielt ich mich viel mit Martina über Italien.
Als wir abräumten, unterhielt ich mich zum ersten Mal mit Ophelie. Ihr Gesicht erinnerte mich an das meiner Uni-Freundin Chris. Ich war zuvor schon von ihrer Ausstrahlung fasziniert, die vollen dunkelrot geschminkten Lippen, die Piercings und ihr Lächeln verstärkten dies noch. Ich erfuhr, dass sie aus dem französischen Teil von Kanada kam, weshalb wir gleich anfingen, ein bisschen auf französisch zu reden. War es ihre Ausstrahlung? Ihr Lächeln? Ihre offene und herzliche Art? Ihre Geschichte? Ich wusste nicht was es war, aber irgendetwas fand ich sehr anziehend an ihr. Das letzte Mal, dass ich so fasziniert von einer Frau war ist schon eineinhalb Jahre her.
Sommer.
Ihre wilden Haare.
Ihre noch wildere Persönlichkeit.
Ophelie und ich waren absolut auf einer Wellenlänge.
Dennoch war mir schon beim Abendessen aufgefallen, wie nah Fredrik und sie sich sind. Ständiger Körperkontakt, die Blicke, die sie ihm zuwirft und wie nah sich ihre Gesichter waren. Wenn da nicht schon etwas lief, dann würde in Zukunft dort bestimmt was Laufen. Und es würde mich freuen. Das sind beides so nette, herzliche Menschen, ich mag sie beide wirklich sehr.
Da wir die Küche räumen mussten, packten wir die Sachen zusammen und gingen hoch in Fredriks Wohnung. Die Gruppe wollte dort weitertrinken, aber es war mittlerweile halb zwölf, weshalb ich mich verabschiedete. Vor allem Tal hatte über den Abend so viele nette Dinge zu mir gesagt, die mich wirklich flashten. Sie schien es von Herzen so zu meinen und ich fragte mich, warum ich immer überrascht bin, wenn Menschen mich mögen. Es ist nicht so, dass ich eine verbitterte und unhöfliche Person bin, die nicht gut im Smalltalk ist. Warum bin ich so streng mit mir selbst?
Ich fuhr heim, hörte Musik und ging ins Bett. Obwohl ich so müde war, schlief ich wirklich schlecht. Das musste an dem Glühwein liegen.
Gestern Abend traf ich mich mit Pietro. Ich bin jedes Mal überrascht, wenn er sich erneut meldet.

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