Mittwoch, 18. Dezember 2019
You used to have a face straight out of a magazine, now you just look like anyone
Dieser Post wurde insgesamt an fünf Tagen zu fünf unterschiedlichen Emotionen geschrieben. Es ist gut möglich, dass er ein wenig unstrukturiert und verwirrend ist:
Ich weiß gar nicht, wie ich beginnen soll.
Ich hatte einen Sinneswandel.
Ich sitze seit einigen Minuten hier und die Worte kommen nicht.
Okay, mittlerweile sind es 15 Minuten, in denen ich nur auf den Bildschirm starre.
Pietro lud mich gestern zu sich ein.
Ich hatte irgendwie ein Gefühl, weshalb ich zur m-Playlist die nächtlichen Straßen entlang ging.
Ich klingelte, stieg gemächlich die Treppen hinauf in den ersten Stock. Als ich erneut klingeln wollte, machte er die Tür auf.
Zwei Küsschen auf die Wange, er entschuldigte sich für das Chaos in der Wohnung.
Ist halt eine Männer-WG, was soll man da schon groß erwarten.
Er fragte, ob ich was trinken wollte und öffnete eine Flasche Rotwein.
Ich war mir nicht sicher, ob vorher der Schatten ungünstig auf seinen Hals gefallen war, aber jetzt sah ich es.
Obwohl er einen Rollkragenpulli trug, konnte ich einen Knutschfleck auf der linken Seite seines Halses sehen.
War ich überrascht?
Nein.
Mir war bewusst, dass ich nicht die Einzige bin, mit der er trinkt.
Kratze es an meinem Ego?
Ja.
Ich habe mir immer wieder vor Augen gehalten, dass da viele andere sind und mir ihn sogar mir anderen vorgestellt. Aber so deutliche Spuren waren anscheinend noch mal etwas Anderes.
Ich blieb rational.
Es ist nicht so, dass mein Herz verletzt war. Ich will ihn ja gar nicht auf diese Art und Weise. Wir sind nicht einmal auf einer Wellenlänge.
Aber scheinbar ist mein Ego größer, als ich gedacht hätte.
Mir ist bewusst, dass mein Ego nicht gerade klein ist, aber dass ich deshalb dicht machte und etwas kühl wurde, verwunderte mich.
Oder war es nur, weil ich nicht damit gerechnet hatte?
Vielleicht bereute ich auch, dass ich ihm Dinge von mir erzählt hatte, die ihn eigentlich nichts angingen. Information ist ein Privileg, das man nicht einfach so bekommen sollte. Nun ja, ich war selbst schuld. Ich wusste genau, dass er Alkohol meine Zunge lockern würde.
Ich habe vorgestern aufgehört zu schreiben.
Die Worte wollten einfach nicht kommen.
Also starten wir einen neuen Versuch.
Wie schon gesagt, machte ich dicht.
Ich bemühte mich nicht mehr um eine Konversation, aber das machte nichts, weil er das in die Hand nahm.
Trotzdem redeten wir relativ normal weiter und ich denke nicht, dass er was gemerkt hat.
Irgendwann kamen wir auf das Thema mentale Gesundheit zu sprechen. Er meinte, dass ich ziemlich glücklich wirke. Er dagegen ist schon dankbar für das, was er hat und hat auch Momente, in denen er glücklich ist. Dann aber gibt es wieder Momente, in denen er nicht glücklich ist und nicht weiß warum. Wenn er mal seine Emotionen, vor allem die schlechten, zulassen und nicht verdrängen würde, könnte er den Grund bestimmt rausfinden.
Es überraschte mich nicht, dass er oft unglücklich war. Er ist genau wie ein Großteil der Leute, mit denen ich zur Schule gegangen bin. Ein armer reicher Junge.
Ich erzählte von einigen meiner Freunde, die sich psychologische Hilfe gesucht hatten und wie schön es ist, mitanzusehen wie sie glücklicher werden und wachsen.
Er:"Did you ever go to a therapist?"
Ich:"No. But maybe I should have. I'm at a good place now, but maybe I would have gotten there earlier if I went to a therapist."
Er meinte, dass er es seinen Freunden nicht erzählen würde, weil er nicht wollte, dass sie sich Sorgen machen.
In manchen Dingen ist er so rational, in anderen überhaupt nicht.
Nun ja, das muss er selbst auf die Reihe kriegen. Ich bin nicht seine Therapeutin oder seine Mutter. Ich werde Menschen nicht mehr retten. Jeder muss sich selbst retten.
Er wollte über etwas fröhlicheres reden und fing wieder an mich zu kitzeln. Ich kitzelte ihn zurück.
Wir machten Squats in seiner Küche, ich gab ihm einen Klaps auf den Arsch, er mir ebenfalls.
Er behauptete, dass er 1,92 Meter groß war, was ich ihm nicht abnahm. Ich habe einige Freunde, die lustigerweise alle 1,93 Meter groß sind und deshalb kann ich das ziemlich gut einschätzen. Meiner Schätzung nach war er 1,86 Meter groß, was er heftig dementierte. Meine Größe schätzte der tatsächlich auf den Zentimeter genau.
Er kam wieder auf das Thema Betrügen zu sprechen und fragte, wie ich es erfahren hatte. Ich erzählte ihm, dass Ina es über einige Ecken herausgefunden hatte und es mir gesagt hatte. Dann erfuhr ich, dass auch er betrogen wurde, was mich überraschte. Es war ein One-Night-Stand. Er kannte seine Ex so gut, dass er so lange nachhakte, bis sie es ihm sagte. Er ließ ein paar Dinge im Hinblick auf sein Ego fallen, die definitiv rote Fahnen waren. Ich sah sie.
Er wollte meinen Pfefferspray sehen und ich musste ihn davon abhalten, es aus dem Fenster zu sprühen.
Er fragte mich zum dritten Mal, was mein Lieblingsbuch war.
Immer noch Illuminati, Schnucki.
Ich kam irgendwie auf Ophelie zu sprechen, er erzählte mir von seinem letzten Crush. Ein Mädchen, das er im September kennengelernt hatte, nur zwei Nächte mit ihr verbrachte. Sie sah aus wie aus einem alten Film, aber er hatte keinen Kontakt mit ihr, da sie einen Freund hatte.
Er zeigte mir Bilder von seiner Katze als sie noch ein Baby war und ich schmolz dahin. Wie konnte er nur die ganze Zeit sagen, dass sie der Teufel wäre und er sie nicht mochte?
Ebenso zeigte er mir ein Kinderfoto von sch, welches ich nicht annähernd so süß fand.
Wir kamen auf das Thema Kitzeln zu sprechen und kamen irgendwie zu der Abmachung, dass er mich zehn Sekunden lang kitzeln durfte, ohne dass ich mich dagegen wehren durfte. Die Flasche Wein war mittlerweile leer, was erklärte, wieso ich einverstanden war. Ich glaube, ich durfte das im Gegenzug auch bei ihm machen, aber das geriet später in Vergessenheit.
Er warf die Flasche in den Müll und führte mich in sein Zimmer. Er nahm meine Hand und zog mich aufs Bett, genauer gesagt auf seinen Schoß. Er fragte, ob ich eine Massage wollte. Hölle ja, mein Rücken war absolut verspannt. Er sagte, dass ich dafür noch zu viel anhatte. Ich ließ die Hüllen noch auf seinem Schoß fallen.
Er meinte, ich sollte mich auf den Bauch legen, was ich auch tat.
Ich spührte, wie er mich kitzelte und ich versuchte ein Kichern und Zucken zu unterdrücken. Dann holte er das Massageöl sowie seine Box, mit der er Musik anmachte. Er fing an meinen Rücken zu massieren. Zugegeben, er war wirklich gut darin. Es schien eine richtige Routine im Einklang mit der Musik zu sein. Als das Lied vorbei war, machte er es von vorne an und legte genau die selbe Performance hin. Mein Kopf hinterfragte das kritisch, mein Rücken jubelte nur.
Als das Lied zu Ende war, legte er sich neben mich.
Ich:"Can I hire you?"
Er:"I only take naturals."
Ich war nicht überrascht.
Er küsste mich.
Wir verbrachten die nächsten beiden Stunden damit rumzumachen.
Unglücklicherweise versuchte ich einen sicheren Hafen für ihn zu schaffen. Nun ja nicht ganz. Ich sagte lediglich, dass er sich selbst nicht so unter Druck setzen sollte. Er ging gar nicht wirklich darauf ein, ich merkte, dass es ihm unangenehm war. Warum halte ich mich nicht an das, was ich selbst predige?
Gut, ich hätte auch meinen Teil davon, aber dennoch ist es nicht meine Position. Er muss seinen Scheiß selbst auf die Reihe kriegen.
Wir redeten noch ein wenig, dann machten wir uns bettfertig. Er legte mir eine neue Zahnbürste raus.
Ich konnte erneut nicht widerstehen. Ich sah in seinem Kulturbeutel nach. Neben meinen alten Zahnbürsten lag eine neue, die definitv nicht meine war. Es überraschte mich nicht. Ich brauchte lediglich Klarheit.
Wir gingen ins Bett. Als ich ihm Halbschlaf war, stupste er mich an und fragte:"Hey, are you cold?"
Ich murmelte verschlafen:"Hm?"
Er:"Do you need a T-Shirt?"
Ich:"No, I'm fine."
Ich schlief ein. Ich hatte die Zeile "Make that sound when you pull it out" im Kopf. Er redete nicht im Schlaf in dieser Nacht. Vielleicht schlief ich auch zu tief.
Als der Wecker klingelte, war ich nicht bereit. Wir waren erst nach halb zwei ins Bett gegangen.
Er lies den ersten Alarm klingeln, erst beim zweiten wachten wir wirklich auf.
Er:"Hey Sweetie."
Ich war müde und minimal verkatert. Wir machten verschlafenen Smalltalkt, dann zog ich mich an,
Er fragte, ob ich Frühstück wollte, ich sagte, er solle liegen bleiben, weil er später los musste als ich.
Er tat meiner Bitte ab, stand auf und machte Tee, so wie Brot. Ich ging währenddessen ins Bad.
Mein Makeup musste wohl auf seinem Kissen gelandet sein, denn auf meinem Gesicht befand sich nur noch wenig davon.
Ich ging in die Küche. Er hatte bereits Tee gekocht, Butter, Nutella und Marmelade rausgestellt. Ich wollte nur ein bisschen von dem Brot, das er toastete. Wir teilten es, ich bestrich meins mit Butter, er mit Butter und Marmelade.
Wir redeten ein wenig, diskutierten wieder, wer wessen Bitch wäre.
Er:"What do you want so you stop saying that I'm your bitch?"
Ich überlegte und antwortete:"Books. Like 100.000."
Er:"Okay, I'm gonna rent an airplane and throw out the books."
Er erzählte, dass er am Donnerstag eine Prüfung hatte. Warum war er so dumm und traf sich zwei Tage davor mit mir und trank?
Nach dem Frühstück nahm ich meinen Mantel und zog meine Schuhe an. Die Küsschen auf die Wange waren relativ kühl, obwohl seine Hand auf meiner Hüfte lag. Er wünschte mir frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Mein "Bye" war ziemlich kalt und als ich die Treppen herunter ging und sich die Tür hinter mir schloss, war ich mir nicht sicher, ob wir uns überhaupt wieder sehen würden.
Ich hörte an diesem Tag sehr oft "A Change of heart" von The 1975.
Zu diesen Zeitpunkt kamen viele Dinge zusammen. Ich war kurz davor meine Tage zu bekommen,, übermüdet und mein Ego war angekratzt. Ich fühlte mich nicht gut und ich fragte mich, was er mir überhaupt gab. Außer Spaß. Ich hatte keine Antwort. Was tat ich überhaupt hier?
Auf der anderen Seite wusste ich, dass, wenn ich mit diesem Gefühl auseinander setzte und meinen Schlafmangel aufholen würde, mich wieder besser fühlen würde.
Ich hatte recht.
Es dauerte tatsächlich nur einen Tag, um meinen Ego wieder herzustellen.
Ich war dankbar für diese Erfahrungen.
Wir müssen im Licht der Wahrheit gehen, auch wenn es blendet, unangenehm ist und die Aufmerksamkeit auf uns lenkt.
Wenn ich eins dieses Jahr gelert habe, war es, dass man jeden belügen kann. Wirklich jeden. Außer sich selbst.
Früher hätte ich dieses komische Gefühl einfach verdrängt, heute setze ich mich damit auseinander und führte es auf mein Ego zurück.
Mittlerweile sehe ich die Sache wieder ein bsischen anders.
Mir wurde wieder bewusst, wie viel wichtiger andere Dinge sind. Die Gesundheit meiner Liebsten. Meine Psyche. Dass ich meiner besten Freundin bei einer Sache nicht helfen kann und es mich fertig macht, sie im Auto weinen zu sehen. Dass ich mir Sorgen um sie mache, weil ich weiß, dass sie für andere stark sein will und dabei sich selbst vergisst. Ich mache mir Sorgen, weil ich nicht weiß, ob sie genügend isst. Der Einklang mit mir selbst ist wichtiger. Dass ich ein guter Mensch bin, tolle Erinnerungen schaffe und an mir selbst arbeite. Als ob ein Typ, der mein Leben für ein paar Monate kreuzt mich von meinem Weg abbrigen wird. Ich werde daraus lernen und Erfahrungen sammeln.
Ich schreibe zum vierten Mal an diesem Post, diesmal angetrunken, was dazu führt, dass meine Finger nur so über die Tastertur fliegen.
Ich habe letztes Mal die Oberhand verloren. Ich hab ihm persönliche Dinge von mir erzählt, wurde kurz sentimental. Zwar war ich angetrunken, aber das ist keine Entschuldigung. Das war der Moment, in dem ich mich nicht mehr vollkommen auf mich konzentriert habe.
Oh honey no.
Die Oberhand hab ich zurück.
Falls ich ihn überhaupt wieder sehe.
Er wird die nächsten Wochen daheim verbringen und ich weiß nicht, ob ich mich melden würde.
Wir werden sehen.
Ich denke natürlich an ihn. Betrunken und nüchtern. Aber nicht auf eine romantische Art und Weise.
Gerade war ich auf Chris Einweihungsfeier und hab eine Ex von Flos ehemaligem Freund getroffen. Johanna. Verrückt wie klein die Welt ist.
Ich mochte sie immer, auch ihr Ex war einer von den wenigen, die ich von Flos Freunden mochte. Ich erinnerte mich an die Halloweenparty ihres Ex. An die Villa, die wie in einem amerikanischen Film dekoriert war. An Johannas Halloweenkostüm vor drei Jahren, eine blutüberströmte Braut. Sehr cool. Ich dagegen trug ein Kostüm, das überhaupt nicht meinem Selbstbewusstsein entsprach. Ich erinnere mich, wie sich die beste Freundin (Tanja) von Flos Ex draußen beim Kiffen auf seinen Schoß gehockt hatte, ich mich minimal verarscht gefühlt habe, wieder hinein gegangen bin und die Türe zugeknallt habe.
Von da an saß ich mit Meike, die einzige, die mich damals vor Flo gewarnt hatte ("Halte dich von gebrochenen Männern fern. Die ziehen dich nur mit in die Scheiße rein." - wie recht sie doch hatte), etwas abseits vom Rest an der Treppe und redete stundenlang mit ihr. Ich war traurig als sie gehen musste. Irgendwann kam auch die Polizei vorbei, weil es zu laut wurde. Der Polizist grinste mich an, als er meine Polizeimütze sah.
Irgendwann sind Flo und ich dann nach Hause gegangen, Tanja im Schlepptau. Ich bemühte mich nicht um eine Konversation. Mittlerweile war es mir egal, was sie von mir dachte und was sie womöglich seiner Ex erzählen könnte. Das war der Beginn des Tiefpunktes.
Schön zu sehen, dass es auch Johanna besser geht. Ihre Haare waren heller, ihr Lächeln war immer noch dasselbe. Ihre offene Art ebenso. Sie hatte einen neuen Freund und sie schien glücklich zu sein. Krass, dass auch sie immer noch sagt, wie viele Gerüchte sich um Flo ranken. Gerüchte der schlechten Sorte. Sie meinte, dass sie es immer krass fand, dass ich mit ihm zusammen war, obwohl er so viel Scheiße gebaut hat. Da sind wir mittlerweile zu zweit.
Aber das alles ist lange her.
Klar, hat das Aufeinandertreffen mit ihr ein paar Erinnerungen zurück gebracht. Aber es war schön jemanden aus dieser Gruppe zu treffen, den ich schon immer mochte.
Ich bin mittlerweile an einem besseren Ort. Damals war ich sehr jung und hatte nicht unbedingt eine Vorstellung davon, wie eine Beziehung funktioniert.
Gut möglich, dass ich die auch immer noch nicht habe.
Aber mittlerweile habe ich ein Selbstwertgefühl entwickelt, was mir damals komplett gefehlt hat. Deshalb habe ich mich auch so behandeln lassen.
Ich wünsche ihm von Herzen alles gute, ich hoffe, er machte eine Therapie, besiegt seine Dämonen und wird glücklich.
Es gibt genug Plätze am Tisch. Jeder hat Glück verdient.


~now it's my time to depart and I just had a change of heart~
~wind my way out of the city~
~finding a girl who is equally pretty won't be hard~
~you're mad thinking you could ever save me~
~Oh, I just had a change of heart~

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